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Die Honnschaft oder Honschaft gelegentlich auch Hunnschaft Hundschaft Hondschaft o A war uber das Mittelalter hinaus in Teilen des Rheinlandes besonders am Niederrhein und im Bergischen Land die unterste Verwaltungseinheit auf dem Lande Im westfalischen Raum findet die Honnschaft in dem Institut der Bauerschaft ein im Konzept identisches Aquivalent Eine Honnschaft musste nicht zwangslaufig ein geschlossenes Gebiet umfassen sondern war zunachst als Verwaltungseinheit fur mehrere Hofstellen verfasst Eine Honnschaftsangehorigkeit war an bestimmte Hofe oder ihre Besitzer gebunden so dass es auch Honschaften gab die zum Teil oder ausschliesslich als verstreute Enklaven innerhalb anderer Honschaftsgebiete lagen Im Laufe der Entwicklung bildeten sich aber uberwiegend geschlossene Bereiche die am ehesten mit Landgemeinden vergleichbar sind und im 19 Jahrhundert oftmals auch in solche uberfuhrt wurden Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Mittelalter und Neuzeit 3 Ablosung der Honnschaften im 19 Jahrhundert 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenUnstrittig ist die Herleitung des Begriffes aus Hundertschaft Was aber mit der Zahl Hundert zusammengefasst wurde ist in der Forschung umstritten Moglich ist eine ursprunglich militarische Bedeutung Romer Westgoten wahrscheinlicher ist jedoch eine Zusammenfassung zu steuerlichen Zwecken wie in England wo die hundred im Mittelalter eine Unterteilung der Grafschaft bildeten die zur Erfassung der Steuern und zur Friedens und Rechtswahrung eingerichtet worden war Mittelalter und Neuzeit BearbeitenVermutlich reicht die Honnschaft in die Zeit der frankischen Gaugrafenverfassung zuruck Der Begriff kommt jedenfalls nur in frankischen Siedlungsgebieten vor In den sachsisch westfalischen Gebieten tritt dafur der Begriff Bauerschaft oder Burschaft auf Die Honnschaften waren auf jeden Fall schon da als bestimmtes Gebiet nicht als Begriff als die Zehntbezirke der Kirchen beschrieben wurden etwa 875 der Zehntbezirk der Werdener Klosterkirche 1 Hier finden sich alle Namen der spater als Honnschaften bezeichneten Gebiete Nicht nur die Kirchspiele setzen sich aus verschiedenen Honnschaften zusammen sondern auch die im Bergischen im 14 Jahrhundert erkennbaren Amter und deren Landgerichtsbezirke Im Einzelfall waren Kirchspiel und Honnschaft deckungsgleich zum Beispiel in Sonnborn und in Dhunn Zum bergischen Landgericht Homberg etwa zahlten 13 Honnschaften die 6 Vertreter in das Gericht schickten Als Schoffen konnten auch die Honnen gelegentlich Hunnen genannten Vorsteher einer Honnschaft gewahlt werden dies war aber wohl selten der Fall Das Amt des Honnen wechselte zwischen den Inhabern bestimmter allerdings nur alterer Hofe Seine Aufgaben sind nur schwer fassbar Im 16 Jahrhundert war der Honne der Honnschaft Hetterscheidt dafur verantwortlich dass die von den Hofen der Honnschaft zu zahlenden Naturalabgaben vollstandig in die herzogliche Kellnerei Angermund geliefert wurden Er bekam dafur einen Anteil und haftete fur fehlende Abgaben Das Zusammenfuhren von Abgaben durfte der Honne bereits 1364 als Aufgabe gehabt haben denn ein uberliefertes Verzeichnis im Hauptstaatsarchiv Dusseldorf enthalt die zu leistenden Abgaben an Geld Getreide und Schuppendienste honnschaftweise und nicht auf die einzelnen Hofe bezogen 2 Eine Unterteilung der Honnschaften in Bauerschaften gab es wohl am Niederrhein Dies durfte aber eine spate Entwicklung sein Die Namen der ehemaligen Honnschaften sind vielfach als Stadtteilnamen erhalten geblieben eine weitere geschichtshistorische Bearbeitung des Begriffes steht noch weitgehend aus Bis zum Exodus der Deutschen aus Siebenburgen existierten auch dort Honnschaften Die Siebenburger Sachsen kamen uberwiegend aus den moselfrankischen Gebieten sie waren keine Sachsen Ablosung der Honnschaften im 19 Jahrhundert BearbeitenMit der napoleonischen Besetzung und Integration der linksrheinischen Gebiete in Frankreich sowie der Grundung des franzosischen Satellitenstaats