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Dieser Artikel beschreibt die Herrschaftsform Fur die Fernsehserie siehe Kalifat Fernsehserie Als Kalifat arabisch خلافة DMG ḫilafa Nachfolge bezeichnet man die Herrschaft das Amt oder das Reich eines Kalifen also eines Nachfolgers oder Stellvertreters des Gesandten Gottes خليفة رسول الله ḫalifat rasul Allah Es stellt somit eine islamische Regierungsform dar bei der die weltliche und die geistliche Fuhrerschaft in der Person des Kalifen vereint sind Bereits Mohammeds Staat in Medina basierte auf einem theokratischen Modell Mohammed der Religionsstifter des Islam war sowohl der Fuhrer der religiosen Bewegung als auch der Herrscher uber den Machtbereich in dem diese Religion ausgelebt wurde In der Form خليفة الله DMG ḫalifat Allah also Stellvertreter Gottes auf Erden existiert der Kalifen Titel seit den ab 661 regierenden Umayyaden 1 Da gemass Sure 112 al Ichlas jedoch kein Mensch Gott gleich sein konne nicht einmal das Oberhaupt aller Muslime steht diese Interpretation des Kalifats nach Ansicht vieler Muslime im Widerspruch zur Lehre Mohammeds Das Kalifenreich vom 7 bis 8 Jahrhundert Ausbreitung unter dem Propheten Mohammed 622 632 Ausbreitung unter den vier rechtgeleiteten Kalifen 632 661 Ausbreitung unter den Umayyaden 661 750Inhaltsverzeichnis 1 Kalifat der vier rechtgeleiteten Kalifen 2 Kalifat der Umayyaden 3 Kalifat der Abbasiden 4 Auseinandersetzung mit den Kalifaten des Westens 5 Staatstheoretische Fundierung des Kalifats durch al Mawardi 6 Abbasidisches Schattenkalifat von Kairo 7 Kalifat der Osmanen 7 1 Wiederbelebung der Kalifatsidee 7 2 Die Idee eines britenfreundlichen arabischen Kalifats 7 3 Die indische Kalifatsbewegung 7 4 Abschaffung des osmanischen Kalifats und Selbstproklamation Husains zum Kalifen 8 Der agyptische Kalifatskongress 1926 9 Situation heute 10 Siehe auch 11 Literatur 12 Weblinks 13 EinzelnachweiseKalifat der vier rechtgeleiteten Kalifen BearbeitenMohammed hatte keine mannlichen Nachkommen einer oder mehrere leibliche Sohne waren im Kindesalter gestorben sein Adoptivsohn Zaid ibn Haritha in der Schlacht gefallen Nur seine Tochter Fatima und moglicherweise einige weitere Tochter die Uberlieferung ist hier nicht eindeutig uberlebten ihren Vater hatten aber selbst zum Zeitpunkt von Mohammeds Tod noch keine Sohne im ausreichenden Alter um eine Fuhrungsrolle zu ubernehmen Der Prophet hatte weder einen Nachfolger bestimmt noch eine Prozedur zu seiner Wahl festgelegt Nach seinem Tod im Juni 632 traten schwere Meinungsverschiedenheiten zwischen den mekkanischen Muhadschirun und den medinischen Ansar hervor Die Ansar zogen zu Saʿd ibn ʿUbada dem Chef des medinischen Clans der Banu Saʿida und versammelten sich in seiner Saqifa offener Versammlungsplatz Dort erhoben sie die Forderung dass sich Ansar und Quraisch trennen sollten und eine jede Gruppe fur sich einen Befehlshaber amir wahlen sollte Damit drohte die islamische Gemeinschaft auseinanderzubrechen Die drei Muhadschirun Abu Bakr ʿUmar ibn al Chattab und Abu ʿUbaida ibn al Dscharrah eilten daraufhin zu der Versammlung und versuchten dies zu verhindern 2 Vor allem ʿUmar trat strikt gegen jede Teilung der Gemeinschaft ein Abu Bakr betonte den Vorranganspruch des Stammes Quraisch In dieser Situation uberraschte ʿUmar die Anwesenden indem er plotzlich Abu Bakr die Baiʿa leistete Fur ihn sprach dass Mohammed ihn wahrend seiner letzten Krankheit angewiesen hatte an seiner Stelle den offentlichen Gottesdienst in der Moschee zu leiten was man als ein Indiz dafur werten konnte dass er ihn fur die Nachfolge ausersehen hatte 3 Viele Ansar weigerten sich zunachst Abu Bakr zu huldigen 4 Auch die Banu Haschim der Clan des Propheten protestierten dagegen dass sie bei der Regelung der Nachfolge ubergangen worden waren Einige Ansar brachten in dieser Situation ʿAli ibn Abi Talib der der nachste Verwandte des Propheten war als Alternative fur Abu Bakr ins Spiel ʿAli hatte offensichtlich auch die Unterstutzung der Nachkommen von ʿAbd Schams Sie pochten in dieser Situation auf die politischen Vorrechte der Nachkommen ʿAbd Manafs zu denen sowohl die ʿAbd Schams als auch die Banu Haschim gehorten und kritisierten dass Abu Bakr nicht diesem Stammesadel angehorte 5 In der Folgezeit sorgte ʿUmar zusammen mit den Banu Aslam dafur dass fast alle Bewohner Medinas Abu Bakr den Treueid leisteten 6 Als man Abu Bakr den Titel ḫalifat Allah Stellvertreter Gottes antrug lehnte er diesen ab und erwiderte dass er der ḫalifat rasul Allah Nachfolger des Gesandten Gottes sei und sich mit diesem Titel zufriedengebe 7 634 wurde ʿUmar ibn al Chattab zum