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Das Husarenquartier in Erftstadt Lechenich war von 1765 bis 1794 Standquartier der ersten von Kurfurst Clemens August 1751 aufgestellten kurkolnischen Polizei einer berittenen Landgendarmerie genannt Husarenkompanie Die Husarenkompanie war von hier aus fur den gesamten uberwiegend linksrheinischen Teil des Kurfurstentums Koln zustandig Nach der Franzosenzeit war das Husarenquartier bis zur Verlegung der Kreisverwaltung nach Euskirchen 1827 Landratsamt Husarenquartier LechenichVor St Kilian Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Bedeutung 2 Geschichte 2 1 Besitzverhaltnisse des Standquartiers 2 2 Nutzung des Quartiers 2 3 Franzosisches Gendarmeriegebaude 2 4 Verwendung in Preussischer Zeit 3 Baubeschreibung 4 Restaurant Nutzung 1995 2017 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksLage und Bedeutung BearbeitenDas Husarenquartier liegt wenige Meter vom zentralen Markt der Stadt Lechenich entfernt an der zur Landesburg fuhrenden Schlossstrasse Das historische Gebaude wurde 1765 errichtet und gehort als Kulturdenkmal zu deren Sehenswurdigkeiten Geschichte BearbeitenDie Bevolkerung der landlichen Gebiete im Kurkoln des 18 Jahrhunderts litt unter Drangsalierungen Einbruchen und Raubereien umherziehender Landstreicher und Banden Dies war Anlass fur den Kurfursten Clemens August eine Landgendarmerie aufzustellen deren Aufgabe die Gewahrleistung von Sicherheit Ruhe und Ordnung im Erzstift werden sollte Nach Bewilligung des entsprechenden Etats durch die Landstande wurde 1751 durch den Kurfursten die berittene Landgendarmerie auch Husarenkompanie genannt aufgestellt Die Leitung ubertrug Clemens August dem zu dieser Zeit auf seinem Schloss in Rosberg residierenden Oberjagermeister Clemens August Freiherr von Weichs zu Rosberg Die Husaren hatten zunachst zwei Standorte diese waren Hersel und Hulchrath bei Neuss Anfang des Jahres 1754 wurde das Standquartier in Hersel 1756 das Standquartier in Hulchrath aufgelost und die Husaren bezogen das Hauptquartier in Lechenich Eine kurfurstliche Order wies die Beamten und Unterherren an den Husaren jedwede Unterstutzung zu gewahren Dazu gehorten Hinweise auf verdachtige Personen oder Vorgange zu geben aber auch Verpflegung und Unterkunft fur Mann und Reittier zur Verfugung zu stellen Bedingt durch die Grosse des zu beaufsichtigenden Gebietes kehrten die ausgeruckten Husaren oft erst nach einigen Tagen in ihr Quartier in Lechenich zuruck Die Husarenkompanie bestand aus angeworbenen jungen Mannern die freiwillig in den Dienst des Kurfursten getreten waren Sie waren uniformiert bewaffnet und wurden regelmassig besoldet waren jedoch keine militarische Einheit Sie waren vielmehr die den Landstanden unterstellte Polizei Ihre Hauptaufgabe als Gendarme bestand darin verdachtige Personen Diebs und Bettelgesindel aufzuspuren dingfest zu machen um sie bis zur Aburteilung durch die ortlichen Schoffen ins Gefangnis im Gebiet Lechenich ein Turm der Landesburg einzuliefern 1 Besitzverhaltnisse des Standquartiers Bearbeiten Das Haus und die dazugehorigen Gebaude wurden im Jahre 1765 von Husarenoberst Szentivani dem Kommandanten der kurkolnischen Husarenkompanie und seiner Frau einer geborenen Grafin von Wittgenstein errichtet Am 25 Juli 1765 vermietete