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Die Krypta der ehemaligen Kirche St Liudger auf dem reformierten Friedhof in der ostfriesischen Kreisstadt Leer in Niedersachsen ist der letzte Rest des im 18 Jahrhundert wegen Baufalligkeit abgerissenen mittelalterlichen Kirchenbaus der an der Stelle der ersten durch den heiligen Liudger in Ostfriesland gestifteten Kirche stand Sie dient seit 1955 als Gedenkstatte fur die Opfer beider Weltkriege Die Krypta der ehemaligen Kirche St LiudgerGeschichte BearbeitenIm Jahr 791 missionierte der Friesenapostel Liudger die Leeraner nach der Integration in das Frankische Reich und grundete die erste Kapelle im ostfriesischen Raum am Westrand der damaligen Siedlung Sie stellte einen der kirchlichen Mittelpunkte der in Friesland dominierenden Grundherrschaft des Klosters Werden dar 1 Im Ergebnis archaologischer Untersuchungen warfen die Bewohner des Ortes im 7 und 8 Jahrhundert auf dem heutigen Friedhof eine 150 m lange 70 m breite und 1 30 m hohe Warft aus Plaggen auf Darauf errichteten sie wohl im 10 Jahrhundert eine Kirche aus Holz 2 Darauf deuten zwei Brandhorizonte hin welche die Archaologen nordlich der Krypta entdeckten und auf das 10 sowie das 12 Jahrhundert datierten Die von Liudger gegrundete Kirche konnte dagegen bis dato nicht entdeckt werden 3 Um das Jahr 1189 begann der Bau der romanischen St Liudger Kirche die den alteren Vorgangerbau aus Holz ersetzte Sie war ein flach gedeckter Saalraum mit zwei Apsiden Im Zuge dieses Baus entstand auch die Krypta die vermutlich zunachst mehr oder weniger oberirdisch erbaut wurde ehe dann das Areal erhoht wurde Als Propsteikirche hatte die Leeraner Kirche wahrend des Mittelalters eine fuhrende Rolle im Moormerland 2 Ab der Mitte des 17 Jahrhunderts wurde diese Kirche zunehmend baufallig Immer haufiger waren Instandhaltungsarbeiten notig Zudem hatte sich der Flecken Leer in Richtung Hafen und Leda verlagert so dass die Kirche an die Peripherie der Gemeinde geriet Wahrend eines Orkans im Jahre 1777 verliessen Pastor und Gottesdienstbesucher fluchtartig das Gebaude weil sie einen Einsturz befurchteten 4 Zwar wurde die Kirche weiterhin benutzt jedoch blieben immer mehr Gemeindeglieder dieser Kirche fern Nach Auseinandersetzungen uber einen geeigneten Neubau an zentraler Stelle weiter ostlich in Richtung Hafen wurden ab 1783 Sammlungen durchgefuhrt und Entwurfsskizzen angefertigt Gegen den Rat des Presbyteriums beschloss eine Gemeindeversammlung im Jahre 1783 diese Sammlungen in den reformierten Gemeinden Ostfrieslands und den Groninger Gemeinden zu intensivieren Die Pastoren wurden initiativ und erwarben ein Grundstuck eines Lederfabrikanten fur 450 Pistolen Gold 5 Auf Druck der Kirchenbehorde stimmte der Kirchenrat am 1 Juni 1785 dem Bau zu Der Zimmermannmeister Isaak Wortmann aus Leer erhielt den Bauauftrag 6 Am 16 September 1785 erfolgte die Grundsteinlegung und nach 22 Monaten die Fertigstellung des Baus sowie die Abnahme durch die Aufsichtsbehorde Die neue Grosse Kirche wurde am 15 Juli 1787 durch den ersten Pastor und Konsistorialrat Johann Eilshemius eingeweiht der zugleich das Amt des reformierten Oberinspektors innehatte 7 Bereits vor Vollendung des Neubaus wurde der Abbruch der alten Liudgerikirche beschlossen Sie wurde nur bis zur Hohe des Fussbodens abgetragen um die Totenruhe der in der Krypta Bestatteten zu wahren Am 6 Juni 1787 wurde im Rahmen