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Tasgetium ist der Sammelbegriff fur ein spatromisches Grenzkastell des Donau Iller Rhein Limes ein Bruckenkopfkastell sowie fur eine hochkaiserzeitliche und spatantike Zivilsiedlung Sie befinden sich auf dem Gemeindegebiet von Eschenz Stadtteil Vor der Brugg Bezirk Frauenfeld Kanton Thurgau und in Stein am Rhein St Georgs Kloster Kanton Schaffhausen Schweiz Kastell EschenzAlternativname TasgetiumLimes Donau Iller Rhein Limes Strecke 3Abschnitt Maxima Sequanorum oder Raetia I damaliger Grenzverlauf ist unklar Datierung Belegung diokletianisch vor um 293 305 n Chr bis max vor um 420 n Chr Typ Kohortenkastell Einheit unbekanntGrosse 88 m 91 m 0 8 haBauweise SteinkastellErhaltungszustand rautenformige Fortifikation mit polygonalen und halbrunden Turmen oberirdisch noch sichtbarOrt Eschenz und Stein am RheinGeographische Lage 706679 279390 47 656472222222 8 8586944444444 hfVorhergehend Kastell Konstanz Constantia sudwestlich Anschliessend Kastell Pfyn Ad fines sudostlich Lage des Kastells am DIRL Rheinlinie Romischer Follis mit dem Portrat des Diokletian gepragt in Treveri Trier um 300 n Chr Classic Numismatic Group Inc CNG Blick aus West auf das linke Rheinufer Rechts von der Brucke die Johanneskirche oder Kirche auf Burg Kastellareal im Hintergrund das heutige Eschenz Areal des Vicus Werdinseln vom NW aus gesehenLageskizze Kastelle Vicus GraberfeldDarstellung des Stadtteils Vorderbrugg auf einem Stich von Johann Jakob Mentzinger 1662 Bei der Johanneskirche sind die Reste des romischen Kastells zu erkennen rote Markierung Befundplan des KastellsReste der SudmauerReste der ToranlageBefundskizze der Vicustherme von 1875Kloster St Georgen in Stein am RheinReplik einer spatkeltischen Holzstatue entdeckt 1977 in einem romischen Abwasserkanal des Kastellvicus Datierung ca 9 v Chr 10 Jahre Vorarlberg Museum Bregenz Jagdschale aus dem Graberfeld I de Hofwiese Grabbeigabe des 4 Jahrhunderts zweifarbige Glasschale mit Darstellung einer Panther und Barenjagd bzw Tierhetze im Zirkus mit griechischer Inschrift PIE ZHSAIS Trinke und lebe Museum zu Allerheiligen SchaffhausenEndneolithischer Goldbecher von Eschenz Alter ca 4400 JahreEine gleichnamige Zivilsiedlung bestand bereits seit dem 1 Jahrhundert sie erstreckte sich entlang einer Romerstrasse 500 Meter ostlich des Kastells in Eschenz Archaologische Funde sowie eine fragmentarisch erhaltene Bauinschrift belegen dass von den Romern in der beginnenden Spatantike am linken Rheinufer ein Kastell errichtet wurde deren Besatzung dort einen wichtigen Flussubergang sicherte Rechts des Rheins stand zusatzlich ein kleines befestigtes Bruckenkopfkastell Bei Grabungen wurde auch ein spatromischer Friedhof entdeckt Eine gewisse Siedlungskontinuitat lasst sich bis ins Mittelalter nachweisen so wurden mehrere mittelalterliche Gebaude auf den Fundamenten romischer Bauten errichtet Im Zentrum des Kastellareals steht heute die Johanneskirche Bedingt durch die reichen Funde rund um das Kastell spater auch am rechtsrheinischen Ufer im Kloster St Georg gehoren Eschenz und Stein am Rhein zu den archaologisch bedeutendsten antiken Fundorten der Schweiz Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Lage 3 Strassenverbindung 4 Forschungsgeschichte 5 Entwicklung 5 1 Vorromische Zeit 5 2 Zeitenwende bis 2 Jahrhundert 5 3 3 bis 4 Jahrhundert 5 4 5 bis 7 Jahrhundert 6 Kastell 7 Garnison 8 Bruckenkopfkastell und Rheinbrucke 9 Vicus 9 1 Gebaude 9 2 Wasserversorgung Kanalisation 9 3 Therme 9 4 Handwerkerviertel 9 5 Decumanus 10 Wirtschaft 11 Graberfeld 12 Denkmalschutz und Fundverbleib 13 Hinweise 14 Siehe auch 15 Literatur 16 Weblinks 17 AnmerkungenName BearbeitenTasgetius Tazgetios war ursprunglich ein Mannername der laut Gaius Iulius Caesar unter anderem beim gallischen Stamm der Karnuten gebrauchlich war Der antike Ortsname Tasg a etium wurde von den Romern nach Ansicht einiger Forscher von der keltischen Vorgangersiedlung ubernommen die vielleicht von einem Mann namens Tasgo gegrundet worden sein konnte oder die lokalen Besitztumer des Tasgetios bezeichnete Die Romer ersetzten nur die keltische Endung durch das lateinische Suffix ium Der romische Name des Ortes geriet spater wieder in Vergessenheit Die Bezeichnung Burg fur den Kastellhugel ist seit der Zeit Kaiser Ottos I belegt 1 Lage BearbeitenDas spatantike Kastell befindet sich am linken Ufer des Rheins auf einer Erhebung Auf Burg am Sudufer des Ausflusses des Untersees Bodensee bzw Orkopf Der Vicus lag im Umfeld eines kleinen Bachdeltas auf Hohe einer Flussinselgruppe In romischer Zeit fuhrten hier Holzbrucken uber den Rhein wobei die Ostspitze der Inselgruppe als Aufleger genutzt wurde Der Gewasserubergang kanalisierte den Verkehr uber Land vom sudlichen Bodenseegebiet gegen Norden in den Hegau Richtung Limes und umgekehrt In der Antike befand sich dort die Grenze der romischen Provinz Maxima Sequanorum die um 297 n Chr aus der Germania superior Obergermanien hervorging Der genaue Verlauf der Grenze zur Raetia I ist unbekannt Tasgetium lag wohl noch auf raetischen Gebiet im Suden verlief die Grenze zwischen Zurich und Walensee Die Linie Basel St Margrethen bildete in romischer Zeit zweimal die Reichsgrenze Im 1 Jahrhundert n Chr bis zur Eroberung des Dekumatlandes und ab etwa 260 bis zum Anfang des 5 Jahrhunderts 2 Strassenverbindung BearbeitenDie Romerstrasse in der Literatur ratische Grenzstrasse 3 genannt fuhrte von Tasgetium uber Rielasingen Singen Friedingen Steisslingen Orsingen Vilsingen Inzigkofen nach Laiz an eine Furt durch den Danubius Donau