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Das Friedberger Tor ist ein Platz am Nordostrand der Innenstadt von Frankfurt am Main Er ist nach einem der funf Tore der ehemaligen Frankfurter Stadtbefestigung benannt Friedberger TorPlatz in Frankfurt am MainBeginn der Friedberger Landstrasse am Friedberger TorBasisdatenOrt Frankfurt am MainOrtsteil InnenstadtAngelegt 1812Einmundende Strassen Eschenheimer Anlage Friedberger Anlage Bleichstrasse Seilerstrasse Konrad Adenauer Strasse Friedberger Landstrasse Vilbeler GasseBauwerke Bethmannsches Gartenhaus Fina Haus Friedrich Stoltze Schule Gerichtsgebaude Hessendenkmal NH Frankfurt City Hotel Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Umgebung 1 1 Offentlicher Verkehr 2 Geschichte 2 1 Mittelalter und die Belagerung von 1552 2 2 Die fruhneuzeitliche Befestigung 2 3 Das Gefecht am 2 Dezember 1792 2 4 Nach dem Abbruch der Stadtbefestigung 3 Literatur 4 WeblinksLage und Umgebung BearbeitenDas Friedberger Tor bildet eine Grenze zwischen den Stadtvierteln Frankfurt Innenstadt und Frankfurt Nordend Es liegt zwischen Friedberger Anlage und Eschenheimer Anlage in den Wallanlagen einem um die Frankfurter Innenstadt fuhrenden Grungurtel Hier beginnt die Friedberger Landstrasse eine der grossen Ein und Ausfallstrassen der Frankfurter Innenstadt Aus der Stadt fuhrte fruher nur die heute fur den Strassenverkehr unbedeutende Vilbeler Gasse zum Tor Nach den Zerstorungen des Zweiten Weltkrieges durch die Luftangriffe auf Frankfurt am Main entschied man sich eine grosszugige Nord Sud Strasse durch die ostliche Innenstadt anzulegen die vom Friedberger Tor uber die Konstablerwache zur Alten Brucke fuhrt Der nordliche Teil dieser Strasse tragt heute den Namen Konrad Adenauer Strasse Am Friedberger Tor kreuzt zudem der Anlagenring Der innere Ring der in ostlicher Richtung um die Innenstadt fuhrt besteht aus der von Nordwesten vom Eschenheimer Tor kommenden Bleichstrasse Nach Sudosten fuhrt die Seilerstrasse weiter in Richtung Allerheiligentor Der aussere Ring die Friedberger Anlage ist Einbahnstrasse in westlicher Richtung Markantestes Gebaude am Friedberger Tor ist das 1966 erbaute und 2000 modernisierte Fina Haus ein 51 Meter hohes 14 geschossiges Hochhaus Vor dem Friedberger Tor liegt der Bethmannpark mit dem etwa 1760 erbauten Landhaus der Familie Bethmann in dem Kaiser Napoleon Bonaparte am 31 Oktober 1813 auf dem Ruckzug nach der Volkerschlacht bei Leipzig ubernachtete Offentlicher Verkehr Bearbeiten Unter dem Friedberger Tor liegt der Tunnel der U Bahn Strecke B die von den Linien U4 und U5 genutzt wird Die nachstgelegene U Bahn Station ist der Bahnhof Frankfurt Main Konstablerwache Nordlich des Friedberger Tores wird die Linie U5 uber eine Rampe an die Oberflache und in die Eckenheimer Landstrasse gefuhrt Die Linie U4 unterfahrt im Tunnel das Friedberger Tor und den Bethmannpark in Richtung Berger Strasse Oberirdisch verkehren die Strassenbahnlinien 12 und 18 sowie die Omnibuslinien 30 und 36 Geschichte BearbeitenMittelalter und die Belagerung von 1552 Bearbeiten nbsp Friedberger Tor auf dem Belagerungsplan 1552Nachdem Kaiser Ludwig der Bayer Frankfurt im Jahre 1333 die sogenannte Zweite Stadterweiterung gestattet hatte begann die Stadt wenige Jahre danach die neugewonnene Neustadt mit einer Stadtmauer einzufrieden Urkundlichen Nachrichten zufolge bestand das Friedberger Tor bereits 1346 sein Turm wurde aber erst 1380 erbaut Er war rechteckig und von einem hohen abgewalmten Satteldach mit Laterne bekront Die Brucke uber den Festungsgraben lag nicht direkt in der Achse des Turms