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Kierdorf ist ein nordostlicher Stadtteil von Erftstadt im Rhein Erft Kreis Der Ort liegt zwischen Erftstadt Kottingen und Kerpen Bruggen Der heutige Ort Kierdorf besteht aus den inzwischen zusammengewachsenen Dorfern Kierdorf und Roggendorf sowie den Siedlungen Schildgen und Zieselsmaar Bis Ende der 1950er Jahre wurde Roggendorf noch mitgenannt es war jahrhundertelang sogar bedeutender als Kierdorf KierdorfStadt ErftstadtKoordinaten 50 50 N 6 47 O 50 840555555556 6 7888888888889 Koordinaten 50 50 26 N 6 47 20 OEinwohner 3163 1 Mrz 2023 1 Eingemeindung 1 Juli 1969Postleitzahl 50374Vorwahl 02235Karte Lage von Kierdorf in ErftstadtOrtseingang Kierdorf Friedrich Ebert StrasseOrtseingang Kierdorf Friedrich Ebert Strasse Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Fruhgeschichte und Romische Zeit 1 2 Mittelalter 1 3 Neuzeit 1 3 1 Verwaltung 1 3 2 Lebensverhaltnisse 1 3 3 Kirche Pfarre und Schule 1 4 Franzosische Zeit 1 5 Preussische Zeit 1 5 1 Industrialisierung 1 5 2 Verbesserte Infrastruktur 1 5 3 Neubau der Kirche 1 5 4 Schulische Verhaltnisse 1 6 Weimarer Zeit und Nationalsozialismus 1 7 Nach dem Zweiten Weltkrieg 1 7 1 Ende der Braunkohlefabriken 1 7 2 Ortsbezeichnung Kierdorf 1 8 Die Burgermeister von Kierdorf 2 Heutiger Ort 3 Struktur 4 Sehenswurdigkeiten 5 Naherholung 6 Verkehr 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenFruhgeschichte und Romische Zeit Bearbeiten Bereits in der Latenezeit bestand eine Siedlung zwischen Kierdorf und Kottingen die nach Untersuchungen des Kolner Archaologen P A Tholen durch mehrere Grabhugel belegt ist 2 Im Bereich des heutigen Kierdorf zwischen Kierdorf und Roggendorf sowie nordlich von Kierdorf wurden romische Siedlungen nachgewiesen Die entdeckten Korpergraber mit Grabbeigaben wie einem Glasbecher Einhenkelkrugen Tellern und anderen zum Teil noch unversehrt erhaltenen Keramiken konnten in das 2 und 3 Jh nach Chr datiert werden Auch ein romischer Veteran der Legio I Germanica hatte sich auf dem ihm zugewiesenen Land niedergelassen dessen Grabstein eine 80 cm hohe Stele aus Kalkstein beim Abraum der Braunkohlengrube Vereinigte Ville entdeckt wurde 3 Mittelalter Bearbeiten Als die Franken um 450 das Land endgultig in Besitz nahmen waren viele romische Siedlungen aufgegeben und grosse Ackerflachen uber Generationen nicht mehr bearbeitet worden Im Laufe der Zeit hatte sich das Waldgebiet der Ville bis in das vormals besiedelte Gebiet hinein ausgedehnt Im Auftrag des frankischen Konigs wurden die verwaldeten Flachen gerodet um sie wieder nutzbar zu machen Rodetrupps die nach ihrem Anfuhrer genannt wurden liessen sich in den von ihnen gerodeten Gebieten nieder Roggendorf gehort zu den Orten die auf einer Rodung gegrundet wurden 4 nbsp Ausschnitt aus einer Aufzeichnung der Abtei Deutz mit Nennung der Pfarre RoggendorfRoggendorf wurde erstmals 1113 als Rouchesdorp in einer Urkunde des Bonner Klosters Dietkirchen genannt in der 12 Personen aus Roggendorf sich das Wachszinsigenrecht beurkunden liessen das sie wie ihre Vater von der Abtissin von Dietkirchen erhalten hatten Fur dieses Recht zahlten sie jahrlich eine Geldabgabe auf den Altar des heiligen Petrus in der Kirche des Klosters Dietkirchen Ferner mussten die Inhaber der Hofesguter beim Neuempfang der Hofesguter eine Kurmud zahlen die Manner gaben das beste Stuck Vieh die Frauen ihr bestes Kleid 5 An der Heerstrasse von Bonn nach Duren und Aachen heute Friedrich Ebert Strasse stand schon vor dem Jahr 1000 an Stelle der heutigen Kirche eine kleine Saalkirche die Tholen nach einer im Pfarrarchiv aufbewahrten Zeichnung beschreiben konnte Ihre Masse von 6 50 m 5 m entsprach dem der fruhen alten Landkirchen die ohne Turm gebaut waren Im 11 oder 12 Jahrhundert wurde an der Nordseite ein kleines Seitenschiff angefugt Tholen der den noch erhaltenen romanischen Turm untersuchte ging davon aus dass er um 1150 erbaut wurde 2 Nach heutigen Untersuchungen entstand er um 1165 und zahlt zu den bedeutendsten Baudenkmalern Erftstadts Die kleine Siedlung in der Nahe der Kirche wurde Kierdorf Kirchdorf genannt Der Ortsname Kierdorf wurde erstmals 1233 erwahnt Damals besass das Kolner Stift St Severin eine Grundherrschaft in Kierdorf zu der auch die Zehntrechte gehorten Bei einer Guterteilung zwischen Propst und Kapitel erhielt der Propst die Vogtei den Fronhof curtis sancti Severini und das Patronatsrecht zu Kierdorf 6 Hiess die Pfarre in der um 1155 entstandenen Handschrift der Abtei Deutz Roggendorf in der Abschrift Reggendorp 7 so wurde in einem um 1308 entstandenen Verzeichnis der Kirchen der Erzdiozese Koln und ihrer Einkunfte dem Liber valoris die Kirche in Kierdorf als Pfarrkirche genannt 8 An der heutigen Ecke Berrenrather Strasse Friedrich Ebert Strasse lagen im 14 Jahrhundert Hofe die den Ort Zieselsmaar bildeten Sie wurden im Laufe der Zeit mit Ausnahme eines kleinen Hofchens an das Stift St Severin verkauft und die Landereien dem Hof des Stiftes zugeschlagen Der Fronhof in Kierdorf der 1380 zusammen mit dem Hof in Zieselsmaar verpachtet war wurde nach 1400 nicht mehr genannt Die Hofe des Klosters und spateren Stiftes Dietkirchen in Roggendorf waren im 15 Jahrhundert als Lehen an Adelige vergeben 9 Die Muhle des Stiftes lag in Bruggen Mit der Burg Bruggen war die Familie von Turre genannt von der Zieselsmaar belehnt Wilhelm von der Zieselsmaar der letzte der Familie vererbte sie 1486 an die Familie von Zweiffel 10 Neuzeit Bearbeiten Verwaltung Bearbeiten Kierdorf und Roggendorf bildeten zusammen mit Bruggen eine Honschaft im kurkolnischen Amt Lechenich und gehorte zum Gerichtsbezirk Lechenich Die Grenze zu Dirmerzheim bildete der Limerssteg Zieselsmaar wurde zu Kierdorf gehorend gezahlt Schildgen ursprunglich die Bezeichnung fur einen Acker zu Roggendorf Erst im 17 Jahrhundert bestand auf dem Schildgen zu Roggendorf ein Hof dessen Besitzer Gastwirt war der aber auch Landwirtschaft betrieb Seit 1700 sind Ortsvorsteher und Gemeindemanner bekannt die die landesherrlichen Steuern aushoben Aufsicht bei den Diensten fur den Kurfursten fuhrten wie Instandsetzungsarbeiten an der Bonn Aachener Heerstrasse und weitere kurfurstliche Anweisungen durchfuhrten Sie waren verpflichtet dem Amtmann oder dem Amtsverwalter die Gemeinderechnung uber Einkunfte und Ausgaben der Honschaft vorzulegen 11 Lebensverhaltnisse Bearbeiten nbsp Ausschnitt aus einer Ansicht der belagerten Stadt Lechenich und der UmgebungDie Einwohner von Kierdorf und Roggendorf lebten wie die Einwohner der ubrigen Orte der heutigen Stadt Erftstadt von der Landwirtschaft Fast alle waren Kleinbauern mit nur wenigen Morgen Land und ein wenig Vieh Bis ins 15 Jahrhundert wurde in Kierdorf auch Wein angebaut woran die Strassenbezeichnung Im Weingarten erinnert 12 Die Einwohner waren stark belastet durch viele Abgaben Sie zahlten den grossen Zehnt an das Stift St Severin in Koln mussten Grundpacht und Rauchhuhner an die kurfurstliche Kellnerei in Lechenich liefern und landesherrliche Steuern zahlen Hagelschlag und Misswachs vernichteten haufig grosse Teile der Ernte Die Erft verursachte riesige Uberschwemmungen bei der die Benden tagelang unter Wasser standen 11 Im Jahre 1661 hatte die Honschaft 84 Hauser ferner ein Pfarrhaus in Kierdorf das adelige Haus sowie ein Vikariehaus und die Muhle in Bruggen Der grosste Ort war Bruggen mit etwa 43 Hausern Kierdorf hatte etwa 18 Hauser Roggendorf etwa 23 Hauser 13 Im