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Der Eschenheimer Turm war ein Stadttor der spatmittelalterlichen Frankfurter Stadtbefestigung Er ist ein Wahrzeichen der Stadt Frankfurt am Main und Namensgeber fur das Eschenheimer Tor und den U Bahnhof Eschenheimer Tor Der Anfang des 15 Jahrhunderts errichtete Turm ist eines der altesten zugleich fast vollig im Originalzustand erhaltenen Bauwerke der Frankfurter Innenstadt Er gilt als einer der schonsten mittelalterlichen Torturme Deutschlands 1 Der Eschenheimer Turm von der Eschersheimer Landstrasse 2013 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 2 1 Vorgeschichte und topographische Einordnung 2 2 Das Eschenheimer Tor 2 3 Ausbau der Stadtbefestigung im Dreissigjahrigen Krieg 2 4 Erhaltung als Denkmal 3 Architektur 4 Sagen um den Eschenheimer Turm 4 1 Der Neuner in der Wetterfahne 4 2 Der uralte Efeu 4 3 Der steinerne Kopf 5 Der Eschenheimer Turm als Wahrzeichen 6 Galerie 7 Weblinks 8 Literatur 9 Einzelnachweise und AnmerkungenLage BearbeitenDer Turm steht inmitten eines weitlaufigen sehr verkehrsreichen Platzes dem Eschenheimer Tor Aufgrund der Zerstorungen durch die Luftangriffe auf Frankfurt am Main stammen die umliegenden teils denkmalgeschutzten Gebaude uberwiegend aus den 1950er Jahren In den Platz munden 10 Strassen darunter von der Hauptwache kommend die Grosse Eschenheimer Strasse im Verlauf des inneren Anlagenrings die Hochstrasse und die Bleichstrasse der aussere Anlagenring mit der Eschenheimer und der Bockenheimer Anlage Stadtauswarts beginnen hier die Eschersheimer Landstrasse und der Oeder Weg Unter dem Eschenheimer Tor liegt der 1963 bis 1968 errichtete U Bahnhof Eschenheimer Tor Der Tunnel der altesten U Bahn Strecke Frankfurts fuhrt unmittelbar an den Fundamenten des Turms vorbei Die Zwischenebene des U Bahnhofs bot zwischen 1968 und 1992 die einzige Moglichkeit als Fussganger den Platz zu queren oder den Turm zu erreichen Seit 1992 ist der Eschenheimer Turm der jahrzehntelang auf einer unerreichbaren Verkehrsinsel stand wieder von der Fussgangerzone Schillerstrasse aus erreichbar Im Erdgeschoss befindet sich seitdem eine Bar mit Restaurant auch das Kaminzimmer der Turmwachter wird von dem gastronomischen Betrieb genutzt Geschichte BearbeitenVorgeschichte und topographische Einordnung Bearbeiten nbsp Rekonstruktion des Turms und der Stadtmauer im Zustand um 1450Anfang des 14 Jahrhunderts erreichte die Bebauung der Frankfurter Altstadt allmahlich ihre Grenzen Erwahnungen einzelner Gebaude vor der schutzenden um 1200 errichteten Staufenmauer in den 1320er Jahren bezeugen wie sehr neuer Baugrund fur die schnell wachsende freie Reichsstadt notig war Am 17 Juli 1333 gestattete Kaiser Ludwig IV der Stadt Frankfurt am Main den Stadtbezirk zu erweitern und zu vermehren wie es ihr nutzlich ware mit Mauern und Befestigungen weiter hinauszurucken Mit der spater sogenannten Zweiten Stadterweiterung verdreifachte sich die Flache des Stadtgebiets und verschob ihre Grenze bis an die heute noch gut im Luftbild erkennbaren inneren Wallanlagen 1343 begann man mit der Errichtung einer Stadtmauer um den jetzt Neustadt genannten neuen Stadtteil zunachst im Westen am Weissfrauenkloster im Nordwesten an der Rodelheimer Pforte und im Osten an der Rieder Pforte Die Arbeiten folgten zunachst offenbar keinem festen Plan Am 11 Oktober 1346 wurde der Grundstein fur einen ersten nur als rund bezeichneten Torturm an der Stelle des spateren Eschenheimer Turms gelegt Das Tor lag am Ausgang der Grossen Eschenheimer