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Das Kloster St Georgen war eine Benediktinerabtei in Stein am Rhein im Kanton Schaffhausen Schweiz Schutzpatrone des Klosters waren der Heilige Georg und Cyrill von Gortyna Es handelt sich um eine der am besten erhaltenen mittelalterlichen Klosteranlagen der Schweiz Die Abtei war bedeutend fur die Entwicklung der Stadt Stein am Rhein Das Kloster ist ein wertvolles Bau und Kunstdenkmal aus dem Anfang des 11 Jahrhunderts Es wurde in romanischer Zeit gegrundet und in der Zeit vom 15 bis zum fruhen 16 Jahrhundert mehrfach umgebaut Das Kloster ist bereits in der Reformation aufgehoben worden Heute befindet sich in der ehemaligen Klosteranlage das Museum Kloster Sankt Georgen Kloster St Georgen in Stein am Rhein Inhaltsverzeichnis 1 Bedeutung 2 Geschichte 2 1 Mittelalter 2 2 Renaissance 2 3 Reformation 2 4 19 Jahrhundert 2 5 20 Jahrhundert 3 Stadtkirche Stein am Rhein Ehemalige Klosterkirche St Georg 4 Bilder 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBedeutung Bearbeiten nbsp Merian 1642 Ausschnitt mit St Georgen nbsp Tod und Lautenspielerin und Narr und Geigerin von Ambrosius Holbein Zusammenstellung der beiden Bilder die sich in derselben Fensterlaibung befinden und eine totentanzahnliche Szene darstellen Das Kloster St Georgen ist eine bestens erhaltene mittelalterliche Anlage mit kunstlerisch ausgestalteten Innenraumen Von besonderer Bedeutung ist der spatgotische Kreuzgang und der Festsaal mit einem Freskenzyklus aus der Zeit um 1515 Im Festsaal befinden sich in der Fensterlaibung an der Westseite zwei totentanzahnliche Szenen die von Ambrosius Holbein gemalt wurden Es handelt sich um Tod und Lautenspielerin und Narr und Geigerin Die beiden Bilder sind eingeordnet zwischen grossflachigen Wandgemalden die Zerstorung Karthagos und der Zurzacher Jahrmarkt Der Kunstler der diese beiden Gemalde schuf ist nicht bekannt die Zerstorung Karthagos ist mit den Initialen C A signiert Der letzte Abt des Klosters David von Winkelsheim veranlasste die Ausschmuckung des Festsaales mit Motiven aus der Religion und Geschichte Wahrscheinlich wegen des uberwiegend profanen Charakters der Bilder uberstanden diese den reformatorischen Bildersturm von 1525 unbeschadet 1 Der Festsaal ist somit eines der fruhesten Zeugnisse der Renaissance im Raum der Nordschweiz Die Kirche die Klausur der Kapitelsaal das Refektorium und das Dormitorium sowie die Pralatur als Wohnung der Abte bilden zusammen mit den Hofen und Wirtschaftsgebauden eine bauliche Einheit Geschichte BearbeitenMittelalter Bearbeiten nbsp Hadwig und Burkhard III als Grunder des Klosters 970Herzog Burchard III von Schwaben und seine Gemahlin Hadwig liessen um 970 neben ihrer Burg auf dem Hegauvulkan Hohentwiel ein Benediktinerkloster errichten An der Stiftung war auch Hadwigs Bruder Herzog Heinrich II von Bayern beteiligt Das Burgkloster war dem Heiligen Georg geweiht und verfugte uber eine angeschlossene Hofschule schola palatina 973 starb Burchard Etwa zu dieser Zeit berief Hadwig dann Ekkehard II aus der Abtei St Gallen auf den Hohentwiel um sich von ihm in Latein unterrichten zu lassen Hadwig konnte danach noch bis zu ihrem Tod 994 ihre Stellung behaupten Sie hatte aber keine Nachkommen Um 1000 gelangte das Kloster deshalb unter die Aufsicht des spateren Kaisers Heinrich II des Neffen und Erben Hadwigs Es wurde um 1005 auf Bitten der Monche vom Hohentwiel an die Strassen und Wasserkreuzung in Stein am Rhein verlegt Damit sollte dieser Verkehrsknotenpunkt abgesichert werden Das Kloster St Georgen unterstand lehnsrechtlich dem ebenfalls von Heinrich II gegrundeten Bistum Bamberg kirchlich gehorte es zur Diozese Konstanz In weltlichen Dingen wurde das Kloster von den sogenannten Kastvogten verwaltet Dies waren im 11 und 12 Jahrhundert die Vorfahren der Herzoge von Zahringen Seit 1146 liessen sie sich von den Freiherren von Klingen vertreten denen die