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Das Amt Lechenich war eine Verwaltungseinheit des Kurfurstentums Koln die vom 13 bis zum Ende des 18 Jahrhunderts bestand und zu den altesten kurkolnischen Amtern gehorte Grabmal des Erzbischofs Philipp von Heinsberg im Kolner DomEs entstand aus einem erzbischoflichen Hof 1185 curtis in Lechenich und erzbischoflichen Besitzungen in anderen Orten die einem Vogt unterstanden Nach der Aufhebung der Vogtei 1185 durch Erzbischof Philipp von Heinsberg ubernahm ein Schultheiss die Verwaltung und Rechtsprechung Schultheiss Hermann 1203 Inhaltsverzeichnis 1 Ausbau des Amtes Lechenich 1 1 Sicherung der landesherrlichen Macht im Amte Lechenich 2 Organisation des Amtes 2 1 Amtsgebiet 2 2 Amtssitz 2 3 Aufgaben des Amtmanns 2 3 1 Verpfandungen 2 4 Aufgaben des Kellners 2 5 Amtmanner Wolff Metternich zu Gracht 3 Liste der Amtmanner 4 Literatur 5 EinzelnachweiseAusbau des Amtes Lechenich BearbeitenDas Amt Lechenich wird im Jahre 1274 erstmals urkundlich erwahnt Philipp von Heinsberg und seine Nachfolger hatten die Burganlage in Lechenich stark befestigt 1239 castrum und zur Zentrale des Amtsbezirks ausgebaut Sie war Sitz der erzbischoflichen Verwaltung und des Gerichtes mit Nieder und Hochgericht 1285 Schoffenurkunde ausgestellt in castro Lechnich Die Entwicklung des Amtes wurde massgeblich durch den Fortschritt erzbischoflicher Erwerbungen von Besitz und Rechten gepragt Philipp von Heinsberg hatte zwei edelfreie Guter in Lechenich erworben Wichterich kam 1254 als Prumer Lehen der Grafschaft Hochstaden als Hochstadensches Erbe zum Amte Lechenich Berrenrath 1322 nach dem Erwerb der Grafschaft Hulchrath Dieser Prozess war 1402 vollendet als Konrad von Schleiden Erzbischof Friedrich III von Saarwerden seine grundherrschaftlichen Rechte in Erp zu Lehen auftrug 1 Sicherung der landesherrlichen Macht im Amte Lechenich Bearbeiten Zur Festigung der erzbischoflichen Hoheit im Amtsgebiet erwarben die Erzbischofe gegen Zahlung einer Geldsumme die Offenhausrechte an den allodialen befestigten Burgen Konradsheim Buschfeld Gymnich Haus Busch in Niederelvenich und Haus Boulich in Wichterich die der Besitzer als Lehen zuruckerhielt Durch zusatzliche Vergabe eines Lechenicher Burglehns wurde die Lehnsbindung gefestigt Die ubrigen Burgen deren Besitzer ihr Allodialgut aufgegeben hatten wurden als Lehnsburgen und Burglehn von Lechenich wie die Burg in Ahrem die Burg in Blessem die Burg in Meller und die Burgen in Dirmerzheim in die erzbischofliche Landeshoheit einbezogen 2 Organisation des Amtes BearbeitenAmtsgebiet Bearbeiten Zum Amte gehorten vier Gerichtsbezirke Das Gericht Lechenich mit der Stadt Lechenich und ihren Burgbanndorfern Ahrem Blessem Herrig Konradsheim und Meller sowie den Honschaften Liblar mit Spurk und Kottingen bis 1630 Bruggen Kierdorf Roggendorf Dirmerzheim und dem Oberdorf Gymnich ferner das halbe Dorf Pingsheim sowie die Orte Alstadten Burbach und Berrenrath in denen der Erzbischof die Hochgerichtsbarkeit innehatte Grundherr war das Kloster Burbach Das Gericht Blatzheim mit Bergerhausen Dorsfeld Geilrath und Niederbolheim Das Gericht Wichterich Dingstuhl mit Wichterich Mulheim mit der Burg und Niederelvenich mit Haus Busch Das Kirchspiel Borr mit Borr und Scheuren vom Gericht Wichterich abgezweigt 3 Innerhalb des Amtes