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Kurt Hirsch 2 August 1913 in Wien 31 Dezember 1999 in Munchen war ein osterreichischer Publizist und Rechtsextremismus Forscher 1 2 3 1938 nach dem Anschluss Osterreichs wurde er als politischer Jude verhaftet und zunachst im Konzentrationslager Dachau inhaftiert und dann nach Buchenwald verlegt wo er bis zu seiner Befreiung durch die Amerikaner 1945 verblieb nachdem er einem Abtransport ins KZ Auschwitz entgangen war Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Einflussagent 4 Veroffentlichungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHirsch wuchs in Wien auf und war als Schuler in der sozialdemokratischen Jugendbewegung aktiv 4 Das Wien der Zwischenkriegszeit war gepragt von Kriegsfolgen siehe auch Geschichte Osterreichs darunter einer Inflation die zu einer Wahrungsreform 1 Marz 1925 fuhrte Seine Erlebnisse im Austrofaschismus unter Engelbert Dollfuss und Kurt Schuschnigg radikalisierten Hirsch Er schloss sich 1934 dem Kommunistischen Jugendverband Osterreichs KJVO an dem er bis 1937 angehorte 5 Im Konzentrationslager wurde er Mitglied der KPO und geriet in interne Konflikte So berichtete Emil Carlebach 1954 an die SED uber den Trotzkisten Kurt Hirsch der sich in Buchenwald in die osterreichische Parteiorganisation einzuschleichen verstand und im Lager nicht enttarnt wurde 6 Hintergrund war unter anderem ein Kampf gegen judische Parteifeinde wie Hirsch die erfolgreich die von Carlebach geforderte Entfernung des osterreichischen Mitgefangenen Jakob Ihr verhinderten 7 Nach seiner Befreiung 1945 kehrte Hirsch nach Wien zuruck und arbeitete fur die sowjetische Nachrichtenagentur TASS 8 Siehe auch Besetztes Nachkriegsosterreich Besatzungssektoren in Wien 1948 floh er nach eigenen Angaben vor der sowjetischen Besatzungsmacht und beantragte politisches Asyl in der Schweiz 9 1949 wechselte er in die Bundesrepublik uber Frankfurt am Main wo er sich amerikanischen Behorden als Fluchtling ausgab nach Munchen 10 In Deutschland knupfte Hirsch enge Kontakte zur SPD und wurde deren Mitglied Wirken BearbeitenHirsch begann in den 1950er Jahren Informationen aus dem rechten bis rechtsextremen politischen Spektrum zu sammeln und ein Archiv aufzubauen Er spezialisierte sich auf die Erstellung von Dossiers zu verschiedenen Organisationen und Personlichkeiten und publizierte zum Themenkomplex Ab 1963 veroffentlichte er zunachst in sehr geringen Auflagen den Informationsdienst gestern und heute 11 den er in der ersten Zeit selbst finanzierte Von 1965 bis 1969 betrieb Hirsch einen gleichnamigen Verlag Im Zuge des Erstarkens der NPD grundete Hirsch 1968 in Munchen die Demokratische Aktion DA die sich dem Kampf gegen Rechtsextremismus verschrieb In den 1970er Jahren uberlebte nur der Presseausschuss Demokratische Aktion PDA der 1976 auf Betreiben des Pressedienstes der Arbeitgeber PDA in Pressedienst Demokratische Initiative PDI umfirmiert wurde Hirsch war hier Chefredakteur Herausgegeben vom PDI erschien ab Dezember 1980 der Informationsdienst blick nach rechts der 1984 vom Sozialdemokratischen Pressedienst ubernommen wurde Hirsch war bis 1987 einer der Redakteure Hirsch veroffentlichte mehrere Bucher unter anderem zu den Republikanern zu Franz Schonhuber der Harzburger Front und rechten Stromungen in der Bundesrepublik Deutschland sowie Schwarzbucher unter anderem zu Franz Josef Strauss Seine Veroffentlichungen und Informationen wurden nicht nur von Medien verwendet sondern ebenfalls in der Extremismusforschung rezipiert Einflussagent BearbeitenIm Februar 1994 wurde offentlich bekannt dass 1993 ein Ermittlungsverfahren der Karlsruher Bundesanwaltschaft gegen