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Die Wirtschaftliche Aufbau Vereinigung Kurzbezeichnung WAV war eine von Alfred Loritz gegrundete deutsche Partei Sie existierte von 1945 bis 1953 und gelangte sowohl in den Bayerischen Landtag als auch in den Bundestag Die populistische Partei des Mittelstandes die dank der Unterstutzung von Fluchtlingsverbanden in den Bundestag gewahlt wurde loste sich nach personellen Streitigkeiten auf Zum Teil bemuhte sie sich um die Zusammenarbeit mit Rechtsextremisten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Bis zur ersten Bundestagswahl 1949 1 2 Flugelkampfe und Auflosung 1 3 Comeback Versuch 1955 2 Programm 3 Wahlergebnisse in Bayern 4 Vorsitzende 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBis zur ersten Bundestagswahl 1949 Bearbeiten Unter der Fuhrung des Rechtsanwaltes Alfred Loritz wurde die WAV im Jahr 1945 in Munchen gegrundet und am 8 Dezember 1945 durch die US Militarregierung zur politischen Betatigung in Stadt und Landkreis Munchen ermachtigt Am 25 Marz 1946 wurde die WAV als vierte Landespartei neben der CSU SPD und KPD lizenziert und durfte somit zur Landtagswahl antreten 1 Loritz war aus personlichen Grunden im Widerstand gegen das NS Regime engagiert gewesen und 1939 vor der Einberufung in die Schweiz geflohen Der Partei kam zugute dass die US Militarregierung nur wenigen Parteigrundungen die Erlaubnis Lizenz erteilte Vor der WAV gab es nur CSU SPD und KPD die FDP wurde zwei Monate nach der WAV gegrundet Fur nur lokal organisierte Gruppierungen war sie daher ein interessanter Partner auf der Landesebene 2 Zwar gelangte die Partei nach dem Wahlerfolg von 5 1 Prozent am 30 Juni 1946 mit acht Mandaten in die bayerische Verfassunggebende Landesversammlung 15 Juli bis 30 November 1946 doch bald schon verliessen mehrere Abgeordnete und Mitglieder die Partei in Richtung CSU oder FDP Der diktatorische Stil des Partei und Fraktionsvorsitzenden habe zu dieser Spaltung gefuhrt so der Parteienforscher Hans Woller 3 In der ersten parlamentarisch gebildeten Regierung Bayerns nach dem Krieg Kabinett Ehard I koalierte die WAV mit CSU und SPD obwohl die CSU uber eine absolute Mehrheit verfugte Loritz wurde Sonderminister fur politische Befreiung verantwortlich fur die Entnazifizierung Am 24 Juni 1947 wurde er entlassen nachdem er des Meineids bezichtigt und mit Schwarzmarktgeschaften in Verbindung gebracht worden war Damit schied auch die WAV aus der Koalition aus Im gleichen Monat setzte eine nationalistische Gruppe unter Karl Meissner Loritz ab der sich der Abwahl jedoch widersetzte Es gelang Loritz Anhangern die Oberhand zuruckzugewinnen Am 26 Oktober wurden Julius Hollerer Alfred Noske und Loritz in den gemeinschaftlichen Landesvorsitz gewahlt letzterer in knapper Stichwahl gegen Meissner Als dieser nun eine neue Partei vorbereitete wurde er aus der WAV ausgeschlossen Im November grundete er den Deutschen Block 4 Aus den anschliessenden Wirren in denen man sich auch mit Ausschlussverfahren bekampfte ging im Juli 1949 schliesslich Loritz als Sieger hervor Die Zeit war knapp geworden da am 14 August die erste Bundestagswahl stattfand Loritz war zwischenzeitlich polizeilich gesucht worden behauptete wegen seiner bevorstehenden Ermordung habe er aus der Untersuchungshaft fliehen mussen und warf der bayerischen Landesregierung vor sie habe den Beginn der Hauptverhandlung absichtlich