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Die heute evangelisch lutherische Marienkirche in Marienhafe war bis zu ihrem Teilabbruch im Jahre 1829 der grosste und bedeutendste Sakralbau Ostfrieslands 1 Sie wurde im 13 Jahrhundert im Flecken Marienhafe der zu dieser Zeit etwa 500 Einwohner hatte im Stil der Fruhgotik errichtet und erreichte damals die Ausmasse des Osnabrucker Doms und galt als grosste Kirche zwischen Groningen und Bremen Lange Zeit war die Kirche ein bedeutendes Seezeichen Die Leybucht die ihren Namen der alten Bezeichnung des heutigen Norder Tiefs verdankt 2 reichte bis unmittelbar an das Gebaude heran Spater war die Kirche uber das Stortebeker Tief mit der Nordsee verbunden Im ausgehenden 14 Jahrhundert soll der Seerauber Klaus Stortebeker in der Kirche gewohnt haben was aber bis dato nicht nachweisbar ist Nach der Reformation erfolgte in Marienhafe 1593 ein letzter Versuch fur die religios in einen lutherischen Osten und einen reformierten Westen gespaltene Grafschaft Ostfriesland eine gemeinsame Kirchenordnung aufzustellen Diese wurde zwar beschlossen aber nie umgesetzt Im 17 und 18 Jahrhundert verfiel die Kirche immer mehr so dass sie 1829 grosstenteils abgebrochen wurde Bei dem anschliessenden Umbau erhielt sie ihre heutige Gestalt Die Marienkirche in Marienhafe heutiger Zustand Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte 1 2 Die erste Holzkirche 1 3 Die Tuffsteinkirche 1 4 Bau der gotischen Kirche 1 5 Weitere Geschichte 1 6 Verfall 1 7 Teilabbruch der Kirche 1829 2 Beschreibung 2 1 Aussenbau 2 1 1 Kirchenbau 2 1 2 Kirchturm 2 2 Ausstattung 2 2 1 Innenraum 2 2 2 Altar 2 2 3 Kanzel 2 2 4 Taufstein 2 2 5 Leuchter 2 2 6 Glocken 2 2 7 Orgel 2 2 8 Weitere Ausstattungsgegenstande 3 Museum 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Das Brookmerland wurde erst ab dem 12 Jahrhundert besiedelt als durch schwere Sturmfluten und den Einbruch der Leybucht viele Menschen von der Kuste in das Landesinnere Ostfrieslands gedrangt wurden Die Leybucht reichte in jener Zeit bis an den heutigen Ort Marienhafe Die Kirche wird urkundlich erstmals am 16 Februar 1250 als curia sancte Marie Hof der heiligen Maria erwahnt In dieser Urkunde wurde die Loslosung des Brookmerlandes von der Propstei Hinte und die Bildung einer eigenen dem bischoflichen Offizial in Munster direkt unterstellten Propstei Brokmannia vereinbart Marienhafe ist vermutlich geplant als Marktort angelegt worden 3 war aber zunachst wohl kein eigenstandiger Ort Das alteste erhaltene Kirchensiegel von 1460 enthalt die Umschrift sigillum ecclesie S Marie de Uppagent 4 Dies hat zu der Vermutung Anlass gegeben dass der Kirchenbereich zur Gemeinde Upgant gehorte 5 Zum Kirchspiel Marienhafe gehorten seit jeher Upgant mit Schott und Tjuche 6 Die erste Holzkirche Bearbeiten Die Kirchwarft ist vermutlich alter als die heutige Kirche Nach dem Ergebnis von Ausgrabungen wurde wahrscheinlich vor dem Jahre 800 an der hochsten Stelle der Warft eine Holzkirche mit gerade eingezogenem Chorabschluss errichtet Ostfriesland war zu diesem Zeitpunkt von den Franken erobert worden und sollte nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen nun endgultig christianisiert werden Der neue Herrscher Karl der Grosse forderte daher die grossgrundbesitzenden Geschlechter auf Kirchen zu stiften Fur Marienhafe wird vermutet dass hier die Familie Idzinga fur den Bau der Kirche verantwortlich ist Mit grosser Wahrscheinlichkeit wurde die Kirche anstelle