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Die Karlsburg ist die Ruine einer 1525 zerstorten Spornburg auf einem breiten Felssporn am linken Ufer des Mains auf dem Gemarkungsgebiet von Muhlbach gegenuber der Stadt Karlstadt ca 25 km nordwestlich von Wurzburg Nordlich unterhalb der Burg befand sich die zugehorige Talsiedlung in der Gemarkung des heutigen Stadtteils Karlburg KarlsburgDie Karlsburg am 2 Februar 2007Die Karlsburg am 2 Februar 2007Staat DeutschlandOrt KarlstadtEntstehungszeit 8 bis 16 Jhdt Burgentyp Hohenburg SpornlageErhaltungszustand RuineGeographische Lage 49 58 N 9 45 O 49 9615 9 7573 241 Koordinaten 49 57 41 4 N 9 45 26 3 OHohenlage 241 m u NNKarlsburg Bayern Inhaltsverzeichnis 1 Geografische Lage 2 Schriftliche Uberlieferung 3 Archaologische Ausgrabungen 4 Die Entwicklung der Karlsburg vom 8 bis 16 Jahrhundert 4 1 Phase A Die karolingische Anlage der fruhen Wurzburger Bistumszeit Errichtung um die Mitte des 8 Jahrhunderts 4 2 Phase B Die ottonische Anlage Errichtung um 900 1 Halfte 10 Jahrhunderts 4 3 Phase C Die salisch staufische Anlage Errichtung im 11 Jahrhundert 4 4 Phase D spatmittelalterliche Anlage ab um 1200 oder Mitte des 13 Jahrhunderts bis Mitte des 16 Jahrhunderts 5 Bilder 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeografische Lage BearbeitenEs handelt sich um eine sehr verkehrsgunstige und bestimmende Lage im frankischen Altsiedelland Das Maintal weitet sich hier zu einem flachen nach Westen hin ansteigenden Kessel Entlang des Mains sowie in West Ost Richtung verliefen wichtige Verkehrstrassen zu den Zentren des frankisch karolingischen Reiches Sie kreuzten den Fluss hier in zwei ca zwei Kilometer voneinander entfernten Furten Der Komplex von Burg und Siedlung bildete die letzte Etappenstation auf dem Weg mainaufwarts nach Wurzburg dem ehemaligen Sitz des Herzogs Heden und Bischofsstadt seit 741 42 Ebenfalls eine Tagesreise entfernt liegen flussabwarts das Kloster Neustadt und in nordlicher Richtung Hammelburg Dies zeigt die wichtige Position der Karlsburg auf dem Weg durch das damalige Ostfranken Schriftliche Uberlieferung BearbeitenDie erste Erwahnung des Siedlungskomplexes Karlburg zum Jahr 741 42 steht im direkten Zusammenhang mit der Grundung des Bistums Wurzburg Der karolingische Hausmeier Karlmann schenkte dem von Bonifatius begrundeten Bistum neben 25 koniglichen Eigenkirchen auch ein Marienkloster mit zugehorenden Gutern und Rechten in der villa Karloburgo wovon drei spatere Bestatigungsurkunden berichten Eine Altstrasse fuhrte von der Karlsburg und Karlburg unter anderem uber Duttenbrunn Unterleinach Oberleinach und Hettstadt zum Marienberg in Wurzburg 1 In einer zweiten Schenkung im selben Kontext ubergab Konig Pippin der Jungere 751 53 dem ersten Wurzburger Bischof Burkard Burg und Konigshof mit zugehorigem Fiskalbezirk und allen daraus zu beziehenden Einkunften castellum Karloburg cum fisco regali Spatestens in der Mitte des 8 Jahrhunderts bestand damit ein Zentralort mit Befestigung Konigshof sowie einem Kloster der zunachst in koniglicher Hand bzw der der karolingischen Hausmeier war und erst danach an das Bistum ubergeben wurde Das genaue Grundungsdatum der Burg lasst sich nicht aus den Quellen ableiten Es bleibt unklar ob sie erst in karolingischer Zeit moglicherweise unter Karl Martell dem Grossvater von Kaiser Karl oder bereits in spatmerowingischer Zeit vielleicht unter Obhut der Hedene angelegt worden war Auch fehlen Auskunfte uber Aussehen und Funktion der Burg wo der Sage nach 2 Karl der Grosse haufig weilte Die historischen Nachrichten kennzeichnen Karlburg bereits als einen wichtigen Zentralort in der fruhmittelalterlichen Landesgeschichte Mainfrankens Die 1286 als castrum genannte