in die heisse Phase des Wahlkampfs gelegt Die Militarregierung wies eine Verschiebung an was zu einem Konflikt zwischen Besatzungsmacht und Landesregierung fuhrte 5 Woller vermutet die CSU habe seit Fruhjahr 1948 als sie bei den Kommunalwahlen viele Stimmen verloren hatte in der WAV einen Konkurrenten gesehen obwohl diese selbst nur 1 7 Prozent erhalten hatte Vor allem aber habe die CSU zu Recht befurchtet dass die WAV sich mit den Fluchtlingsgruppen verbundete Diesen war eine Parteigrundung von der Militarregierung verboten worden Im Gegensatz zu SPD und FDP war die am Boden liegende WAV bereit den Forderungen des Neuburgerbundes nachzukommen Er erreichte eine paritatisch besetzte Landesliste und seine Anhanger mussten nicht in der WAV Mitglied werden 6 Flugelkampfe und Auflosung Bearbeiten Das Wahlgesetz fur den ersten Bundestag enthielt eine Funf Prozent Hurde sie galt aber getrennt fur jedes Bundesland Dadurch sollten Parteien mit regionalem Schwerpunkt und somit der foderale Gedanke des Grundgesetzes gestarkt werden Mit 14 4 Prozent der Stimmen in Bayern erhielt die WAV Liste zwolf Mandate 6 Damit erreichte die WAV bereits den Hohepunkt ihres Erfolges Am 17 Marz 1950 wurde die Lizenzierungspflicht aufgehoben sodass die Heimatvertriebenen eine eigene Partei grunden konnten Auch die entsprechenden Abgeordneten der WAV wechselten zur neuen Gruppierung Gesamtdeutscher Block BHE In Bayern reichten 2 8 Prozent in der Landtagswahl am 26 November 1950 nicht fur den Wiedereinzug in den Landtag 7 Die sieben verbliebenen WAV Abgeordneten im Bundestag versuchten daraufhin sich anderen burgerlichen Parteien anzuschliessen SPD und KPD wurden nicht in Betracht gezogen Dabei versuchten sie die Zusicherung eines Wahlkreises oder sicheren Listenplatzes fur die kommende Wahl zu erreichen Im Juni 1951 wurde Loritz aus der WAV Fraktion ausgeschlossen weil er eine Fusion mit der rechtsextremistischen Sozialistischen Reichspartei SRP angekundigt hatte Trotzdem liess sich Loritz auf einer Landesversammlung im September als Landesvorsitzender bestatigen und erwirkte seinerseits den Parteiausschluss von vier Bundestagsabgeordneten Infolgedessen spalteten sich im Dezember 1951 schwabische WAV Gruppen ab und grundeten einen bayerischen Landesverband der Deutschen Partei DP 7 Die vier Bundestagsmitglieder schlossen sich der DP Fraktion an die WAV Fraktion loste sich am 6 Dezember 1951 auf Am 25 Marz 1953 grundeten die Abgeordneten Gunter Goetzendorff Wolfgang Hedler Erich Langer Alfred Loritz und Otto Reindl fur den Rest der Legislaturperiode erneut eine WAV Gruppe Bereits 1950 hatten sich zwei Abgeordnete der SRP der WAV Gruppe im Bundestag angeschlossen Nach dem SRP Verbot im Oktober 1952 dachte man in der SRP daran unter anderem die WAV als Sammelbecken zu nutzen Loritz war zwar nicht volkisch eingestellt teilte mit der SRP aber Antiparlamentarismus und die Ablehnung der Aussenpolitik Konrad Adenauers Preisgabe der SBZ und der Ostgebiete Die Zusammenarbeit von WAV und SRP in Niedersachsen mundete in die Deutsche Aufbau Vereinigung DAV Am 11 August 1953 wurde diese Bezeichnung noch von der Gesamtpartei ubernommen doch die Sammlung scheiterte An der Bundestagswahl 1953 nahm die DAV nicht mehr teil 8 Comeback Versuch 1955 Bearbeiten Loritz bemuhte sich um ein politisches Comeback fur das er eine Teilnahme an der Burgerschaftswahl in Bremen am 9 Oktober 1955 