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Jacob Heinrich von Flemming ab 1700 Jacob Heinrich Graf von Flemming normiert Jakob Heinrich Graf von Flemming 3 Marz 1667 in Hoff Hinterpommern 30 April 1728 in Wien war der einflussreichste Minister Augusts des Starken und dessen Armeechef Er pragte fur fast zwei Jahrzehnte die sachsisch polnische Politik Portrat des Jacob Heinrich von Flemming ca 1720 30 Nominell trug er die Amtsbezeichnungen koniglich polnischer und kurfurstlich sachsischer Generalfeldmarschall wirklicher Geheimer Rat und Kabinettsminister Grossstallmeister des Grossherzogtums Litauen Generalfeldzeugmeister der Krone Polens Geheimer Kriegsrat Er war Ritter des Elefanten Johanniter und St Andreasordens und u a Herr der Herrschaften Slawentzitz Schlabervizevia Wolezin Burg und Schlossgesessener zu Martentin und Boehe Boeck sowie Erblandmarschall von Hinterpommern Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Anfange und polnischer Kronerwerb 1 2 Politische und militarische Fuhrungsrolle 1 3 Privates 2 Trivia 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksLeben BearbeitenFlemming war der Sohn des kurbrandenburgischen Geheimen Rats und Prasidenten des hinterpommerschen Hofgerichts Georg Caspar von Flemming aus dem hinterpommerschen Uradelsgeschlecht Flemming der sich beim Kaiser am 16 November 1700 den von seinen Vorfahren gefuhrten Grafenstandes mit der Anrede Hoch und Wohlgeboren bestatigen liess Der Bruder seines Vaters war Heino Heinrich von Flemming kursachsischer und ab 1690 kurbrandenburgischer Feldmarschall der 1700 gemeinsam mit seinem Bruder zum Reichsgrafen erhoben wurde Seine Bruder waren der kursachsische Kammerherr Joachim Friedrich von Flemming sowie der brandenburgische Generalleutnant Bogislaw Bodo von Flemming Seit 1695 ubte er das brandenburgische Hofamt eines Erblandmarschalls von Hinterpommern aus das seiner Familie im 14 Jahrhundert ubertragen worden war Anfange und polnischer Kronerwerb Bearbeiten Flemming machte nach vollendetem Jurastudium 1688 eine Reise nach England und trat hierauf in brandenburgische Dienste Er befand sich 1689 bei der Belagerung von Kaiserswerth und Bonn 1690 bei der Schlacht von Fleury 1691 bei Leuze und wurde im selben Jahr in den Johanniterorden aufgenommen 1692 nahm er als kurbrandenburgischer Adjutant an der Aktion bei Heilbronn teil und im nachsten Jahr unter dem Kommando des Herzogs von Schomberg an der Schlacht bei Marsaglia im Piemont Danach wechselte er in kursachsische Dienste Kurfurst Johann Georg IV ernannte ihn zum Oberst und Generaladjutanten Nach dem Tod des Kurfursten 1694 wurde Flemming von dessen Nachfolger dem Kurfursten Friedrich August als Generaladjutant ubernommen vor allem weil dieser im Gegensatz zu Flemming nur unzureichend Franzosisch sprach aber auch Flemming als tapferen Soldaten kennengelernt hatte Da Flemming ausser Deutsch und Franzosisch fliessend Englisch vor allem aber Polnisch sprach und in Polen eine weitlaufige einflussreiche Verwandtschaft hatte er war unter anderem mit dem polnischen Grossschatzmeister Przebendowski verschwagert ernannte ihn Kurfurst Friedrich August von Sachsen der die Wahl zum Konig von Polen anstrebte 1697 zum Gesandten in Warschau Seit dem Tod Konigs Johann III Sobieski 1696 war die polnisch litauische Krone vakant Flemming sah dass nur etwa ein Viertel der Stimmen auf August entfallen wurde und bediente sich einer unkonventionellen Taktik um diesem die Krone zu sichern anstatt seinen Herrscher direkt zu begunstigen half er immer neuen Kandidaten z B Don Livio Odescalchi dem Neffen des Papstes bis es am Ende noch acht weitere gab und die Konkurrenz hoffnungslos zersplittert war Trotz diesem Umstand sowie gewaltiger Zahlungen an die Wahlberechtigten 39 Millionen Reichstaler wurde es am Ende ein Kopf an Kopf Rennen mit dem Prinzen Conti den er aber vor vollendete Tatsachen stellte wahrend jener aus Frankreich erst anreiste schwor Flemming stellvertretend fur August den