einer Verkaufsveranstaltung in der neuen Kirche die alte Kirche in vierundzwanzig Einzellosen auktioniert Die Grosse Kirche wurde im Jahr 1805 um einen grossen prachtvollen Kirchturm erweitert 8 Die Krypta der alten Kirche wurde versiegelt und ist bis heute erhalten Darin befindet sich das alteste Gewolbe Ostfrieslands 9 Baubeschreibung Bearbeiten nbsp Die Ostwand der Krypta mit den eingelassenen Grabplatten Die Krypta auf dem reformierten Friedhof von Leer ist eine zweischiffige gewolbte Unterkirche mit zweiapsidialem Ostabschluss 10 Sie gilt als ein Beleg fur die fruhe Verwendung von Backsteinen in Ostfriesland 3 Die Ausfuhrung der inneren Ziegelsteinschale des Kryptamauerwerks das noch wenige in unbestimmtem Abstand eingefugte Binder aufweist passt in die Erbauungszeit um 1200 11 Die Backsteine der inneren Schale sind verputzt und ruhen auf einem Findlingsfundament Die Aussenschale besteht aus Feldsteinen Auf dem Boden lag ein Lehmestrich auf dem Plaggenhugel In der sudlichen Apsis wiesen Archaologen das Fundament eines Altars sowie dort und unter dem mittleren Joch des Sudschiffes mehrere Graber nach 3 Beide Schiffe verfugten ursprunglich uber eine Tonnenwolbung mit gleicher Scheitelhohe und Stichkappen Etwas junger sind die Kreuzgewolbe mit breiten Bandrippen in den beiden Ostjochen des Nordschiffes die um 1250 60 erneuert wurden Die Maueroffnungen haben vermutlich einst als Luftschachte gedient Die Gewolbe in der Mitte und im Osten des nordlichen Schiffes stehen auf nachtraglich eingezogenen Pfeilern die offenbar im Zuge von Reparaturarbeiten im 14 Jahrhundert eingezogen wurden An ihrer oberirdisch zu sehende Ostwand sind von aussen mehrere Grabplatten unter anderem von Junker Arend Frese 1582 Ortigse van Wersabe 1617 und Claes Frese 1589 eingelassen Sie zeigen die Verstorbenen in Lebensgrosse Der trapezformige Grabstein fur Johannis Lenghen 1542 ist vermutlich eine romanische Platte die wiederverwertet wurde Einzelnachweise Bearbeiten Rudolf Kotzschke Die Wirtschaftsverfassung und Verwaltung der Grossgrundherrschaft Werden Bonn 1958 S CCLIII a b Paul Wessels Arbeitsgruppe der Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft Leer Stadt und Landkreis PDF 154 kB Abgerufen am 4 Oktober 2016 a b c Rolf Barenfanger Die Krypta auf dem reformierten Friedhof in Leer In ders Bearb Ostfriesland Fuhrer zu archaologischen Denkmalern in Deutschland 35 Stuttgart 1999 S 189 191 Homepage der Kirchengemeinde Geschichtliches gesehen 11 September 2012 Genealogie Forum Die ev ref Kirche Leer Memento des Originals vom 6 Februar 2010 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www genealogie forum de gesehen 26 Mai 2011 Segebade Reformierte Kirchen an der Ems 1999 S 56 Smid Ostfriesische Kirchengeschichte 1974 S 413 Kiesow Architekturfuhrer Ostfriesland 2010 S 138 Hermann Haiduck Die Architektur der mittelalterlichen Kirchen im ostfriesischen Kustenraum Verlag Ostfriesische Landschaft Aurich 1986 ISBN 3 925365 07 9 S 38 Georg Dehio Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Bremen Niedersachsen Deutscher Kunstverlag Auflage Neubearbeitung stark erweiterte Ausgabe Munchen Berlin 1 Januar 1992 ISBN 3 422 03022 0 S 835f Leer de Sehenswertes Die Krypta Abgerufen am 4 Oktober 2016 53 22906 7 441009 Koordinaten 53 13 44 6 N 7 26 27 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Krypta der ehemaligen Kirche St Liudger amp oldid 237651264