zweiten Kalifen gewahlt und fuhrte zudem den Kalifentitel Amir al Mu minin أمير المؤمنين Befehlshaber der Glaubigen ein In seiner Amtszeit setzte die islamische Expansion ein und den Muslimen gelang es ihren Einfluss auf Syrien 635 636 Mesopotamien 636 und Agypten 639 642 auszudehnen Nach ihrem Sieg bei Nihawand sudlich von Hamadan brach das Reich der Sassaniden im Iran endgultig auseinander ʿUthman ibn ʿAffan ein Schwiegersohn Mohammeds wurde 644 zum dritten Kalifen gewahlt Bedeutung erlangte seine Regierungszeit vor allem durch die endgultige Abfassung des Koran Er setzte aber auch die Expansionen seines Vorgangers fort So wurden 647 Tripolitanien heute Libyen und weitere Teile des Iran erobert sowie erste Vorstosse nach Anatolien unternommen Mit der Zeit machte sich Uthman durch die Bevorzugung seiner umayyadischen Sippe bei der Amter und Beuteverteilung etliche Feinde insbesondere unter den Heerfuhrern und den Muslimen der eroberten Gebiete 656 wurde er von aufstandischen Muslimen aus Agypten und dem Irak in Medina ermordet Uthmans Gegner waren vor allem die Anhanger des Ali ibn Abi Talib die spateren Schiiten Diese und die aufstandischen Fuhrer wahlten Ali nun zum Kalifen Doch Muawiya der Statthalter von Syrien aus der Sippe der Umayyaden und damit ein Verwandter Uthmans verweigerte die Gefolgschaft Es kam zum Ausbruch von Kampfen Nach der Schlacht von Siffin einigte man sich auf Verhandlungen Eine Gruppe von Muslimen die spateren Charidschiten sah darin eine Postenschacherei und eine grosse Schande und verliess das Lager Alis 661 fiel Ali einem Attentat dieser Gruppe zum Opfer Sein Sohn Hasan verzichtete auf seinen Herrschaftsanspruch als er die Ubermacht der Umayyaden erkannte Ali war der letzte gewahlte Kalif Muawiya fuhrte wahrend seiner Herrschaft die Erbfolge ein und begrundete somit die erste Kalifen Dynastie die der Umayyaden in Damaskus Seither wurden die proklamierten Nachfolger zum neuen Kalifen oder der Titel ging durch Kriege auf andere Herrscher uber Hasans Bruder Husain erhob zwar nach Muawiyas Tod Anspruch auf das Kalifat wurde aber in der Schlacht von Kerbela 680 geschlagen Siehe auch Die Ara der rechtgeleiteten KalifenKalifat der Umayyaden Bearbeiten Hauptartikel Umayyaden Nach der Machtubernahme der Umayyaden unter Muawiya mussten diese sich auch in der Folgezeit immer wieder gegenuber Oppositionsbewegungen behaupten Umstritten war dabei die Legitimation der Umayyaden denen unter anderem vorgeworfen wurde in der Anfangszeit des Islam zu den heftigsten Gegnern des Propheten Mohammed gezahlt zu haben Nach der Befriedung des Kalifats konnten die Muslime ihre Expansion wieder aufnehmen So wurden unter Abd al Malik und al Walid I zu Beginn des 8 Jahrhunderts der Maghreb die Iberische Halbinsel Transoxanien und das Industal erobert Damit erreichte das Kalifat seine grosste Ausdehnung Trotz dieser Erfolge dauerte die Opposition vieler Muslime an Die Schwachung der Umayyaden Herrschaft durch interne Machtkampfe ab 744 wurde durch den Aufstand des Abu Muslim verstarkt Im Jahre 749 ubernahm die Dynastie der Abbasiden gewaltsam die Macht Ein Hadith der wahrscheinlich von dem syrischen Traditionarier Ismaʿil ibn ʿAiyasch gest 797 verbreitet und in den Musnad von Ahmad ibn Hanbal aufgenommen wurde beschrankt das Kalifat auf den Stamm der Quraisch Er lautet Das Kalifat liegt bei den Quraisch das Richteramt bei den Ansar der Ruf zum Gebet bei den Abessiniern und die Hidschra bei den Muslimen und dann den Auswanderern 8 Kalifat der Abbasiden Bearbeiten Hauptartikel Abbasiden Kalifat Nach dem Sturz der Umayyaden durch die Abbasiden entwickelte sich der Irak mit der neuen Hauptstadt Bagdad zum politischen Zentrum des Kalifats Zugleich wurde Bagdad vor allem unter Harun ar Raschid 786 809 zu einer vor Prunk und Reichtum strotzenden Metropole wie es in den Geschichten Scheherazades in Tausendundeine Nacht beschrieben wird und zu einem Zentrum der Kultur und Naturwissenschaften Im 9 Jahrhundert hatte das Kalifat seine Blutezeit erreicht Doch die Ausdehnung und die Burokratie verlangten ihren Preis Mehr und mehr gaben die Kalifen die politische Macht an Staatsminister die Wesire und mittlere Beamte ab Sie selbst sanken schon bald zu blossen nominellen Herrschern herab wahrend die faktische Herrschaft bei sich abwechselnden Heerfuhrern in der Hauptstadt oder bei Lokalherrschern lag Bereits im 8 Jahrhundert war ein Umayyade nach al Andalus entkommen wo er das Emirat von Cordoba begrundete Seit Beginn des 9 Jahrhunderts kam es zur Grundung weiterer Emirate unter anderem Aghlabiden Tuluniden Tahiriden und Samaniden die nur noch formal der