der Oberst das Gebaude mitsamt Scheune und Stallungen den kurkolnischen Landstanden Der Vertrag lief auf 12 Jahre zu einem jahrlichen Zins von 80 Reichstalern fur die Unterbringung der Husarenkompanie 2 1767 schenkte Oberst Szentivani die Halfte des Hauses seiner Frau die andere Halfte vermachte er dem Erzstift das nach seinem Tode 1769 die andere Halfte des Hauses von seiner Witwe in Erbpacht erwarb 3 Nutzung des Quartiers Bearbeiten Im Sommer 1765 wurde das Haus als Standquartier von der Husarenkompanie bezogen Sie bestand inklusive der Fuhrungskrafte aus 32 Personen Davon waren 28 oder 29 einfache Husaren die ubrigen Unteroffiziere oder Korporale Mannschaften Offiziere und der Kommandant bewohnten gemeinsam das Hauptgebaude Die Mannschaftsraume waren sehr einfach eingerichtet Den Husaren dienten mit Matratzen oder Strohsacken belegte Bettgestelle als Schlaflager Auch die sanitaren Einrichtungen wie Waschgelegenheiten oder Latrinen durften in dieser Zeit sehr einfach ausgestattet gewesen sein So wird von Visitationen durch Vertreter der Landstande berichtet die vieles bemangelten 4 Das Lechenicher Quartier der Husaren wurde von diesen bis zum Einmarsch der franzosischen Revolutionsarmee genutzt Im Herbst 1794 wurden 12 Husaren als Polizeitruppe ins Vest Recklinghausen verlegt wo sie 1798 in Landdragoner umbenannt als Landpolizisten Dienst verrichteten 5 Franzosisches Gendarmeriegebaude Bearbeiten nbsp Lageplan 1800 1815 Das ehemalige Husarenquartier wurde zunachst durch die franzosische Verwaltung verpachtet Die Gebaude des Standquartiers waren nicht vom Verkauf in der Sakularisation betroffen da die franzosische Verwaltung sie als Gendarmerigebaude nutzte Seit 1800 wohnten in dem Gendarmeriehaus ein Brigadier und drei Gendarme mitsamt ihren Familien 6 7 8 Nach 1815 war das Gebaude im Besitz der Gemeinde Verwendung in Preussischer Zeit Bearbeiten Nach dem Ende der Franzosenzeit wurde das Haus von 1816 bis 1827 das Landratsamt des neu geschaffenen aus dem Kanton Lechenich und dem Kanton Zulpich hervorgegangenen Kreises Lechenich Auch jetzt behielt das Gebaude seine Doppelfunktion als Amts und Wohnhaus bei Die ersten beiden Landrate des Kreises Landrat Barsch und Landrat Weichs sowie der Kreissekretar arbeiteten und wohnten in dem Gebaude Nach der Verlegung der Kreisverwaltung nach Euskirchen im Jahr 1827 vermietete die Gemeinde das Haus an die Nachkommen des Jakob Cahen 9 Nach einer Eintragung im Protokollbuch der Gemeinde Lechenich ist das Haus 1847 verkauft worden Reste eines Plakates mit der Bekanntmachung der Versteigerung fand man bei der Restaurierung im Jahre 1980 unter dem Putz der Aussenwand nbsp Ehemalige Stallungen nbsp Brunnen an der Ruckseite nbsp Vormaliger Kuchenabfluss nbsp Ruckwartiges GelandeBaubeschreibung BearbeitenHaus und Grund des Husarenquartiers liegen gegenuber der Chorseite der alten Pfarrkirche St Kilian Das Grundstuck erstreckt sich beginnend an der Schlossstrasse als schmaler Streifen entlang der dort beginnenden Steinstrasse nach Osten Im Vergleich zu einem Lageplan des Jahres 1800 befanden sich auf dem Areal ausser dem Wohnhaus und den Pferdestallen mit zugehorigen Magazinraumen weitere alte Gebaude Von dieser Bebauung blieb das heutige mit seiner Breitseite an der Strassenfront stehende ehemalige Hauptgebaude