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Als Ungarnwalle bezeichnet die Burgenforschung eine Gruppe meist grosserer fruhmittelalterlicher Burgwallanlagen in Sud bzw Sudwestdeutschland Sachsen und einigen anderen Gebieten Die Burganlagen entstanden als Reaktion auf die Ungarneinfalle am Ende des Fruhmittelalters die von 899 bis zur Schlacht auf dem Lechfeld 955 dauerten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichtlicher Hintergrund 2 Burgbann und Burgwerk 3 Die Ungarnwalle 4 Dorn und Baumverhaue als Annaherungshindernisse 5 Ungarnwalle in zeitgenossischen Schriftquellen 6 Forschungsstand 7 Beispiele grosser mutmasslicher Ungarnschutzburgen 7 1 Baden Wurttemberg 7 2 Bayern 8 Quellen 9 Literatur 10 Siehe auch 11 WeblinksGeschichtlicher Hintergrund Bearbeiten nbsp Rekonstruktion einer typischen grosseren Ungarnschutzburg nach dem Vorbild der Haldenburg bei Schwabmunchen Roger Mayrock 2001 nbsp Das doppelte Hauptwallsystem der Birg bei Hohenschaftlarn Oberbayern nbsp Die Wallkrone des Hauptwalles der Pfarrerschanze bei Todtenweis nbsp Der etwa acht Meter hohe Wall der Vorburg der Haldenburg bei Schwabmunchen nbsp Der moglicherweise nachungarnzeitliche Frontwall des Burgstalls Siebnach sudlich der Haldenburg nbsp Der Runde Berg bei Bad Urach Hier konnten einige magyarische Dornpfeilspitzen geborgen werden nbsp Der Grabelesberg bei AlbstadtDie Wehranlagen entstanden im 9 und 10 Jahrhundert als Truppenstutzpunkte und Schutzburgen fur die Bevolkerung 926 kam es zu einem erneuten verheerenden Ungarneinfall nachdem die Steppenreiter bereits erstmals 899 Bayern angegriffen hatten Konig Heinrich I erliess deshalb auf dem Wormser Reichstag eine Burgenordnung in der die Anlage zahlreicher grosser Burganlagen beschlossen wurde Einige der Burgen wurden neu geplant meist wurden jedoch altere Wallanlagen ausgebaut und modernisiert Zusatzlich ordnete der Konig die Befestigung bisher schutzloser Stadte und Markte an es entstand rasch ein dichtes Netz militarischer Stutzpunkte und Fluchtburgen in den gefahrdeten Gebieten Allerdings waren einige Burgwalle naturlich bereits vor dieser Zeit angelegt worden so etwa in Eichstatt und St Gallen Gleichzeitig wurde mit dem Aufbau einer schlagkraftigen Panzerreiterei begonnen das bisherige Volksheer und die wenigen berittenen meist adeligen Krieger konnten der Bedrohung alleine keinen ausreichenden Widerstand entgegensetzen Beim Aufbau dieser Reitertruppe konnte man auf karolingische Traditionen zuruckgreifen bereits Karl Martell hatte die Mauren in der Schlacht von Tours und Poitiers mit Hilfe einer solchen gepanzerten Elitetruppe besiegt Das alte Volksheer bestand hauptsachlich aus Freien die den ostlichen Reiterkriegern als Fusskampfer hoffnungslos unterlegen waren Der Aufbau einer schwergepanzerten Reiterei war eine grundlegende Neuerung welche die gesellschaftliche und politische Entwicklung Mitteleuropas deutlich veranderte Die Ausrustung der Elitekrieger war extrem teuer die wenigen altadeligen Geschlechter konnten die Ritter nicht allein aus ihren Reihen stellen Also versah der Adel die Krieger mit einem Lehen das die wirtschaftliche Absicherung des Panzerreiters gewahrleisten konnte Hierzu wurde auch Klostergut sakularisiert bevorzugt wurden die Landereien der von den Ungarn zerstorten Kloster eingezogen und an