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Constantia ist der Sammelbegriff fur ein spatromisches Grenzkastell des Donau Iller Rhein Limes sowie fur eine hochkaiserzeitliche und spatantike Zivilsiedlung Sie befinden sich auf dem Stadtgebiet von Konstanz Landkreis Konstanz Bundesland Baden Wurttemberg in Deutschland Kastell KonstanzAlternativname Constantia ConfluentibusLimes Donau Iller Rhein Limes Strecke 3Abschnitt Raetia I Datierung Belegung diokletianisch vor um 300 n Chr bis vor um 402 n Chr Typ Flottenkastell Kastell III Einheit Numeri BarcariorumGrosse 80 Meter 150 MeterBauweise Steinkastell Kastell III Erhaltungszustand oberirdisch noch sichtbarOrt KonstanzGeographische Lage 47 39 48 1 N 9 10 33 5 O 47 66336 9 17598 Koordinaten 47 39 48 1 N 9 10 33 5 OhfVorhergehend Kastell Arbon Arbor Felix sudostlich Anschliessend Kastell Stein am Rhein Tasgetium nordwestlich Lage des Kastells am DIRL Rheinlinie Inschriftentafel aus der Mauritiusrotunde Rathaus Winterthur Munsterplatz in KonstanzBlick von der Altstadt auf die Konstanzer BuchtDie altesten Siedlungsspuren gehen bis in die jungere Steinzeit zuruck Aus dem 1 Jahrhundert v Chr ist die Existenz einer keltischen Siedlung bekannt vom 1 bis 3 Jahrhundert n Chr errichten die Romer auf dem heutigen Munsterhugel mehrere Kastelle zur Grenzverteidigung Konstanz lag im Schnittpunkt mehrerer Strassen nach Oberitalien Gallien und in den Osten des romischen Reiches und avancierte zu einem wichtigen Handelsplatz Dort verfugte auch die romische Bodenseeflotte uber einen Stutzpunkt Die Grabungen in den fruhen 2000er Jahren fuhrten schliesslich zur Entdeckung eines hier schon seit langem vermuteten spatromischen Grenzkastells des 4 Jahrhunderts n Chr Es belegte dass Konstanz nicht erst seit dem Mittelalter als Bischofssitz sondern offensichtlich schon in der Spatantike ein bedeutender Ort war Vergleichbare Kastelle standen im benachbarten Stein am Rhein und Arbon Schweiz Aus dem romischen Militarlager entwickelte sich im Fruhmittelalter die heutige Stadt die ihren antiken Namen der wahrscheinlich auf Kaiser Constantius I 293 bis 306 zuruckgeht bis heute beibehalten hat Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Name 3 Forschungsgeschichte 4 Entwicklung 4 1 1 vorchristliches bis 2 Jahrhundert n Chr 4 2 3 bis 4 Jahrhundert 4 3 5 und 6 Jahrhundert 4 4 Postromische Zeit 5 Kastelle 5 1 Kastell I 5 2 Kastell II 5 3 Kastell III 5 3 1 Therme 6 Garnison 7 Hafen 8 Zivilsiedlungen 9 Hinweis 10 Zeittafel 11 Literatur 12 Anmerkungen 13 WeblinksLage BearbeitenDas spatromische Kastell von Konstanz stand in verkehrsgunstiger Lage am Sudufer des Bodensees Lacus Constantinus im Mundungsbereich des Obersees in den Seerhein Aller Wahrscheinlichkeit nach uberwachte es eine Strassenbrucke uber den Seerhein und verfugte wohl auch uber einen Bruckenkopf auf dem rechten Ufer Uberragt wird es von einer rund funf bis sieben Meter uber dem Wasserspiegel aufragenden Moranenaufschuttung dem Munsterhugel der hochsten Erhebung im heutigen Konstanzer Stadtgebiet am Konstanzer Trichter wo der Rhein den Bodensee verlasst Das Voralpenland und die Gegend um die Rheinmundung liessen sich von hier aus gut uberblicken Anders als heute bildete dieser Hugel in der Antike eine schmale nur von Suden zugangliche Landzunge die von Wasserflachen und im Westen von Sumpfen umgeben war Erst im Zuge hochmittelalterlicher und neuzeitlicher Siedlungstatigkeit wuchs die bebaubare Flache durch Aufschuttungen weiter an Constantia war Teil des spatantiken Limes der Provinz Raetia Im Zuge der diokletianischen Reichsreformen 297 n Chr wurde es der neugebildeten Provinz Raetia prima zugeschlagen 1 Name BearbeitenRomische Siedlungsspuren finden sich schon seit dem 1 Jahrhundert in Konstanz Wie die Siedlung am Munsterhugel damals genannt wurde ist nicht bekannt In der Geographike Hyphegesis des Claudius Ptolemaeus um 160 n Chr wird aber eine Siedlung namens Drusomagus grosser Eichenwald erwahnt Ptolem Geogr 2 12 3 die eine Forschergruppe im Jahr 2010 als das heutige Konstanz identifiziert haben will Die Lokalisierung von Drusomagus ist allerdings noch umstritten ob sich der neue Ansatz durchsetzen wird bleibt abzuwarten 2 Die erste gesicherte schriftlich uberlieferte Erwahnung des Ortsnamens Constantia stammt aus der Zeit um 525 und findet sich im auf Latein verfassten Reisehandbuch des Ostgoten Anarid Er scheint vielleicht auch schon auf einer romischen Strassenkarte Tabula Peutingeriana des 4 5 Jahrhunderts auf und der Geograph von Ravenna erwahnt in seiner Cosmographia entstanden um 700 eine civitas Constantia In der ratischen Truppenliste der Notitia Dignitatum einer der wichtigsten Quellen fur das fruhe 5 Jahrhundert wird einer der beiden Stutzpunkte der romischen Bodenseeflottille allerdings als Confluentibus bezeichnet Aufgrund des Kontextes geht man aber davon aus dass damit nicht Koblenz sondern Konstanz gemeint ist Moglicherweise war Confluentes der fruhere Name der Siedlung bevor sie umbenannt wurde 3 nbsp Auf der Ruckseite dieses unter Kaiser Constantius I gepragten Argenteus werden die vier Tetrarchen in einer Opferszene dargestelltDie spatantike Festungsanlage scheint eine gewisse Bedeutung gehabt zu haben da sie offensichtlich nach einem der Kaiser der konstantinischen Dynastie benannt wurde Hierfur in Frage kommt am ehesten Constantius I der um das Jahr 300 einige Siege uber die Alamannen errungen und den Limes des Imperium Romanum an Rhein und Donau wieder stabilisiert hatte Um diese Zeit wurden am Rhein mehrere Kastelle angelegt darunter das benachbarte Kastell Eschenz Nach Ansicht anderer Forscher