bestanden mehrere geistliche Unterherrschaften wie das Dorf Bliesheim das seit 1328 eine Unterherrschaft des Stiftes St Mariengraden in Koln war Ahnlich war Friesheim eine domkapitularische Unterherrschaft die seit 1363 nach Ruckerwerbung der Vogteirechte von den Erben des 1358 verstorbenen Vogtes alle Rechte in Friesheim besass und die Herrlichkeit Hermulheim des Deutschen Ritterordens Im Laufe der Zeit hatten sich einige adelige Unterherrschaften herausgebildet wie das Dorf Erp das seit 1592 eine Unterherrschaft der Grafen von Manderscheid Blankenheim war und das Kirchspiel Liblar mit Kottingen das Kurfurst Ferdinand dem Freiherrn Johann Adolf Wolff Metternich zur Gracht 1630 als Unterherrschaft ubertragen hatte De facto ist zu dieser Reihe auch das Niederdorf des Ortes Gymnich zu zahlen das de jure zwar keine Unterherrschaft war in dem sich die Herren von Gymnich jedoch eine vergleichsweise Stellung aufgebaut hatten und seit 1628 die Hochgerichtsbarkeit besassen Die Unterherrschaft Muddersheim wird im Amte Lechenich kaum genannt ausser bei Belehnungen 4 Amtssitz Bearbeiten nbsp Ehemaliges KellnereigebaudeZentrale des Amtes war Lechenich dem Erzbischof Siegfried von Westerburg am 15 September 1279 stadtische Privilegien verliehen hatte Die nach der Zerstorung der alten Burg 1301 neu errichtete Landesburg in der Nordostecke der mit Mauern und Graben befestigten Stadt war Verwaltungs und Gerichtszentrale Im Kellnereigebaude der Vorburg befanden sich Wohnung und Amtssitz des Amtmanns die Wohnung des Kellners und Raumlichkeiten fur Gerichtssitzungen Aufgaben des Amtmanns Bearbeiten Dem kurkolnischen Amt Lechenich sass ein Amtmann vor der dieses Amt vom Erzbischof erhielt Seine Aufgabe bestand uberwiegend darin die Einwohner des Amtsbezirks zu schutzen und fur Recht und Ordnung zu sorgen sowie die unterschiedlichen kurfurstlichen Rechte in den Orten des Amtes zu wahren Seine Hauptaufgabengebiete waren Herrengeding und RechtsprechungEr musste die Herrengedinge die Bruchtengerichte bei denen kleine Vergehen bestraft wurden und die Amtsverhore fur zivile Streitigkeiten halten Der 1274 urkundlich belegte Vorsitz des Amtmanns officialis bei Gerichtssitzungen entfiel im Laufe der Zeit Seit dem Ende des 14 Jahrhunderts stand dem Amtmann ein Schultheiss zur Seite der mit den Schoffen die Gerichtsbarkeit ausubte Seit 1325 fuhrten sie ein Schoffensiegel Gerichtsschreiber und Gerichtsdiener vervollstandigten das Gericht Der Amtmann war nur noch selten zugegen 5 Einziehen der landstandischen SteuernEs wurden Simplenlisten angelegt in denen die einzelnen Orte veranschlagt waren Simplenkollektoren sammelten die Steuern ein und ubergaben sie dem Amtmann seit dem 17 Jahrhundert dem Amtsverwalter In den Honschaften sammelten die Honnen die Simplen ein und lieferten sie beim Amtsverwalter ab Sicherung und Instandhaltung der Landesstrassen in seinem Amtsgebiet Der Amtmann ubernahm bis ins 15 Jahrhundert mit seinen Knechten die Uberwachung der Landesstrassen und nahm das Geleitrecht bei Reisen wichtiger Personlichkeiten durch sein Amtsgebiet wahr Seit dem 16 Jahrhundert erfullten Amtsschutzen diese Aufgaben Zur Instandhaltung der Strassen wurden die Einwohner der Honschaften aufgeboten die zu Hand und Spanndiensten herangezogen werden konnten nbsp Husarenquartier LechenichSicherstellung