In Orsingen gab es eine Abzweigung nach Pfullendorf und Burgweiler In der Gegend des Durren Ast gibt es eine Abzweigung uber Schweingruben und das Ablachtal nach Messkirch Krauchenwies und Mengen Ennetach Es kann auch eine gut ausgebaute Strasse zwischen Vitudurum Oberwinterthur und Tasgetium vorausgesetzt werden 4 Forschungsgeschichte BearbeitenDas Kastell in Eschenz ist schon lange bekannt Die Funde von Inschriften und die Bruckenreste im Seegrund erregten ab dem 16 Jahrhundert das Interesse der Gelehrten 1548 wurde in der Stumpf Chronik das alte Kastell auf Burg bei Stein erwahnt Erste archaologische Forschungen setzten 1741 ein als man beim Bau der Friedhofsmauer im Kastellinnern eine Weihinschrift fur den Flussgott Rhenus entdeckte Im 16 Jahrhundert fand man in der Johanneskirche auch die fragmentarische Bauinschrift des Kastells die es datiert und die von Theodor Mommsen 1850 interpretiert wurde Die romischen Bruckenreste bei Eschenz wurden im 18 Jahrhundert auf Planen eingetragen auch die zahlreichen Munzfunde aus dem Rheinbett nahe den Brucken waren immer wieder eine Erwahnung wert Im Bereich der Zivilsiedlung setzten Grabungen von Mitarbeitern des Rosgartenmuseum erst im spaten 19 Jahrhundert ein Grosse Aufmerksamkeit erregten 1874 1875 die Ausgrabungen von Bernhard Schenk in den Thermen der Zivilsiedlung auf der Dienerwiese Die im Gebaudekomplex entdeckte Bauinschrift belegte dass die Anlage von den besser gestellten vicani mit eigenen Mitteln saniert wurde Noch bedeutender war die Entdeckung einer Steininschrift mit den Buchstaben TASG die den Forschern den antiken Ortsnamen Tasgetium enthullte der nicht wie irrtumlich angenommen Gaunodurum lautete Von der Mitte des 20 Jahrhunderts an wurden auch die zum Teil noch sichtbaren Kastellmauern und ihre Innenbereiche archaologisch untersucht Meistens waren es stadtebauliche Veranderungen die die Archaologen fur Notgrabungen vor Ort nutzten Dadurch konnten auch bald die meisten der Kastelle in der Umgebung von Eschenz lokalisiert werden wie etwa Brigantium Bregenz und Arbor Felix Arbon In Constantia Konstanz gelang dies erst im Jahr 2003 In Tasgetium Stein am Rhein und Ad Fines Pfyn zeigten dagegen oberirdisch noch sichtbare Mauerreste an wo die einstigen Kastelle gestanden hatten In den Jahren 1931 bis 1935 fuhrte der erste thurgauische Kantonsarchaologe Karl Keller Tarnuzzer 1891 1973 unterstutzt durch Erzbischof Raymund Netzhammer 1862 1945 umfangreiche Grabungen auf der Insel Werd durch wo zahlreiche Uberreste von Pfahlbausiedlungen aus der Jungstein und Bronzezeit entdeckt wurden Bei diesen Untersuchungen kamen aber auch romische Funde zu Tage Die Kunsthistorikerin Hildegard Urner Astholz 1905 2001 die im Pfarrhof der Johanneskirche auf Burg lebte begleitete einige Notgrabungen und publizierte 1942 eine Zusammenfassung der Ergebnisse die fur lange Zeit die einzige Beschreibung des romischen Vicus blieb Ebenso wichtig waren die Feldbeobachtungen von Alfons Diener 1923 2006 der ab 1960 alle Bauvorhaben wie Leitungsgraben Baugruben und sonstige Bodeneingriffe uberwachte und dabei unzahlige Objekte bergen und so vor der Vernichtung oder dem Verschwinden bewahren konnte Mutwillige Beschadigungen wie das Ausreissen von romischen Bruckenpfahlen zu Beginn der 1970er Jahre setzten den Fundstellen zu Erst nach dem Jost Burgi als Kantonsarchaologe im Jahr 1973 eingesetzt worden war gelang es die wahrend der Bauprojekte zum Vorschein gekommenen Funde und Befunde besser zu dokumentieren und allmahlich wirksame Praventivmassnahmen fur die Erhaltung der antiken Uberreste zu erarbeiten Zwischen 1971 und 1987 unternahm die Kantonsarchaologie Schaffhausen umfangreiche Grabungen im ehemaligen spatromischen Kastell auf Burg 1983 wurde der Verein fur Dorfgeschichte gegrundet der in der umgebauten Liegenschaft Blauer Aff 1991 ein Museum einrichtete Dank der stark grundwasserfuhrenden Bodenschichten forderten die archaologischen Ausgrabungen in Unter Eschenz in den letzten 100 Jahren sehr gut guterhaltene Baustrukturen aus Holz sowie unter dem Luftsauerstoff Abschluss erhaltenes organisches Fundmaterial Leder Holz Samen und Fruchte ans Tageslicht Bauteile aus Holz gaben nicht nur Auskunft uber die damalige Zimmermannstechnik sondern auch Holzartenauswahl und Waldwirtschaft Dank der Dendrochronologie lassen sich die Gebaude oft sogar jahrgenau datieren Nach 2000 fokussierten sich Grabungsarbeiten auf die Region Eschenz Unter Eschenz Bei den Grabungskampagnen zwischen 2005 und 2006 wurde das Areal bei der 1738 abgebrochenen Vituskirche untersucht Unter den Grabern lagen wieder Schichten aus romischer Zeit zum grossen Teil in sehr feuchtem Boden An der Nordmauer des St Vitus Friedhofs hatten sich deshalb auch organische Materialien uber die Jahrhunderte wie zum Beispiel Bauholzer der Hauser und Bestandteile von Wegen oder Wasserkanalen aus den ersten zwei Jahrhunderten n Chr sehr gut erhalten Durch die Jahresringanalyse war ihre exakte Datierung moglich Andere Materialien wie Tierknochen und pflanzliche Speiseabfalle liessen Ruckschlusse auf die Ernahrungsgewohnheiten der Bewohner zu Neben unzahligen Keramikscherben konnten Gegenstande des taglichen Gebrauchs aus Leder und sogar Textilien geborgen werden Diese Feuchtbodenerhaltung macht Eschenz zu einer der wichtigsten Quellen nordlich der Alpen fur romische Alltagsgegenstande aus verganglichen Materialien 2009 fanden im Gewann Orkopf bei der Badi Eschenz Untersuchungen durch Taucher statt Um den Grundriss der Vicustherme wieder genau einmessen zu konnen aber auch um die bekannten Baustrukturen