anstrebte Bei der Unterschriftensammlung fur die WAV kam es zu Unregelmassigkeiten Die anschliessenden gerichtlichen Auseinandersetzungen dauerten bis zu Loritz Tod 1979 8 Programm BearbeitenLoritz war 1932 aus der Wirtschaftspartei ausgeschlossen worden da er sich so Woller wie ein Querulant benommen habe Er habe sich stets als Opfer dargestellt und seine Antihaltung gegen machtige Gegner gerichtet Nach Kriegsende wollte er eine Partei grunden die die bestehenden Besitz und Machtverhaltnisse verteidigen sollte 2 Das WAV Grundungsprogramm vom Dezember 1945 richtete sich an den Mittelstand Woller beurteilt es als konzeptionslos und populistisch Trotz des Schutzes des Privateigentums sollten ehemalige Nationalsozialisten und Inhaber grosser Vermogen enteignet werden Der Mittelstand sollte gegen die Grossindustrie geschutzt werden die Arbeiterschaft von Mindestlohnen profitieren Die parlamentarische Demokratie wollte Loritz durch direkte Volksabstimmungen uber jedes Gesetz uberflussig machen Der Volkswille sollte direkt zum Ausdruck kommen Minister sollten nur von Fachleuten gestellt werden 9 In der Aussenpolitik begrusste die WAV die Westorientierung Deutschlands setzte aber auf einen Neutralitatskurs um die Deutsche Einheit nicht vorschnell preiszugeben 10 Der Primat der Propaganda und die widerspruchliche Politik so Woller verdeckten allerdings nicht dass in der WAV ein wenn auch schmaler ideologischer Konsens bestand der sich aus sozialen Existenzangsten und standischen Romantizismen konstituierte Die WAV habe sich eine vorindustrielle Gesellschaftsordnung zuruckgewunscht 3 Wahlergebnisse in Bayern BearbeitenWahlergebnisse Bayern 15 10 5 0 VLV 46LT 46BT 49LT 50 Die WAV erzielte bei der Wahl zur Landesversammlung in Bayern 1946 5 1 Prozent 8 Mandate in der darauf folgenden Landtagswahl in Bayern 1946 7 4 Prozent 13 Mandate Durch ihre Prasenz im Bayerischen Landtag konnte sie einen Vertreter in den Wirtschaftsrat der Bizone entsenden Juni 1947 bis Februar 1948 nach einer Neuorganisation zwei Vertreter 1948 49 Bei der Landtagswahl in Bayern 1950 misslang mit 2 8 Prozent der Wiedereinzug Bei der Bundestagswahl 1949 erreichte die WAV bundesweit 2 9 Prozent der Stimmen in Bayern konnte sie die je Bundesland getrennt geltende Funf Prozent Hurde mit 14 4 Prozent uberwinden Hier fielen ihr 12 Bundestagsmandate zu Die Partei war 1946 noch uberwiegend von Alteingesessenen gewahlt worden 1949 aber war sie vor allem in Gebieten mit vielen Fluchtlingen erfolgreich 11 Vorsitzende BearbeitenAlfred Loritz war das erste und letzte Mitglied der WAV enfant terrible Munchner Stadtgesprach im ersten Nachkriegsjahrzehnt Gegenstand der Sensationspresse Durch den Schwarzmarkt reich geworden und mit einem grossen Rednertalent ausgestattet war der autoritare Loritz dennoch ungeeignet eine stabile und dauerhafte Organisation aufzubauen 12 Alfred Loritz 1946 1947 Funfkopfiges Direktorium von der US Militarregierung nicht anerkannt Karl Meissner Josef Klessinger Friedrich Lugmair Alfred Noske Paul Roschinger Juni 1947 bis Oktober 1947 Julius Hollerer Erich Kuhne Alfred Loritz vertreten durch Gottfried Zimmermann 1947 1948 Alfred Loritz 1948 1953Literatur BearbeitenHans Woller Die Loritz Partei Geschichte Struktur und Politik der Wirtschaftlichen Aufbau Vereinigung WAV 1945 1955 Stuttgart Deutsche Verlags Anstalt 1982 ISBN 3 421 06084 3 Hans Woller Die Wirtschaftliche Aufbau