Starken offentlich den Eid auf die Pacta conventa Politische und militarische Fuhrungsrolle Bearbeiten nbsp Kupferstich als Kavalleriegeneral und Gouverneur von Dresden um 1707 mit polnischer Haartracht nbsp Kupferstich als Kavalleriegeneral vor 1712 Der frisch gekronte Konig August II von Polen Litauen ernannte Flemming 1698 zum Generalmajor des kursachsischen Heeres Geheimen Kriegsrat und Generalpostmeister von Sachsen letzteres Amt verkaufte Flemming fur 150 000 Taler 1699 wurde Flemming zum Generalleutnant und Grossstallmeister von Litauen befordert Im Jahr 1700 nahm Flemming mit wechselndem Erfolg am Livland Kurland Feldzug teil mit dem August der Starke den Grossen Nordischen Krieg gegen Karl XII eroffnete Der trotz seiner Warnungen unternommene jedoch gescheiterte Uberfall auf Riga fuhrte Sachsen Polen in den militarischen Konflikt mit der Grossmacht Schweden Flemming eroberte dabei mit seinen Truppen zunachst die Duna Schanze bei Riga und benannte sie in Augustenburg um doch 1701 schlugen die Schweden das verbundete russisch sachsische Heer in der Schlacht an der Duna 1702 wurde er in der Schlacht bei Klissow schwer verwundet und 1703 als Gesandter nach Kopenhagen geschickt Innenpolitisch sorgte er im gleichen Jahr fur den Sturz des Grosskanzlers Wolf Dietrich von Beichlingen an dessen Besitz er sich personlich bereicherte Dabei wirkte er mit dem kurfurstlichen Statthalter Anton Egon von Furstenberg Heiligenberg zusammen dessen Einfluss er aber danach zuruckdrangte Im Jahr 1705 machte ihn der Kurfurst zum General der Kavallerie und Kriegsminister Er wurde ausserdem mit den auswartigen Angelegenheiten im neu gebildeten Geheimen Kabinett beauftragt Im Frieden von Altranstadt 1706 verlangte Karl XII Flemmings Auslieferung denn er habe Guter in Pommern und sei somit schwedischer Untertan Flemming befreite seinen Kurfursten aus dieser Zwickmuhle indem er nach Preussen abreiste sein Titel als Erblandmarschall von Hinterpommern kam ihm nun zupass denn er konnte sich so in Preussen jederzeit frei bewegen Als die Schweden aus Polen abgezogen waren Karl XII wandte sich gegen Russland und wurde 1709 bei Poltawa geschlagen holte August der Starke nun erneut Konig von Polen Flemming 1707 als Gouverneur der Residenz Dresden zuruck Im Jahr 1712 wurde Flemming zum Generalfeldmarschall und damit zum Armeechef des Kurfurstentums sowie Geheimen Kriegsrat Prasident ernannt und fuhrte im Pommernfeldzug 1715 1716 die sachsischen Truppen gegen die Schweden unter Magnus Stenbock unter anderem bei den Belagerungen von Stralsund und Tonning und in der Schlacht bei Gadebusch Ungleich wichtiger als seine militarischen Leistungen war jedoch sein Wirken als stets loyaler und omniprasenter Diplomat und Minister 1712 verlieh ihm der Kurfurst das Amt des dirigierenden Ministers und somit faktisch die Stellung eines Premierministers mit alleinigem Vortragsrecht Diese Position verbunden mit der dauerhaften Gunst seines Dienstherrn sowie dem systematisch aufgebauten Netzwerk in Diplomatie Politik und Verwaltung ermoglichten es Flemming seine nunmehr unangefochtene Fuhrungsrolle in der sachsisch polnischen Politik bis zu seinem Tod behaupten 1713 sorgte er dafur dass die konigliche Matresse Constantia von Cosel die zunehmend versuchte August II durch ihre dem Kaiser verpflichtete Politik zu beeinflussen durch Maria Magdalena von Donhoff Tochter des polnischen Kronmarschalls Kazimierz Ludwik Bielinski ersetzt und vom Hof verbannt wurde Im Jahr 1715 fuhrte Flemming nach dem siegreichen Ende der Kampfhandlungen in Norddeutschland die sachsischen Truppen nach Polen die er dort unterhalten wollte Dagegen und gegen seine Plane die polnische Konigskrone im Hause der Wettiner erblich zu machen bildete sich 1715 die Konfoderation von Tarnogrod deren Truppen er im Dezember 1715 bei Sandomierz schlug Danach verhandelte er mit den Konfoderierten und erreichte immerhin 1716 die erneute Anerkennung Augusts als Konig von Polen allerdings musste das sachsische