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Albert Christian Weinlig 9 April 1812 in Dresden 19 Januar 1873 1 in Dresden war ein Mediziner Naturwissenschaftler Herausgeber Hochschullehrer sowie sachsischer Ministerialbeamter und Innenminister Sein Wirken hat im Konigreich Sachsen und daruber hinaus vielfaltige technische Neuerungen Normierungen und wirtschaftliche Entwicklungen massgeblich befordert Ihm verdankte das Deutsche Reich zielfuhrende Schritte die zum einheitlichen metrischen Mass und Gewichtssystem sowie zu einem fortschrittlichen Patentgesetz fuhrten Albert Christian WeinligInhaltsverzeichnis 1 Familienverhaltnisse 2 Leben 2 1 Studium und Berufseinstieg 2 2 Herausgebertatigkeit und Industrieforderung 2 3 Lehrstuhl in Erlangen 2 4 Sachsischer Staatsdienst 2 5 Revolutionsjahre und Ministeraufgaben 2 6 Forderung des Gewerbes und Schulwesens 2 7 Industrieausstellungen 2 8 Gesetzgebungsprozesse 2 9 Mass und Gewichtskommission 3 Leiter des Statistischen Buros 4 Vermachtnis 5 Wurdigungen und Leistungen 6 Werke 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseFamilienverhaltnisse BearbeitenDie Familie war seit dem 17 bis ins 19 Jahrhundert in Dresden ansassig Sein Urgrossvater Christian Weinlig 1681 1762 war Burgermeister von Dresden sein Grossonkel Christian Ehregott Weinlig war Kantor an der Kreuzkirche Geboren wurde Albert Christian Weinlig als zweites von insgesamt funf Kindern in der Familie des spateren Kantors an der Leipziger Thomasschule Christian Theodor Weinlig und dessen Frau Charlotte Emilie Schwester des Juristen Georg Carl Treitschke Die gunstigen Familienverhaltnisse ermoglichten ihm seit seiner Jugend eine forderliche Entwicklung Sein Vater war ursprunglich Advokat und konnte durch eine Erbschaft diesen Beruf aufgeben um sich der Musik zu widmen Dazu betrieb er zwischen 1806 und 1808 in Italien musikalische Studien Seine Mutter war die Tochter des Hof und Justitienrates Dr Karl Friedrich Treitschke und dessen Frau Friederike Elenore Charlotte Treitschke geb Lindemann Freundschaftliche Verbindungen der Mutter bestanden zur Schwester des Dichters Theodor Korner Durch ein Missgeschick eines Familienangehorigen verlor der Vater sein Vermogen und musste sich um eine Anstellung bemuhen Das fuhrte dazu dass er 1814 die Stelle des Kreuzkantors in Dresden ubernahm Im Jahr 1823 erfolgte die Berufung zum Thomaskantor in Leipzig wo der Vater auch die intensive Bekanntschaft mit Richard Wagner machte Leben BearbeitenDie Kindheit und Jugend verbrachte Weinlig in Dresden und Leipzig Bereits als Vierjahriger lernte er von seinem Vater das Lesen das er ein Jahr spater fliessend beherrschte Die berufliche Tatigkeit seines Vaters ermoglichte einen umfassenden hauslichen Musikunterricht Fruh fiel den Eltern die ungewohnliche Fahigkeit im Kopfrechnen auf und das mineralogische Interesse des Vaters weckte im kindlichen Albert Christian Weinlig das Interesse an naturwissenschaftlichen Dingen Durch den Umzug nach Leipzig wurde Weinlig Schuler in der Thomasschule Seine besonderen Begabungen bereiteten ihm einige Schwierigkeiten Er wurde dort als begabt und vielseitig interessiert aber auch als flatterhaft und mit nicht zu lobenden Fleiss 1826 eingeschatzt Besondere Begabungen zeigte er auch in den Fachern Latein Griechisch und Geschichte In seiner Schulzeit begann seine uber das gesamte Leben anhaltende Freundschaft mit Julius Ambrosius Hulsse Studium und Berufseinstieg Bearbeiten nbsp Universitat Leipzig Augusteum erbaut 1831 1836 Foto um 1890 Im Fruhjahr 1829 verliessen Weinlig und sein Freund Hulsse die Thomasschule und begannen ihr Studium an der Universitat Leipzig Weinlig entschied sich fur die Facher Medizin und Naturwissenschaften ferner besuchte er Vorlesungen in Philosophie und Sprachen Seine Dissertation mit dem Titel De contagiis in universum et de infectione recens natorum verteidigte er 1833 und