von Tasgetium zu erganzen fuhrte das Thurgauer Amt fur Archaologie im Herbst 2010 eine geophysikalische Prospektion auf der Dienerwiese durch 5 Entwicklung BearbeitenVorromische Zeit Bearbeiten Jungsteinzeitliche Bauten bezeugen eine sehr fruhe Besiedlung der Insel Werd und des nahen Seeufers Von dieser Zeit an war die Gegend kontinuierlich besiedelt Dementsprechend wurden zahlreiche bemerkenswerte Funde gemacht teilweise von uberregionaler Bedeutung Darunter befinden sich der beruhmte Goldbecher von Eschenz entstanden 2000 v Chr und eine galloromische Holzfigur 60 70 n Chr 6 7 Zeitenwende bis 2 Jahrhundert Bearbeiten Kurz vor der Zeitenwende stiessen die Romer mit ihren Truppen bis an den Untersee vor Im Zuge des Alpenfeldzugs des Augustus um das Jahr 15 v Chr wurde auch das von Kelten beherrschte Gebiet um den Lacus Brigantius Bodensee unterworfen und spater in die neu eingerichtete Provinz Raetia Ratien integriert Die naturliche Gegebenheit einer Flachwasserzone sowie die gunstige Lage der Werd Inseln eine kleine Inselgruppe am Ausfluss des Rheins aus dem Untersee veranlasste die Romer dort eine wichtige Nord Sud Verbindung uber den Rhein zu schlagen Diese wurde uber die grosse Heerstrasse zwischen Ad Fines Pfyn und Vitudurum Oberwinterthur erschlossen und diente zugleich dem Handelsverkehr Wie die zahlreichen fruhkaiserzeitlichen Funde annehmen lassen stand in Stein am Rhein vielleicht schon seit augusteischer Zeit ein Kastell Eine erste holzerne Jochbrucke wurde dort wohl zwischen 50 und 82 n Chr je nach Jahresringdatierung variiert die Angabe errichtet Damit war eine ganzjahrig benutzbare Nord Sud Verbindung etabliert die dem Handel einen grossen Aufschwung bescherte Beim sudlichen Bruckenkopf entstand ein vicus der wohl eine komplette romische Neugrundung war Schon einige Jahre vor Anbruch des 1 Jahrhunderts n Chr die bislang altesten aufgefundenen Bauholzer wurden zwischen 3 und 2 v Chr gefallt hob man dort grossflachig Entwasserungsgraben zur Trockenlegung des Untergrundes aus und es wurde eine erste Kiesstrasse entlang des Flussufers angelegt Bis zur Uberbauung der rechtwinklig zur Strasse angelegten Parzellen dauerte es etwa eine Generation danach durfte das Areal um die Brucke aber weitgehend belegt gewesen sein Tasgetium war als Brucken und Hafenort damals wohl die bedeutendste romische Zivilsiedlung im heutigen Thurgau da es uber die einzige Brucke in einem Umkreis von etwa 30 Kilometern verfugte und entwickelte sich deswegen bald zu einer florierenden Strassensiedlung mit zahlreichen Handwerksbetrieben und eigenem Markt 3 bis 4 Jahrhundert Bearbeiten Als die Grenztruppen aufgrund innerer Konflikte seit dem 3 Jahrhundert nicht mehr fur die Sicherheit garantieren konnten waren die Zivilisten durch wiederholte Einfalle plundernder Germanenstamme gezwungen ihre Siedlungen zu befestigen Aber auch weit im Hinterland wie in Pfyn Oberwinterthur oder Kloten mussten die Provinzbewohner ihre Siedlungen mit Mauern umwehren Die Wasserlinie von Rhein Bodensee Donau und Iller bildete schon immer eine naturliche Grenze Vom spaten 3 Jahrhundert an wurde diese zusatzlich nach Aufgabe des obergermanisch ratischen Limes mit neu errichteten Wachtturmen und Kastellen gesichert Donau Iller Rhein Limes Auch der Bau des spatantiken Kastells bei Stein am Rhein ist in diesem Kontext zu sehen Die Periode der raschen Herrscherwechsel und standig aufflammender Burgerkriege sog Reichskrise des 3 Jahrhunderts wurde unter Kaiser Diokletian vorerst beendet Dieser bemuhte sich danach wieder intensiv um die Sicherung und Verstarkung der Grenzen Seit 293 fuhrte er das Romische Reich in Doppelherrschaft mit Maximian Augusti unterstutzt von zwei Unterkaisern Caesares Ab der Mitte des 3 Jahrhunderts ging die Siedlungstatigkeit im Vicus stark zuruck oder brach wahrscheinlich sogar ganz ab Dieser markante Ruckgang von Aktivitaten ist sehr wahrscheinlich auf die Alamanneneinfalle in die gesamte Bodenseeregion zuruckzufuhren Wegen der Bedrohung durch die standigen Alamannenuberfalle wurde zwischen 293 und 305 n Chr auf dem linksrheinischen Burghugel im heutigen Ortsteil Vor der Brugg ein Militarlager errichtet Dies bezeugt die grossteils erhaltene Bauinschrift Die Festung war Bestandteil der Grenzlinie entlang des Oberrheins die im 4 nachchristlichen Jahrhundert zur Kontrolle des Reiseverkehrs und zur Abwehr germanischer Plunderer diente Fur den Bau des Kastells durfte der damals fur Gallien und die Rheingrenze zustandige Caesar Constantius I verantwortlich gewesen sein Nach seiner Fertigstellung verschob sich der zivile Siedlungsschwerpunkt etwas weiter nach Westen Die mittelkaiserzeitliche Siedlung wurde aufgelassen und im Schutz der Festung entstand ein neuer Vicus Spatestens seit ihrem Baubeginn war der alte Vicus schon weitgehend verlassen seine Gebaude nur noch unbenutzbare Ruinen Dies lassen Schutthorizonte aus eingesturzten Ziegeldachern annehmen 2016 zwischen Stadt und Kastell ausgegrabene Kalkbrennofen beweisen weiter dass fur die Kastellmauer vorrangig Steine aus dem Vicus verwendet oder zu Kalk gebrannt bzw zu Mortel verarbeitet wurden Bemerkenswert sind auch Nachweise unter anderem Munzfunde einer spateren Nutzung des Ruinengelandes im 4 Jahrhundert durch Altmetallsammler In einer der Ruinen fand sich in den obersten Fundschichten 9 kg Bleischrott der in einer grubenformigen Feuerstelle eingeschmolzen werden sollte Etwas unterhalb des Kastellhugels wurde auch eine neue Steinbrucke uber den Rhein geschlagen Sie wurde am Nordufer noch zusatzlich durch eine Bruckenkopfbefestigung gesichert