Karlsburg fand ihr Ende im Bauernkrieg als sie zwischen dem 15 Mai und 3 Juni 1525 von Bauern niedergebrannt wurde Archaologische Ausgrabungen BearbeitenArchaologische Ausgrabungen auf der Burg fanden 1971 72 und 1974 75 unter Leitung von Klaus Schwarz statt 1994 wurde erneut eine kleinere Sondagegrabung durchgefuhrt Wesentliche Erkenntnisse ermoglichten auch 1992 aufgenommene Luftbilder der altesten obertagig kaum erkennbaren Befestigung Die Entwicklung der Karlsburg vom 8 bis 16 Jahrhundert BearbeitenDie Auswertung der Grabungen durch Peter Ettel ergab eine Gliederung der Baugeschichte der Burg in vier Phasen Phase A Die karolingische Anlage der fruhen Wurzburger Bistumszeit Errichtung um die Mitte des 8 Jahrhunderts Bearbeiten Sie besass eine Ausdehnung von etwa 125 120 m mit ca 1 3 ha Innenflache und war mit einem 5 30 m breiten ehemals 1 90 m tiefen Spitzgraben umwehrt der den Sporn bogenformig abschloss Hinter der inneren Grabenkante verlief mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine Mortelmauer eine der fruhesten derartigen Befestigungen in Suddeutschland In den kleineren Sondageschnitten im Inneren der Burganlage wurden verschiedene Pfostenstellungen und Siedlungsgruben angetroffen die Zeugnis einer intensiven Bebauung und Nutzung geben Unter den Funden ist besonders ein vermutlich fruhmittelalterliches verziertes Beinplattchen zu nennen Es stammt wohl von einem Kastchen und gilt als Beleg fur die Anwesenheit einer sozial gehobenen Personenschicht auf der Burg Phase B Die ottonische Anlage Errichtung um 900 1 Halfte 10 Jahrhunderts Bearbeiten Die kleinere Befestigung der karolingischen Burg wurde aufgegeben der Graben verfullt und die umwehrte Flache auf 1 7 ha erweitert Dies umfasste auch bisher ungenutztes Gelande davor die Ausdehnung betrug nun etwa 170 120 m Die neue Befestigung bildeten ein wiederum bogenformiger mit Steinen und Erdreich aufgeschutteter 9 10 m breiter Wall und ein ohne Berme vorgelagerter Graben Sehr wahrscheinlich zugehorig sind zwei weitere ca 100 bzw 200 m entfernte Wall Graben Anlagen im Vorfeld die in ihrer Konstruktion ganz der Hauptbefestigung entsprechen und offenbar als Annaherungshindernisse fur Reiter dienten Die Art der Befestigung ist fur Anlagen aus der Zeit der Ungarneinfalle um 900 und in der ersten Halfte des 10 Jahrhunderts typisch Von der dichten Innenbesiedlung zeugen wiederum zahlreiche Pfostengruben und Feuerstellen Am Wallfuss stand ein Sechs Pfostenhaus von 6 40 5 5 20 m Grosse mit Bretterboden einer Steinbegrenzung im Westen und einer gemauerten Herdstelle in der Nordwestecke Phase C Die salisch staufische Anlage Errichtung im 11 Jahrhundert Bearbeiten Die Grosse der ottonischen Burg wurde beibehalten Auf dem Wall wurde eine gemortelte Mauer errichtet die durch vorgelagerte und teilweise in den Graben gesetzte Turme verstarkt war Die drei ergrabenen gleichartigen Turme in relativ regelmassigen Abstanden von 32 bis 35 m besassen jeweils eine Mauerdicke von ca 1 60 m und eine Frontlange von 7 20 m Angenommen werden konnen zwei weitere Turme im Sudwesten ebenso wie ein Tor an der Sudwestecke Wahrend der dritten Phase wurde auch der Wall auf der Innenseite um 3 4 m auf 13 13 50 m verbreitert der Graben auf 4 50 m vertieft und auf 10 12 m verbreitert Die Befestigung erreichte damit eine Gesamtbreite von 25 m Bei den auch hier wieder zahlreichen Pfostenlochern ist eine besonders massive Bauweise mit sehr breiten und tiefen bis in den anstehenden Fels getriebenen Pfostengruben auffallig Am Wallfuss wurde wiederum ein zweischiffiges Pfostenhaus mit 6 m Seitenlange ergraben Eine grosse Zahl von Keramik und Metallfunden belegt die intensive und mehrphasige Nutzung des Innenraums Hufeisen