von militarischer und ziviler Ordnung im Amtsgebiet Dem Amtmann oblag die Musterung der Amtsschutzen die dem Amtmann seit dem 17 Jahrhundert einem Schutzenfuhrer unterstanden 6 Zu ihren Aufgaben gehorte die Landesverteidigung doch vor allem betrafen sie die zivile Ordnung Ihre Aufgaben wurden von der 1751 durch Kurfurst Clemens August geschaffenen und im gesamten Erzstift eingesetzten Husarenkompanie weitgehend ubernommen die seit 1754 in Lechenich stationiert war 1765 bezog sie das Husarenquartier Den Amtsschutzen blieben die Patrouille auf den Landstrassen und die Bewachung der Gefangenen in der Landesburg Oberaufsicht uber die Stadt Lechenich Der Burgermeister lieferte den vom Amtmann geforderten Rechenschaftsbericht uber Einkunfte und Ausgaben Burgermeisterrechnungen Burgermeister und Rat hatten den Anweisungen des Amtmanns zu gehorchen 7 Verpfandungen Bearbeiten Kriegerische Auseinandersetzungen und Gebietserwerbungen brachten im 14 und vor allem im 15 Jahrhundert die Erzbischofe in finanzielle Schwierigkeiten Ihren Geldgebern wurden haufig Einkunfte aus den Zollen oder Amter verpfandet Das Amt Lechenich war im 14 Jahrhundert nur wenige Male jedoch im 15 Jahrhundert seit der Soester Fehde mehrmals uber Jahrzehnte verpfandet wobei sich die Pfandherren in der Regel im Abstand von einigen Jahren ablosten Am langsten war das Amt Pfandobjekt Johanns von Gymnich dem Hofmeister des Erzbischofs Hermann von Hessen der es ihm 1489 wegen einer noch bestehenden Schuldforderung von 11000 Gulden verpfandete 8 Nach Johanns Tod kam es in den Besitz seiner Neffen und Erben Adolf von Gymnich und Gauwin von Gymnich Unter Erzbischof Philipp von Daun Oberstein wurde die Pfandschaft 1514 gegen die Ubertragung des Amtes Nurburg eingelost 9 Aufgaben des Kellners Bearbeiten Im Amte Lechenich gab es eine Aufgabenteilung Ein vom Erzbischof eingesetzter Kellner 1334 celerarius hatte die Aufsicht uber das erzbischofliche Eigentum im Amt Er sammelte die dem Erzbischof zustehenden Einkunfte an Geld und Naturalien wie Schatzgeld Bede und Erbpacht ein er verpachtete den erzbischoflichen Grundbesitz entlohnte die Bediensteten und sorgte fur die Instandhaltung der Gebaude Jahrlich musste er eine Rechnung uber Einnahmen und Ausgaben der erzbischoflichen Hofkammer vorlegen 10 Amtmanner Wolff Metternich zu Gracht Bearbeiten nbsp Wohnhaus erbaut um 1630 ehemaliger Sitz des Amtsverwalters in LiblarSeit Ende des 16 Jahrhunderts waren die Herren Wolff Metternich zur Gracht mit der Wurde des Amtsmanns betraut Sie blieben in dieser Funktion bis 1794 als nach dem Einmarsch der franzosischen Revolutionstruppen das kurkolnische Amt aufgehoben und eine Zivilverwaltung fur die besetzten Gebiete durch die franzosischen Behorden eingerichtet wurde Die Freiherren seit 1731 Grafen wohnten nicht an ihrem Amtssitz sondern auf Haus Gracht in Liblar oder in ihrem Haus in Koln Im Dienste des Kurfursten wohnten sie in Bonn im Metternicher Hof Die Amtsgeschafte ubernahm weitgehend ein Amtsverwalter der gleichzeitig Vogt der Herren Wolff Metternich zur Gracht in Liblar war Dem Amtmann blieb die Oberaufsicht uber die Stadt Liste der Amtmanner Bearbeiten1274 Dietrich Voss Theodericus genannt Vulpes 1291 Werner von Bergerhausen 1311 Konrad von Tomburg 1320 Arnold Unbescheiden 1329 Arnold Gryn 1344 Arnold von Buschfeld 