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Die Deutsche Gemeinschaft Kurzbezeichnung DG war von 1949 bis 1965 eine rechtsextreme national neutralistische 1 politische Partei in der Bundesrepublik Deutschland Inhaltsverzeichnis 1 Programmatik 2 Geschichte 2 1 Vorgeschichte 2 2 Politische Entwicklung 3 Wahlen 3 1 Bundestagswahlen 3 2 Landtagswahlen 4 Quelle Literatur 5 EinzelnachweiseProgrammatik BearbeitenDie Partei trat laut ihrer Satzung fur eine freie und starke Demokratie eigener Pragung ein Sie bediente sich jedoch starker nationalistischer Ressentiments und sprach der Bundesrepublik mit Verweis auf deren provisorischen Charakter den Staatscharakter ab zunachst zielte die Partei auf die Wiederherstellung des Deutschen Reiches unter Einschluss der deutschen Ostgebiete ab wobei sie dafur insbesondere der Sowjetunion strikte Neutralitat bei gleichzeitigem Verzicht auf jede Remilitarisierung anbot 2 Der Begriff der Nation Europa wurde abgelehnt Die DG bezeichnete sich als die deutsche Freiheitsbewegung und erklarte sich verbunden mit den um ihre Freiheit kampfenden Volkern in der Welt Die DG sah sich auch als Trager eines deutschen Sozialismus Parteiorgan war die Deutsche Gemeinschaft mit einer Auflage von ca 7500 Exemplaren Geschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Am 22 23 Januar 1949 wurde in Braunschweig die Deutsche Union DU gegrundet Die DU die ohne Partei zu sein uber alle Grenzen von Parteien und Weltanschauungen hinweg undoktrinar vermitteln wollte 3 sah sich als uberparteiliche Sammlungsbewegung aller aktiven aufbauwilligen Demokraten zur Vorbereitung einer demokratischen Revolution und als Aktionsgemeinschaft der Frontgeneration 4 Das Programm der DU wurde von August Haussleiter und Gerhard Kruger gemeinsam verfasst 5 Zusammen mit Ferdinand Fried vom Tatkreis gab Haussleiter die DU Wochenzeitschrift Die deutsche Wirklichkeit DW heraus 6 Die Bandbreite der DU Mitglieder reichte vom Vetter des Hitler Attentaters Hans Christoph von Stauffenberg neben Haussleiter und Rudolf Hess Vetter Otto Hess einer der drei DU Vorsitzenden uber Sozialdemokraten bis hin zu Generalmajor Remer der den Umsturzversuch 1944 beendet hatte Vom britischen Geheimdienst wurde die DU als rechtsgerichtete nationalistische Organisation eingestuft der viele Journalisten angehorten und die vor allem ein Sammlungsbecken ehemaliger HJ Mitglieder war 7 Die Gruppe um Haussleiter unterschied sich nicht nur in der Programmatik von den nationalkonservativen und neofaschistischen Gruppen innerhalb der DU laut Stoss kundigte er ihnen regelrecht den Kampf an Mit Haussleiter war eine einsetzende Aufrustungspropaganda der DU sowie ein gegen den Weltbolschewismus gerichtetes Europa Konzept unvereinbar 8 Aus einer zunachst als Plattform fur eine soziale Reformbewegung gedachten Grundung am 18 September 1949 in Frankfurt bei der neben Vertretern von Vertriebenen und Geschadigtengruppen fur die Deutsche Union Haussleiter und von Stauffenberg anwesend waren 9 entstand dann schliesslich auf Initiative Haussleiters die Partei Deutsche Gemeinschaft DG deren Politik er als Wortfuhrer massgeblich bestimmte 10 Politische Entwicklung Bearbeiten Gegrundet wurde die DG am 4 Dezember 1949 als Partei eingetragen am 17 Dezember 1949 10 Sitz der Partei war Munchen Zu den Grundern gehorten Walter Becher Renate Malluche August Haussleiter und Paul Wilhelm Bei der Landtagswahl in Wurttemberg Baden 1950 erzielte ein Wahlbundnis von DG und dem Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten BHE 14 