www.wikidata.de-de.nina.az
Melchior Friedrich Gottfried Graf von Gleichen und Hatzfeldt Herr zu Trachenberg 20 Oktober 1593 auf Schloss Crottorf Kreis Altenkirchen Westerwald 9 Januar 1658 in Powitzko bei Trachenberg war ein kaiserlicher Feldherr im Dreissigjahrigen Krieg und Zweiten Nordischen Krieg Nachdem er unter Albrecht von Wallenstein und Matthias Gallas gedient hatte war er ab 1639 Oberbefehlshaber eines eigenen Korps unabhangig von der kaiserlichen Hauptarmee in Westfalen 1645 ubernahm er vorubergehend den Befehl uber die Hauptarmee wurde aber in der Schlacht bei Jankau gefangen genommen und beendete im Jahr darauf seine militarische Karriere Erst 1657 kehrte er im zur Unterstutzung Polens im Krieg gegen die Schweden nochmals als kaiserlicher Oberbefehlshaber zuruck musste das Kommando aber Ende des Jahres gesundheitsbedingt niederlegen und starb bald darauf Melchior von Hatzfeldt Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Fruhe Karriere 1 2 Laufbahn als eigenstandiger Befehlshaber 1 3 Nach dem Westfalischen Frieden 2 Familienbesitz 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenFruhe Karriere Bearbeiten Melchior gehorte der seit dem 13 Jahrhundert in Hessen nachweisbaren Familie von Hatzfeldt an Er war der zweite von funf Sohnen des Sebastian von Hatzfeldt und seiner Ehefrau Lucie von Sickingen einer Urenkelin Franz von Sickingens und Enkelin Georg von Frundsbergs Ursprunglich wie sein jungerer Bruder Franz von Hatzfeld der spatere Furstbischof von Wurzburg und Bamberg fur den geistlichen Stand vorgesehen durchlief er eine geistliche Ausbildung in Fulda wo er das papstliche Seminar der Jesuiten besuchte bis zum Diakon Nach Studien in Wurzburg seit 1613 in Pont a Mousson und Bourges trat er 1620 als Offizier in das kaiserliche Regiment Altsachsen ein Er diente zunachst unter den protestantischen Befehlshabern Julius Heinrich von Sachsen Lauenburg und Adolf von Holstein Gottorf und nahm 1623 am Sieg von Stadtlohn teil Als er 1625 in Wallensteins Armee eintrat wurde er Oberstleutnant im Regiment von Franz Albrecht von Sachsen Lauenburg und kampfte anschliessend in Niedersachsen Ungarn Danemark und Mantua Nach seiner Teilnahme an der Schlacht bei Breitenfeld 1631 stieg er rasch auf erhielt 1632 sein eigenes Regiment und wurde Oberst 1633 wurde er zum Feldmarschallleutnant befordert 1 Nach der Ermordung Wallensteins im Februar 1634 diente er unter Gallas In Wallensteins Sturz war er zwar nicht verwickelt der Tod des Feldherren brachte ihm jedoch manche Vorteile Die Hinrichtung Hans Ulrich von Schaffgotschs schuf erst fur Melchior die Moglichkeit die Standesherrschaft Trachenberg die vorher Lehen des Hingerichteten war zu gewinnen Er nahm im Kampf um Regensburg an der Ruckeroberung der von den Schweden besetzten Stadt Regensburg teil wobei er am 5 Juni 1634 bei einem nachtlichen Ausfall der Schweden einen Schuss in die rechte Wange erhielt und ihm die Kugel im Bein Kieferknochen stecken blieb Einige Wochen kampfte er im Kloster Prull bei Regensburg mit dem Tod 2 Nach der Genesung in Wien stiess er gegen Ende September 1634 wieder zum Heer eroberte 1635 Kaiserslautern und wurde zum Feldmarschall und Reichsgrafen von Hatzfeldt ernannt Laufbahn als eigenstandiger Befehlshaber Bearbeiten