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Die Geschichte Nigers umfasst die Entwicklungen auf dem Gebiet der Republik Niger von der Urgeschichte bis zur Gegenwart Karte des Niger Inhaltsverzeichnis 1 Vorkoloniale Zeit 2 Kolonie Frankreichs 3 Unabhangigkeit 4 1974 bis 1990 5 1990er Jahre 6 21 Jahrhundert 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseVorkoloniale Zeit BearbeitenIn Zeiten in denen die heutige Sahara feuchter war war das Gebiet des heutigen Niger dicht besiedelt Die Graber von Gobero in Zentralniger stammen aus zwei Epochen aus der Kiffian Kultur von 7700 6200 v Chr einer Jagerkultur deren Angehorige die Proto Bantu aus dem westlichen subsaharischen Afrika zugewandert waren 1 und aus der so genannten Rinderzeit die hier abweichend von anderen Regionen um 5200 v Chr begann und bis 2500 v Chr dauerte und der Tenere Kultur einer Kultur von Viehzuchtern und Fischern zuzuordnen ist 2 Es handelt sich um die altesten bekannten Graber des heutigen Sahara Gebietes Mit der Austrocknung und Verwustung der Landschaft die schon um 100 n Chr ihren Abschluss fand zogen die Menschen weiter nach Suden sodass der Norden Nigers heute nur dunn von Tuareg Nomaden besiedelt ist Im Gebiet des heutigen Niger setzte sich seit dem 8 Jahrhundert der Islam langsam im 11 Jahrhundert jedoch endgultig durch wodurch fruhe christliche Berbergemeinden erloschen Die Region am ostlichen Nigerbogen stand lange unter dem Einfluss benachbarter Staatswesen wie dem Songhaireich im 9 Jahrhundert v Chr sowie Gao seit 1010 und dem Malireich 14 Jahrhundert Seit dem 11 Jahrhundert wurde Fernhandel mit dem Mittelmeerraum betrieben um 1450 wurde Agadez von Berbern als Handelsplatz und Karawanenstation begrundet Die Stadt wurde zum Mittelpunkt des Sultanats Air Die Songhai bauten seit Ende des 15 Jahrhunderts ein machtiges islamisches Reich auf das Ende des 16 Jahrhunderts nach Kampfen mit Marokko zusammenbrach Agadez geriet unter den Einfluss der Tuareg der Suden Nigers seit dem 17 Jahrhundert unter den Einfluss des Reichs Kanem Bornu des Emirats Katsina von Gobir und diversen anderen Hausastaaten nbsp Eine Salzkarawane Azalai der Tuareg unterwegs von Agadez nach Bilma 1985 Willkurliche Grenzziehung durch die Kolonialmachte und nationale sowie Stammesrivalitaten nach der Unabhangigkeit der westafrikanischen Staaten fuhrten zum Zusammenbruch des Transsahara Karawanenhandels In Zinder entstand 1731 das von Hausa und Tuareg getragene grosse und machtige Sultanat Damagaram das von Abgaben auf den Karawanenhandel lebte Seine Sultane uben bis heute eine zeremonielle Funktion aus Um 1820 war Sultan Selimane dan Tintoum von Zinder Oberhaupt des machtigsten Staatsgebildes in der Region Die Hausa Dynastien wurden jedoch seit Beginn des 19 Jahrhunderts zunehmend von arabischen Dschihadisten und dem Kalifat von Sokoto in Nord Nigeria bedroht die den Emiren einen nur nominellen Ubertritt zum Islam vorwarfen und nach kriegerischen Auseinandersetzungen die Hausa Emirate ubernahmen In dieser Zeit konnte sich jedoch ein Zarma Staat in Dosso etablieren 3 Kolonie Frankreichs Bearbeiten1898 wurde der Leiter einer franzosischen Expedition in Zinder im Auftrag des Sultans von Damagaram ermordet Der Vergeltungsschlag war durch extreme Graumsamkeit gekennzeichnet Die Hauptleute zahlten ihren Soldaten sogar Sold in Form von Sklaven aus 4 England und Frankreich einigten sich im gleichen Jahr endgultig auf die willkurlich gezogenen kunftigen Grenzverlaufe ihrer Kolonien im Oberen Senegal wie das Gebiet damals genannt wurde 1899 1900 kam es zu weiteren erbitterten Kampfen gegen die Kolonialtruppen 1901 etablierten sich diese endgultig in Zinder das 1903 durch Niamey als Hauptstadt abgelost wurde bis auf die Zeit von 1910 26 Seit 1912 war das Nigerterritorium Bestandteil Franzosisch Westafrikas In den 1930er Jahren setzte eine intensive katholische Mission ein 1945 wurde Niger franzosisches Uberseeterritorium und entsandte Abgeordnete in die franzosische