die Vasallen Ministerialen weitergegeben Spater entwickelten sich aus diesen Anfangen der Dienstadel und das mitteleuropaische Rittertum Heinrich I gelang gegen hohe Tributzahlungen die Aushandlung eines zehnjahrigen Waffenstillstandes In dieser Zeit wurden zahlreiche teilweise riesige Landesburgen und auch unzahlige kleinere Wallbefestigungen angelegt und die Panzerreitertruppe aufgebaut 933 stellte man die Tributzahlungen vor Ablauf des Waffenstillstandes ein Als Antwort kam es zu erneuten Angriffen vorwiegend auf sachsisches und thuringisches Gebiet Die Angreifer wurden hier jedoch bereits von den Reichstruppen erwartet Die Bevolkerung war uberwiegend evakuiert worden die grossen Landesburgen konnten als ideale Truppenstutzpunkte der neuen gepanzerten Elitetruppe dienen Die Ungarn wurden durch zwei deutsche Heeresgruppen an der Werra und der Unstrut in die Flucht geschlagen die schwere Reiterei hatte ihre Bewahrungsprobe gegen die ostlichen Steppenreiter bestanden Die Niederlagen beeindruckten die Ungarn so sehr dass es bis zum Tod Heinrichs I zu keinen weiteren Uberfallen auf ostfrankisches Gebiet kam Spater kam es jedoch zu zahlreichen erneuten Ubergriffen die erst durch die vernichtende Niederlage der Ungarn auf dem Lechfeld bei Augsburg beendet werden konnten Einige der grossen Wallanlagen wurden noch kurzere Zeit als Sitze von Grafen oder Vogten weiterbenutzt und ausgebaut viele aber verlassen und vom Wald uberwuchert Einige hochmittelalterliche Burgen nutzen die ungarnzeitlichen oder ursprunglich alteren Wallanlagen als zusatzliche Annaherungshindernisse so etwa die Burg Kallmunz in der Oberpfalz oder die Karlsburg uber Karlstadt in Unterfranken Burgbann und Burgwerk BearbeitenDer kurzfristige Ausbau der grossen Ungarnschutzburgen mit ihren weitlaufigen Erdwerken war nur durch eine straffe Organisation moglich Alle heerbannpflichtigen Freien konnten auch zum Burgwerk herangezogen werden Diese burgbannpflichtigen pagenses wurden durch die Grafen aufgeboten und eingesetzt Das eigentliche Burgwerk mussten naturlich die Knechte und Horigen der Freien erbringen Die optimates also der reiche Hochadel wurden direkt vom Konig aufgeboten Die zu erbringende Arbeitsleistung bemass man nach dem Grundbesitz des Burgwerkpflichtigen Jeder Gruppe Dorfer Hundertschaften oder jedem burgwerkpflichtigen Einzelnen wurde ein Arbeitsabschnitt nach dem Fussmass zugewiesen Burgbann und Burgwerkspflichten waren bereits lange vor den Ungarnsturmen und nicht nur im ostfrankischen Gebiet verbreitet Der Konig konnte den Burgbann regional auch an den Hochadel abtreten oder von der Burgwerkpflicht befreien Gelegentlich sind Burgwerkpflichten noch bis in die fruhe Neuzeit belegbar Besonders in Krisenzeiten wie den Ungarnsturmen war die Burgwerkpflicht mit einem Zufluchtsrecht verbunden Die Erbauer der Wallanlagen durften also auch selbst mit ihren Angehorigen in der Wehranlage Schutz suchen Die meisten der zahllosen kleineren oft sehr gut erhaltenen Dorfschutzburgen wurden hingegen wohl weitgehend in Eigeninitiative durch die Dorfgemeinschaften errichtet Bauernburgen sind also nicht etwa generell eine spatmittelalterliche Erscheinung wie einige Forscher heute annehmen Hierbei durfte der Burgbann durch die Grundherren nicht immer vollstandig beachtet worden sein Der Chronist Widukind