7 Prozent der Stimmen und 16 Mandate 11 Zur Landtagswahl in Bayern 1950 trat die DG ebenfalls in einem Wahlbundnis mit dem BHE an und erreichte 12 3 Von den so erzielten 26 Mandaten besetzte die DG 6 Bis 1954 war die DG im Bayerischen Landtag mit Abgeordneten vertreten Hochburgen bestanden in Franken In Rothenburg ob der Tauber erzielte die DG bei den Kommunalwahlen 1952 13 0 Bei den Wahlen 1960 konnte sich die DG dort sogar auf 19 6 steigern 12 Der Grund dafur war dass sich der dortige DG Stadtrat durch sachbezogene und Burger orientierte Kommunalpolitik bei der Bevolkerung sehr beliebt gemacht hatte sein Bekanntheitsgrad scheint durch die von ihm veranstalteten Stadtteilversammlungen auf denen er sich jeglicher Demagogie enthalten und Basisarbeit mit allgemeinpolitischen Anliegen verknupft haben soll recht hoch gewesen zu sein 12 Dadurch so Stoss wurden zu dieser Zeit erstmals Anzeichen fur die Umsetzung des Demokratie Konzepts der Partei in der Praxis sichtbar 12 In Amberg wurde Josef Filbig der bereits von 1933 bis 1945 fur die NSDAP Oberburgermeister der Stadt gewesen war 1952 als DG Kandidat mit 64 der Stimmen erneut in dieses Amt gewahlt und hatte es bis 1958 inne Im Herbst 1951 wurde im Vierteljahresbericht uber Deutschland des amerikanischen Hochkommissars berichtet dass die DG starke Ahnlichkeit mit der neonazistischen Sozialistischen Reichspartei SRP aufweise 13 In Anbetracht des absehbaren Verbotes der SRP initiierte Haussleiter am 4 Oktober 1952 ein Treffen mit Karl Heinz Priester als Vorsitzendem der Deutschen Sozialen Bewegung DSB und SRP Vertreter sowie mit Werner Boll von der Deutschen Reichspartei DRP um ein SRP Auffangbecken ins Leben zu rufen 14 Auf dem Augsburger DG Parteitag am 15 16 November 1952 passte Haussleiter die Propaganda der DG dem zu gewinnenden neofaschistischen Wahlerpotential an 15 Um an den Kommunalwahlen in NRW teilnehmen zu konnen favorisierte die SRP Fuhrung um Fritz Dorls die Idee dort als DG anzutreten Dorls Rechtsanwalt Rudolf Aschenauer der im August 1952 als Nachfolger des SRP Vorsitzenden Dorls in einer SRP Nachfolgeorganisation gehandelt wurde 16 trat als Mitglied in die DG ein Haussleiter stimmte diesem Manover ebenso zu wie der Absicht in Niedersachsen die nunmehr ehemaligen Mitglieder der SRP in einem dort zu grundenden Landesverband der DG zu sammeln 17 Aschenauer Mitglied des Naumann Kreises offenbarte die Plane der SRP Fuhrung als er sich zusammen mit Haussleiter Anfang Oktober 1952 der Presse stellte und beide die bisherigen SRP Mitglieder aufforderten nunmehr die DG zu wahlen Im Rahmen des Verbots der neonazistischen SRP durch das Bundesverfassungsgericht 1952 wurden die danach von ehemaligen Mitgliedern der SRP dominierten DG Bezirksverbande in Darmstadt Kassel Wiesbaden in Hessen die Wahllisten der DG in Nordrhein Westfalen und zwei Kreisverbande in Rheinland Pfalz sowie der Landesverband Niedersachsen als SRP Nachfolgeorganisationen verboten 18 1956 erfolgte noch das Verbot des Landesverbandes Berlin West Daraus zog die Partei die Konsequenz nicht mehr mit anderen nationalen Parteien zusammenzuarbeiten 19 Haussleiter verlieh einerseits der Deutschen Gemeinschaft durch ein spezifisches Auftreten mit eigener Fahne Geusenflagge Rot weiss geteiltes Eichenblatt auf schwarzem Grund 20 und eigenem Parteilied Nur der Freiheit gehort unser Leben von Hans Baumann zusammen mit seinen sich stets in Lautstarke und Gestik steigernden Reden eine besondere Identitat die auf Parteitagen oder anderen offentlichen Auftritten in Zusammenhang