eines heidnischen Heiligtums errichtet 7 Die Tuffsteinkirche Bearbeiten Zwischen den Jahren 1000 und 1050 wurde die Holzkirche durch eine Kirche aus Tuffstein ersetzt die am Hang der Marienhafer Kirchwarft dort wo die heutige Kirche steht errichtet wurde Vermutlich war dieser Bau eine Einraumkirche die exakt die Ausmasse des heutigen Kirchenschiffes besessen hat 7 Beim Teilabbruch der Kirche wurden 1 000 Tonnen Tuffstein die von diesem Kirchenbau stammten verkauft Bau der gotischen Kirche Bearbeiten nbsp Die Marienkirche im Mittelalter historisierende Darstellung Urkundliche Belege uber den Beginn des Kirchbaus fehlen 8 Auch die Stifter der Kirche sind unbekannt Diese konnten die im 13 Jahrhundert weitgehend politisch autonome Landesgemeinde Brookmerland der Bischof von Munster als Landesherr oder der Pramonstratenserorden gewesen sein 3 Fur einen Ort wie Marienhafe der damals etwa 500 Einwohner zahlte ist die Kirche wie viele andere im Brookmerland etwa die Kirche Victorbur oder die Kirche von Osteel unverhaltnismassig gross Fur die Stiftung durch die Landesgemeinde spricht das Verbot des Brokmerbriefes welches den Bewohnern des Brookmerlandes untersagte sich feste Hauser Turmburgen wie etwa das Steinhaus Bunderhee zu errichten Erlaubt war nur der Bau von Kirchen und anderen religiosen Bauten aus Stein Im Verlauf des 13 Jahrhunderts erlebte das Brookmerland seine Blutezeit In diese Zeit fallt der Bau der grossen Kirchen von denen die ehemals dreischiffige Kirche Marienhafe die grosste ist die damit dem Geltungsbedurfnis der Landesgemeinde Rechnung trugen Abgesehen von den Kirchen ist das Brookmerland arm an alteren Gebauden Eine weitere Theorie sieht die Bischofe von Munster als mogliche Stifter Vermutet wird dass hierbei ein nie offentlich gewordener Anspruch auf ein friesisches Bistum in Stein gemauert werden sollte wie dies viel spater mit dem Bau des Fuldaer Doms ab 1704 erfolgreich umgesetzt worden sei da 1752 die Furstabtei zum Bistum erhoben wurde 1 Auch die These wonach der Ursprung der Kirche ein Wallfahrtsort fur einen ostfriesischen Marienkult gewesen sein konnte liess sich bisher nicht belegen Wallfahrten zur Marienhafer Kirche sind erst ab 1462 nachgewiesen Der Sage nach reichen die Wallfahrten noch weiter zuruck 3 Die Pramonstratenser kommen als Bauherren in Betracht da die Kirche noch bis ins 14 Jahrhundert hinein von Kanonikern dieses Ordens betreut wurde In unmittelbarer Nahe der Kirche lag zudem das Kloster Aland ebenfalls unter dem Patrozinium Marias Dabei handelte es sich um ein Nonnenkloster das zeitweise aber auch Chorherren beherbergte 9 Aufgrund des Baustils wird vermutet dass die Ostteile in den Jahren 1240 50 die Westteile 1250 1260 errichtet wurden Weitere Geschichte Bearbeiten nbsp Klaus Stortebeker DenkmalIm Jahre 1387 wurde die Kirche bei einem durch Blitzschlag verursachten Brand teilweise zerstort Beim Wiederaufbau wurden Material und Ausstattung der Kirche des kurz zuvor in der Leybucht untergegangenen Westeels verwendet 10 Welche Anderungen die Kirche dabei erfuhr ist nicht bekannt Von 1396 bis 1400 fand der Seerauber Klaus Stortebeker Unterschlupf in Marienhafe Er soll in dieser Zeit im Kirchturm gewohnt haben Dies ist aber weder durch Eintragungen in den Kirchenbuchern noch durch sonstige Aufzeichnungen belegt 10 Zum Gedenken daran wurde am 27 Juni 1992 auf dem Marktplatz sudlich der Kirche eine Skulptur aufgestellt die der Leeraner Bildhauer Karl Ludwig Boke nach einer