und verband Tasgetium mit den Kastellen in Constantia Konstanz Arbor Felix Arbon und Brigantium Bregenz 5 bis 7 Jahrhundert Bearbeiten Kurz nach 400 wurde die Festung zwar nochmals erneuert und verstarkt doch vielleicht schon mit dem zeitweiligen Zusammenbruch der Rheingrenze in den Jahren 406 407 konnte das Kastell von seiner Besatzung geraumt worden sein Denkbar ware aber auch eine Nutzung bis in die Mitte des 5 Jahrhunderts das Abreissen der Munzreihe um 400 liesse sich auch dadurch erklaren dass die limitanei im 5 Jahrhundert oft in Naturalien statt mit Geld entlohnt wurden Wann sich die romische Grenzverteidigung am raetischen Teil des DIRL aufloste ist bislang nicht genau bekannt Spatestens im ausgehenden 5 Jahrhundert durften sich aber auch die letzten regularen Soldaten die wohl von der westromischen Regierung in Ravenna keinen Sold mehr erhielten abgesetzt und das Kastell der nun weitgehend schutzlosen Zivilbevolkerung uberlassen haben Fur die Kastelle an der Oberen Donau ist dieser Vorgang ausdrucklich bezeugt Schon bald danach ubernahmen Alamannen die Kontrolle uber die Region um Tasgetium und besetzten auch das Kastell Als Folge davon verstarkte sich der Zuzug von alamannischen Stammesverbanden ins Bodenseegebiet Einige wenige Grabfunde des 6 Jahrhunderts in Eschenz und Stein am Rhein zeugen von dieser Einwanderungsphase Bei den Ausgrabungen in der Ruine wurden auch die Reste eines ersten einfachen Kirchenbaus aus der Mitte des 6 Jahrhunderts beobachtet Innerhalb der Kastellruine wurde vor 600 n Chr offensichtlich eine Holzkirche errichtet Im fruhen 7 Jahrhundert entstand ein steinerner Sakralbau als Eigenkirche und monumentaler Grabbau einer alamannischen Adelsfamilie Ersterwahnung 799 die ihrer Lage wegen auf Burg genannt wurde 8 Kastell BearbeitenDurch die Inschrift die unter dem Fussboden der Johanneskirche gefunden wurde kann die Entstehung des Kastells in die Zeit Kaiser Diokletians und der Tetrarchie 293 bis 305 datiert werden Zusatzlich konnte sie noch durch eine in einem Holzbau gefundene Munze eingegrenzt werden die auf einen Baubeginn in den Jahren 300 301 hinweist Da an zahlreichen Gebauden im Inneren des Kastells nachtragliche Umbauten erkennbar waren stammte das Horreum aber wohl nicht aus diokletianischer Zeit Nach der Munzreihe zu schliessen wurde das Kastell mindestens bis Anfang des 5 Jahrhunderts von regularen romischen Soldaten limitanei belegt 9 Die Festungsanlage hatte einen rhomboiden leicht nach Sudosten verzogenen Grundriss mit Seitenlangen von etwa 88 91 Metern Der Grundriss der Fortifikation lasst sich anhand der 1900 und 1911 restaurierten Mauerfundamente neben der Johanneskirche noch gut erkennen Mit einer Flache von nur 7900 Quadratmetern war sie auch fur spatantike Verhaltnisse vergleichsweise klein An den Ecken befand sich je ein polygonaler Turm Einer dieser Turme war mit einem abgewinkelten Gang als Schlupfpforte ausgestattet An Ost und Westseite waren die Tore von je zwei Hufeisenturmen flankiert An der Sudseite standen vier Exemplare von denen zwei das 3 60 m breite Haupttor porta praetoria verstarkten An der Nordseite konnten keine Turme festgestellt werden Teile der Sud und Ostmauer stehen noch aufrecht Die Uberreste der sudlichen Aussenmauer bilden heute unter anderem die Begrenzung des Friedhofs und sind noch gut sichtbar und konserviert Der Nordwall der an einen steil zum Rhein abfallenden Abhang grenzte hatte nur eine geringe Mauerstarke 1 80 m und war damit der schwachste Teil der Befestigung offenbar erwartete man von dieser Seite keine Angriffe Die ubrigen Sektionen der Kastellmauer waren 2 80 m breit Das Kastell durfte an Sud Ost und Westseite zusatzlich durch ein Grabensystem mit vorgelagerter Palisade gesichert gewesen sein dessen genaue Position aber noch ungeklart ist 10 Das Kastell war an drei Seiten ausser zum Rheinufer hin durch einen Graben gesichert In ihm liessen sich an der Westseite eingeschlagene zugespitzte Eichenpfahle als Annaherungshindernisse nachweisen Das Holz dafur wurde im Winter 401 402 n Chr gefallt gemass Jahrringdatierung In dieser Zeit durfte die Festung also noch bemannt gewesen sein Innenbebauung Der Innenbereich war durch die beiden Lagerhauptstrassen der via praetoria und der via principalis in vier Teile gegliedert Erstere war mit Steinplatten gepflastert Von den ubrigen Bauten im Kastellinneren ist nur wenig bekannt da sie uberwiegend aus verganglichem Material bestanden Am Schnittpunkt beider Lagerhauptstrassen befand sich ein quadratischer Bau moglicherweise die ehemalige principia cum praetorio Stabsgebaude mit Unterkunft des Lagerkommandanten Im Westen mussen ausschliesslich kleinraumige Holz und Fachwerkbauten gestanden haben mit Flechtwerkwanden auf Schwellbalken Mortelboden und Herdstellen Nach einem Brand ersetzte man diese durch einfache Pfostenbauten An der Nordostecke kamen bei den Grabungen Mauerreste eines hallenartigen Gebaudes horreum zum Vorschein Von ihm hatte sich nur ein kleiner Teil einer 0 65 m breiten Langsmauer erhalten Sie verlief parallel zur Nordmauer des Kastells Es ware moglich dass es sich dabei um die Sudmauer des Gebaudes handelte und sie ahnlich wie im Kleinkastell Schaan die Kastellmauer den Nordabschluss bildete Die Distanz von ein wenig mehr als 10 m Breite ware durchaus denkbar An der Mauer wurden zwei steinerne Fortsatze beobachtet Markus Honeisen interpretierte den Mauerzug daher als Nordmauer des Gebaudes das innen mit Pfeilervorsatzen ausgestattet war In diesem Fall handelte es sich dabei nicht um Strebepfeiler sondern um Trager eines stark