tragt Konstanz den Namen seines Enkels Kaiser Constantius II der 354 und 355 am Rhein und in der Raetia ebenfalls gegen die Alamannen vorging und sich deswegen vermutlich auch einige Zeit in Konstanz aufhielt Der Ort konnte aus diesem Anlass seither seinen Namen tragen Forschungsgeschichte BearbeitenIm Jahr 1414 bemerkte der italienische Humanist Leonardo Bruni wahrend seines Besuches des Konzils von Konstanz eine in der Mauritiusrotunde eingemauerte romische Inschriftentafel Anhand ihres Textes nahm man von Alters her an dass die Stadt Konstanz nach Constantius Chlorus dem Vater Kaiser Konstantins des Grossen benannt worden sei davor aber als Vitudura bekannt war Es handelte sich jedoch in Wahrheit um eine Bauinschrift 4 die von der Errichtung der Umwehrung von Vitudurum Oberwinterthur CH im Jahr 294 n Chr berichtet Der in zwei Teile zerbrochene Stein war im fruhen Mittelalter nach Konstanz verbracht und dabei so zusammengesetzt worden dass der darin genannte Imperator CON ST ANTIVS mehr in das Zentrum des Textes ruckte 5 Auch Bruni sass demselben Irrtum auf der die Konstanzer Burger veranlasste die Inschrift mit ihrer Stadt in Verbindung zu bringen und daher als vermeintliche Grundungsurkunde am Munsterplatz zu platzieren 6 Erste Bodenuntersuchungen wurden vom Apotheker Ludwig Leiner und dem Geschichtsstudenten Konrad Beyerle zwischen 1872 und 1898 durchgefuhrt Damals wurden auf dem Munsterplatz die Umfassungsmauern des Kastells aufgedeckt und spater wieder zugeschuttet Seit 1882 als Ludwig Leiner die romischen Bodenfunde nach seinen Beobachtungen zusammenfassend veroffentlichte stand die archaologische Erforschung des romischen und fruhmittelalterlichen Constantia unter keinen guten Stern Zwei wissenschaftliche Ausgrabungen wurden im Gelande um das Munster vorgenommen auf dem von Leiner die romische Besiedlung nachgewiesen worden war 7 Paul Revellio der Ausgraber des romischen Kastells Hufingen ubernahm im Jahre 1931 im Auftrag der Badischen Denkmalbehorde in Karlsruhe zeitweilig die Leitung einer von Alfons Beck begonnenen Untersuchung am sudlichen Munsterhugel Gerhard Bersu Direktor der Romisch Germanischen Kommission in Frankfurt legte 1957 auf dem nordlichen Munsterplatz zwei Grabungsschnitte an Aufgrund der Menge und des Charakters der spatromischen Straten an der sudlichen Kreuzgangmauer vermutete er dass sich in der Gegend des Munsterhugels ein spatromisches Kastell befunden haben muss Zwischen 1930 und 1960 nahm sich der Lehrer Alfons Beck der archaologischen Hinterlassenschaften der Stadt an In den 1960er Jahren stiess man bei kommunalen Grabungsarbeiten auf dem Munsterplatz wieder auf Spuren des romischen Kastells Anstatt jedoch eine archaologische Ausgrabung anzustreben wurden die Wasserleitungen um die Fundstelle herum gelegt Ab den 1970er Jahren fungierte Hans Stather als ehrenamtlicher Mitarbeiter des Landesdenkmalamtes Baden Wurttemberg 1974 1975 uberwachten Wolfgang Erdmann und Alfons Zettler im Zusammenhang mit der Renovierung der Krypta unter dem Konstanzer Munster im Auftrag des Landesdenkmalamtes Baden Wurttemberg archaologisch eine Baumassnahme am sudlichen Munsterhugel Hans Stather bezweifelte die Existenz eines Kastells und ging noch von der alternativen Moglichkeit eines ummauerten Vicus einer Kleinfestung oder eines Burgus zur Sicherung eines Hafens aus 8 Die archaologische Fachwelt nahm von Konstanz bis 1983 kaum Notiz In diesem Jahr wurde im Rahmen eines gross angelegten Stadtsanierungsprogrammes die archaologische Erforschung der Stadtgeschichte von Konstanz zu einem Schwerpunktprogramm des Landesdenkmalamtes Mit der wissenschaftlichen Leitung wurde Judith Oexle betreut Nach ihrem Weggang 1993 ging die wissenschaftliche Leitung der Grabungen auf Marianne Dumitrache uber ab 1999 an Ralph Rober Diese Untersuchungen erbrachten auch einige neue Erkenntnisse zur keltischen und romischen Epoche der Stadt ans Tageslicht 9 Die Reste der spatromischen Festungsanlage aus dem 4 Jahrhundert wurden dann von 2003 bis 2004 am Munsterplatz ergraben Seither besteht an der Existenz der spatantiken Festung kein Zweifel mehr In diesem Jahr nahmen die Plane der Stadtverwaltung den nordlichen Munsterplatz vollig neu zu gestalten konkrete Formen an Die Bodeneingriffe auf einer Flache von rund 6000 m in einer hochinteressanten archaologischen Zone machten eine grossangelegte Ausgrabung moglich die wissenschaftlich vom Landesdenkmalamt Baden Wurttemberg begleitet wurden Die Grabungen wurden auch mit Hilfe modernster EDV Technik durchgefuhrt und waren Ende Dezember 2004 im Wesentlichen abgeschlossen Sie erbrachte unter anderem wichtige Ergebnisse zur romischen Stadtgeschichte von Konstanz Nach umfangreichen Ausgrabungen wurden die Mauerreste des spatantiken Turmfundaments Graben und ein Brunnen archaologisch untersucht und entsprechend konserviert Insgesamt konnten an die 400 000 Kleinfunde geborgen werden meist Keramikfragmente Spektakular waren die Entdeckung und Bestatigung des uberdies unerwartet grossen spatromischen Kastells und die Erhaltung der Baubefunde seiner in kleinen Teilen aufgedeckten Umwehrung und Innenbebauung Aufschlussreich waren auch die Erkenntnisse uber die fruhe romische Militaranlage und das bereits vor der Grabung bekannte Graberfeld auf dem Munsterhugel 2005 bis 2007 wurden die ersten Ergebnisse der Grabungen im Rahmen einer Wanderausstellung Im Schutze machtiger Mauern Spatromische Kastelle im Bodenseeraum einer breiteren Offentlichkeit vorgestellt Ein Teil der in die spatromische Zeit weisenden Kleinfunde die Radchensigillata ist bereits von Wolfgang Hubener bearbeitet worden