Strasse die die neustadtische Verlangerung der neben der Fahrgasse wichtigsten Nord Sud Tangente Kornmarkt darstellte Eine Befestigung dieser Stelle sollte die Stadt gegen die hier beginnenden Hohenzuge des Affensteiner Feldes im heutigen Westend und des Friedberger Feldes im Nordend verteidigen und hatte daher strategische Bedeutung Da im stadtischen Rechenbuch von 1348 mit Contze uff Essirsheimer Porten schon Ausgaben fur einen Turmwachter verzeichnet waren muss der Bau des Turmes spatestens nach zwei Jahren vollendet gewesen sein und auch die ansonsten nicht modernen Anforderungen an Quellenbelege genugenden Aussagen Lersners konnen in diesem Punkt uberzeugen In den folgenden Jahrzehnten kamen die Befestigungsarbeiten nur langsam voran da Frankfurt die wirtschaftlichen und demographischen Folgen zweier verheerender Naturkatastrophen des Magdalenenhochwassers 1342 und des Schwarzen Todes 1349 zu verkraften hatte In den 1380er Jahren entstanden die Turme des Galgentores des Friedberger Tores und des Rieder Tores 1389 erlitt Frankfurt in der Kronberger Fehde die grosste militarische Niederlage seiner Geschichte Die geschwachte Stadt hatte in der Folge nicht nur erhebliche Reparationen zu leisten sondern ihre Interessen insbesondere den Handel und die Messen in zahlreichen weiteren Fehden zu schutzen Aus dem Jahr 1391 ist eine Armierungsliste der Frankfurter Wehrturme uberliefert demnach waren auf dem Rundturm am Eschenheimer Tor vier Feuerbuchsen mit 44 Bleikugeln und einem Sack Pulver sowie vier Stegreifarmbruste nebst drei Laden Pfeilen stationiert 2 Im Fruhjahr 1400 kam es zudem zu politischen Auseinandersetzungen um die Absetzung Konig Wenzels und die Wahl Ruprechts Die Stadt entschloss sich infolgedessen zu einem raschen Ausbau ihrer Befestigungen Das Eschenheimer Tor Bearbeiten nbsp Eschenheimer Turm mit Stadtmauer und Zwinger um 1790 Aquarell von Carl Theodor Reiffenstein 1859 Im Fruhjahr 1400 brach Meister Klaus Mengoz den alten Rundturm ab und legte Ende Juni den Grundstein fur einen Ersatzbau Bereits im November waren das Tor und die holzerne Brucke uber den vorgelagerten Graben fertiggestellt Der Torbau auf quadratischem Grundriss erreichte gerade die Hohe der Mauer Er erhielt einen holzernen Dachstuhl und ein Schieferdach 1409 erhielt die Pforte noch ein stadtauswarts gelegenes Vorwerk mit zwei kleinen Turmen das den Zugang zur Brucke schutzte Weitere Baumassnahmen unterblieben zunachst da die stadtischen Finanzen durch den Kauf des neuen Rathauses Zum Romer 1405 und den Bau des Pfarrturms ab 1415 bereits stark beansprucht waren 1426 bis 1428 errichtete Stadtbaumeister Madern Gerthener den Rundbau des Eschenheimer Turmes einschliesslich des spitzen Turmhelms Der Turm hatte nun im Wesentlichen das heutige Aussehen Im 19 Jahrhundert rekonstruierte der Frankfurter Historiker Emil Padjera 1848 1927 ein Modell der damaligen Stadtbefestigung 3 Es zeigt den Turm und die etwa sechs bis acht Meter hohe und an der Krone etwa 2 5 bis drei Meter dicke Mauer Um Material zu sparen legte man in die Innenseite der Mauer etwa einen Meter tiefe Blendbogen Auf der Mauer verlief ein durchgehender Wehrgang mit einer etwa zwei Meter hohen Brustung die von Zinnen und Schiessscharten unterbrochen war Man erreichte ihn entweder durch schmale und steile Holztreppen oder durch steinerne Wendeltreppen sogenannte Schnecken Vor und hinter der Mauer verliefen zwei jeweils drei bis vier Meter breite Zwinger vor dem ausseren Zwinger ein acht bis 10 Meter breiter nasser Graben mit