Radierung von Daniel Hopfer entworfen hat die angeblich das Bildnis Stortebekers in Wirklichkeit aber Kunz von der Rosen den Berater und Hofnarren des deutschen Konigs und spateren Kaisers Maximilians I zeigt der 100 Jahre nach Stortebeker lebte Spatestens seit 1427 war die Kirche Zentrum eines eigenen Kirchspiels 1437 wird erstmals eine Orgel erwahnt die damit zu den ersten in Ostfriesland zahlt 11 Um das Jahr 1460 wurde der Turm auf sechs Stockwerke erhoht Zu dieser Zeit war die Kirche ein bedeutendes Seezeichen Ihr Turm und alle drei Kirchenschiffe waren auf der Nordseite mit Kupfer Kuiper friesisch niederlandisch fur Kupfer und auf der Sudseite mit Schiefer Ley altdeutsch fur Schiefer gedeckt sodass die Kirche von See her durch den wechselnden Blick auf die Kupfer und die Schieferseite fur Eingeweihte einen Hinweis auf die auch bei Niedrigwasser befahrbar bleibenden Priele und sonstigen Wasserflachen gab Ohne dieses Spezialwissen waren der Ort und sein tideabhangiger Hafen vom Meer her uneinnehmbar Im Jahre 1462 spendete Papst Pius II einen Ablass fur den Besuch der Kirche fur Spenden an Einrichtungsgegenstanden sowie fur Geldspenden zur Erhaltung der Kirche curia beate Marie Ab 1467 sind Wallfahrten zur Kirche bezeugt und 1500 hatte die Kirche vier Priester 1527 hielt die Reformation Einzug in Marienhafe Ostfriesland war in der Folge religios in einen lutherischen Osten und einen reformierten Westen gespalten Die Landesherren aus dem Hause Cirksena versuchten diese Spaltung zu uberwinden 1593 liess der lutherische Graf Edzard II durch seinen Hofprediger Petrus Hesse eine Kirchenordnung aufstellen die fur die gesamte konfessionell mehrschichtige Grafschaft Geltung haben sollte Diese Kirchenordnung wurde noch im selben Jahr in der Kirche von Marienhafe unterschrieben aber infolge politischer Auseinandersetzungen in Ostfriesland nicht umgesetzt Verfall Bearbeiten nbsp Die Kirche unmittelbar vor ihrem TeilabbruchDie Bedeutung der Kirche als Seezeichen ging nach dem Ende des Mittelalters durch die Verlagerung der Kustenlinie zuruck Dadurch schwand auch Marienhafes Bedeutung als Wirtschaftsort und die Bevolkerung konnte sich den Unterhalt der grossen Kirche nicht mehr leisten Die Kirche wurde nur noch unregelmassig renoviert und Schaden nur notdurftig renoviert weshalb sie langsam zu verfallen begann Weitere Faktoren fur den Niedergang der Kirche waren die mangelhafte Grundung auf der Warft und Witterungseinflusse Uber undichte Dachkehlen lief Regenwasser in die Sparrenfusse des Dachstuhls und in die Gewolbe die dadurch in Mitleidenschaft gezogen wurden Der Gemeinde fehlten die Mittel fur eine Reparatur und die Landeskirche Hannover wie auch das in Personalunion mit Grossbritannien regierte Konigreich Hannover beteiligten sich nicht 1 Im Jahre 1819 sturzte ein Teil des Chores ein Dabei wurde auch der um 1593 oder kurz danach entstandene Altar mit einem Schriftretabel zerstort der dem Norder Altar ahnelte Zur Wiederherstellung des Chores fehlten der Gemeinde 9000 Hannoversche Taler In den folgenden zehn Jahren beriet die Gemeinde wie sie weiter vorgehen solle Die Kirche verfiel indes weiter 1820 wurde das oberste Stockwerk des Kirchturmes nach einem Blitzschlag durch einen Brand beschadigt 3 Im August 1829 losten sich die Mauern der Ostapsis vom Giebel Aus dem Gewolbe fielen Steine herunter und durchschlugen die Fliesen Teilabbruch der Kirche 1829 Bearbeiten 1829 beschloss eine Mehrheit der Gemeindemitglieder die Kirche