sondern war aus Verteidigungszwecken nach Osten verschoben So musste man nach dem Uberqueren des Grabens erst ein Stuck an der Aussenseite der Mauer entlanggehen um zum eigentlichen Tor zu gelangen Im Juli 1552 wahrend des Furstenaufstandes belagerten protestantische Truppen unter Fuhrung Moritz von Sachsens drei Wochen lang die ebenfalls protestantische aber kaisertreue Stadt die durch Truppen des katholischen Kaisers unter Fuhrung des Obersten Konrad von Hanstein erfolgreich verteidigt wurde Hanstein liess dazu in kurzester Zeit die Stadtbefestigung auf einen zeitgemassen Stand bringen provisorische Bastionen aufschutten und die gotischen Turmhelme des Bockenheimer und des Friedberger Tores abwerfen weil sie der eigenen Artillerie im Weg standen Mit dem Abschluss des Passauer Vertrages endete die Belagerung Die Stadt hatte ihr lutherisches Bekenntnis und zugleich ihre Privilegien als Messeplatz und als Wahl und Kronungsort der Romischen Kaiser erfolgreich verteidigt Ab 1562 wurden fast alle Kaiser in Frankfurt nicht nur gewahlt wie schon vorher ublich sondern auch feierlich gekront Die beschadigten Befestigungsanlagen wurden bald wieder aufgebaut Die fruhneuzeitliche Befestigung Bearbeiten nbsp Kupferstich von Matthaus Merian 1628 nbsp Entwurf fur das Neue Friedberger Tor um 1628Die Belagerung hatte jedoch erwiesen dass das Friedberger Tor mit dem Aufkommen der Pulvergeschutze eine Schwachstelle der stadtischen Verteidigungsanlagen geworden war Die Mauer knickte hier aus west ostlicher in eine sudostliche Richtung ab so dass die Anlage nicht von der Flanke gedeckt werden konnte Zudem bot das vom Tor zum Friedberger Feld hin allmahlich um etwa 30 Meter ansteigende Gelande potentiellen Belagerern eine gunstige Stellung um die Stadt ungefahrdet beschiessen zu konnen Als man wahrend des Dreissigjahrigen Krieges daranging die Frankfurter Befestigungen zu modernisieren begann man mit den Arbeiten konsequenterweise am Friedberger Tor 1626 errichtete Festungsbaumeister Johann Adolf von Holzhausen ein Ravelin vor dem Tor das jedoch infolge von Planungs und Baufehlern schon im Jahr darauf wieder einsturzte Der daraufhin beauftragte Johann Wilhelm Dilich schlug vor das Tor durch ein vorgelagertes Bollwerk zu verstarken doch missriet ihm die Ausfuhrung des Plans gleichfalls Erst nach Hinzuziehung des renommierten Festungsbauers Johannes Faulhaber gelang das Werk im dritten Anlauf 1631 Zeitweise hatten bis zu 600 Arbeiter an dem Bollwerk gebaut und die Burgerschaft hatte eine ausserordentliche Schatzung also eine Sondersteuer dafur aufbringen mussen Die neue Befestigungsanlage erzwang auch eine Verlegung der Verkehrsstrome Das nun Alte Friedberger Tor am Nordende der Grossen Friedberger Gasse fuhrte fortan nur noch in den Zwinger vor der alten Mauer Sein uber den Stadtgraben fuhrendes Vorwerk riss man ab der alleinstehende bis zuletzt von einem Turmer bewohnte Turm blieb jedoch noch bis 1812 bestehen Das eigentliche 1628 bis 1630 erbaute und im Volksmund bald schon Neue Friedberger Tor wurde etwa 100 Meter sudostlich an das Ende der Vilbeler Gasse verlegt Der Neubau war das erste fruhneuzeitliche Stadttor in Frankfurt und wohl deswegen besonders sorgfaltig konstruiert da Festungsbaumeister Dilich zunachst nur einen auf drei Jahre befristeten Vertrag mit der Stadt hatte und sich bewahren musste Vielleicht wurde das Geschehen von Seiten der Stadt aus demselben Grund weit besser dokumentiert als bei jedem spateren Torbau und kann sicher als Muster dienen wie bei den anderen Toren des 17 Jahrhunderts verfahren wurde Zunachst war vom Neuen