www.wikidata.de-de.nina.az
St Kilian ist eine katholische Pfarrkirche in Lechenich einem Stadtteil von Erftstadt im Rhein Erft Kreis Die Kirche steht im Ortskern der in ihrem Grundriss erhaltenen mittelalterlichen Stadt in unmittelbarer Nahe des Marktplatzes 1271 ist die erste Kirche an dieser Stelle bezeugt als der Kolner Erzbischof Engelbert II von Falkenburg dem Stift St Aposteln in Koln alle Rechte an der neuen Kirche bestatigte wie das Stift sie an der alten Kirche besessen hatte 1 St Kilian Lechnich St Kilian um 1646 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Die spatmittelalterliche Kirche 1 2 St Kilian in der fruhen Neuzeit 1 2 1 Kriege und Belagerungen 1 2 2 Stadtbrande und Neubau 2 Die Barockkirche 2 1 Gotisierende Umformung 2 2 St Kilian in der Folgezeit 3 Glocken 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksGeschichte BearbeitenDie spatmittelalterliche Kirche Bearbeiten 1254 inkorporierte Erzbischof Konrad die dann entstehende Pfarrkirche in Lechenich dem Stift von St Aposteln 2 Damit begann die Entwicklung zur heutigen Kirche als Nachfolgebau einer ehemals westlich ausserhalb der Stadtmauern stehenden Pfarrkirche Diese war schon vor der Befestigung der Stadt aufgegeben worden und wurde durch eine kleine einschiffige Kirche mit einem vorgesetzten rechteckigen Chor ersetzt Im Jahre 1485 wurde das Gotteshaus dem heiligen Kilian geweiht und tragt seitdem seinen Namen 3 Patronatsherr der Kirche war das Stift St Aposteln 3 welches auch ausserhalb der Stadt bis weit in das Umland grosse Landereien und Zehntrechte besass Nach Aussage eines Visitationsprotokolls vom 3 August 1662 waren die Nebenaltare der Kirche den Patronen der Bruderschaften geweiht Der Marienaltar wurde bereits 1356 erwahnt Ein Nebenaltar war der heiligen Agatha geweiht der Beschutzerin vor Feuergefahr ein weiterer Antonius dem Grossen 3 St Kilian in der fruhen Neuzeit Bearbeiten Kriege und Belagerungen Bearbeiten Die mehrmaligen Belagerungen der Stadt durch feindliche Truppen 1583 Truchsessischer Krieg 1642 Dreissigjahriger Krieg und 1673 Hollandischer Krieg wirkten sich auch auf St Kilian aus Obwohl 1642 die Mauern der Kirche durch den Beschuss der Belagerer grosse Locher aufwiesen die die Feinde nachdem sie in die Kirche eingedrungen waren als Schiessscharten benutzten 4 liessen sich die Schaden nach dem Abzug der Belagerer bald beheben Die Kirche kam in allen kriegerischen Auseinandersetzungen ohne grosse Blessuren davon Dies bestatigen auch Stadtdarstellungen wie die Merians von 1646 sie zeigen die Kirche in Lechnich wahrend der Belagerung von 1642 und einige Jahre spater in unversehrtem Zustand Das Bauwerk war zu dieser Zeit einschiffig und schloss an der Sudseite mit einem etwas niedrigeren Chor ab An seiner Westseite stand ein Turm der einen hoch aufragenden spitzen Helm trug 5 Stadtbrande und Neubau Bearbeiten nbsp Inschrift zur Unterhaltungskostenregelung zw Lechenich und Stift St Aposteln ca 1746 49 Schwere Auswirkungen hatte der Stadtbrand des Jahres 1702 Die Kirche hatte grosse Brandschaden erlitten und musste neu errichtet werden Der Baubeginn verzogerte sich da sich die bisher die Bauunterhaltung tragenden Parteien stritten Nach den Synodalstatuten war der Pfarrer fur die Unterhaltung des Chores der Inhaber des grossen Zehnten