belasteten Zwischenbodens Diese Annahme wird dadurch unterstutzt dass die Pfeiler nicht in einem Stuck mit der Mauer entstanden waren sondern separat angefugt wurden Beim westlichen dieser Pfeiler handelte es sich um eine Sandsteinplatte beim ostlichen um einen Kalksteinblock Laut Honeisen ist die Konstruktion mit den horrea in Trier vergleichbar in denen auf den Fundamentvorlagen ebenfalls Standerkonstruktionen fur ein Zwischengeschoss angebracht waren Moglicherweise diente das Gebaude als Waffen oder Kleidermagazin Eine Verwendung als Getreidelager erscheint unwahrscheinlich da es mit einem Schwebeboden ausgestattet sein musste von den aber innerhalb der ergrabenen Flache keine Spuren beobachtet werden konnten Um eindeutige Schlusse ziehen zu konnen war von dem Gebaude aber zu wenig erhalten 11 Garnison BearbeitenWelche Einheiten der romischen Armee im Kastell stationiert waren ist mangels schriftlicher Quellen unbekannt Vermutlich handelte es sich um Angehorige der Limitanei Riparenses Grenz oder Uferwachter die unter dem Kommando eines Dux limites Dux Raetiae primae et secundae oder Dux provinciae Sequanicae standen Bruckenkopfkastell und Rheinbrucke BearbeitenUnter dem mittelalterlichen Kloster St Georgen im rechtsrheinischen Stein am Rhein stiess man 1986 auf machtige romische Mauerfundamente die zu einem viereckigen Grundriss von mindestens 38 Meter Seitenlange Westmauer erganzt werden konnen Sie gehorten zum spatantiken Bruckenkopfkastell das gleichzeitig mit dem Kastell Tasgetium zur Sicherung des Rheinubergangs angelegt worden war Im 18 Jahrhundert wurde von damals noch sichtbaren Resten einer Holzbrucke berichtet die von Unter Eschenz uber die Ostspitze der Insel Werd bis auf die gegenuberliegende Rheinseite nach Arach fuhrte Weitere Funde besonders eine hohe Anzahl an antiker Munzen liessen schon damals auf das Vorhandensein eines romischen Rheinubergangs schliessen Die Errichtung der ersten romischen Brucke konnte aufgrund von dendrochronologischen Untersuchungen an vor Ort aufgefundenen Holzpfahlen fur die Jahre 81 82 nachgewiesen werden Die Holzer stammten aber nicht nur von einer sondern von mehreren aufeinanderfolgenden Bruckenkonstruktionen Sie war also in romischer Zeit mehrfach repariert bzw erneuert worden Die oberste der drei Flussinseln diente als Widerlager und die Brucke verband so uber die ostliche Spitze der Insel Werd die beiden Rheinufer An dieser Stelle ist der Fluss zwar etwas breiter die Stromung ist dort aber weniger stark was insbesondere fur eine Schiffsbrucke von Vorteil ist Es handelte sich um eine 217 Meter lange Jochbrucke mit einem Jochabstand von 15 und einer Breite von 6 4 Metern Unter jedem Joch wurden zehn Stutzpfahle mit 30 bis 45 Zentimeter Durchmesser in die Flusssohle gerammt Der daran anschliessende Abschnitt zwischen der Insel Werd und Arach war 220 Meter lang Da auf einer Lange von 74 Metern keine Pfahlreste gefunden wurden wird angenommen dass dort nur eine Schiffsbrucke den Rhein uberspannte Um 250 n Chr wurden die Brucken uber den Rhein ein letztes Mal erneuert oder zumindest aufwandig saniert Eine Bruckenkopfbefestigung am Nordufer bei Arach sicherte den Ubergang Ende des 3 Jahrhunderts entstand im Schutze des spatantiken Kastells etwas weiter stromaufwarts eine neue vermutlich ganzlich aus Stein errichtete Brucke Sie konnte bisher archaologisch noch nicht nachgewiesen werden die Fundamente des Bruckenkopfes legen aber nahe dass sie etwas weiter ostlich der heutigen Rheinbrucke stand 12 Vicus BearbeitenBesonders die Ausgrabungen seit den 1970er Jahren lieferten genauere Angaben uber die Baustrukturen des vicus Tasgetium und das Alltagsleben seiner Bewohner Dennoch ist der Verlauf von Strassen und Wegen noch weitgehend unbekannt und auch sein Zentrum konnte noch nicht entdeckt werden Er war in Streifenhausparzellen eingeteilt und erstreckte sich von der Rheinbrucke von Osten nach Westen auf rund 600 m Lange bzw rund 200 m Breite entlang der Uferstrasse Vermutlich war er von einer germanisch keltisch romischen Mischbevolkerung bewohnt Bislang wurde nur ein Bruchteil der ehemaligen Siedlungsflache ausgegraben dank geophysikalischer Messungen sind Ausdehnung und Art der Bebauung aber rudimentar bekannt Gebaude Bearbeiten Beiderseits der Strasse entstanden ab dem 1 Jahrhundert n Chr erste Holz oder Fachwerkgebaude mit Wohn und Wirtschaftsraumen Streifenhauser die spatestens ab dem 2 Jahrhundert durch Gebaude aus Stein ersetzt wurden Vollstandig ausgegraben wurden erst zwei Gebaude darunter die schon im 19 Jahrhundert aufgedeckte Therme Die Gebaude entstanden nach und nach erst nach ungefahr einer Generation durfte das ausgewiesene Siedlungsareal um die Brucke weitgehend uberbaut gewesen sein Weitere Hauser wurden an der von der Brucke in Richtung Seerucken wegfuhrenden Strasse errichtet Insgesamt umfasste die Kleinstadt schliesslich gegen 150 uberbaute Parzellen Am nordwestlichen Siedlungsrand befand sich eine offentliche Therme Die Untersuchungen der vergangenen Jahre erbrachten nordlich des Decumanus auch das Vorhandensein einer massiven Mauer die als Uferstutzmauer gedeutet wurde Der Flusshafen ein Tempel oder andere offentliche Gebaude wurden bislang noch nicht entdeckt Damit die Mauern und Wande auf dem instabilen Baugrund nicht einsinken konnten stellte man die Fundamente auf Piloten und errichtete aufwendige Substruktionen Die fruhen Bewohner von Tasgetium lebten noch in anspruchslosen Fachwerkhausern aus Holz und Lehm Diese Gebaude waren zur Hauptstrasse hin ausgerichtet Entlang der Strasse liessen sie einen 1 5 4 m