einer weiteren niedrigen Mauer davor Uber den Graben fuhrte eine steinerne zweibogige Brucke Links und rechts neben dem Eschenheimer Tor wurden gewohnlich einen Pfeilschuss voneinander entfernt kleinere Turme zur Verstarkung der Mauer errichtet die zur Aussenseite etwas vorsprangen Auf der Innenseite verlief der Wehrgang durch oder um den Turm Die Namen der dem Eschenheimer Tor benachbarten Turme sind uberliefert sie hiessen Zur Leuchte und Zur Kanne ostlich sowie Zur Meise westlich 1464 erhielt der Turm eine Schlagglocke die bei einem Blitzschlag 1584 herabfiel Im Juli 1552 kurz vor Beginn der Belagerung im Furstenkrieg liess der kaiserliche Stadtkommandant Conrad von Hanstein das Vorwerk abreissen Wahrend der vierwochigen Belagerung wurde die protestantische aber kaisertreue Stadt erfolgreich von Truppen des katholischen Kaisers gegen die Belagerungsarmee der protestantischen Fursten verteidigt Die Belagerung endete mit dem Passauer Vertrag Der noch im gleichen Jahr entstandene Belagerungsplan des Conrad Faber von Kreuznach ist die alteste topographisch korrekte Darstellung des Eschenheimer Turms Ausbau der Stadtbefestigung im Dreissigjahrigen Krieg Bearbeiten nbsp Der Eschenheimer Turm von der Feldseite um 17781628 begann der Ausbau der alten Stadtmauer unter Leitung von Johann Wilhelm Dilich zu einer modernen Festungsanlage nach franzosischem Vorbild Der alte Stadtgraben wurde ostlich des Eschenheimer Tores zugeschuttet Vor der alten Stadtmauer wurde ein Wall angelegt davor die befestigte Brustwehr an deren Fuss die Faussebraye mit einer weiteren Brustwehr dann die Escarpe ein neuer nasser Graben die Contrescarpe und schliesslich ein teilweise mit Palisaden besetztes Glacis Da man mit dem Bau auf dem zugeschutteten alten Stadtgraben schlechte Erfahrungen gemacht hatte liess man westlich des Eschenheimer Tores den Graben bestehen und verlegte die neuen Wallanlagen um etwa 15 Meter nach vorne Dies hatte zusatzlich den Vorteil dass die Befestigungen nun auf beiden Seiten durch Wassergraben gesichert wurden Um das Glacis und die Mauerfronten verteidigen und mit Geschutzen bestreichen zu konnen liess Dilich insgesamt 11 funfeckigen Bastionen entlang der Stadtmauer errichten Die Bastion westlich des Eschenheimer Tores hiess Bauernbollwerk nach den zu seiner Erbauung 1632 zu Frondiensten verpflichteten Bauern der Frankfurter Dorfer Das ostlich gelegene Eschenheimer Bollwerk entstand 1631 Zwischen den beiden Bollwerken verlief eine Wallcurtine mit neuen barocken Vorbauten Die fruhere steinerne Brucke wurde durch eine holzerne Zugbrucke ersetzt Obwohl die aufwendige Festungsanlage schon bald ihren militarischen Nutzen verlor wurde sie bis zu den Revolutionskriegen am Ende des Heiligen Romischen Reiches unterhalten Im 18 Jahrhundert begann die Stadtbevolkerung die offentlich zuganglichen Walle als Naherholungsgebiet zu nutzen Um 1705 wurden die ersten Lindenbaume auf den Wallanlagen gepflanzt und ab 1765 fuhrte eine durchgehende Lustallee auf den Wallen um die Stadt 1804 begann die Schleifung der Befestigungen die ab 1806 unter Furstprimas Carl Theodor von Dalberg systematisch betrieben und bis 1812 mit der Anlage der Wallanlagen abgeschlossen wurde 1806 schuf Sebastian Rinz die Bockenheimer Anlage 1807 die Eschenheimer Anlage Das barocke aussere Eschenheimer Tor blieb erhalten und wurde nach dem Furstprimas Carlstorgenannt Die Tore wurden weiterhin jeden Abend verschlossen wer sie ausserhalb der Offnungszeit passieren wollte hatte dafur eine Gebuhr zu entrichten den