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Tier und Pflanzendomestizierung in Nordafrika sind zwei der drei primaren Kennzeichen einer neolithischen Kultur Alle ubrigen wie Steinschliff und bohrung spezielle Werkzeuge wie Sicheln und Reibsteine Techniken wie Weben und Spinnen oder Pflugen sowie die Vorstufen der Schrift sind letzten Endes wie die immateriellen also kulturell religiosen und gesellschaftlichen Phanomene wie Arbeitsteilung Stratifizierung und Hierarchisierung der Gesellschaft echter Handel oder Sesshaftigkeit teils zwangslaufige Folgewirkungen der drei Primarfaktoren Der dritte Primarfaktor ist der Umgang mit Keramik der in Afrika bereits als Phanomen teilsesshafter Jager und Sammler auftrat Er wurde fur Ackerbauern wichtig um Nahrung zu bevorraten bzw aufwendiger zuzubereiten Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Haustiere 2 1 Problematik 2 2 Kleine Haustiere 2 3 Grosse Haustiere 3 Pflanzendomestikationen 3 1 Problematik 3 2 Nicht Nahrungspflanzen 3 3 Nahrungspflanzen 4 Literatur und Belege 5 EinzelnachweiseGrundlagen BearbeitenIn den verschiedenen Gebieten in denen das Neolithikum teilweise im Holozan entstand also vor allem den Talern von Jangtsekiang und Indus dem Zweistromland sowie spater in Mittelamerika und den Anden wo es ausser dem Lama keine Tierdomestikationen gab existierten ganz unterschiedliche Schwerpunkte je nachdem welche Pflanzen und Tiere zur Verfugung standen Das hatte auch Folgen fur grundlegende Kulturtechniken So wurde etwa in Altamerika das Rad als Gebrauchsgegenstand nicht genutzt erfunden schon aber nur fur Kinderspielzeug da es vor allem in Mesoamerika zu domestizierende Zug und Reittiere in der Natur nicht gab und im gebirgigen Andenbereich wo mit dem Lama ein geeignetes Tier zur Verfugung stand Rader nicht sehr sinnvoll waren Wichtig im Falle Nordafrika aber ist die Tatsache dass die Sahara als hier weitaus grosste regionale topografisch klimatische Einheit zur Zeit der Domestikationen im Holozan keine Wuste war sondern belegt unter anderem durch Funde von Fischereigerat wie Angelhaken Harpunen und Fischknochen eine Baumsavanne mit Wasserstellen Seen und Flussen eventuell Galeriewaldern und sie sich erst spater zu dem extrem trockenen Gebiet wandelte wie es sich heute etwa in der auch Libysche Wuste genannte Ostsahara prasentiert Dementsprechend war die dortige Tier und Pflanzenwelt anders zusammengesetzt und bot ein anderes Ausgangsmaterial fur Domestikationsversuche Dies gilt fur die Tier wie fur Pflanzendomestikation wobei man bei letzterer in der heutigen Libyschen Wuste mit einer Savannen und Oasenvegetation zu rechnen hat 1 weshalb im Abschnitt Pflanzendomestikation Arten aufgenommen wurden die heute nur noch in feuchten Gebieten wie dem Niltal oder Delta vorkommen oder an der Mittelmeerkuste zumal bei der Betrachtung altagyptische Fresken auffallt wie viele Baume und andere Pflanzen hier dargestellt sind Archaologisch belegt ist diese Gestalt der Vegetation unter anderem durch die Auswertung von Holzkohlen an prahistorischen Fundstellen und von Pollen und Pflanzensamen in Sedimenten Haustiere Bearbeiten nbsp Wildrind Nachzeichnung eines Felsbildes der Rinderperiode vom Tel Issaghen Fezzan nbsp Die sogenannte Schminkpalette des Narmer die beiden Tierkopfe im oberen Teil konnten Bubalus darstellen sie sind hier Symbole der Hathor als Himmelskonigin auch in den ubrigen Tafeln der Thinitenzeit sind Steppentiere dargestellt nbsp Grabkammer des Sennudem um 1200 v Chr geschecktes Zuchtrind nbsp Grabkammer des Nefermaat und der Itet Medum Vogelfang Ganse und Feldbestellung mit schon recht kleinen Rindern 4 Dynastie 2700 v Chr nbsp Die beruhmte Gansedarstellung aus der Mastaba von Snofrus Wesir Nefermaat aus der fruhen 4 Dynastie zeigt wohl noch halbwilde Ganse die wie in der vorigen Abbildung gefangen wurden nbsp Wandbild in der Grabkammer des Priesters Panehsi Esel mit Bauern um 1298 1235 v Chr nbsp Altagyptischer Pharaonenhund Tesem vom Windhundtyp ca 3000 v Chr Nachzeichnung nbsp Mopsartiger Hund aus der pradynastischen Periode Pra Negade Negade I oder Amratien Material Chlorit Louvre nbsp Entenjagd Grabkammer des Schreibers Nacht Theben West 1422 1411 v Chr nbsp Teile einer Bienenhieroglyphe Grab Sesostris I 12 Dynastie 1971 1926 v Chr nbsp Enten Hieroglyphe Sohn des Re fur Pharao nbsp Grab des Nacht 15 Jh v Chr Hauskatze unter dem Stuhl ihres Herren Nacht nbsp Streitwagenszene Relief aus der Amarna Zeit des Pharao Echnaton zweite Halfte des 14 Jahrhunderts v Chr nbsp Stele mit dem Gott Amun in verschiedenen Erscheinungsformen Mensch Gans und Widder Abydos Spatzeit 25 Dynastie um 700 v Chr nbsp Dromedar den arroganten Blick hat es nach islamischer Uberlieferung weil es als einziges den hundertsten Beinamen Allahs kenntProblematik Bearbeiten Von Interesse ist hier vor allem die Ostsahara Die noch bis in die Achtziger des vorigen Jahrhunderts in Fachbuchern anzutreffende Feststellung die drei einzigen in Afrika domestizierten Tiere seien der Esel die Katze und das Perlhuhn kann heute so nicht mehr aufrechterhalten werden vielmehr stellt sich uns das neolithische Domestikationsgeschehen nun viel komplexer dar Insgesamt setzt die Landwirtschaft in Agypten relativ plotzlich um 5200 v Chr mit der Ankunft eines kompletten Bundels aus domestizierten Pflanzen und Tieren aus Vorderasien ein Uberhaupt zeigen sich dabei vor allem in der Merimde Kultur und der Kultur des Fayum am Sudrand des Nildeltas sehr enge Beziehungen zur Levante Auch gleichen die dortigen Skelettfunde eher denen in Vorderasien als denen der lokalen Bevolkerung so dass einige Wissenschaftler vermuten es konnte sich um eine Wanderbewegung aus Richtung Palastina gehandelt haben 2 3 Um die Ursprunge eines heutigen Haustieres festzustellen gibt es mehrere Moglichkeiten die Genetik und Biologie der Wild und Haustierformen ihre heutige Verteilung und ihre Rassen archaologische Befunde z B Knochen Mumien und Gerate Abbildungen und andere Darstellungen in der Kunst sowie gelegentliche Berichte in alten Texten Mitunter wurden Domestikationen aber auch parallel in mehreren Weltgegenden vollzogen wobei es dann oft spater uber Importe zur Vermischung von Haustierrassen gekommen sein konnte Domestikationen sind aber auch in ihrer Zusammensetzung und Herkunft fur jede Kultur aussagekraftig vor allem was Okonomie religiose Brauche aber auch gesellschaftliche Faktoren angeht Fur die Sahara und ihre Kulturen konzentriert sich von den reinen Kustenbereichen einmal abgesehen die aber vorwiegend von Ost nach West fuhrende Informationskorridore fur Kulturtechniken waren das Interesse hier vor allem auf Agypten und den Nordsudan wo es vor dem Hintergrund des Sahara Sudan Neolithikuns und des unteragyptischen Neolithikums mehrere originare und oder parallele Domestikationen gegeben hat Die meisten der grossen Haustiere im Bereich der Ostsahara und hier vor allem auch des Niltales sind jedoch Importe oder zwar wie eventuell im Falle des Rindes und des Esels eigenstandige Domestikationen die aber auch in anderen Kulturen im Rahmen der uberall einsetzenden Tierzucht parallel vollzogen wurden so dass es heute oft kaum mehr moglich ist sicher festzustellen wo jeweils der Ursprung genau lag Eigene Domestikationen sind vor allem dann zu vermuten wenn die Wildformen im Bereich der heutigen Ostsahara also der Libyschen Wuste vorkommen oder vorkamen Besonders interessant in diesem Zusammenhang ist der Fall des Rindes das in der sog Bubalus Feldbildperiode zwischen 6000 und 1500 v Chr quer uber das Gebiet der Sahara als allerdings zunachst wohl halbwildes Vieh gehalten wurde Zahlreiche neolithische Fesselsteine die Tiere am Weglaufen hindern kann man noch heute in der Wuste finden Die sudliche Grenze des Vorkommens der Wildrinder bildete offenbar der 25 Breitengrad Kleine Haustiere Bearbeiten Von den kleinen Haustieren ist nur das Huhn mit Sicherheit als nordafrikanische Domestikation auszuschliessen Die heutige Form stammt vom sudostasiatischen Bankivahuhn Gallus gallus ab die vier in der Sahara lebenden Flughuhnarten kommen dafur nicht in Frage Einen Sonderfall stellt hier aber das in Afrika verbreitete Perlhuhn dar Stammform ist das Helmperlhuhn Numidia meleagris das mit etwa 20 Unterarten uber ganz Afrika verbreitet ist Es war bereits im pradynastischen Agypten bekannt wo es sehr viel weiter nordlich vorkam als heute und wo es vermutlich auch domestiziert und spater von den Romern ubernommen wurde jedoch im Mittelalter aus unklaren Grunden verschwand und erst von den Portugiesen Ende des 15 Jahrhunderts wiederentdeckt und ein zweites Mal domestiziert wurde Es gibt sogar eine Perlhuhn Hieroglyphe Sennar Enten und Tauben sind problematisch erstere ist aber ikonographisch bedeutsam bei letzterer kommt die Wildform in der Sahara bis heute vor sie sind daher unten mit aufgefuhrt Hasen wurden weltweit nie domestiziert obwohl es in Agypten bei Hermopolis Magna und Amarna ein Hasengau gab was sich aber wohl auf die dort haufigen Wildhasen bezog zumal alle 7 mit Tiernamen bezeichnete agyptischen Gaue nicht nach Haustieren benannt sind Kaninchen erst im fruhen europaischen Mittelalter Folgende Domestizierungen sind mit Ausnahme des bereits erwahnten Perlhuhns damit fur das Gebiet der Libyschen Wuste hier insbesondere Nordsudan Ostlibyen und das alte Agypten als potentiell moglich bis sicher anzunehmen Die Honigbiene Apis mellifera ist neben dem chinesischen Maulbeerspinner das einzige domestizierte Insekt uberhaupt und wurde wohl zuerst im 4 Jahrtausend im Anschluss an die viel altere und vor allem in Europa in der Felskunst belegten Wildbienennutzung in Agypten domestiziert wohl auch als Folge des nesterzerstorenden Raubbaus den man zuvor betrieb und damit die Zahl der Bienenvolker dramatisch senkte Eine fruhe Darstellung findet sich im Tempel von Ne User Re in Abu Ghurab um 2400 v Chr 4 Wie wichtig die Bienenzucht im Alten Agypten war erkennt man auch daran dass die Biene als Symbol des unteragyptischen Konigtums Verwendung fand und in vielen Hieroglyphen und hier vor allem bei Konigsbezeichnungen vorkommt Ideogramm Konig von Unteragypten Aber auch in anderen alten Kulturen etwa der der Chaldaer war die Biene herrscherliches Symbol Zugrunde liegt das Bild eines von einem Konig geleiteten gut organisierten Staates die Bienenkonigin hielt man lange fur mannlich ausserdem ist die Bienenhieroglyphe mit sechs Beinen Symbol des Rades mit sechs Strahlen und damit