breiten Vorplatz bis zur Frontfassade frei der zumindest teilweise wie eine Veranda uberdacht war und wohl vorrangig zum Auslegen von feilgebotenen Waren diente Die Streifenhausparzellen waren meist im strassenseitigen Bereich uberbaut aber es entstanden im Verlauf der Siedlungszeit auch dahinter einzelne freistehende Gebaude Wegen des feuchten Baugrunds fanden sich unter diesen standardmassig Holzprugelroste und Isolationsschichten aus Holzabfallen oder Asten Die Hauser waren in der Regel mit einfachen Lehmboden ausgestattet Seltener sind gemortelte Bodenbelage die uber Steinsetzungen gegossen wurden Mehrfach sind auch durch Zwischenwande abgetrennte Raume nachgewiesen Die Wande fertigten man aus Holzschwellen mit eingenuteten Bohlen oder aus Flechtwerk Sie wurden anschliessend mit Lehm beworfen und verputzt Uber das Aufgehende oder Dachgeschosse dieser Gebaude ist wenig bekannt So fehlen Hinweise auf Fenster Treppenaufgange Kamine und ahnliches Funde von Schindelfragmenten aus Nadelholz bezeugen dass diese Hauser mehrheitlich mit Holzschindeldachern gedeckt waren Der Zugang zu den Hausern erfolgte von der Strasse her Hausturen haben sich in Eschenz nicht erhalten dafur aber mehrere ihrer Schlosser Das ausgeklugelte Schliesssystem mit eisernen Stiften wurde mit Hilfe eines Steckschlussels gesperrt so dass der Riegel horizontal verschoben und die Ture wieder geoffnet werden konnte Schmiedeessen teilweise mit halbierten Weinfassern ausgekleidete Werkgruben oder auch grosse Vorratsgruben lassen vermuten dass gegen die Strasse zu Werkstatten und Warenlager eingerichtet waren Herdstellen legte man oft in der Raummitte ebenerdig Lehmplatten auf einer Schicht aus Kieselsteinen oder auf Ziegelplatten aus Dank der hervorragenden Umweltbedingungen haben sich in Tasgetium sogar Fragmente des romerzeitlichen Mobiliars erhalten So fand man unter anderem einen dreibeinigen Hocker sowie geschnitzte Bestandteile von Tischen wie sie beispielsweise auch aus Pompeji und Herculaneum bekannt sind Diese Fachwerkhauser hatten aufgrund des feuchten Untergrunds ungefahr eine Lebensdauer von einer Generation Sie fielen aber auch mehrfach Branden zum Opfer und mussten in regelmassigen Intervallen erneuert werden Ab der Mitte des 2 Jahrhunderts erbaute man mehrere Hauser mit einem gemauerten Sockelfundament Steinmauern Diese Gebaude konnten dann auch das enorme Gewicht eines Ziegeldachs tragen und hatten eine viel langere Lebensdauer 13 Wasserversorgung Kanalisation Bearbeiten Dazwischen lag ein dichtes System von Wasserleitungen und Abwasserkanalen Die sich auf sumpfigen Gelande befindlichen Bauparzellen mussten mit einem aufwendigen Holzkanalsystem entwassert werden Mit diesen Drainagen wurden auch gleichzeitig die Fakalien aus den Latrinen entsorgt Frischwasser wurde uber Leitungen aus Holzrohren zugefuhrt und in sorgfaltig mit Holz verschalte Brunnenschachte geleitet Im hinteren Bereich mancher Hauserparzellen stiessen die Ausgraber auf ein wohldurchdachtes System von Frischwasserleitungen aus ausgehohlten Baumstammen Deichel Wasserbecken und Entwasserungskanalen Auch eine gewerbliche Nutzung ist dafur nicht auszuschliessen Bei einem fast 3 3 m grossen Brunnenbecken aus Holz ist angesichts der Grosse sowie sorgfaltigen Bauweise eine Verwendung als fur jedermann zuganglichen Brunnen anzunehmen Fur das Brunnenbecken sagte man mehrere der Bretter aus einer ca 240 Jahre alten Eiche heraus der um 182 n Chr gefallt wurde Die Wande verband man mit Nut und Feder aus Weisstannenholz Die am Boden in eine Nute eingelassenen und vernagelten Wande waren mit Falzen untereinander verbunden die Ecken waren zusatzlich noch mit Eisenbeschlagen verstarkt worden Die Frischwasserzufuhr erfolgte uber einen Brunnenstock als Ablauf diente ein Loch am Beckenboden Eine Latrine mit Sitzkasten und Wasserspulung kam 1991 beim Umbau der Liegenschaft Rebmann zum Vorschein Uber dem rechteckigen Kasten aus Eichenbohlen lag ursprunglich ein Sitzbrett mit ausgeschnittenem Loch Die Anlage konnte dendrochronologisch in die Zeit um 77 n Chr datiert werden 14 Therme Bearbeiten Die Hauptstrasse fuhrte direkt zur Rheinbrucke an der die offentlichen Bauten wie eine Therme und eine Latrine aus Eichenholz standen Die mehrphasige etwa 21 13 Meter grosse Badeanlage aus gemortelten Bruchsteinen besass drei Raume mit Fussbodenheizung Hypokaust und bemalte Wande Eine Inschrift berichtet dass sie von Caratus Flavius Adjectus Aurelius Celsus und Ciltus wieder instand gesetzt wurde balneum vetustat e Handwerkerviertel Bearbeiten Die feuergefahrlichen oder mit einer starken Geruchsbelastigung verbundenen Gewerbebetriebe waren am westlichen Rand der Siedlung konzentriert Hier befanden sich unter anderem Topfereien und metallverarbeitende Werkstatten Decumanus Bearbeiten An der Ausfallstrasse nach Suden lag ein Graberfeld Auf dem Areal der ehemaligen Vituskirche und ihrem Friedhof wurde ein Abschnitt der in west ostlicher Richtung verlaufenden Hauptstrasse des Vicus entdeckt Sie verlief am Rheinufer entlang und bestand aus einem Prugelrost mit einer funf Meter breiten Kiesauflage Beidseitige Strassengraben sorgten fur eine rasche Entwasserung der Fahrbahn Die Strasse wurde von einem Laubengang porticus begleitet dessen Gehweg mit feinem Sand bestreut war Sie wurde wohl bereits im ausgehenden 1 Jahrhundert v Chr angelegt Ihr Trasse konnte aber bereits in vorromischer Zeit genutzt worden sein Die Strasse wurde mit Sicherheit bis zur Auflassung der Siedlung im 3 Jahrhundert verwendet Die Wagenrader verursachten im kiesigen Belag tiefe Rillen sodass der