mit Marschmusik und dem obligatorischen Deutschlandlied am Ende der Veranstaltung an nationale Parteien der zwanziger Jahre erinnerte andererseits versuchte er der Partei eine moderne nationale Ausrichtung neuer Nationalismus zu geben Ausgehend von einer rechtsextremistischen Sicht einer wirtschaftlichen politischen und kulturellen Amerikanisierung Westdeutschlands gab sich die DG schon 1954 ein dezidiert neutralistisches und antiimperialistisches Programm 21 welches u a forderte Verurteilung jeder Form von nationaler Fremdherrschaft wie Unterdruckung von nationalen Minderheiten Rassendiskriminierung Kolonialismus Imperialismus und Besatzungsregime oder Revision der Grenzziehung von 1945 auf friedlichem Wege bei definitivem Verzicht auf jede Landnahme uber den naturgegebenen historischen und geographischen Siedlungsraum unseres Volkes hinaus 22 Seit 1961 entfernte sich der neue Nationalismus der DG AUD von genuin rechtsextremistischen und nationalistischen Forderungen 23 Haussleiters unermudliche Rednertatigkeit vermochte es die Mitgliederbasis vor allem Anfang der sechziger Jahre wieder zu erweitern so dass sowohl die von ihm herausgegebene Parteizeitung ihre Auflage stetig steigern konnte zwischen 7 000 und 10 000 Exemplare pro Woche als auch die Landtagswahlergebnisse der Deutschen Gemeinschaft sich auf niedrigstem Niveau verbesserten Gleichzeitig wurde der neue Nationalismus mit pazifistischen Elementen versetzt 24 1963 hatte die Partei 2500 Mitglieder Noch auf einem Parteitag am 28 September 1963 lehnte die DG die Kooperation mit anderen Parteien ab und zeigte sich zuversichtlich bei der Bundestagswahl 1965 in den Bundestag einzuziehen Zu dieser Wahl trat die DG dann jedoch nicht mehr an Als sich 1965 auf das Bestreben von Hermann Schwann ein breiteres national neutralistisches Wahlbundnis zu bilden begann beteiligte sich Haussleiter mit seiner DG als Bundnispartner an der zur Bundestagswahl gegrundeten Aktionsgemeinschaft Unabhangiger Deutscher AUD Wahlen BearbeitenBundestagswahlen Bearbeiten Bundestagswahl 1957 17 490 Stimmen 0 1 Die DG trat in 5 von 10 Bundeslandern an Bundestagswahl 1961 27 308 Stimmen 0 1 Die DG trat in 7 von 10 Bundeslandern an Landtagswahlen Bearbeiten Baden Wurttemberg1952 89 459 Stimmen 3 3 in Wurttemberg Baden als DG BHE in Wurttemberg Hohenzollern als DG in Baden nicht angetreten 1956 11 747 Stimmen 0 4 1960 5 326 Stimmen 0 2 1964 10 322 Stimmen 0 3 Bayern1950 1 136 148 Stimmen 12 3 Die DG war gemeinsam mit dem BHE unter der Bezeichnung Deutscher Gemeinschaftsblock der Heimatvertriebenen und Entrechteten BHE DG angetreten Von den so erreichten 26 Sitzen besetzte die DG 6 1954 54 522 Stimmen 0 6 gemeinsam mit Deutscher Bauern und Mittelstandsbund als Bayerischer Rechtsblock 1958 31 919 Stimmen 0 3 1962 30 663 Stimmen 0 3 Hamburg1957 485 Stimmen 0 0 1961 784 Stimmen 0 1 Hessen1958 1 093 Stimmen 0 0 1962 1 433 Stimmen 0 1 Niedersachsen1959 2 775 Stimmen 0 1 1963 2 190 Stimmen 0 1 Nordrhein Westfalen1958 220 Stimmen 0 0 1962 4 917 Stimmen 0 1 Rheinland Pfalz1959 2 453 Stimmen 0 1 1963 4 062 Stimmen 0 2 Schleswig Holstein1962 1 043 Stimmen 0 1 Wurttemberg Baden1950 212 431 Stimmen 14 7 Die DG war gemeinsam mit dem BHE DG BHE angetreten das Wahlbundnis erreichte 16 Sitze In den ubrigen Bundeslandern trat die DG nicht an Quelle Literatur BearbeitenKurt Hirsch Rechts von der Union 1989 ISBN 3 926901 22 5 Richard Stoss Vom Nationalismus zum Umweltschutz Die Deutsche Gemeinschaft Aktionsgemeinschaft Unabhangiger Deutscher im Parteiensystem der