sogenannten Hessenkrieg wurde 1642 bei der Belagerung Lechenichs Roggendorf beim Abzug der Belagerer in Brand gesteckt 14 Die Orte der Honschaft waren wie alle Orte der heutigen Stadt Erftstadt im 17 und 18 Jahrhundert durch zahlreiche Truppendurchmarsche Einquartierungen Plunderungen Serviceleistungen Fouragelieferungen und Kontributionen stark belastet Die Einwohner hatten das Recht in der Ville Brandholz zu sammeln doch nur fur den Eigenbedarf Forster und Buschhuter wachten daruber dass niemand gegen die Ordnung verstiess Holzdiebstahle wurden gemeldet und bestraft 11 Vom ursprunglich gemeinsamen Besitz der Almende wurde der Gemeindebroich teils als Viehweide teils zum Holzabbau spatestens seit dem 18 Jahrhundert zum Turffabbau genutzt um Klutten als Heizmaterial zu gewinnen und fur den Verkauf zu produzieren 1773 erliess der Kolner Kurfurst Maximilian Friedrich eine neue Buschordnung fur den Kierdorfer Broich in der u a die Einwohner verpflichtet wurden ausgebeutete Kaulen wieder mit Erde aufzufullen 11 Broichanteile sogenannte Broichrechte gelangten seit dem 16 Jahrhundert durch Verkauf in den Besitz von Adel und Geistlichkeit Die meisten Broichanteile erwarben die Herren Wolff Metternich zur Gracht denen Ende des 18 Jahrhunderts grosse Teile des Kierdorfer Broiches gehorten 2 Kirche Pfarre und Schule Bearbeiten Im Jahre 1517 verzichtete das Kapitel von St Severin auf die Patronatsrechte Die Kirche wurde dem Kloster Bottenbroich inkorporiert doch die Zehnteinkunfte erhielt weiter das Kapitel von St Severin 15 Im Jahre 1776 ubernahm das Kloster Marienstatt das Priorat Bottenbroich und damit die Besetzung der Pfarrstelle in Kierdorf 16 Kirche und Schule waren eng verbunden Ein Kusterlehrer unterrichtete die Kinder in einem Schulhaus das seit 1730 haufig repariert und dessen Strohdach neu gedeckt wurde 17 Franzosische Zeit Bearbeiten Bei der im Auftrag der franzosischen Regierung erfolgten Schaffung neuer Verwaltungsbezirke im Jahr 1798 18 und der Neuorganisation der Verwaltung nach franzosischem Vorbild unter Napoleon im Jahr 1800 wurde die alte Honschaft aufgelost und der Ort Bruggen ausgegliedert Kierdorf Roggendorf sowie Schildgen und Zieselsmaar bildeten die Gemeinde Kierdorf und zusammen mit den Gemeinden Liblar und Bliesheim die Mairie Liblar im Kanton Lechenich 19 Nach den im Jahr 1801 aufgezeichneten Einwohnerlisten hatte die Gemeinde Kierdorf insgesamt ungefahr 290 Einwohner davon waren 63 Kinder Kierdorf und Roggendorf hatten jeweils etwa 30 Haushalte davon waren in Kierdorf 27 Familienvorstande die als Arbeiter ouvrier bezeichnet wurden in Roggendorf waren es 23 Es waren Tagelohnerfamilien die um ihren Lebensunterhalt zu verbessern in den Turffgruben arbeiteten und Klutten herstellten 20 Durch die Sakularisation im Jahr 1802 wurden Kloster und Stifte aufgehoben ihre Besitzungen verstaatlicht und in den folgenden Jahren verkauft In der Gemeinde Kierdorf waren das die Besitzungen von St Severin sowie die anderer geistlicher Institutionen 21 Preussische Zeit Bearbeiten Die Gemeinde Kierdorf gehorte in preussischer Zeit zur Burgermeisterei und seit 1927 zum Amt Liblar Die beiden grossen Orte blieben Kierdorf und Roggendorf Zieselsmaar bestand aus einigen uberwiegend zu Beginn des 20 Jahrhunderts erbauten Hausern Sie lagen an der von der heutigen Friedrich Ebert Strasse abzweigenden Berrenrather Strasse In Schildgen gab es neben einer Gastwirtschaft nur wenige Hauser Industrialisierung Bearbeiten Ab Mitte des 19 Jahrhunderts begann die konzessionierte Ausbeutung der Braunkohle in Zieselsmaar Die Kohle wurde in den folgenden Jahrzehnten weiter von Hand abgebaut und verarbeitet Die erste Brikettfabrik Carl Brendgen Braunkohlen Briket amp Thonwerke in