Kiesbelag in regelmassigen Abstanden erneuert werden musste Dadurch entstand im Laufe der Zeit eine machtige Schichtfolge von der ein Ausschnitt im Museum fur Archaologie in Frauenfeld ausgestellt ist 15 Wirtschaft BearbeitenDer Vicus war vom 1 bis zum 3 Jahrhundert ein regional bedeutender Wirtschaftsstandort Handel und Gewerbe profitierten vom Anschluss an ein gut ausgebautes Strassennetz und von der Rheinbrucke Gleichzeitig lag Tasgetium direkt an einer wohl schon damals intensiv genutzten Wasserstrasse Zudem fanden sich im Rhein und Bodensee reiche Fischgrunde die dicht bewaldeten Hange des Seeruckens boten genugend Bau und Brennholz und die fruchtbaren flachgeneigten Hangterrassen waren gut geeignet fur Landwirtschaft Offenbar wurde fur die verkehrsgeografisch optimale Lage ein schwieriger Baugrund auf einem Schwemmdelta im Uferbereich gern in Kauf genommen Handwerklich hochwertige Guter wie farbige Glasschalen Terra Sigillata Geschirr aber auch Lebensmittel wie Wein Olivenol Granatapfel und sogar frische Austern wurden daher aus allen Provinzen des Romischen Reichs importiert und auf den Markten Tasgetiums zum Kauf angeboten Gewichte von Waagen Preisschilder und zahlreiche Munzen belegen dass der Handel bluhte Die meisten Hinterhofe der Wohnhauser wurden fur gewerbliche Einrichtungen und als Produktionsstatten genutzt wovon ein kleiner Topferofen besonders aber zahlreiche gewerbliche Abfalle sowie Gerate zeugen Durch Schlacken und Hammerschlag aus Eisen lassen sich so Schmieden nachweisen durch Gusstropfen aus Bronze und Blei Metallgiessereien durch Hornzapfen und Lederabfalle Gerbereien oder Schusterwerkstatten Dank der guten Erhaltungsbedingungen sind weiters holzverarbeitende Gewerbebetriebe fassbar einerseits durch charakteristische Werkzeuge wie Stechbeitel Bohrer oder Beilklingen andererseits durch Halbfabrikate und Abfalle Die vielen Reststucke wie abgedrehte Zapfen und halbfertige Produkte zeigen eine systematische Holzwahl fur die jeweiligen Objekte Zum Drechseln wurden beispielsweise Buchsbaum Esche Ahorn Nussbaum und Kernobstholz bevorzugt Schreibtafeln fertigte man bevorzugt aus Weisstanne und Fichte Erhaltene Wurzelstocke von Kernobst Schlehdorn Holunder Buche oder Weide lassen annehmen dass in den Hinterhofen auch Nutzgarten angelegt wurde und dass sich die Bevolkerung zumindest teilweise selbst versorgte An Handwerksbetrieben waren vor allem die Topfereien im Sudosten und Sudwesten der Siedlung von grosser Bedeutung Die bei ihrer Aufdeckung teilweise noch sehr gut erhaltenen Brennofen bestanden aus einer Feuer und einer Brennkammer das Brenngut wurde auf einer sog Lochtenne gestapelt Dank der Unmengen an aufgefundenen Keramikscherben weiss man ziemlich genau was damals dort produziert wurde einfache Schusseln Kruge und Becher Verziertes Auftragsgeschirr oder Glasgefasse wurden wie viele andere Produkte auch aus anderen Regionen des romischen Reichs in die Region importiert Anhand der Topferstempel sind auch die Namen einiger Keramikproduzenten bekannt geworden Germanus Attilius und Raeticus Ausgemusterte Stucke und Fertigprodukte aus Leder und Holz zeugen von der Anwesenheit eines Schusters und eines Drechslers Auch zahlreiche Knochen und Geweihreste lieferten detailreiche Erkenntnisse uber das Handwerk in Tasgetium Hornzapfenkonzentrationen weisen auf Gerbereien hin Gerate aus Knochen Geweih und typische Abfallstucke auf einen Beinschnitzer Schlacken und Eisenobjekte lassen auf eine Schmiede schliessen Amphorenbruchstucke und holzerne Weinfasser belegen auch den Import von Wein nach Tasgetium Auf den geborgenen Weisstannenbrettern der Fassfronten hatten sich zahlreiche Graffiti und Brandstempel der Weinproduzenten erhalten Auf ihnen waren unter anderem die Namen Gaius Antonius Spendius und Lucius Cassius Iucundus lesbar die moglicherweise in Gallien Italien oder in der naheren Umgebung Tasgetiums ihre Weinguter hatten Da die militarisch uberwachte Reichsgrenze zwischen dem spateren 1 und dem spateren 3 Jahrhundert weit nordlich des Rheins verlief musste man lange Zeit keine Plunderer furchten und verfugte zudem mit dem Dekumatland uber ein kaufkraftiges Hinterland Als der Rhein nach 260 wieder zur romischen Grenze wurde und die Gefahr durch barbarische Plunderer wuchs verschlechterten sich auch in Tasgetium die okonomischen Bedingungen Die archaologischen Funde belegen aber dass sich im Schutz des Kastells im 4 Jahrhundert durchaus ein bescheidener Wohlstand halten konnte vielleicht auch durch Handel mit den Alamannen auf dem anderen Ufer 16 Graberfeld BearbeitenDie Bestattungsplatze von Tasgetium lagen entlang von Wegverbindungen nach Pfyn und Oberwinterthur einer wurde im Zentrum von Eschenz aufgedeckt Rund 250 Meter sudwestlich des Kastells wurde 1974 ein Graberfeld entdeckt Von den bisher 47 freigelegten Bestattungen sind die alteren nach Nord Sud die jungeren vermutlich christlichen Bestattungen waren nach West Ost ausgerichtet Einfache Erdbestattungen dominierten in zwei Fallen lagen ummauerte Plattengraber vor daraus geborgene Eisennagel lassen auf einen Sarg schliessen Beigaben waren oft Gefasse der verschiedensten Art Den Angehorigen der lokalen Oberschicht legte man kostbare Lavez und Glasgefasse mit ins Grab wie etwa die so genannte Jagdschale und eine Henkelkanne mit Innenkannchen Vereinzelt wurden auch Tracht und Schmuckteile wie Haarnadeln Armringe Spiegel Kamme Fibeln Perlenketten und Gurtelschnallen gefunden Ob auf dem Graberfeld auch die Soldaten aus dem Kastell bestattet wurden ist unklar 1913 wurden im Bereich der heutigen Johanneskirche