nbsp Kupferstich der Schlacht bei WittstockDen nach Abschluss des Prager Friedens auf die Seite des Kaisers zuruckgekehrten sachsischen Kurfursten Johann Georg unterstutzte Hatzfeld ab Anfang 1636 mit einem kaiserlichen Korps im Kampf gegen die Schweden Im Mai nahm er die Festung Magdeburg ein musste aber am 4 Oktober 1636 in der Schlacht bei Wittstock eine Niederlage gegen die Schweden unter Johan Baner hinnehmen 3 Im nachsten Jahr verstarkt vom kaiserlichen Hauptheer unter Gallas gelang ein Zuruckdrangen der Schweden aus Kursachsen bis an die Ostseekuste Als 1638 ein mit englischem Geld finanziertes Heer unter dem exilierten pfalzischen Kurprinzen Karl Ludwig in Norddeutschland landete wurde Hatzfeldt beauftragt es aufzuhalten In der Schlacht bei Vlotho besiegte er die Pfalzer entscheidend und nahm Prinz Ruprecht gefangen den Bruder des Kurprinzen Hatzfeldt befehligte danach dauerhaft ein unabhangiges Korps der kaiserlichen Armee mit dem er vor allem Westfalen gegen Hessen Kassel verteidigen sollte Wiederholt wurde er aber auch ins Konigreich Bohmen geordert um der Hauptarmee gegen die Schweden zur Hilfe zu kommen Zur Abwehr von Baners Vordringens bis vor Prag Mitte 1639 zog Hatzfeldt nach Bohmen und nahm Anfang 1640 unter Piccolomini am Feldzug teil der die Schweden erfolgreich aus dem Konigreich zuruckwarf 3 1641 eroberte Hatzfeldt in der Belagerung von Dorsten das wichtigste rechtsrheinische Bollwerk der Hessen am Niederrhein Anfang 1642 verlor jedoch Guillaume de Lamboy mit seinen kaiserlichen Hilfstruppen fur die Spanier in der Schlacht bei Kempen gegen Franzosen und Hessen weil er die Schlacht annahm ohne auf Verstarkung durch Hatzfelds Truppen zu warten Den Rest des Jahres musste Hatzfeldt zusammen mit bayerischen und kurkolnischen Truppen unter Joachim Christian von der Wahl und Johann von Werth den franzosisch hessischen Vormarsch eingrenzen Als die Hauptarmee Ende 1642 bei Breitenfeld den Schweden unterlag wurde Hatzfeldt erneut vom Rhein abgerufen In den Auseinandersetzungen in der Armee zwischen Deutschen und Welschen uber die Verantwortung fur die Niederlage schlug er sich auf Seite der deutschen Offiziere und weigerte sich interimsweise den Befehl uber die Hauptarmee zu ubernehmen 4 Ende des Jahres 1643 unterstutzte er die Bayern unter Franz von Mercy in der Schlacht bei Tuttlingen in der ein Grossteil des franzosischen Heeres in Gefangenschaft geriet 3 Im Jahr 1644 sollte Hatzfeldt den kaiserlichen Feldzug nach Holstein unterstutzen indem er an die Weser zieht und die weiter ostlich entlang der Elbe vorruckende Hauptarmee unter Gallas abschirmt Hatzfeldt verzogerte jedoch den Aufbruch und reagierte ausweichend auf Aufforderungen sich mit Gallas Armee zu vereinen Im Juni verwies er auf eine Erkrankung und sandte nur 3000 Mann unter Wenzel von Zahradecky zu Gallas 5 Im September verstarkte Hatzfeldt wieder die Bayern unter Mercy am Rhein kam dort aber zu spat an um den Fall von Philippsburg zu verhindern 6 Am 21 Oktober erteilte der Kaiser ihm den ersten Marschbefehl nach Sachsen Anhalt um die in Bernburg von den Schweden eingeschlossene Hauptarmee zu unterstutzen Trotz immer drangenderer Hilferufe durch Gallas und erneuten Marschbefehlen des Kaisers liess er sich Zeit am 2 November