schloss damit das medizinische Bakkalaureat ab Mit 21 Jahren wurde er von Johann Christian Gottfried Jorg als Unterarzt in der Entbindungsanstalt Leipzigs mit praktischen Aufgaben betraut Spater wirkte Weinlig als Assistenzarzt im Jacobshospital und in seiner Privatpraxis Herausgebertatigkeit und Industrieforderung Bearbeiten Weinligs ausgepragtes naturwissenschaftliches Interesse blieb in seiner arztlichen Berufsausubung unbefriedigt Deshalb ubernahm er 1835 mit Julius Ambrosius Hulsse die Herausgabe des Polytechnischen Zentralblattes Als alleiniger Herausgeber publizierte er seit 1830 das Pharmazeutische Zentralblatt das spater unter dem veranderten Titel Chemisches Zentralblatt als bedeutendes Referateorgan grosse Bekanntheit erwarb Zwischen 1839 und 1840 schrieb Weinlig zwei Bucher die sich mit wissenschaftlichen Fragestellungen der Chemie befassten Kurz darauf im Mai 1840 promovierte er zum Doktor der Philosophie Thema Industria Romanorum digestorum et codicum locis nonnullis explanata und im Oktober desselben Jahres habilitierte er zum Privatdozenten Der Titel seiner Habilitationsschrift lautete Examen theoriae electro chemico atomistico Daraufhin erhielt er die Lehrberechtigung fur Mineralogie Geognosie und Technologie In seinen Vorlesungen vollzog sich eine Entwicklung von anfanglich naturwissenschaftlichen Schwerpunkten hin zu technischen und staatstheoretischen Aspekten Konkrete Themen seiner Dozententatigkeit an der Leipziger Handelsschule aus den Jahren 1842 und 1843 belegen die enorme Vielseitigkeit seiner Kenntnisse und waren im Einzelnen Allgemeine Technologie Theorie des Ackerbaus Elemente des Maschinenwesens Eisenbahnen und Dampfschiffahrt In der Folge erschien seine Schrift uber die Mechanische Naturlehre Die Polytechnische Gesellschaft von Leipzig deren Direktor Weinlig war veranstaltete auf der Leipziger Michaelismesse eine im zweijahrigen Abstand gehaltene Industrieausstellung In diesem Zusammenhang bestand 1840 erstmals ein Kontakt zum Ministerium des Innern das die Forderung dieser Industriemesse ubernahm Als Julius Ambrosius Hulsse inzwischen Professor an der Gewerbschule Chemnitz im Auftrag der Koniglichen Sachsischen Regierung zur 10 Pariser Industrie Ausstellung 1844 reiste hatte er zuvor um Begleitung durch Weinlig gebeten was schliesslich bestatigt wurde Das Ziel dieses Besuchs bestand in einer Berichterstattung uber wesentliche technische Erfindungen und Neuerungen sowie die Beschaffung von Modellen Proben und Preisvorstellungen bei den erreichbaren Herstellern Nach der strapaziosen Ruckreise erstattete Weinlig dem Geheimen Regierungsrat Karl Gustav Adalbert von Weissenbach uber die gesammelten Eindrucke seinen Bericht Lehrstuhl in Erlangen Bearbeiten nbsp Doderlein ein Freund und Kollege in ErlangenIm Jahr 1845 erfolgte seine Berufung zum ordentlichen Professor an die Universitat Erlangen Dort ubernahm er den Lehrstuhl fur Nationalokonomie Das geschah auf Empfehlung von Georg Hanssen an der Universitat Leipzig der die eigene Berufung fur diese Stelle ausschlug In Erlangen konnte ihm die Universitat nur ein kleines Gehalt demzufolge eine einfache Lebensfuhrung und die Stadt nicht das von Leipzig gewohnte weltlaufige Gesellschaftsumfeld bieten Das Professorenkollegium integrierte Weinlig wohlwollend In diesem Kreis freundete sich Weinlig mit dem Theologen Johann Christian Konrad von Hofmann dem Philologen Johann Ludwig Christoph Wilhelm von Doderlein sowie mit Ernst Adolf Theodor Laspeyres Heinrich Schmid und Eduard Joseph Schmidtlein sowie mit dem Gymnasiallehrer Schafer an Der Kontakt zu dem Theologen Hofmann formte in Erlangen seine politischen Uberzeugungen und die Abneigung gegenuber politischen Parteien In der Zeit des Vormarz verfestigte sich bei ihm die Haltung dass sich die volkerrechtliche Stellung Deutschlands als Bundesstaat mit einer Vielheit von Einzelstaaten mit auseinander gehenden