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Das Hildebrandslied Hl aus dem 9 Jahrhundert ist das alteste und einzige uberlieferte Beispiel eines germanischen Heldenliedes der deutschen Literatur und eines der fruhesten poetischen Textzeugnisse der deutschen Sprache uberhaupt Das Fragment schildert den Beginn einer Episode aus den Sagen um Dietrich von Bern in der es um den tragischen Zweikampf zwischen Dietrichs Gefolgsmann Hildebrand und dessen Sohn Hadubrand geht Es besteht aus althochdeutschen bzw altsachsischen Stabreimen die gewohnlich in 68 Langverse eingeteilt werden Erstes Blatt des HildebrandsliedesWegen seines Alters und seiner Einzigartigkeit ist das Hildebrandslied ein zentrales Forschungsobjekt germanistisch mediavistischer Sprach und Literaturwissenschaft Seinen heutigen gelaufigen Titel erhielt der anonym verfasste Text durch die wissenschaftlichen Ersteditoren Jacob und Wilhelm Grimm Der Codex Casselanus der das Hildebrandslied enthalt befindet sich in der Handschriftensammlung der Landes und Murhardschen Bibliothek Kassel Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt und Aufbau 1 1 Handlung bis zum Ende des Fragments 1 2 Vermutlicher Schluss 1 3 Gliederung 2 Historische Hintergrunde 3 Verfasser und Sprache 4 Handschrift und Uberlieferung 5 Rezeption 5 1 In der Lyrik des 19 Jahrhunderts 5 2 In der Rockmusik 6 Literatur 6 1 Faksimile 6 2 Ausgaben und Ubersetzungen 6 3 Bibliographien lexikalische Abhandlungen und Einzelaspekte 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseInhalt und Aufbau BearbeitenBeim Hildebrandslied handelt es sich um eine sogenannte Spross Sage die von Lesern und Zuhorern Vorwissen uber den Sagenkreis um Dietrich von Bern verlangt 1 Innerhalb dieses Kreises gehort die Hildebrandsage mit dem Zweikampfmotiv als grundlegender Fabel zu den wichtigsten 2 Ihre Anfangsverse lauten althochdeutsch Ik gihorta dat seggen dat sih urhettun aenon muotin Hiltibrant enti Hadubrant untar heriun tuem sunufatarungo iro saro rihtun garutun se iro gudhamun gurtun sih iro suert ana helidos ubar hringa do sie to dero hiltiu ritun deutsch Ich horte glaubwurdig berichten dass zwei Krieger Hildebrand und Hadubrand allein zwischen ihren beiden Heeren aufeinanderstiessen Zwei Leute von gleichem Blut Vater und Sohn ruckten da ihre Rustung zurecht sie strafften ihre Panzerhemden und gurteten ihre Schwerter uber die Eisenringe die Manner als sie zu diesem Kampf ritten Ubertragung Horst Dieter Schlosser Althochdeutsche Literatur Berlin 2004 Zweites Blatt des HildebrandsliedesHandlung bis zum Ende des Fragments Bearbeiten Hildebrand hat Frau und Kind verlassen und ist als Krieger und Gefolgsmann mit Dietrich in die Verbannung gezogen 3 Nun kehrt er nach 30 Jahren heim An der Grenze zwischen zwei Heeren stellt sich ihm ein junger Krieger entgegen Hildebrand fragt ihn wer sin fater wari wer sein Vater sei Hildebrand erfahrt dass dieser Mann Hadubrand sein eigener Sohn ist Er gibt sich Hadubrand zu erkennen und versucht durch das Angebot von Geschenken goldenen Armringen sich diesem verwandtschaftlich vaterlich zuzuwenden Hadubrand weist die Geschenke jedoch brusk zuruck und meint er sei ein listiger alter Hunne denn Seefahrer hatten ihm berichtet dass sein Vater tot sei tot is hiltibrant Mehr noch die Annaherungsversuche des ihm Unbekannten der sich als sein Vater ausgibt sind fur Hadubrand eine uble Beschimpfung der Ehre seines totgeglaubten Vaters Ist die Verspottung als alter Hunne und die Zuruckweisung der Geschenke schon eine Herausforderung zum Kampf so bleibt Hildebrand nach den