fur die Unterhaltung des Kirchenschiffes die Gemeinde fur den Turm sowie fur Kirchhofsmauer und Beinhaus verantwortlich 6 Das Stift St Aposteln hielt sich nicht zustandig fur einen Neubau Die Gemeinde kam als erste der Parteien ihrer Verpflichtung nach und begann 1706 mit dem Aufbau eines neuen um 1717 fertiggestellten Turmes in dem nun vorsorglich Feuerloschgerate zur Brandbekampfung untergebracht wurden Auf Druck der Kurfursten zunachst des Erzbischofs Joseph Clemens und spater seines Nachfolgers Erzbischof Clemens August war das Stift zu einem kompletten Neubau bereit Ein weiterer Brand im Jahr 1722 der fast alle Hauser des Ortes zerstorte brachte neuerliche Verzogerungen Stift und Gemeinde einigten sich darauf dass das Stift ein neues Dach finanzierte die Gemeinde auf eigene Kosten die Kirche im Barockstil restaurierte Nach einem erneuten Brand 1744 wurde ein Neubau zwingend notwendig den das Stift St Aposteln von 1746 bis 1749 errichten liess 7 Die Konsekration erfolgte im Jahr 1750 5 Die Barockkirche Bearbeiten nbsp Zwiebelturm nbsp Zierblendwerk des TurmesDem Zeitgeschmack entsprechend war ein barocker Backsteinbau mit vier Jochen und Chor sowie einem westlich vorgestellten Turm entstanden Den viergeschossigen mit Schweifgiebeln versehenen Turm kronte eine markante Zwiebelhaube Der Glockenstuhl des Turmes erhielt durch die 1744 von Martinus Legros 8 aus Malmedy gegossenen Glocken ein neues Gelaut Die obersten Turmgeschosse gliederten zu allen Seiten je zwei von Rundbogen eingefasste Schallfenster Den mittleren Turmabschnitt hatte man der traditionellen Bauform der Region entsprechend mit zierlichen Blendbogengliederungen versehen Diesem Stil folgten die Bauherren des nachtraglich dem Turm angegliederten Mittelschiffes Es wies ebenfalls nun der Hohe des Kirchenschiffes angepasste hohe Rundbogenfenster auf die durch ins Mauerwerk eingearbeitete Pilaster gegliedert waren Die von unterschiedlichen Baumeistern errichteten Komponenten des Kirchenbauwerks sollen nicht aufeinander abgestimmt gewesen sein So verdeckte das Dach des durch St Aposteln erbauten Kirchenschiffes die unteren Schallfenster des Turmes Die Stadt sah sich daher gezwungen den Turm um ein weiteres Geschoss zu erhohen Auch das dem Turm nachtraglich aufgesetzte neue Glockengeschoss hob sich von dem bisher angewandten Stil ab Fenster und Mauerwerk waren nun mit horizontalen aus Werkstein gehauenen Bandern verziert Rahmungen Kampfer und Keilsteine unter der Zwiebelhaube waren nun weithin sichtbar 5 Gotisierende Umformung Bearbeiten nbsp Sudliches Querschiff Sakristei und Chor im Dachbereich neogotische GaubenWie schon das alte Rathaus der Stadt wurde auch St Kilian durch die Umsetzung der Plane des Kolner Architekten Ernst Friedrich Zwirner verandert Die 1750 eingeweihte und in barocken Stil fertiggestellte Kirche erhielt durch 1864 durchgefuhrte Umbauten nun augenfallige neugotische Akzente Nach den noch von Dombaumeister Zwirner erarbeiteten Entwurfen wurden in die Bogenfenster des Langschiffes Masswerke in gotischem Stil eingesetzt Den ausseren Pilastern wurden abgestufte bis an das obere Gesims reichende Strebepfeiler vorgesetzt Das Gesims setzte sich an dem 1888 zusatzlich erbauten Querschiff fort und umzog den mit Spitzbogenfenstern und Masswerk versehenen in polygonaler