von Corvey berichtet von agrarii milites welchen die Aufsicht uber die fertigen Burganlagen ubertragen wurde Es handelte sich hier offenbar um jeweils neun Mann von denen einer sich hauptsachlich um die Instandhaltung und Bemannung der Wallanlage kummerte Die anderen acht mussten den Burgmann mitversorgen und ihn so von den Pflichten der taglichen Feldarbeit entlasten Im Angriffsfall hatten sich allerdings alle agrarii milites an der Verteidigung zu beteiligen Die neuere Forschung geht davon aus dass diese agrarii milites freie Bauern waren nicht etwa Unfreie oder gar berittene Ministeriale Zu den Pflichten der Neunergruppen gehorte auch die Bevorratung der Burg Die freien Wehrbauern wohnten in der Regel nicht innerhalb der Walle sondern bewirtschafteten eigene Hofe im Umfeld Nur der eigentliche Burgmann durfte zumindest gelegentlich innerhalb der Burganlage gelebt haben Die Angaben Widukinds beziehen sich allerdings vornehmlich auf den ihm bekannten sachsischen Bereich Die Ungarnwalle BearbeitenDie grossen Ungarnschutzburgen unterscheiden sich deutlich von alteren prahistorischen oder fruhgeschichtlichen Befestigungsanlagen Viele dieser Burgen konnten heute noch innerhalb weniger Tage in einen verteidigungsfahigen Zustand versetzt werden so gut sind die Erdwerke erhalten Die Walle sind zwischen 6 und 15 m hoch auch die Graben erreichen entsprechende Tiefen Die Anlagen liegen oft auf Hugelspornen und werden durch machtige Hanggraben zusatzlich gesichert Ein besonderes Kennzeichen sind die gewaltigen Erdwalle die die Angriffsseite in der Art spaterer Schildmauern schutzen Diese Frontwalle werden ebenfalls als Ungarnwalle bezeichnet der Begriff bezeichnet also entweder die ganze Wallanlage oder auch nur den grossen Hauptwall Manchmal liegen vor den tiefen Graben der Frontwalle noch ausgedehnte Vorburgen die nach der Beseitigung der Ungarngefahr gelegentlich unvollendet blieben Vor dem ausseren Wall wurden oft ausgeklugelte Annaherungshindernisse angelegt etwa Wolfsgruben und Baumverhaue Bei einigen Anlagen besonders im Augsburger Umland haben sich auch aufgeschuttete Erdriegel erhalten die senkrecht vor dem Aussengraben angelegt wurden Diese Erdrippen Reitergassen waren sicherlich mit Dornengestrupp bepflanzt oder durch angespitzte Holzpfahle bewehrt Die magyarischen Reiter konnten so nicht direkt am Graben entlang galoppieren und die Verteidiger mit den Pfeilen ihrer Reflexbogen beschiessen Auch Fusskampfer wurden so langere Zeit vom Sturm der Walle abgehalten und konnten leichter mit Steinen und Bogen bekampft werden Die Anlage der Wallburgen tragt so in spezieller Weise der besonderen Kampfweise der Ungarn Rechnung Die beeindruckenden Walle sind in der Regel reine Erdschuttungen sie sind also nicht durch den Versturz von Holz Erde oder Steinmauern entstanden Die meisten Wallkronen trugen wohl nur Palisaden sonstige Aufbauten stammen meist aus spaterer Zeit Die Wall und Grabenboschungen sind sehr steil nach innen uberhohen die Walle die Burgplateaus um mehrere Meter Neben den grossen Landesburgen firmitates entstanden zahlreiche kleinere Schutzburgen munitiones der Dorfgemeinschaften und einzelner Grundherren Die charakteristischen Merkmale der grossen Burgwalle finden sich hier in reduzierter Form wieder Widukind von Corvey spricht beispielsweise von solchen