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Ein Erbgesessener oder erbgesessener Hausmann war Besitzer eines langfristig meist uber mehrere Erbgange im Eigentum einer Familie befindlichen Platzes Bauernhof mit Landereien Aus dem Kreis dieser Eigenerben wurden bis zur Neuzeit in landlichen Regionen meistens die unteren Richteramter etwa Bauernrichter in Ostfriesland und anderen Kustenregionen auch die Deich und Sielrichter besetzt In Ostfriesland wurden aus den erbgesessenen Hausleuten zudem die Deputierten des dritten Standes Hausmannsstand der ostfriesischen Landschaft rekrutiert 1 Den ersten Stand bildete der Adel den zweiten die Stadte Eine erbgesessene Familie durfte ein eigenes Siegel und Wappen fuhren 2 In Hamburg bildete sich im 15 Jahrhundert die Trennung von grundbesitzenden Burgern und der ubrigen Einwohnerschaft heraus 3 In Sachsen gab es auch die Form Erbbesessener fur den Dorfbewohner mit Grundbesitz Regionale Unterschiede BearbeitenOstfriesland Bearbeiten Die Erbgesessenen in Ostfriesland wurden auch als Hausmann bezeichnet welche auch Hausleute oder Eigenerfden genannt wurden Diese hatten das Recht am Landtag durch Deputierte teilzunehmen Die Hausleute bildeten den dritten Stand neben dem Adel und den Stadten Der Klerus spielte in Ostfriesland keine Rolle 4 Der Hausmannsstand teilte uber Jahrhunderte die Ortsamter wie Deichrichter Sielrichter Schuttmeister Kirchenvogt und Poelrichter untereinander auf und bildete aufgrund der daraus resultierenden Exklusivitat eine nahezu konkurrenzlose Elite 5 Der kaum vorhandene Adel in der Region begunstigte diesen Aufstieg so dass die Hausleute als Grundbesitzer und Eigentumer von nicht selten mehreren Pachthofen dieses Herrschaftsvakuum ausfullten und oft dieselbe Stellung im Dorfgefuge einnahmen wie Adlige Grundherren anderer Gegenden 6 Trotz der allgemeingultigen Freiheitsprivilegien und trotz der genossenschaftlich organisierten Landesgemeinden waren letztlich eben doch nicht alle Friesen gleich 7 Die Hausleute Ostfrieslands waren ein Sonderfall im Europaischen Bauernstand der sich vornehmlich in den ostfriesischen Stammesgebieten entwickelte und sich dennoch stark vom Bauernstand der bekannten Standepyramide unterschied Es handelte sich eher um einen Landedelmann der nicht selten einen wirtschaftlichen Status erreichte der es ihm erlaubte sich von der taglichen Arbeit zu befreien sich ganz dem Handel und der Uberwachung des eigenen Betriebes zu widmen 8 und sich somit vom Standesbewusstsein zwischen Adel und nicht Adel bewegte 9 Die Hausleute setzten in der Standeversammlung die Steuern fest welche in Ostfriesland selbst vom Adel zu entrichten waren 10 Sie waren stets darauf bedacht wirtschaftliche Vorteile zu ihren Gunsten zu entwickeln und zahlten somit am Anfang des 18 Jhd zu den Ersten welche eine ausgeklugelte Fruchtwechselwirtschaft in der Landwirtschaft einfuhrten 11 Neuere Erkenntnisse belegen dass der Hausmannsstand in Ostfriesland eine selbstbewusste Position im Staatsgefuge einnahm und durch sein schon fruhes kapitalistisches Wirtschaftsverhalten den Fortschritt der Region befeuerte 12 Die Zugehorigkeit zu diesem Stand war stark an den Besitz gebunden 13 Die Bemessungsgrenze der Zugehorigkeit war seit 1620 auf mindestens 25 Grasen eigenem oder 50 Grasen Land in Erbpacht festgelegt Der Begriff Hausleute entwickelte sich vermutlich aus dem alten Wort Huslotha und bezeichnete jene Friesen welche die Huslotha also den Konigszins fur die friesische Freiheit abfuhrten was sich vermutlich spater in den Begriff Huisluid wandelte welcher ins Deutsche ubersetzt Hausleute bedeutet 14 Da sich die ersten freien Friesen mit der Huslotha vom feudalen System loskaufen konnten und somit eine Reichsunmittelbarkeit erlangten verleitete dieser Umstand manchen Geschichtsschreiber dazu den Hausmannsstand als eigentumlichen friesischen Volksadel zu sehen 15 da er zwischen sich und dem Kaiser personlich keine