Zieselsmaar die mit technisch modernen Brikettpressen arbeitete wurde von Carl Brendgen der die Ausbeutungsrechte an mehreren Gruben gekauft hatte gebaut und 1891 eroffnet Mit Pferdefuhrwerken wurden die Brikett zum Verladen zum Bahnhof Liblar gebracht Die Transportprobleme losten sich nach dem Bau Modrath Liblar Bruhler Eisenbahn 1899 1901 mit einem Gleisanschluss in Zieselsmaar die den Transport der Briketts bis nach Wesseling zum Verladehafen ermoglichte 22 Brendgen erwarb 1897 die Ausbeutungsrechte am Braunkohlefeld Concordia vom Grafen Wolff Metternich zu Liblar In einem Vertrag uber die Verpachtung der Konzession an Carl Brendgen durch Ferdinand Reichsgraf Wolf Metternich vom 6 November 1897 und einem erganzenden Vertrag vom 11 April 1902 wurden die Bedingungen festgelegt 22 Im Jahr 1911 baute Brendgen eine weitere Fabrik in Zieselsmaar die an die alte Fabrik anschloss Der Fabrikkomplex wurde als Concordia Nord bezeichnet zur Unterscheidung von Concordia Sud in Liblar Die Mehrzahl der Einwohner der Gemeinde Kierdorf arbeitete in den Braunkohlegruben und in der Brikettfabrik die ihnen eine Arbeitsstelle und ein geregeltes Einkommen sicherte Die Fassade vieler Gebaude in Kierdorf die Ende des 19 und Anfang des 20 Jahrhunderts erbaut oder restauriert worden sind besteht aus einem von der Firma Brendgen hergestellten Klinker dem Brendgen Klinker Einige von ihnen stehen unter Denkmalschutz wie ein ehemaliger Kolonialwarenladen das ehemalige St Josefskloster und die um 1900 erbaute Villa des Fabrikbesitzers Carl Brendgen die Villa Louise genannt wurde Heute befindet sich dort die Buros des Ritterbach Verlages Der an die Villa anschliessende als Arboretum angelegte Park besteht heute noch nbsp ehemalige Villa Louise nbsp ehemaliges Geschaftshaus um 1909 nbsp ehemaliges St Josefskloster 1919 1980Verbesserte Infrastruktur Bearbeiten Durch die Braunkohleindustrie waren die Einnahmen der Gemeinde gestiegen Der Ausbau der Durchgangsstrasse der Heerstrasse forderte den Handel vor allem mit Brikett Getreide Kartoffeln Doch wurden auch viele Produkte zu Fuss nach Koln zum Markt gebracht Ein bedeutender Fortschritt der auch die hygienischen Verhaltnisse verbesserte war eine Wasserleitung die die Gemeinde 1908 erhielt Bis dahin hatten die Einwohner Wasser aus dem Kocherbach aus Privatbrunnen oder seit 1858 aus einem offentlichen Brunnen am Friedhof geholt 1911 wurden elektrische Leitungen verlegt 1913 erhielten die Haushalte Anschluss an das Stromnetz 23 Neubau der Kirche Bearbeiten nbsp Pfarrkirche St Martinus Hauptartikel St Martinus Der Pfarrbezirk der mit der Honschaft Bruggen Kierdorf Roggendorf ubereinstimmte bestand weiter Erst 1911 wurde Bruggen eine Kapellengemeinde und 1923 eine eigene Pfarre Die alte Kirche St Martinus hatte in den vergangenen Jahrhunderten mehrere Erweiterungen und Anbauten erfahren doch war es wegen der standig wachsenden Zahl der Einwohner notwendig geworden eine grossere Kirche zu bauen ausserdem war die Kirche so baufallig dass eine Reparatur nicht als lohnend erschien Im Jahr 1873 wurde der Architekt August Lange mit dem Bau der neuen Kirche beauftragt Sie sollte im neuromanischen Stil errichtet werden um sie den alten romanischen Kirchturm anzupassen Zwischen 1874 und 1875 wurde nach Planen des beauftragten Architekten eine Kirche in neuromanischen Stil als dreischiffige Basilika errichtet Der dreigeschossige Turm mit Tuffverblendung und einer Gliederung durch Lisenen und Friese entstand um 1165 Der Innenraum der Kirche besteht dem Stil einer Basilika entsprechend aus einem Mittelschiff und zwei Seitenschiffen Der Chor schliesst sich an das dem Langhaus vorgelagerten Querschiff an Die Mensa des Hauptaltares wurde vom Kolner Bildhauer