teilweise abzubrechen Zur Finanzierung dieses Vorhabens bot ein Unternehmer an die Arbeiten gegen Uberlassung des Abbruchmaterials durchzufuhren was dann auch geschah Die Abbrucharbeiten wurden vom Emder Stadtbaumeister Martin Heinrich Martens beaufsichtigt der zuvor genaue Plane und Einzelskizzen des Bauwerks angefertigt hatte Vom Bauwerk wurden der Chor das Querschiff nebst Vierung die schmalen Seitenschiffe und die Treppenturmchen die zum ersten Stock des Turms hinauffuhrten abgebrochen Im Hauptschiff wurde das steinerne Gewolbe entfernt und die Seitenwande bis in die Hohe der Seitenschiffdacher verkurzt Die nun offen stehenden Seitenwande wurden zugemauert wobei die Felder unter den Spitzbogen zum Anbringen der Fenster genutzt wurden So entstand im Innern ein Saalraum der nach oben von einer Voutendecke abgeschlossen wurde Der Turm wurde bis 1834 in seine heutige Gestalt umgebaut Um ein harmonischeres Gleichgewicht im Verhaltnis von Kirchenschiff und Turmhohe zu erreichen wurde er um zwei Stockwerke gekurzt 10 Beschreibung BearbeitenAussenbau Bearbeiten Kirchenbau Bearbeiten nbsp Ansicht von der Nordseite vor 1819 Im 13 Jahrhundert entwickelte sich von Nordfrankreich ausgehend Ile de France eine neue religiose Entwicklung die auch im Kirchenbau mit der Entstehung der Gotik ihren Hohepunkt erreichte Die nordfranzosischen gotischen Kathedralen vom Amiens Chartres und Notre Dame in Paris bildeten die Basis einer neuen baugeschichtlichen Epoche Es ist moglich dass dieser Baustil direkt von dorther oder aber durch Vermittlung des Rheinlandes nach Marienhafe gelangte Nach Fertigstellung war die Kirche eine dreischiffige gewolbte Basilika mit Westturm Querschiff Seitenkonchen Chorquadrat und Hauptapsis In ihrem Aufbau ahnelte sie damit grossen gotischen Kathedralen Auch der uberreiche Schmuck der Kirche mit Statuen und figurlichen Friesen deutet auf das Vorbild franzosischer Kathedralen hin und ist in Norddeutschland ohne Parallele Die ehemaligen Domikalgewolbe und der Bau nur eines Kirchturms geht hingegen auf westfalische Vorbilder zuruck wie sie im ersten Dom von Munster dem Paderborner Dom und im St Patrokli Dom von Soest zu erkennen sind 8 Die Aussenmauern waren durch hohe rundbogige Fenster Blendnischen Lisenen Rund und Dreipassbogen gegliedert In 48 Nischen am Querhaus und Chor war sie mit Bauplastik verziert Im Nordgiebel waren Ritter in den beiden Aussennischen in der Mitte die thronende Maria mit Kind links von ihr bildmassig vom Betrachter aus gesehen zwei rechts der dritte der Heiligen Drei Konige angeordnet von denen der erste links kniete Rechts neben dem dritten Konig war der Bethlehemitische Kindermord zu sehen 12 Direkt unter der Trauflinie der Dacher zogen sich Sandsteinrelieffriese mit insgesamt 200 Steinen um das ganze Kirchgebaude Hier wurden Darstellungen menschlicher Tugenden und Laster Jagd und Ritterszenen damonische Schreckgestalten Fabelwesen und Tierdarstellungen in menschlichen Tatigkeiten gezeigt Im 13 Jahrhundert konnen als Vorbilder fur diese Ausschmuckung nur die Kathedrale von Reims und die Stiftskirche St Servatius in Quedlinburg angesehen werden 3 Insgesamt wies das Bauwerk eine Lange von 72 5 m auf jetzt gut 47 m Davon nahmen der Turm 12 m das Hauptschiff 34 m das Querhaus 12 5 m und der Chor 14 m ein Der Turm war 14 m breit das Hauptschiff 23 m wovon auf die Seitenschiffe je 4 7 m entfielen das Querhaus 32 5 m und der Chor 12 m Nach dem Teilabbruch hat die Kirche heute eine Lange