Herrschaft der Kalifen in Bagdad unterstanden Mitte des 10 Jahrhunderts wurden die Abbasiden auch in Bagdad politisch entmachtet und unterstanden in der Folgezeit der Kontrolle der persischen Buyiden Auseinandersetzung mit den Kalifaten des Westens BearbeitenAnfang des 10 Jahrhunderts kam es im Westen der islamischen Welt zudem zur Grundung von zwei Gegenkalifaten Im Jahre 910 liess sich Abdallah al Mahdi der damalige Grossmeister der Ismailiten in Kairuan zum Kalifen ausrufen 9 und begrundete damit das Kalifat der Fatimiden Hierdurch sah sich der damalige umayyadische Emir von Cordoba Abd ar Rahman III veranlasst 929 ebenfalls den Kalifentitel anzunehmen 10 Damit gab es nun in den Landern des Islams drei rivalisierende Kalifate Das umayyadische Kalifat von Cordoba zerfiel allerdings schon 1031 in mehrere Einzelreiche und erlosch schliesslich Wesentlich gefahrlicher wurde den Abbasiden das Kalifat der Fatimiden die sich selbst als Nachfahren von Ali ibn Abi Talib und dessen Frau Fatima die der Dynastie auch den Namen gab darstellten Sie dehnten ihren Machtbereich bald auf ganz Nordafrika Syrien Palastina Sizilien und Westarabien aus und konnten im 11 Jahrhundert sogar kurzzeitig die Kontrolle uber Bagdad erringen Die ismailitische Propaganda der Fatimiden und die Bevormundung durch die buyidischen Herrscher unterminierten in der zweiten Halfte des 10 Jahrhunderts immer starker die Autoritat des abbasidischen Kalifats Der abbasidische Kalif al Qadir reg 991 1031 startete daraufhin ein ambitioniertes politisches Programm zur Starkung seiner Autoritat Er liess keine Gelegenheit aus um offentlich die ismailitische Lehre als Ketzerei zu verurteilen und die Fatimiden als Feinde des Islams zu brandmarken Dadurch dass sich Anfang des 11 Jahrhunderts zwei aufstrebende turkische Dynastien im Osten die Ghaznawiden und die Karachaniden formal in seinen Dienst stellten gewann das abbasidische Kalifat in dieser Zeit neues Prestige Eine weitere Macht die die Abbasiden formal als Oberhaupt anerkannten waren die turkischen Seldschuken Sie eroberten in den Jahren nach 1035 vom Nordosten her den Iran und drangen 1055 bis nach Bagdad vor wo sie die Buyiden verdrangten Staatstheoretische Fundierung des Kalifats durch al Mawardi BearbeitenIn den Rahmen der Anstrengungen der abbasidischen Kalifen um Ruckgewinnung ihrer Autoritat gehort auch die staatstheoretische Abhandlung die der schafiitische Gelehrte al Mawardi 972 1058 fur den Kalifen al Qaʾim abfasste In dieser Abhandlung mit dem Titel al Aḥkam as sulṭaniyya Die herrschaftlichen Bestimmungen wird zum ersten Mal eine umfassende Theorie vom Kalifat entwickelt Ein zentraler Gedanke ist dabei die Amterdelegation Der Kalif der zu den Quraisch gehoren muss ist als Imam Vorsteher der islamischen Gemeinschaft dessen Aufgaben sich in allumfassender Weise auf die Bewahrung der Religion din und die Fuhrung siyasa der weltlichen Angelegenheiten erstrecken Er kann diese Aufgaben jedoch an verschiedene Amtstrager delegieren an den Wesir der eine allgemeine Amtsbefugnis in allen Angelegenheiten hat den Emir der als Statthalter in einer Provinz fungiert oder den Dschihad fuhrt den Qadi den Stammbaumwachter den Imam der fur die Durchfuhrung des Ritualgebets verantwortlich ist den Leiter der Wallfahrt den Steuerbeamten und den Muhtasib der von Amts wegen fur das Gebieten des Rechten und Verbieten des Unrechten verantwortlich ist Der Fiktion der Souveranitat des Kalifen wird durch eine formelle Anerkennung der Oberhoheit des Kalifen und durch die Erwahnung seines Namens in der Freitagspredigt Genuge getan Das was in diesem Werk das von grosser Bedeutung fur die Folgezeit war als Emire bezeichnet wird waren in der Realitat die Herrscher der Ghaznawiden und Seldschuken die die wirkliche Macht in der Hand hatten aber die formale Oberhoheit des Kalifats anerkannten 11 Al Ghazali 1058 1111 gab zur Zeit der Seldschukenherrschaft viele der Erfordernisse auf die al Mawardi noch fur notig gehalten hatte Der Kalif solle nicht mehr uber die Fahigkeit verfugen mussen den Dschihad anzufuhren auch Regierungskompetenz kifaya sei nicht erforderlich solange ihm ein kompetenter Wesir zur Seite stehe Anstelle der Fahigkeit zum idschtihad das heisst der eigenstandigen Interpretation des Rechts musse der Kalif lediglich waraʿ Gottesfurcht besitzen Kalif ist in seiner Theorie derjenige dem der Inhaber der realen Macht sauka den Treueid leistet Umgekehrt ist derjenige der die reale Macht besitzt und sich dem Kalifen unterstellt indem er ihn in der Chutba und auf den eigenen Munzen nennt herrschender Sultan 12 Mit dieser Theorie legitimierte al Ghazali