politischen Sonderbestrebungen darstelle und von ihm nicht viel zu erhoffen sei Seiner Meinung nach mussen die grosseren Fragen der Politik und der Gesetzgebung einer Losung durch die einzelnen Staaten entzogen werden Skeptisch zeigte er sich auch in Bezug auf die Funktionsfahigkeit der einzelnen Bundesstaaten woruber er meinte dass sie den notwendigen Aufwand an Talenten an Staatsmannern nicht einmal hervorbringen und geschweige denn fortdauernd liefern konnten 2 Sachsischer Staatsdienst Bearbeiten Der Tod des sachsischen Regierungsrates von Weissenbach erforderte eine Neubesetzung der Stelle der Abteilungsdirection Der damalige Innenminister Johann Paul Freiherr von Falkenstein favorisierte zuerst Julius Ambrosius Hulsse Dessen Wirken an der damals fur Sachsen bereits wichtigen Gewerbschule Chemnitz erschien so unentbehrlich dass man bei Georg Hanssen in Leipzig nachfragte ob er Weinlig empfehlen konne Die positive Bewertung der Anfrage fuhrte uber ein Vorgesprach zur Berufung in den sachsischen Staatsdienst Die Universitat Erlangen hatte den Weggang von Weinlig durch ein Ersuchen bei der bayerischen Regierung um Gehaltserhohung von 200 Talern jahrlich abzuwenden versucht dies aber traf in Munchen auf kein zustimmendes Interesse Am 1 November 1846 trat der 34 jahrige Weinlig die Stellung des Directors der Abtheilung fur Handel Gewerbe Fabrikwesen und Ackerbau am Innenministerium in Dresden an Als Fachmann zu Fragen der Zoll und Handelspolitik sowie Wirtschaftsstatistik wurde er als junger Staatsbeamter bei seinen Vorgesetzten und den ministeriellen Mitarbeitern zu einem geschatzten Mitstreiter Die Gewohnheiten innerministerieller Ablaufe befremdeten Weinlig anfangs stark Dadurch hielt er zu Beginn seiner Beamtenlaufbahn hauptsachlich ausserhalb seines taglichen Umfeldes freundschaftliche Kontakte beispielsweise zu August Ludwig Friedrich Wilhelm Seebeck dem Direktor der Technischen Bildungsanstalt in Dresden Weinlig legte in den fruhen Jahren seiner Beamtenlaufbahn wichtige Grundlagen fur spater von ihm selbst weiterentwickelte Strukturen In diesem Zusammenhang war ihm die Erarbeitung von Gesetzesentwurfen und Verordnungen ubertragen Insbesondere handelte es sich um Vorschriften zur Prufung der Dampfkessel und ihrer sicherheitspolizeilichen Beaufsichtigung 1849 erlassen die zu schaffende Gewerbeordnung die Neuordnung des Gewerbeschulwesens Errichtung von Handelskammern und einen Organisationsplan von zu schaffenden Ackerbauschulen Die damalige Bedeutung der geplanten Ackerbauschulen bemisst sich daran dass Weinlig im Auftrag des Innenministers nach Wurttemberg Baden und Nassau reiste um die dort vorhandenen Einrichtungen zu besuchen Als direkte Folge veranlasste er die Einrichtung einer landwirtschaftlichen Abteilung an der Gewerbschule Chemnitz Revolutionsjahre und Ministeraufgaben Bearbeiten nbsp Altes Bahnhofsgebaude in Chemnitz 1854 In den Jahren der Revolution 1848 1849 war Weinlig mit den Auswirkungen und der Eindammung der wachsenden Arbeitslosigkeit durch seine Tatigkeit zentral konfrontiert Auf Grund seiner Empfehlungen bemuhte sich Sachsen durch Eisenbahn Chaussee und sonstige Wegearbeiten die Not zu mindern Dagegen stand man der grassierenden Zahlungsunfahigkeit in den Unternehmen und der zum Erliegen gekommenen Kreditgewahrung relativ hilflos gegenuber zumal eine weitere Guterproduktion nicht sinnvoll erschien da es an Abnehmern fehlte In diesem Zeitabschnitt wurde der Bau der Eisenbahnstrecke Chemnitz Riesa durch staatliche Zahlungsvorschusse gesichert und fortgesetzt Mit besonderem Aufwand setzte sich Weinlig fur die Erhaltung des Chemnitzer Industriestandortes ein Hier handelte es sich um die Notlage bei den Druckern Webern und Maschinenbauern Sein Freund und Gewerbschuldirektor Hulsse verfugte uber ausreichende Detailkenntnisse und trug durch seine Beratung wesentlich zur Analyse bei Am 2 Mai 1848 entschied