Sie stammt aus Lavoye und ist in der Zeit von etwa 330 360 n Chr hergestellt worden Die spate Art der Terra sigillata weist auf romische militarische Prasenz auf dem Konstanzer Munsterhugel in diesem Zeitraum hin 10 Entwicklung Bearbeiten1 vorchristliches bis 2 Jahrhundert n Chr Bearbeiten Um 58 v Chr erkannten auch die Romer die gunstige Lage der schmalen Landzunge am sudlichen Bodenseeufer Ihre Armee legte dort wohl eine Abzweigung der grossen Heerstrasse von Ad Fines Pfyn nach Arbor Felix oder Arbona Arbon gegen Konstanz und uber den Rhein an Diesen Ubergang schutzten sie durch ein kleines Kastell das sie uber einer zerstorten keltischen Siedlung errichteten Es diente womoglich als Flottenstutzpunkt am Bodensee So ist ab 15 v Chr eine eigene romische Flottille auf dem Bodensee uberliefert Ausschliesslich strategische Grunde konnen es jedenfalls nicht gewesen sein die zur Errichtung dieses Stutzpunktes fuhrten Auch gute klimatische Bedingungen und die sehr fruchtbaren Boden der Region durften hierbei eine Rolle gespielt haben Am Munsterhugel etablierte sich bald eine kleine Siedlung Vicus ihre Grundung durfte um 20 n Chr in der Regierungszeit des Tiberius erfolgt sein Die Befunde der Grabungen auf dem nordlichen Munsterplatz darunter das Randfragment einer in diese Zeit datierende Terra Sigillata Tasse aus der Johanneskirche lasst vermuten dass der Munsterhugel schon seit der Fruhphase der romischen Okkupation des Voralpenlandes eine militarische Rolle gespielt hat Die romischen Truppen wurden aber vielleicht schon unter Kaiser Claudius wieder abgezogen 3 bis 4 Jahrhundert Bearbeiten Im Verlauf des 3 Jahrhunderts vollzogen sich im Romischen Reich gravierende Veranderungen die auch das Militar betrafen Aufgrund des verstarkten Drucks dem sich Rom im Norden und Osten vgl Sassaniden ausgesetzt sah und vor dem Hintergrund innerer Wirren wurde die Grenzsicherung reformiert Viele der alteren limites die nicht fur die Abwehr grosserer Attacken gedacht waren sondern der Uberwachung des Grenzverkehrs in Friedenszeiten dienten wurden aufgegeben und man zog sich an leichter zu verteidigende Grenzen bevorzugt Flusse zuruck Durch Alamanneneinfalle im Jahr 213 233 und 259 sowie durch einen Burgerkrieg im Jahr 260 wurde die romische Herrschaft im Dekumatland erschuttert Infolgedessen verlegten die Romer den Obergermanisch Raetischen Limes ab 260 n Chr an die Ufer der Donau Iller und Rhein zuruck Der neu geschaffene Donau Iller Rhein Limes der aus einer Kette von Kastellen bestand sollte die neue Nordgrenze besser gegen Plunderer schutzen und weniger Truppen binden Im 3 und fruhen 4 nachchristlichen Jahrhundert wurden auf dem Munsterhugel nacheinander mehrere Verteidigungsanlagen erbaut Die Verstorbenen des Kastells wurden wohl in einem Graberfeld entlang der Wessenberg und der Hussenstrasse bestattet Da das unweit von Konstanz beim heutigen Stein am Rhein gelegene Kastell Tasgetium durch eine Bauinschrift auf die Zeit zwischen 293 und 305 datierbar ist spricht vieles dafur dass auch das Lager von Constantia um diese Zeit errichtet wurde Zum mutmasslichen Grundungsdatum des Kastells passt eine bei der Grabung auf dem Munsterplatz geborgene Zwiebelknopffibel wie sie in der Zeit zwischen 290 und 320 n Chr in Gebrauch war Offenbar expandierte unter dem Schutz der Festung auch wieder eine grossere Zivilsiedlung Die letzte Bauphase der spatantiken Festung Constantia war wohl Bestandteil des Bauprogramms unter Kaiser Constantius II der um 350 den Limesabschnitt am Bodensee und Rhein gegen germanische Eindringlinge weiter verstarkte Sie diente zur Grenzuberwachung sowie zum Schutz des Rheintals und Bodenseeraums gegen plundernde Alamannen in deren Gebiet auch einige Hohensiedlungen lagen Constantia diente primar der Kontrolle des Rheinubergangs 11 Vermutlich hielt sich 378 noch einmal ein romischer Kaiser Gratian in Constantia auf als er uber die Strasse am Sudufer des Bodensees nach Osten zog um dem Regenten des Ostens Valens im Kampf gegen die Greutungen beizustehen Nach Ausweis der Munzfunde hat Constantia bis mindestens Ende des 4 Jahrhunderts n Chr dem romischen Militar als Grenzfeste und Flottenstutzpunkt gedient wahrscheinlich wurde das Kastell aber erst im spaten 5 Jahrhundert aufgegeben als sich das Westromische Reich aufloste 5 und 6 Jahrhundert Bearbeiten Der Abzug eines Teils der romischen Grenztruppen der ab 402 n Chr auf Befehl des westromischen Regenten Stilicho einsetzte bedeutete noch nicht die vollkommene Raumung ihrer Festungen Alle Kastelle im Bodenseeraum blieben noch bis Mitte des 5 Jahrhunderts von der regularen Armee besetzt Dann loste sich die romische Herrschaft in dieser Region aber rasch auf Die ehemaligen Militarlager mitsamt ihrer gut ausgebauten Infrastruktur wurden dennoch weiter benutzt sie boten der Zivilbevolkerung in unruhigen Zeiten noch ein gewisses Mass an Schutz und Sicherheit Die bislang letzten bekannt gewordenen antiken Munzen in Konstanz wurden um das Jahr 408 n Chr unter Kaiser Arcadius geschlagen Nur einzelne Funde und Graber zeugen von einer Weiterbesiedlung uber das Ende der romischen Besatzung hinaus Schon bald entstanden innerhalb der Kastellmauern die ersten christlichen Kirchen wie z B in Arbon noch in romischer Zeit Stein am Rhein Pfyn und Oberwinterthur Auch ein Vorgangerbau des Konstanzer Munsters scheint innerhalb des Kastells errichtet worden zu sein So konnen diese Militaranlagen durchaus als Keimzellen der mittelalterlichen Bodensee Kultur angesehen werden Nach der Auflosung des Westromischen Reiches gelangte die Provinz Raetia prima und damit auch Konstanz unter die