Form angegliederten Chor Diese letzten Erweiterungen St Kilians der Anbau eines Querschiffes und die des neu erbauten Chores gingen auf eine Zusammenarbeit der Kolner Architekten Carl Rudell und Richard Odenthal zuruck 9 Im Inneren des Gotteshauses uberspannten grosse Kreuzgratgewolbe das Hauptschiff dessen dieses unterteilende Gurtbogen auf Halbsaulen ruhten Das Querschiff und der Chor hatten ein auf Konsolen ruhendes Rippengewolbe erhalten Die Ausstattung der Kirche zeigt die Abkehr vom barocken zum neugotischen Stil noch deutlicher und komplettiert den ausseren Wandel des Bauwerks auch in Bezug auf die vorhandene Ausstattung Als Ersatz der 1888 entfernten barocken Altare die sich heute in der Heddinghovener Kapelle St Servatius befinden sollen wurden neue in neugotische Stil gearbeitete Altare angeschafft und aufgestellt 10 nbsp Kirchenschiff in Richtung Osten nbsp Chorgewolbe nbsp Orgelempore nbsp TurmaufgangSt Kilian in der Folgezeit Bearbeiten Von insgesamt vier vorhandenen Zugangen wird als offizieller Kirchenzugang der Eingang an der Nordwestseite benutzt Durch diesen gelangt man in ein unter der Orgelempore eingebautes bescheidenes dem Windschutz dienendes Vestibul und betritt dann das Kirchenschiff Die Empore hat eine an der Vorderseite von holzernen Stutzbalken getragene flache Balkendecke und ist an der Ruckseite in der Wandung eingelassen Die Stutzbalken mit ihren Verstrebungen sowie die Brustung der Empore sind mit schonen Schnitzereien versehen Sie stammen aus der neugotischen Epoche Die auf der Empore befindliche barocke Orgel ist nur noch in reduziertem Umfang erhalten Der Prospekt datiert aus der Bauzeit der Kirche Dahinter steht ein neues Werk von Josef Weimbs Orgelbau mit 27 Registern das 16 Register aus der Vorgangerorgel von 1880 integriert Mittig unter der Empore befindet sich in dem zum Kirchenschiff hin offenen Untergeschoss des Turmes eine kleine Kapelle Neben dieser befindet sich an der rechten Seite eine Vitrine die eine Anna selbdritt enthalt Sudlich davon neben Wandskulpturen offnet sich ein Treppenaufgang des zweigeschossigen ausseren Wendelturmes uber den man zur Empore oder zum Glockenturm gelangt An der sudlichen Wand dieses ersten Joches befindet sich ein offenbar nicht benutzter Eingang nbsp Verglasung nbsp Kanzel nbsp Seitenaltar nbsp BeichtstuhlDas Mittelschiff weist beidseitig hohe Rundbogenfenster mit Masswerk auf deren farbige Verglasung verschiedene biblische Motive zeigt Im untersten Abschnitt der Glasarbeiten wurde die Jahreszahl 1902 eingearbeitet Auf den unterhalb der Fenster verlaufenden beiden Seitengangen befinden sich in den Jochabschnitten beginnend von Westen an jeder Seite zwei Beichtstuhle Im vierten Jochabschnitt der Sudwand liegt der kleine Treppenaufgang zur dort aufgestellten Kanzel Ein von Banken flankierter Mittelgang fuhrt auf schwarz weiss gefliestem Boden zu der von einem schonen Gewolbe uberspannten Vierung und dem sich anschliessenden Chorbereich In den recht kurzen Seitenflugeln des Querschiffes befinden sich die Seitenaltare im nordlichen Flugel wurde zusatzlich ein mit reichen Schnitzereien versehener Taufstein aufgestellt Im leicht erhohten Chorbereich wurde nach dem Zweiten Weltkrieg den die Kirche leidlich uberstanden hatte 1961 der neugotische Hauptaltar wegen