die zu seiner Zeit ubliche Praxis Die Fatimiden Dynastie wurde 1171 durch Saladin beseitigt der Agypten gleichzeitig in die staatsrechtliche Sphare des abbasidischen Kalifats zuruckfuhrte Im 12 bzw 13 Jahrhundert beanspruchten zwar im Maghreb auch die Almohaden und als Reaktion auf deren Niedergang die Hafsiden das Kalifat doch waren die abbasidischen Kalifen die einzigen deren Stellung als Oberhaupt der islamischen Gemeinschaft auch ausserhalb ihres eigenen Herrschaftsgebietes anerkannt wurden Mehrere Herrscher liessen sich von abbasidischen Kalifen Einsetzungsschreiben geben um als Sultane anerkannt zu werden so unter anderem im Jemen der Rasulide ʿUmar der sich 1232 von den agyptischen Ayyubiden unabhangig machte Abbasidisches Schattenkalifat von Kairo Bearbeiten nbsp Postkarte aus der Dr Paula Sanders Collection mit Grabern der abbasidischen Schattenkalifen in KairoZwar konnten die Kalifen wahrend des 12 Jahrhunderts ihre politische Macht zumindest im Irak zuruckgewinnen doch wurde das Kalifat der Abbasiden 1258 mit der Eroberung Bagdads durch die Mongolen unter Hulegu zerschlagen Zwei Abbasidenabkommlingen gelang aber die Flucht nach Agypten Mit Hilfe der Mamluken die uber Agypten herrschten versuchten sie Bagdad zuruckzuerobern Nachdem dieser Versuch misslungen war erhob der az Zahir Baibars der nun unangefochtene Anfuhrer der Mamluken in Agypten den einzig noch verbliebenen Abbasiden zum Kalifen und liess sich umgekehrt von ihm den Sultanstitel verleihen Auf diese Weise erhielt er die religios politische Legitimation die ihm aufgrund seiner Herkunft als Militarsklave noch fehlte 13 Die Abbasidenprinzen aus dieser Linie versahen in den folgenden Jahrhunderten ihr weitgehend formales Amt ein Kalifat ohne herrscherliche Machtbefugnisse das den Mamlukensultanen jedoch jeweils die notwendige islamische Legitimitat verlieh Dieses abbasidische Schattenkalifat gewann aber immerhin so viel Prestige dass auch ausserhalb des Mamlukenreiches einige Herrscher dem Kalifen in Kairo ihre Huldigung baiʿa ubermittelten und sich dafur Einsetzungsschreiben von ihm geben liessen So erkannte zum Beispiel 1283 die Goldene Horde den abbasidischen Schattenkalifen von Kairo als Fuhrer der islamischen Gemeinschaft an 14 Als der mongolische Ilchan Ghazan im Jahre 1300 fur einige Monate Damaskus besetzte wurde dort die Erwahnung des abbasidischen Kalifen in der Chutba ausgesetzt Sobald aber Ghazan seine Truppen wieder abgezogen hatte und die Staat zuruck unter mamlukische Kontrolle kam wurde dieser Brauch wieder aufgenommen 15 Viele Menschen waren sich aber offenbar bewusst dass die kalifale Herrschaft uber die fernen Lander nur eine Illusion war Der irakische Geschichtsschreiber Ibn at Tiqtaqa schrieb 1302 in seinem Faḫri dass die abbasidischen Kalifen den Herrschern der Grenzregionen Geschenke machten zur Bewahrung der ausserlichen Ehre und damit ihnen in diesen Landern die Sikka und Chutba zukomme Das sei so sprichwortlich geworden dass man jemandem der nur den Anschein einer Sache ohne seine inneres Wesen besass nachsagte dass er sich dabei nur mit der Sikka und Chutba begnuge d h dass er sich nur mit dem Namen ohne Realitat zufriedengebe 16 Auch innerhalb des Mamlukenreiches hatten die abbasidischen Kalifen die meiste Zeit nur wenig zu sagen hier gaben Sultane und Emire der Mamluken den Ton an Einzelne abbasidische Kalifen wie zum Beispiel al Mustaʿin bi Llah amtierte 1404 1416 gelangten allerdings zu solchem Ansehen dass in ihrem Namen Munzen gepragt wurden Auch die Hafsiden sahen sich als Erben der 1258 gesturzten Abbasiden von Bagdad und wurden vorubergehend sogar von den Scherifen von Mekka und dem agyptischen Mamlukensultan anerkannt Kalifat der Osmanen Bearbeiten Hauptartikel Osmanisches Kalifat Anders als die Mamluken setzten unter anderem die Osmanen im 16 Jahrhundert nicht mehr auf eine Legitimation durch die abbasidischen Kalifen Der letzte abbasidische Kalif wurde 1517 nach der osmanischen Eroberung Kairos nach Konstantinopel verschleppt und dort inhaftiert Zwar trat in den 1530er Jahren der osmanische Grosswesir Lutfi Pascha mit der Behauptung auf der letzte Abbaside habe den Kalifentitel nach der Eroberung Agyptens auf den osmanischen Sultan Selim ubertragen doch haben die Osmanen diesen Anspruch auf das Kalifat nicht weiter verfolgt weil von islamischen Gelehrten der Einwand kam dass sie aufgrund ihrer Nicht Zugehorigkeit zu den Quraisch eine der Voraussetzungen fur die Ubernahme des Kalifats nicht erfullten 17 Wiederbelebung der Kalifatsidee Bearbeiten Erst in den 1770er Jahren begannen die osmanischen Sultane wieder den Titel des Kalifen fur