Friedberger Tor wohl nach Zeichnungen Dilichs ein Holzmodell gefertigt worden um dem Rat die geplante Ausfuhrung zu veranschaulichen Erst nach dessen Zustimmung kam das Tor dann zur Ausfuhrung Es hatte drei Gewolbe von denen das mittlere als Durchfahrt fur Kutschen und Warentransporte diente wahrend das westliche dem Personenverkehr in und aus der Stadt zugedacht war Das ostliche Gewolbe war dagegen in zwei Raume geteilt und diente dem Aufenthalt der Torwachter Von hier fuhrte eine Wendeltreppe nach oben wo man durch ein kleines Steinturmchen mit Laterne die hoher gelegene Brustwehr des Friedberger Bollwerks betreten konnte Direkt hinter der landseitigen Einfahrt lagen mehrere tiefe mit starken Bohlen abgedeckte Wolfsgruben in die sich gewohnlich die Gegengewichte der Zugbrucke uber den Stadtgraben senkten Im Verteidigungsfall konnten die Bohlen entfernt werden und zusammen mit weiteren Verteidigungseinrichtungen wie einem Fallgitter sowie Schiessscharten im zweiten Stock der Nebengewolbe eine Eroberung des Tores erheblich erschweren Nach diesem Vorwerk knickte das wohl ganztagig sehr dunkle nur durch kleine sogenannte Taglocher in seinen Scheiteln erhellte Gewolbe in einem 133 Winkel ab Dies sollte einem Belagerer das direkte Hindurchschiessen in die dahinterliegende Stadt unmoglich machen Nach den Bau und Rechenmeisterbuchern der Zeit wurden fur das Tor etwa 36 000 Stuck Backsteine verbraucht aussen war das im fruhen Barockstil gehaltene Bauwerk mit schweren Basaltquadern verblendet Der Mauerdurchbruch auf der Stadtseite war als Rundbogen gestaltet der von zwei Halbsaulen flankiert wurde Diese liefen in einem kraftigen Gesims aus auf dem sich wiederum funf antikisierende Saulen mit Bogenstellungen befanden die einen schweren Ziergiebel trugen Auf geschickte Weise wurde mittels einer Attika ein stilistischer Ubergang zum Wehrgang der alten Stadtbefestigung geschaffen Die Landseite zeigte drei halbrunde Giebel mit Obeliskenbekronung den Stadtadler sowie eine Tafel mit dem Namen des Tores und das Jahr der Fertigstellung 1630 Das Gefecht am 2 Dezember 1792 Bearbeiten nbsp Das Hessendenkmal erinnert an die Ersturmung des Friedberger Tores am 2 Dezember 1792Am 23 Oktober 1792 zwei Tage nach der Besetzung des benachbarten Mainz erschienen franzosische Truppen unter General Victor Neuwinger vor den Toren Frankfurts und erzwangen nach kurzen Verhandlungen die Offnung der Tore Mit 3000 Mann ruckte die franzosische Revolutionsarmee durch das Sachsenhauser Affentor in die Stadt ein Ihr Befehlshaber General Adam Philippe de Custine belegte die Stadt mit einer Kontribution von 2 Millionen Gulden und liess sieben angesehene Burger als Geiseln arretieren Eine stadtische Deputation reiste nach Paris um uber die Repressalien zu verhandeln Sie geriet jedoch alsbald in eine missliche Lage Am 2 Dezember 1792 sturmten preussische und hessische Soldaten die aus der Champagne zuruckgekehrt waren das Friedberger Tor Zunachst erlitten sie schwere Verluste da die Walle von franzosischen Scharfschutzen bemannt waren Von dort konnten sie aus sicherer Deckung auf die Angreifer feuern die in klassischer Linienformation vorruckten Erst als Frankfurter Handwerksburschen in das Gefecht eingriffen und die Zugbrucke am Friedberger Tor offneten konnten die verbundeten Truppen in die Stadt gelangen und die franzosische Besatzungsarmee vertreiben Als die Nachricht in Paris eintraf wurden die Frankfurter Geiseln sofort verhaftet Zur grossen Erleichterung des Rates konnten sie aber bald darauf wohlbehalten in die Stadt zuruckkehren Zur Erinnerung an das erfolgreiche