kleineren Burgen auf der rechten Lechseite tatsachlich tragen hier mehrere Wallanlagen deutliche ungarnzeitliche Zuge Burgstall Burgadelzhausen Pfarrerschanze und Eselsberg bei Thierhaupten Vorderer Schlossberg Mering u a Neben der Haldenburg gilt im weiteren Umkreis des Lechfeldes besonders die Birg bei Hohenschaftlarn Landkreis Munchen als Idealfall eines Ungarnwalles Das weitlaufige Bodendenkmal veranschaulicht alle typologischen Merkmale einer solchen Wallanlage wie sie bereits von Wilhelm Schneider definiert wurden Die Abschnittsbefestigung liegt auf einem von Steilhangen geschutzten Gelandesporn uber der Isar Dem acht bis zehn Meter hohen Hauptwall ist ein etwa vier bis funf Meter tiefer Doppelgraben mit Mittelwall vorgelagert Vor dem Wallsystem sind im Gelande noch mehrere Reihen kurzer Erdrippen erkennbar Vor diesen Reiterannaherungshindernissen liegt noch ein niedriger wohl fruhgeschichtlicher Erdwall Um die Westseite der etwa 85 000 Quadratmeter umfassenden Wallanlage lauft der typische Hanggraben der wie bei den meisten ahnlichen Anlagen heute weitgehend zu einer Berme verflacht ist Die Birg diente wahrscheinlich als Refugium des nahen Klosters Schaftlarn bot aber auch der Bevolkerung der umliegenden Dorfer genugend Raum In zeitgenossischen Urkunden ist von einem oppidum apud sceftilarii die Rede Die Wallanlage war auch als Truppensammelplatz geeignet Nur wenige Kilometer nordwestlich haben sich auf dem ostlichen Hochufer die ausgedehnten Erdwerke einer weiteren vor bis hochmittelalterlichen Burg erhalten Auch diese Romerschanze wird wieder durch ein machtiges fruhmittelalterliches Wallsystem geschutzt Dorn und Baumverhaue als Annaherungshindernisse BearbeitenZahlreiche der erhaltenen Schutzburgen waren wahrscheinlich im Vorfeld oder auf den Wallen durch Dornenhecken oder Baumverhaue gesichert Altere Wallanlagen konnten so mit relativ wenig Aufwand wieder verteidigungsbereit gemacht werden Zur Anlage solcher einfacher Verteidigungseinrichtungen eigneten sich besonders die Hagebuche die rasch neue Aste austreibt oder der Weiss und Schwarzdorn Derartige Heckenbefestigungen erwahnte bereits Caesar in seiner Abhandlung uber den Gallischen Krieg De bello Gallico Der Stamm der Nervier legte systematisch Knick und Gebucklandwehren zur Abwehr feindlicher Reitertruppen um seine Siedlungsgebiete Noch im Spatmittelalter wurden haufig ahnliche Verteidigungslinien angelegt Zahlreiche Landhegen aus Wall Graben und Dornenhecke entstanden um die Territorien von Stadten wie etwa Schwabisch Hall oder Rothenburg ob der Tauber Aufwandiger war die Anlage von Baumverhauen entweder aus ganzen Stammen mit ihren Asten oder aus Geast und zerhacktem Gestrupp Noch im 17 Jahrhundert verwendete man derartige Verhaue bzw Verfalle gegen Reiterangriffe Damals legte man diese Hindernisse meist in der Tiefe von etwa 100 Metern an Einige ungarnzeitliche Befestigungsanlagen bestanden wohl nur aus solchen Annaherungshindernissen ohne ausgepragte Wallgraben Ein archaologischer Nachweis dieser Burgen ist dementsprechend nur schwer moglich Die relativ niedrigen Wallanlagen einiger kleinerer und mittlerer mutmasslicher Ungarnschutzburgen konnen eigentlich nur in Verbindung mit Dornverhauen ihre Funktion wirksam erfullt haben Ungarnwalle in zeitgenossischen Schriftquellen BearbeitenDie ungarnzeitlichen