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Die weitlaufige Abschnittsbefestigung Birg auch Burg Burg liegt etwa 1500 Meter nordostlich der Pfarrkirche von Hohenschaftlarn uber dem oberbayerischen Isartal auf dem Gebiet der Gemeinde Baierbrunn im Landkreis Munchen Das Bodendenkmal wird in seiner letzten Ausbaustufe als fruhmittelalterliche Ungarnschutzburg interpretiert Lageplan von Birg Hohenschaftlarn auf dem Urkataster von Bayern Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 3 Fehlinterpretationen 4 Weblinks 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Infotafel am Parkplatz unterhalb der Birg nbsp Das doppelte zentrale Wallsystem Blick nach Westen nbsp Gegenblick nach Osten nbsp Blick uber die ungarnzeitlichen Reiterannaherungshindernisse zum niedrigen VorwallDas grosse Plateau ostlich von Hohenschaftlarn diente bereits wahrend der Bronzezeit als Siedlungsplatz Das Gelande wurde allerdings noch nicht in grosserem Masse archaologisch untersucht Einige erhaltene Grabhugel werden in die Hallstattzeit datiert Der Ortsname Schaftlarn Sceftilari deutet auf eine fruhmittelalterliche Rustungsproduktion in diesem Gebiet hin Die Endung lar konnte zudem auf einen alten Thing oder Versammlungsplatz verweisen Moglicherweise wurden hier Speer vielleicht auch Pfeilschafte hergestellt Westlich der Birg ist eine Siedlung nachgewiesen in der Schlackenfunde auf dieses Handwerk hindeuten konnten Ein Verhuttungsplatz noch weiter westlich wurde sogar bis in die fruhe Neuzeit verwendet In diesen Zusammenhang ist die These von einem frankischen Aufmarschgebiet westlich der Isar zu erwahnen Die fruhmittelalterliche Besiedlung wird noch durch einen angeblichen Reihengraberfriedhof greifbar der im 19 Jahrhundert allerdings unsachgemass geoffnet wurde Diese Nekropole wird allerdings derzeit Stand 2007 nicht vom Landesamt fur Denkmalpflege gelistet Einige nur dem geubten Auge erkennbare Wallreste im Sudwesten des Hauptwallsystems und auch der verflachte Hanggraben deuten auf eine Befestigungsanlage karolingischer Zeitstellung hin Ob diese Burganlage durch eine Holz Erde oder sogar eine Trockenmauer geschutzt wurde konnte nur eine fachgerechte archaologische Untersuchung klaren Wohl wahrend der Ungarnsturme der ersten Halfte des 10 Jahrhunderts entstand im Norden des Denkmalbereiches eine grosse Abschnittsbefestigung uber den alteren Wehranlagen Die Anlage tragt alle typischen Merkmale einer mutmasslichen grosseren Ungarnschutzburg Einem zweifach gestaffelten Wallsystem sind Reiterannaherungshindernisse vorgelegt Die berittenen magyarischen Bogenschutzen sollten so zum Absitzen gezwungen werden Unter der Westkante des Burgbereiches lauft ein zur Berme verflachter Hanggraben bis zur ostlichen Enge des Gelandesporns uber der Isar Solche Hanggraben sind typisch fur Wehranlagen karolingischer und ottonischer Zeitstellung Der relativ niedrige Sudwall vor den Reiterannaherungshindernissen deutet jedoch darauf hin dass der Bereich der fruhmittelalterlichen Wallburg bereits in fruhgeschichtlicher Zeit befestigt wurde Die Ungarnwalle des 10 Jahrhunderts entstanden in der Regel durch den Ausbau wesentlich alterer Siedlungsplatze oder Befestigungen Besonders in Zusammenhang mit der bayerischen Landesausstellung Bayern Ungarn tausend Jahre 2002 stellten einige Fachautoren einen systematischen ungarnzeitlichen Burgenbau in Frage Dies erscheint jedoch eher politisch motiviert Die grossen ottonischen Wallanlagen durfen in Zusammenhang mit der Burgenbauordnung Konig Heinrichs I entstanden sein Zusatzlich entstanden zahllose kleinere Wehranlagen als Erganzung der grossen Landesburgen Auffallend ist hier besonders die Haufung solcher Objekte im naheren Umkreis der Bischofsstadt Augsburg vor deren Toren die Ungarn im Jahr 955 vernichtend geschlagen wurden Schlacht auf dem Lechfeld Der mutmassliche Ungarnwall bei Hohenschaftlarn erinnert in seiner Konzeption besonders an die Pfarrerschanze bei Todtenweis und die Schanze Wagesenberg bei Pottmes Bei diesen Bodendenkmalern lassen sich allerdings keine ausgepragten Reiterannaherungshindernisse