Worten Hadubrands dass sein Vater im Gegensatz zu dem ihm unbekannten Gegenuber ein Mann von Ehre und Tapferkeit sei kein friedlicher Weg mehr offen Nach den Sitten ist er nun gezwungen um seiner eigenen Ehre willen die Herausforderung des Sohnes zum Kampf anzunehmen und zwar unter Inkaufnahme seines eigenen Todes oder des Todes seines Sohnes Welt und kampferfahren ahnt Hildebrand die Dinge voraus die folgen werden und klagt so uber sein furchtbares Schicksal welaga nu waltant got quad Hiltibrant wewurt skihit Wehe waltender Gott sprach Hildebrand ein schlimmes Schicksal nimmt seinen Lauf Zwischen zwei Heeren stehen nun Vater und Sohn einander gegenuber es kommt zum unausweichlichen Kampf Hier bricht der Text ab Vermutlich wie ein spaterer altnordischer Text aussagt endet der Kampf mit dem Tod Hadubrands Vermutlicher Schluss Bearbeiten Da der Schluss der Handlung nicht uberliefert ist kann nicht mit letzter Sicherheit gesagt werden ob das Ende tragisch gestaltet war Man kann aber davon ausgehen denn der Text zielt in seiner dramaturgischen Komposition auf die Klimax des Zweikampfes Durch die psychologische Gestaltung des Wortwechsels zwischen Vater und Sohn durch Hildebrands Zwiespalt zwischen dem vaterlichen Versuch der Zuwendung und Annaherung und der aufrechterhaltenen Wahrung seiner Ehre und selbstverstandlichen Position als Krieger spitzt sich die Tragik der Handlung zu Zeugnis davon gibt das sogenannte Hildebrands Sterbelied in der altnordischen Fornaldarsaga Asmundar saga kappabana aus dem 13 Jahrhundert Das Sterbelied ist ein fragmentarisch erhaltenes Lied im eddischen Stil innerhalb des Prosatextes der Saga 4 In sechs unvollstandigen Strophen besonders in der vierten beklagt Hildibrand retrospektiv den Kampf mit dem Sohn und dessen tragischen Tod 5 Liggr thar inn svasi at hǫfdi eptirerfingi er ec eiga gat oviliandi aldrs syniadag Dort liegt mir zu Haupten der einzige Erbe der mein eigen ward wider Willen ward ich sein Morder Grundtext Gustav Neckel Hans Kuhn 1983 Ubertragung Felix Genzmer 1985 Im deutschen Jungeren Hildebrandslied siegt ebenfalls der Vater aber die beiden erkennen einander rechtzeitig Dieser Text ist deutlich hochmittelalterlich gepragt weil der Zweikampf vom Wesen her die Form des ritterlichen Turniers zeigt also die Auspragung eines quasi sportlichen Wettkampfes hat Eine spatere Variante in Deutschland erst in Handschriften zwischen dem 15 und 17 Jahrhundert erhalten endet allerdings versohnlich Mitten im Kampf wenden sich die Streitenden voneinander ab der Sohn erkennt den Vater und sie schliessen sich in die Arme die Begegnung endet mit einem Kuss des Vaters auf die Stirn des Sohnes und den Worten Gott sei Dank wir sind beide gesund Schon im 13 Jahrhundert ist diese versohnliche Variante aus Deutschland nach Skandinavien gelangt und dort in die Thidrekssaga eingeflossen alteste erhaltene Handschrift schon um 1280 eine thematische Ubertragung deutscher Sagen aus dem Kreis um Dietrich von Bern In der Thidrekssaga wird der Ausgang des Kampfes so geschildert dass Vater und Sohn nachdem sie einander erkannt haben zusammen mit Freuden zur Mutter und Ehefrau zuruckkehren Generell ist im Vergleich mit den spateren Interpolationen die Tragik der Geschichte grosser und dem germanisch zeitgenossischen Empfinden entsprechender wenn die Erkenntnis des verwandtschaftlichen Verhaltnisses beim Sohn ausbleibt und der Vater den Sohn totet denn damit loscht er seine Familie bzw Geschlechtslinie aus In drei aussergermanischen Sagen liegt diese individuell gepragte Fabel vor der irischen von Cuchullin