Custodis und der Aufsatz von dem Heinsberger Bildhauer Heinrich Koulen angefertigt Die Chorfenster und funf Seitenfenster lieferte die Firma Oidtmann aus Linnich Die Orgel aus dem Jahr 1880 stammt aus der Werkstatt des Kuchenheimer Orgelbauers Franz Joseph Schorn Sie wurde 1983 restauriert Von den Ausstattungsstucken ist das wertvollste eine aus der Zeit um 1480 in einer Kolner Werkstatt entstandene Madonna mit Kind 24 Schulische Verhaltnisse Bearbeiten In preussischer Zeit unterrichtete wie schon unter franzosischer Verwaltung und in kurfurstlicher Zeit ein Kusterlehrer der von einem Vikar unterstutzt wurde Von den 181 schulpflichtigen Kindern erschienen nur wenige regelmassig zum Unterricht die ubrigen mussten den Eltern auf dem Felde helfen oder in den Braunkohlegruben arbeiten Nach Einfuhrung der allgemeinen Schulpflicht im Jahre 1825 erteilte ein ausgebildeter Lehrer der gleichzeitig Kusterdienste versah den Unterricht doch es fehlte geeigneter Schulraum Im Jahr 1828 wurde ein zweigeschossiges Wohnhaus von der Gemeinde erworben und zu Schulsalen umgebaut Ein geregelter Schulbetrieb begann erst 1830 nachdem das Einkommen des Lehrers von der Gemeinde ubernommen wurde 1844 waren 365 schulpflichtige Kinder in zwei Klassen zu unterrichten davon 200 aus Bruggen Der Ort Bruggen der seit 1865 auf eine eigene Schule gedrangt hatte schied 1871 aus dem Schulbezirk aus Fur die Gemeinde Kierdorf wurden in den Jahren 1877 und 1909 neue Schulgebaude am Martinusplatz errichtet 2 Weimarer Zeit und Nationalsozialismus Bearbeiten Die Hiltruper Missionsschwestern vom heiligsten Herzen Jesu richteten 1918 in Kierdorf ein Kloster ein Sie ubernahmen 1920 die Leitung eines Kindergartens und einer Nahschule ambulante Krankenpflege und verschiedene Aufgaben in der Kirche 23 Viele Kierdorfer und Roggendorfer Familien waren von der Arbeitslosigkeit infolge der Weltwirtschaftskrise betroffen Infolge des Absatzmangels wurden in den Braunkohlefabriken Feierschichten eingefuhrt und die Arbeitslohne gekurzt Die meisten Arbeiter versuchten durch wechselnde Jobs und mit einer geringen Unterstutzung durch die Gemeinde ihre Familie finanziell durchzubringen Wer Gluck hatte fand Arbeit in der Landwirtschaft oder als Waldarbeiter Fast alle Arbeiter betrieben auch Kleinstlandwirtschaft Mit Ertragen aus dem eigenen Garten und durch Kleintierhaltung eine Ziege Huhner Kaninchen manche ein Schwein konnten die Familien notdurftig versorgt werden 23 In der Wirtschaftskrise hofften manche Erwerbslose die nicht Anhanger der SPD oder der KPD waren auf die von Hitler angekundigten Arbeitsplatze Der Stimmenanteil der NSDAP stieg kontinuierlich von 7 6 bei den Wahlen im Jahre 1930 auf 17 5 im Marz 1933 Zentrum und SPD erhielten im Marz 1933 jeweils 35 25 Nach wenigen Jahren wuchs die Zustimmung zum Hitler Regime Alle hatten wieder Arbeit und es kehrte sogar ein kleiner Wohlstand ein 1939 wurde in Roggendorf ein Freibad eroffnet Es war eines der ersten Freibader im damaligen Kreise Euskirchen Im Zweiten Weltkrieg waren in Kierdorf die Zerstorungen durch Luftangriffe gering Vor dem Einmarsch der amerikanischen Truppen lag Kierdorf unter Artilleriebeschuss der jedoch keine grosseren Schaden verursachte Nach dem Zweiten Weltkrieg Bearbeiten Auch nach dem Zweiten Weltkrieg gehorte die Gemeinde Kierdorf zum Amte Liblar Die Lebensmittelknappheit durch die Zwangsbewirtschaftung nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges traf die Kierdorfer weniger hart als die Grossstadter da sie sich durch Gartenbau und Arbeit in der Landwirtschaft mit dem Lebensnotwendigen versorgen konnten Da die Fabrikarbeiter Deputatkohle erhielten die sich sehr gut zu Tauschgeschaften zum Maggeln eignete war die