vor den doppelten Hauptwallsystemen nachweisen Hier sind der Kernburg jeweils Vorburgen vorgelagert Gerade diese Reiterannaherungshindernisse sind aber typisch fur die grossen Ungarnschutzburgen im Gebiet des Bistums Augsburg Sie sind nur hier und in den angrenzenden Gebieten zu beobachten Als mutmassliche grossere Ungarnschutzburg mit vorgelagerten Annaherungshindernissen ist die Birg in eine Gruppe mit der Haldenburg bei Schwabmunchen dem Buschelberg bei Fischach und dem Weiherberg bei Nordlingen einzuordnen Bei der Birg von Kleinhohenkirchen Weyarn Landkreis Miesbach haben sich gleich zwei Systeme solcher Hindernisse erhalten Als kleinere Wehranlagen mit reduzierten Wehreinrichtungen dieser Art gelten nur der Eselsberg bei Thierhaupten und die Abschnittsbefestigung bei Strassberg Bobingen Die Funktion als Ungarnwall wird auch durch den offenbar unvollendeten Ausbauzustand der Birg wahrscheinlich Nach der Schlacht auf dem Lechfeld wurden die nun nicht mehr benotigten Ungarnwalle meist nicht weiter ausgebaut Bei der Birg ist der ostliche Teil des Hauptwalles deutlich niedriger als auf der Hochflache Allerdings wird das Gelande im Osten durch eine naturliche Senke geschutzt die einen Reiterangriff erschwerte Auch das Fehlen eines ostlichen Hanggrabens am Steilhang zur Isar muss nicht zwangslaufig auf eine vorzeitige Einstellung des Baubetriebes hindeuten Der Hang ist hier wesentlich steiler als im Westen Auf dem nahezu ebenen Burgplateau lassen sich keine Bebauungsspuren feststellen Auch dieser Befund ist charakteristisch fur die ottonischen Ungarnschutzburgen die hauptsachlich als Versammlungs und Truppensammelplatze und Fliehburgen verwendet wurden Eine Innenbebauung bestand sicherlich nur aus einfachen Holz oder Lehmfachwerkbauten die nur archaologisch nachgewiesen werden konnten Die Birg diente wohl hauptsachlich als Refugium des nahen Klosters Schaftlarn und der bauerlichen Bevolkerung des Umlandes Die sorgfaltige Planung und geschickte Ausnutzung der topographischen Verhaltnisse deutet jedoch auf die Heranziehung eines erfahrenen Baumeisters der vielleicht in den Diensten des Bistums Augsburg gestanden haben konnte Die grosse Fliehburg ist wohl mit einem in zeitgenossischen Urkunden genannten oppidum apud sceftilarii gleichzusetzen Beschreibung BearbeitenDas Bodendenkmal liegt ostlich von Hohenschaftlarn auf dem Isarhochufer Die Wallanlage nimmt nur den nordlichen Sporn der Gesamtflache ein Der Burgplatz wird im Norden und Westen durch einen tiefen schluchtahnlichen Taleinschnitt geschutzt Etwa funf bis sechs Meter unter der Hangkante ist hier ein Hanggraben feststellbar der allerdings weitgehend verflacht ist Das Burgplateau erhebt sich etwa 90 Hohenmeter uber das Isartal Uber der Einmundung der Schlucht in die Hochflache setzt ein etwa 350 Meter langes doppeltes Wallsystem an 1 Die Erdwerke werden von vier bis funf Meter tiefen Sohlgraben begleitet und laufen nach Sudosten uber die Hochflache Im ostlichen Drittel knickt der Doppelwall etwas nach Norden und folgt dem naturlichen Gelandeabfall Der aussere Wall ist von der Grabensohle gemessen vier bis funf der Hauptwall acht bis zehn Meter hoch Zum Innenraum uberhoht der Hauptwall das Plateau auf der Hochflache um etwa vier Meter Die Fortsetzung des Innenwalles nach Osten ist nur bis zu zwei Meter hoch Etwa 50 Meter vor dem Doppelwall ist ein nur anderthalb bis maximal zweieinhalb Meter hoher Wallzug ohne vorgelagerten bzw verflachten Graben erkennbar der im Osten bogenformig zur Hangkante lauft Hierbei durfte es sich um eine fruhgeschichtliche Befestigungslinie handeln Direkt an der Innenseite des westlichen Wallzuges setzt die erste von insgesamt vier Reihen kurzer noch bis zu eineinhalb Meter hoher Erdriegel mit dazwischen liegenden Aushubgruben an die wohl durch angespitzte Holzpflocke oder Dornenhecken bewehrt waren und als Reiterannaherungshindernisse interpretiert werden Das Haupttor sowohl der karolingischen als auch der ottonischen Burg lag sicherlich an der sudwestlichen Hangkante Hier begleitet ein wohl karolingischer Randwall den Zugangsweg noch auf