Herrschaft des neuen Machthabers in Italien Odoaker Nach dessen Tod 493 fiel sie an das Ostgotenreich und wurde noch bis 536 von Ravenna aus regiert 537 musste der ostgotische Konig Witiges die Provinz an den Frankenkonig Theudebert I abtreten als Kompensation fur dessen Unterstutzung im Krieg gegen das Ostromische Reich Gotenkrieg 535 554 Damit wurde auch die Region um Konstanz Teil des aufstrebenden Reichs der Merowinger 12 Postromische Zeit Bearbeiten Der Kern der vom Geographen von Ravenna erwahnte Civitas Constantia war wohl das spatromische Kastell Seine Mauern schutzten auch die erste dort errichtete Bischofskirche Ein Handelsposten lag etwas nordlich davon wie diverse Bodenfunde gezeigt haben Vermutlich um 590 verlegte der Bischof Maximus einer Inschrift zufolge seinen Amtssitz aus dem wegen der Volkerwanderung zu unsicher gewordenen Vindonissa Windisch in das etwas besser zu verteidigende Konstanz Aber auch ein anderer Amtsinhaber Cromatius wurde zuerst als Bischof von Windisch und etwas spater als Bischof von Konstanz bezeichnet Bischofsresidenzen wurden damals bevorzugt in volkreichen Stadten oder in bereits bestehenden grosseren und bedeutenden Siedlungen errichtet Der Munsterhugel und die vom Suden auf das Kastell zulaufende Strasse gaben den Rahmen fur die fruhmittelalterliche Siedlung vor Wohl um diese Zeit wurde innerhalb teils auch auf den Fundamenten der spatantiken Festung der Vorgangerbau des heutigen Munsters errichtet Einige Vermutungen wie lange die Umwehrung des Kastells bestanden hat liessen sich aus den letzten Ausgrabungen gewinnen Uber den spatantiken Befunden wurde bei der Grabung ein ausgedehntes Graberfeld beobachtet Es durfte schon kurz nach der Grundung des Bistums angelegt worden sein In Schriftquellen wird es 1230 erstmals erwahnt Hier wurden Angehorige der niederen Geistlichkeit bestattet sowie die Bediensteten des Bischofs und des Domkapitels nebst ihren Angehorigen Zwei Fragmente der aufgehenden Kastellmauer die bei ihrem Abriss abgesturzt und nicht mehr entfernt worden waren fanden sich nicht auf dem spatantiken Bodenniveau sondern auf dem fruhmittelalterlichen Graberfeldhorizont Offenbar wurde die Kastellruine an dieser Stelle erst beseitigt als der Friedhof bereits bestand Mit der Planierung des Friedhofs wurde das Gelande fur die Vergrosserung des Munsters vorbereitet eine Massnahme die u a auch zum Abbruch weiterer Teile der antiken Befestigung fuhrte Sie durfte wohl wie so oft bei antiken Wehranlagen als Steinbruch fur den Kirchenausbau gedient haben Von dieser Kirche ist nur noch ihre Krypta erhalten die auf das spate 8 oder 1 Halfte des 9 Jahrhunderts datiert werden konnte Daraus kann aber nicht gefolgert werden dass schon samtliche Mauern des Kastells zu dieser Zeit beseitigt wurden Auf der Parzelle Gerichtsgasse 12 fand sich im nordlichen Vorfeld der spatantiken Festung eine sich nach Norden ziehende mittelalterliche Wehrmauer die nicht naher datiert werden konnte Ihre Errichtung konnte mit Bischof Salomon III 890 916 n Chr in Verbindung gebracht werden Die Anlage dieser Befestigung hatte aber nur Sinn gemacht wenn die Mauer an der Nordfront des ehemaligen romischen Kastells nicht mehr bestand oder in dieser Zeit abgerissen wurde 926 belagerten magyarische Reiter Konstanz und plunderten die Kloster St Gallen Rheinau und Sackingen bevor sie von einem aus dem Frickgau stammenden Hirminger und seinem Gefolge auf dem knapp 10 km vom Mohlin Burkli entfernten Sisslerfeld Eiken AG Munchwilen AG vernichtend geschlagen wurden Einzelne Mauern des Kastells konnten teilweise noch bis ins 9 Jahrhundert verwendet worden sein und wurden wohl danach im Zuge des Ausbaues der mittelalterlichen Stadt fast zur Ganze abgetragen Spatestens in der Amtszeit des Konrad von Konstanz zwischen 934 und 975 n Chr durften in Konstanz keine antiken Baureste mehr vorhanden gewesen sein Dieser Bischof gab neben dem Munster eine Kapelle in Auftrag die dem Heiligen Mauritius geweiht war In eine Seitennische liess Konrad eine antike Inschrift einmauern die er aus dem nahegelegenen Winterthur herbeischaffen liess Ursprunglich die Bauinschrift des einst dort gelegenen Kastell Vitudurum sollte sie durch den Schriftzug Constantius den Betrachter auf das ehrwurdige Alter der nach ihm benannten Stadt hinweisen 13 Kastelle Bearbeiten nbsp Befundskizze 1983 2003 nbsp Spatantikes Turmfundament an der Westmauer des Kastells Grabungszustand im Jahr 2004 Ansicht aus NW Munsterplatz nbsp Glaspyramide uber den archaologischen Ausgrabungen Munsterplatz Als Keimzelle der Siedlung auf dem Munsterhugel wird ein mehrphasiges Holz Erde Kastell vermutet dass an dessen Sud West und Nordseite mindestens uber zwei zu unterschiedlichen Zeiten angelegte Wehrgraben verfugte Fur die jungere dieser Anlagen wird eine Datierung in die 2 Halfte des 3 Jahrhunderts angenommen Fur Kastell I und II liegen keinerlei Hinweise auf die Bauweise der Wehrmauer oder gar der Innenbauten vor Die fruhen Kastelle sind nur an Verfarbungen in der Erde erkennbar Zumindest konnen dort Steingebaude ausgeschlossen werden so dass sie nur kurze Zeit mit regularen Soldaten belegt gewesen sein konnen Ahnliche Befunde im spatromischen Kastell von Vemania Isny lassen vermuten dass die erste dieser Wehranlagen schon unter Kaiser Probus 276 282 n Chr errichtet wurde Er wird auf einer Ehreninschrift aus Augsburg als Erneuerer der Provinzen und der offentlichen Bauten gewurdigt Entgegen der derzeit noch weit verbreiteten Fachmeinung durfte bereits vor der Herrschaft des Diokletian 284 305 n Chr versucht worden sein die neue Grenze an Rhein und Bodensee zu sichern