sich zu verwenden Dies geschah im Rahmen der Verhandlungen zum Frieden von Kucuk Kaynarca 1774 Sultan Abdulhamid I bezeichnete sich bei dieser Gelegenheit als Imam der Glaubigen und Kalif der Einheitsbekenner Auf diese Weise wollte er erreichen dass er von russischer Seite als Schutzherr der auf russischem Territorium lebenden Muslime anerkannt wurde so wie umgekehrt Russland sich als Schutzmacht der auf osmanischem Territorium lebenden orthodoxen Christen begriff 18 Um die Mitte des 19 Jahrhunderts begannen die osmanischen Sultane den Kalifentitel starker zu betonen um dadurch die Unterstutzung der Muslime ausserhalb ihres Machtbereiches zu erlangen Da es in Indien nach der Mutiny 1857 kein islamisches Staatsoberhaupt mehr gab fiel dort die Idee eines osmanischen Kalifen als politischem und spirituellem Fuhrer der islamischen Welt auf besonders fruchtbaren Boden Der Name des herrschenden osmanischen Sultans wurde in den indischen Moscheen nun oftmals in die Freitagspredigt aufgenommen 19 Der osmanische Sultan Abdulhamid II der 1876 den Thron bestieg war ein begeisterter Anhanger des Kalifatsgedankens Bereits in der unmittelbar nach seiner Thronbesteigung verabschiedeten Verfassung des Osmanischen Reiches heisst es in Artikel 4 Der Sultan in seiner Eigenschaft als Kalif ist der Schutzherr fur die muslimische Religion Auch die Muslime in Daghestan erkannten diesen religios politischen Anspruch Als sie wahrend des russisch osmanischen Krieges von 1877 78 einen Dschihad gegen Russland fuhrten taten sie dies im Namen des Kalifen 20 Die Idee eines britenfreundlichen arabischen Kalifats Bearbeiten nbsp Wilfrid Scawen Blunt der die Idee von dem arabischen Kalifat entwickelte Als nach der Niederlage im Russisch Osmanischen Krieg der osmanische Sultan sehr geschwacht war entwickelte der britische Schriftsteller Wilfrid Scawen Blunt die Idee eines neuen britenfreundlichen arabischen Kalifats mit Sitz in Mekka In seinem Buch The Future of Islam das 1881 veroffentlicht wurde sprach er von einem Transfer des Sitzes der spirituellen Macht von Konstantinopel nach Mekka und betonte dass in Anbetracht des sterbenden Osmanischen Reiches die Masse der Mohammedaner in der scherifischen Familie von Mekka nach einem Reprasentanten ihrer obersten Fuhrung und des Kalifats suche Die scherifische Familie sollte die Osmanen als neue Dynastie ablosen und damit die Errichtung einer musulmanischen Theokratie ermoglichen Politisch so meinte Blunt werde der Kalif in Mekka zwar weniger bedeutsam sein als derjenige am Bosporus aber religios werde er einen viel festeren Stand haben weil er von den Quraisch abstamme 21 Diese Idee eines arabischen Kalifats wurde zu Beginn des Ersten Weltkriegs wieder aufgegriffen So richtete am 31 Oktober 1914 der britische Hochkommissar fur Agypten Herbert Kitchener 1 Earl Kitchener ein Telegramm an ʿAbdallah den Sohn des Scherifen Husain in dem er diesem eine Allianz mit den Briten vorschlug und von der Moglichkeit eines arabischen Kalifats sprach Wortlich schrieb er am Ende des Telegramms Es kann sein dass ein Araber wahrer Abstammung das Kalifat in Mekka oder Medina ubernimmt und so mit der Hilfe Gottes aus all dem Bosen das jetzt geschieht Gutes entstehen kann It may be that an Arab of true race will assume the Khalifate at Mecca or Medina and so good may come by the help of God out of all the evil that is now occuring 22 In den folgenden Monaten wurden einige britische Beamte in Kairo und Khartum zu starken Befurwortern eines arabischen Kalifats Dazu gehorten Reginald Wingate Generalgouverneur des Sudan Henry McMahon der 1915 Lord Kitchener als agyptischer Hochkommissar nachfolgte und sein Orientalischer Sekretar Ronald Storrs Sie hielten es fur ausserst wichtig einer turkisch arabischen Union und einem moglichen islamischen Dschihad gegen die Alliierten zuvorzukommen Das India Office empfahl dagegen bei der Frage des Kalifats eine Haltung der strikten Neutralitat Das Foreign Office ubernahm diesen Standpunkt und forderte Henry McMahon im Januar 1915 dazu auf keine weiteren Gesprache mehr mit den Haschimiten zum Thema Kalifat zu fuhren Die Entscheidung uber die Kalifatsfrage so prazisierte das Foreign Office im April 1915 in einer weiter Mitteilung an McMahon sollte den Muslimen selbst uberlassen werden 23 nbsp Der Scherif Husain dem zu Anfang des Ersten Weltkriegs von britischer Seite Hoffnung auf den Kalifentitel gemacht wurde Als der Scherif Hussein im Juli 1915 seine Korrespondenz mit McMahon aufnahm formulierte er in Anknupfung an Kitcheners Vorschlag die Forderung dass England der Ausrufung eines arabischen Kalifats des Islams