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Als Septemberrevolution 1848 oder Septemberunruhen wird ein spontaner Volksaufstand in Frankfurt am Main damals Freie Stadt Frankfurt bezeichnet Im September 1848 stimmte die Frankfurter Nationalversammlung das Parlament des revolutionaren Deutschen Reiches uber die Beendigung des Krieges mit Danemark ab Waffenstillstand von Malmo Radikale Demokraten waren enttauscht dass der Krieg nicht weitergefuhrt werden sollte Der Unmut uber die Entscheidung des Parlamentes fuhrte zu einem spontanen Aufstand Die Ermordung des Fursten Lichnowsky und des Generals von Auerswald zu Frankfurt a M am 18 September 1848 Die Nationalversammlung in der Paulskirche wurde bedrangt und musste von Reichstruppen geschutzt werden In der Innenstadt wurden Barrikaden errichtet Zwei rechtsliberale Abgeordnete Felix Furst von Lichnowsky und Hans von Auerswald wurden auf der Strasse getotet Die Reichsregierung sah sich gezwungen preussische und osterreichische Truppen anzufordern um die Erhebung gewaltsam niederzuschlagen In Baden fuhrten die Nachrichten vom Aufstand zum Struve Putsch der ebenfalls nach wenigen Tagen endete Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangslage 2 Der Schleswig Holsteinische Krieg 3 Der Aufstand 4 Auswirkungen des Aufstandes 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksAusgangslage BearbeitenNach der Konstituierung der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche am 18 Mai 1848 bildeten sich schnell mehrere Fraktionen aus die sich nach den Versammlungslokalen benannten in denen sich die Abgeordneten mit Gleichgesinnten trafen Die demokratische Linke auch als die Ganzen bezeichnet setzte sich aus der extremen und der gemassigten Linken zusammen Sie versammelten sich im Deutschen Hof ihre spateren Abspaltungen im Donnersberg Nurnberger Hof und Westendhall Die liberale Mitte die so genannten Halben bestand aus dem linken und rechten Zentrum Ihre Fraktionen waren das nationalliberale Casino und der linksliberale Wurttemberger Hof sowie die spateren Abspaltungen Augsburger Hof Landsberg und Pariser Hof Die konservative Rechte aus Protestanten und Konservativen nannte sich Steinernes Haus bzw nach dem Wechsel des Klublokals Cafe Milani Die grossten Fraktionen waren das Casino und der Wurttemberger Hof Am 28 Juni 1848 beschloss die Nationalversammlung das Gesetz uber die Einfuhrung einer provisorischen Zentralgewalt fur Deutschland 1 und wahlte am folgenden Tag Erzherzog Johann von Osterreich zum Reichsverweser der dieser provisorischen Regierung vorstehen sollte Der Reichsverweser ernannte am 15 Juli 1848 Furst Karl zu Leiningen zum Ministerprasidenten Der Schleswig Holsteinische Krieg Bearbeiten Hauptartikel Schleswig Holsteinische Erhebung Die neue Reichsregierung hatte zwar die Autoritat der Paulskirche und auch den Konsens des Volkes hinter sich aber sie hatte keine reale Macht Ihr fehlte es an Geld einer funktionierenden Verwaltung und naturlich auch an einem Heer Deutlich wurde dies in der Schleswig Holstein Frage Die beiden Herzogtumer Schleswig und Holstein sollten gemass dem Vertrag von Ripen von 1460 auf ewig ungeteilt bleiben Sie standen in Personalunion mit Danemark allerdings war nur Holstein Teil des Deutschen Bundes wahrend das gemischtsprachige Herzogtum Schleswig ein danisches Lehen bildete Deutsche Nationalliberale forderten zusammen mit der Linken Schleswig in den Deutschen Bund aufzunehmen und dem Herzogtum so eine Vertretung in der Nationalversammlung zu geben wahrend danische Nationalliberale Schleswig als Teil eines neuen danischen Nationalstaats angliedern wollten Im Auftrag des Deutschen Bundes besetzten preussische Truppen Schleswig Holstein und drangen im Mai 1848 nach Danemark ein Am 14 Juni beschloss die Nationalversammlung die Aufstellung einer Reichsflotte die der danischen Seeherrschaft entgegentreten sollte Auf Drangen Grossbritanniens Russlands und Frankreichs vereinbarten Preussen und Danemark jedoch am 26 August 1848 den Waffenstillstand von Malmo Dieser beinhaltete dass sich die danischen und preussischen