Holzschaden abgebrochen Die Kirche konnte jedoch einen adaquaten Ersatz aus der Pfarrei Lendersdorf beschaffen und liess diesen nach einer erforderlichen Restaurierung im Jahr 1982 im Chor aufstellen Der neue Altar die Seitenaltare die Orgelempore das Taufbecken sowie das Beichtgestuhl und die Kanzel der Kirche zeigen einen einheitlichen Stil Glocken BearbeitenZu den vorhandenen Glocken von Martin Legos aus dem Jahr 1744 siehe weiter oben lieferte die Glockengiesserei Otto aus Hemelingen Bremen im Jahr 1926 zwei Bronzeglocken die jedoch im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen wurden Das Gelaut wurde 1957 durch drei neue Otto Glocken wieder vervollstandigt So verfugt die St Kilian Kirche heute uber ein funfstimmiges Gelaut mit drei Otto Glocken 1 2 5 und zwei Legros Glocken 3 4 Die Glocken erklingen auf d e g a c Sie haben folgende Durchmesser 1412 mm 1257 mm 1083 mm 965 mm 792 mm Ihre Gewichte sind 1650 kg 1150 kg 800 kg 600 kg 300 kg 11 12 13 Literatur BearbeitenFrank Kretzschmar Kirchen Kloster und Kapellen im Erftkreis Erftkreisveroffentlichung Nr 94 Rheinland Verlag 1983 S 88f ISBN 3 7927 0821 3Einzelnachweise Bearbeiten HAStK Geistliche Abteilung 16 Bl 15 Nr 41 HAStK Bestand St Aposteln Urkunde Nr 48 a b c Karl Stommel Geschichte der kurkolnischen Stadt Lechenich Verein der Geschichts und Heimatfreunde des Kreises Euskirchen e V Euskirchen 1960 S 72 Sarburg Walram Verteidigung und Triumph der Feste und Stadt Lechenich Koln 1643 Aus dem Lateinischen ins Deutsche ubersetzt von Karl Weber 1978 a b c Frank Kretzschmar S 88 AEK Visitationsprotokolle 1698 HAStK Bestand St Aposteln A 7H Kapitelsprotokolle J J Merlo Legros Martin In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 18 Duncker amp Humblot Leipzig 1883 S 132 Pfarrarchiv St Kilian Lechenich I Teil Abteilung 4 Band 1 Kirche Frank Kretzschmar S 89 Nach Glockenbuch Dekanat Erftstadt im Erzbistum Koln Memento vom 8 Februar 2015 im Internet Archive Gerhard Reinhold Otto Glocken Familien und Firmengeschichte der Glockengiesserdynastie Otto Selbstverlag Essen 2019 ISBN 978 3 00 063109 2 S 588 hier insbes S 466 527 554 Gerhard Reinhold Kirchenglocken christliches Weltkulturerbe dargestellt am Beispiel der Glockengiesser Otto Hemelingen Bremen Nijmegen 2019 S 556 hier insbes S 462 484 510 urn nbn nl ui 22 2066 204770 Dissertation an der Radboud Universiteit Nijmegen Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Kilian Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Katholischer Pfarrverband Lechenich50 80087 6 76625 Koordinaten 50 48 3 1 N 6 45 58 5 O Kirchen und Kapellen in der Stadt Erftstadt St Alban Liblar Annakapelle Gymnich St Anna Kapelle Kottingen Apolloniakapelle Ahrem St Barbara Liblar St Clemens Herrig Emmauskirche Gymnich Friedenskirche Liblar St Johannes Enthauptung Niederberg St Johannes der Taufer Ahrem St Johannes der Taufer Niederberg St Joseph Kottingen St Kilian Lechenich Kirche der Versohnung Lechenich St Kunibert Gymnich St Lambertus Bliesheim Marienkapelle Frauenthal St Martin Friesheim St Martinus Borr St Martinus Kierdorf St Michael Blessem St Pantaleon Erp St Remigius Dirmerzheim St Servatius Kapelle Lechenich Normdaten Geografikum GND 4835200 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Kilian Lechenich amp oldid 232213027