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Sir William Muir KCSI 27 April 1819 in Glasgow 11 Juli 1905 in Edinburgh war ein britischer Kolonialpolitiker Orientalist Missionswissenschaftler und einer der bedeutendsten britischen Islamwissenschaftler des 19 Jahrhunderts Sir William MuirMuirs Grab Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend und Ausbildung 1819 1837 1 2 Dienstzeit in Indien 1837 1876 1 3 Arbeit fur den Indienrat 1876 1885 und fur die Universitat von Edinburgh 1885 1903 2 Muirs Wirkung 2 1 Administrativer und politischer Bereich 2 2 Wissenschaftliche Tatigkeit 2 3 Ehrungen 2 4 The Life of Mahomet 2 4 1 Muir und Mohammed 2 4 2 Muir das Christentum und der Islam 3 Werke 4 Weblinks 5 Literatur 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJugend und Ausbildung 1819 1837 Bearbeiten William Muir war das achte und letzte Kind des Kaufmanns William Muir welcher zwei Jahre nach seiner Geburt starb und dessen Ehefrau Helen Nach dem Tod des Vaters zog die Familie nach Kilmarnock und spater nach Edinburgh wo er wie auch in Glasgow die Universitat besuchte Jedoch schloss er das Studium an keiner der beiden Universitaten ab Die Beziehungen seines Grossonkels Sir James Shaw ehemals Burgermeister und Stadtkammerer von London ermoglichten es aber dass William wie seine drei Bruder John James und Mungo in die Dienste der East India Company genommen wurde Nachdem er im Haileybury College auf seine Tatigkeit in der Zivilverwaltung in Indien vorbereitet worden war verliess er England und erreichte am 16 Dezember 1837 seinen ersten Einsatzort Bombay Dienstzeit in Indien 1837 1876 Bearbeiten In Bombay wie spater in den Distrikten Cawnpore das heutige Kanpur Bundelkhand und Fatehpur Sikri war er zunachst als einfacher Beamter fur die Erhebung und Einziehung der Grundsteuer zustandig Durch den so gegebenen Kontakt mit der einheimischen Bevolkerung hatte er die Moglichkeit die lokalen Dialekte Brauche und religiosen Riten kennenzulernen Die Verwendung dieses Wissens fur die administrativen und politischen Aufgaben sowie seine eiserne Arbeitsmoral es wird berichtet dass Muir jeden Morgen um 4 Uhr mit der Arbeit begann ermoglichten es ihm in den insgesamt 39 Jahren seines Dienstes fur die East India Company und die britische Kolonialregierung Indiens Karriere zu machen Nachdem er zunachst in die Leitungsebene der Steuerbehorde aufgestiegen war wurde er 1847 zum Minister der Regierung der Nordwest Provinzen Indiens mit Sitz in Agra berufen Wahrend des Sepoy Aufstandes von 1857 wurde er von Vizegouverneur John Russell Colvin kurz vor dessen Tod mit der Fuhrung der Geschafte der Provinzregierung und der Leitung des Nachrichtendienstes beauftragt Nach dem Aufstand bekleidete Muir wieder das Amt eines Ministers in der Provinzregierung bis er 1864 in den Legislativrat Indiens berufen wurde 1867 ernannte ihn der Vizekonig Lord John Laird Mair Lawrence zum Aussenminister der britischen Kolonialregierung von Indien Im selben Jahr wurde er als Knight Commander des Order of the Star of India geadelt 1 Schon ein Jahr spater trat er von diesem Amt zuruck und wurde Vizegouverneur der Nordwest Provinzen dieses Amt bekleidete er bis 1874 Nach einem kurzen Aufenthalt in Grossbritannien war Muir wahrend der beiden letzten Jahre seiner Dienstzeit in Indien 1874 76 Mitglied im Exekutivrat der britischen Kolonialregierung 1876 war Muir als Nachfolger von Lord Northbrook als Vizekonig von Indien im Gesprach lehnte das Amt jedoch ab Stattdessen kehrte Muir nach Grossbritannien zuruck 2 1840 heiratete er Elizabeth Huntley mit der er 15 Kinder hatte Arbeit fur den Indienrat 1876 1885 und fur die Universitat von Edinburgh 1885 1903 Bearbeiten In Grossbritannien berief ihn im selben Jahr der britische Staatssekretar fur Indien in den Indienrat Im Dezember 1885 wechselte Muir an die Universitat Edinburgh der er bis 1903 