Truppen aus Schleswig Holstein zuruckziehen sollten und die beiden Herzogtumer vorubergehend von einer gemeinsamen preussisch danischen Kommission verwaltet werden sollten Bei diesem Waffenstillstand wurden die national deutschen Interessen allerdings komplett ausgeklammert Die Frankfurter Zentralgewalt wurde missachtet ebenso wie die national deutschen Erwartungen Die Erwartung dass Preussen in Malmo neben einem akzeptablen Waffenstillstand der den national deutschen Vorstellungen entsprechen wurde auch noch die danische Anerkennung der Frankfurter Zentralgewalt erzwingen wurde wurde herbe enttauscht Bis nach der Ratifizierung und dem Austausch der Urkunden hatte Preussen die Paulskirche noch nicht einmal informiert denn die Vereinbarungen entsprachen nicht den national deutschen Forderungen Zudem hatte Preussen den Vertrag in seinem Namen und im Namen des Deutschen Bundes abgeschlossen obwohl dieser nach der Auflosung des Bundestages am 28 Juni und der Ubertragung der Kompetenzen an die neuen Reichsbehorden faktisch nicht mehr bestand Dies wurde als Affront gegenuber der deutschen Regierung empfunden und stiess folglich auf heftigen Widerstand Am 5 September lehnte eine Mehrheit der Nationalversammlung von 238 Stimmen zu 221 Stimmen auf Betreiben Friedrich Christoph Dahlmanns den Malmoer Vertrag ab Hierbei hatte eine Koalition aus der Linken und der Casino Fraktion die Mehrheit Nach der Niederlage trat das alte Reichskabinett unter Karl zu Leiningen zuruck Dem nun mit der Regierungsbildung beauftragte Dahlmann gelang es allerdings nicht ein neues Kabinett zu bilden da sich die neue Mehrheit nur in der Ablehnung des Abkommens von Malmo einig war Bei einer erneuten Abstimmung am 16 September fugte sich das Parlament den von Preussen geschaffenen Fakten und billigte mit einer knappen Mehrheit das Waffenstillstandsabkommen gegen den Antrag der Linken den Bundeskrieg gegen Danemark fortzusetzen Bei der drei Tage andauernden Debatte vom 14 bis zum 16 September argumentierte die Linke hauptsachlich nationalistisch und idealistisch wobei sie insbesondere die deutsche Ehre betonte die es zu retten gelte Die Rechte allerdings bat in ihrer Argumentation um mehr Besonnenheit da die Regierungsverhaltnisse zu unsicher seien denn Dahlmanns Versuch der Regierungsumbildung war ja gescheitert Deutschland sei zudem nicht fahig einen Krieg ohne Preussen zu fuhren da es ohne ein Heer oder eine Flotte machtlos war Die Annahme des Waffenstillstands zeigte der Bevolkerung die Machtlosigkeit des Parlaments und dessen Abhangigkeit von der preussischen Regierung die wiederum in Malmo dem Druck der europaischen Machte nachgegeben hatte Nicht nur das Parlament sondern auch die provisorische Zentralgewalt waren fur einen Konflikt mit solch aussenpolitischer innenpolitischer und nationaler Brisanz nicht genugend ausgestattet Der Aufstand Bearbeiten nbsp Ersturmung der Barrikade an der Konstablerwache in Frankfurt am Main am 18 September 1848 durch preussisches Militar Lithographie von E G May nach einer Zeichnung von Jean Nicolas Ventadour nbsp Denkmal auf dem Frankfurter Hauptfriedhof fur die ermordeten Abgeordneten Hans von Auerswald Felix von Lichnowsky und 12 beim Aufstand getotete SoldatenNach der Entscheidung der Nationalversammlung trafen sich noch am Abend des 16 September 1848 im Nurnberger Hof die Delegierten des Montagskranzchens eines 1845 von dem Rechtsanwalt Maximilian Reinganum gegrundeten Zusammenschlusses des demokratisch republikanischen Vereins des demokratischen und des Arbeitervereins um zu beraten wie man nun weiter vorgehen solle Es wurde eine Volksversammlung fur den folgenden Tag auf der Pfingstweide beschlossen Dabei wurde in Erwagung gezogen es einfach ohne das Parlament zu versuchen da dieses durch die Annahme des Waffenstillstandes die Ehre des Deutschen Volkes verraten habe Der Beschluss von Malmo wurde von diesen als Komplott gedeutet um Truppen zur Unterdruckung demokratischer Tendenzen in Deutschland zur Verfugung zu haben und um gleichzeitig Russland als Bundnispartner zu gewinnen Die Republikaner