zustimmen solle Das Foreign Office wies daraufhin McMahon an folgendermassen zu antworten Wenn der Scherif mit Zustimmung seiner Glaubensbruder zum Kalifen ausgerufen wird kann er sicher sein dass wir die Wiederaufnahme des Kalifentums durch einen Araber wahrer Rasse begrussen werden 24 In seiner Antwort an Hussein vom 30 August 1915 wich McMahon jedoch eigenmachtig von dieser Formel ab und liess die Voraussetzung der Zustimmung der Muslime zu einem arabischen Kalifat weg In der arabischen Version des Schreibens die moglicherweise von Ronald Storrs stammte und dem Foreign Office nicht zur Kenntnis gebrachte wurde wurde ausserdem Unterstutzung fur ein haschimitisches Kalifat zum Ausdruck gebracht 25 Charles Hardinge der britische Vizekonig Indiens war uber dieses eigenmachtige Vorgehen McMahons sehr erbost weil das osmanische Kalifat in Indien allgemein anerkannt wurde und er davon uberzeugt war dass die indischen Muslime sich mit einem arabischen Kalifat nicht identifizieren konnten 26 Zwar wurde das Thema in der Hussein McMahon Korrespondenz nicht erneut angesprochen doch legte der Scherif durchaus Wert auf McMahons nicht autorisierte Aussage zum Kalifat Als er sich zum Beispiel im Oktober 1916 zum Konig der arabischen Lander ausgerufen hatte und daraufhin von Cyril Wilson dem britischen Amtstrager in Dschidda scharf zurechtgewiesen wurde antwortete er dass Grossbritannien ihn schon als Kalifen also mit einem hoheren Titel angesprochen hatten so dass sie jetzt keinen Grund hatten sich uber seinen neuen Titel zu beschweren Gegenuber den indischen Muslimen gaben die Haschimiten im November 1916 zwar eine Erklarung ab in der sie versicherten dass das Kalifat so bleiben werde wie es ist bis die endgultige Entscheidung der gesamten muslimischen Welt vorliege 26 Aber im Juli 1917 machte Husain in einem Gesprach mit T E Lawrence und Cyril Wilson erneut deutlich dass er danach strebte als amir al muʾminin anerkannt zu werden was ein kalifaler Titel ist Und 1919 liess er in der mekkanischen Zeitung al Qibla Briefe veroffentlichen in der er als amir al muʾminin angesprochen wurde 27 Da die Briten Konig Husain von seinen kalifalen Aspirationen abzubringen versuchten erinnerte dieser die Briten an die Aussagen McMahons in seinem Brief vom August 1915 und veroffentlichte den Brief im August 1920 in der Zeitung al Qibla Ende 1920 kamen ausserdem Berichte daruber auf dass die turkische Ehefrau Konig Husains heimlich die Turken dazu drangen wurde ihrem Ehemann das Kalifat zu ubertragen und dass Husain selbst mit Mustafa Kemal daruber in Verhandlungen eingetreten sei 27 Die indische Kalifatsbewegung Bearbeiten Als Reaktion auf die Besetzung Anatoliens und Istanbuls durch alliierte Truppen am Ende des Ersten Weltkriegs entstand in Indien die sogenannte Kalifatsbewegung Sie trat 1920 gegenuber den Briten mit der Forderung auf dass die uneingeschrankte Aufsicht und Schirmherrschaft des osmanischen Kalifen uber die Heiligen Statten des Hedschas Palastinas und Mesopotamiens erhalten werden musse 28 Zum Theoretiker der Bewegung wurde der Gelehrte Abu l Kalam Azad Er forderte entsprechend der klassischen Lehre ein monarchisches Kalifat als spirituelles Zentrum der islamischen Welt mit von ihm eingesetzten islamischen Herrschern in verschiedenen Landern der osmanische Kalif sollte allerdings auch politische Macht besitzen 29 Gegenuber den Haschimiten hegten die Anhanger der Kalifatsbewegung grossen Argwohn weil sie wussten dass diese selbst nach dem Kalifat strebten 30 Nach dem Vertrag von Sevres vom August 1920 in dem die Turkei den Hedschas als unabhangigen Staat anerkannte nahm die Agitation der Kalifatsbewegung dramatisch zu Ein fuhrender Gelehrte der islamischen Schule von Deoband forderte Ende 1920 gegenuber einem Vertreter der britischen Regierung dass Konig Husain zumindest teilweise die Oberhoheit des osmanischen Kalifen anerkennen musste 31 Die Britische Regierung von Indien ubernahm die Position der Kalifatsbewegung und machte wiederholte Eingaben bei der Regierung in London in denen sie auf eine Uberarbeitung des Vertrags von Sevres drangte in der Weise dass er eine fortdauernde Souveranitat des Kalifen uber den Hedschas festschrieb 32 Mit Edwin Samuel Montagu hatte die Kalifatsbewegung auch einen Sympathisanten im britischen Kabinett der ihre Forderungen energisch unterstutzte 33 Er musste jedoch im Marz 1922 zurucktreten nachdem er ohne Genehmigung des Kabinetts ein Telegramm der Regierung von Indien veroffentlicht hatte das die Forderungen der Kalifatsbewegung nach einer Revision von Sevres unterstutzte 34 Abschaffung des osmanischen Kalifats und