das Innenministerium den erfahrenen Regierungsrat Weinlig als ausserordentlichen Regierungskommissar nach Chemnitz zu entsenden Dort gelang es ihm durch seine bemerkenswerten kommunikativen Fahigkeiten die revolutionar gestimmten Arbeiter von einer Zerstorung der Fabriken abzubringen und erweiterte die bereits angekurbelten Eisenbahnbauvorhaben um den Ausbau des Bahnhofs Im Zusammenwirken mit den Chemnitzer Stadtrat und dem Amtshauptmann unterblieben polizeiliche Gewaltmassnahmen und die Ergebnisse der Verhandlungen machte man unverzuglich durch Aushange bekannt Die Ergebnisse brachten ihm in der Bevolkerung hohe Anerkennung ein Weinlig machte deutlich dass der an der Spitze des Ministeriums stehende Martin Gotthard Oberlander seiner Meinung nach nicht das erforderliche Talent zur Bewaltigung der Probleme besass Trotz der besonderen Situation in den Revolutionszeiten arbeitete Weinlig an einer Reform des sachsischen Bildungswesens Dabei standen die Schaffung einer einheitlichen Grundschule und die Gleichsetzung von Real und Humangymnasium im Zentrum seiner Bemuhungen Weinlig schlug vor die wochentliche Pflichtstundenzahl der Lehrer allgemein auf 24 festzusetzen In seinem Bericht vom 30 Oktober 1848 an den Innenminister legte er die Ergebnisse aus den Vorberatungen mit verschiedenen Schuldirektoren nieder Darin wird u a empfohlen als obersten Grundsatz anzulegen dass die Spaltung der Unterrichtsanstalten nach verschiedenen Richtungen nicht zeitiger beginne als unbedingt notig um nicht zu zeitig den Zwang zu einem festen Entschlusse uber den zu wahlenden Beruf eintreten zu lassen dass ein Ubergang gemeint ist die Schulform aus der einen in die andere nicht zu schwierig ist Weiterhin spricht er von der Unsitte den Knaben schon mit dem 14 Jahre alle Schulbildung schliessen zu lassen Diese auch noch heute progressiv anmutenden Positionen werden durch Strukturvorstellungen erganzt die in ihrer Wirkung als wiederum neutralisierend bewertet werden konnen Trotzdem sollte die Volksschule auch weiterhin die Rolle erfullen als einzige Schule fur alle die welche ihrer Lebensverhaltnisse wegen irgend einen Aufwand auf Bildung nicht machen konnen und fur alle welche mit dem 14 oder 15 Jahre bereits in den praktischen Lebensberuf eintreten mussen Seine Gedanken zu einer Schulreform sind in jener Zeit nicht umgesetzt worden Mit der politischen Zuspitzung Ende 1848 in Sachsen kam auch das ad hoc geschaffene Kabinett in zunehmende Schwierigkeiten In deren Folge trat am 24 Februar 1849 der Kabinettsvorsitzende Alexander Karl Hermann Braun zuruck In dieser Situation erging von Konig Friedrich August II an Weinlig das Ersuchen die Fuhrung des Ministeriums zu ubernehmen um in dieser von schweren politischen Divergenzen gepragten Krisenphase eine handlungsfahige Innenpolitik zu ermoglichen Weinlig ubernahm diese Aufgabe ungern weil er kein Freund von politischen Kampfen und Reprasentationsaufgaben war Innerhalb der direkten Zusammenarbeit mit dem Konig stellte sich heraus dass trotz des ungebrochenen Vertrauens beider Seiten zueinander die Beurteilung der politischen Lage in Deutschland sehr unterschiedlich ausfiel So gab es eine grundlegende Meinungsdivergenz zu den Verfassungsrechten Weinlig gehorte jenem Lager an das sich fur die Umsetzung der Grundrechte des deutschen Volkes unter Anerkennung der Reichsverfassung in Sachsen einsetzte In dieser Frage ging eine Spaltung quer durch die sachsische Regierung und ihrer Ministerien Der Konig bezog zu Gunsten der von einem Teil des sachsischen Adels vertretenen wenig progressiven und liberalen Ansichten Stellung Noch am 28 April versuchte Weinlig mit einem Brief den Konig von der notwendigen Annahme der Paulskirchenverfassung zu uberzeugen Es kam daraufhin zu einer personlichen Aussprache ohne einen Konsens Am 30 April 1849 verfasste er daraufhin sein Rucktrittsgesuch an den sachsischen Konig Diese