die die Mehrheit auf der Versammlung bildeten furchteten dass wenn an diesem Punkt nicht eingeschritten werde die Nationalversammlung zunehmend reaktionar werden konnte Auf der Volksversammlung die mit wohl mehr als 10 000 Teilnehmern auf der Pfingstweide stattfand wurde beschlossen dass die Linke aus der Nationalversammlung austreten solle um sich eigenstandig zu konstitutionieren Am Abend dieses Tages wurde diese Entscheidung von der Mehrheit der Linken allerdings wieder verworfen da befurchtet wurde dass sie zu einem revolutionaren Aufstand fuhren werde In der aufgebrachten Bevolkerung insbesondere unter den Frankfurter Arbeitern und Handwerkern wurde dies mit Enttauschung und Erbitterung zur Kenntnis genommen Denn jene Abgeordneten denen man die Interessenvertretung anvertraut hatte hatten sie wiederum enttauscht Viele begannen zu glauben dass die Regierung in ihrer ersten Bewahrungsprobe aus Mangel an politischer Voraussicht und politischem Mut versagt hatte In dieser allgemeinen Aufregung begann man nun ernsthaft an dem Parlament und an seiner Arbeit zu zweifeln was sich in spontanen Aufstanden entlud Das Volk wollte sich nun auf seine eigene Kraft verlassen und wenn notig sogar gegen die linken Abgeordneten vorgehen weshalb der Beschluss gefasst wurde am Vormittag des 18 September 1848 eine bewaffnete Volksversammlung auf dem Rossmarkt abzuhalten Da sich die Burgerwehr bereits am 16 September als unzuverlassig erwiesen hatte hatte das Parlament bereits am Vortag preussische und osterreichische Bundestruppen aus der Festung Mainz rekrutiert Als es allerdings bei einer Sitzung der Nationalversammlung zu einem Tumult vor den Turen der Paulskirche kam griffen die Truppen ein wobei einige Verwundungen und Festnahmen stattfanden Dieses Ereignis war erneuter Zundstoff fur den bereits brodelnden Preussenhass und Aufruhr in der Menge denn es waren Manner aus gerade jenem Staat der Verrat an der schleswig holsteinischen Sache geubt hatte und nun gingen diese gegen unbewaffnete Burger vor Es begann ein Barrikadenkampf zwischen revolutionaren Arbeitern Bauern und Handwerkern einerseits und dem preussischen und osterreichischen Militar auf der anderen Seite Die meisten Barrikaden befanden sich hierbei auf der Zeil zwischen Hauptwache und Konstablerwache der Fahrgasse dem Mainkai und der Linie Romerberg Neue Krame nbsp Furst LichnowskyZwei Abgeordnete der nationalliberalen Casino Fraktion Felix Furst von Lichnowsky und Hans von Auerswald wurden bei einem Erkundungsritt vor dem Friedberger Tor von Aufstandischen angegriffen und todlich verwundet Reichsverweser Erzherzog Johann hatte sich aus der Stadt auf sein Landhaus in Bockenheim zuruckgezogen Der Tod des angesehenen preussischen Generals Hans von Auerswald der an den Befreiungskriegen teilgenommen hatte und des wegen seiner Fahigkeiten und seines Draufgangertums geschatzten Furst Felix von Lichnowsky wurde fur den Aufstand zum Wendepunkt Denn diese Tat machte eine Zusammenarbeit mit den nun vollig diskreditierten revolutionaren Kraften unmoglich Justizminister Heckscher der nach Bad Soden am Taunus gegangen war musste sich aufgrund der allgemeinen Erbitterung gegen ihn in Hochst am Main verhaften lassen da er um sein Leben furchten musste Der Aufstand wurde sehr schnell unterdruckt da die Handwerker Tagelohner und Gesellen spontan und planlos vorgegangen waren Sie hatten zwar an ca 40 Stellen in der Stadt Barrikaden errichtet aber versaumt wichtige militarische Zufahrtswege zu sperren und aus den Dorfern Unterstutzung zu holen Gegen Mitternacht war der Aufstand bereits niedergeschlagen Bei den Kampfen fielen 30 Aufstandische und 12 Soldaten Sowohl die Linke als auch die Rechte distanzierten sich von dem Aufstand da dieser nur von blinder Wut getragen worden sei die nichts mit Politik zu tun habe Auswirkungen des Aufstandes Bearbeiten nbsp Denkmal fur die Toten der Septemberunruhen auf dem Hauptfriedhof Von nun an ging es fur die Demokraten im Grunde nur noch um die Wahrung der Marzerrungenschaften eine revolutionare Veranderung von Staat und Gesellschaft war im