war er noch in Wurzburg am 19 November erst bis Hassfurt weitergezogen Im kaiserlichen Hofkriegsrat in Wien vermuteten Walter Leslie und Heinrich Schlik dass Hatzfeldt gar nicht vorhabe sich mit Gallas zu vereinigen und die Ausfuhrung des Befehls bewusst verschleppe 7 Trotz seines vorherigen Ungehorsams wurde Hatzfeldt zum Befehlshaber des kaiserlichen Heers bestellt das Bohmen gegen die Schweden verteidigen sollte Am 6 Marz 1645 geriet er in der Schlacht bei Jankau in schwedische Gefangenschaft konnte aber nach kurzer Zeit ausgetauscht werden 1646 beendete er seinen Dienst im kaiserlichen Heer Nach dem Westfalischen Frieden Bearbeiten Im Jahr 1657 kam er im Rang eines Generalfeldmarschalls nochmal zum Einsatz als er 16 000 Mann kaiserlicher Truppen zur Unterstutzung des polnischen Konigs Johann II Kasimir gegen Karl Gustav von Schweden fuhrte und Krakau eroberte Auf seine schlesischen Guter zuruckgekehrt starb er hier auf dem bei Trachenburg gelegenen Schloss Powitzko bereits nach wenigen Monaten am 9 Januar 1658 Hatzfeldts Leichnam wurde in Prausnitz bestattet sein Herz in der Bergkirche Laudenbach Weikersheim 8 In beiden Kirchen errichtete man ihm kunstlerisch sehr anspruchsvolle nahezu identische Tumba Grabmaler gefertigt von Achilles Kern 9 nbsp Herzgrabmal in der Bergkirche Laudenbach Weikersheim Als Mensch galt Melchior Graf von Hatzfeldt als rechtschaffen und religios gemassigt Er starb unvermahlt und wurde von seinem Bruder Hermann beerbt Von den Besitzungen seiner Nachfolger ging das schlesische Trachenberg 1945 verloren aber das von ihm 1641 als Wasserburg errichtete Schloss Crottorf und die Burg Schonstein an der Sieg sind noch immer Eigentum von Nachkommen der Familie Der Schriftsteller Grimmelshausen selbst Teilnehmer der Schlacht bei Wittstock lasst am Ende des XXIV Kapitels seines Romans Simplicissimus Hatzfeldt kurz auftreten Familienbesitz Bearbeiten1639 wurden Melchior und sein Bruder Hermann nach dem Heimfall der thuringischen Grafschaft von Gleichen an das Erzstift Mainz von diesem mit der Burg Gleichen und der zugehorigen Herrschaft belehnt zu der auch Blankenhain und die Niederburg Kranichfeld gehorten Der letzte Graf von Gleichen war 1631 gestorben Melchior trat in dessen Nachfolge und wurde 1640 zum Graf zu Gleichen mit Sitz und Stimme im Wetterauischen Grafenkollegium ernannt Im gleichen Jahr erhielt er Schloss Unterschupf als kurmainzisches Lehen verliehen das bis 1794 im Familienbesitz blieb Nach dem Aussterben der frankischen Familie von Rosenberg belehnte Brandenburg Ansbach den Feldmarschall mit der Herrschaft Rosenberg der Stadt Niederstetten mit dem Schloss Haltenbergstetten 1641 1794 in der Familie Hatzfeld dem Dorf Waldenhofen und Schloss Waldmannshofen 1641 1886 in der Familie welches er zum Renaissanceschloss mit barocken Elementen ausbaute Literatur BearbeitenConstantin von Wurzbach Hatzfeld Melchior In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 8 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1862 S 52 Digitalisat Carl von Landmann Melchior Graf von Gleichen und Hatzfeld In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 11 Duncker amp Humblot Leipzig 1880 S 35 f Paul Bretschneider Die Epitaphien des Grafen Melchior von Hatzfeld in den Kirchen