als Rektor vorstand Muirs Wirkung BearbeitenAdministrativer und politischer Bereich Bearbeiten Muirs Tatigkeit im administrativen und politischen Bereich galt seinen Zeitgenossen als herausragend und beispielhaft Wie nur wenige andere Kolonialbeamte bemuhte sich Muir um profunde Kenntnisse der Landessprachen und kulturen Muir setzte sich fur die verarmte Landbevolkerung ein forderte die Schul und Universitatsausbildung unterstutzte das von Sayyid Ahmad Khan initiierte Muhammadan Anglo Oriental College in Aligarh die heutige Aligarh Muslim University und grundete selbst das Muir Central College die heutige University of Allahabad Vehement bekampfte er den aus der traditionellen Abwertung von Frauen resultierenden Mord an weiblichen Neugeborenen wie er im Indien des 19 Jahrhunderts noch praktiziert wurde Eine Behinderung des Fortschritts sah er auch im Islam der Mehrheitsreligion in den damaligen Nordwest Provinzen Indiens Aus diesem Grund kam er zu der Ansicht dass die europaisch britische Kultur und die entsprechende Auspragung des Christentums die einzigen Garanten fur einen zivilisatorischen Fortschritt Indiens darstellen Muir unterstutzte die in Indien tatigen christlichen Missionsgesellschaften sowie die christliche Minderheit obwohl die Zivilverwaltung sich offiziell als religios neutral verstand Auf seiner Initiative beruht zum Beispiel die Grundung von Muirabad einer christlichen Siedlung in der Nahe von Prayagraj Wissenschaftliche Tatigkeit Bearbeiten Diese Liebe fur das indische Volk und gleichzeitige Ablehnung vieler Sitten und religioser Eigenarten bestimmte auch seine wissenschaftliche Tatigkeit Muir forderte die wissenschaftliche Beschaftigung mit der hinduistischen und islamischen Religion und Kultur sowie mit den indischen Sprachen und Dialekten 1862 stiftete er zusammen mit seinem Bruder John einem Sanskrit Forscher zum Gedenken seines Grossonkels Sir James Shaw die Shaw Professur fur Sanskrit und vergleichende Literaturwissenschaft an der Universitat von Edinburgh Von hochster Stelle wurde seine wissenschaftliche Kompetenz anerkannt als Queen Victoria sich 1876 den Titel einer Kaiserin von Indien zulegte und die dafur von Muir vorgeschlagene Ubersetzung Kaisar i Hind akzeptierte Ehrungen Bearbeiten Die Universitaten Oxford Cambridge Edinburgh Glasgow und Bologna verliehen Muir aufgrund seiner vielfaltigen sprach und islamwissenschaftlichen Forschungen die Ehrendoktorwurde Die Royal Asiatic Society deren Mitglied Muir 1877 wurde wahlte ihn 1884 zu ihrem Prasidenten Dieses Amt legte er nach seiner Ernennung zum Rektor an der Universitat von Edinburgh nieder bekleidete jedoch das Amt des Vizeprasidenten in den Jahren 1885 1886 und 1894 1897 Die Royal Asiatic Society wurdigte seine Bedeutung fur die Erforschung der islamischen Geschichte und Literatur 1903 mit der Verleihung der Triennal Jubilee Gold Medal The Life of Mahomet Bearbeiten Muirs Ruf als einer der bedeutendsten britischen Islamwissenschaftler des 19 Jahrhunderts beruht vor allem auf seiner Biographie Mohammeds The Life of Mahomet die auf Artikeln in der Calcutta Review basierend in den Jahren 1858 1861 als vierbandiges Werk erschien und eine Vielzahl von Auflagen erlebte The Life of Mahomet galt von der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts bis zum Anfang des 20 Jahrhunderts in der britischen Forschung als die Standardbiographie uber Mohammed und pragte Generationen von Islamwissenschaftlern und christlichen Missionaren Geruhmt wurde vor allem dass Muir als einer der ersten westlichen Islamwissenschaftler seiner Biographie fruhe islamische Quellen im Original zugrunde legte und diese historisch kritisch bewertete Er und sein Werk werden auch im 21 Jahrhundert noch rezipiert und dies sogar von islamischer Seite bezuglich seiner Aussagen zum Koran 3 Muir und Mohammed Bearbeiten Muir unterschied als einer der ersten