Nationalversammlung 5 Das Frauenwahlrecht wurde 1956 eingefuhrt 6 Die erste Regierung Nigers stellte 1957 der erste gewahlte Regierungschef Nigers der Sozialist Djibo Bakary von der Partei Sawaba zusammen Im Vorfeld der Unabhangigkeit kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Bakary der eine schnelle Unabhangigkeit forderte und der Kolonialverwaltung die sich mit ihren Verfassungsvorschlagen durchsetzte Nach einem Generalstreik trat Bakary 1958 zuruck weil seine Partei ein Referendum uber die vollstandige Unabhangigkeit gegen die Konservativen verloren hatte die den Zeitpunkt der vollstandigen Unabhangigkeit hinausschieben wollten und musste zeitweise ins Exil gehen Unabhangigkeit Bearbeiten nbsp Der deutsche Bundesprasident Heinrich Lubke 1969 beim Staatsbesuch in NigerAm 18 Dezember 1958 wurde Niger eine autonome Republik innerhalb der Franzosischen Gemeinschaft Communaute francaise zuvor Union francaise 7 Am 3 August 1960 erlangte das Land die Unabhangigkeit Erster Prasident wurde Hamani Diori ein fuhrender Gewerkschafter der von den Franzosen und den traditionellen Stammesoberhauptern unterstutzt die Neuwahlen 1958 gewonnen hatte Allerdings kontrollierten die Franzosen die Regierung weitgehend durch Berater auch blieben grosse Teile der Bevolkerung bis 1974 von der politischen Macht ausgeschlossen so die Hausa Tuareg und Fulbe Die Regierung stutzte sich weitgehend auf Zarma und Songhai die nur 20 der Bevolkerung ausmachte 8 1971 begann der Uranbergbau in Niger der trotz relativ geringer Forderabgaben immer noch die grossten Einnahmequelle des Landes ist und im 21 Jahrhundert noch stark ausgebaut wurde Die Minen sind uberwiegend in franzosischem aber auch in nigrischem chinesischem sudkoreanischem und japanischem Besitz Frankreich bezieht 70 seines Urans aus Niger 1972 73 wurden bei der Saheldurre etwa 80 der Viehbestande vernichtet die Nomaden flohen massenhaft in den Suden des Landes 1974 bis 1990 Bearbeiten1974 wurde Diori in einem weitgehend friedlichen Militarputsch gesturzt da ihm Korruption vorgeworfen wurde und zudem die Durre und Hungersnot fur Unzufriedenheit sorgte Es wurde ein Oberster Militarrat gebildet der das Land regierte An dessen Spitze stand Oberst Seyni Kountche der sich aussenpolitisch starker auf die USA als auf Frankreich sowie im Innern auf das traditionelle Hauptlingswesen stutzte und neue Wege in der Entwicklung des Landes und bei der Bekampfung des Hungers anstrebte Siehe auch Resolution 148 des UN Sicherheitsrates 1983 scheiterte ein von Libyen unterstutzter Putsch Nach dem Tod Kountches im November 1987 wurde General Ali Saibou sein Nachfolger Eine 1989 neugegrundete Einheitspartei konnte ihr Monopol nur bis 1993 wahren 1990er Jahre BearbeitenErst 1990 fuhrte eine Welle von Streiks und Demonstrationen zur Zulassung von Oppositionsparteien In diesem Jahr kam es auch zu einem Massaker an Tuareg Nomaden bei einer Strafexpedition Bei einer im Juli 1991 einberufenen Verfassungskonferenz wurden die Machtbefugnisse des Prasidenten fur nichtig erklart und eine Ubergangsregierung unter Andre Salifou einberufen Nach jahrzehntelanger Einparteien und Militarregierung wurde erstmals eine Mehrparteiendemokratie eingefuhrt Schliesslich wurde 1992 eine neue Verfassung per Volksentscheid angenommen 1993 fanden Parlamentswahlen statt aus der die Allianz der Krafte des Wandels AFC eine Koalition von acht Parteien als haushoher Sieger hervorging Einen Monat spater wurde Mahamane Ousmane der Fuhrer der AFC zum Prasidenten gewahlt Der erste AFC Premierminister trat im September 1994 zuruck nachdem seine Partei die Allianz verlassen hatte Es gelang seinem Nachfolger nicht eine Parlamentsmehrheit zu fuhren so dass fur Januar 1995 Neuwahlen angesetzt wurden Daraus ging der Mouvement National de la Societe de Developpement MNSD die ehemalige Einheitspartei mit 29 Sitzen als starkste einzelne Partei hervor Es wurde eine Mehrparteienkoalition gebildet Am 24 April 1995 wurde das Abkommen von