und Conlaoch der russischen von Ilja und Sbuta Sokolniek der persischen von Rostam und Sohrab Andreas Heusler Hildebrand in RGA 1 Band 2 Aufgrund der inhaltlichen Ahnlichkeit wird diese Tragodie oft mit der Geschichte von Rostam und Sohrab aus dem Schahname dem im 10 Jahrhundert entstandenen iranischen Nationalepos von Firdausi verglichen In diesem 50 000 Verse langem Epos wird unter anderem auch von dem Kampf zwischen dem Vater Rostam und seinem Sohn Sohrab berichtet Rostam der seine Ehefrau bereits vor der Geburt seines Sohnes verlassen hat hinterliess ihr seinen Armreif den sie der Tochter oder dem Sohn Rostams als Erkennungszeichen geben moge Sohrab der sich gerade volljahrig geworden auf die Suche nach seinem Vater begibt wird in einen Zweikampf mit seinem Vater mit todlichem Ausgang verwickelt An dem Sterbenden entdeckt Rostam den Armreif und erkennt dass er seinen eigenen Sohn erschlagen hat Friedrich Ruckert hat diesen Teil aus dem Schahname der einen der Hohepunkte des Epos darstellt mit seiner 1838 erschienenen Nachdichtung Rostem und Suhrab im deutschen Sprachraum bekannt gemacht 6 Wahrend bei Firdausi der Vater seinen Sohn erdolcht erschlagt im Oidipus Tyrannos des Sophokles der Sohn seinen Vater Laios Die verschiedenen Parallelen konnen einerseits durch eine indogermanische Ursage erklart werden die den dichterischen Gestaltungen jeweils zugrunde lage zum anderen kann in manchen Fallen auch eine direkte Beeinflussung angenommen werden 7 So ging der Germanist Hermann Schneider bei dem Motiv von einer Wandersage oder Weltnovelle aus Schliesslich ist eine Erklarung durch universell wirksame Archetypen moglich die auf psychische und soziale Grundstrukturen zuruckgefuhrt werden konnen wie sie u a von Carl Gustav Jung Karl Kerenyi Claude Levi Strauss und Kurt Hubner untersucht wurden Die Bruder Grimm nennen den Text in ihrer Anmerkung zu dem Marchen Der treue Johannes sowie zu dem Schwank Der alte Hildebrand im Hinblick auf die mogliche Untreue der daheim gebliebenen Ehefrau Gliederung Bearbeiten Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der siehe Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Der Aufbau des Liedes ist schlicht und klar sowie durch die Verwendung altepischer Formen bewusst kunstlerisch verfasst und benutzt besondere Stilmittel Exemplarisch fur die altepischen Formen ist die Eroffnung der einleitenden Handlung im Vers 1 Ik gihorta dat seggen Diese Form findet sich parallel in anderen germanischen Literaturen 8 und im althochdeutschen Kontext in der Eroffnung des Wessobrunner Gebetes in der Weise Dat gafregin ih mit firahim Das erfrug ich bei den Menschen 9 Auch sind Gestaltungsmittel erkennbar wie sie in der ubrigen germanischen Heldendichtung gelaufig sind beispielsweise im Abvers 66 durch die Form huitte scilti als strahlender oder leuchtender Schild in der konkreten Zweikampfsituation des Weiteren in der Form gurtun sih iro suert ana Vers 5 vergleichend mit den Versen 13 14 des altenglischen Hengestlied hier gyrde hine his swurde 10 Die besonderen Stilmittel sind zum einen Pausen und zum anderen der Stabreim in der Prosodik Die Versmetrik zeigt sich exemplarisch und idealtypisch in der Phrase des dritten Verses Hiltibrant enti Hadubrant untar heriun tuem Die Regeln des Stabreimverses werden jedoch durch die Verwendung von Prosazeilen Verse 33 35a und Endreimbindungen vielfach nicht berucksichtigt Ebenfalls finden sich Storungen im Anlaut und in einigen Abversen Doppelstabe V 18 heittu hadubrant sowie zweifache Stabreime in der Form abab Des Weiteren weist die Prosodik