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Das Amt Linn war vom Ende des 14 bis zum Ende des 18 Jahrhunderts ein Verwaltungs und Gerichtsbezirk im Kurfurstentum Koln Nach dem Tode des letzten Grafen von Kleve gelang es nach jahrelangen Auseinandersetzungen und mit grossem finanziellen Aufwand das erzstiftische Lehen zuruckzuerwerben Burg Linn mit angrenzendem Jagdschlosschen Inhaltsverzeichnis 1 Besitzer vor Ubergang an Kurkoln 2 Kurkolnisches Amt Linn 2 1 Erwerbung 2 2 Amtsgebiet 2 3 Burg Linn als Amtssitz 2 4 Aufgaben des Amtmanns 2 5 Aufgaben des Kellners 2 6 Gericht 2 7 Verpfandungen 2 8 Doppelamt Linn Uerdingen vom 16 bis zum 18 Jahrhundert 2 9 Liste der Amtmanner 3 Literatur 4 EinzelnachweiseBesitzer vor Ubergang an Kurkoln BearbeitenUm 1170 80 besassen die Herren von Linn auf einem kunstlich angelegten Erdhugel einen steinernen Wohnturm Motte mit Nebengebauden Nach dem Erwerb des Allodiums vor 1188 durch Erzbischof Philipp I von Heinsberg der es als Lehen zuruckgab wurde die Burganlage weiter ausgebaut Nach dem Aussterben der Herren von Linn 1264 ging der Besitz in der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts als erzstiftisches Lehen an die Grafen von Kleve Ein weiterer Ausbau der Burg mit Mauer Tor und Eckturmen erfolgte Bei einem Treffen Erzbischof Wigbolds mit Dietrich von Kleve 1299 auf Burg Linn wurde die Burg als castrum und Graf Dietrich als Lehnsmann des Erzbischofs bezeichnet Burg Linn wurde Amtssitz des Amtmanns der seit 1304 diesen Titel fuhrte Die unmittelbar an die Burg anschliessende Stadt erhielt um 1314 Stadtrechte und ein Schoffengericht Organisation und Verwaltung des Amtes Linn wurden um die Mitte des 14 Jahrhunderts von Johann von Kleve ausgefuhrt Ein Amtmann war als Vertreter des Landesherrn eingesetzt ein Kellner war fur die Verwaltung der Einkunfte verantwortlich 1 Kurkolnisches Amt Linn BearbeitenErwerbung Bearbeiten Als nach dem Tode des Grafen 1368 Burg und Amt Linn an das Erzstift zuruckfielen verweigerte die Grafin unterstutzt von ihrem Amtmann Heinrich von Strunkede die Herausgabe Erst nach langen kriegerischen Auseinandersetzungen verzichtete die Grafin auf Linn doch Heinrich von Strunkede der Pfandherr von Linn war nur zur Ubergabe bereit wenn ihm die im Dienste der Grafin entstandenen Unkosten erstattet wurden 1388 erwarb der Kolner Erzbischof Friedrich von Saarwerden Burg Stadt und Land Linn Er verpflichtete sich dem Amtmann Heinrich von Strunkede seine Unkosten zu bezahlen die er im Dienste der verstorbenen Grafin von Kleve erlitten hatte und bestallte ihn zum Amtmann von Liedberg Als Burgen fur die an Heinrich von Strunkede zu zahlenden Gelder setzte er seine Amtleute ein darunter Tilgin von Bremt den Amtmann von Uerdingen der 1388 erster kurkolnischer Amtmann in Linn wurde 1392 wurde die Zugehorigkeit des Amtes Linn zu Kurkoln in einem Vertrag mit dem Grafen von Kleve festgelegt Seitdem befanden sich Burg Stadt und Amt Linn endgultig in kurkolnischem Besitz Amtsgebiet Bearbeiten Zum Amtsgebiet gehorten Stadt Linn mit der Burg Honschaften und Kirchspiele diesseits und jenseits des Bruches die seit dem 17 Jahrhundert als die Honschaften uber Busch