Vogtei 1218 ganzlich zufiel Die Kirche weist zahlreiche Bauelemente aus dem 12 Jahrhundert auf Die Klostergebaude stammen hauptsachlich aus dem 13 bis 15 Jahrhundert Zwischen 1400 und 1480 wurde im Klausurtrakt der Kapitelsaal in seiner heutigen Form gebaut ausserdem wurde der Kreuzgang im Stil der Gotik gestaltet Renaissance Bearbeiten Das aufstrebende Burgertum konnte 1457 die Burg Hohenklingen und die Vogteirechte erwerben Der Konvent von St Georgen wurde bereits 1474 in das Burgerrecht der Stadt Zurich aufgenommen die ab 1498 auch die Kastvogtei in Anspruch nahm 1484 unterstellte sich die Stadt Stein am Rhein selbst ebenfalls ganz dem Schutz und der Oberhoheit Zurichs Der letzte Abt David von Winkelsheim 1499 1526 trat 1499 sein Amt an Er dehnte die Klosteranlage mit seinen privaten Wohnraumen zum Rhein hin aus Deren kunstvolle Ausstattung belegt die humanistisch gepragte Bildung des Abts Der Festsaal diente als Empfangsraum fur hohe Gaste Er zeigt einen um 1515 entstandenen Freskenzyklus der zu den fruhesten Zeugnissen der Renaissance nordlich der Alpen zahlt Reformation Bearbeiten Wahrend der Reformationszeit kam es zu einem Streit mit den Burgern von Stein am Rhein David von Winkelsheim sah sich deshalb veranlasst das Kloster am 5 Juli 1525 aufzuheben Der letzte Abt blieb dem alten Glauben treu und floh nach Radolfzell wo er schon im folgenden Jahr starb und in der Pfarrkirche begraben wurde Das Bauwerk unterstand nun der Stadt Zurich und wurde von deren Amtstragern bewohnt 1614 wurde der Amtmannssaal errichtet es folgten ausserdem Veranderungen im Bereich der Bibliothek und des Dormitoriums um reprasentative Raume fur den Zurcher Amtmann Hans Ulrich Stadler im Obergeschoss des sudlichen Klausurtrakts zu schaffen Ansonsten blieb der Bautenstand unverandert 19 Jahrhundert Bearbeiten Ab 1806 stand das Gebaude unter der Verwaltung von Schaffhausen Im 19 Jahrhundert war die bauliche Substanz des Klosters erstmals ernsthaft gefahrdet 1834 erwarb der Kaufmann Johannes Peter das Kloster Er schenkte es der Stadt Stein am Rhein als Schulgebaude mit der Auflage es nicht mehr zu verkaufen Fur die Stadt wurde das Kloster aber zu einer finanziellen Belastung Als 1852 das neue Schulhaus errichtet worden war vermietete sie deshalb einige Raume an eine Seidenstoff und Bandfabrik Im Festsaal wurde eine Seidenraupenzucht unterhalten und im Refektorium klapperten Maschinen Durch den industriellen Betrieb wurden die Decken und Wandgemalde und teilweise auch die Bodenbelage erheblich beschadigt Zeitweise wurde das Gebaude auch als Turnhalle und Ubungsplatz fur die Kadetten genutzt Als die Stadt infolge des Konkurses der Schweizerischen Nationalbahn erhebliche finanzielle Verluste erlitten hatte wurde das Klostergebaude als Fabrik oder zum Abbruch ausgeschrieben Die Klosteranlage erwarb dann am 27 April 1875 der protestantische Pfarrer Ferdinand Vetter 1811 1888 Dessen Sohn der Berner Ordinarius fur germanische Philologie Ferdinand Vetter 1847 1924 fuhrte Restaurierungen durch Er machte das Kloster zu einem kleinen Kulturzentrum wo sich geschichtsforschende Vereinigungen und Gelehrte trafen und stellte es 1891 unter den Schutz der Schweizerischen Eidgenossenschaft 20 Jahrhundert Bearbeiten Die Verkaufsverhandlungen mit dem eidgenossischen Departement des Innern setzten schon im Jahre 1889 ein Ein Grundstein zum schliesslichen Kaufabschluss war durch die Grundung der Gottfried Keller Stiftung mit einem Kapital von drei Millionen Franken 1890 gelegt worden Ferdinand Vetter war zur Ausarbeitung der Stiftungsurkunde beigezogen worden Im Hinblick auf sein Kloster fugte er die Bestimmung ein dass die Stiftung verpflichtet wird fur solche bestehende Kunstwerke deren offentliche Zweckbestimmung dem Lande bleibend zugesichert ist ihre Mittel aufzuwenden Aus dem Nachlass Ferdinand Vetters gelangte das Kloster St Georgen dann 1926 mit Hilfe des Kantons Schaffhausen und der