Die Spatantike hat in Konstanz eine machtige Mauer und einen oktogonalen Festungsturm hinterlassen An der Grabungsstelle im unterirdischen Museum bei Mauer und Turm werden die Ergebnisse der Ausgrabungen erklart 14 Kastell I Bearbeiten Die Reste des ersten im Grundriss rechteckigen romischen Lagers fur ca 300 Soldaten wurden im Norden des Munsterplatzes aufgedeckt Von dort aus konnte der Steilabfall zum Rhein uberblickt werden Stratigrafisch gesehen zahlten diese Befunde zur ersten romischen Siedlungsperiode und storten die Schuttschicht der Spatlatenezeitlichen Siedlung Es handelte sich dabei um einen kleinen Ausschnitt des Nordtores Der das Kastell umgebende Wehrgraben konnte nur im Bereich des Grabenkopfes freigelegt werden Er besass hier noch eine Breite von rund 1 5 Meter und eine Tiefe von 0 7 Meter Er schloss annahernd trapezformig zu einem mindestens 7 Meter langen Erddamm hin ab der den Zugang zum Lager ermoglichte Die beiden Flankenturme waren in der fur fruhkaiserzeitliche Anlagen typischen Holzbauweise errichtet worden Beobachtet werden konnten vier in einer Reihe angeordnete runde Pfostengruben Durchmesser 0 9 Meter in deren Fullungen sich noch deutlich die Abdrucke der rechteckig zugehauenen 30 30 cm messenden Pfosten abzeichneten Sie stutzten einst den westlichen Torturm der an seiner Ruckseite ca 6 Meter ins Lagerinnere zurucksprang Die Torturme deren Grundrisse nur mehr durch ihre Pfostengruben erfasst werden konnten stammen aus augusteischer Zeit 15 v Chr 14 n Chr 15 Kastell II Bearbeiten Weitere Grabungen am Munsterhugel ergaben genauere Aufschlusse uber die beiden nachfolgenden Wehranlagen des 3 Jahrhunderts n Chr die schon langer bekannt waren Erkannt werden konnte dabei zunachst der Verlauf der Nordmauer des Lager II Es hatte einen schiefwinkligen nach NW verzogenen Grundriss und bedeckte eine Flache von rund 1 2 ha Der nur in einem kurzen Abschnitt am unteren Bereich erfasste V formige Wehrgraben wies eine Breite von 2 8 Meter auf und war noch 1 2 Meter tief erhalten Seine ursprunglichen Dimensionen konnten 1995 bei baubegleitenden Massnahmen im Zuge von Kanalisationsarbeiten beobachtet werden Der Graben wurde an der Sudfront des Kastells in der Wessenbergstrasse angeschnitten Hier war noch das ursprungliche Laufniveau 8 Meter breit und 3 5 Meter tief erhalten Das aus seiner Fullung geborgene Fundmaterial stammte aus der Zeit nach 260 n Chr 16 Kastell III Bearbeiten Auffallend ist die grosse Ahnlichkeit dieses Kastells mit der benachbarten Festung in Stein am Rhein das laut seiner Bauinschrift unter Kaiser Diokletian um 294 errichtet worden war Seine Wehrturme gleichen im Grundriss und den Abmessungen frappant dem Konstanzer Exemplar Man vermutet dass beide Kastelle ein gemeinsamen Bauplan zugrunde liegen Fur die benachbarten spatromischen Kastelle in Pfyn und Arbon wird ebenfalls ein Grundungsdatum um 300 n Chr Das spatantike Kastell bedeckte eine Flache zwischen 0 7 und 1 0 ha und war nach NNW SSO ausgerichtet Entgegen den bisherigen Vermutungen es habe den gesamten Munsterhugel umfasst erstreckte es sich von dessen Kuppe nordwarts bis in den Stadtteil Niederburg Seine wahren Ausmasse betrugen etwa 150 Meter in Nord Sud Richtung und 80 Meter in West Ost Richtung Die Topografie des Munsterhugels liess nicht den klassischen rechtwinkligen Grundriss zu der bei spatantiken Kastellen auch eher selten anzutreffen war Dies entspricht der Grosse der benachbarten spatantiken Festungen in Tasgetium Stein am Rhein 0 8 ha Arbor Felix Arbon 0 85 ha und Ad Fines Pfyn 1 5 ha Beidseitig der Hussenstrasse in deren Verlauf der antike Zugang zum Kastell vermutet wird und unter dem Stephansplatz konnten die zum Kastell gehorige Bestattungsplatze nachgewiesen worden 17 Auch wenn die Ausdehnung der Festung noch nicht durch Grabungen erschlossen werden konnte gibt es hierfur doch einige Anhaltspunkte Nach Suden erstreckte es sich wohl nicht uber das Munster hinaus wie eine 1989 durchgefuhrte Untersuchung am sudlichen Teil des Munsterplatzes bestatigte Dort stiess man aber auf keine Reste der massiven Wehrmauer wie dies auch im Norden des Munsterplatz 2003 2004 in Bezug auf die Ostfront des Kastells der Fall war Die Grabungsflache erstreckte sich bis zur Christuskirche die im Osten den Platz begrenzt Die Kastellmauer hatte hier zwischen der Grabungsgrenze und der 5 bis 10 Meter ostlich davon verlaufenden antiken Seeufers stehen sollen Nordlich der Johanneskirche wurden in der Bruckengasse zwischen 1983 und 1984 weitere spatantike Mauerreste entdeckt Nach Art der Bausubstanz und ihrer Ausrichtung fugten sie sich nahtlos in die 2003 aufgedeckten Reste des Kastells ein In der von Ost nach West verlaufende Inselgasse fehlen bislang jegliche Anzeichen einer spatromischen Besiedlung Zusammengefasst endete das Kastell im Suden am Munster weitere Mauerreste davon fand man in der Bruckengasse 5 7 nach Westen reichte es wohl bis zur St Johann Gasse im Norden markiert dann die Bruckengasse Ecke Inselgasse die Ausdehnung der spatromischen Festung Die Mauern erstreckten sich moglicherweise sogar bis zum damaligen Bodenseeufer und schutzten einen Hafen siehe Abschnitt Hafen 18 Bei der Grabung am Munsterplatz konnte die Westmauer auf einer Lange von rund 27 Meter freigelegt werden Die im Aufgehenden noch 0 8 Meter hoch erhaltene in Zweischalentechnik errichtete Kastellmauer wies hier eine Breite von 2 20 Meter auf Aussen und innen war sie mit Tuffsteinen verblendet an denen noch die Reste eines weissen Verputzes zu erkennen waren und noch ca 80 cm hoch erhalten Sie ruhte auf einem tiefreichenden etwas breiteren Fundament