Selbstproklamation Husains zum Kalifen Bearbeiten nbsp Der letzte osmanische Kalif Abdulmecid II 1923 Die Forderungen der indischen Kalifatsbewegung wurden allerdings von den realen Entwicklungen uberholt In dem neuen Nationalstaat Turkei begann Mustafa Kemal Pascha der Sieger des turkischen Befreiungskampfes ein umfassendes politisches Reformprogramm das letztendlich zur Abschaffung des osmanischen Kalifats fuhrte Schon im November 1922 wurde das osmanische Sultanat durch die Grosse Nationalversammlung der Turkei abgeschafft und mit Abdulmecit II ein neuer Kalif eingesetzt dessen Amt rein auf den reprasentativen Bereich beschrankt wurde In einem von der Nationalversammlung herausgegebenen Traktat mit dem Titel Das Kalifat und die nationale Souveranitat Hilafet ve Hakimiyet i Milliye wurde die Umwandlung damit begrundet dass angesichts der Tatsache dass der Prophet seine Nachfolge nicht klar geregelt habe die Muslime die Freiheit hatten das Kalifat so zu organisieren wie sie dies fur richtig hielten 35 Die Kalifatsbewegung wurde durch diese Entwicklungen in grosse Verwirrung gesturzt 36 zumal wenig spater Geruchte aufkamen dass Konig Husain kurz davor stand selbst den Kalifentitel anzunehmen 34 Aber auch in den arabischen Landern des Nahen Ostens losten diese Entwicklungen Diskussionen aus Raschid Rida fasste 1923 ein Traktat zur Kalifatsfrage ab in dem er die Auffassung vertrat dass die islamische Gesellschaft unbedingt eines Kalifen bedurfe Neben der Verteidigung der Muslime sollte dessen Hauptaufgabe darin bestehen durch Idschtihad die Gesetzgebung auszuuben Dies sollte er nach Absprache mit einer Korperschaft erfahrener Manner tun Hutern und Auslegern der Scharia Das osmanische Kalifat war nach Raschid Ridas Ansicht nur ein Not Kalifat gewesen denn der osmanische Sultan der kein Arabisch konnte war fur den Idschtihad nicht geeignet Ausserdem stammte er nicht von der Sippe der Quraisch ab was nach allgemeiner Auffassung eine notwendige Voraussetzung fur das Kalifenamt war Er hatte aber geduldet werden mussen da es niemanden gab der besser geeignet gewesen ware denn immerhin konnte er die Muslime schutzen Angesichts der Tatsache dass das osmanische Kalifat vor der Ausloschung stehe forderte Raschid Rida die Grundung eines neuen arabischen Kalifats Der zukunftige Kalif sollte sich allerdings nicht aus dem Kreise der arabischen Herrscher sondern aus dem der Religionsgelehrten rekrutieren 37 Schon im November 1923 gab es Anzeichen dafur dass die turkische Regierung die vollstandige Abschaffung des Kalifats in Erwagung zog 38 Der Schritt erfolgte am 3 Marz 1924 mit dem Gesetz Nr 431 39 Abdulmecit II und alle Mitglieder der osmanischen Dynastie wurden des Landes verwiesen Husains Sohn ʿAbdallah hatte schon im Januar 1924 mit einer Propagandakampagne fur ein arabisches und quraischitisches Kalifat begonnen bei der er seinen Vater Husain als amir al muʾminin bezeichnete 40 Vier Tage nach der Abschaffung des osmanischen Kalifats durch die turkische Nationalversammlung erklarte er dass sein Vater als Antwort auf zahllose Huldigungstelegramme das Kalifat akzeptiert habe In einem Interview mit dem Manchester Guardian das am 13 Marz veroffentlicht wurde zierte sich Husain dass er das Kalifat ja nicht gesucht oder gewunscht habe sondern man es ihm aufgedrangt habe Gleichzeitig wies er aber die Kalifatsanspruche moglicher Rivalen zuruck und erklarte ausfuhrlich warum er die geeignetste Person fur dieses Amt sei Das britische Foreign Office blieb weiter bei seinem Standpunkt der strikten Neutralitat und weigerte sich auch einen Abgesandten Husains zu empfangen der das Kalifat Husains erklaren wollte 38 Die Reaktionen in der islamischen Welt auf Husains Selbstproklamation zum Kalifen waren verhalten bis ablehnend Die meiste Unterstutzung erhielt er in Syrien und im Libanon wo diese gleichbedeutend war mit Widerspruch gegen die franzosische Mandatsmacht In Palastina war die Meinung geteilt Obwohl Husain unter den javanischen und malaiischen Muslimen sehr stark fur sein Kalifat warb erhielt er von dort kaum Unterstutzung Die Reaktionen bei den Muslimen in Indien waren dagegen nicht so einheitlich negativ wie man erwartet hatte weil sich uberraschenderweise ein Mitglied des Zentralen Kalifatskomitees Abdul Bari fur das Kalifat Husains aussprach 41 Der weitverbreitete Arger uber die Selbstproklamation Husains bot auch dem saudischen Herrschers Abd al Aziz ibn Saud Moglichkeiten sich politisch zu profilieren Er kritisierte in einer indischen Zeitung die gierige Hast Husains bei der Ubernahme des Kalifats eines Amtes fur das er nicht qualifiziert sein Auch setzte er