1345 Dietrich Pytane 1358 1359 Tilmann Kuyl 1364 Werner von Bachem 1364 Johann von Rheindorf 1365 Wilhelm von Schleiden Dompropst 1375 Johann Wolff von Rheindorf 1388 1393 Godart Wolff von Rheindorf 1395 Heinrich von Bell 1397 1402 Johann von Nievenheim 1404 Wilhelm Beissel von Gymnich 1406 1414 Heinrich von Bell 1421 Friedrich Scheiffart von Merode 1425 Gerhard von Rheydt 1428 Statz von dem Bongart 1446 Emond Beissel von Gymnich 1447 Graf Heinrich von Nassau 1433 1464 Dietrich von Bourscheid 1477 Stefan von Siegenhoven 1480 Johann von Gymnich 1489 1499 Johann von Gymnich 1510 Adolf von Gymnich 1530 1558 Daem Spiess von Bullesheim zu Frechen 1561 1563 Heinrich Schall von Bell zu Schwadorf 1572 Wilhelm von der Horst zu Heimerzheim 1587 1603 Herrmann Wolff Metternich zur Gracht 1604 1605 Hans Philipp von Hoheneck 1612 1638 Otto von dem Bongart zu Bergerhausen 1638 1658 Johann Adolf Wolff Metternich zur Gracht 1658 1668 Degenhard Adolf Wolff Metternich zur Gracht 1668 1681 Hieronymus Wolff Metternich zur Gracht Malteserritter 1681 1722 Johann Adolf II Wolff Metternich zur Gracht 1723 1741 Franz Josef Wolff Metternich zur Gracht 1741 1753 Clemens August Wolff Metternich zur Gracht unter Vormundschaft 1754 1790 Johann Ignaz Wolff Metternich zur Gracht 1791 1794 Max Werner Wolff Metternich zur GrachtLiteratur BearbeitenWilhelm Fabricius Erlauterungen zum Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz Zweiter Band Karte von 1789 Einteilung und Entwicklung der Territorien von 1600 bis 1794 Bonn 1898 Klaus Flink Bearb Lechenich Rheinischer Stadteatlas Lieferung I Nr 1 1972 Karl Stommel Das kurkolnische Amt Lechenich seine Entstehung und seine Organisation Euskirchen 1961 Karl Stommel Hanna Stommel Quellen zur Geschichte der Stadt Erftstadt Band I V Erftstadt 1990 1998 Einzelnachweise Bearbeiten Karl Stommel Geschichte des kurkolnischen Amtes Lechenich seine Entstehung und seine Organisation Euskirchen 1961 S 12 22 Karl Stommel Geschichte des kurkolnischen Amtes Lechenich seine Entstehung und Organisation S 22 40 Karl Stommel Geschichte des kurkolnischen Amtes Lechenich seine Entstehung und Organisation Euskirchen 1960 S 43 44 Karl Stommel Geschichte des kurkolnischen Amtes Lechenich seine Entstehung und Organisation S 45 66 Karl Stommel Hanna Stommel Bearb Quellen zur Geschichte der Stadt Erftstadt Erftstadt 1990 Bd I Nr 720 S 219 220 Karl Stommel Geschichte des kurkolnischen Amtes Lechenich seine Entstehung und Organisation Euskirchen 1961 S 71 74 Karl Stommel Hanna Stommel Bearb Quellen zur Geschichte der Stadt Erftstadt Bd IV Nr 2464 S 281 und Bd V Nr 2818 S 157 159 Karl und Hanna Stommel Quellen zur Geschichte der Stadt Erftstadt Bd II Erftstadt 1991 Nr 1339 Karl Stommel Hanna Stommel Quellen zur Geschichte der Stadt Erftstadt Bd III Erftstadt 1993 Nr 1528 Karl Stommel Geschichte des kurkolnischen Amtes Lechenich seine Entstehung und Organisation S 77 82Amter im Kurfurstentum Koln Amt Alken Amt Altenahr Amt Altenwied Amt Andernach Amt Bonn Amt Bruhl Amt Deutz Amt Godesberg Mehlem Amt Hardt Amt Hulchrath Amt Kempen Amt Konigsdorf Amt Lechenich Amt Liedberg Amt Linn Amt Linz Amt Neuerburg Amt Nurburg Amt Oedt Amt Rheinberg Amt Uerdingen Amt Wolkenburg Amt Zeltingen Amt Zulpich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Amt Lechenich amp oldid 237052718