Heer bis auf 1 200 Mann Garde aus Polen abziehen Dieses Ergebnis wurde im Stummen Sejm 1717 bestatigt Flemming selbst diente als starkste Stutze der fragilen Personalunion die er durch seine nahen verwandtschaftlichen Beziehungen zum polnischen Hochadel geradezu personlich verkorperte Nacheinander heiratete er zwei Frauen aus polnischen Magnatenfamilien nbsp Portrat von Louis de Silvestre aus dem Todesjahr 1728 Sammlung Schloss NjaswischFlemming ubte auch erheblichen Einfluss auf die Beziehungen zu Brandenburg Preussen aus von 1697 bis 1728 war er mit Unterbrechungen als ausserordentlicher Gesandter in Berlin akkreditiert und wirkte haufig als Mittelsmann zwischen dem Wiener Hof Prinz Eugen von Savoyen und Friedrich Wilhelm I Ab 1717 verschlechterten sich allerdings die Beziehungen im Kontext der konfessionellen Krise des Reichsverbands Im Jahr 1719 unterzeichnete Flemming das Bundnis Augusts des Starken mit dem Kaiser und Hannover gegen Preussen und erhielt das Oberkommando uber die gesamte polnische Kronarmee Im selben Jahr brachte er den Ehevertrag zwischen dem katholisch gewordenen Kurprinzen Friedrich August und der Erzherzogin Maria Josefa zum Abschluss Seit 1723 gelang ihm aber eine schrittweise Normalisierung der Beziehungen zu Preussen bis hin zum Abschluss des Freundschaftsvertrags von 1728 aus dessen Anlass der Soldatenkonig in Flemmings Dresdner Haus zu Gast war Flemming wirkte aber auch als innenpolitischer Reformer und verbesserte die Staatsverwaltung Sachsens Er sorgte fur die Herausbildung einer zuverlassigen Beamtenschaft trennte die Finanzen von Hof und Staat und leitete weitere Reformen ein beraten vom Okonomen Marperger Um die negativen Folgen des landesherrlichen Glaubenswechsels abzumildern wandte er selbst ein toleranter katholisch verheirateter Lutheraner sich nachdrucklich gegen jede Art von konfessionell motivierter Politik Flemming korrespondierte mit zahlreichen gelehrten Zeitgenossen Er verfasste auch selbst einige lateinische theologische Abhandlungen Privates Bearbeiten Im Hauptberuf Soldat und Politiker schuf er sich gleichzeitig durch fortwahrende wirtschaftliche Betatigung ein betrachtliches Privatvermogen vor allem durch geschickten Handel mit Rittergutern und Immobilien aber auch mit industriellen Aktivitaten So war er zwischen 1702 und 1714 Besitzer der Standesherrschaft Slawentzitz und gilt als einer der Wegbereiter des oberschlesischen Huttenwesens 1709 liess er in Slawentzitz und dem nach ihm benannten Nachbarort Jakobswalde sowie in Blechhammer Blachownia Slaska mehrere Eisen und Messinghammer errichten wobei letzterer zu dieser Zeit als das modernste Huttenwerk in Oberschlesien galt Fur eine Messingfabrik eine Drahtfabrik und eine Spiegelfabrik die bald hinzukamen warb er mit Steuerbefreiungen Arbeiter aus dem Erzgebirge und Brandenburg an Mit Gottfried Wilhelm Leibniz schloss er 1703 einen Gesellschaftsvertrag uber die in Sachsen geplante Seidenproduktion Slawentzitz tauschte er 1714 mit Adolph Magnus Graf von Hoym gegen Schloss Burgscheidungen mit Anteilen von Kirchscheidungen 1 1718 erwarb er Nebra mit Birkigt hinzu 1721 verausserte er die Guter wieder weiter 1719 hatte er auch Lichtenwalde gunstig ersteigert um es 1722 weiterzuverkaufen 1724 kaufte er die Herrschaft und Burg Posterstein im Altenburger Land Im Jahr 1714 erwarb er das Palais Flemming Sulkowski in Dresden liess es erweitern und mit einem prachtigen Treppenhaus ausstatten 1724 verausserte er es an den Konig ubernahm es jedoch von 1726 bis 1728 erneut 1715 errichtete er ferner den heutigen Elbflugel des Japanischen Palais in Dresden das er 1717 an den Konig verausserte und von 1722 bis 1726 wieder zuruckerhielt Als Sommerresidenz vor den Toren Dresdens gab er um 1725 das Schloss Ubigau in Auftrag welches er aber bereits kurz vor Fertigstellung an Kurfurst August den Starken verkaufte 1724 erwarb er aus der Konkursmasse des hoch verschuldeten Hof und Justizrates Thomas August von Fletscher das Schloss