Sonnensymbol Die Bienenhaltung in Tonrohren sie gibt es in Agypten bis heute und die Honigverarbeitung sind auf Darstellungen in Grabern mehrfach bezeugt Die Graugans Anser anser die Stammform der Hausganse wurde in Agypten in der 2 Halfte des 3 Jahrtausends domestiziert Die altesten Belege fur ihre Domestikation stammen entsprechend von dort und sie wurde schon fruh neben der Nilgans Blassgans und Saatgans ein beliebtes Speise und Opfertier Man fing sie mit Netzen s Bild und mastete sie dann Dabei vollzog sich offenbar der Ubergang von der Gefangenschaftshaltung zur vollstandigen Domestikation Indikatorisch ist dabei das immer haufigere Auftreten von weissen in der freien Natur wegen der fehlenden Tarnung kaum uberlebensfahigen Gansen in den Darstellungen Bereits auf einem Grabrelief aus der 5 Dynastie 2480 2320 v Chr ist das Stopfen von Gansen dargestellt Die Ente als domestizierter Abkommling der Stockente Anas platyrhynchos wurde moglicherweise in Agypten und Mesopotamien nebenher gehalten vor allem fur den Totenkult das gilt aber auch fur die spater nicht domestizierte Spiessente Anas acuta Allerdings scheint dabei die Stufe der eigentlichen Domestikation nicht erreicht worden zu sein sondern nur wie bei der Gans eine Gefangenschaftshaltung die in diesem Falle erst im spaten Mittelalter Europas in eine echte Domestikation uberging Als Hieroglyphe ist die Ente aber recht haufig vor allem in der Bedeutung Sohn also auch in Konigsnamen die haufig mit Sohn des Re etc beginnen Die Taube entstammt der weltweit verbreiteten auch in den bergigen Randgebieten der Sahara lebenden Felsentaube Columba livia Man findet bis heute in Agypten auf vielen Hausdachern grosse Taubenhauser die auf dem Land meist noch so gebaut sind wie dies im alten Agypten ublich war Die in der Wuste oder ihren Randgebieten bzw Oasen lebenden Kleintauben der Gattung Streptopelia gehoren allerdings nicht zu den zoologischen Urformen der Haustaube Vermutlich verlief die Domestikation aber nicht gezielt vielmehr scheint sich die Taube wie das ja auch beim Hund als Jagdbegleiter der die Uberreste frass und Katze hier wegen der Mause und Ratten in den Kornspeichern so ahnlich gewesen sein mag nach und nach in den kleinen bauerlich neolithischen Siedlungen der Fruhzeit wegen des dort reichen Kornerangebotes als Kulturfolger bevorzugt niedergelassen zu haben Erste Nachweise gibt es jedenfalls schon fur das 5 Jahrtausend v Chr im syrisch nordirakischen Raum und in Palastina wo die Taube spater im Judentum ein zentrales Symbol wurde Vermutlich standen dabei uberall weniger wirtschaftliche Motive im Vordergrund sondern religiose obwohl in Alan Gardiners Liste Gardiner Liste keine einzige Taubenhieroglyphe aufgefuhrt ist und auch das Wort Taube fehlt 5 Allerdings standen Tauben auch schon im 3 Jahrtausend v Chr auf dem Speisezettel der Agypter Um 1300 v Chr wurden sie hier auch bereits als Kuriere verwendet etwa um die Nachricht von der Kronung eines Pharao zu uberbringen Mythologisch spielte aber kein anderer Vogel eine so hervorgehobene Rolle wie die Taube die in Vorderasien Indien und Agypten als Symbol der Muttergottheit der Liebe und Fruchtbarkeit galt dazu der Reinheit Die Hauskatze Felis silvestris libyca findet sich als eigenstandige Domestikation in Agypten im 2 Jahrtausend v Chr also erst im Neuen Reich Gelegentliche Domestikationen durfte es aber schon fruher gegeben haben ebenso wie spatere Einkreuzungen anderer Wildkatzenarten fur moglich gehalten werden Als heiliges Tier der Gottin Bastet erlebte dann der Katzenkult einen Hohepunkt in der 22 und 23 Dynastie 945 715 v Chr Bubastis im Delta war damals die Stadt der Gottin und stand unter libyscher Herrschaft Katzen wurden wie Hunde haufig mumifiziert und ehrenvoll beerdigt Mogliche Domestikation Hund Hunde bzw schakalkopfige Mischwesen die moglicherweise Schamanen darstellen gibt es schon in den Felsbildern der Sahara Jagerperiode im Wadi Mathendous 6 des Fezzan und im Tadrart Acacus Der bislang alteste Beleg in Agypten stammt aus dem 5 Jahrtausend v Chr Knochenfunde aus der neolithischen Siedlung von Merimde Benisalame westl Nildelta Da es in Nordafrika keine Wolfe gab musste es sich um einen Import gehandelt haben evtl aus Vorderasien Es durfte sich um einen Windhundtyp gehandelt haben der vor allem fur Jagdzwecke gehalten und spater sogar bestattet wurde wie Abbildungen des Alten Reichs belegen die sog Tesem Pharaonenhunde darstellen wie sie etwa auch Tutanchamun zur Jagd benutze Sehr bald gab es dann auch wie zahlreiche Darstellungen des Mittleren und Neuen Reichs belegen bereits verschiedene Hunderassen von kleinen Schosshunden bis zu schweren fur die Lowenjagd geeigneten Hunden und Kampfhunden sowie Palasttieren mit unterschiedlichen Schwanz Bein Ohr und Korperformen ahnlich der heutigen Situation Als Hieroglyphe bezeichnet er den Gott Anubis Die Schakalhieroglyphe hat die ubertragene Bedeutung Wurde Wert Ob Hund Schakal auch als Symboltier des Gottes Seth dienten ist heftig umstritten Da aber der Schakal schon mit Anubis verbunden war und das Symboltier des Seth wie der Gott selbst stark negative Eigenschaften haben musste gilt dies sowohl fur Hund wie Schakal und Esel als wenig wahrscheinlich eher schon