feudale Instanz akzeptieren musste So hielten sie auch lange Zeit eine nicht zu unterschatzende politische Macht in den Handen und die Grafen sowie spater die Fursten Ostfrieslands mussten in nicht unerheblichem Masse mit den Hausleuten konkurrieren denn ohne die Zustimmung derselben durfte kaum etwas entschieden werden Dieses Kompetenzgerangel speziell die Steuerhoheit betreffend mundete letztlich in einen Burgerkrieg dem sogenannten Appelle Krieg 1724 1726 Der landliche Adel in Ostfriesland war an Grundbesitz zwar oft uberlegen bewegte sich ansonsten allerdings auf Augenhohe mit den Hausleuten 16 Der Standesunterschied zwischen Adel und Hausleuten manifestierte sich erst nach dem Sieg uber Napoleon Bonaparte im Jahr 1815 Nachdem alle Standesprivilegien 1807 unter Napoleon aufgehoben wurden was in Ostfriesland den Adel sowie den Hausmann betraf war die Wandlung vom mitbestimmenden Stand hin zum vermogenden Landwirt vollzogen Das Landtagsrecht fur die Hausleute entfiel und war durch die neue Kommunalordnung der Franzosen ersetzt worden Da die Hausleute ausserhalb Ostfrieslands keine Standeslegitimation hatten blieb es nach 1815 dabei Betrachtet man die damalige Sozialstruktur so fallt schnell auf dass Hausleute und landsassiger Adel vor 1815 in einem Wechselspiel von Konkurrenz und Partnerschaft agierten 17 Die lokale Herrschaft der Hausleute wird auch als adelsanaloge Bauernoligarchie bezeichnet 18 Einzelnachweise Bearbeiten Bernhard Uphoff Ostfriesische Masse und Gewichte Bd 1 Verlag Ostfriesische Landschaft Aurich 1973 S 34 Martin Tielke Ostfriesische Landschaft Poppinga abgerufen am 6 November 2015 PDF Datei 53 kB Wolfgang Adam Siegrid Westphal Hrsg Handbuch kultureller Zentren der Fruhen Neuzeit Bd 1 De Gruyter Berlin 2012 ISBN 978 3 11 020703 3 S 803 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Vgl Heike Duselder und Olga Sommerfeld Adel an der Peripherie Kultur und Herrschaft des niederen Adels in Nordwestdeutschland Bericht uber ein Forschungs und Ausstellungsprojekt der Universitat Osnabruck und des Niedersachsischen Freilichtmuseums Museumsdorf Cloppenburg 2005 S 16 Vgl Dr Jessica Cronshagen Aufsatz Ostfriesische Landschaft Die Hausleute Landhandel und Landhandler Pachtbauern und Erben Landmanner und Vornehme in den friesischen Marschen des 17 Und 18 Jahrhunderts Vgl Christoph Reinders Duselder Adelige Lebenswelten in Nordwestdeutschland in Fruhe Neuzeit Festschrift fur Ernst Hinrichs Bielefeld 2004 S 58 Vgl Wolfgang Ruther Hausbau zwischen Landes und Wirtschaftsgeschichte Die Bauernhauser der Krummhorn vom 16 bis zum 20 Jahrhundert Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophischen Fakultat der Westfalischen Wilhelms Universitat zu Munster Westf 1999 S 27 Vgl Cronshagen Einfach vornehm S 22 amp Schmekel Hausmann landl Elite in Diskurse Korper Artefakte S 287 Vgl Hauko Roskamp Ostfriesische Familiengeschichten 1 Aufl Bottrop Druckerei und Verlag Peter Pomp 2010 S 66 Vgl Hauko Roskamp Ostfriesische Familiengeschichten 1 Aufl Bottrop Druckerei und Verlag Peter Pomp 2010 S 236 Vgl Dr Cronshagen Aufsatz Hausleute Vgl Jessica Cronshagen Einfach vornehm Die Hausleute der nordwestdeutschen Kustenmarsch in der fruhen Neuzeit Hist Kommission fur Niedersachsen und Bremen 1 Aufl Gottingen Wallstein Verlag 2014 S 12 Vgl Schmekel Hausmann landl Elite in Diskurse Korper Artefakte S 295 Vgl Cronshagen Einfach vornehm S 73 Vgl Frank Schmekel Wie das Dorf die Welt beeinflusste und umgekehrt Ostfriesische Bauern als glokale Elite der fruhen Neuzeit 1 Aufl Martin Meidenbauer Verlagsbuchhandlung Munchen 2011 S 36 Vgl Cronshagen Einfach vornehm S 71 Vgl Cronshagen Einfach vornehm S 70 Vgl Andre R Koller Agonalitat und Kooperation Fuhrungsgruppen im Nordwesten des Reiches 1250 1550 Historische Kommission fur Niedersachsen und Bremen Gottingen Wallstein Verlag 2015 S 265 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erbgesessener amp oldid 233349830