zusammengefasst unter Grosse Honschaft und Honschaften diesseits des Rheins bezeichnet wurden Grosse Honschaft Kirchspiel Willich mit Hardt Streithoven und Kraphausen Kirchspiel Osterath Honschaft Bosinghoven und Ossum Kirchspiel Bockum Gertrud Bockum mit den Dorfern Bockum und Glindholz die eine Honschaft bildeten Honschaft Oppum Kirchspiel und Honschaft Fischeln Honschaften diesseits des Rheins Honschaft Stratum mit Gellep Heulesheim Kirchspiel Lank und Latum Honschaft Langst und Kierst Honschaft Strump Honschaft Ilverich Kirchspiel Buderich Kirchspiel Heerdt 2 Im Amtsbezirk lagen mehrere ursprunglich klevische Rittersitze die vom Kolner Erzbischof zu Lehen gingen Haus Sollbruggen und Haus Neuenhoven Haus Latum wie auch Haus Gripswald vormals Gut Ossum waren Lehen des Kolner Erzbischofs In Fischeln gab es mindestens funf Freihofe Plattenhofe genannt die als Diensthofe bezeichnet wurden Zwei von ihnen der Hof Grafschaft und der Buscher Hof gehorten wie der Hengsthof in Lank und die beiden Stadtturme Bakenhof und Issumer Turm zu den Linner Burglehen In Nierst besass das Kloster Meer eine Grundherrschaft 3 Burg Linn als Amtssitz Bearbeiten Die stark befestigte Burg die unmittelbar an die Stadtbefestigung anschloss blieb Sitz des Amtmanns der Kellnerei und des Gerichtes Die Anlage der von Mauern und Graben umgebenen Stadt mit drei Toren und den beiden Turmen an der ostlichen Ecke der Stadtmauer zeigt ihre militarische Aufgabe die in der Verteidigung der Burg bestand Aufgaben des Amtmanns Bearbeiten Die Aufgaben und Pflichten des Amtmanns als Vertreter des Landesherrn waren in der Bestallungsurkunde festgelegt 1388 verpflichtete sich der Amtmann Burg Stadt Amtsbezirk und Einwohner zu beschutzen die Rechte der Bewohner zu achten und nur erforderliche Dienste anzuordnen die Strassen zu schutzen fur die Besatzung und Verteidigung der erzbischoflichen Burg Sorge zu tragen die Burgbesatzung und die Besatzung der Stadttore zu unterhalten und zu bekostigen wofur ihm Einkunfte aus dem Amt zugewiesen wurden auf Anordnung des Kellners die landesherrlichen Steuern einzuziehen die er nicht behalten durfte von den Gerichtsstrafen nur den ihm zustehenden Anteil zu nehmen 4 Aufgaben des Kellners Bearbeiten Der Kellner der auf der Burg wohnte war zustandig fur die Verwaltung der landesherrlichen Einkunfte an Naturalien und Steuern wie Schatzgeld und Bede er war verantwortlich fur den Unterhalt des Burgpersonals sowie die Instandhaltung der Burg und der Wirtschaftsgebaude Er erstellte jahrlich ein Register der landesherrlichen Einkunfte Die alteste uberlieferte Kellnereirechnung ist aus dem Jahre 1432 Gericht Bearbeiten Der Schultheiss als Vorsitzender des Gerichtes sprach mit den Schoffen Recht Das Gericht mit Nieder und Hochgericht fuhrte nach dem Ubergang an Kurkoln seit 1391 ein neues Schoffensiegel das auch als Siegel fur die Dingstuhle Lank Buderich Heerdt Willich und Bockum die kein eigenes Siegel fuhrten benutzt wurde Verpfandungen Bearbeiten 1446 ernannte Erzbischof Dietrich von Moers Johann von Hoemen zum Amtmann und verpfandete ihm erblich Burg Stadt und Amt Linn Dieser verzichtete 1469 gegen eine Abfindung Um seine