aus vermortelten Bodenseegerollen Verstarkt wurde die Umwehrung zumindest im freigelegten Abschnitt durch einen aus funf Seiten des Achtecks gebildeter 7 Meter breiten und einem im Durchmesser rund 6 Meter grossen Wehrturm der typisch fur spatantike Kastelle weit aus der Mauerflucht vorkragte Sein 1 2 Meter starkes Mauerwerk war ebenfalls an beiden Seiten mit Tuffstein verblendet Das Aufgehende war noch bis zu einer Hohe von 1 40 Meter erhalten Ursprunglich erreichte er wohl eine Hohe von 13 Meter Betreten werden konnte er durch eine ebenerdig gelegene Tur an seiner Ruckseite An der Aussenfront schloss es mit einem Sockel zu einem massiven rechteckigen Fundamentplattform hin ab Diese besonders starke Fundamentierung des Turms war notwendig da er uber einer naturlichen im Laufe der vorhergehenden romischen Siedlungsperiode aufgeschuttete Rinne stand deren Fullschichten aber keinen ausreichend festen Grund boten Trotz dieser Massnahme bildeten sich im Estrichboden des Turmes der ebenerdig durch eine 1 20 Meter breite Tur vom Kastellinneren her zu betreten war Setzungsrisse 19 Therme Bearbeiten Von den Innenbauten der spatantiken Festung konnte bislang nur das in Stein errichtete Badegebaude ausgegraben werden Dessen Grundriss wurde in grossen Teilen dokumentiert Im Gegensatz zum Kastell ist das Badegebaude exakt von N S ausgerichtet Hier traten auch keine Bodenprobleme wie beim westlichen Zwischenturm auf da es durchweg auf festen Untergrund stand Es bestand neben unbeheizten Kammern aus einer 22 Meter langen Reihe von drei hintereinander angelegten mit Fussboden und Wandheizung versehenen Raumen sog Reihenbad Dort befanden sich das Tepidarium Warmbad und das Caldarium Heissbad Das am sudlichen Ende gelegene rund 54 m grosse Caldarium war wohl mit drei Heisswasserbecken ausgestattet die in rechteckige Apsiden platziert waren Zwei dieser an der West und Sudmauer gelegenen Apsiden konnten bei der Grabung untersucht werden Eine dritte befand sich vermutlich an der Ostseite des Caldariums Beheizt wurde es mittels eines an der Sudseite befindlichen Praefurnium Heizraum das jedoch nicht in Stein erbaut worden war Die Heissluft stromte uber einen breiten Heizkanal in die Hypokausten des Warm und Heissbades Die Baubefunde weisen darauf hin dass man das Bad im Laufe der Spatantike mindestens einmal umgebaut und dabei moglicherweise seine Flache etwas verkleinert hatte 20 Garnison Bearbeiten nbsp Ziegelstempel der IX Legion aus Vindonissa im Archaologischen Landesmuseum Baden Wurttemberg Konstanz Ob Konstanz auch wahrend der claudischen und flavischen Herrschaftsperiode 41 96 n Chr eine Garnison beherbergt hat ist nicht bekannt Selbst der Neufund des Fragments eines Ziegelstempeks der Legio XI Claudia Pia Fidelis die zwischen 70 und 101 n Chr in Vindonissa Windisch CH lag ist als Beweis hiefur unzureichend Uber die Besatzungen des 2 bis 3 Jahrhunderts n Chr ist ansonsten nichts naheres bekannt Zweifelsfrei nachgewiesen ist nur die Garnisonseinheit der Spatantike Laut der um 420 verfassten Notitia dignitatum einem Almanach und Truppenverzeichnis unterstand die in Konstanz und Bregenz stationierte romische Marineeinheit einem Praefectus Numeri Barcariorum Diese Truppe zahlte zur Armee des Dux Raetiae Barbaricariorum bedeutet eigentlich Goldsticker siehe Brokatstoff Obwohl auch mehrere Fabricae Waffenfabriken in der Notitia erwahnt werden erscheint diese als Bezeichnung fur eine Militareinheit doch sehr ungewohnlich Wie so oft bei diesem Dokument durfte es sich auch hierbei um einen Abschreibfehler der mittelalterlichen Kopisten handeln In Wirklichkeit war damit wohl ein Numerus Barcariorum gemeint Barcariourum Bootsleute ware auch eine weitaus treffendere Bezeichnung fur eine Marineeinheit Die Flottille durfte bis etwa 402 an ihren zwei Standorten Hauptquartier Brigantium stationiert gewesen sein 21 Hafen BearbeitenIn den Jahren 1943 und 1944 stiess man bei der Anlage eines Luftschutzbunkers an der Hofhalde Pfalzgarten sudostlich des Kastell III auf einen Mauerzug der auf eine Lange von 9 Metern verfolgt werden konnte Als Beifunde konnten eine grosse Menge an romischer Keramik geborgen werden die aus allen Jahrhunderten der romischen Herrschaft uber Konstanz stammte 1953 stiess man bei der Ausschachtung fur das Kolpinghaus auf eine weitere Mauer die ahnlich aufgebaut war Alfons Beck vermutet dass sie zum romischen Hafen gehorten der sich an das Grenzkastell anschloss Das Hafenbecken war im Mittelalter aufgefullt worden 22 Zivilsiedlungen Bearbeiten nbsp Romische Terra Sigillata ausgestellt im Archaologischen Landesmuseum Baden Wurttemberg Konstanz Die Kelten vermutlich vom Stamm der Helvetier siedelten an diesem Ort bereits um 120 v Chr im Bereich des heutigen Stadtteils Niederburg Sie befestigten das Gelande des Munsterhugels mit einem Holz Erde Wall und einem 7 Meter breiten und 2 60 Meter tiefen Graben Die Bedeutung dieser keltischen Siedlung ist noch umstritten Es konnte sich dabei um eine unbedeutende Fischersiedlung oder ein Oppidum gehandelt haben wobei sich letztere Annahme auf das Vorkommen von Importkeramik stutzt Moglicherweise siedelten hier auch Sequaner wie romische Quellen annehmen lassen Auch das Ende der Keltensiedlung ist ungewiss Vielleicht durch Ereignisse in der ersten Halfte des 1 Jahrhunderts v Chr oder wegen der Auseinandersetzungen im Zuge des romischen Alpenfeldzugs Die romische Siedlung befand sich im Norden des Munsterhugels zwischen Kastell und Rhein an der heutigen Bruckenstrasse in der Literatur auch Niederburg und Niederwaserburg genannt Es gab wohl drei Siedlungsperioden in Konstanz Wie