Umstande erleichterten Weinlig die Aufgabe seines Ministerpostens noch im selben Jahr seiner Ernennung Diesem Antrag wurde noch am selben Tag entsprochen Neben Weinlig beschritten aus den gleichen Grunden auch der Kabinettsvorsitzende Gustav Friedrich Held und der Finanzminister Karl Wolf von Ehrenstein den gleichen Weg In den zwei Monaten seiner Ministerstellung befasste sich Weinlig mit der Bearbeitung von Gesetzesentwurfen Seinen bisherigen Interessenschwerpunkten folgend nahm er sich der aktuellen Zollpolitik an und uberreichte dem Finanzministerium am 24 April 1849 eine Denkschrift Stellungnahme fur eine neue Zollpolitik Darin schatzt er ein dass die fur den Erhalt der sachsischen Eisenproduktion notwendigen Schutzzolle auf Grund ihrer theoretisch erforderlichen Hohe im wirtschaftlichen Leben nicht umsetzbar waren Der Niedergang dieses Industriezweiges schien sich damit abzuzeichnen Als Nachspiel zu seiner Ministertatigkeit musste sich Weinlig offentlicher Vorwurfe zu Selbstsucht und Landesverrat durch gelenkte Presseberichterstattung gefallen lassen die in ihrem Kern auf den Auffassungen seines Amtsnachfolgers Richard von Friesen beruhten Forderung des Gewerbes und Schulwesens Bearbeiten Im Konigreich Sachsen hatte man eine Kommission zur Erorterung der Arbeits und Gewerbsverhaltnisse eingerichtet deren Arbeit durch die Revolutionswirren eine Unterbrechung erlitt Dieses Gremium widmete sich den vielseitigen Veranderungen die infolge der industriellen Revolution eintraten In seine fruhere Amtsstellung des Innenministeriums zuruckgekehrt nahm Weinlig im April 1849 die liegen gebliebenen Vorarbeiten zur Schaffung von Gewerbegerichten Gewerberaten Handelskammern und einer Gewerbeordnung wieder auf Sie waren von dieser Kommission bereits aufgegriffen worden Die Zeitverhaltnisse machten es dringend erforderlich die abgrenzenden und hinderlichen Zunftregeln abzuschaffen und sie durch ein modernes Regularium fur die bereits im vollen Gang befindliche Industrialisierung zu ersetzen Am 1 Juni 1849 loste sich der Sachsische Landtag wegen der unuberbruckbaren Differenzen zur Deutschen Frage Paulskirchenverfassung auf und zwei Tage spater erfolgte die Einberufung der alten Stande zu einer ersten Sitzung am 1 Juli Dadurch scheiterte ein zweiter Anlauf fur eine notwendige Gewerbeordnung In diese restaurative Vertreterversammlung reichte die Regierung den fertigen Gesetzesentwurf nicht ein Erst mit dem Gewerbegesetz vom 15 Oktober 1861 erhielten Weinligs Vorstellungen gesetzgeberische Kraft Damit verband sich die Liquidierung der Gewerbebeschrankungen durch die standischen Vorbehaltsregelungen Weinlig trat bei den Landtagswahlen im Herbst 1849 als Kandidat im 14 15 und 16 Wahlbezirk Grossenhain Meissen und Lommatzsch an und wurde in die sachsische I Kammer gewahlt Sein Mandat ubte er bis Ostern 1850 aus 3 Es gab ihm im Landtag Gelegenheit zu unbegrundeten Vorwurfen bezuglich seiner Rolle in den Revolutionszeit Stellung zu nehmen Fur die Umsetzung einer umfassenden sachsischen Schulreform sah nun Weinlig keine politische Grundlage mehr gegeben Somit bemuhte er sich umso erfolgreicher fur Teilschritte in seinem Zustandigkeitsbereich und nahm sich den ebenso uberfalligen Veranderungen des hoheren technischen Schulwesens an Auf sein Bestreben hin wandelte sich die Technische Bildungsanstalt in die Polytechnische Schule heute Technische Universitat Dresden um und holte den als erfolgreich bekannten Chemnitzer Gewerbschuldirektor Julius Ambrosius Hulsse in die Funktion des Direktors nach Dresden Im Jahr 1855 gliederte Weinlig die Werkmeisterschule Chemnitz als untere Bildungsstufe in die Gewerbschule Chemnitz ein und erhob sie 1862 in den Stand einer Hoheren Gewerbschule Sie trat durch ihre gewachsene Bedeutung und Profilauspragung immer mehr in eine konkurrierende Rolle zur Bergakademie Freiberg Fur Weinlig galten die Fragen von Schulorganisation