zu Prausnitz und Laudenbach In Die christliche Kunst 6 Jahrgang 1909 10 Munchen S 317 324 Georg von Alten Handbuch fur Heer und Flotte Band 4 Berlin 1912 S 655 Digitalisat Julius Krebs Aus dem Leben des kaiserlichen Feldmarschalls Grafen Melchior von Hatzfeldt Postum herausgegeben von Ernst Maetschke Breslau 1926 Gunther Engelbert Hatzfeldt Melchior Graf von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 8 Duncker amp Humblot Berlin 1969 ISBN 3 428 00189 3 S 64 f Digitalisat Jens Friedhoff Die Familie von Hatzfeldt 2004 ISBN 3 89978 025 6 Winfried Becher Profiteure des 30jahrigen Krieges Melchior Reichsgraf von Hatzfeldt Gleichen In Pulheimer Beitrage zur Geschichte Bd 34 2009 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Melchior von Hatzfeldt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Melchior von Hatzfeldt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Gleichen und Hatzfeldt Herr zu Trachenberg Melchior Friedrich Gottfried Graf von Hessische Biografie Stand 5 Juli 2013 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Melchior von Hatzfeldt in der Rheinland Pfalzischen PersonendatenbankEinzelnachweise Bearbeiten Gunther Engelbert Hatzfeldt Melchior Graf von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 8 Duncker amp Humblot Berlin 1969 ISBN 3 428 00189 3 S 64 f Digitalisat Peter Engerisser Eine bisher unbekannte Ansicht der Belagerung Regensburgs im Jahr 1634 In Verhandlungen des Historischen Vereins fur Oberpfalz und Regensburg 148 Band Regensburg 2008 S 67 Fussnote 22 ISSN 0342 2518 a b c Carl von Landmann Melchior Graf von Gleichen und Hatzfeld In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 11 Duncker amp Humblot Leipzig 1880 S 35 f Lothar Hobelt Von Nordlingen bis Jankau Kaiserliche Strategie und Kriegsfuhrung 1634 1645 Heeresgeschichtliches Museum Wien 2016 ISBN 978 3 902551 73 3 S 341 344 Robert Rebitsch Matthias Gallas 1588 1647 Generalleutnant des Kaisers zur Zeit des Dreissigjahrigen Krieges Eine militarische Biographie Geschichte in der Epoche Karls V Band 7 Aschendorff Verlag Munster 2006 ISBN 3 402 06576 2 S 265 267 Lothar Hobelt Von Nordlingen bis Jankau Kaiserliche Strategie und Kriegsfuhrung 1634 1645 Heeresgeschichtliches Museum Wien 2016 ISBN 978 3 902551 73 3 S 398 401 Robert Rebitsch Matthias Gallas 1588 1647 Generalleutnant des Kaisers zur Zeit des Dreissigjahrigen Krieges Eine militarische Biographie Geschichte in der Epoche Karls V Band 7 Aschendorff Verlag Munster 2006 ISBN 3 402 06576 2 S 285 287 298 Webseite zur Bergkirche Laudenbach Memento vom 20 Marz 2011 im Internet Archive Webseite zum Hatzfeld Grabmal in der Pfarrkirche Prausnitz jetzt Prusice Memento vom 13 Juli 2013 im Internet Archive Webseite zum Hatzfeld Grabmal in der Bergkirche Laudenbach Memento vom 8 Dezember 2008 im Internet Archive Normdaten Person GND 118982508 lobid OGND AKS LCCN n94011602 VIAF 27871478 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hatzfeldt Melchior vonALTERNATIVNAMEN Hatzfeldt Melchior Graf vonKURZBESCHREIBUNG kaiserlich habsburgischer FeldherrGEBURTSDATUM 20 Oktober 1593GEBURTSORT Schloss CrottorfSTERBEDATUM 9 Januar 1658STERBEORT Powitzko Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Melchior von Hatzfeldt amp oldid 237688808