analog zum ebenfalls aus dem Fuldaer Kontinuum stammenden altsachsischen Heliand den Hakenstil auf eine Ubernahme des stabenden Anlautes in die Hebung des folgenden Anverses Der Aufbau des Liedes lasst sich wie folgt schematisch darstellen Einleitende Handlung Erste Dialogsequenz Handlung kurz zur Mitte des Textes Vers 33 35a Zweite Dialogsequenz Abschliessende Handlung ZweikampfDie innere Gliederung des Dialogteils wird in der alteren Forschung entgegen dem Gesamtaufbau des Textes unterschiedlich gewertet und ist umstritten Dies hat zu untereinander abweichenden Editionen gefuhrt 11 insbesondere durch die Annahme dass die Verse 10 f 28 f 32 38 46 unvollstandig seien Daher wurde teilweise der Wortlaut textkritisch bearbeitet und die Versfolge modifiziert 12 Die neuere Forschung geht mit dem Korpus konservativer um und misst der uberlieferten Version eine bewusste kunstlerische Form bei Lediglich die Verse 46 48 werden heute von der uberwiegenden Zahl der Forscher Hadubrand zugeschrieben die Platzierung nach Vers 57 wird befurwortet In der folgenden Tabelle werden anhand der Editionen von Steinmeyer Baesecke und De Boor 13 vergleichend textkritische Eingriffe gegenubergestellt 14 Steinmeyer Baesecke De BoorHild 11 13 Hild 11 13 Hild 11 13Had 15 29 Had 15 29 Had 15 29Hild 30 32 35b Hild 30 32 35b Hild 30 32Had 37 44 Had 37 44 Had 46 48Hild 49 57 Hild 46 48 Hild 35bHad 46 48 Had fehlt Had 37 44Hild 58 62 Hild 49 57 Hild 49 62Had fehltHild 58 62Historische Hintergrunde Bearbeiten Ostromischer Solidus Odoaker im Namen Kaisers Zenon Zeitlich durfte die Handlung im 5 Jahrhundert einzuordnen sein Heldenalter Als Hinweis hierfur dienen die Personen die im Text angefuhrt werden Odoaker Otacher Vers 18 25 der gegen den Ostgotenkonig Theoderich den Grossen Theotrich Vers 19 Detrich Vers 23 Deotrich Vers 26 kampfte In Vers 35 wird der Herr Gefolgsherr der Hunnen Huneo truhtin genannt vermutlich handelt es sich dabei um Attila Odoaker war ein Germane vom Stamme der Skiren und hatte im Jahre 476 den letzten westromischen Kaiser Romulus Augustulus abgesetzt daraufhin riefen ihn seine Truppen zum Konig Italiens rex Italiae aus In der germanischen Heldensage wurde Theoderich ausgehend von den kurzen episodischen Liedformen zum Dietrich von Bern Verona der heute uberlieferten Epik tradiert Attila wurde spater der Etzel Atli aus dem deutschen und nordischen Nibelungenkontext Hinter der Figur des Hildebrand wurde von der alteren Forschung Mullenhof Heusler der historische ostgotische Heerfuhrer Gensimund gesehen Rudolf Much gab schon im fruhen 20 Jahrhundert den Hinweis auf Ibba oder Hibba der bei den zeitgenossischen Historiographen wie Jordanes als Militar Theoderichs erfolgreich operierte 15 Nach Much und weiteren Forschern nach ihm wurde Ibba als Kurzform oder Kosename von Hildebrand vermutet mit dem Hinweis dass Ibba ebenso wie die Endung brand im Gotischen nicht nachweisbar sei Damit wurden die Passagen des Liedes bezuglich des jahrzehntelangen Fernbleibens Hildebrands von Frau und Kind mit der Flucht Theoderichs Ibba Hildebrand im Gefolge ihren historischen Grund in der Rabenschlacht finden zum anderen Ibba Hildebrand aufgrund des Namens vermutlich frankischer Herkunft als ein Gefolgsmann des Theoderich der sich durch Treue einen hohen Rang in der ostgotischen politisch militarischen Nomenklatur erworben hat Dass der Zweikampf zwischen den zwei Heeren aus der verworrenen politischen Situation heraus entstand in der es zu solchen Konfrontationen von nahen Verwandten kam ist vergleichend historisch belegt Diese Erfahrungen wurden