zwischen mekkanischer und medinensischer Periode Mohammeds erstere war von religioser Wahrheitssuche gepragt letztere von weltlichem Ehrgeiz und korruptem Machthunger Wahrend er der fruhen Lebensphase Mohammeds in Mekka noch positive Seiten abgewinnen konnte war der Mohammed von Medina fur Muir durch negative Begriffe wie Intoleranz Unmoral und Blasphemie zu charakterisieren Dies beruhte zum einen darauf dass The Life of Mahomet Nachwirkung einer Debatte zwischen dem muslimischen Gelehrten Rahmatallah al Kairanawi und dem christlichen Missionar Karl Gottlieb Pfander war der sog Mohammedan Controversy die 1854 in der indischen Stadt Agra stattfand und bei der sich beide Seiten als Sieger sahen Zum anderen mussen Muirs Motive fur die wissenschaftliche Beschaftigung mit dem Islam beachtet werden 4 Muir das Christentum und der Islam Bearbeiten Als evangelikalem Christ ging es Muir darum den Islam der fur ihn sowohl Religion als auch Kultur war als Feind des Christentums und des Fortschritts in Indien zu entlarven und die Ausbreitung des Christentums als Gegenentwurf dazu zu fordern Dies solle so Muir nicht durch Waffengewalt und Zwang geschehen sondern es gelte die Muslime mit Weisheit Liebe und Sachverstand von der Zweifelhaftigkeit ihrer Religion zu uberzeugen Seine wissenschaftlichen Abhandlungen sowie die Ubersetzungen und Veroffentlichungen fruher islamischer sowie christlich apologetischer Werke sollten den christlichen Missionaren das notige Rustwerk fur die Bekehrung der Muslime zum Christentum liefern und den Muslimen vor Augen fuhren dass ihre Religion den Standards der modernen Wissenschaft und Zivilisation diametral entgegenstande Wahrend sich die westliche Welt von diesem Urteil bestatigt fuhlte erhob sich auf muslimischer Seite starker Widerspruch gegen Muirs Darstellung des Islam Dies fuhrte teils zur Radikalisierung der indischen Muslime teils aber auch zur Entstehung eines islamischen Modernismus in Indien Sayyid Ahmad Khan Gegen seine eigene Intention verhalf Muir so dem Islam in Indien zu einem neuen Aufschwung Werke BearbeitenMuir William The Life of Mahomet and History of Islam London 1856 61 Online Version englisch The Caliphate Its rise decline and fall online Version englisch Apology of al Kindy Online Version englisch Annals of the Early Caliphate englisch The Koran Its Composition and Teaching Online Version englisch The Mohammedan Controversy Online Version englisch Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber William Muir im Katalog der Deutschen NationalbibliothekLiteratur BearbeitenDavid A Kerr Muir William 1819 1905 British colonial administrator in India Islamic scholar and advocate of Christian mission in Biographical Dictionary of Christian Missions ed Gerald H Anderson Macmillan Reference New York USA 1998 Seiten 478 479Einzelnachweise Bearbeiten William Arthur Shaw The Knights of England Band 1 Sherratt and Hughes London 1906 S 317 David A Kerr Muir William 1819 1905 British colonial administrator in India Islamic scholar and advocate of Christian mission in Biographical Dictionary of Christian Missions ed Gerald H Anderson Macmillan Reference New York USA 1998 Seiten 478 479 http www islamreligion com de articles 18 die erhaltung des quran teil 2 von 2 Ibn Warraq Warum ich kein Muslim bin Matthes amp Seitz Berlin 2004 ISBN 978 3 88221 838 1 Seiten 132 154 Muhammad und seine BotschaftNormdaten Person GND 117609994 lobid OGND AKS LCCN n50013040 VIAF 66566769 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Muir WilliamALTERNATIVNAMEN Muir Sir William vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG britischer Kolonialpolitiker Orientalist Missionswissenschaftler IslamwissenschaftlerGEBURTSDATUM 27 April 1819GEBURTSORT GlasgowSTERBEDATUM 11 Juli 1905STERBEORT Edinburgh Abgerufen von https de wikipedia org w index php title William Muir amp oldid 223103231