sich mit dem indischen Kalifatskomitee in Verbindung und sagte Unterstutzung fur seine Forderungen nach muslimischer Einheit zu 42 Die Ambitionen Konig Husains auf das Kalifat zerschlugen sich ganzlich als der Hedschas im Herbst 1924 von den wahhabitischen Ichwan des saudischen Herrschers uberrannt wurde Husain musste abdanken und verliess das Konigreich Sein Anspruch auf das Kalifat hatte damit keine Grundlage mehr Der agyptische Kalifatskongress 1926 BearbeitenNach Abschaffung des osmanischen Kalifats am 3 Marz 1924 riefen fuhrende Gelehrte der Azhar Universitat in Agypten zu einem internationalen Kongress auf auf dem ein neuer Kalif gewahlt werden sollte Die Initiatoren der Konferenz beabsichtigten auf der Konferenz den agyptischen Konig Fu ad I als Kalifen auszurufen 43 Ein Jahr spater kam es in Agypten zu einer heftigen Debatte als der agyptische Richter ʿAli ʿAbd ar Raziq ein Buch veroffentlichte in dem er die Notwendigkeit eines neuen Kalifen in Frage stellte Er erklarte weder der Koran noch der Hadith hatten das Kalifat als notwendige Einrichtung bezeichnet da die Aufgabe Mohammeds eine rein geistliche gewesen sei wahrend seine politischen Handlungen lediglich fur die Umstande seiner Zeit von Bedeutung gewesen seien und nicht in Form des Kalifats fortgefuhrt werden mussten Der Widerstand gegen diese Position fuhrte dazu dass Abd ar Raziq aus seinem Richteramt entlassen wurde Als der internationale Kalifatskongress zu dem die Azhar eingeladen hatte im Mai 1926 schliesslich stattfand konnten sich die Teilnehmer nicht uber den staatsrechtlichen Charakter des Kalifats einigen und nach diesem Kongress befasste sich keine weitere ubernationale Konferenz mehr mit der Kalifatsfrage 44 Situation heute Bearbeiten nbsp Demonstration der danischen Abteilung der Hizb ut Tahrir fur die Wiedererrichtung des Kalifats im Jahre 2006Ein Kalifat existiert seit 1924 nur noch in verschiedenen islamischen Sondergemeinschaften wie der Ahmadiyya der Muridiyya und der senegalesischen Tidschaniyya Nachtraglich wird seit den 1960er Jahren 45 auch der Anfang des 19 Jahrhunderts von Usman dan Fodio gegrundete Fulani Staat in Westafrika als Kalifat bezeichnet namlich als Kalifat von Sokoto Zu den islamischen Bewegungen die ein Kalifat anstreben gehoren die internationalistische Hizb ut Tahrir und die indonesische Organisation Front Pembela Islam Im Juni 2014 rief sich der Anfuhrer der dschihadistischen Terrororganisation Islamischer Staat Abu Bakr al Baghdadi in Mossul zum Kalifen aus Dieses Kalifat wurde jedoch nur von Anhangern dieser Organisation anerkannt und von den meisten muslimischen Gelehrten zuruckgewiesen so zum Beispiel in dem Offenen Brief an al Baghdadi Siehe auch BearbeitenListe der Kalifen Emirat Sultanat Die Ara der rechtgeleiteten Kalifen Liste der grossten Imperien und ReicheLiteratur BearbeitenMadawi Al Rasheed Carool Kersten und Marat Shterin Hrsg Demystifying the Caliphate historical memory and contemporary contexts Hurst London 2013 Thomas Walker Arnold The Caliphate Clarendon Press Oxford 1924 Digitalisat Patricia Crone Martin Hinds God s Caliph Religious Authority in the First Centuries of Islam 2003 ISBN 0 521 54111 5 Bawar Bammarny The Caliphate State in Theory and Practice In Arab Law Quarterly Brill Band 31 2017 Nr 2 S 163 186 Hamilton A R Gibb Luṭfi Pasa on the Ottoman Caliphate In Oriens 15 1962 S 287 295 Mikel de Epalza Fonction du califat dans la communaute islamique cas d Al Andalus In Simon Jargy Hrsg Islam communautaire al Umma Concept et realites 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Hashemites and Arab Rule 1920 1925 The Sherifian Solution 2003 S 330 Paris Britain the Hashemites and Arab Rule 1920 1925 The Sherifian Solution 2003 S 329f a b Paris Britain the Hashemites and Arab Rule 1920 1925 The Sherifian Solution 2003 S 331 Vgl die franzosische Ubersetzung des Traktats in Revue du Monde Musulman 59 1 1925 S 5 81 Digitalisat Paris Britain the Hashemites and Arab Rule 1920 1925 The Sherifian Solution 2003 S 328 Hamid Enayat Modern Islamic Political Thought The Response of the Shiʿi and Sunni Muslims to the Twentieth Century London 2005 S 69 83 a b Paris Britain the Hashemites and Arab Rule 1920 1925 The Sherifian Solution 2003 S 346 Gesetz Nr 431 vom 3 Marz 1924 In Resmi Gazete Nr 63 vom 6 Marz 1924 Toynbee The Islamic World 1927 S 64 Paris Britain the Hashemites and Arab Rule 1920 1925 The Sherifian Solution 2003 S 347 Paris Britain the Hashemites and Arab Rule 1920 1925 The Sherifian Solution 2003 S 348 Martin Kramer Islam assembled The Advent of the Muslim 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