Kurt Hirsch eingeleitet worden war Er wurde verdachtigt im Auftrag des Ministeriums fur Staatssicherheit MfS der DDR zwischen 1976 und 1987 das Buro von Willy Brandt und dessen Buroleiter Klaus Henning Rosen ausgespaht zu haben 12 Hirsch wurde laut den Akten unter dem Decknamen Helm als Einflussagent Inoffizieller Mitarbeiter mit Arbeitsakte IMA von der HVA Abteilung X Desinformation gefuhrt Laut den Akten sollen verschiedene Buchprojekte uber rechte politische Stromungen Parteien und deren Akteure bei denen Hirsch als Autor oder Herausgeber auftrat von der Desinformationsabteilung mit Argumentationshilfen und umfangreichen Geldbetragen unterstutzt worden sein Angegeben wurden Betrage von 300 000 bis 500 000 DM 13 Ein erster Verdacht hatte bereits 1987 dazu gefuhrt dass die SPD die Zusammenarbeit mit Kurt Hirsch beendete 14 Das Ermittlungsverfahren gegen Hirsch wurde 1996 eingestellt 13 Hirsch war danach nicht mehr aktiv und starb 1999 in Munchen Veroffentlichungen BearbeitenSS gestern heute und Verlag Schaffende Jugend 1957 Die Blutlinie Ein Beitrag zur Geschichte des Antikommunismus in Deutschland Roderberg Verlag 1960 Vom Gnadentod des Dritten Reiches zur restaurativen Einschlaferung in der Bundesrepublik Pahl Rugenstein 1960 Harzburger Front 1960 Pahl Rugenstein 1960 Kommen die Nazis wieder Desch Verlag 1967 Signale von rechts 100 Jahre Programme rechtsradikaler Parteien und Organisationen 1867 1967 Goldmann Verlag 1967 CSU Freundeskreis Partisanen der Demokratie eine Dokumentation Demokratische Aktion 1970 mit Hella Schlumberger Die Technik des politischen Rufmordes Raith Verlag 1974 Schriftenreihe des Pressedienst der Demokratischen Aktion Dr Krug Verlag 1975 Die heimatlose Rechte d Konservativen u Franz Josef Strauss Goldmann Verlag 1979 mit Hans Sarkowicz Schonhuber der Politiker und seine Kreise Eichborn 1989 mit Wolfgang Metz Die Republikaner die falschen Patrioten SPD Landesverband Bayern 1989 Rechts von der Union Personen Organisationen Parteien seit 1945 Knesebeck und Schuler 1989 Rechts REPs rechts aktuelles Handbuch zur rechtsextremen Szene Elefanten Press 1990 Republikaner von A bis Z Arbeitsmaterialien der IG Metall Industriegewerkschaft Metall 1990 Von links nach rechts rechtsradikale Aktivitaten in den neuen Bundeslandern Goldmann Verlag 1991Literatur BearbeitenPeter B Heim Zwischen den Stuhlen aufrecht Kurt Hirsch Jude Trotzkist Publizist Eine Spurensuche Schillo Verlag Munchen 2021Weblinks BearbeitenInstitut fur Zeitgeschichte Hirsch Kurt Demokratische Aktion PDI bnr Literatur von und uber Kurt Hirsch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literatur von und uber Kurt Hirsch im SUDOC Katalog Verbund franzosischer Universitatsbibliotheken Einzelnachweise Bearbeiten Eckhard Jesse Demokratie in Deutschland Diagnosen und Analysen S 396 Stefan Appelius Pazifismus in Westdeutschland die Deutsche Friedensgesellschaft 1945 1968 G Mainz 1999 S 468 Peter Kodderitzsch Leo A Muller Rechtsextremismus in der DDR Lamuv Verlag 1990 S 141 Walter Oswalt Die Ruckkehr der Fuhrer modernisierter Rechtsradikalismus in Westeuropa Europa Verlag 1991 S 366 Max Hermann Bloch Artikel Die Rechten im Visier Faksimile der Nurnberger Nachrichten 10 August 1977 in Ingeborg Drewitz Standortzuweisung linksliberal kommunistische Tarnorganisation PDI Konkret 1977 S 25 Bernhard Kuschey Die Ausnahme des Uberlebens Ernst 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Hirsch KurtKURZBESCHREIBUNG osterreichischer PublizistGEBURTSDATUM 2 August 1913GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 31 Dezember 1999STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kurt Hirsch Publizist amp oldid 234957957