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Die romisch katholische St Servatius Kapelle in der nordwestlichen Vorstadt Lechenichs geht in ihrem Ursprung auf das 12 Jahrhundert zuruck und war ehemals Pfarrkirche der Orte Konradsheim und Blessem Sie dient heute dem Stadtteil Lechenich als Friedhofskapelle St ServatiusAnsicht von Sudwesten Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 1 1 Patrozinium 1 2 Kurzzeitiger Namenswechsel 1 3 Eingeschrankte Pfarrrechte 1 4 19 und 20 Jahrhundert 1 5 Heutige Kapelle 1 5 1 Bauwerk 1 5 2 Ausstattung 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseEntwicklung Bearbeiten nbsp Vermauerter MatronensteinDie Kapelle St Servatius in Lechenich Heddinghoven gehort zu den altesten Kirchen Erftstadts Fur das Mauerwerk des in das 12 Jahrhundert datierten Bauwerks wurde Material aus heimischem Bruchstein Kiesel Tuff und Sandstein verwandt Der Unterbau entstammt offenbar aus sehr unterschiedlichen Zeitraumen da neben jungeren Baustoffen auch romisches Altmaterial zu finden ist Auch Teile von Matronensteinen wurden nach entferntem Putz im Mauerwerk sichtbar 1 2 Patrozinium Bearbeiten Obwohl die Kapelle St Servatius und St Georg heisst hielt die Gemeinde an St Servatius fest Vermutlich ist das Servatius Patrozinium das alteste Fur diese Annahme spricht einmal eine Messstiftung des Ritters Arnold von Buschfeld Vogt zu Bornheim und Hofmeister des Erzbischofs fur die Servatiuskapelle Heddinghoven im Jahre 1343 3 und zum anderen das Vorhandensein der kleinen Servatiusglocke von 1457 die laut Inschrift Syfart Duysterwalt goss 4 Kurzzeitiger Namenswechsel Bearbeiten Die Stiftung betraf vermutlich den Servatiusaltar denn nach den Angaben der kirchlichen Visitation im Jahre 1698 oblag die Unterhaltspflicht des Servatiusaltares den Herren des Hauses Buschfeld 5 Der Hauptaltar war damals der St Georgs Altar In den Visitationsprotokollen von 1662 wurde die Kapelle als St Georgs Kapelle bezeichnet 6 Eine Umbenennung konnte in Zusammenhang mit der Restaurierung stehen die nach der starken Beschadigung der Kapelle bei der Belagerung Lechenichs im Jahre 1642 notwendig geworden war Eingeschrankte Pfarrrechte Bearbeiten nbsp Heddinghoven Flurkarte um 1752Jahrhundertelang war die Kapelle Pfarrkirche fur Blessem und Konradsheim Sie wurde von Lechenich aus durch einen Priester betreut der Offiziant oder Vizekurat genannt wurde 7 Die Kapelle hatte jedoch nur eingeschrankte Pfarrrechte sodass das Sakrament der Taufe in Lechenich gespendet wurde An bestimmten Feiertagen mussten die Pfarrangehorigen am Gottesdienst in der Pfarrkirche St Kilian in Lechenich teilnehmen 8 Die Kapelle war seit Anbeginn eine Filialkirche der Lechenicher Pfarrkirche und mit ihr bis zur Sakularisation 1802 dem Stift St Aposteln zu Koln inkorporiert 9 19 und 20 Jahrhundert Bearbeiten Im 19 Jahrhundert war die Kapelle Heddinghoven Rektoratskirche von St Kilian Lechenich fur Konradsheim und Blessem Ein Vikar oder Rektor betreute die Pfarrgemeinde Als Patrozinium wurde der Festtag des Heiligen Servatius 13 Mai mit einem feierlichen Hochamt und anschliessender sakramentaler Prozession begangen 10 Die Konradsheimer Einwohner bemuhten sich um die Einrichtung eines eigenen Rektorats und stellten auch ein Pfarrhaus zur Verfugung welches der letzte Heddinghovener Rektor Joerissen durch den Kauf eines eigenen Hauses ersetzte Seit 1869 besuchten die Blessemer Pfarrangehorigen den Gottesdienst in der fur sie naher gelegenen Kapelle in Frauenthal die im Laufe der nachsten Jahrzehnte immer mehr Pfarrrechte erhielt Die erzbischofliche Behorde hielt daher ein Rektorat fur Konradsheim nicht mehr fur notwendig 10 Nach dem Tod des Heddinghovener Rektors 1887 wurde die Stelle nicht wieder besetzt Das leerstehende Pfarrhaus fiel 1929 