Kohleknappheit kaum spurbar Nur wenige Familien vor allem die Heimatvertriebenen litten unter der Lebensmittelknappheit und der fehlenden Kleidung 23 Ende der Braunkohlefabriken Bearbeiten Nach dem Tode Brendgens 1916 waren bis zur Schliessung die Braunkohlefabriken in unterschiedlichen rechtlichen Zusammenschlussen verwaltet worden 23 Schon seit 1931 als die Kohlenfelder in Zieselsmaar erschopft waren wurde die Fabrik von Concordia Liblar beliefert seit 1933 als auch dort die Kohlenfelder erschopft waren kam die Kohle bis 1958 aus dem Kohlefeld Turnich Nachdem die Forderkapazitat der Braunkohle vollstandig ausgeschopft war schloss die Brikettfabrik Concordia in Zieselsmaar 1958 ihre Tore Ortsbezeichnung Kierdorf Bearbeiten Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges war die Struktur der Orte unverandert Kierdorf lag an der Heerstrasse sudwestlich von Kierdorf lag Roggendorf an der Hauptstrasse heute Wiesenstrasse Roggendorf war der grossere und auch wohlhabende Ort mit Geschaften und Handwerksbetrieben In den folgenden Jahren wurde das Ackerland zwischen Kierdorf und Roggendorf bebaut so dass beide Dorfer zu einem wurden Die ehemalige Gemeindebezeichnung Kierdorf wurde 1954 durch einen Beschluss des Gemeinderates zur Ortsbezeichnung Kierdorf 23 Am 1 Juli 1969 wurde Kierdorf ein Stadtteil der neugebildeten Stadt Erftstadt 26 im Rhein Erft Kreis Die Burgermeister von Kierdorf Bearbeiten 27 von bis Name1846 1849 Jakob Krug1849 1850 Anton Kerp1850 1870 Anton Feuser1870 1900 Wilhelm Heinen1900 1916 Carl Brendgen1916 1919 Eduard Brendgen1919 1927 Heinrich Fuss1927 1933 Hubert Reifferscheidt1933 1934 Wilhelm Heinen1934 1945 Mathias Valerius1945 Wilhelm Arenz1946 1947 Wilhelm Moltgen1947 1948 Josef Grell 1892 1962 28 1948 1956 Johann Emunds1956 1962 Josef Grell1962 1969 Johann ArenzHeutiger Ort Bearbeiten nbsp Grundschule Kierdorf nbsp FreibadanlageDie Orte der ehemaligen Gemeinde Kierdorf sind heute zu der Einheit Kierdorf zusammengewachsen Die Grenzen zwischen den Ortsteilen Kierdorf und Roggendorf sind verschwunden Die fruheren Geschafte in Roggendorf bestehen heute nicht mehr An Roggendorf erinnert noch der Name der Gastwirtschaft Haus Roggendorf An den ehemaligen kleinen Ortsteil Schildgen erinnert die Strassenbezeichnung Schildgenweg Die heutige Gastwirtschaft Zingsheim ehemals Rausch steht in der Nachfolge der im 17 Jahrhundert genannten Gastwirtschaft auf dem Schildgen In Zieselsmaar dessen Hauser fast alle wegen des Braunkohletagebaus abgerissen worden waren entstand seit 2003 ein Neubaugebiet RWE Power verkaufte in Zieselsmaar etwa 25 Baugrundstucke an Interessenten die inzwischen alle bebaut wurden Zentrum des Ortes ist der Martinusplatz mit der Kirche und dem romanischen Kirchturm In den Jahren 1978 1980 sind umfangreiche Restaurierungen vorgenommen worden Beim Einbau einer Heizung wurden damals Fundamente der alten 1874 abgebrochenen Kirche entdeckt Die Orgel wurde 1981 1983 von der Firma Josef Weimbs restauriert die Statue Maria mit Kind von 2000 bis 2001 restauriert und konserviert In der Vorhalle wurde 1959 eine Kriegergedachtnisstatte in Form eines keramischen Mosaiks eingerichtet ein Werk Jakob Riffelers Vom alten Kirchhof um die Kirche sind noch einige Grabsteine und an der Kirchhofsmauer noch funf Fussfallstationen erhalten 29 Im ehemaligen Pfarrhaus wurde 2011 ein katholischer Kindergarten eingerichtet Der Ort verfugt ferner uber eine stadtische Kindertagesstatte Auch die Grundschule liegt am Martinusplatz Nach der Schulreform von 1968 blieb Kierdorf die Grundschule erhalten in der seit 1978 auch die Kottinger Grundschuler unterrichtet werden Neue Schulgebaude entstanden in mehreren Bauabschnitten bis 1995 Die alten Schulgebaude sowohl