fur das Erdferkel das einige Agyptologen als Symboltier fur Seth vermuten Grosse Haustiere Bearbeiten Schaf aus dem Wildschaf der Gattung Ovis das in Nordafrika nicht vorkommt Ziege aus der Wildziege der Gattung Capra ostlich des Nils war nur der nicht domestizierte Steinbock heimisch und Schwein aus dem Wildschwein Sus scrofa wurden nicht in Nordafrika domestiziert sondern spater eingefuhrt namlich ungefahr zur gleichen Zeit zu Beginn des 5 Jahrtausends v Chr Aus dieser Zeit jedenfalls gibt es die ersten archaologischen Nachweise fur alle drei Tierarten in Merimde Benisalame im Nildelta ein Hinweis darauf dass sie aus Richtung Palastina und oder Mesopotamien importiert wurden wohin es schon damals relativ einfache Verbindungen entlang der Kuste gab wie der Austausch anderer neolithischer Kulturtechniken zeigt der zum Beispiel fur die Fruhphase der neolithischen Merimde Kultur mit der Levante nachgewiesen wurde von wo Steinwerkzeugformen Keramik und vor allem Emmer Flachs und eben auch Schaf Ziege und Schwein eingefuhrt wurden ebenso das Rind dessen Domestizierung allerdings nicht vollstandig geklart ist Von den genannten vier Tierarten sind in ihren Wildformen nur Rind und Schwein in Nordafrika heimisch gewesen etwa das Wildschwein im Niltal und an der nordwestlichen Kuste das Wildrind im Kustenbereich von Nordafrika sie wurden aber erstmals im Bereich des Fruchtbaren Halbmondes domestiziert Zum Problem des Bubalus s unten Da es die Wildform der Ziege im Bereich der Sahara nicht gab fehlt auch die alte neolithische Gestalt des Ziegendamons die sonst als vermutlich fruheste ubernaturliche Wesenheit in Vorderasien uberall nachweisbar ist In den Felsbildern wurde sie offenbar durch Hundekopfige ersetzt und auch in der agyptischen Mythologie kommt sie nicht vor Ob der umstrittene Hundekopf des Seth einer ja wesensahnlichen Gottheit damit in Zusammenhang gebracht werden kann bleibt unklar ebenso ob sich aus dieser Theriokephalie des Schamanismus wie er uns in den fruhen Felsbildern entgegentritt die agyptische Gotterwelt entwickelt hat Auch Pferd und Kamel sind keine eigenstandigen Domestikationen des nordostlichen Afrika Da es fur sie aber nach ihnen benannte Felsbildepochen gibt sind sie hier wegen dieser besonderen kulturellen Relevanz dennoch beschrieben Ob der Esel autochthon in Agypten entstand wo es ja seine Wildform gab ist unklar Das Hausrind wiederum von dem es in Nordafrika ebenfalls die Wildform gab hat hier wegen seiner unklaren Beziehungen zum Bubalus der Felsbilder eine gewisse nicht unproblematische Sonderstellung Rind Vorderasien gilt als Entstehungsort der Rinderzucht Gobekli Tepe Catalhoyuk usw Das Rind erreichte spatestens zu Beginn des 5 Jahrtausends v Chr Agypten denn in Merimde Benislame wurden in diese Zeit datierbare Rinderknochen gefunden und es war spater das wichtigste Haustier des Alten Agypten zuerst als Fleischlieferant spater auch als Last und Zugtier in der Landwirtschaft allerdings kaum als Milchlieferant vermutlicher Grund war die damals wie heute in Nordafrika sehr verbreitete Laktoseintoleranz Seine kultische Bedeutung als Gottersymbol Hathor und Apisstier sowie als Opfertier war gross Seine Abstammung ist jedoch recht komplex paraphyletisch bis polyphyletisch da man hier mit nicht weniger als drei bis vier Gattungen zu rechnen hat ohne die nie domestizierten nur bejagten Bisons die uns vor allem in den europaischen Hohlenmalereien etwa des Magdalenien begegnen Aus diesen Gattungen entwickelten sich die weltweit heute vorkommenden Hausrinderarten Bos zu dem Wildrind und Zebu gehoren Bibos Balirind und Mithan Poephagus Yak und Bubalus der heute als Wasserbuffel nur noch in Sud und Sudostasien vorkommt Fruher im Spatpleistozan gab es den Buffel aber als Wildtier auch in Nordafrika und Vorderasien etwa noch zur Zeit der fruhen Hochkulturen in Mesopotamien wo er in zahlreichen Darstellungen vertreten ist und religiose Bedeutung hat eine uber fast den gesamten Mittelmeerraum verbreitete Erscheinung Ob es allerdings in der Ostsahara ein unabhangiges Zentrum der Rinderdomestizierung gegeben hat ist umstritten ebenso ob es sich bei den dortigen Felsbildern um Darstellungen von Bubalus oder vom Wildrind handelt obwohl die typisch halbmondformig nach hinten und nicht wie beim Rind nach vorne gebogenen Horner die in vielen Kulturen das Rind zu einem Symbol des Mondes und der Fruchtbarkeit werden liessen das in manchen Abbildungen zu beweisen scheinen Viele Forscher nehmen aber doch eher an dass die Weidegebiete der Sahara vor allem im Bereich des an solchen Felsbildern besonders reichen Tibesti eher vom Niltal aus erschlossen wurden was unter den damaligen Umweltbedingungen durchaus moglich gewesen ware Einen solchen Bevolkerungsaustausch zwischen dem damals klimatisch noch keineswegs privilegierten eher ungemutlich sumpfigen Niltalbereich und dem Innern der Sahara Savanne hat es nach archaologischen Befunden auch durchaus gegeben denn eine derart weite Verbreitung kultureller Formen etwa des fast funf Jahrtausende wahrenden Sahara Sudan Neolithikums uber fast das gesamte sudliche Saharagebiet ware unter Wustenbedingungen gar nicht moglich gewesen Dass das Rind bereits relativ fruh domestiziert war zeigt auch