Stadt Stein am Rhein in den Besitz der Gottfried Keller Stiftung 2 Ab 1927 erfolgte eine umfassende Restaurierung und Konservierung der Gebaude Nebenstehende Okonomiegebaude und Wohnhauser konnten dazugekauft werden und es erfolgte die Umgestaltung zum Museum Seit 1945 ist die vormalige Benediktinerabtei Eigentum der Schweizerischen Eidgenossenschaft 2018 waren der Ort und die Klosteranlage unter anderen einer der Drehorte fur den Kinofilm uber das Wirken des Reformators Zwingli Stadtkirche Stein am Rhein Ehemalige Klosterkirche St Georg BearbeitenAnfang des 12 Jahrhunderts begann man mit dem Bau der Klosterkirche deren romanischer Baubestand bis heute gut erhalten ist Nur der westliche Teil der Kirche war ursprunglich fur Laien vorgesehen vier Saulen mit funf Arkaden trennten das Mittelschiff von den Seitenschiffen der fur den Monchskonvent bestimmte Teil lag erhoht und war mit Mauern von Seitenschiffen getrennt Im 14 Jahrhundert entstand die Liebfrauenkapelle als Grablege fur die Burgherren der uber der Stadt thronenden Burg Hohenklingen Mit der Reformation wurde aus der Klosterkirche 1583 84 eine protestantische Stadtkirche Die Unterteilung in Laien und Klosterbezirk wurde aufgehoben Ursprunglich besass die Kirche zwei Eckturme beide wurden im 16 Jahrhundert baufallig Zudem schlug der Blitz in den Sudturm ein so dass man nur das Fundament des Nordturms zu einem spatgotischen Glockenturm 1596 1600 uberbaute Eine reiche Bemalung eine davon zeigt den Originalzustand der Kirche mit zwei Turmen und kunstlerische Holzfiguren zeichnen dieses Gotteshaus aus 1989 bis 1992 fand die letzte grosse Renovierung der Kirche statt 3 Bilder Bearbeiten nbsp Teilansicht des Klosters St Georgen nbsp Der Kreuzgang aus der Zeit der Gotik nbsp Der Kreuzgang nbsp Der Festsaal Fresken aus der Renaissance nbsp Raume des Abts in der PralaturLiteratur BearbeitenMaria Becker Matthias Frehner Das Kloster St Georgen zu Stein am Rhein Schweizerische Kunstfuhrer Nr 633 Hrsg Gesellschaft fur Schweizerische Kunstgeschichte GSK Bern 1998 ISBN 978 3 85782 633 7 Arnold Nuscheler Die Gotteshauser der Schweiz Orell Fussli Zurich 1867 S 29 ff Agnes Scherer Schworen wie einst Scipio Moralphilosophische Reflexion des Konzepts Eidgenossenschaft in einem fruhhumanistischen Wandbilderzyklus des Klosters St Georgen in Stein am Rhein In Zeitschrift fur schweizerische Archaologie und Kunstgeschichte 70 2013 Heft 1 S 5 40 Ferdinand Vetter Das S Georgen Kloster zu Stein am Rhein Ein Beitrag zur Geschichte und Kunstgeschichte In Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 13 Jg 1884 S 23 109 Digitalisat Heinrich Waldvogel Die Bauregesten des Klosters St Georgen in Stein am Rhein Verlag der Gottfried Keller Stiftung Winterthur 1973 Hans Georg Wehrens Der Totentanz im alemannischen Sprachraum Muos ich doch dran und weis nit wan Schnell amp Steiner Regensburg 2012 ISBN 978 3 7954 2563 0 S 94 f Heinrich Kuhnlein Das Klostermuseum zu Stein am Rhein In Die Gartenlaube Heft 39 1896 S 657 659 Volltext Wikisource uber das Klostermuseum Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kloster St Georgen Stein am Rhein Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website des Klosters Michel Guisolan Stein am Rhein Kloster In Historisches Lexikon der Schweiz Bestand Georgenamt Staatsarchiv SchaffhausenEinzelnachweise Bearbeiten Hans Georg Wehrens Der Totentanz im alemannischen Sprachraum Muos ich doch dran und weis nit wan Schnell amp Steiner Regensburg 2012 S 94 ISBN 978 3 7954 2563 0 Unter dem Titel Der Kampf ums Kloster schilderte der Sekretar der Gottfried Keller Stiftung H Meyer Rahn in seinem Bericht 1932 1945 eingehend den Ubergang des Klosters in offentlichen Besitz Informationsblatt in der Kirche47 658611111111 8 8597222222222 Koordinaten 47 39 31 N 8 51 35 O CH1903 706751 279629 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster St Georgen Stein am Rhein amp oldid 237339022