von 48 m und eine Breite von 13 m Der figurliche Schmuck ist weitgehend zerstort und die Kirche wurde zu einer einschiffigen Saalkirche umgebaut Kirchturm Bearbeiten Der Kirchturm war anfanglich niedriger Um das Jahr 1460 wurde der Turm auf sechs Stockwerke erhoht vermutlich um seiner wachsenden Bedeutung als Seezeichen Rechnung zu tragen Der Zugang zu den oberen Geschossen des Bauwerks wurde durch Seitenturmchen deren Eingang sich in der Kirche befand gesichert Im ersten Turmgeschoss befand sich eine zum Kirchraum offene Loge die wohl schon vor der Reformation zugemauert wurde 3 Die ehemalige Hohe des Turms betrug 67 m Nach dem Teilabbruch und der Verkurzung auf vier Stockwerke erreicht er heute eine Hohe von 37 Metern Seit dem Jahr 1619 soll es eine Kirchenuhr gegeben haben seit 1747 ist sie nachgewiesen 1913 erhielt der Turm ein neues Uhrwerk Dieses wurde in den 1980er Jahren von einem kleinen Uhrwerk ersetzt Seitdem steht es als Beispiel fur ein grosses mechanisches Werk im Kirchenmuseum Das Erdgeschoss wird als Leichenhalle genutzt und ist daher nicht offentlich zuganglich In die drei Meter starke Turmmauer ist eine Vorhalle eingearbeitet Der Hauptraum wird oben durch Gewolberippen aus Sandstein abgeschlossen die mit fast verwitterten Darstellungen von Evangelisten Propheten und Engeln verziert sind Die Gewolberippen und Gurtbogen sind rechteckig bzw rund ausgebildet In der Turmhalle werden ein Doppel und ein Einzelgrabstein aus dem 17 Jahrhundert und vier Sarkophagdeckel aus der Mitte des 11 bis Anfang des 12 Jahrhunderts aufbewahrt 10 Dabei handelt es sich um einen rotlichen ohne erkennbares Muster und einen gelblichen Sarkophagdeckel mit Paradiesstromberg Keulenkreuz und Spiralstaben Der Doppelgrabstein ist uber 2 m hoch und erinnert an das 1617 verstorbene Ehepaar Victor Hane und Clara von Zarenhusen 3 Der Einzelgrabstein des 1671 verstorbenen erbgesessenen Hausmanns Abbo Poppinga zeigt sein Familienwappen und die Inschrift Anno 1671 Den 2 Februariis Der Ehrenveste Vorachtbare Und Wohlfurnehmer Abbo Poppinga Erbgeseten zu Upgant Und Kirchvorwalter zu Marienhove Ordinarius Et Extraordinarius Deputierter Und Sylrichter selig in Dem Herren Entschlafen Vorwachtende Nebens Alle Glaubigen Ein Frolichen Aufestadige zum EWEGN Leben Seines Alters 44 Jahr 13 Ausstattung Bearbeiten Innenraum Bearbeiten nbsp KirchenschiffEs ist weitgehend unklar wie die Kirche in ihrem Inneren vor 1829 ausgesehen hat Ursprunglich war der Innenraum der Kirche etwa doppelt so hoch wie heute Nach Angaben des Emder Stadtbaumeisters Martens lag der Scheitelpunkt der Gewolbe in einer Hohe von 21 Metern uber dem Fussboden im Kreuz und im Chor etwa 1 75 m niedriger Damit war die Kirche der erste gewolbte Grossraum Ostfrieslands Nur die Krypta der ehemaligen Kirche St Liudger in Leer weist altere Gewolbe auf Sie sind aber wegen der geringeren Hohe und Spannweite nur bedingt mit der Kirche in Marienhafe zu vergleichen In Querschiff und Chor waren die Gewolbe vermutlich niedriger Die Seitenschiffe waren vermutlich mit Kreuzgratgewolben verziert Nach dem Teilabbruch wurde der Fussboden um ca 1 50 m aufgefullt Dadurch ist die Sockelpartie der Pfeiler und Saulen heute verdeckt Im Bereich des Chores moglicherweise schon in der Vierung durfte der Fussboden erhoht gewesen sein Die Hauptapsis hatte drei Fenster 14 Altar Bearbeiten nbsp AltarDer ursprungliche Altar der Kirche wurde beim Einsturz des Chorgewolbes 1819 zerstort Er entstand vermutlich 1593 