durch die Schenkung eines Konradsheimer Burgers der 1898 das Haus erworben hatte an die Lechenicher Kirchengemeinde die es 1942 verkaufte 10 Ein 1893 geplanter Abbruch der Kapelle zugunsten eines grosseren Ziegelsteinbaus wurde durch die nicht erteilte Zustimmung des Generalvikariats verhindert Es fand jedoch nach einem von den Architekten Carl Rudell und Richard Odenthal erstellten Gutachten eine grossere Instandsetzung statt Die im Jahr 1886 erstellte Expertise des Architektenduos hatte nach einer Besichtigung der Kapelle erhebliche Mangel angefuhrt Sie stellte fest dass die rechtsseitige Chorlangmauer aus zusammengesuchten Werksteinen Ziegeln und Feldsteinen zum Teil romischen Ursprungs total baufallig sei und einzusturzen drohe Die Chorabschlussmauer welche zum Teil noch in Lehmfachwerk errichtet sei musse erneuert werden 1892 beschloss der Kirchenvorstand eine Erweiterung der Kapelle in Ziegelstein Die alten maroden Mauern sollten niedergelegt werden 10 Nachdem Konradsheim zur Pfarre Lechenich gehorte blieben die alten Bindungen zur Kapelle in Heddinghoven bestehen wie zahlreiche Messstiftungen Konradsheimer Burger bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges belegen 10 Bis zum Zweiten Weltkrieg fanden in der Kapelle in Heddinghoven die Exequien der Konradsheimer und weitere Gottesdienste fur die Konradsheimer statt 10 Erneute umfangreiche Restaurierungsarbeiten wurden in den 1960er Jahren durchgefuhrt Eine weitere dringend notwendige Sanierung des Bauwerkes verzogerte sich da die Stadt Erftstadt ihre Eigentumsrechte an der Kapelle festgestellt hatte und die Zustandigkeiten uberpruft werden mussten Die Restaurierung erfolgte zwischen 2001 und 2004 ermoglicht durch die Unterstutzung des Fordervereins der Kapelle Heddinghoven und Spenden Heutige Kapelle Bearbeiten Das in den Anfangsjahren des 3 Jahrtausends restaurierte Bauwerk steht innerhalb der Friedhofsanlagen des Stadtteils Lechenich Es befindet sich am ostlichen Rand der Ummauerung in einer gepflegten parkahnlich gestalteten Umgebung des alteren Friedhofteiles mit altem Baumbestand In sudwestlicher Richtung schliesst sich der weitaus grossere Teil der neuen Bestattungsflachen der Gemeinde an Einmal im Jahr findet in der Kapelle ein okumenischer Gottesdienst fur die Konradsheimer Burger statt Bauwerk Bearbeiten Die mit Schiefer gedeckte und mit Kalkmortel verputzte Kapelle hat aufgrund der in ihrer Geschichte mehrfach erfolgten baulichen Anderungen eine stufige aussere Form erhalten Dem kurzen Schiff folgt ein abgestufter Choranbau dem sich die spater angefugte Gerkammer nochmals etwas tiefer nach Norden anfugt Die jeweiligen Firste der Satteldacher tragen an ihren Enden ein aufgesetztes Kreuz Das kleine Kirchengebaude gehort zum Typus der romanischen Saalkirchen Sein Grundriss entspricht einem Langsrechteck mit einer Flache von etwa 6 10 Meter fur das Schiff und 4 5 m fur den Choranbau 11 nbsp Westseite nbsp Sudansicht nbsp Sudostseite nbsp Nordseite SakristeiEine ehemalige Pforte an der Sudseite der Kapelle zeigt noch den Giebelsturz mit Pfosten uber dem sich ein romanisches Fenster befindet Weitere Offnungen dieser Art an der Nordseite wurden vermauert In dem ehemaligen Sudeingang wurde eine Gedenktafel fur den Kaplan Leonard Berg eingemauert der von 1922 bis 1936 in Lechenich wirkte Die Nordseite der Kapelle erhielt 1699 eine Sakristei angefugt ein Sandsteinsturz ihres Fensters wurde mit der Datierung versehen Die Chorfenster sind in gotischem Masswerk gestaltet und entstammen dem 14 15 Jahrhundert Alle ubrigen Fenster entstammen jungerer Zeit und sind mit barocken Rundbogen eingefasst Der quadratische mit paarigen Schalloffnungen zu allen Seiten versehene Stumpf des Dachreiters verjungt sich in einem von einem Kreuz gekronten spitz