funf romerzeitliche Korper und drei Brandbestattungen entdeckt Denkmalschutz und Fundverbleib BearbeitenDas Kastellareal ist als eine geschichtliche Statte im Sinne des Schweizer Bundesgesetzes uber den Natur und Heimatschutz vom 1 Juli 1966 unter Bundesschutz gestellt Nicht genehmigte Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden stellen eine strafbare Handlung dar und werden nach Artikel 24 mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder einer Geldstrafe geahndet 17 Hinweise BearbeitenEine Auswahl von Fundobjekten sind im Museum Blauer Aff im Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen sowie im Museum fur Archaologie des Kantons Thurgau in Frauenfeld zu sehen Die einzelnen Fundstellen sind mit einem archaologischen Lehrpfad verbunden und beschrieben Tasgetium ist touristisch durch die Romerstrasse Neckar Alb Aare und den Bodensee Radweg erschlossen Siehe auch BearbeitenListe der Kastelle des Donau Iller Rhein LimesLiteratur BearbeitenSimone Benguerel u a Tasgetium I Das romische Eschenz Archaologie im Thurgau Band 17 Amt fur Archaologie des Kantons Thurgau Frauenfeld 2011 ISBN 978 3 905405 20 0 PDF Download Simone Benguerel u a Tasgetium II Die romischen Holzfunde Archaologie im Thurgau Band 18 Amt fur Archaologie des Kantons Thurgau Frauenfeld 2012 ISBN 978 3 905405 21 7 PDF Download Simone Benguerel u a Tasgetium III Romische Baubefunde Archaologie im Thurgau Band 19 Amt fur Archaologie des Kantons Thurgau Frauenfeld 2014 ISBN 978 3 905405 22 4 PDF Download Jakob Christinger Zur alteren Geschichte von Burg Stein und Eschenz In Thurgauer Beitrage zur vaterlandischen Geschichte 17 1877 S 4 20 Barbara Fatzer Fruhe Romer Siedlung in Tasgetium In CH Forschung 6 1998 S 4 f Bettina Hedinger Urs Leuzinger Tabula rasa Holzgegenstande aus den romischen Siedlungen Vitudurum und Tasgetium Frauenfeld Stuttgart Wien 2002 ISBN 3 7193 1282 8 Markus Honeisen Hrsg Fruhgeschichte der Region Stein am Rhein Archaologische Forschungen am Ausfluss des Untersees Schaffhauser Archaologie Band 1 Verlag der Schweizer Gesellschaft fur Ur und Fruhgeschichte Basel 1993 ISBN 3 908006 18 X Verena Jauch Eschenz Tasgetium Romische Abwasserkanale und Latrinen Archaologie im Thurgau Band 5 Departement fur Erziehung und Kultur des Kantons Thurgau Frauenfeld 1997 ISBN 3 905405 05 9 PDF Download Charles Morel Castell und Vicus Tascaetium in Ratien In Commentationes Mommensi Berlin 1876 S 151 158 Bernhard Schenk Die romischen Ausgrabungen bei Stein am Rhein In Antiqua 1883 S 67 71 73 76 Bernhard Schenk Die romischen Ausgrabungen bei Stein am Rhein In Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 13 1884 S 110 116 Elisabeth Ettlinger Die Kleinfunde aus dem spatromischen Kastell Schaan In Jahrbuch des Historischen Vereins fur das Furstentum Liechtenstein 59 1959 Digitalisat Jordis Fuchs Spatantike militarische horrea an Rhein und Donau Eine Untersuchung der romischen Militaranlagen in den Provinzen Maxima Sequanorum Raetia I Raetia II Noricum Ripense und Valeria Diplomarbeit Wien 2011 Hildegard Urner Astholz Der Ortsname Tasgetium und seine Entwicklung zu Eschenz In Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft fur Urgeschichte Annuaire de la Societe suisse de prehistoire Annuario della Societa svizzera di preistoria 1939 Friedrich Hertlein Peter Goessler Die Strassen und Wehranlagen des romischen Wurttemberg Die Romer in Wurttemberg Teil 2 Kohlhammer Stuttgart 1930 Hansjorg Schmid Hans Eberhardt Archaologie im Umland der Heuneburg Neue Ausgrabungen und Funde an der oberen Donau zwischen Mengen und Riedlingen Vortrage des 2 Ennetacher Arbeitsgespraches vom 18 Marz 1999 und Begleitheft zur Ausstellung im Heuneburgmuseum 21 Mai 31 Oktober 1999 Gesellschaft fur Vor und Fruhgeschichte in Wurttemberg und Hohenzollern Stuttgart 1999 ISBN 3 927714 38 0 Archaologische Informationen aus Baden Wurttemberg 40 S 101 Simone Benguerel Urs Leuzinger Kleinstadtische Siedlungen in Stadt Land Fluss Romer am Bodensee Katalog zur Ausstellung im Museum fur Archaologie Thurgau Frauenfeld 2017 2018 Amt fur Archaologie des Kantons Thurgau 2017 ISBN 978 3 9522941 7 8 ETH Zurich Der Goldbecher von Eschenz Zurich 1975 doi 10 5169 seals 166350Weblinks BearbeitenHansjorg Brem Tasgetium In Historisches Lexikon der Schweiz Infoblatt Rekonstruktion Kastell Brucke und Gegenkastell Mauerreste an der Sudostecke des Kastells Rekonstruktion der Zivilsiedlung Informationsvideo Romerstrasse Neckar Alb Aare Das romische Tasgetium auf YouTube Lage des Kastells auf Vici orgAnmerkungen Bearbeiten Hildegard Urner Astholz 1939 S 158 159 Gaius Iulius Caesar bellum Gallicum V 25 Elisabeth Ettlinger 1959 S 231 232 Benguerel Leuzinger 2017 S 50ff Friedrich Hertlein Peter Goessler 1930 S 172 177 Hansjorg Schmid Hans Eberhardt 1999 S 101 Benguerel Leuzinger 2017 S 50ff Archeologie Kanton Thurgau Gang durch die Geschichte von Eschenz Museum fur Archaologie Thurgau Benguerel Leuzinger 2017 S 50ff Jordis Fuchs 2011 S 79 Jordis Fuchs 2011 S 57 Jordis Fuchs 2011 S 57 und 78 Benguerel Leuzinger 2017 S 50ff Benguerel Leuzinger 2017 S 50ff Benguerel Leuzinger 2017 S 50ff Vernea Jauch 1997 S Benguerel Leuzinger 2017 S 50ff Benguerel Leuzinger 2017 S 50ff Schweizer Bundesgesetz uber Natur und Heimatschutz 1966 PDF 169 kB Kastelle des spatantiken Donau Iller Rhein Limes Provinz Raetia prima Kastell Eschenz Tasgetium Kastell Konstanz Constantia Kastell Pfyn Ad fines Kastell Arbon Arbor felix Kastelle von Bregenz Brigantium Kleinkastell Schaan Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tasgetium amp oldid 238144582