oder kurz danach und war mit einem Schriftretabel versehen ahnlich wie dies noch heute am Altar der Ludgerikirche in Norden zu sehen ist Nach der Verkleinerung der Kirche erhielt diese einen schlichten Altar der zunachst unter der Orgelempore im Westen untergebracht wurde Bei der Renovierung der Kirche wurde der Altar wieder in den Osten verlegt Uber dem Altar hing eine Darstellung des gekreuzigten Christus unter dem stilisierten Thron Gottes Sie wurde 1829 von der Kirchengemeinde gekauft und wurde vom Bildhauer D Bruggemann geschaffen Seit 1981 ist nur noch die Kreuzesszene vorhanden die in der Mauernische hinter dem Altar hangt An der Sudseite des Altarraumes stehen zwei Figuren Maria und der segnende Christus die ursprunglich im Querhaus ihren Platz hatten Sie werden auf das 13 Jahrhundert datiert nbsp KanzelKanzel Bearbeiten Die barocke Kanzel wurde 1669 in der Werkstatt des Meisters der Holzschneidekunst Jacob Cropelin in Esens gefertigt In ihrem Aufbau ahnelt sie vielen Kanzeln in Ostfriesland aus dieser Zeit Auf dem Schalldeckel thront oben Christus mit der Siegesfahne auf dem Erdball Die Seiten des Kanzelkorbs sind durch gewundene Ecksaulen und dazwischen gelegenen Rundbogen gegliedert unter denen die vier Evangelisten die hier mit ihren Attributen gezeigt werden zu sehen sind Auf den Friesen geben fortlaufend gelesen zwei Schriftbander Bibelworte wieder und zwei Reihen informieren uber Pastor Kirchverwalter und Stifter Geschnitztes Rankengeflecht und gewundene Saulen schmucken die Kanzel weiter aus 10 Taufstein Bearbeiten nbsp Die TaufeDer Taufstein wird auf Grund seiner stilisierten Rankenfriese zwischen den Taustaben auf den Anfang des 13 Jahrhunderts datiert Er muss also noch aus einem Vorgangerbau der Kirche stammen Wie viele Taufsteine in Ostfriesland im 13 Jahrhundert wurde er aus Bentheimer Sandstein geschaffen Aussen ist das Becken mit ornamentalen Darstellungen aus Blattwerk Trauben Palmetten und Schnuren verziert Innen ist das Becken mit Blei ausgekleidet und konnte etwa 125 l Wasser fassen Als Sinnbild der durch die Taufe bezwungenen bosen Machte tragen vier Lowen den Stein Als Taufschale dient seit 2001 eine gegossene Glasschale 10 Leuchter Bearbeiten Der alteste Kronleuchter stammt aus dem Jahr 1637 Er wurde von der Familie Agena im Gedenken an ihre in diesem Jahr im Alter von 15 Jahren verstorbene Tochter Tjadlef gestiftet Der grosse sechzehnarmige Leuchter ist reichhaltig mit Figuren Kopf und Blaserdarstellungen geschmuckt Der zwolfarmige Kronleuchter ohne Aufschrift hangt seit mindestens 1725 in der Kirche Die zwei mit Gluhlampen bestuckten Kronleuchter stammen laut Gravur aus dem Jahr 1953 10 Glocken Bearbeiten Das Gelaut der Kirche besteht aus drei Glocken die sich im dritten Stock des Turmes befinden Die sudliche Glocke c stammt aus dem Jahre 1633 Sie ist ca 2500 kg schwer Ihre Inschrift besagt dass sie von der Upganter Marienhafer Tjucher Gemeinde gemeinsam gestiftet worden ist Auf der Glocke ist zudem ein Bildrelief Marias auf der Mondsichel innerhalb eines Kreuzes aus Zierstreifen zu sehen Zum Guss der Glocke wurde Material einer grossen ca 8 t schwere Glocke genutzt Diese war um 1600 schon unbrauchbar und wurde ab 1619 in vier kleinere Glocken umgegossen Seitdem waren sie in einem separaten Glockenturm auf der Ostseite des Kirchhofs untergebracht der 1834 abgerissen wurde 3 Die anderen beiden Glocken sind deutlich jungeren Datums Die nordliche Glocke es wurde 1960 gegossen und durch