demnach schon als Bestandteil der langobardischen Urform im Lied reflektiert Verfasser und Sprache BearbeitenDas Hildebrandslied wurde um 830 840 von zwei unbekannten Fuldaer Monchen in hauptsachlich althochdeutscher Sprache jedoch in einer eigentumlichen altsachsisch altbairischen Mischform 16 und mit angelsachsischen Schreibbesonderheiten aufgezeichnet Aus dem Schriftbild des Textes ist festzustellen dass die erste Schreiberhand fur die Verse 1 29 und die zweite Schreiberhand fur die Verse 30 41 verantwortlich ist Die angelsachsischen beziehungsweise altenglischen Einflusse werden beispielsweise im Vers 9 deutlich in der Phrase ƿer ſin fater ƿari sowie durch die Verwendung des altenglischen Schriftzeichens ƿ fur den uu Laut sowie in der Ligatur ae beispielhaft im Vers 1 Die Mischung aus hoch und niederdeutschem Dialekt versucht man damit zu erklaren dass vermutlich der oder die niederdeutschen Schreiber das hochdeutsche Lied nur ungeschickt wiedergeben konnten Diese Abschreibfehler zeigen an dass die Schreiber vermutlich nach Vorlage arbeiteten Zu diesem Umstand kommen althochdeutsche Lexeme die nur im Hildebrandslied zu finden sind hapax legomena wie unter anderen das auffallige Kompositum sunufatarungo Vers 3 dessen genaue Bedeutung ungeklart ist und wissenschaftlich diskutiert wird 17 Eindeutig oberdeutsch sind die anlautenden Tenues in prut Braut Ehefrau oder pist bist oder die anlautenden Affrikaten in chind Kind etc Niederdeutsch ist das durchweg unverschobene t in to zu uuet weiss luttila lutzel klein oder der Nasalschwund vor Dentalen z B in usere unsere oder odre andere Der Beweis dafur dass eine oberdeutsche Vorlage niederdeutsch eingefarbt wurde liegt in den hyperkorrekten Formen vor wie urhettun althochdeutsch urheizzo Herausforderer oder huitte althochdeutsch hwizze weisse Hier namlich entsprechen die geschriebenen Doppelkonsonanten tt nicht etwa dem niederdeutschen Lautstand sondern erklaren sich als mechanische Umsetzung der korrekten oberdeutschen Geminaten zz denen im Niederdeutschen einfaches t entsprache Dieter Kartschoke Geschichte der deutschen Literatur im fruhen Mittelalter S 127 Georg Baesecke stellte zur Veranschaulichung der mischsprachlichen Einfarbungen dem uberlieferten Text eine rein althochdeutsche Ubertragung gegenuber exemplarisch die Verse 1 3 Korrekturen von Schreibfehlern in Kursiv Ih gihorta daz sagen daz urhizzun einon muozin Hiltibrant enti Hadubrant untar heriun zueim Die Entstehung des ursprunglichen Hildebrandsliedes wird da in der gotischen Sprache die im Langobardischen nachgewiesene Namenendung auf brand fehlt in Oberitalien angesetzt Von den Langobarden kam das Hildebrandslied vermutlich in der zweiten Halfte des 8 Jahrhunderts 770 780 nach Bayern und von dort nach Fulda Helmut de Boor fasste den Weg der Uberlieferung zusammen und folgerte dass anhand der Grundlage einer gotisch langobardischen Originalschrift eine altbairische Eindeutschung erfolgte Nach der Ubernahme in Fulda erfolgte die altsachsische Einfarbung und hiernach die heute uberlieferte letzte Eintragung 18 Handschrift und Uberlieferung BearbeitenDer Text des Hildebrandsliedes befindet sich auf der Vorderseite des Blattes 1r und der Ruckseite des Blattes 76v einer fruhmittelalterlichen Pergament Handschrift Bei diesen Blattern handelt es sich um die ursprunglich leer gebliebenen Aussenseiten des Kodex Dessen Hauptteil wurde wahrscheinlich um 830 im Kloster Fulda geschrieben und enthalt die deuterokanonischen Texte Buch der Weisheit und Jesus Sirach in lateinischer Sprache Das Hildebrandslied ist