Crossen das dann als einzige seiner Erwerbungen fur viele Generationen bis 1925 im Besitz seiner Familie blieb wahrend die anderen Besitze sehr bald Posterstein aber erst 1833 verkauft wurden Seine Hinterlassenschaft wurde auf 14 bis 16 Millionen Taler geschatzt wobei seine Witwe dann aber die Halfte an die landesherrliche Kammer auszahlen musste Nachdem er sich von seiner ersten Gemahlin der Grafin Franziska Sapieha hatte scheiden lassen heiratete Flemming 1725 die Prinzessin Thekla Radziwill die Tochter des litauischen Grosskanzlers Karol Stanislaw Radziwill Seine drei Sohne starben jung Jacob Heinrich Graf von Flemming starb am 30 April 1728 auf einer diplomatischen Reise in Wien Sein Leichnam wurde um den zeitublich prunkvollen aber kostspieligen Trauerkondukt uber die lange Strecke zu vermeiden in einem Schrankkoffer nach Sachsen zuruckgebracht und auf seinem 1724 ersteigerten Gut Putzkau bei Bautzen in der Gruft der dortigen Marienkirche beigesetzt Eine moderne politische Biografie unter Auswertung von Flemmings gewaltiger Korrespondenz liegt bis heute nicht vor nbsp Flemmings Dresdner Stadt Palais 1715 nbsp Japanisches Palais in Dresden nbsp Schloss Ubigau nbsp Schloss Crossen Thuringen nbsp Marienkirche Putzkau Grablege Trivia BearbeitenIn der Filmreihe Sachsens Glanz und Preussens Gloria wurde Flemming vom Schauspieler Alfred Struwe verkorpert Literatur BearbeitenMichael Ranft Leben und Thaten Des Weltberuhmten Konigl Pohln und Churfurstl Sachsischen Obersten Staats Ministers und General Feld Marschalls Jacob Heinrichs Des heil Rom Reichs Grafens von Flemming Nebst einiger Nachricht Von Denen beyden ungleicher Zeit verstorbenen Grafen von Vitzthum Und von Watzdorff Konigl Pohln und Churfurstl Sachss Staats und Cabinets Ministris Griessbach Naumburg und Zeitz 1732 Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek Munchen Karlheinz Blaschke Flemming Jakob Heinrich Graf von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 5 Duncker amp Humblot Berlin 1961 ISBN 3 428 00186 9 S 239 Digitalisat Heinrich Theodor Flathe Flemming Jakob Heinrich Graf von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 7 Duncker amp Humblot Leipzig 1877 S 117 f Jozef Ignacy Kraszewski Feldmarschall Flemming historischer Roman ursprunglicher Titel Flemmings List Aufbau Verlag 2001 ISBN 978 3 7466 1310 9Einzelnachweise Bearbeiten Rudiger Bier 1500 Jahre Geschichte und Geschichten der herrschaftlichen Sitze zu Kirchscheidungen und Burgscheidungen Eigenverlag Rittergut Kirchscheidungen 2009 S 313 315Weblinks Bearbeiten nbsp Gedenktafel an der Marienkirche in Putzkau nbsp Commons Jacob Heinrich von Flemming Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Jacob Heinrich von Flemming im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literatur von und uber Jacob Heinrich von Flemming in der Sachsischen Bibliografie Sabi Flemming Jacob Heinrich Graf vonGeneralfeldmarschalle im Kurfurstentum und Konigreich Sachsen Hans Georg von Arnim Boitzenburg Franz Albrecht von Sachsen Lauenburg Rudolph von Marzin Ernst Albrecht von Eberstein Joachim Rudiger von der Goltz Heino Heinrich von Flemming Hans Adam von Schoning Jeremias Chauvet Heinrich VI Reuss Obergreiz Adam Heinrich von Steinau Georg Benedikt von Ogilvy Jacob Heinrich von Flemming August Christoph von Wackerbarth Johann Adolf II Sachsen Weissenfels Friedrich August Rutowski Johann Georg von Sachsen F H E von Anhalt Dessau Siehe auch Generalfeldmarschall Kursachsen und Konigreich Sachsen Normdaten Person GND 119415410 lobid OGND AKS VIAF 77124946 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Flemming Jacob Heinrich vonALTERNATIVNAMEN Flemming Jacob Heinrich Graf von vollstandiger Name Flemming Jakob Heinrich Graf vonKURZBESCHREIBUNG kursachsischer Kabinettsminister und FeldmarschallGEBURTSDATUM 3 Marz 1667GEBURTSORT Hoff HinterpommernSTERBEDATUM 30 April 1728STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jacob Heinrich von Flemming amp oldid 239396528