Spenden von Gemeindegliedern finanziert Sie ist etwa 1315 kg schwer Die Schlag und Lauteglocke c im Osten erhielt die Kirche 1955 nach einer Spende eines ehemaligen Marienhafer Burgers 10 Orgel Bearbeiten Hauptartikel Orgel der Marienkirche Marienhafe nbsp Holy Orgel von 1713Eine erste Orgel wurde 1437 vom Meister Thidricus de Dominis eine Orgel auf der Nordseite im Chor gebaut Sie ist damit eine der altesten nachweisbaren Orgel Ostfrieslands Reste dieser Chororgel blieben bis ins 18 Jahrhundert bewahrt 11 Im 16 Jahrhundert wurde uber der ehemaligen Westempore eine weitere Orgel erbaut Diese wurde 1603 zerstort Ob sie mit der 1703 1710 reparierten und 1778 verkauften alten Hauptorgel identisch ist ist ungeklart 15 Die heute erhaltene Orgel wurde in den Jahren von 1710 bis 1713 von Gerhard von Holy 1677 1736 in Esens gebaut Das Hauptwerk hat zwolf das Ruckpositiv acht Register das Pedal ist mit dem Hauptwerk gekoppelt Bis auf zwei sind alle Pfeifenreihen original erhalten 1952 wurde die Orgel unter Denkmalschutz gestellt Ab 1966 wurde sie von der Orgelbauwerkstatt Ahrend amp Brunzema restauriert 1987 88 erhielt sie ihre historische mitteltonige bis wohltemperierte Stimmung zuruck 3 Weitere Ausstattungsgegenstande Bearbeiten Das Abendmahlsgerat besteht aus einem silbervergoldeten Kelch Dieser stammt aus dem Jahr 1611 und ist ein Geschenk der Schwestern des Grafen Enno III an die Marienkirche Zum Kelch gehort eine Patene ohne Zeichen Die Kanne im Rokokostil ist reich mit Rocaillen geschmuckt Der Norder Goldschmied Ehlers 1787 1860 schuf die zwolflotige Silberdose Nicht mehr genutzt wird hingegen eine sechseckige zinnerne Weinflasche Sie stammt aus dem Jahr 1781 und ist mit einer Inschrift aus dem 11 Kapitel des Matthausevangeliums versehen 3 Museum Bearbeiten nbsp Das haufig falschlicherweise als Stortebeker Portrat verwendete Bildnis des Kunz von der RosenSeit dem Jahre 1878 begann die Gesellschaft fur bildende Kunst und vaterlandische Altertumer zu Emden ab 1890 auch die Kirchengemeinde Marienhafe die beim Teilabbruch der Kirche verlorengegangenen Bildwerke zu sammeln Um sie angemessen prasentieren zu konnen wurde der erste Stock des Kirchturms die sogenannte Stortebekerkammer wieder hergerichtet 1932 wurde diese der Offentlichkeit zuganglich gemacht und als Museum eroffnet Zu sehen sind eine Kopie des lange Zeit als Stortebeker Portrat verwendete Bildnis des Kunz von der Rosen wenige originale Stucke und ein Modell der alten Kirche Der gesamte grosstenteils verlorengegangenen Figurenschmuck wird auf einer Zeichnung prasentiert Vom Museum aus ist ein Aufstieg zur Aussichtsplattform auf dem Turm moglich Siehe auch BearbeitenListe der historischen Kirchen in OstfrieslandLiteratur BearbeitenHemmo Suur Die Alte Kirche zu Marienhafe in Ostfriesland 1845 Online in der Google Buchsuche Online bei archive org Johann Gerhard Schomerus Das Marienhafer Skizzenbuch des Baumeisters Martens aus dem Jahre 1829 eine Dokumentation und Untersuchung uber die einstigen Steinbildwerke an der Kirche zu Marienhafe in Ostfriesland Quellen zur Geschichte Ostfrieslands Band 7 Verlag Ostfriesische Landschaft Aurich 1968 Hans Bernd Rodiger Heinz Ramm Friesische Kirchen im Auricherland Norderland Brokmerland und im Krummhorn Band 2 Verlag C L Mettcker amp Sohne Jever 2 Auflage 1983 S 54 ff Rudolf Folkerts Jakob Raveling Das Land um den Stortebekerturm SKN Norden 1983 ISBN 3 922365 33 7 Ernst Andreas Friedrich Die Marienkirche in Marienhafe S 162 