Ouagadougou zwischen der Regierung Nigers und den Tuareg Rebellen der Organisation des bewaffneten Widerstands unterzeichnet das einen dreijahrigen Burgerkrieg vorerst beendet Das Friedensabkommen wurde unter Vermittlung Frankreichs Burkina Fasos und Algeriens ausgehandelt Da die Regierung Nigers das Abkommen nie richtig umsetzte bemuhten sich die Tuareg Rebellen um weitere Gesprache Am 15 Dezember 1995 kam Mano Dayak der Anfuhrer der Koordination des bewaffneten Widerstands ums Leben als sein Flugzeug auf dem Weg zu Verhandlungen mit dem nigrischen Premierminister explodierte Im Januar 1996 kam es zu einem weiteren Militarputsch und die bestehende Verfassung wurde ausser Kraft gesetzt Neuer Prasident wurde Oberst Ibrahim Bare Mainassara Der von den Putschisten ernannte Regierungschef Boukary Adji bildete ein Ubergangskabinett dem nur Zivilisten angehorten 1996 wurde durch ein Referendum eine neue Verfassung angenommen Im November 1997 erklarte Prasident Mainassara die seit Ende Dezember 1996 amtierende Regierungsmannschaft fur inkompetent Mainassara loste die Regierung von Amadou Boubacar Cisse auf und ernannte zwei Tage spater Ibrahim Hassane Mayaki zum neuen Ministerprasidenten Am 9 April 1999 starb Mainassara bei einem Militarputsch Wenige Tage danach wurde als Regierungsgremium ein aus Militars bestehender Nationaler Versohnungsrat mit General Daouda Malam Wanke als Vorsitzendem eingesetzt Da Wanke moglichst rasch die Regierungsverantwortung an eine Zivilregierung ubertragen wollte fanden am 26 November Prasidentschaftswahlen statt Dabei wurde der ehemalige Oberst Mamadou Tandja der Kandidat des Mouvement National pour la Societe de Developpement MNSD zum neuen Staatsoberhaupt gewahlt Neuer Regierungschef wurde Hama Amadou vom MNSD 21 Jahrhundert BearbeitenErst 2003 wurde die Sklaverei in Niger verboten doch wurden nur einige 100 Menschen freigelassen wahrend vermutlich noch Zehntausende auch Kinder als Haussklaven gehalten werden 9 2005 2006 kam es zu einer Hungerkrise in Niger Das Saatgut musste verzehrt werden wahrend gleichzeitig Getreide ins benachbarte Nigeria exportiert wurde Da die Regierung des Niger das Friedensabkommen von Ouagadougou nie ganz umgesetzt hatte brach Anfang 2007 erneut ein Aufstand der Tuareg Rebellen Bewegung der Nigrer fur Gerechtigkeit MNJ aus Der MNJ fordert von der Regierung in Niamey vor allem ihre traditionellen Weidegebiete nutzen zu konnen Die Regierung Nigers erlaubte Firmen aus Frankreich USA China und Kanada in den Weidegebieten der Tuareg Uran abzubauen Im August 2007 griff der Konflikt auf das benachbarte Mali uber Bei einem Putsch am 18 Februar 2010 wurde Mamadou Tandja der seine Amtszeit uber das von der Verfassung her vorgesehene Maximum ausgedehnt hatte von einer Militarjunta unter Fuhrung des Geschwaderkommandeurs Salou Djibo abgesetzt und die Verfassung ausser Kraft gesetzt 10 Bei den Parlamentswahlen im Januar 2011 gewann die Nigrische Partei fur Demokratie und Sozialismus PNDS die meisten Sitze Bei den Prasidentschaftswahlen setzte sich der Spitzenkandidat der PNDS und langjahrige Gegner Tandjas Mahamadou Issoufou durch Mit seiner Amtseinfuhrung am 7 April 2011 kehrte das Land zu einer zivilen Regierung zuruck 11 Im Dezember 2013 kam es in Niamey zu einer grossen Demonstration von Nigrern die unzufrieden mit der Politik Issoufous waren Einige protestierten auch gegen die Medienzensur und angebliche Korruption in der Regierung Die Demonstrationen wurden vom Oppositionsfuhrer Oumarou und dem ehemaligen Premierminister Hama Amadou unterstutzt 11 Seit Issoufous Amtsantritt verstarkten verschiedene islamische militante Gruppen ihre Aktivitaten in der Region Am starksten war die Bedrohung durch die Terrororganisation Boko Haram die im benachbarten Nigeria ansassig war und dieses Land jahrelang terrorisiert hatte bevor sie Angriffe in benachbarte Lander startete 2015 verubte sie drei Anschlage im sudlichen Niger Niger schloss sich 2014 mit anderen Landern in der Region