Ausgrabungen belegen hatten schon im 1 vorchristlichen Jahrhundert auf dem Plateau von Munsterplatz und Niederburg auch Romer einfache Holzhauser errichtet Diese Siedlung bestand uber zwei Bauperioden aus Holz Im 2 Jahrhundert entstanden hier erste Steinbauten im 3 Jahrhundert wurde der Ort zweimal neu befestigt Die Walle dienten wohl ab den 60er oder 70er Jahren des dritten nachchristlichen Jahrhunderts zum Schutz vor den zunehmenden Angriffen der Alamannen Offenbar bildete sich auch um die spatromische Festung wie meistens auch in diesem Fall rasch wieder eine zivile Siedlung sofern es eine solche nicht bereits existierte Die unweit der Festung gelegenen romischen Badeanlagen die ebenfalls aus dem 4 Jahrhundert stammen sind jedenfalls ungewohnlich gross fur diese Zeit Von diesem Ort sind die Uberreste des Bades mit einer Inschriftentafel bekannt Man nimmt an dass eine romische Zivil und Militarsiedlung hier mindestens bis zum Ruckzug der Romer 401 402 bewohnt war und danach eine bereits christianisierte romisch keltische Restbevolkerung zuruckblieb Sie wurde jedoch im Laufe der nachsten 200 Jahre von den Alamannen assimiliert 23 Hinweis BearbeitenDie Befunde unter dem nordlichen Munsterplatz sind fur die Offentlichkeit nur durch eine versenkbare Treppe zuganglich Um den neu gestalteten Platz nicht durch einen uberdachten Zugang optisch zu beeintrachtigen wurde die Kastellruine als unterirdische Ausstellung durch eine Luke sowie die Pyramide am Munsterplatz einen Lichtschacht der Offentlichkeit bei Fuhrungen zuganglich gemacht Die Fuhrungszeiten sind auf einer kleinen Tafel angegeben welche direkt neben dem Eingang steht Die wichtigsten Funde werden in einer Dauerausstellung im Archaologischen Landesmuseum Baden Wurttemberg in Konstanz gezeigt Zeittafel Bearbeiten1 Jhdt v Chr Die Kelten befestigen das Gelande des Munsterhugels mit einer Holz Erde Mauer und einem Graben 1 Jhdt n Chr Die keltische Siedlung wird von den Romern zerstort und stattdessen ein Kastell errichtet dass jedoch schon in der zweiten Halfte des Jhdt seine militarische Bedeutung wieder verliert An der Stelle des Kastells entsteht eine Zivilsiedlung um 300 Das spatromische Kastell wird errichtet Namensgebend ist einer der konstantinischen Kaiser um 600 Konstanz wird zum Bischofssitz erhoben In den darauffolgenden Jahren werden an das romische Kastell im Suden der ummauerter Bischofssitz und im Norden im Bereich Niederburg ein befestigtes Handwerkerquartier angebaut 9 Jhdt Die letzten Mauerreste des Kastells werden abgetragen Literatur BearbeitenJorg Heiligmann Der Konstanzer Munsterhugel Seine Besiedlung in keltischer und romischer Zeit In Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung Band 127 2009 S 3 24 Thorbecke Ostfildern ISBN 978 3 7995 1715 7 Jorg Heiligmann Ralph Rober Lange vermutet endlich belegt Das spatromische Kastell Constantia Erste Ergebnisse der Grabung auf dem Munsterplatz von Konstanz 2003 2004 Landesdenkmalamt Baden Wurttemberg Nachrichtenblatt 3 2005 Jorg Heiligmann Geschichte des Bodenseeraumes im 3 und 4 Jahrhundert In Hasler Heiligmann Honeisen Leuzinger Swozilek Hrsg Im Schutze machtiger Mauern Spatromische Kastelle im Bodenseeraum Frauenfeld 2005 ISBN 3 9522941 1 X Jorg Heiligmann Die spatromische Festung Constantia Konstanz In Hasler Heiligmann Honeisen Leuzinger Swozilek Hrsg Im Schutze machtiger Mauern Spatromische Kastelle im Bodenseeraum Frauenfeld 2005 S 76 79 Jorg Heiligmann Ralph Rober Konstanz Munsterplatz Von Legionaren und Domherren In Archaologische Ausgrabungen in Baden Wurttemberg 2004 2005 S 132 136 Jorg Heiligmann Zwei Wehrgraben und ein Brunnen Die Ergebnisse der Grabung 2005 auf dem Munsterplatz in Konstanz In Archaologische Ausgrabungen in Baden Wurttemberg 2005 Konrad Theiss Verlag Stuttgart 2006 ISBN 3 8062 2019 0 S 139 142 Jorg Heiligmann Ralph Rober Im See Am See Archaologie in Konstanz Likias Friedberg 2011 ISBN 978 3 9812181 4 5 Amt fur Archaologie des Kantons Thurgau Romer Alemannen Christen Fruhmittelalter am Bodensee Frauenfeld 2013 ISBN 978 3 9522941 6 1 Robert Rollinger Zum Alamannenfeldzug Constantius II an Bodensee und Rhein im Jahre 355 n Chr und zu Julians erstem Aufenthalt in Italien Uberlegungen zu Ammianus Marcellinus 15 4 In Klio 80 1998 ISSN 0075 6334 Bernhard Schenk Die romischen Ausgrabungen bei Stein am Rhein In Antiqua 1883 Andreas Kleineberg Dieter Lelgemann Germania und die Insel Thule Die Entschlusselung von Ptolemaios Atlas der Oikumene Darmstadt 2010 Ursula Koch Besiegt beraubt vertrieben Die Folgen der Niederlagen von 496 497 und 506 In Archaologisches Landesmuseum Baden Wurttemberg Hrsg Die Alamannen Verlagsburo Wais amp Partner Stuttgart 1997 ISBN 3 8062 1302 X Otto Feger Hrsg Konstanz im Spiegel der Zeiten Konstanz 1952 Hans Stather Das romische Konstanz und sein Umfeld Stadler Konstanz 1989 Hans Stather Die romische Militarpolitik am Hochrhein unter besonderer Berucksichtigung von Konstanz Hartung Gorre Konstanz 1986 Gudrun Schnekenburger Konstanz in der Spatantike In Archaologische Nachrichten aus Baden Nr 56 Freiburg B 1997 S 15 25 Marianne Dumitrache Konstanz Archaologischer Stadtkataster Band 1 Stuttgart 2000 Marianne Dumitrache Feinstratigraphie mit romischen Funden am alten Seerheinufer in Konstanz In Archaologische Ausgrabungen in Baden Wurttemberg 1993 Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1994 ISBN 3 8062 1118 3 S 271 273 Marianne Dumitrache Stadtarchaologie in Konstanz In Archaologische Ausgrabungen in Baden Wurttemberg 1994 Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1995 ISBN 3 8062 1174 4 S 303 311 Marianne Dumitrache Neues