sogenannten Sperrbatzen Nach dem Ende des kurzlebigen Grossherzogtums Frankfurt erwog der Senat der Freien Stadt Frankfurt das Carlstor nach dem osterreichischen Kaiser Franz II zu benennen dem letzten in Frankfurt gekronten Kaiser gab den Plan wegen entgegenstehender Bedenken aber wieder auf Es blieb beim traditionellen Namen Eschenheimer Tor Erhaltung als Denkmal Bearbeiten nbsp Eschenheimer Turm 1900 nbsp Der Eschenheimer Turm 1958Der zunachst geplante Abriss des Eschenheimer Turmes unterblieb auf Einspruch des Gesandten der damaligen franzosischen Besatzungsmacht Graf d Hedouville beim Furstprimas Diese Entscheidung blieb in der Burgerschaft nicht unbestritten 1808 setzte sich der Schoffe Johann Nicolaus Olenschlager vehement aber erfolglos fur die Beseitigung des Turmes ein Zwischen den modernen und stolzen Avenuen und Anlagen rufe er stets das Andenken der mit fast gleichen Umgebungen versehen gewesenen und in fast gleicher Form und schmutziger Farbe gehaltenen Bastille zuruck 4 In der 1809 erlassenen stadtischen Bausatzung wurde der Klassizismus als Baustil verbindlich vorgeschrieben Die Erhaltung mittelalterlicher Bauten lehnten Stadtbaumeister Johann Georg Christian Hess und sein Sohn und Nachfolger Johann Friedrich Christian Hess grundsatzlich ab weil sie den zeitgenossischen hygienischen und asthetischen Aspekten nicht entsprechen konnten Viele Abrissplane kamen jedoch aus Geldmangel nicht zustande So wurden 1832 die schadhaft gewordenen Turmspitzen ausgebessert obwohl Hess zuvor gefordert hatte dass der Eschenheimer Turm welcher ohnehin sich durch keine architektonischen Schonheiten auszeichnet sondern als eine plumpe Mauermasse ohne alle Verbindung mit sonstigen Gebauden also zwecklos dasteht und nur zur Verfinsterung der nahestehenden neueren Gebaude und zur Hemmung der freien Passage dient endlich auch dem neuen Frankfurt Platz machen sollte 4 1864 wurde das barocke Torgebaude in den Wallanlagen abgerissen Aus diesem Anlass beantragte der Arzt Alexander Friedleben in der Gesetzgebenden Versammlung erneut den Abriss des Eschenheimer Turmes einen Anachronismus eine Verunstaltung der Strasse ein vollig wertloses Objekt ohne historische Bedeutung Die Versammlung lehnte den Antrag mit einer knappen Mehrheit von funf Stimmen ab Die Ablehnung soll vor allem dem energischen Widerspruch zweier Abgeordneter eines Burgers namens Brofft und des Arztes Georg Varrentrapp zu verdanken gewesen sein So blieb der bekannteste von rund 60 Turmen der Stadtbefestigung als Denkmal bestehen Ausser dem Eschenheimer Turm entgingen nur zwei weitere Turme der Rententurm am Fahrtor und der Kuhhirtenturm in Alt Sachsenhausen dem Abriss Am 8 Juni 1874 schlug ein Blitz in den Turm ein und verursachte wie schon 1584 erheblichen Schaden Er schleuderte die Wetterfahne von der Spitze verschob einige Quadersteine der Brustwehr verwustete die Wohnung des Turmers Johann Michael Walthes dessen Tochter gerade am Klavier sass und fuhr dann uber den an der sudwestlichen Fassade befindlichen Glockenzug am Turm herab 5 Die Stadt liess daraufhin ein Gutachten des Physikalischen Vereins einholen und im Oktober 1874 einen Blitzableiter installieren Offenbar wurde aber auch erneut ein Abriss des Turmes erwogen jedenfalls schrieb Friedrich Stoltze 1875 in der Frankfurter Latern Der Abbruch des Eschenheimer Thurm s wurde wenigstens 60 70 000 Mark kosten Ware es also nicht besser man stellte im Stadtverordneten Rath den Antrag diese Summe uns der Latern wegen ihrer Verdienste um die Vaterstadt auszahlen