sowie der an der Sudseite des Grundstucks errichtete Langstrakt der ehemaligen Stallungen heute oft als alte Scheune bezeichnet die nach ihrer Sanierung in jungerer Zeit als Buroraume genutzt werden Die Restflache wird heute uberwiegend als Parkplatz genutzt Das Husarenquartier ist ein rechteckiger zweigeschossiger Backsteinbau mit einem schiefergedeckten abgewalmten Mansarddach Das nach dem altesten dokumentierten Farbton des Hauses in einem oxidrot getunchte Bauwerk gliedert sich durch in Sandstein gefasste Fenster und hat jeweils einen Eingang auf der Vorder und Ruckseite Die Fenster des uberwiegend freistehenden Gebaudes wurden nach dessen umfassender Restaurierung wieder in der fruheren Sprossenform gehalten Erhaltene historische Substanz des grundlegend entkernten und neu ausgebauten Hauses ist ein unter dem rechten Gebaudeteil liegender tonnengewolbter Keller An der Hauswand zur Steinstrasse ist an der linken Seite des Erdgeschosses ein Ausgussstein im Mauerwerk belassen worden Es soll der ehemalige Abfluss der dort lokalisierten Kuche mit ihrem steinernen Spulbecken gewesen sein 10 Im ruckwartigen Aussenbereich befindet sich ein in jungerer Zeit errichteter Brunnen auf dessen Saulenkapitell die Bronze eines Pferdes aufgebracht wurde Sie erinnert jedoch nicht an die Pferde der berittenen Husarenkompanie sondern an die Zucht von Kaltblutern in Lechenich die von der Familie Kretz betrieben wurde Diese ist auch Eigentumer der Immobilie Restaurant Nutzung 1995 2017 Bearbeiten nbsp Restaurant Husarenquartier nbsp Husarenquartier 2021 ohne RestaurantschildVon 1995 bis 2017 wurde das Restaurant Husarenquartier von Herbert Brockel geleitet Es wurde vom Guide Michelin von 2000 bis 2016 mit einem Stern ausgezeichnet 11 Einzelnachweise Bearbeiten HSTAD Kurkoln II 3290 und 3291 HSTAD Kurkoln XIII 664 Bl 31 32 Archiv Gracht Akte Nr 10 Husarenkompanie Landgendarmerie veroffentlicht in Stommel Quellen zur Geschichte der Stadt Erftstadt N 2942 Archiv Gracht Akte Nr 10 veroffentlicht in Stommel Quellen V Nr 2920 A Reiche Vom bewaffneten Hausmann zu Polizisten S 279 Karl Stommel Einwohnerlisten von 1799 bis 1801 S 329 Laut Registerauszug des Domanenliquidationsburos von 1822 uber das Gendarmeriegebaude in Lechenich war das Haus fur Gendarmeriedienste hergegeben worden und 1822 im Besitz der Gemeinde HSTAD Renteien Koln Aachen Nr 855 Bormann Heimat an der Erft Seite 245 246 Frank Kretzschmar Muhlen Bauten und versteckte Winkel im Rhein Erft Kreis S 9697 Consent Abgerufen am 13 Marz 2022 Literatur BearbeitenFrank Kretzschmar Muhlen Bauten und versteckte Winkel im Rhein Erft Kreis Verlag J P Bachem Koln 2004 ISBN 3 7616 1834 4 A Reiche Vom bewaffneten Hausmann zu Polizisten Julich 1997 ISBN 3 930808072 K und H Stommel Quellen zur Geschichte der Stadt Erftstadt Bd 5 Erftstadt 1998 ISBN 3 9805019 2 2 Karl Stommel Die franzosischen Einwohnerlisten aus Erftstadt von 1799 bis 1801 Erftstadt 1988 H und C Bormann Heimat an der Erft Erftstadt 1992 ISBN 3 9802650 3 XWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Husarenquartier Lechenich Album mit Bildern Videos und Audiodateien Husarenquartier in Erftstadt Lechenich50 80077 6 76671 Koordinaten 50 48 2 8 N 6 46 0 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Husarenquartier amp oldid 232498772