Hufnagel und ein Steigbugel weisen auf die zeitweilige Anwesenheit berittener Truppen hin Phase D spatmittelalterliche Anlage ab um 1200 oder Mitte des 13 Jahrhunderts bis Mitte des 16 Jahrhunderts Bearbeiten Die Burganlage wurde nun verkleinert und blieb auf den sudostlichen Spornbereich beschrankt Dafur wurde ein tiefer und 30 m breiter Halsgraben angelegt die alteren Befestigungen weitgehend geschleift und das Gelande im Vorfeld planiert Von der Innenbebauung sind mehrere Reste noch im Aufgehenden erhalten Einige romanische Bauteile stammen wohl noch aus salisch staufischer Zeit Moglicherweise wurde die Burg D schon um 1200 parallel zur Grundung Karlstadts auf der gegenuberliegenden Mainseite durch Bischof Konrad von Querfurt 1198 1202 angelegt Von den gotischen Bauten ist v a die Ostwand des Palasgebaudes erhalten die sich noch heute in einer Hohe von 90 m uber dem Main erhebt und ein insbesondere von der Mainseite aus ein eindrucksvolles Bild bietet Die Karlsburg wurde wahrend des Bauernkrieges im Jahr 1525 zerstort Bilder Bearbeiten nbsp Verbliebene Wand des Palas nbsp Blick von der Ruine auf den Main nbsp Luftbild der verbliebenen Wand des Palas und des massiven FelsfundamentesLiteratur BearbeitenPeter Ettel Karlburg Entwicklung eines koniglich bischoflichen Zentralortes am Main mit Burg und Talsiedlung vom 7 bis zum 13 Jahrhundert Chateau Gaillard 18 1998 S 75 85 Peter Ettel Karlburg am Main von der karolingischen Konigsburg zur bischoflichen Burg In Klaus Leidorf Peter Ettel Burgen in Bayern 7000 Jahre Burgengeschichte im Luftbild Stuttgart 1999 S 78 81 Peter Ettel Karlburg In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd 16 Jadwingen Kleindichtung Berlin New York 2000 S 272 274 Peter Ettel Karlburg Rosstal Oberammerthal Studien zum fruhmittelalterlichen Burgenbau in Nordbayern Fruhgeschichtliche und provinzialromische Archaologie Materialien und Forschungen 5 Veroffentlichung der Kommission zur vergleichenden Archaologie romischer Alpen und Donaulander der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Rahden Westf 2001 Peter Ettel Zwischen Konig und Bischof Der Siedlungskomplex von Karlburg In Wilfried Menghin Dieter Planck Hrsg Menschen Zeiten Raume Archaologie in Deutschland Stuttgart 2002 S 339 342 Peter Ettel Dieter Rodel Castellum und villa Karloburg Historische und archaologische Uberlieferung In Jurgen Lenssen Ludwig Wamser Hrsg 1250 Jahre Bistum Wurzburg Archaologisch historische Zeugnisse der Fruhzeit Wurzburg 1992 S 297 318 Peter Ettel Ludwig Wamser Neue Erkenntnisse zu Castellum Monasterium und Villa Karloburg Karlburg und Muhlbach Stadt Karlstadt Landkreis Main Spessart Unterfranken In Das archaologische Jahr in Bayern 1994 S 138 143 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Burg Karlsburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Karlburg ein fruh und hochmittelalterlicher Zentralort am Main Projektseiten des Bereichs fur Ur und Fruhgeschichte der Friedrich Schiller Universitat Jena Archaologische Uberlieferungen Die Burgen auf der Hohe Informationen der Stadt Karlstadt Einzelnachweise Bearbeiten Christine Demel u a Leinach Geschichte Sagen Gegenwart Gemeinde Leinach Leinach 1999 S 69 72 Leinach Kreuzungspunkt fruhmittelalterlicher Strassen und 74 Christa Hinze Ulf Diederichs Hrsg Frankische Sagen 1980 ISBN 978 3424011487 S 58 Burgen und Schlosser im Landkreis Main Spessart Schlosser Schloss Arnstein Schloss Aura im Sinngrund Schloss Buchold Burgsinnschloss Fronhofer Schlosschen Schloss Hollrich Schloss Homburg Huttenschloss Gemunden Schloss Kreuzwertheim Neues Schloss Laudenbach Lohrer Schloss Kurmainzer Schloss Schloss Muhlbach Schloss Rodenbach 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