zu lassen um den Eschenheimer Thurm stehen zu lassen Friedrich Stoltze Frankfurter Latern 19 1875 1885 wurde der Turm aussen und innen renoviert und schadhafte Steinmetzarbeiten ausgebessert Anfang der 1890er Jahre starb der Efeu der seit uber 400 Jahren die Nordwestecke des Unterbaus bewuchs nach einigen harten Wintern ab Er wurde am 22 Mai 1894 entfernt Die Luftangriffe auf Frankfurt am Main uberstand der Turm anders als die umliegenden Bauten unbeschadigt Im Mai 1957 starb der letzte ehrenamtliche Turmwachter seitdem ist der Turm unbewohnt 1963 begann der Bau des U Bahnhofs Eschenheimer Tor Die damalige Verkehrsplanung sah eine vollstandige Verlegung des Fussgangerverkehrs in die unterirdische Verteilebene unter dem Platz am Eschenheimer Tor vor Der oberirdische Platz blieb dem Strassenverkehr vorbehalten so dass der Turm und der nordlich davon angelegte Goepfert Brunnen zu unzuganglichen Verkehrsinseln wurden Erst seit 1992 ist der Turm wieder oberirdisch uber die Fussgangerzone an der Schillerstrasse erreichbar Bis Dezember 2010 fand alle drei Monate eine Veranstaltung des Vereins Freunde Frankfurts e V im Kaminzimmer statt bei der die ehemalige Bewohnerin des Turms Ruth Schwarz von der Geschichte des Turms berichtete 6 Ausserdem war eine Besichtigung des Turms bis in Hohe des Wehrgangs moglich 7 Ruth Schwarz vom Verein Freunde Frankfurts hatte die letzte Renovierung des Turms von 1992 initiiert 8 Architektur Bearbeiten nbsp Zeichnung von Aussen und Innenansichten etwa 1910 nbsp Durchschnitte 1885Als stilistisches Vorbild konnte den Baumeistern der 1347 gebaute Adolfsturm in der benachbarten Reichsstadt Friedberg gedient haben der einen ahnlichen Aufriss besitzt Der Eschenheimer Turm ist bis zur Oberkante des Turmknaufes 48 m hoch und hat acht Voll und zwei Dachgeschosse mit Balkendecken Uber einem quadratischen Sockelbau mit 10 7 Meter Seitenlange dem eigentlichen Tor erhebt sich ein zylindrischer Rundturm von 10 20 bis 10 28 Metern Durchmesser Die Mauerdicke betragt unten auf der Feldseite 2 57 Meter auf der Stadtseite 1 88 Meter In den oberen Geschossen verjungt sie sich auf 2 Meter bzw 1 66 In die Mauern waren rund 80 Tonkruge mit durchlocherten Boden waagerecht eingelassen Ihr Zweck ist unklar moglicherweise dienten sie als Nistgelegenheiten fur als nutzlich empfundene Vogel vielleicht auch zur Verbesserung der Luftzirkulation um den Mauern Feuchtigkeit zu entziehen Die steile Turmspitze wird von vier kleinen gleich proportionierten Scharwachtturmchen begleitet um sie herum verlauft ein auskragender Wehrgang in 31 Metern Hohe Die beiden 7 80 Meter hohen Wichhauschen im 2 Obergeschoss an den Ecken der Nordseite sind achteckig Sie besitzen jeweils drei kreisrunde Schiesslocher von 27 Zentimetern Durchmesser Auf der Stadtseite verlauft hier der Wehrgang der ehemaligen Stadtmauer Die 4 25 Meter breite Durchfahrt unter einem gotischen Bogen konnte ursprunglich durch zwei zweiflugelige nach innen offnende Tore verschlossen werden Eine weitere Sicherung bildete ein Fallgitter auf der Nordseite mit 17 Zentimeter starken Balken Im ersten Obergeschoss wurden zudem Erde und Steine gelagert um bei einem Angriff den Durchgang zusatzlich zu blockieren verdarassen Beide Seiten des Turms tragen in Hohe des zweiten Obergeschosses Wappenreliefs auf der Stadtseite den silbernen Adler auf rotem Grund das Wappen der Freien Reichsstadt und auf der Landseite den schwarzen Doppeladler auf goldenem Grund das Wappen des Kaiserreichs Ein Portraitrelief uber dem heutigen Eingang zu