Schutzburgen werden nur gelegentlich in den zeitgenossischen Schriftquellen erwahnt Die meisten Urkunden des 10 Jahrhunderts enthalten nur Nachrichten uber fromme Schenkungen Eine der wertvollsten schriftlichen Quellen sind neben der Chronik des Widukind von Corvey die Geschichten des Klosters St Gallen des Abtes Ekkehard IV Casus sancti Galli Abt Ekkehard berichtet hier von einem ungarischen Angriff auf sein Kloster im Jahr 926 Nachdem die ersten Geruchte uber einen bevorstehenden magyarischen Angriff verbreitet wurden begann man mit der Anlage einer Wallburg uber dem Fluss Sitter Hierzu wurde ein hugeliger Gelandesporn durch einen niedrigen Wallgraben abgetrennt Zusatzlich sicherte ein Baumverhau die Hochflache gegen Reiterangriffe Innerhalb der Wallanlage entstand sogar eine kleine Holzkapelle als Bethaus In der Kapelle verwahrte man auch die liturgischen Gerate und den Kirchenschatz Die kleine Bibliothek des Klosters wurde aus Sicherheitsgrunden auf die Insel Reichenau uberfuhrt Die nicht wehrfahigen Junglinge und Greise brachte man in der klosterlichen Wasserburg dem heutigen Wasserburg am nordlichen Bodenseeufer in Sicherheit Neben der Anlage des Refugiums bereiteten die Klosterinsassen auch den aktiven Widerstand gegen die Ungarn vor Man fertigte verschiedene Waffen wie Schleudern und Speere aus Weidenkorben und Holzbrettern entstanden provisorische Schilde aus Filz wurden Panzerungen angefertigt Die Ungarn griffen das Kloster auch tatsachlich an zogen sich aber rasch zuruck als sie die gut befestigte Schutzburg uber der Sitter bemerkten Die Verteidiger konnten einige der fliehenden Ungarn bei Ausfallen toten Die Gefahr war jedoch noch nicht beseitigt In den nachsten Tagen verwusteten und plunderten die Magyaren das Umland weiter aus Die Befestigungsanlage wurde deshalb nochmals durch zusatzliche Baumverhaue und einen weiteren Graben verstarkt Zusatzlich legte man einen Brunnen an Nachdem das Land weitgehend ausgeraubt worden war setzten die Magyaren schliesslich uber den Rhein uber nachdem auch das belagerte Konstanz den Angriff zumindest innerhalb seiner Befestigungsanlagen uberstanden hatte Ahnlich wie die Angaben Widukinds von Corvey Burgensystem auf dem Lechrain werden die Angaben Ekkehards durch die tatsachliche Existenz einer fruhmittelalterlichen Wallanlage Waldburg Haggenschwil Kanton St Gallen in der Nahe des Klosters bestatigt Trotz ihrer noch erkennbaren relativ schwachen Wallanlagen bewahrte sich die in grosser Eile angelegte Fluchtburg in Verbindung mit den vorgelegten Baumverhauen als sicheres Refugium fur die familia des Klosters Der Abt erwahnt in seiner Chronik noch einige weitere kleinere Ungarnwalle in der Umgebung Er berichtet ferner vom Versagen der klosterlichen Ministerialen milites die nur fur sich selbst besorgt gewesen sein sollen Die klosterliche Burg uber der Sitter wird auch in den Vitae sanctae Wiboradae genannt Die hl Wiborada hatte beim magyarischen Angriff den Tod gefunden da sie als inclusa in ihrer Klosterzelle geblieben war Forschungsstand BearbeitenDie Erforschung dieser Befestigungstyps steckt noch in den Kinderschuhen Besondere Verdienste hat sich hier der Laienforscher Wilhelm Schneider erworben seine Arbeit siehe Literatur kann auch heute noch als Grundlage fur die Beschaftigung mit diesen Burganlagen