die Fellscheckung in agyptischen Darstellungen die beim Wildrind nicht vorkommt und Folge von Einkreuzungen sein muss Grundlage scheint unter anderem das langhornige Bos africanus gewesen zu sein Die gewohnliche Rinderform des Alten Agypten war das schon aus Felsbildern vertraute Langhorn Spater gibt es Hinweise auf Kreuzungen mit wahrscheinlich eingefuhrten Kurzhornformen im Neuen Reich Stammform war aber wohl das uber Eurasien Nordgrenze 60 Breitengrad und Nordafrika verbreitete langhornige Wildrind Ur oder Auerochse Bos primigenius das spater mit kurzhornigen Formen und vor allem in Afrika mit den weit besser tropentauglichen und durch Buckelformen gekennzeichneten Zebus der Unterart Bos namadicus gekreuzt wurde Die Tatsache dass zwar alle Rinderarten untereinander fruchtbar kreuzbar sind nicht jedoch Buffel und Rind wirft allerdings die bis heute ungeloste Frage auf welchen Anteil Bubalus an der Domestizierung des Rindes in Nordafrika wirklich hatte zumal die Felsbilder wegen der unperspektivischen Darstellung auch nicht unbedingt schlussige Hinweise liefern konnen Auch spricht die Tatsache dass etwa der subsaharische Buffel als das gefahrlichste Wildtier Afrikas gilt gegen eine Domestikation Molekulargenetische Untersuchungen fuhren hier gegebenenfalls weiter 7 Insgesamt lasst sich beim Rind eine 3000 bis 4000 Jahre dauernde sudwarts gerichter Ausbreitung vom zentralen Nordafrika aus beobachten die etwa um 5000 v Chr einsetzte und offenbar auch im Zusammenhang mit der parallel ablaufenden Klimaveranderung der nun immer trockenere werdenden Sahara zu verstehen ist welche die Hirten zwang mit ihren Herden sudwarts bzw an die Kuste oder ins Niltal zu ziehen Esel Der bereits in der ersten Halfte des 4 Jahrtausend im vorderen Orient domestizierte Esel von dem es bemerkenswerterweise keine eigentliche Felsbildperiode und kaum oder keine Abbildungen in Felsbildern gibt damals herrschte die Rinderperiode der Felsbilder vor deren Trager halb nomadisierende Rinderhirten waren die wohl keinen Zusatzbedarf an Tragtieren hatten stammt vom heute langst ausgerotteten afrikanischen Wildesel Equus africanus ab einem ausgesprochen Bewohner auch von Wusten und Halbwusten Er ist denn auch durch Abbildungen zuerst in Agypten auf der Stadtepalette aus Abydos Ende 4 Jh v Chr spater auch aus Grabern der 5 Dynastie in Sakkara als vielseitig verwendbares Haustier belegt Ob das als Beweis gewertet werden kann dass er erstmals im alten Agypten aus dem nubischen Wildesel domestiziert wurde wie in der Literatur vielfach berichtet ist jedoch nach neueren westasiatischen Befunden wieder strittig Als Reittier fand er ebenfalls bei den Vornehmen Verwendung allerdings vor allem in einem Zweiergespann als Sanftentrager Als eigentliches und auch konigliches Reittier ist er aber erst etwa ab dem 17 bis 15 Jahrhundert v Chr belegt Pferd Es wurde vermutlich bereits im 5 Jahrtausend v Chr in Zentralasien domestiziert wo auch seine Urform lebte Ab ca 1500 beginnt dann in der Sahara die Pferdeperiode der Felsbilder Zeichen dass das Pferd nun als Haustier Verwendung findet Die fruhen Pharaonen vor allem des Alten Reichs allerdings hat man sich allenfalls auf von Eseln getragenen Sanften vorzustellen denn die ersten Pferde wurden in Agypten erst wahrend der Zeit der Hyksos 1650 1541 die die Agypter vor allem wegen ihrer auf Pferden basierenden Kriegstechnik besiegten und unterwarfen als Zugtiere vor allem fur Streitwagen eingefuhrt doch blieb das Reiten stets von untergeordneter Bedeutung zumal Erfindungen wie Hufeisen Sporn und Steigbugel erst relativ spat kurz vor und nach der Zeitenwende vor allem von den Reitervolkern in Zentralasien Skythen Awaren Hunnen Mongolen und Europa gemacht und noch spater nach Agypten eingefuhrt wurden so dass die damaligen Reiter wohl nur eine Satteldecke und einfache Zugel zur Verfugung hatten wie man sie auch bei Zugtieren benutzte Auch war das Hauspferd wegen seines hohen und standigen Wasserbedarfs ja in der Wuste weitgehend unbrauchbar was ebenfalls auf das geringe Bedurfnis nicht nur der damaligen Agypter hinweist die Wuste zu durchqueren die fur sie vor allem der Ort der Toten war Kamel Kurz vor Christi Geburt beginnt die Kamelperiode der nun qualitativ immer mehr abnehmenden mitunter graffitiahnlichen Felsbilder die auf die nun um die Zeitenwende erfolgte Einfuhrung der Domestikation von Kamelen auch in Agypten hinweist eigentlich einhockrigen Dromedare deren ursprungliche langst ausgestorbene Wildformen man im Suden der Arabischen Halbinsel vermutet wo es moglicherweise in Oman im 3 Jahrtausend v Chr domestiziert wurde wie zuvor schon im Hochland von Iran und in Mesopotamien Doch gehorte es nicht zu den klassischen Haustieren des Alten Agypten da es das feuchte Niltalklima nicht vertragt Erst in der Ptolemaerzeit 305 30 v Chr setzte es sich als Haustier in Agypten und der Sahara endgultig durch auch hier ein Zeichen dafur wie gering der Bedarf der Agypter an Tieren war die die von ihnen ja gefurchtete Wuste unbeschadet durchqueren konnten Und heute dient es vor allem als Fleischlieferant wie man an den zahlreichen Transporten mit Fleischkamelen sieht die talwarts in Richtung Kairo rollen Gelegentlich findet man aber vor allem