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Der Stumme Sejm von 1717 beendete am 1 Februar 1717 formell den Aufstand der Konfoderation von Tarnogrod 1715 1716 die unter russischem Einfluss stand gegen Konig August II von Polen Litauen Die Bezeichnung stumm ruhrt daher dass dem polnischen Adel der sonst ubliche Widerspruch gegen die Beschlusse der Sejmtagung diesmal untersagt war Er bestatigte lediglich innerhalb eines Tages die Ergebnisse des Friedensvertrages von Warschau vom 3 November 1716 in dem Zar Peter I den Frieden zwischen den Polen genauer den Konfoderierten von Tarnogrod und ihrem Konig August II vermittelt hatte Vorgeschichte BearbeitenDer Stumme Sejm war dem polnischen Adel der Szlachta ein grosses Argernis denn zum ersten Mal seit 1652 verwehrte man ihm ausser dem Sejmmarschall Stanislaw Ledochowski die Goldene Freiheit des uneingeschrankten Rede und Widerspruchsrechts im Reichstag Hierzu gehorte unter anderem das Liberum Veto Diese Regelung ermoglichte es jedem einzelnen Abgeordneten durch seinen Einspruch die Beschlusse des gesamten Reichstages nichtig zu machen In der Praxis fand sich fast immer ein Abgeordneter der Szlachta der von irgendeiner Adelspartei oder dem Ausland bestochen wurde um den Reichstag zu keinem Beschluss kommen zu lassen Da auch der Konig ohne den Reichstag keine wichtigen Entscheidungen treffen konnte fuhrte dies zu innenpolitischem Chaos aussenpolitischer Schwache und okonomischer Ruckstandigkeit in Polen Konig August II neigte dazu dieses Problem und das damit verbundene Problem des Wahlkonigtums mittels eines Staatsstreiches losen zu wollen ein Fakt den ihm die polnische Geschichtsschreibung bis heute negativ anrechnet Denn zu den Ergebnissen seiner erfolglosen Politik in Polen zahlte es dass der russische Zar Peter I als Vermittler und Garant des Friedens von Warschau 1716 bzw des Stummen Sejms von 1717 noch einen grosseren Einfluss auf die polnische Innenpolitik bekam was August durch seine Vorhaben eigentlich unterbinden wollte Massnahmen BearbeitenDie seit dem Grossen Nordischen Krieg in Polen stationierten sachsischen Truppen bis auf die konigliche Leibgarde und die sachsischen Minister hatten das Land zu verlassen Das Konigreich Polen Litauen war durch die als Sachsen Polen bezeichnete Personalunion mit dem Kurfurstentum Sachsen verbunden Der Reichstag musste alle 2 Jahre einberufen werden danach durfte der Konig fur maximal drei Monate nach Sachsen reisen Diese und andere Massnahmen schrankten die politischen Rechte Augusts des Starken in Polen stark ein Im Gegenzug wurden die Truppen der Konfoderation von Tarnogrod aufgelost und weitere Konfoderationen ohne Zustimmung des Konigs verboten Stattdessen wurde ein kleines Stehendes Heer von 24 000 Soldaten geschaffen das auf Grundlage einer Besteuerung der Adelsguter finanziert werden sollte In der Praxis war diese Armeestarke jedoch viel zu gering das kleinere Brandenburg Preussen hatte damals 60 000 Soldaten Weitere Massnahmen beschnitten die Rechte der Hetmane und Beamten der Adelsrepublik und erweiterten die konigliche Gerichtsbarkeit Der Konig gewann auch die Verfugungsgewalt uber seine Kronguter zuruck Das Liberum Veto wurde nicht angetastet das Wahlkonigtum auch nicht da das zum einen unrealistisch war und andererseits auch nicht im Interesse des russischen Vermittlers lag Fazit BearbeitenDer Stumme Sejm von 1717 stabilisierte somit die Beziehungen zwischen Sachsen und Polen Man versuchte in der Folge auf beiden Seiten die Ergebnisse dieses Reichstages zu andern aber die Fortschritte blieben in einem vergleichsweise bescheidenen Rahmen Speziell scheiterten in den 1740er Jahren mehrere Projekte zur Heeresvermehrung an innenpolitischen Rivalitaten Der Stumme Sejm von 1717 vermochte es nicht dem inneren Verfall des polnischen Staates Einhalt zu gebieten was zwischen 1772 und 1795 schliesslich zur Aufteilung Polens durch Russland Preussen und Haus Osterreich fuhrte Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stummer Sejm 1717 amp oldid 234963385