herangezogen werden Die meisten Ergebnisse seiner Untersuchungen wurden spater von der akademischen Forschung bestatigt Viele Burgwallanlagen die fruher bestenfalls als fruhmittelalterlich eingeordnet wurden werden heute als ungarnzeitlich datiert Jedoch sind einige dieser Einordnungen die meist nur nach Augenschein erfolgen konnen kritisch zu hinterfragen Da die politischen Wirren dieser Zeit den Ungarn und auch den Normannen erst erfolgversprechende Angriffe auf das Reichsgebiet ermoglichten durften einige der als ungarnzeitlich datierten Burganlagen primar als Reaktion auf regionale Konflikte angelegt oder ausgebaut worden sein Die Zahl der tatsachlich in Mitteleuropa eingefallen magyarischen Krieger war zudem in der Realitat wohl weit niedriger als die Uberlieferung berichtet Die Zuordnung einzelner Befestigungsanlagen zu diesem Burgentyp erfolgt meist auf Grund der beschriebenen typologischen Merkmale Als nur zeitweilig genutzte Truppensammelplatze und Schutzburgen bieten solche Anlagen nur wenig aussagekraftiges archaologisches Fundmaterial Die meisten dieser Burgen wurden wohl niemals von den Ungarn angegriffen Die Reiterkrieger umgingen die befestigten Platze wahrscheinlich grossraumig In Nordbayern konnten jedoch bereits einige ungarische Pfeilspitzen im Bereich solcher Ungarnwalle geborgen werden Turmberg Kasendorf Weiherstein bei Wonsees u a Auch auf dem Runden Berg bei Bad Urach Schwabische Alb fanden sich mehrere Dornpfeilspitzen die allgemein als zuverlassige Nachweise eines magyarischen Angriffes anerkannt werden Hier wurden auch einige Hufeisen geborgen die wohl von den einheimischen Reitertruppen zur Ungarnabwehr verwendet wurden und wahrscheinlich erst im Zuge der Ungarnkriege Aufbau einer schlagkraftigen Panzerreitertruppe grossere Verbreitung im ostfrankischen Gebiet fanden Allerdings muss nicht jede machtige Erdschuttung auf eine abschliessende ungarnzeitliche Ausbaustufe der Befestigung hindeuten Neuere Untersuchungen datieren etwa den bis zu 12 Meter hohen Sperrwall auf dem Schlossberg bei Kallmunz in die fruhe Latenezeit den Abschnittswall auf dem Bogenberg uber Bogen in Niederbayern in die jungere suddeutsche Urnenfelderzeit Solche alteren typologisch ahnliche Wallanlagen durfen jedoch wahrend der Ungarnsturme und in den politischen Wirren vor und wahrend dieser Angriffe willkommene Refugien gewesen sein die relativ rasch wieder in einen verteidigungsfahigen Zustand versetzt werden konnten Kunftige archaologische Forschungen werden den Katalog echter Ungarnwalle wohl weiterhin reduzieren und wertvolle Anhaltspunkte fur die landesgeschichtliche Auswertung liefern Die typischen Hanggraben derartiger Wallanlagen waren im fruhmittelalterlichen Festungsbau seit der Karolingerzeit verbreitet In der Regel liegen mutmasslich ungarnzeitliche Burgen auf eher massig hohen Bergspornen im Hugelland oder den Mittelgebirgen Eine zusatzliche Hangsicherung in Form eines Grabens war hier durchaus auch gegen Reitertruppen notwendig So konnten Uberraschungsangriffe uber die meist weniger gesicherten Flanken erschwert werden Einige Autoren zogen insbesondere in Zusammenhang mit der Bayerischen Landesausstellung 2001 Bayern Ungarn tausend Jahre die Existenz eines speziell fur die Ungarnabwehr konzipierten Befestigungstyps und einen systematischen ungarnzeitlichen