offensichtlich ein nachtraglicher Eintrag ungefahr aus dem 3 oder 4 Jahrzehnt des 9 Jahrhunderts Die Aufzeichnung bricht vermutlich deshalb ab weil der Platz auf dem letzten Blatt nicht mehr ausreichte Fur Fulda als Entstehungsort des Fragments spricht auch die Tatsache dass es sowohl baierische als auch sachsische Sprachmerkmale aufweist Im Bibliotheksverzeichnis des Klosters Fulda wird der Kodex 1550 erstmals nachweislich erwahnt 19 Heute wird er unter der Signatur 2 Ms theol 54 in der Universitatsbibliothek Kassel aufbewahrt zu dessen Altbestanden er gehort Erstmals veroffentlicht wurde das Hildebrandslied 1729 durch Johann Georg von Eckhart der aber weder die Versform noch die Bedeutung des Texts erkannte Die erste wissenschaftliche Edition erfolgte 1812 durch die Gebruder Grimm Die Handschrift wurde zweimal zur Kriegsbeute aber beide Male zuruckerstattet Im Dreissigjahrigen Krieg fiel es hessischen Soldnern im Zweiten Weltkrieg US amerikanischen Soldaten in die Hande Nach 1945 befand sie sich zeitweilig in den USA wo kriminelle Antiquare ein Blatt mit dem Herkunftsstempel aus dem Kodex heraustrennten und fur eine hohe Summe verkauften Der Kodex wurde 1955 das fehlende Blatt erst 1972 zuruckgegeben 20 Rezeption BearbeitenIn der Lyrik des 19 Jahrhunderts Bearbeiten Nach der Strophenform des Hildebrandsliedes wurde die sogenannte Hildebrandsstrophe benannt welche besonders im fruhen 19 Jahrhundert z B bei Heinrich Heine oder Joseph von Eichendorff ausserst beliebt war Da es sich bei dieser Strophenform jedoch anders als beim Original um eine vierversige Version handelt bezeichnet man sie auch als halbe Hildebrandsstrophe Ein beruhmtes Beispiel fur einen Vertreter dieser Strophenform ist Eichendorffs Gedicht Mondnacht 21 In der Rockmusik Bearbeiten Die DDR Rockband Transit verarbeitete den Stoff 1980 in ihrem Hildebrandslied und die Pagan Metal Band Menhir brachte 2007 ein gleichnamiges Album heraus auf welchem der althochdeutsche Originaltext gesungen wurde Literatur BearbeitenFaksimile Bearbeiten Wilhelm Grimm De Hildebrando antiquissimi carminis teutonici fragmentum Dieterich Gottingen 1830 archive org abgerufen am 20 Januar 2018 erstes Faksimile Eduard Sievers Das Hildebrandslied die Merseburger Zauberspruche und das Frankische Taufgelobnis mit photographischem Facsimile nach den Handschriften herausgegeben Buchhandlung des Waisenhauses Halle 1872 google com abgerufen am 20 Januar 2018 erstes fotografisches Faksimile Hanns Fischer Schrifttafeln zum althochdeutschen Lesebuch Tubingen 1966 ISBN 3 484 10008 7 Prasident der Universitat Kassel Hrsg Das Hildebrandlied Faksimile der Kasseler Handschrift mit einer Einfuhrung von Hartmut Broszinski 3 uberarb Auflage kassel university press Kassel 2004 ISBN 3 89958 008 7 Ausgaben und Ubersetzungen Bearbeiten Georg Baesecke Hildebrandlied Mit Faksimile Niemeyer Halle an der Saale 1945 Wilhelm Braune Ernst A Ebbinghaus Althochdeutsches Lesebuch 17 Auflage Tubingen 1994 ISBN 3 484 10708 1 Johann Georg von Eckhart Commentariis de rebus Franciae orientalis Band 1 Universitat Wurzburg Wurzburg 1729 XIII Fragmentum Fabulae Romanticae Saxonica dialecto seculo VIII conscriptae ex codice Casselano S 864 902 google co uk abgerufen am 28 Dezember 2017 Editio princeps Wolfram Euler Das Westgermanische von der Herausbildung im 3 bis zur Aufgliederung im 7 Jahrhundert Analyse und Rekonstruktion Verlag Inspiration Un Limited London Berlin 2013 ISBN 978 3 9812110 7 8 Langobardische Fassung des Hildebrandsliedes auf S 213 215 Die Bruder Grimm Die beiden altesten deutschen Gedichte aus