Grossherzogtum Berg um die Wende von 18 zum 19 Jahrhundert waren umfangreiche kommunale Gliederungsanderungen nach franzosischem Vorbild verbunden Die Einfuhrung von Departements Arrondissements Kantonen Landkreise und Mairien in preussischer Zeit in Burgermeistereien umgewidmet ordnete die bisherige Verwaltungsgliederungen grundlegend um Die althergebrachten Honnschaften und Bauerschaften wurden aber in der Regel als Landgemeinden oder Gemeindeteile weiterhin unterhalb der Burgermeistereiebene beibehalten so dass diese mittelalterliche Verwaltungseinheiten mindestens bis in das fruhe 19 Jahrhundert Bestand hatten Honnschaften die weniger durch eine territoriale Geschlossenheit als durch ein gestreutes Besitztum definiert waren wurden dabei haufig aufgelost und deren honschaftsangehorige Wohnplatze umliegenden oder sie umfassenden Honnschaften zugewiesen 1816 gingen die franzosisch besetzten Gebiete an Preussen das die franzosische Verwaltungsgliederung im Grossen und Ganzen beibehielt Zu Anfang wurden einige Honnschaften mit eigenem Haushalt und Gemeindevorsteher versehen und damit als Gemeindeeinheit aufgewertet zahlreiche andere bildeten eine eigene Gemarkung im nun eingefuhrten Kataster Im ersten Drittel des 19 Jahrhunderts verloren die Honnschaften aber uberwiegend als Gliederungsebene erheblich an Bedeutung und entfielen bis zur Mitte des Jahrhunderts uberwiegend ganz Im landlichen Raum wurden kleinteilige Honschaften nun zu grosseren Gemeindeverbanden innerhalb einer Burgermeisterei zusammengefasst Wo es eine zentrale Stadt gab wurde deren Stadtgebiet um die umgebenden Honnschaften erweitert die haufig auch schon zuvor demselben Kirchspiel und derselben Burgermeisterei wie auch die Stadt selbst angehorten In den amtlichen preussischen Ortsregistern der 1830er Jahre sind daher Burgermeistereien aufgefuhrt die nach wie vor in mehrere Honnschaften unterteilte Landgemeinden besassen wahrend in benachbarten Burgermeistereien diese Unterteilung bereits nicht mehr vorgenommen wurde oder die alten Honnschaften selbst als Landgemeinde in Erscheinung traten Auf Grundlage der Rheinischen Stadteordnung entstanden zahlreiche eigenstandige Stadtkreise die bei spateren Kommunalreformen des 20 Jahrhunderts haufig noch fusionierten Spatestens mit der Grundung eines Stadtkreises entfiel die Existenz einer dem neuen Stadtgebiet zugehorigen Honnschaft Als Beispiel fur diesen Transformationsprozess sei die heutige Stadt Huckeswagen genannt Vor der Franzosenzeit einem altbergischen Amt angehorend war das spatere Stadtgebiet in die Freiheit Huckeswagen um das Schloss Huckeswagen und die definitionsgemass zur Aussenburgerschaft zusammengefassten Honnschaften Berghausen Grosse Honschaft Herdingsfeld und Ludorf unterteilt Die Franzosen schufen die Mairie spater Burgermeisterei Huckeswagen bestehend als Verbund aus Zentralort Freiheit und den vier Honschaften Preussen ernannte 1859 den Zentralort zur Stadt und fasste die vier Honschaften 1861 zur Landgemeinde Neuhuckeswagen zusammen so dass die Burgermeisterei Huckeswagen sich nun aus der Stadt Huckeswagen und der Landgemeinde Neuhuckeswagen zusammensetzte 1920 wurde Neuhuckeswagen in die Stadt eingemeindet die 1975 aber wieder das Gebiet der alten Honnschaft Ludorf an Remscheid abgeben musste Das heutige Huckeswagen ist kommunalhistorisch auf der Freiheit Huckeswagen und den Honnschaften Berghausen Grosse Honschaft und Herdingsfeld zuruckzufuhren Siehe auch BearbeitenHarde Huntare Weiler ZentenariusLiteratur BearbeitenKarl Kroeschell Hundert Hundertschaft In Lexikon des Mittelalters Band V Sp 214f Hermann Schutze Bezirk und Organisation der niederrheinischen Ortsgemeinde mit besonderer Rucksicht auf das alte Herzogthum Berg In Beitrage zur Geschichte des Niederrheins Band 15 1900 S 182 Einzelnachweise Bearbeiten Landesarchiv Dusseldorf Werden Akten IXa Ia Bl 15v Thomas Lux Heiligenhaus Geschichte einer Stadt im Niederbergischen Heiligenhaus 1997 S 54 61 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Honnschaft amp oldid 234789998