Burgenbau in Zweifel Auffallig ist jedoch besonders die Haufung fruhmittelalterlicher Burganlagen mit sehr ausgepragten Wall Grabensystemen und Reiterannaherungshindernissen im Bereich des Bistums Augsburg und benachbarten Gebieten Auf die ungarnzeitliche Zeitstellung deuten hier die oft relativ fluchtige Ausfuhrung und die enorme Grosse der erhaltenen Bodendenkmaler Einige derartige Anlagen scheinen nicht vollendet worden zu sein Moglicherweise wurden die Schanzarbeiten nach der Beseitigung der Ungarngefahr eingestellt und die nun nicht mehr benotigten Befestigungsanlagen aufgelassen Beispiele grosser mutmasslicher Ungarnschutzburgen BearbeitenDie grossen Wallanlagen mit ungarnzeitlichen Merkmalen gehen oft auf vor und fruhgeschichtliche Siedlungen oder Wehranlagen zuruck Fruhmittelalterliche Befestigungselemente erweitern oder uberlagern hier haufig wesentlich altere Erdwerke Baden Wurttemberg Bearbeiten Alte Burg Fridingen an der Donau Buigen Herbrechtingen Bussen Uttenweiler Dreifaltigkeitsberg Spaichingen Grabelesberg und Schalksburg beide Albstadt Heidengraben Grabenstetten Ipf Bopfingen Heuneburg Hundersingen Heuneburg Upflamor bei Zwiefalten und Reiffersberg Rosenstein Heubach mit den Nebenwerken Hochberg und Mittelberg Runder Berg Bad Urach Frankenschanze Leingarten Bayern Bearbeiten Birg Hohenschaftlarn Birg Kleinhohenkirchen Ringwall Buschelberg Fischach Burgstall Schwedenschanze Cham erstmals 976 erwahnt Haldenburg Schwabmunchen Kallmunz fruhmittelalterliche Fliehburg auf dem Schlossberg die allerdings einen im Kern bereits gegen 1200 v Chr errichteten Wall nutzt Schanze Wagesenberg Wagesenberg Pottmes Weiherberg Christgarten bei Nordlingen Quellen BearbeitenEkkehardus IV Sangallensis Die Geschichten des Klosters St Gallen Casus sancti Galli Ubersetzt und erlautert von Hanno Helbling Die Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit 3 Gesamtausg 102 Koln Graz 1958 Widukind von Corvey Res gestae Saxonicae lat dt Die Sachsengeschichte Stuttgart 1992 ISBN 3 15 007699 4Literatur BearbeitenBayern Ungarn tausend Jahre Katalog zur Bayerischen Landesausstellung 2002 Veroffentlichungen zur bayerischen Geschichte und Kultur 43 Augsburg Haus der Bayerischen Geschichte 2001 ISBN 3 927233 78 1 Klaus Leidorf Peter Ettel Burgen in Bayern 7000 Jahre Burgengeschichte im Luftbild Stuttgart 1999 ISBN 3 8062 1364 X Walter Sage Auswirkungen der Ungarnkriege in Altbayern und ihr archaologischer Nachweis In Jahresberichte der Stiftung Aventinum Heft 4 Abensberg 1990 ISBN 3 88891 042 0 Peter Schauer Zwei Ungarnwalle unweit der niederbayerischen Donau Historische Topographie nach Augenschein und historischer Befund In Acta Praehistorica et Archaeologica 34 Staatliche Museen zu Berlin 2002 S 49 53 Wilhelm Schneider Die sudwestdeutschen Ungarnwalle und ihre Erbauer Arbeiten zur alamannischen Fruhgeschichte Heft XVI Tubingen 1989 Michael Weithmann Ritter und Burgen in Oberbayern Streifzuge ins mittelalterliche Land zwischen Alpen Donau Lech und Salzach Dachau 1999 ISBN 3 89251 276 0 Fliehburgen und Ungarnrefugien des 10 Jahrhunderts S 40 46 Siehe auch BearbeitenZum Schutzprogramm fur die Stadte siehe etwa Speyerer StadtbefestigungWeblinks BearbeitenUngarische Pfeilspitzen in NO Bayern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ungarnwalle amp oldid 219178879