Vereinigung In Richard Stoss Hrsg Parteien Handbuch Die Parteien in der Bundesrepublik Deutschland 1945 1990 Westdeutscher Verlag Opladen 1984 ISBN 3 531 11592 8 Bd 2 S 2458 2481 vgl die Sonderausgabe Richard Stoss Hrsg Parteien Handbuch Die Parteien in der Bundesrepublik Deutschland 1945 1990 Westdeutscher Verlag Opladen 1986 ISBN 3 531 11838 2 Bd 4 NDP WAV Soren Winge Die Wirtschaftliche Aufbau Vereinigung WAV 1945 53 Entwicklung und Politik einer undoktrinaren politischen Partei in der Bundesrepublik in der ersten Nachkriegszeit Almqvist amp Wiksell Stockholm 1976 ISBN 91 554 0368 9 zugleich Diss Universitat Uppsala Weblinks BearbeitenDaniel Schonwald Wirtschaftliche Aufbau Vereinigung WAV In Historisches Lexikon BayernsEinzelnachweise Bearbeiten Historisches Lexikon Bayerns Onlineversion abgerufen am 22 Februar 2016 21 Uhr online abrufbar a b Hans Woller Die Wirtschaftliche Aufbau Vereinigung In Richard Stoss Hrsg Parteien Handbuch Die Parteien in der Bundesrepublik Deutschland 1945 1990 Westdeutscher Verlag Opladen 1984 Bd 2 S 2458 a b Hans Woller Die Wirtschaftliche Aufbau Vereinigung S 2463 Hans Woller Die Wirtschaftliche Aufbau Vereinigung S 2463 2465 Hans Woller Die Wirtschaftliche Aufbau Vereinigung S 2466 2467 a b Hans Woller Die Wirtschaftliche Aufbau Vereinigung S 2468 a b Hans Woller Die Wirtschaftliche Aufbau Vereinigung S 2469 a b Hans Woller Die Wirtschaftliche Aufbau Vereinigung S 2470 Die armen Nazis In spiegel de 4 Januar 1947 abgerufen am 28 April 2019 Vgl Hans Woller Die Wirtschaftliche Aufbau Vereinigung S 2460 2462 Hans Woller Die Wirtschaftliche Aufbau Vereinigung S 2471 2473 Michael Schlieben Missgluckte politische Fuhrung Die gescheiterten Nachkriegsparteien In Daniela Forkmann Michael Schlieben Hrsg Die Parteivorsitzenden in der Bundesrepublik Deutschland 1949 2005 VS Wiesbaden 2005 ISBN 3 531 14516 9 S 303 348 hier S 321 Zitat und S 324f V DParteien in der Bundesrepublik Deutschland in ParlamentenIm Deutschen Bundestag durch Wahl Sozialdemokratische Partei Deutschlands SPD Christlich Demokratische Union Deutschlands CDU Bundnis 90 Die Grunen Grune Freie Demokratische Partei FDP Alternative fur Deutschland AfD Christlich Soziale Union in Bayern CSU Die Linke Sudschleswigscher Wahlerverband SSW Weitere im Europaischen Parlament durch Wahl Freie Wahler Familie ODP Die PARTEI Piraten Voltdurch Ubertritte Bundnis DeutschlandWeitere in Landesparlamenten durch Wahl BVB Freie Wahlerdurch Ubertritte Burger fur Thuringen BfTh Ehemals vertreten durch Wahl AFB BDV BGL BIW BP Bundnis 90 CVP DDU DemP DG DJ DKP DKP DRP DP DPS DRP DSP DSU DVP DVU FDV GB BHE GDP KPD KPS NPD NF NU REP RSF Schill SHB SPS SRP STATT SVP Tierschutzpartei VBH HB VL WAV WdF Zentrumdurch Ubertritte ADPM Blaue BMV Bundnis C Direkte DL DS DFU FAKT FBU FDVP Foderale FP Deutschlands FVP GVP Graue GAZ LKR mut NRP NLA Regenbogen SVP VRParteien im Bayerischen Landtag Derzeit im Landtag vertreten CSU Grune Bayern FW Bayern AfD Bayern SPD Bayern FDP BayernHistorisch im Landtag vertreten Wirtschaftliche Aufbau Vereinigung 1949 1950 KPD Bayern 1946 1950 BHE DG Bayern 1950 1962 Bayernpartei 1950 1966 NPD Bayern 1966 1970 Normdaten Korperschaft GND 4501763 3 lobid OGND AKS LCCN n82125697 VIAF 137110264 Anmerkung Weiterer Datensatz unter GND 1041462107 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wirtschaftliche Aufbau Vereinigung Partei amp oldid 239075608