Palliengelder an den Papst zahlen zu konnen hatte Erzbischof Ruprecht von der Pfalz Kleinode verpfandet die Edward Vogt zu Bell 1469 einloste Die Ruckzahlung der Schuldsumme erfolgte aus Einkunften des Amtes Linn 5 Doppelamt Linn Uerdingen vom 16 bis zum 18 Jahrhundert Bearbeiten Nach der Erwerbung Linns wurde das Amt mehrmals mit anderen Amtern zusammen verwaltet 1388 1401 und 1406 zusammen mit Uerdingen 1409 zusammen mit Kempen 1415 mit Uerdingen und Kempen 6 In den folgenden Jahrzehnten hatten die Amter unterschiedliche Pfandherren Seit Mitte des 16 Jahrhunderts waren in der Regel die Amter Linn und Uerdingen in Personalunion verbunden Drei kurfurstliche Beamte mit getrennten Wohnsitzen Amtmann Kellner und Schultheiss verwalteten die beiden Amter In wenigen Fallen ubernahmen sie gemeinsame Aufgaben Im 17 und 18 Jahrhundert wurden die Grenzbegehungen fur die Amter Linn und Uerdingen von Amtmann Kellner Schultheiss und Schoffen vorgenommen und protokolliert Auch bei der Befahrung des Rheins zu Kontrolle der Uferbefestigung und der Deiche traten sie gemeinsam auf 7 Die Honschaften hatten die geforderten Dienste zu leisten In dem an den Rhein grenzenden Amt Linn bestand die Hauptaufgabe darin die durch das Rheinhochwasser verursachten Schaden Uberschwemmungen mit grossen Landverlusten zu mindern Die Deiche wurden ausgebessert Kribben angelegt und die Ufer bepflanzt Weitere Hand und Spanndienste waren zu verrichten darunter Brandholzfuhren auf die Burg Linn Transport des kurfurstlichen Gepacks zur Burg Linn und der Transport mit Schiffspferden von Gutern die der Kurfurst aus dem Amte Linn verschiffen liess 8 In den Honschaften ubernahmen die Honnen das Einziehen der seit dem 17 Jahrhundert zu bezahlenden Simplen als landesherrliche Steuer und rechneten mit dem Kellner ab 9 Der Amtmann der fur die Durchsetzung der kurfurstlichen Befehle verantwortlich war wohnte auf seinem privaten Wohnsitz und liess sich zumeist durch einen Amtsverwalter der in Uerdingen wohnte vertreten Seit dem 16 Jahrhundert wurden durch Amtmann oder Amtsverwalter Amtsverhore fur zivile Streitigkeiten durchgefuhrt die im Amte Uerdingen Linn an verschiedenen Orten stattfanden 10 Der Schultheiss wohnte in Uerdingen Dort tagte das Gericht fur beide Amter das mit Schultheiss Schoffen und einem Gerichtsschreiber besetzt war Fur beide Amter waren drei bewaffnete Landboten tatig die Polizeigewalt ausubten Im 18 Jahrhundert hatte die Schultheissenfamilie Erlenwein eine bedeutende Machtposition da sie seit 1731 auch die Stelle des Amtsverwalters innehatte 11 Der Kellner wohnte in der Vorburg von Schloss Linn Die Kellnereirechnungen von Linn und Uerdingen wurden zusammen bei der Hofkammer in Bonn vorgelegt Anfang des 18 Jahrhunderts wurde die Burg durch mehrere Brande unbewohnbar Der militarische Wert des Schlosses war dadurch stark gesunken Als Ausgangspunkt fur Jagden in den ausgedehnten Waldungen des Amtes Linn liess Kurfurst Clemens August um 1740 in der Vorburg ein Gebaude errichten das ihm als Jagdschlosschen diente Das Amt Linn behielt lediglich wegen der landesherrlichen Einkunfte Bedeutung fur den Kurfursten 12 Nach dem Einmarsch der franzosischen