aus dem romischen und mittelalterlichen Konstanz In Archaologische Ausgrabungen in Baden Wurttemberg 1995 Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1996 ISBN 3 8062 1234 1 S 241 255 Ralph Rober Urbs praeclara Constantia das ottonisch fruhsalische Konstanz In Barbara Scholkmann Sonke Lorenz Hrsg Schwaben vor tausend Jahren Filderstadt 2002 S 162 193 Ralph Rober Konstanz das spatantike Kastell und die Anfange des Bischofssitzes In Archaologische Ausgrabungen in Baden Wurttemberg 2003 2004 S 100 103 Ralph Rober Von der spatromischen Festung zum fruhmittelalterlichen Bischofssitz Konstanz am Bodensee In Kontinuitat und Diskontinuitat im archaologischen Befund 2006 S 13 18 Ralph Rober Stadtarchaologie in Konstanz In Archaologische Ausgrabungen in Baden Wurttemberg 1998 Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1999 ISBN 3 8062 1406 9 S 248 251 Ralph Rober Romische und mittelalterliche Graben aus Konstanz In Archaologische Ausgrabungen in Baden Wurttemberg 2001 Konrad Theiss Verlag Stuttgart 2002 ISBN 3 8062 1659 2 S 188 191 Petra Mayer Reppert Romische Funde aus Konstanz Vom Siedlungsbeginn bis zur Mitte des 3 Jahrhunderts n Chr In Fundberichte Baden Wurttemberg Nr 27 2003 S 441 ff Timo Hembach Zeit des Umbruchs der Bodenseeraum auf dem Weg von der Spatantike ins fruhe Mittelalter In Hasler Heiligmann Honeisen Leuzinger Swozilek Hrsg Im Schutze machtiger Mauern Spatromische Kastelle im Bodenseeraum Frauenfeld 2005 S 54 61 Gerhard Julius Wais Die Alamannen in ihrer Auseinandersetzung mit der romischen Welt Untersuchungen zur germanischen Landnahme Ahnenerbe Stiftung Verlag 1943 S 213 Hermann Baumhauer Baden Wurttemberg Bild einer Kulturlandschaft Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1983 Ludwig Leiner Die Entwicklung von Constanz In Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung Band 11 1882 S 73 92 DigitalisatLudwig Leiner Neue Spuren der Romer in der Constanzer Gegend In Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung Band 12 1883 S 159 160 DigitalisatBenno Schubiger Solothurn Beitrage zur Entwicklung der Stadt im Mittelalter Kolloquium vom 13 14 November 1987 in Solothurn vdf Hochschulverlag AG 1991 ISBN 3 7281 1806 0 Walter Drack Rudolf Fellmann Die Romer in der Schweiz Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1988 ISBN 3 8062 0420 9 J I Kettler Zeitschrift fur wissenschaftliche Geographie 1880 Walter Schlesinger Beitrage zur deutschen Verfassungsgeschichte des Mittelalters Germanen Franken Deutsche Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1963 Erich Keyser Deutsches Stadtebuch Handbuch stadtischer Geschichte Kohlhammer 1939 Franz Beyerle Der Alemannen Feldzug des Kaisers Constantius II von 355 und die Namensgebung von Constantia Konstanz In Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins 104 1956 S 225 239 Alfons Beck Konstanz bis zum Ende der Romerherrschaft In Badische Heimat Nr 38 1958 Alfons Beck Das romische Kastell in Konstanz In Vorzeit am Bodensee 1961 62 S 27 40 Gerhard Fingerlin Konstanz In Dieter Planck Hrsg Die Romer in Baden Wurttemberg Theiss Stuttgart 2005 ISBN 3 8062 1555 3 Franz Xaver Kraus Die Kunstdenkmaler des Kreises Konstanz Freiburg 1887 Munsterbau Verein Das Alte Konstanz Konstanz 1881 Harald Derschka Die Fundmunzen vom Munsterplatz in Konstanz die Grabung im Bereich des spatromischen Kastells und weitere antike Neufunde In Fundberichte aus Baden Wurttemberg Nr 36 2016 S 341 362Anmerkungen Bearbeiten Vgl Kettler 1880 S 137 Heiligmann Rober 2005 S 134 Heiligmann 2005 S 77 Wais 1943 S 213 Kleineberg 2010 S 90 Beck 1958 S 227 Schlesinger 1963 S 96 Drack Fellmann 1988 S 418 Keyser 1939 S 273 Rollinger 1998 S 231 262 Bauinschrift Winterthur auf LUPA Datenbank Seit 1966 wird die Inschrift im Rathaus von Winterthur ausgestellt Leonardo Bruni Arretini Epistolarum libri VIII Hrsg von Laurentius Mehus Florenz ex typographia Bernardi Paperinii 1741 S 107f und S 109 Leiner 1882 S 73 92 und 1883 S 159 160 Vgl Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 1976 S 20 Vgl Fundberichte aus Baden Wurttemberg 1980 S 186 Heiligmann Rober 2005 S 134 135 Vgl Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung hrsg von Verein fur Geschichte des Bodensees und Seiner Umgebung 1976 S 22 Jorg Heiligmann Konstanz In Im Schutze machtiger Mauern Spatromische Kastelle im Bodenseeraum Hg von Norbert Hasler u a Frauenfeld 2005 Heiligmann 2005 S 76 79 Zu Constantius II und seinem Befestigungsprogramm siehe S 18 20 Beck 1958 S 227 Koch 1997 S 196 Romer Alemannen Christen Fruhmittelalter am Bodensee 2013 S 15 28 Heiligmann Rober 2005 S 139 140 Hasler 2005 S 56 Schenk 1883 S 67 76 Hasler 2005 S 57 Heiligmann Rober 2005 S 140 141 Schlesinger 1963 S 96 Hasler 2005 Beck 1958 S 224 Heiligmann Rober 2005 S 136 137 Heiligmann 2005 S 77 Heiligmann Rober 2005 S 137 Schubiger 1991 S 156 Drack Fellmann 1988 S 418 Heiligmann Rober 2005 S 135 Heiligmann 2005 S 77 78 Heiligmann Rober 2005 S 138 139 Heiligmann Rober 2005 S 138 Not Dig Occ 35 32 Praefectus Numeri Barbaricariorum Confluentibus siue Brecantia vgl ND Occ 154 6 Numerus Barcariorum Tigrisiensium Beck 1958 S 230 231 Baumhauer 1983 S 165 Kettler 1880 S 137 Weblinks BearbeitenLage des Kastells auf Vici org Limesseiten Kastell Constantia mit Abbildungen des konservierten WestturmsKastelle des spatantiken Donau Iller Rhein Limes Provinz Raetia prima Kastell Eschenz Tasgetium Kastell Konstanz Constantia Kastell Pfyn Ad fines Kastell Arbon Arbor felix Kastelle von Bregenz Brigantium Kleinkastell Schaan Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kastell Constantia amp oldid 234611496