aufragenden Turm In der Glockenstube hangt die dem heiligen Servatius geweihte Glocke die nach ihrer Inschrift im Jahr 1457 gegossen wurde 4 Ausstattung Bearbeiten Uber das kleine mittig vorgesetzte ebenfalls schiefergedeckte Westportal betritt man den Innenraum der Kapelle Dieser beginnt unter einer auf zwei Saulen ruhenden Empore durch deren Boden ein Eingangsbereich gebildet wurde Der Mittelgang des im Jahr 2002 mit schwarzweissen Fliesen ausgelegten Boden fuhrt durch das Langhaus an den Chorbogen Dieser quadratische Raum birgt den Hauptaltar und ist wie das Langhaus tonnengewolbt Ein um 1725 in der nordlichen Chorwand aufgebrochener Zugang verband Kirche und Sakristei Der Tursturz der Sakristeitur tragt die zur Erinnerung die Jahreszahl des Umbaus Tageslicht spenden eine Anzahl schlicht verglaster Fenster Es sind teilweise belassene romanische Bogenfenster einige wurden vermauert sind aber als Blenden an den Aussenwanden sichtbar sowie schmale und breitere Rechteckfenster die mit gotischem Masswerk versehen wurden nbsp Westportal nbsp Foto des Inneren durch ein Turfenster nbsp nbsp Reste des alten SudeingangsDie barocken Altare entstammen der Pfarrkirche in Lechenich Im Aufbau des Hauptaltars stehen die Figuren des heiligen Servatius und des heiligen Georg uber diesen befinden sich zwei Engel St Katharina und die Figur eines heiligen Bischofs die als Abbild des St Servatius angesehen wird und in das 16 Jahrhundert datiert wurde runden das Gesamtbild des Altars ab Die teilweise restaurierten Gemalde der Seitenaltare stellen die mystische Verlobung der heiligen Katharina und eine Grablegung Christi dar Aus der seit der letzten Restauration mit einer modernen Heizung ausgestatteten Kapelle wurden die alten Kirchenbanke entfernt Gepaart mit dem neuen Fussboden bietet eine solide modische neue Bestuhlung nun einen Kontrast zu der ubrigen barocken Ausstattung des mittelalterlichen Bauwerks Dieses so geschaffene Ambiente nutzt man nun auch bei kulturellen Veranstaltungen Literatur BearbeitenFrank Kretzschmar Kirchen Kloster und Kapellen im Erftkreis Erftkreisveroffentlichung Nr 94 Rheinland Verlag 1983 ISBN 3 7927 0821 3 Frank Bartsch Hanna Stommel Lechenich von der Romerzeit bis heute Erftstadt 2004 ISBN 3 924576 07 6 Karl und Hanna Stommel Quellen zur Geschichte der Stadt Erftstadt Band I V Erftstadt 1990 1998 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Servatius Heddinghoven Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Frank Kretzschmar S 16 Bernhard Schreiber Archaologische Funde und Denkmaler des Erftstadter Raumes Erftstadt 1999 S 79 und S 113 HAStK St Aposteln U Nr 3 176 a b Jakob Schaeben Glocken Gelaute und Turme im ehemaligen Landkreis Euskirchen Koln 1977 S 102 103 HAEK Dekanat Bergheim Visitationsprotokolle 1698 HAEK Dekanat Bergheim Visitationsprotokolle 1662 HAEK Dekanat Bergheim Visitationsprotokolle 1698 HAEK Dekanat Bergheim Lechenich 3 HAStK St Aposteln U Nr 2 47 a b c d e f Pfarrarchiv St Kilian I Teil Abt 1 Bd 5 Heddinghoven Frank Kretzschmar S 1650 806845 6 763195 Koordinaten 50 48 24 6 N 6 45 47 5 O Kirchen und Kapellen in der Stadt Erftstadt St Alban Liblar Annakapelle Gymnich St Anna Kapelle Kottingen Apolloniakapelle Ahrem St Barbara Liblar St Clemens Herrig Emmauskirche Gymnich Friedenskirche Liblar St Johannes Enthauptung Niederberg St Johannes der Taufer Ahrem St Johannes der Taufer Niederberg St Joseph Kottingen St Kilian Lechenich Kirche der Versohnung Lechenich St Kunibert Gymnich St Lambertus Bliesheim Marienkapelle Frauenthal St Martin Friesheim St Martinus Borr St Martinus Kierdorf St Michael Blessem St Pantaleon Erp St Remigius Dirmerzheim St Servatius Kapelle Lechenich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Servatius Kapelle Lechenich amp oldid 238847632