Revolutionstruppen 1794 wurde das kurkolnische Amt Linn aufgehoben und eine Zivilverwaltung fur die besetzten Gebiete durch die franzosischen Behorden eingerichtet Liste der Amtmanner Bearbeiten 1388 Tilmann von Brempt 1401 Friedrich von Moers 1404 Johann von Reifferscheid 1415 Wilhelm Sohn zu Wevelinghoven 1446 Johann von Hoemen 1469 Edward Vogt zu Bell 1520 Johann Haes von Konradsheim 1528 Ambrosius von Viermund 1545 Degenhard Haes von Konradsheim Johanns Sohn 13 1586 Ludwig von Lulsdorf 1607 Heinrich von Lulsdorf 1611 Werner Quad zu Buschfeld 1625 Ludwig von Lulsdorf Sohn Heinrichs 1654 Wilhelm Christoph von Linzenich zu Schakum 1668 Wolfgang Gunther von Norprath 1686 von Zweifel Administrator 1687 Franz Friedrich von Norprath 1690 Heinrich Ferdinand von Bernsau Administrator 1693 Franz Friedrich von Norprath 1703 Heinrich Ferdinand von Bernsau Administrator 1705 Franz Friedrich von Norprath 1705 Heinrich Ferdinand von Bernsau 1715 Franz Arnold von Hersel 1747 Clemens August von HerselLiteratur BearbeitenReinhard Feinendegen und Hans Vogt Hrsg Krefeld Die Geschichte der Stadt Band 1 Von der Fruhzeit bis zum Mittelalter Krefeld 1998 ISBN 3 9804181 6 2 Reinhard Feinendegen und Hans Vogt Hrsg Krefeld Die Geschichte der Stadt Band 2 Von der Reformation bis 1794 Krefeld 2000 ISBN 3 9804181 7 0 Kurkoln Land unter dem Krummstab Schriftenreihe des Kreises Viersen Band 35a Veroffentlichung der staatlichen Archive des Landes Nordrhein Westfalen Reihe C Bd 22 Kevelaer 1985 ISBN 3 7666 9431 6 Georg Dehio Begr Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Nordrhein Westfalen I Rheinland Munchen Berlin 2005 ISBN 3 422 03093 XEinzelnachweise Bearbeiten Reinhard Feinendegen und Hans Vogt Hrsg Krefeld Die Geschichte der Stadt Band 1 Von der Fruhzeit bis zum Mittelalter Krefeld 1998 S 423 429 Reinhard Feinendegen und Hans Vogt Hrsg Krefeld Die Geschichte der Stadt Band 2 Von der Reformation bis 1794 Krefeld 2000 S 377 Krefeld Die Geschichte der Stadt Band 1 S 429 433 und S 443 462 Norbert Andernach Bearb Die Regesten der Erzbischofe von Koln Neunter Band 1381 1390 Dusseldorf 1983 Nr 1670 Krefeld Die Geschichte der Stadt Band 1 S 432 438 Krefeld Die Geschichte der Stadt Band 1 S 378 Krefeld Die Geschichte der Stadt Band 2 S 379 Krefeld Die Geschichte der Stadt Band 2 S 502 514 Norbert Andernach Die landesherrliche Verwaltung In Kurkoln Land unter dem Krummstab Schriftenreihe des Kreises Viersen Band 35a S 247 Norbert Andernach Die landesherrliche Verwaltung In Kurkoln Land unter dem Krummstab Schriftenreihe des Kreises Viersen Band 35a S 260 Krefeld Die Geschichte der Stadt Band 2 S 491 497 Krefeld Die Geschichte der Stadt Band 2 S 491 517 Zwolle NL Rijksarchief Overijssel Archief Kasteel Rechteren reg nr 31 reg nr 33Amter im Kurfurstentum Koln Amt Alken Amt Altenahr Amt Altenwied Amt Andernach Amt Bonn Amt Bruhl Amt Deutz Amt Godesberg Mehlem Amt Hardt Amt Hulchrath Amt Kempen Amt Konigsdorf Amt Lechenich Amt Liedberg Amt Linn Amt Linz Amt Neuerburg Amt Nurburg Amt Oedt Amt Rheinberg Amt Uerdingen Amt Wolkenburg Amt Zeltingen Amt Zulpich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Amt Linn amp oldid 219984121