der Schulbau von 1959 als auch die fruheren Gebaude werden noch zum grossten Teil als Klassenraume genutzt 30 In dem Gebaude der ehemaligen offentlichen Badeanstalt die von 1934 bis 1967 bestand befindet sich die Begegnungsstatte der Arbeiterwohlfahrt Auch das St Josef Kloster besteht nicht mehr Bis zur Schliessung im Jahr 1982 waren noch einige Nonnen in Kierdorf tatig Alle Vereine haben sich zu einer Dorfgemeinschaft zusammengeschlossen und bemuhen sich mit ihren Veranstaltungen die Einheit zu erhalten Der Geschichtskreis Kierdorf hat sich zum Ziel gesetzt die Geschichte des Ortes aufzuarbeiten und mehrere kleine Bande zur Geschichte Kierdorfs herausgegeben 23 Zum Ortsbild gehort das Freibad Als die Stadt Erftstadt das Bad aus Kostengrunden schliessen wollte schlossen sich engagierte Burger zu einer Freibadinitiative zusammen die das Freibad renovierte und seit dem Sommer 2010 selbst betreibt Durch die Braunkohleindustrie hatte die Gemeinde Kierdorf einen starken Zuwachs zu verzeichnen Hatte die Gemeinde 1876 insgesamt 468 Einwohner so waren es im Jahre 1910 insgesamt 729 Einwohner im Jahre 1939 vor Beginn des Zweiten Weltkrieges 1188 23 Durch die Heimatvertriebenen und andere Bauwillige wuchs die Bevolkerung stetig Kierdorf hat rund 3200 Einwohner 1 Ortsburgermeister in der Ratsperiode 2020 2025 ist Knut Walther 31 Struktur BearbeitenGrosster Arbeitgeber fur Kierdorf sind die May Werke Milch und Getranke in Kottingen doch arbeiten auch viele Kierdorfer in Dienstleistungsbetrieben in der Umgebung Kolns oder in Koln Sehenswurdigkeiten Bearbeiten nbsp Wegekapelle am OrtseingangKierdorf hat einige sehenswerte Gebaude die unter Denkmalschutz stehen Dazu gehoren die Kirche St Martinus mit ihrem romanischen Kirchturm die Villa Louise und weitere Hauser mit Brendgenklinker Aber auch der ehemalige Kirchhof um die Kirche mit Grabkreuzen und Fussfallstationen sind beachtenswert Siehe auch Liste der Baudenkmaler in KierdorfNaherholung BearbeitenRad und Wanderwege fuhren entlang der Erft und durch die Ville Der ostlich des Ortes gelegene Concordiasee gehort wie der nahe gelegene Kottinger See zu den Villeseen im Naturpark Rheinland Nordlich liegt der Badesee Zieselsmaar im rekultivierten Rheinischen Braunkohlerevier Verkehr BearbeitenDie durch Kierdorf verlaufende Friedrich Ebert Strasse die fruhere Heerstrasse verbindet Kierdorf mit Kottingen und Bruggen Uber sie fahren die VRS Buslinien 955 974 und 977 der REVG die Kierdorf mit Liblar Lechenich Kerpen und Frechen verbinden Linie Verlauf955 Horrem Bf Turnich Balkhausen Bruggen Kierdorf Kottingen Liblar Erftstadt Bf Bliesheim Lechenich974 Stadtverkehr Erftstadt977 Erftstadt Bf Liblar Frauenthal Kottingen Kierdorf Bruggen Balkhausen Turnich Frechen RathausDie nachsten Autobahnanschlussstellen sind Erftstadt Gymnich auf der A 61 und die Auffahrt Hurth Knapsack fur die A 1 die jedoch naher an Kierdorf liegt Literatur BearbeitenPeter Simons Die Gemeinde Kierdorf Liblar 1940 Karl Stommel Die Einwohnerlisten aus Erftstadt 1798 1801 Erftstadt 1988 Karl und Hanna Stommel Quellen zur Geschichte der Stadt Erftstadt Band I V Erftstadt 1990 1998 Bert Rombach Kierdorf Die Wiege des Rheinischen Braunkohletagebaus Kierdorf 2008 ISBN 978 3 8334 9711 7 Peter Kievernagel Kirchenfuhrer St Martinus Kierdorf Kierdorf 2002 Peter Kievernagel Beatrix Alsdorf Kierdorf in alten Bildern Geschichtsverein Erftstadt und VHS Erftstadt Hrsg Kierdorf 2004 Peter Kievernagel Unsere Schule in Kierdorf Kierdorf 2010 Hanna Stommel Frank Bartsch Kierdorf In Frank Bartsch Dieter Hoffsummer Hanna Stommel Denkmaler in Erftstadt aktualisiert 2007 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kierdorf Sammlung von Bildern Geschichte von Kierdorf