etwa 40 Metern Das ottonische Hauptwallsystem uberlagert diesen Randwall teilweise muss also junger sein Vor dem mutmasslichen Tor sind keine Reiterannaherungshindernisse erkennbar Die uberwiegend sehr gut erhaltenen Wallanlagen der Birg trugen wahrscheinlich nur Palisaden der altere Vorwall vielleicht nur eine Dornenhecke als zusatzliches Annaherunghindernis Im Vorfeld sind noch Baumverhaue oder weitere Dornenhecken denkbar Tatsachlich von den Magyaren angegriffen wurde die Anlage wohl niemals Moglicherweise wurden von hier aus einige der geschlagenen magyarischen Krieger nach der Lechfeldschlacht endgultig niedergemacht Eigentlich ist die Burg jedoch bereits zu weit vom Lechfeld entfernt ein unmittelbarer Zusammenhang mit dem Schlachtverlauf durfte hier nicht bestanden haben Mit etwa 85 000 Quadratmetern Nutzflache ist die Birg eine der grossten mutmasslichen Ungarnschutzburgen im weiteren Umfeld des Lechfeldes Nur wenige Kilometer nordlich liegt auf dem ostlichen Isarhochufer eine weitere fruhmittelalterliche Burganlage mit einem ausgepragten fruhmittelalterlichen Wall Graben System Das frei zugangliche Bodendenkmal wird vom Bayerischen Landesamt fur Denkmalpflege als Abschnittsbefestigung ottonischer Zeitstellung Birg sowie Siedlung der Bronzezeit und der Latenezeit unter der Denkmalnummer D 1 8034 0088 gelistet 2 Fehlinterpretationen BearbeitenDie Birg ist wie viele ahnliche Gelandedenkmaler heute einigen besonders esoterischen Fehlinterpretationen ausgesetzt Viele Besucher interpretieren besonders das eindrucksvolle Hauptwallsystem als Rest einer grossen keltischen Burganlage oder eines Kultplatzes Eine keltische Nutzung oder zumindest Begehung des Gelandesporns ist zwar durchaus wahrscheinlich Einzelfunde ein spatkeltischer Stabgurtelhaken das doppelte Wallsystem der Hanggraben und die Reiterannaherungshindernisse stammen allerdings eindeutig aus dem Fruhmittelalter Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Birg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zu vorgeschichtliche Wallanlage Birg in der privaten Datenbank Alle Burgen Anja Brandstater Boser Ritter weise Frau Artikel in der Starnberger Lokalausgabe der Suddeutschen Zeitung Online Version vom 9 Januar 2017 Literatur BearbeitenJochen Haberstroh Birg Ringwallanlage und Abschnittsbefestigung In Klaus Leidorf Peter Ettel Burgen in Bayern 7000 Jahre Burgengeschichte im Luftbild Stuttgart 1999 ISBN 3 8062 1364 X S 114 115 Georg Paula Timm Weski Landkreis Munchen Ensembles Baudenkmaler Archaologische Denkmaler Denkmaler in Bayern Band I 17 Munchen 1997 ISBN 3 87490 576 4 Hans H Schmidt Arbeitskreis fur Ortsgeschichtsforschung der Wurmregion Versunkene Burgen im Funf Seen Land zwischen Ammersee und Isar Historisch archaologische Rekonstruktionen Gauting 2002 Wilhelm Schneider Die sudwestdeutschen Ungarnwalle und ihre Erbauer Arbeiten zur alamannischen Fruhgeschichte Heft XVI Tubingen 1989 Michael Weithmann Ritter und Burgen in Oberbayern Streifzuge ins mittelalterliche Land zwischen Alpen Donau Lech und Salzach Dachau 1999 ISBN 3 89251 276 0 Fliehburgen und Ungarnrefugien des 10 Jahrhunderts S 40 46 Michael Weithmann Burgen in Munchen Mittelalterliche Burgen und Mauern Tore und Turme in Munchen und im Munchner Umland Stiebner Munchen 2006 ISBN 3 8307 1036 4 S 28 29 Einzelnachweise Bearbeiten Reliefdarstellung bei BayernAtlas Abgerufen am 26 Mai 2018 Bayerisches Landesamt fur Denkmalpflege Eintragung im Denkmal Atlas Abgerufen am 15 Juni 2022 Burgen und Schlosser im Landkreis Munchen Schlosser Schloss Hohenkirchen Schloss Ismaning Schloss Planegg Schloss Lustheim Altes Schloss Schleissheim Neues Schloss Schleissheim Schloss Seeholzen abgegangen Schloss LaufzornBurgen und Ruinen Burg Grunwald Burg SchwaneckBurgstalle Burgstall Aying Burgstall Baierbrunn Burgstall Beigarten Burgstall Blindham Romerschanze Grunwald Birg Hohenschaftlarn Turmhugel Kleinhelfendorf Burgstall Unterschleissheim 47 995833333333 11 471944444444 644 Koordinaten 47 59 45 N 11 28 19 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Birg Hohenschaftlarn amp oldid 236099710