dem achten Jahrhundert Das Lied von Hildebrand und das Weissenbrunner Gebet zum erstenmal in ihrem Metrum dargestellt und herausgegebn Thurneisen Kassel 1812 archive org abgerufen am 20 Januar 2018 Die erste wissenschaftliche Ausgabe Siegfried Gutenbrunner Von Hildebrand und Hadubrand Lied Sage Mythos Heidelberg 1976 ISBN 3 8253 2362 5 Walter Haug Benedikt Konrad Vollmann Hrsg Bibliothek des Mittelalters Band 1 Fruhe deutsche Literatur und lateinische Literatur in Deutschland 800 1150 Deutscher Klassiker Verlag Frankfurt am Main 1991 ISBN 3 618 66015 4 Willy Krogmann Das Hildebrandslied in der langobardischen Urfassung hergestellt Berlin 1959 Horst Dieter Schlosser Althochdeutsche Literatur 2 Auflage Berlin 2004 ISBN 3 503 07903 3 Elias von Steinmeyer Die kleineren althochdeutschen Sprachdenkmaler Berlin 1916 Digitalisat der ULBD Karl A Wipf Althochdeutsche poetische Texte Althochdeutsch Neuhochdeutsch ausgewahlt ubersetzt und kommentiert von Karl A Wipf Reclams Universal Bibliothek Band 8709 Stuttgart 1992 ISBN 3 15 008709 0 Bibliographien lexikalische Abhandlungen und Einzelaspekte Bearbeiten Helmut de Boor Die Deutsche Literatur von Karl dem Grossen bis zum Beginn der hofischen Dichtung In Geschichte der deutschen Literatur Band 1 C H Beck Munchen 1979 Klaus Duwel Hildebrandslied In Kurt Ruh u a Hrsg Verfasserlexikon Die deutsche Literatur des Mittelalters Band 3 Walter de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 008778 2 Klaus Duwel Nikolaus Ruge Hildebrandslied In Rolf Bergmann Hrsg Althochdeutsche und altsachsische Literatur de Gruyter Berlin Boston 2013 ISBN 978 3 11 024549 3 S 171 183 Elvira Glaser Ludwig Rubekeil Hildebrand und Hildebrandslied In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 14 Walter de Gruyter Berlin New York 1999 ISBN 3 11 016423 X S 554 561 einfuhrender Fachartikel Wolfgang Haubrichs Geschichte der deutschen Literatur von den Anfangen bis zum Beginn der Neuzeit Bd 1 Von den Anfangen zum hohen Mittelalter Teil 1 Die Anfange Versuche volkssprachiger Schriftlichkeit im fruhen Mittelalter ca 700 1050 60 Athenaum Frankfurt am Main 1988 ISBN 3 610 08911 3 Dieter Kartschoke Geschichte der deutschen Literatur im fruhen Mittelalter DTV Munchen 1987 Helmich van der Kolk Das Hildebrandslied Amsterdam 1967 Rosemarie Luhr Studien zur Sprache des Hildebrandliedes Regensburger Beitrage zur deutschen Sprach und Literaturwissenschaft Reihe B Untersuchungen 22 Peter Lang Frankfurt am Main Bern 1982 ISBN 3 8204 7157 X Oskar Mitis Die Personen des Hildebrandliedes In Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 72 Jg 1953 54 S 31 38 Digitalisat Robert Nedoma THetta slagh mun thier kient hafa thin kona enn aeigi thinn fader Hildibrand und Hildebrandsage in der THidreks saga af Bern Francia et Germania Studies in Strengleikar and THidreks saga af Bern ed by Karl G Johansson Rune Flaten Bibliotheca Nordica 5 Novus Oslo 2012 S 105 141 ISBN 978 82 7099 714 5 Opritsa Popa Bibliophiles and Bibliothieves The Search for the Hildebrandslied and the Willehalm Codex Cultural Property Studies De Gruyter 2003 Meinolf Schumacher Wortkampf der Generationen Zum Dialog zwischen Vater und Sohn im Hildebrandslied In Eva Neuland Hrsg Jugendsprache Jugendliteratur Jugendkultur Interdisziplinare Beitrage zu sprachkulturellen Ausdrucksformen Jugendlicher Peter Lang Frankfurt am Main 2003 ISBN 3 631 39739 9 S 183 190 Digitalisat der Uni Bielefeld Klaus von See Germanische Heldensage Stoffe Probleme Methoden Athenaum Wiesbaden 1971 Reprint 1981 ISBN 3 7997 7032 1 Rudolf Simek Hermann Palsson Lexikon der