auf der Webseite der Stadt ErftstadtEinzelnachweise Bearbeiten a b Die Stadt in Zahlen Bevolkerung Stadtteile und Einwohnerzahlen 01 03 2023 In erftstadt de Stadt Erftstadt abgerufen am 31 Marz 2023 a b c d Peter Simons Die Gemeinde Kierdorf Liblar 1940 S 7 38 41 63 65 und 87 91 Bernhard Schreiber Archaologische Funde und Denkmaler im Erftstadter Raum Erftstadt 1999 S 142 143 Fritz Wundisch Bruhl Mosaiksteine zur Geschichte einer kurkolnischen Stadt Koln 1987 S 27 Landesarchiv NRW Dusseldorf Bestand Dietkirchen Urkunde 4 alte Signatur veroffentlicht in Karl und Hanna Stommel Quellen zur Geschichte der Stadt Erftstadt Band II Nr 9a Nachtrag Historisches Archiv der Stadt Koln Bestand Severin Repertorien und Handschriften I Bl 165 veroffentlicht in Karl und Hanna Stommel Quellen zur Geschichte der Stadt Erftstadt Band I Nr 465 Historisches Archiv der Stadt Koln Bestand Abtei Deutz Repertorien und Handschriften II Abschrift des verschollenen Codex thiodorici Friedrich Wilhelm Oediger Der Liber Valoris Bonn 1967 DNB 456739475 Landesarchiv NRW Dusseldorf Bestand Kurkoln II 5254 Bl 151 166 Landesarchiv NRW Dusseldorf Bestand Zweiffel Urkunde Nr 28 a b c d Archiv Schloss Gracht Akten 59 Historisches Archiv der Stadt Koln Bestand Severin Urkunden Nr 2 72 1 74 und 2 356 Historisches Archiv der Stadt Koln Bestand Domstift Akten 452 B 29 Bl 1 15 veroffentlicht in Stommel Quellen IV Nr 2560 Mathias Sarburg Die heldenhafte Verteidigung von Burg und Stadt Lechenich 1642 Koln 1643 Landesarchiv NRW Dusseldorf Bestand Bottenbroich Repertorien und Handschriften 1 Bl 38 39 Hans Elmar Onnau Kloster Bottenbroich In Kloster und Stifte im Erftkreis Pulheim 1988 ISBN 3 7927 1044 7 S 85 106 Archiv Schloss Gracht Akten 59 Honschaftsrechnungen Joseph Hansen Hrsg Quellen zur Geschichte des Rheinlandes im Zeitalter der franzosischen Revolution 1780 1801 Band IV Nr 76 und Nr 100 veroffentlicht in Stommel Quellen Band V Nr 3041 Max Bar Die Behordenverfassung der Rheinprovinz seit 1815 Bonn 1919 S 42 ff Karl Stommel Die franzosischen Einwohnerlisten aus Erftstadt Stadt Erftstadt 1989 S 264 283 W Schieder Hrsg Sakularisation und Mediatisierung in den vier rheinischen Departements Kanton Lechenich Boppard 1991 S 480 a b Bert Rombach Kierdorf die Wiege des rheinischen Braunkohlebergbaus Kierdorf 2008 S 98 107 a b c d e f g h Peter Kievernagel Beatrix Alsdorf Kierdorf in alten Bildern Geschichtsverein Erftstadt und VHS Erftstadt Hrsg Kierdorf 2004 S 9 19 und 32 38 Peter Kievernagel Kirchenfuhrer St Martinus Kierdorf Kierdorf 2002 Gabriele Runger Wer wahlte die NSDAP In Geschichte im Kreis Euskirchen S 143 Martin Bunermann Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein Westfalen Deutscher Gemeindeverlag Koln 1970 S 86 Horst Matzerath Hg Auf dem Weg zur Erftstadt Politik und Verwaltung im 19 und 20 Jahrhundert mit Beitragen von Frank Bartsch Horst Matzerath Ralf Othengrafen Schriften des Geschichtsvereins Erftstadt Band 2 ISBN 9783921300503 erschienen 2015 Seite 175 In Matzerath Seite 175 steht das falsche Sterbejahr 1942 Laut Erftstadt Jahrbuch 2020 Seite 64 starb Grell am 5 Marz 1962 Peter Kievernagel Kirchenfuhrer St Martinus Kierdorf Kierdorf 2002 Peter Kievernagel Unsere Schule in Kierdorf Kierdorf 2010 S 22 38 und S 77 100 Ortsburgermeister in der Ratsperiode 2020 2025 In erftstadt de Stadt erftstadt abgerufen am 17 Juni 2021 Stadtteile von Erftstadt Ahrem Blessem Frauenthal Bliesheim Borr Scheuren Dirmerzheim Erp Friesheim Gymnich Mellerhofe Herrig Kierdorf Kottingen Lechenich Konradsheim mit Heddinghoven Liblar Niederberg Normdaten Geografikum GND 16331937 6 lobid OGND AKS VIAF 221183541 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kierdorf Erftstadt amp oldid 232355023