Rhein Main Raum mit dem Septemberaufstand gescheitert 2 Die vereinzelten Versuche aus Giessen Wiesbaden oder Hochst Freischarencorps zu organisieren waren bereits in den Ansatzen gescheitert Die provisorische Zentralgewalt schaffte eine Behorde die die politisch polizeilichen Kompetenzen bundeln sollte Vereine und Versammlungen wurden verboten und spater nur unter strenger Beobachtung wieder zugelassen In Frankfurt wurde der Belagerungszustand verhangt der bis Ende Oktober andauerte Kunftig gab es in Frankfurt stets eine Besatzungstruppe der grossen Territorialstaaten Preussen Osterreich und Bayern Die gemischte Patrouille wurde einerseits bespottet sie erinnerte die Burger andererseits schmerzlich daran dass man der Freien Stadt Frankfurt nicht mehr zutraute die offentliche Sicherheit und Ordnung alleine zu wahren Die traditionsreiche Burgerwehr wurde aufgelost ihre Waffen mussten sie abliefern Die meisten Burger begrussten jedoch das Eingreifen des Militars so auch Arthur Schopenhauer der die Hinterbliebenen der 12 gefallenen Soldaten testamentarisch bedachte Zwei Denkmaler auf dem Frankfurter Hauptfriedhof erinnern an die militarischen und die zivilen Opfer des Aufstandes Die Nationalversammlung hatte seit dem Septemberaufstand ihre Glaubwurdigkeit verloren und fand zu keiner Zusammenarbeit mehr zwischen dem burgerlich liberalen und dem radikaldemokratischen Lager Diese fruhe Spaltung der Krafte war fur das spatere Scheitern der Nationalversammlung von entscheidender Bedeutung Literatur Bearbeiten nbsp Auerswald und Lichnowsky durch Christian Reinhold KostlinWalter Grab Hrsg Die Revolution von 1848 49 Eine Dokumentation Nymphenburger Verlagshandlung Munchen 1980 ISBN 3 485 03082 1 Ralf Heikaus Die ersten Monate der provisorischen Zentralgewalt fur Deutschland Juli bis Dezember 1848 Grundlagen der Entstehung Aufbau und Politik des Reichsministeriums In Europaische Hochschulschriften Reihe 3 Geschichte und ihre Hilfswissenschaften 739 Lang Frankfurt am Main 1997 ISBN 3 631 31389 6 Zugl Frankfurt Main Univ Diss 1996 Dieter Hein Die Revolution von 1848 49 Beck Munchen 1998 ISBN 3 406 43219 0 Gunther Hildebrandt Die Paulskirche Parlament in der Revolution 1848 49 Verlag der Nation Berlin 1986 ISBN 3 373 00069 6 Dieter Langewiesche Europa zwischen Restauration und Revolution 1815 1849 In Oldenbourg Geschichte Lehrbuch OGL Band 13 Oldenbourg Munchen 1989 ISBN 3 486 49765 0 Thomas Nipperdey Deutsche Geschichte 1800 1866 Burgerwelt und starker Staat Beck Munchen 1991 ISBN 3 406 09354 X Wilhelm Ribhegge Das Parlament als Nation Die Frankfurter Nationalversammlung 1848 49 Droste Dusseldorf 1998 ISBN 3 7700 0920 7 A Schlosser Johann Erzherzog von Osterreich In ADB Band 14 Berlin 1969 Jonathan Sperber The European Revolutions 1848 1851 In New Approaches to European History Cambridge University Press Cambridge 1994 Alan J P Taylor Deutschland und die europaischen Machte In Die deutsche Revolution von 1848 49 Wege der Forschung Band 164 S 193 221 aus dem Englischen von Karl Nicolai Hrsg D Langewiesche Wissenschaftl Buchges Darmstadt 1983 ISBN 3 534 08404 7 Veit Valentin Geschichte der deutschen Revolution von 1848 bis 1849 Zweiter Band Bis zum Ende der Volksbewegung von 1849 Beltz Quadriga Weinheim Berlin 1998 ISBN 3 88679 301 X Michael Wettengel Die Revolution von 1848 49 im Rhein Main Raum Historische Kommission fur Nassau Wiesbaden 1989 ISBN 3 922244 82 3 Zugl Hamburg Univ Diss 1988 Gunter Wollstein Mitteleuropa und Grossdeutschland Visionen der Revolution 1848 49 Nationale Ziele in der deutschen Revolution In Die deutsche Revolution von 1848 49 Wege der Forschung Band 164 S 237 257 Hrsg D Langewiesche Wissenschaftl Buchges Darmstadt 1983 ISBN 3 534 08404 7Einzelnachweise Bearbeiten Gesetz uber die Einfuhrung einer provisorischen Zentralgewalt fur Deutschland vom 28 Juni 1848 bei verfassungen de Wettengel Die Revolution von 1848 49 im Rhein Main Raum S 273 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Septemberunruhen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Septemberrevolution 1848 amp oldid 237431189