und deren Budgetbildung als zentrale Steuerungsinstrumente seiner ministeriellen Leitungsaufgaben Mit seinem Wirken ist auch die Errichtung von speziellen Fachschulen verbunden die der Textilverarbeitung Stricken Weissnahen Kloppeln und industrielle Spitzenherstellung in Auerbach und Annaberg dienten Damit forderte er explizit die Berufsausbildung junger Frauen Zu den wichtigen finanzpolitischen Instrumenten seiner Tatigkeit zahlten Regierungsvorschusse die er fur junge Industrielle oder Betriebe in Notlagen erwirkte Schon 1848 machte er damit eine wichtige Erfahrung indem die Firma Richard Hartmann in Chemnitz eine solche Unterstutzung erhielt ihre Betriebsfahigkeit zum Wohle der Region bewahrte und in der Folge einen fundamentalen Beitrag zur Entwicklung des deutschen Eisenbahnwesens leisten konnte Industrieausstellungen Bearbeiten nbsp Industriepalast auf der Weltausstellung 1855 in Paris nbsp Weltausstellung 1867 in Paris Olgemalde von Edouard Manet Weinlig kam 1844 von der Pariser Industrieausstellung tief beeindruckt nach Sachsen zuruck Die gewonnenen Eindrucke erzeugten bei ihm den Wunsch ein ahnliches Vorhaben zur Demonstration der sachsischen Leistungsfahigkeit in Fragen der technischen Innovation und Industrieproduktion zu verwirklichen Im Jahr 1850 eroffnete die von ihm massgeblich vorbereitete Industrieausstellung Leipzig ihre Tore Dafur hatte er sein Landtagsmandat vorzeitig aufgegeben weil der organisatorische Aufwand alle Kraft erforderte Der erzielte Erfolg ermutigte ihn und viele Unternehmen im Jahr 1851 zur ersten sachsischen Prasentation im Ausland indem man auf der Londoner Weltausstellung auftrat Sachsen demonstrierte im bereits industriell weiterentwickelten England den Willen zur Konkurrenz zwischen den Regionen Weinlig hielt sich zusammen mit Hulsse mehrere Wochen in London auf um die Ausstellung und Unternehmen der Region sehr genau in Augenschein zu nehmen Dabei wurde beiden bewusst dass die vergleichbaren Verhaltnisse in Deutschland ungleich bescheidener ausfielen In Sachsen erhielten seine zu Gunsten der sachsischen Ausstellungsbeteiligung erbrachten Bemuhungen eine grosse offentliche Wurdigung Auf der Munchner Gewerbeausstellung von 1854 begleitete er die sachsischen Unternehmen durch seine Anwesenheit trotz einer um sich greifenden Choleraepidemie Weinlig nutzte seinen Aufenthalt zu Kontakten bis in die Kunstwelt Munchens Schliesslich besuchte auch Konig Friedrich August II diese Ausstellung und verstarb nach dieser Visite wenige Tage spater in Tirol Die Exposition Universelle von 1855 in Paris besuchte Weinlig wieder im Auftrag seiner Regierung und gewann dabei einen Eindruck vom ubermassigen Angebot an Luxusgutern Zusammen mit Karl Karmarsch und Ferdinand von Steinbeis erfolgte 1862 ein Besuch der Londoner Industrieausstellung Inzwischen hatte sich sein Ruf als wirkungsvoller Wirtschaftsforderer in Europa gefestigt Dadurch war er in der Ausstellungs Zentralkommission an den Vorbereitungen zur Pariser Weltausstellung 1867 beteiligt wobei ihm die Verantwortung fur das gesamte Raumkonzept oblag das sich als besonders strittiger Punkt zwischen den beteiligten Nationen erwies Sachsens Industrie und seinen Manufakturen gelang es sich durch ihre modernen und kunstvollen Prasentationen als dominanten Punkt in der Gruppe des Norddeutschen Bundes internationale Aufmerksamkeit zu erwecken Als Ausdruck besonderer Wertschatzung kann gesehen werden dass Weinlig zusammen mit seinem adaquaten preussischen Arbeitspartner Rudolph von Delbruck zu einem Diner des franzosischen Kaisers eingeladen war das sich uberwiegend an standesgemass weit hoher gestellte Personlichkeiten richtete Das kann als Hinweis darauf verstanden werden wie hoch seine ungewohnliche Rolle auf dem Feld der damaligen Handels und Industriepolitik in Europa bewertet wurde Gesetzgebungsprozesse Bearbeiten Es verdient Erwahnung dass Weinlig