dem Restaurant an der Stadtseite stellt vermutlich Baumeister Gerthener selbst dar Im zweiten Obergeschoss liegt die mit einem 1 80 Meter breiten und 2 10 Meter hohen Kamin beheizbare Wachstube der Wachmannschaft Von hier aus wurde auch die Walze des Fallgitters bedient Das 3 und 4 Obergeschoss diente wahrscheinlich als Lagerraum das 5 Obergeschoss als Schlafkammer Im 6 Obergeschoss befindet sich die Turmerwohnung die auch uber eine Kochstelle mit Kamin verfugte Feuerholz und Wasser mussten uber 137 Stufen hinaufgeschafft werden Uber der Turmerwohnung liegen noch das 7 Obergeschoss mit dem Wehrgang und zwei Boden im Turmhelm Grosse Teile der ursprunglichen Treppenanlage und der Zwischenboden aus der Zeit von 1426 bis 1428 sind erhalten geblieben Eine Vermessung anlasslich der Renovierung von 1885 ergab dass der Turm zu keiner der umliegenden Strassen exakt ausgerichtet war Der quadratische Torbau ist annahernd in Richtung des Oeder Wegs orientiert der schon zur Bauzeit ein wichtiger Verkehrsweg war Er fuhrte uber das Friedberger Feld zum Diebsgrundweg einem Teil der Antsanvia von Mainz nach Leipzig Die Eschersheimer Landstrasse war hingegen bis Ende des 19 Jahrhunderts bedeutungslos Da die Grosse Eschenheimer Strasse nicht frontal auf den Turm zulauft sind die Fensterreihen des Rundturms auf der Stadtseite um 48 Zentimeter nach Osten verschoben Sagen um den Eschenheimer Turm Bearbeiten nbsp Selbstportrat des Architekten und Bildhauers Madern Gerthener am Torbogen des Eschenheimer TurmsDer Neuner in der Wetterfahne Bearbeiten Im 16 Jahrhundert soll sich die Sage Der Neuner in der Wetterfahne zugetragen haben Einst soll der zum Tode verurteilte und neun Tage im Turm gefangengehaltene Wilddieb Hans Winkelsee mit neun Schussen eine 9 in die Wetterfahne auf dem Turm geschossen haben Der Kunstschuss soll den Rat der Stadt so beeindruckt haben dass er Winkelsee begnadigte Die Sage wurde 1853 von Ludwig Bechstein und 1856 von Karl Enslin in ihren Sagenbuchern abgedruckt 1859 zahlte Carl Theodor Reiffenstein neun Locher die seiner Meinung nach tatsachlich hineingeschossen worden waren 1874 fiel die Wetterfahne nach einem Blitzschlag herab In die bei der Renovierung von 1885 angebrachte neue Wetterfahne stanzte man nur sechs Locher ein Dies wurde auch bei den Turmrestaurierungen in den Jahren 1911 1932 1959 und 1963 nicht korrigiert Erst seit 1976 verfugt der Turm wieder uber eine neu vergoldete Fahne mit neun Lochern die auch von der Strasse aus gut zu erkennen sind Der uralte Efeu Bearbeiten Dem uralten Efeu am Turm schrieb man eine besondere symbolische Kraft zu Es soll nicht eher ein Stein vom Turm hinweggenommen werden als bis der Efeu an seinen Fussen sich zur Wetterfahne emporgerankt haben wird in die vordem Winkelsee den prachtigen Neuner schoss 9 Der steinerne Kopf Bearbeiten Der steinerne Kopf im Torbogen mit Sackmutze und Schnurrbart soll sich nicht immer an dieser Stelle befunden haben sondern eines Tages uber Nacht erschienen sein Heute besteht Einigkeit dass sich Stadtbaumeister Madern Gerthener hier als Erbauer des Turms selbst portratierte Der Eschenheimer Turm als Wahrzeichen BearbeitenDer markante Turm ist seit Jahrhunderten ein Wahrzeichen Frankfurts Wandernde Handwerksburschen stellte man in fruheren Zeiten wenn sie nach Frankfurt kamen gerne mit dem Ratsel Was hat funf Spitzen und sticht doch nicht auf die Probe Wer das Ratsel losen konnte bewies damit dass er Frankfurter war oder zumindest mit der Stadt vertraut Nach dem Vorbild des Eschenheimer Turms