Bundesrepublik Opladen 1980 ISBN 3 531 11512 X doi 10 1007 978 3 322 86400 0Einzelnachweise Bearbeiten Richard Stoss Vom Nationalismus 1980 S 147 Richard Stoss Vom Nationalismus 1980 S 147 vorgesehen war lediglich eine Defensivarmee im Sinne einer Grenzschutztruppe zit nach Stefanie Waske Nach Lekture vernichten Der Geheime Nachrichtendienst von CDU CSU im Kalten Krieg S 25 Thomas Schlemmer Aufbruch Krise und Erneuerung Die Christlich Soziale Union 1945 bis 1955 Oldenbourg Verlag 1998 S 288 Henning Hansen Die Sozialistische Reichspartei SRP Aufstieg und Scheitern einer rechtsextremen Partei Droste Verlag 2007 S 40 Paul Sering Pseudonym fur Richard Lowenthal Drei Wege deutscher Aussenpolitik In Der Monat Jahrg 1 Heft 8 9 1948 49 S 26 Siegward Lonnendonker Freie Universitat Berlin Grundung einer politischen Universitat Duncker amp Humblot 1988 S 195 Richard Stoss Vom Nationalismus 1980 S 73 Anmerk 83 Richard Stoss Vom Nationalismus 1980 S 74 a b Richard Stoss Vom Nationalismus 1980 S 75 Landtagswahl Wurttemberg Baden 1950 Nicht mehr online verfugbar In wahl tagesschau de Archiviert vom Original am 18 Januar 2021 abgerufen am 2 September 2018 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot wahl tagesschau de a b c Richard Stoss Vom Nationalismus 1980 S 158 Hans Erich Volkmann Quellen zur Innenpolitik der Ara Adenauer 1949 1963 Konstituierung und Konsolidierung der Bundesrepublik Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2005 S 118 Oliver Sowinski Die Deutsche Reichspartei 1950 1965 Organisation und Ideologie einer rechtsradikalen Partei Peter Lang Verlag 1998 S 130 Richard Stoss Vom Nationalismus zum Umweltschutz 1980 S 92 Wenn das Verbot kommt In Der Spiegel Nr 33 1952 online Beate Baldow Episode oder Gefahr Die Naumann Affare Dissertation FU Berlin November 2012 S 176 PDF 2 17 MB Richard Stoss Vom Nationalismus 1980 S 95 f Richard Stoss Vom Nationalismus 1980 S 164 ff insbesondere S 169 f Richard Stoss Vom Nationalismus zum Umweltschutz 1980 S 235 zit nach Richard Stoss Vom Nationalismus zum Umweltschutz 1980 S 146 147 Programm zit nach Richard Stoss Vom Nationalismus zum Umweltschutz 1980 S 147 Richard Stoss Vom Nationalismus zum Umweltschutz 1980 S 206 Historisches Lexikon Bayern im Internet Stichwort Deutsche Gemeinschaft siehe z B Deutsche Gemeinschaft Zt Nr 42 1963 S 2 Der neue Nationalismus Die Kreuzzugler jeder Art schreien seit 1954 nach Atomwaffen und die Nationalisten sind konkrete Pazifisten geworden V DParteien in der Bundesrepublik Deutschland in ParlamentenIm Deutschen Bundestag durch Wahl Sozialdemokratische Partei Deutschlands SPD Christlich Demokratische Union Deutschlands CDU Bundnis 90 Die Grunen Grune Freie Demokratische Partei FDP Alternative fur Deutschland AfD Christlich Soziale Union in Bayern CSU Die Linke Sudschleswigscher Wahlerverband SSW Weitere im Europaischen Parlament durch Wahl Freie Wahler Familie ODP Die PARTEI Piraten Voltdurch Ubertritte Bundnis DeutschlandWeitere in Landesparlamenten durch Wahl BVB Freie Wahlerdurch Ubertritte Burger fur Thuringen BfTh Ehemals vertreten durch Wahl AFB BDV BGL BIW BP Bundnis 90 CVP DDU DemP DG DJ DKP DKP DRP DP DPS DRP DSP DSU DVP DVU FDV GB BHE GDP KPD KPS NPD NF NU REP RSF Schill SHB SPS SRP STATT SVP Tierschutzpartei VBH HB VL WAV WdF Zentrumdurch Ubertritte ADPM Blaue BMV Bundnis C Direkte DL DS DFU FAKT FBU FDVP Foderale FP Deutschlands FVP GVP Graue GAZ LKR mut NRP NLA Regenbogen SVP VR Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutsche Gemeinschaft Deutschland amp oldid 236637888