Gefecht und die 55 dabei gefallenen hessischen Grenadiere stiftete der preussische Konig Friedrich Wilhelm II im Jahr darauf das Hessendenkmal Es steht heute nachdem es fur den Bau der U Bahn und eines Strassendurchbruches 1970 versetzt werden musste einige Meter ausserhalb der Innenstadt am Beginn der Friedberger Landstrasse 1795 und 1796 zogen erneut franzosische Truppen vor die Stadt In der Nacht vom 13 zum 14 Juli 1796 beschossen sie die von osterreichischen Truppen verteidigte Stadt von ihren Stellungen nordlich der Stadt und richteten dabei grosse Schaden an Nach dem Abbruch der Stadtbefestigung Bearbeiten nbsp Ansicht des Friedberger Tors in der Bildmitte das Bethmannsche Gartenhaus um 1820 nbsp Stadtplan von Delkeskamp 18641807 bis 1809 wurden die Befestigungsanlagen am Neuen Friedberger Tor demoliert An ihrer Stelle schuf Stadtgartner Sebastian Rinz einen englischen Landschaftsgarten Anstelle der abgebrochenen Tore errichtete 1808 Stadtbaumeister Johann Georg Christian Hess klassizistische Torbauten mit schmiedeeisernen Gittern Die Tore trugen in vergoldeten Lettern die Inschrift Friedberger Thor und Erbauet MDCCCVIII und dienten als Wachlokale bzw Zollstationen Noch bis 1864 wurden die Tore jeden Abend verschlossen Nach der Annexion der Freien Stadt Frankfurt durch Preussen 1866 verloren die Tore ihre Funktion und wurden 1867 als Ladengeschafte vermietet Ende des 19 Jahrhunderts wurden sie abgerissen Am 18 September 1848 kam es zu den Septemberunruhen Zwei Tage zuvor hatte die Frankfurter Nationalversammlung mit knapper Mehrheit den Waffenstillstand von Malmo gebilligt Daraufhin errichteten linksgerichtete Aufstandische Barrikaden in der Stadt und ermordeten zwei Abgeordnete der konservativ liberalen Casino Fraktion Felix Furst Lichnowsky und Hans Adolf Erdmann von Auerswald beim Ausritt vor dem Friedberger Tor Die Nationalversammlung sah sich daraufhin genotigt preussische und osterreichische Bundestruppen aus der Festung Mainz in die Stadt zu rufen um die Ordnung wiederherzustellen Den beiden ermordeten Abgeordneten wurden Gedenksteine auf dem Frankfurter Hauptfriedhof errichtet Literatur BearbeitenArchitekten amp Ingenieur Verein Hrsg Frankfurt am Main und seine Bauten Selbstverlag des Vereins Frankfurt am Main 1886 Walter Gerteis Das unbekannte Frankfurt 8 Auflage Verlag Frankfurter Bucher Frankfurt am Main 1991 ISBN 3 920346 05 X Fried Lubbecke Das Antlitz der Stadt Nach Frankfurts Planen von Faber Merian und Delkeskamp 1552 1864 Verlag Waldemar Kramer Frankfurt am Main 1952 Franz Rittweger Carl Friedrich Fay Das alte Frankfurt am Main Michael Imhof Verlag Petersberg 2006 ISBN 978 3 86568 118 8 Heinrich Schussler Frankfurts Turme und Tore Verlag Waldemar Kramer Frankfurt am Main 1951 Carl Wolff Rudolf Jung Die Baudenkmaler von Frankfurt am Main Band 2 Weltliche Bauten Selbstverlag Volcker Frankfurt am Main 1898Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stadtbefestigungen von Frankfurt am Main Album mit Bildern Videos und Audiodateien Friedberger Tor altfrankfurt comFrankfurter Stadtbefestigung Frankfurter Stadtbefestigung Affentor Allerheiligentor Anlagenring Bockenheimer Tor Eschenheimer Tor Fahrtor Friedberger Tor Fronhofturm Galgentor Kuhhirtenturm Monchsturm Rententurm Salmensteinsches Haus Staufenmauer Ulrichstein Wallanlagen Wallservitut Frankfurter Landwehr Bockenheimer Warte Friedberger Warte Galluswarte Gutleuthof Kuhhornshof Riederhofe Sachsenhauser Warte 50 118035 8 688498 Koordinaten 50 7 4 9 N 8 41 18 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedberger Tor amp oldid 233162876