in der zentralen fur Autos schwer gangbaren Sahara auch noch Kamelkarawanen Domestizierungsversuche Sie sind im alten Agypten in der 12 Dynastie fur die Oryx Antilope und die Dorkasgazelle belegt sind aber anscheinend aus unbekannten Grunden aufgegeben worden vermutlich misslungen obwohl gerade die Oryx wegen ihrer Wustentauglichkeit sie benotigt kaum Wasser da sie es selbst metabolisch produziert sehr geeignet gewesen ware 8 Pflanzendomestikationen Bearbeiten nbsp Dreschen des Weizens nbsp Grabkammer des koniglichen Schreibers Userhet Weinpresse nbsp Tutenchamun wie er aus dem gottlichen Lotos auftaucht nbsp Der Gott Bes auf einem Papyrusstamm sitzend nbsp Isis Tempel in Philae mit verschiedenen Blumenkapitellen Papyrus Lilien und Lotus alles heilige Pflanzen nbsp Kunstlich angelegter Fischteich mit zahlreichen Tilapia Fischen in einem Park mit Dattelpalmen Granatapfelbaumen und Sykmoren in einer Wandmalerei der Grabkapelle des Nebamun in Theben West wohl um 1400 v Chr nbsp Grabkammer des Amenemhet ranghoher Offizier unter der Regierung des Thutmosis III Szene Opfertrager der Granatapfel und Zwiebeln darbringt hinter ihm weiter Opfergaben Gazelle und TraubenProblematik Bearbeiten Ihr Ursprung ist bedeutend schwieriger zu ermitteln als der der Haustiere da es fur sie allenfalls archaobiologische Funde jedoch kaum Abbildungen aus der fur die Domestizierung relevanten Periode gibt wenngleich altagyptische Fresken von meist als Ernteprodukt dargestellten Pflanzen geradezu wimmeln deren artspezifische Zuordnung allerdings haufig recht spekulativ ausfallt Und Berichte sind meist auch nicht sonderlich aussagekraftig sofern vorhanden Zudem ist hier mit kaum noch zu entschlusselnden Parallelentwicklungen und Vermischungen zu rechnen Andererseits gilt aber auch hier was grundsatzlich zur Haustierdomestikation gesagt wurde dass die Art und Weise wie die Neolithiker den kritischen Ernahrungskrisen begegneten die mit den verschiedenen Klimaveranderungen einhergingen aussagekraftig ist fur den Stand ihrer kulturellen Entwicklung Und nicht umsonst sieht die Struktur der domestizierten subsaharischen Pflanzenwelt ganz anders aus als die Nordafrikas und hier insbesondere die Agyptens und des Nordsudan die schon durch die raumliche Nahe zu den Kernbereichen des Neolithikums etwa im Fruchtbaren Halbmond und in Mesopotamien und Kleinasien begunstigt waren und denn auch nicht nur die meisten ihrer Haustiere von dort bezogen sondern auch viele ihre Nutzpflanzen von denen im Grunde nur potentiell die Dattelpalme sicher der Papyrus eventuell der Flachs Lein sowie vermutlich Sorghum und Fingerhirse und vielleicht die Erbse im nordostafrikanischen Grossraum auch domestiziert wurden nicht hingegen die Getreidesorten Das weist aber andererseits darauf hin wie eng der kulturelle Kontakt zwischen Sudan Agypten und dem Vorderen Orient schon ab etwa dem 5 Jahrtausend v Chr in spatneolithischer bis vordynastischer Zeit der Merimde und Fayum A Kultur war Die Diffusion dieser Domestikationen in das Sahara Sudan Neolithikum hinein ist ein weiteres Symptom dieser Entwicklung die z B auch am Vorhandensein von Reibschalen Reibsteinen und fruher Keramik zu erkennen ist die ja vor allem mit der Aufbewahrung Zubereitung und dem Verzehr pflanzlicher Nahrung verbunden waren An Hieroglyphen fur Pflanzen finden sich bei Gardiner Palme Lotus Papyrus Schilf Binse Riedgras Emmer Korn Flachs und Wein Nicht Nahrungspflanzen Bearbeiten Von den nicht der Ernahrung dienenden Pflanzen Baumwolle Lein und Papyrus ist nur die letztere mit Sicherheit eine agyptische Domestikation Die Baumwolle stammt aus Indien wo sie fur ca 3000 v Chr in der Induskultur erstmals nachgewiesen wurde in Mexiko allerdings schon bedeutend fruher Tehuacan 4300 v Chr Nach Mesopotamien kam sie im ersten vorchristlichen Jahrtausend vermutlich aus Indien mit dem damals schon Handelsverbindungen bestanden In Agypten scheint sie obwohl unsichere Quellen eine sehr viel altere Nutzung suggerieren aber erst durch die islamischen Araber eingefuhrt worden zu sein die die Baumwolle auch um 800 n Chr nach Europa brachten Der extensive und fur die Intensivwirtschaft des flachenarmen Niltales eigentlich ungeeignete Baumwollanbau durfte sogar erst eine Folge des Kolonialismus gewesen sein Vor allem die britische Herrschaft in Agypten war hier entscheidend als 92 der agyptischen Exporte aus Baumwolle bestanden heute noch gut die Halfte 9 Lein Flachsfaser ist eine der altesten Faser und Nahrungsmittelpflanzen die Olsamen wurden ausgepresst gegessen und den Toten als Speise mitgegeben Im Iran wurden 7000 bis 9000 Jahre alte Leinsamen und Kapseln der wilden Flachsform und in Syrien hunderte Samen einer kultivierten Flachsform gefunden Als Kulturpflanze ist sie in Agypten seit dem 5 Jahrtausend v Chr bekannt Als Nahrungsmittel war sie zuerst im 4 Jahrtausend v Chr nutzbar gemacht worden spater war sie dann als Rohstoff fur Leinwand in unterschiedlichster Qualitat die beste hiess Konigsleinen von grosser Bedeutung Die Mumien sind alle in Lein gewickelt Die fruhesten Nachweise des Flachsanbaus finden sich ebenfalls fur das 5 Jahrtausend v Chr in Mesopotamien Papyrus war seit dem 3 vorchristlichen Jahrtausend in Agypten im Gebrauch