164 In Wenn Steine reden konnten Band I Landbuch Verlag Hannover 1989 ISBN 3 7842 0397 3 Edgar F Warnecke Alte Kirchen und Kloster im Land zwischen Weser und Ems Verlag H Th Wenner Osnabruck 1990 ISBN 3 87898 319 0 S 120 ff Johann Gerhard Schomerus Die Marienkirche von Marienhafe 2 Auflage SKN Norden 1993 ISBN 3 922365 38 8 Georg Friedrich Schaaf Wallfahrten nach Marienhafe Ein Ablassbrief Papst Pius II von 1462 zugunsten der Pfarrkirche Marienhafe in Ostfriesland In Emder Jahrbuch fur historische Landeskunde Ostfrieslands Bd 82 2002 S 15 33 Cornelia Kruse Als Marienhafes Dom seine Grosse verlor In Ostfriesischer Kurier vom 28 Oktober 2006 S 12 Hermann Haiduck Die Architektur der mittelalterlichen Kirchen im ostfriesischen Kustenraum 2 Auflage Ostfriesische Landschaftliche Verlags und Vertriebs GmbH Aurich 2009 ISBN 978 3 940601 05 6 S 34 74 95 f 98 ff 110 f 118 140 Gottfried Kiesow Architekturfuhrer Ostfriesland Verlag Deutsche Stiftung Denkmalschutz Bonn 2010 ISBN 978 3 86795 021 3 S 223 230 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Marien Kirche Marienhafe Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage der Kirchengemeinde Marienhafe Harm Bents Peter Seidel Arbeitsgruppe der Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft Marienhafe Samtgemeinde Brookmerland Landkreis Aurich PDF Datei 141 kB Kirchengemeindelexikon 360 Grad Ansicht der MarienkircheEinzelnachweise Bearbeiten a b c Gottfried Kiesow Architekturfuhrer Ostfriesland Verlag Deutsche Stiftung Denkmalschutz Bonn 2010 ISBN 978 3 86795 021 3 S 223ff Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft Leybuchtpolder abgerufen am 26 Januar 2016 a b c d e f g h i j Harm Bents Peter Seidel Arbeitsgruppe der Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft Marienhafe Samtgemeinde Brookmerland Landkreis Aurich PDF Datei 141 kB abgerufen am 23 Marz 2022 Ernst Friedlander Ostfriesisches Urkundenbuch Band 1 787 1470 Haynel Emden 1878 S 650 Nr 753 online Rudolf Folkerts Jakob Raveling Das Land um den Stortebekerturm SKN Norden 1983 ISBN 3 922365 33 7 Kirchengemeindelexikon abgerufen am 23 Marz 2022 a b Ostfriesland Magazin Nr 9 1991 Der Schatz im Turm a b Gottfried Kiesow Ostfriesische Kunst Von der Romanik bis zur Neugotik Schuster Leer 2000 ISBN 3 7963 0343 9 Nachdruck der Ausgabe von 1969 S 29ff Rudolf Folkerts Jakob Raveling Das Land um den Stortebekerturm ISBN 3 922365 33 7 hier zitiert aus brookmerlandarchiv de Historische Informationen zur Gemeinde Wirdum Memento vom 30 Oktober 2007 im Internet Archive abgerufen am 23 Marz 2022 a b c d e f g h Homepage der Kirchengemeinde Marienhafe abgerufen am 23 Marz 2022 a b Walter Hans Kaufmann Die Orgeln Ostfrieslands Ostfriesische Landschaft Aurich 1968 S 167 168 Johann Gerhard Schomerus Die Kirchen in Marienhafe und Osteel nach zwei bisher unbekannten Aquarellen aus dem Anfang des 19 Jahrhunderts In Ostfriesland Zeitschrift fur Kultur Wirtschaft und Verkehr Nr 1 1976 Bernhard Koerner Deutsches Geschlechterbuch Genealogisches Handbuch Burgerlicher Familien Band 103 Gorlitz 1938 Johann Gerd Schomerus Ein Blick in die ehemalige Basilika von Marienhafe In Ostfriesland Zeitschrift fur Kultur Wirtschaft und Verkehr Nr 1 1963 Harald Vogel Gunter Lade Nicola Borger Keweloh Orgeln in Niedersachsen Bremen 1997 ISBN 3 931785 50 5 S 198 53 522666666667 7 2723888888889 Koordinaten 53 31 21 6 N 7 16 20 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marienkirche Marienhafe amp oldid 239373843