zur Gruppe G5 du Sahel zusammen um den Terrorismus zu bekampfen und bemuhte sich auch um die Aufnahme von zehntausenden Fluchtlingen die vor Boko Haram vom Norden Nigerias in den Suden Nigers geflohen waren 11 Siehe auch Liste von Terroranschlagen im Niger 2015 Im Dezember 2015 verkundete Issoufou dass die Regierung einen Putsch vereitelt habe wobei mehrere Militaroffiziere verhaftet wurden Bei den Prasidentschaftswahlen 2016 holte Issoufou erneut die meisten Stimmen 11 Im Dezember 2020 fand die erste Runde der Neuwahlen statt zu denen Issoufou nicht mehr antrat Erst in der Stichwahl im Februar 2021 wurde Mohamed Bazoum der wie Issoufou der PNDS angehort und gegen Mahamane Ousmane antrat zu seinem Nachfolger gewahlt Danach kam es zu Demonstrationen Ein erfolgloser Putschversuch fand in der Nacht vom 30 auf den 31 Marz 2021 statt zwei Tage vor der Amtseinfuhrung des neuen Prasidenten Am 2 April 2021 wurde dieser vereidigt und trat sein Amt an Ende Juli 2023 wurde Prasident Mohamed Bazoum von Teilen der eigenen Prasidentengarde bei einem Militarputsch verhaftet und am Abend des 26 Juli verkundete eine Gruppe von Offizieren im Fernsehen die Machtubernahme 12 General Abdourahamane Tiani erklarte sich wenig spater in einer Fernsehansprache zum neuen Prasidenten 13 Siehe auch Krise in Niger 2023Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Geschichte Nigers Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Joel D Irish Tracing the Bantu Expansion from its source Dental nonmetric affinities among West African and neighboring populations Conference American Association of Physical Anthropologists Atlanta GA 2016 DOI 10 13140 RG 2 2 14163 78880 Peter Gwin Lost Tribes of the Green Sahara In National Geographic September 2008 S 126 143 Abdourahmane Idrissa Samuel Decalo Historical Dictionary of Niger 4 Auflage Lanham MD 2012 S 25 f Franz Ansprenger Politik im Schwarzen Afrika Die modernen politischen Bewegungen im Afrika franzosischer Pragung Springer Verlag 2013 S 23 Abdourahmane Idrissa Samuel Decalo Historical Dictionary of Niger 4 Auflage Lanham MD 2012 S 27 ff Jad Adams Women and the Vote A World History Oxford University Press Oxford 2014 ISBN 978 0 19 870684 7 Seite 438 Udo Scholze Detlev Zimmermann Gunther Fuchs Unter Lilienbanner und Trikolore zur Geschichte des franzosischen Kolonialreiches Leipziger Universitats Verlag 2001 ISBN 978 3934565968 Seite 224 Zur Geschichte Nigers 1946 1997 siehe Der Grosse Ploetz Verlag Herder Freiburg 1998 S 1650 f Kadir Abdelkader Galy L esclavage au Niger Aspects historiques et juridique Karthala Paris 2009 Putschende Militars verschleppen Prasidenten In Spiegel Online 18 Februar 2010 abgerufen am 2 Dezember 2014 a b c d History of Niger In Encyclopaedia Britannica Abgerufen am 8 Januar 2021 englisch Niger soldiers announce coup and president s removal on national TV theguardian com vom 27 Juli 2023 General ernennt sich zum De facto Prasidenten Welt de vom 28 Juli 2023Geschichte neuzeitlicher Staaten Afrikas Geschichte Afrikas54 afrikanische Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen Agypten Algerien Angola Aquatorialguinea Athiopien Benin Botswana Burkina Faso Burundi Dschibuti Elfenbeinkuste Eritrea Eswatini Gabun Gambia Ghana Guinea Guinea Bissau Kamerun Kap Verde Kenia Komoren Demokratische Republik Kongo Republik Kongo Lesotho Liberia Libyen Madagaskar Malawi Mali Marokko Mauretanien Mauritius Mosambik Namibia Niger Nigeria Ruanda Sambia Sao Tome und Principe Senegal Seychellen Sierra Leone Simbabwe Somalia Sudafrika Sudan Sudsudan Tansania Togo Tschad Tunesien Uganda Zentralafrikanische RepublikAbhangige Gebiete Kanarische Inseln Madeira Mayotte Plaza de soberania mit Ceuta und Melilla Reunion St Helena Ascension und Tristan da CunhaUmstrittene Gebiete Demokratische Arabische Republik Sahara SomalilandGeschichte der Staaten von Asien Europa Nordamerika Ozeanien Sudamerika Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte Nigers amp oldid 239423627