und lange Zeit bis zur Entdeckung der Papierherstellung das wichtigste Schreibmaterial Es wurde auch fur den Bau von Nilbooten genutzt Thor Heyerdahl versuchte 1969 70 daher mit den nach agyptisch phonizischem Vorbild entworfenen Papyrusbooten Ra I und Ra II von Marokko aus Amerika zu erreichen um so die agyptische Besiedelung des Kontinents als zumindest technisch seemannische Moglichkeit zu beweisen Auffallend ist auch die Vorliebe der Agypter fur Blumen aller Art von denen einige wie der Lotos der ihnen als Urwesen und Zeichen des Urgottes Nefertem sowie des Sonnenlaufs galt sehr heilig waren Sie ubergossen ihre Toten geradezu mit Blumen wie man von der Mumie Tutenchamuns weiss Auch in Fresken Architektur und bei Gebrauchsgegenstanden wie Fachern oder Mobeln sind Blumenmotive haufig die so einen besonders starken Kontrast bilden zu der die Agypter sonst uberall umgebenden Wuste Alle drei Nutzpflanzen sind jedoch keine Pflanzen der Wuste oder Savanne und daher hier nur von geringer Bedeutung zumal ihre Nutzung kulturell schon relativ hoch entwickelte Bedurfnisse Schrift bequeme bis luxuriose auch standisch differenzierbare Bekleidung und technische Anforderungen kammen spinnen weben schneidern etc zur Voraussetzung hat vor allem wenn man berucksichtigt dass auch die Verwendung von Schafwolle zur Stoffherstellung in Agypten noch bis ins 2 Jahrtausend v Chr unbekannt war obwohl man Schafe schon seit Beginn des 5 Jahrtausends hielt Nahrungspflanzen Bearbeiten Zu der pflanzlichen Speisepalette der Agypter schreibt der nach J H Breasted beste Kenner der agyptischen Geschichte Zu den besten Zeiten seiner Geschichte waren Agyptens Hilfsquellen unvergleichlich gross Mit Ausnahme der ganz schlimmen Jahre hatte es Getreide im Uberfluss Dessen wichtigste Arten waren Gerste Spelz eine grobkornige Weizensorte Dinkel An Gemusen gab es vor allem Linsen Bohnen Gurken Lauch und Zwiebeln an Obst Datteln Maulbeerfeigen und gewohnliche Feigen Persea Avocadobirne und vor allem das Himmelsgeschenk der Weintraube Sir Alan Gardiner Geschichte des Alten Agypten S 39 Keine der eigentlichen Getreidearten weder Emmer Einkorn Gerste dies waren die ersten domestizierten Getreidearten uberhaupt Weizen Dinkel oder Reis von dem es eine afrikanische Variante gibt stammt aus Nordafrika Weizen und Gerste die ein mediterranes Klima verlangen wurden zuerst in Vorderasien angebaut von wo aus sie relativ bald nach Nordafrika gelangten wo sie vor allem mit Hilfe von Bewasserungsanlagen am Nil und spater in Athiopien angebaut wurden sonst aber nirgends in Afrika Die sudliche Anbaugrenze fur Nordostafrika lag in etwa bei Khartum Weitere domestizierte Graser Neben dem Sorghum und der Fingerhirse Eleusine coracana sowie Perlhirse Pennisetum glaucum als wichtigsten Pflanzen wurden in Afrika sechs weitere Graser domestiziert Hauptanbauzone des Sorghum war die Sahelzone also der Bereich zwischen Tschad See und Nil Die ersten beiden Pflanzen sind relativ resistent gegen Trockenheit und konnten ihren Ursprung also durchaus im Bereich der heutigen Libyschen Wuste gehabt haben als diese noch etwas feuchter war Ihre Bedeutung resultiert vermutlich gerade aus der Tatsache der Aridisierung die sie am langsten tolerierten Der fruheste Nachweis fur beide ersten Pflanzen stammt von Abdrucken an Topfen aus Kadero Sudan 10 Insgesamt wurden offenbar aber noch weitere Wustengraser genutzt dazu Graser die nur sudlich des Sahel verbreitet waren etwa der Afrikanische Reis die hier aber nicht relevant sind Wurzelpflanzen Keine dieser Pflanzen auch nicht die bei den Gemusen besprochene Zwiebel ist autochthon fur Nordafrika Das gilt auch fur den Yams als wichtigste der vermutlich nicht aus Asien eingefuhrt wurde sondern auch im sudlichen Afrika domestiziert worden ist und heute vor allem im Westen Afrikas angebaut ist wo er der wichtigste Starkelieferant uberhaupt ist Obwohl es ihn in Afrika vermutlich schon vier bis funftausend Jahre lang gibt ist er fur den Norden des Kontinents nicht nachweisbar was allerdings auch daran liegt dass er als Knollengewachs keine archaologisch verwertbaren Spuren hinterlasst Doch ist er im Alten Agypten auch nicht durch Aufzeichnungen bezeugt Wahrend der Feuchtphasen der Sahara konnte es Yams aber dort durchaus gegeben haben zumal er sicherlich schon wahrend der Jager Sammler Zeit als nahrhafte und gekocht susslich schmeckend Knolle roh ist sie giftig sehr begehrt gewesen sein durfte Baumfruchte Die Feige Ficus carica wurde in Kleinasien Mesopotamien und Palastina schon sehr fruh domestiziert ist dort schon seit uber 11 000 Jahren als Nutzpflanze bekannt 11 400 B P Jericho und war im gesamten Mittelmeerraum verbreitet Schon im Mittleren Reich war sie bekannt und begehrt Die Dattelpalme ist in Nordafrika als Nutzpflanze nachgewiesen und ein Gewachs der Oasen wo sie oft auch wild vorkommt Ihre Abstammung ist aber nicht sicher geklart Die Olpalme wurde fur 4000 v Chr bei Khartum nachgewiesen Der in Agypten beliebte Granatapfelbaum stammt wohl aus dem West Himalaya und dem sudlichen Mittelasien und wurde bereits um 3000 v Chr im ostlichen Mittelmeergebiet kultiviert zahlt somit zu den altesten Kulturpflanzen Von den bei Gardiner erwahnten Baumfruchten ist die