altnordischen Literatur Die mittelalterliche Literatur Norwegens und Islands Kroners Taschenausgabe Band 490 2 wesentlich vermehrte und uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 2007 ISBN 978 3 520 49002 5 Jan de Vries Heldenlied und Heldensage Franke Bern Munchen 1961 ISBN 3 317 00628 5 Konrad Wiedemann Manuscripta Theologica Die Handschriften in Folio In Die Handschriften der Gesamthochschul Bibliothek Kassel Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel Band 1 1 Harrassowitz Wiesbaden 1994 ISBN 978 3 447 03355 8 Weblinks Bearbeiten Wikisource Hildebrandslied Quellen und Volltexte Digitalisate der Universitatsbibliothek Kassel Blatt 1 1 r Blatt 2 76 v Textedition Braune Ebbinghaus Lesebuch Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original abgerufen am 16 Januar 2021 Textedition Horst Dieter Schlosser Lesung des Hildebrandslieds durch Jost Trier im Rahmen einer Vorlesung des Sommersemesters 1965 Baeseckes rein ahd Ubertragung Lesung des Hildebrandslieds in althochdeutscher und rekonstruierter langobardischer Sprache mit Untertiteln Private Website www hiltibrant de mit Faksimile Text und Ubersetzung Eintrag im HandschriftencensusEinzelnachweise Bearbeiten Duwel Sp 1245 Uecker S 60 f Duwel Sp 1243 Hellmut Rosenfeld Gefolgschaftsaltester In Deutsche Vierteljahresschrift fur Literatur und Geisteswissenschaft Nr 26 S 428 f Daher wurden die Strophen in neuzeitlichen Editionen des Codex Regius und dessen einzelsprachlichen Ubertragungen unter diesem Titel aufgenommen Simek Palsson S 22 166 Friedrich Ruckert Rostem und Suhrab Eine Heldengeschichte in 12 Buchern Nachdruck der Erstausgabe Berlin epubli 2010 ISBN 978 3 86931 571 3 Details de Vries S 68 ff Ward Parks The traditional narrator and the I heard formulas in Old English poetry In Anglo Saxon England Band 16 1987 S 45 ff Ulrike Sprenger Die altnordische Heroische Elegie De Gruyter Berlin New York 1992 S 114 Theodore Andersson Die Oral Formulaic Poetry im Germanischen In Heinrich Beck Hrsg Heldensage und Heldendichtung im Germanischen De Gruyter Berlin New York 1988 S 7 Duwel Sp 1241 Werner Schroder Georg Baesecke und das Hildebrandslied In Fruhe Schriften zur altesten deutschen Literatur Steiner Stuttgart 1999 ISBN 3 515 07426 0 S 24 ff Werner Schroder a o O S 26 f Basis Grundtext nach Lesebuch Braune Ebbinghaus Hermann Reichert Lexikon der altgermanischen Personennamen Bohlau Wien 1987 S 835 RGA S 558 Proportional geringere Anteile von altsachsischen Morphemen zur wesentlich dominierenden althochdeutschen Lexik Wortschatz Haubrichs S 153 RGA S 558 de Boor S 67 Wiedemann Konrad Hg Manuscripta Theologica Die Handschriften in Folio Handschriften der Gesamthochschul Bibliothek Kassel Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel 1 Wiesbaden 1994 S 72 73 Ausfuhrlich zu Verlust und Wiederentdeckung Opritsa D Popa Bibliophiles and Bibliothieves The search for the Hildebrandslied and the Willehalm Codex de Gruyter Berlin New York 2003 Cultural Property Studies Burkhard Moennighoff Grundkurs Lyrik Klett Stuttgart 2010 S 47 Dietrichepik Historische DietrichepikDietrichs Flucht Rabenschlacht Alpharts TodAventiurehafte DietrichepikVirginal Konig Laurins Rosengarten Der Rosengarten zu Worms Das Eckenlied Goldemar Sigenot Der Wunderer Dietrich und WenezlanWeitere Werke mit Dietrich von BernHildebrandslied Jungeres Hildebrandslied Nibelungenlied Thidrekssaga Ermenrichs Tod Normdaten Werk GND 4140793 3 lobid OGND AKS LCCN n86129212 VIAF 181076694 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hildebrandslied amp oldid 231921115