uber Sachsen hinaus verschiedene Rechtsverordnungen fur den Bundesrat des Deutschen Zollvereins bzw den Norddeutschen Bund entwickelte Beispielsweise ist der Entwurf fur das Deutsche Patentgesetz erste Fassung 1851 erarbeitet 4 5 und des Postgesetzes vom 1 Januar 1868 6 von ihm erarbeitet worden und das Allgemeine Deutsche Handelsgesetzbuch entstand unter seiner Beteiligung Weinlig vertrat das Konigreich Sachsen im Bundesrat des Norddeutschen Bundes Diese Funktion versah er bis Dezember 1869 und wurde dann auf eigenen Wunsch davon entbunden Mass und Gewichtskommission Bearbeiten nbsp Gesetzblatt zur Einfuhrung metrischer Teilungen in das traditionelle Masssystem von Sachsen 1858 In Sachsen erfolgten zur Umstellung der allgemein gultigen Mass und Gewichtseinheiten auf das metrische System sehr fruhe Bemuhungen Dafur schuf das Innenministerium die Konigliche Normalaichungscommission in Dresden deren inhaltliche Arbeit durch Julius Ambrosius Hulsse geleitet wurde und bei Weinlig ministeriell eingebunden war In der adaquaten Kommission fur den Deutschen Zollverein ubernahm Weinlig die Reprasentanz fur das Konigreich Sachsen der im Verhinderungsfall Hulsse zu diesem Zweck abordnen liess Die dort beratenen Vorschlage flossen in die Gesetzgebung des Norddeutschen Bundes ein Sie beruhen weitgehend auf den von Hulsse erarbeiteten und durch Weinlig vorgeschlagenen Regelungen 7 Die Norddeutsche Mass und Gewichtsordnung vom 17 August 1868 trat am 1 Januar 1872 in Kraft Leiter des Statistischen Buros BearbeitenWeinlig bekleidete in nebenamtlicher Funktion von 1850 bis 1873 die Leitung des Statistischen Buros im Ministerium des Innern bei der Koniglichen Regierung Sachsens Die konkrete Leitung oblag im Zeitraum von 1850 bis 1858 dem Beamten Ernst Engel danach Weinlig direkt Mit seinem Amtsantritt im Innenministerium entwickelte sich die offizielle Erfassung statistischer Daten die vorher vom 1831 gegrundeten Statistischen Verein unter der Leitung des Heinrich Anton von Zeschau betrieben wurde Vom Dezember 1846 bis Fruhjahr 1847 hatte Weinlig die Entwurfe fur das zu schaffende Statistische Bureau erarbeitet Vermachtnis Bearbeiten nbsp Blick in eine Maschinenhalle der Hartmannschen Fabrik in Chemnitz 1868 Die Wirkungen seines Schaffens sind sehr komplex und vielschichtig Die industriell gewerbliche Entwicklung im Konigreich Sachsen ist von seinen weitsichtigen Planungen und Entscheidungen erheblich beeinflusst worden Die starke Entwicklung Sachsens auf den unterschiedlichsten Sektoren von 1846 bis zu seinem Tod im Jahr 1873 fallt mit seiner Tatigkeit im Sachsischen Innenministerium zusammen In besonderer Weise konnten die Spinnereiindustrie der Maschinenbau und die zahlreichen technischen Lehranstalten Nutzen ziehen Der Maschinenbau verfunffachte zwischen 1846 und 1861 seine Kapazitaten und bot mit einer Beschaftigtenzahl von 7 843 Arbeitern 1861 eine uberwiegend stabile Beschaftigungslage Das wirkte sich auch innerhalb der beispielhaften Entwicklung im Verkehrswesen besonders auf die sachsische Eisenbahn aus deren Streckenlange sich zwischen 1850 und 1870 von 441 auf 1 074 Kilometer erweiterte Weinligs Denken und Positionen gestalteten die sachsischen Wirtschaftsverhaltnisse zwischen 1850 und 1870 8 Nur wenigen Personlichkeiten waren in vergleichbaren Stellungen Wirkungsmoglichkeiten in diesem Umfang und von solcher Tragweite gegeben Die nach seinem Tode durch vermogende Unternehmer errichtete Weinlig Stiftung mag eine bescheidene Wurdigung seines heute noch kaum fassbar erscheinenden Wirkens gewesen sein Wurdigungen und Leistungen BearbeitenNaturforschende Gesellschaft zu Leipzig Vorstandsmitglied Polytechnische Gesellschaft Direktor Gesellschaft zur Forderung der Industrie in Mulhausen Mitglied Gesellschaft zur Forderung der Industrie in Berlin Mitglied Gesellschaft zur Forderung der Industrie in Paris Mitglied Werke BearbeitenDie