Maulbeerfeige als Frucht des klassischen Wustenbaumes Sykomore schon im Alten Reich um 2600 v Chr belegt Da die Fruchte allerdings nicht besonders schmecken und vor allem als Arznei verabreicht wurden konnte Gardiner aber auch die Echte Feige gemeint haben die ja auch zu den Maulbeergewachsen gehort Mit Persea kann allerdings nicht die aus Amerika stammende Avocadobirne gemeint sein eventuell jedoch der aus Kleinasien stammende und uber den ganzen Mittelmeerraum verbreitete Lorbeerbaum der ja wie Persea zu den Lorbeergewachsen gehort die im Englischen gelegentlich etwa im Grossen Webster auch als Persea zusammengefasst werden An Gemusen und Hulsenfruchten seien hier vor allem die Saubohne genannt deren Heimat Vorderasien ist Die meisten heute angepflanzten Bohnenarten stammen aber aus Amerika Die Augenbohne bzw Kuhbohne ist aber in Afrika beheimatet wo sie bis heute angebaut wird Der Anbau in Westafrika reicht 5000 bis 6000 Jahre zuruck und war eng mit dem Anbau von Sorghum und Perlhirse verbunden Die in Nordostafrika heimische Straucherbse wurde in agyptischen Grabern aus dem 3 Jahrtausend gefunden und konnte eine lokale Domestikation sein Die Linse gehort ebenfalls zu den ganz alten Kulturpflanzen und wurde im Orient kultiviert Aber auch hier gilt dass es sich um keine Pflanzen Nordafrikas gehandelt hat Von den bei Gardiner erwahnten Gemusepflanzen Gurke Lauch und Zwiebel ist die Gurke allerdings erst um 600 v Chr aus Indien kommend fur Mesopotamien nachweisbar und fur 200 v Chr im Mittelmeergebiet so dass es sich hier wohl um eine Verwechselung handeln durfte vermutlich entweder mit der Wassermelone von der die ersten domestizierten Formen aus der Zeit um 2000 v Chr aus dem Alten Agypten und aus Westasien stammen oder mit der Zuckermelone deren Domestizierung sogar auf die Zeit um 3000 v Chr geschatzt wird und die seit etwa 2000 v Chr im Alten Agypten kultiviert worden ist ebenso in Mesopotamien Ost Iran und China in Indien etwa um 1000 v Chr Vor allem letztere ist sofern ohne Susse der Gurke in Aussehen und Geschmack sehr ahnlich Der uberall im Mittelmeergebiet wild wachsende Lauch Allium porrum bzw Knoblauch Allium sativum eine vor allem aus Zentralasien stammende Pflanzen ist schon fur die Zeit um 2100 v Chr fur die Sumerer bezeugt und wenig spater auch fur das Alte Agypten etwa als Speise der Pyramidenarbeiter Die Kuchenzwiebel Allium cepa schliesslich eine Lauchverwandte gehort ebenfalls zu den altesten Kulturpflanzen weltweit Ihre Urform stammt aus dem Gebiet von Afghanistan Das Alte Agypten kannte sie schon vor uber 5000 Jahren und sah sie wegen ihrer runden Form als Symbol des Universums an Wie in allen derartigen Fallen ist es heute aber unmoglich zu sagen wer sie als erste domestizierte und wo das geschah vermutlich hat man wie in anderen Fallen auch mit mehreren Ursprungen zu rechnen zumal Zwiebeln aller Art vor allem solche der Gattung Allium als leicht zu findendes und wohlschmeckendes dazu heilwirksames es enthalt das antibakterielle und blutdrucksenkende Allicin Knollengewachs sicher schon auf dem Speiseplan der Palaolithiker gestanden haben Wein Die Domestizierung des Weins fand in Vorderasien statt Mit Sicherheit haben bereits die Sumerer im 4 Jahrtausend Weinbau betrieben Aber auch in Agypten war etwa um diese Zeit der Weinbau bereits bekannt Die eine Urform der Weinrebe kommt auch bis Palastina und Nordwestafrika vor Vitis vinifera ssp sylvestris die andere Vitis vinifera ssp caucasica entstammt dem Bereich Ukraine Kaukasus vermutlich der Ort wo der Wein zuerst erfunden wurde wie schon die Geschichte um Noach nahelegt und ist uber den Iran bis nach Kaschmir verbreitet Aber auch hier gilt dass Wein zwar vor allem fur die Region der Ostsahara ein bedeutsames kulturelles und uraltes Phanomen war aber nicht von dort stammt Literatur und Belege BearbeitenBarbara E Barich Holocene Communities of Western and Central Sahara In Klees Kuper Hrsg New Light on the Northeast African Past S 185 206 Norbert Benecke Der Mensch und seine Haustiere Die Geschichte einer jahrtausendealten Beziehung Konrad Theiss Stuttgart 1994 ISBN 3 8062 1105 1 John Desmond Clark The Cambridge History of Africa Vol 1 Cambridge University Press Cambridge 1989 ISBN 0 521 22215 X Angela E Close Holocene Occupation of the Eastern Sahara In Klees Kuper Hrsg New Light on the Northeast African Past 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gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www oddfellows ch PDF 39 kB Vortrag 1 April 2009 bei den OF Langenthal Siehe Reisefuhrer wikivoyage org Nach Auskunft des Agyptologischen Instituts der Universitat Tubingen fehlt diese Hieroglyphe bis heute Wadi Mathendous in der englischsprachigen Wikipedia Neue Erkenntnisse zur Domestikation und Genetik des Rindes Memento des Originals vom 10 Oktober 2007 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www yakzucht ch PDF 170kB yakzucht ch 23 Juli 2003 Reichholf S 221 224 Agyptische Baumwolle auf it fits Archaologie von Kadero L Krzyzaniak New Light on the Early Food Production in the Central Sudan In Journal of African History XIX 1978 S 159 172 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Domestizierung in Nordafrika amp oldid 239091821