wurde 1853 bis 1856 im Schlosspark Babelsberg in Potsdam der Flatowturm errichtet Der Eschenheimer Turm ist Teil des Unternehmenslogos der ehemaligen Henninger Brau AG heute als Logo fur Henninger Kaiser Pils in der Radeberger Gruppe KG Galerie Bearbeiten nbsp Der Eschenheimer Turm auf dem Merianplan von 1628 nbsp Ansicht von 1952 nbsp Im Frankfurter Stadtbild 2007 nbsp Wehrgang nbsp Historischer Zwischenboden von 1428 nbsp Gotische Keilstufen von 1428 nbsp KaminzimmerWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Eschenheimer Turm Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Der Eschenheimer Turm altfrankfurt com Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Eschenheimer Turm In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen Tower Bar amp Restaurant im Eschenheimer TurmLiteratur BearbeitenAugust von Cohausen Beitrage zur Geschichte Frankfurts im Mittelalter in Archiv fur Frankfurts Geschichte und Kunst Bd 12 Selbstverlag des Vereins in Kommission bei Heinrich Keller Frankfurt am Main 1869 S 21 56 Carl Wolff Rudolf Jung Die Baudenkmaler in Frankfurt am Main Hrsg Architekten und Ingenieurverein Zweiter Band Weltliche Bauten Volcker Frankfurt am Main 1898 S 26 41 Digitalisat Bettina Maierhofer Der kleinste Turm mit der langsten Geschichte Traditionsbewusst mit einem Augenzwinkern Der Eschenheimer Turm darf als altestes Hochhaus der Stadt gelten und ist erstmals beim Wolkenkratzer Festival dabei In Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung Sonderbeilage Wolkenkratzerfestival 6 Mai 2007 S B10 Carl Theodor Reiffenstein Die Wahrzeichen von Frankfurt a M in Archiv fur Frankfurts Geschichte und Kunst Bd 9 Selbstverlag des Vereins in Kommission bei Heinrich Keller Frankfurt am Main 1860 S 288 291 Ruth Schwarz Der Eschenheimer Turm Ein Wahrzeichen Frankfurts Verlag Waldemar Kramer Frankfurt am Main 2001 ISBN 978 3 7829 0517 6 Wolf Christian Setzepfandt Architekturfuhrer Frankfurt am Main 3 Auflage Dietrich Reimer Verlag Berlin 2002 ISBN 3 496 01236 6 S 8 Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Wolfgang Klotzer Wahrlich eine schone und lebendige Stadt Hrsg Im Auftrag des Vereins fur Geschichte und Landeskunde herausgegeben von Otto Kissel Waldemar Kramer Frankfurt am Main 1985 ISBN 978 3 7829 0300 4 S 128 Ruth Schwarz Der Eschenheimer Turm Ein Wahrzeichen Frankfurts Waldemar Kramer Frankfurt am Main 2001 ISBN 978 3 7829 0517 6 S 16 Emil Padjera Das mittelalterliche Vorwerk des Eschenheimer Tores In Mitteilungen des Vereins fur Geschichte und Altertumskunde Frankfurt Band 7 1885 a b Carl Wolff Rudolf Jung Die Baudenkmaler in Frankfurt am Main Hrsg Architekten und Ingenieurverein Zweiter Band Weltliche Bauten Volcker Frankfurt am Main 1898 S 28 Digitalisat Ruth Schwarz Der Eschenheimer Turm Ein Wahrzeichen Frankfurts Waldemar Kramer Frankfurt am Main 2001 ISBN 978 3 7829 0517 6 S 63 Ruth Schwarz nimmt Abschied von ihrem Tormsche Artikel vom 30 November 2010 21 59 Uhr letzte Anderung 1 Dezember 2010 04 08 Uhr auf fnp de Website der Freunde Frankfurts Verein zur Pflege der Frankfurter Tradition e V Ruth Schwarz Der Eschenheimer Turm Ein Wahrzeichen Frankfurts Verlag Waldemar Kramer Frankfurt am Main 2001 ISBN 978 3 7829 0517 6 Karl Wehrhan Die schonsten Sagen der alten Reichsstadt Frankfurt am Main Englert und Volker Frankfurt am Main 1925 50 116944444444 8 6797222222222 Koordinaten 50 7 1 N 8 40 47 O Normdaten Geografikum GND 4318481 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eschenheimer Turm amp oldid 236803478