Pflanzenchemie ein Handbuch fur Aerzte und Apotheker Unter theilweiser Zugrundelegung von Thomson s organic chemistry und mit Benutzung der besten Quellen Vogel Leipzig 1839 Digitalisat der Universitats und Landesbibliothek Dusseldorf Lehrbuch der theoretischen Chemie Zum Gebrauche bei Vorlesungen und zur Repetition fur Studirende Voss Leipzig 1841 Grundriss der mechanischen Naturlehre Voss Leipzig 1843 Ueber die Nothwendigkeit und Nutzlichkeit technologischen und mechanischen Unterrichts an Handelsschulen Breitkopf und Hartel Leipzig 1843 Aufsatz Uber Erfindungspatente mit besonderer Rucksicht auf die bestehenden Patentgesetzgebungen und ein zu erwartendes allgemeines deutsches Patentgesetz In Archiv der politischen Okonomie und Polizeiwissenschaft Neue Folge Band 1 1843 S 247 268 Digitalisat beim Internet Archive Literatur BearbeitenKarl Theodor von Inama Sternegg Weinlig Christian Albert In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 41 Duncker amp Humblot Leipzig 1896 S 508 510 Paul Domsch Albert Christian Weinlig Ein Lebensbild nach Familienpapieren und Akten Abhandlungen und Berichte der Technischen Staatslehranstalt in Chemnitz Heft 2 April 1912 Siegfried Moltke Wilhelm Stieda Hrsg Albert Christian Weinlig in Briefen von ihm und an ihn Deutscher Verlag Leipzig 1931 Karlwilhelm Just Das Geschlecht Weinlig um 1550 bis zur Gegenwart Breslau Dresden Rheinland Starke Limburg Lahn 1967 Weblinks BearbeitenStatistisches Landesamt des Freistaates Sachsen Geschichte der amtlichen Statistik in Sachsen auf www stla sachsen de Literatur von und uber Albert Christian Weinlig in der Sachsischen Bibliografie Ubersicht der Lehrveranstaltungen von Albert Christian Weinlig an der Universitat Leipzig Wintersemester 1840 bis Wintersemester 1844 Weissenbach Vorganger von WeinligEinzelnachweise Bearbeiten Siegfried Moltke Wilhelm Stieda Hrsg Albert Christian Weinlig in Briefen von ihm und an ihn Deutscher Verlag Leipzig 1931 S XVIII am Morgen des 19 Januar 1873 ist Albert Christian Weinlig sanft hinubergeschlummert Paul Domsch Weinlig S 14 Josef Matzerath Aspekte sachsischer Landtagsgeschichte Prasidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952 Dresden 2001 S 53 Margrit Seckelmann Industrialisierung Internationalisierung und Patentrecht im Deutschen Reich 1871 191 V Klostermann Frankfurt am Main 2006 ISBN 3 465 03488 0 S 113 114 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 13 September 2010 Paul Domsch Weinlig S 71 Moltke Stieda Hrsg Weinlig S XVI 524 528 Paul Domsch Weinlig S 83 Paul Domsch Weinlig S 71 72 Innenminister Sachsens Konigreich Sachsen Bernhard von Lindenau Hans Georg von Carlowitz Eduard von Nostitz und Janckendorf Johann Paul von Falkenstein Ferdinand Zschinsky Martin Gotthard Oberlander Albert Christian Weinlig Richard von Friesen Friedrich Ferdinand von Beust Hermann von Nostitz Wallwitz Georg von Metzsch Reichenbach Wilhelm von Hohenthal Christoph Johann Friedrich Vitzthum von Eckstadt Walter Koch Freistaat Sachsen Richard Lipinski Georg Gradnauer Karl Otto Uhlig Otto Kuhn Richard Lipinski Hermann Liebmann Max Muller Julius Dehne Willibalt Apelt Friedrich Wilhelm Richter Sachsen im NS Staat Manfred von Killinger Karl Fritsch Sachsen in der Nachkriegszeit Kurt Fischer Wilhelm Zaisser Artur Hofmann Freistaat Sachsen Rudolf Krause Heinz Eggert Klaus Hardraht Horst Rasch Thomas de Maiziere Albrecht Buttolo Markus Ulbig Roland Woller Armin Schuster Siehe auch Sachsisches Staatsministerium des Innern Normdaten Person GND 104068884 lobid OGND AKS LCCN no89019919 VIAF 44732074 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Weinlig Albert ChristianKURZBESCHREIBUNG deutscher Mediziner Herausgeber Beamter und InnenministerGEBURTSDATUM 9 April 1812GEBURTSORT DresdenSTERBEDATUM 19 Januar 1873STERBEORT Dresden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Albert Christian Weinlig amp oldid 238445702