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Die Geschichte Kameruns umfasst die Entwicklungen auf dem Gebiet der Republik Kamerun von der Urgeschichte bis zur Gegenwart Inhaltsverzeichnis 1 Vorkoloniale Ara 2 Erste europaische Kontakte 3 Kamerun als deutsche Kolonie 4 Mandatszeit 5 Kamerun seit der Unabhangigkeit 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseVorkoloniale Ara BearbeitenIn vorkolonialer Zeit war das Gebiet des heutigen Kamerun durch Ethnien unterschiedlicher Herkunft gepragt Wahrend im Waldland des Sudens Bantu Gesellschaften mit uberwiegend akephaler Struktur ohne ubergeordnete politische Strukturen dominierten hatte im Westkamerun und im Norden eine starkere Zentralisierung und Stratifizierung mit Herausbildung fruhstaatlicher Gebilde stattgefunden Zu den bedeutenderen Staaten gehorten die Sultanate Bornu Mandara Logone Birni und Makari Goulfey im aussersten Norden das Reich Fombina Adamawa mit seinen Subamiraten Ngaoundere Garoua Lainde Maroua Rei Bouba Tibati Banyo u a sowie im Grasland Westkameruns das Konigreich von Bamum Erste europaische Kontakte Bearbeiten nbsp Historische Karte um 1888 Der europaische Einfluss setzte im Jahr 1472 ein als unter dem Kommando des Seefahrers Fernando do Poo portugiesische Seeleute im Delta des Wouri Flusses landeten Wegen der vielen Krabben die sie dort vorfanden nannten sie den Fluss Rio de Camaroes Krabbenfluss von dem sich der spatere Name Kamerun ableitet Mit dem Auftauchen der Portugiesen setzte um 1520 ein reger Warenaustausch ein Handelswaren waren insbesondere Sklaven Elfenbein und Palmol Haupthandelspartner waren die Kustengesellschaften wie die am Kamerunastuar siedelnden Duala In den Jahren nach dem Erscheinen der Portugiesen wurden erste Zuckerrohrplantagen angelegt Ausserdem gewann der Sklavenhandel immer mehr an Bedeutung Er endete offiziell mit der Unterzeichnung des Vertrags zwischen den Douala und der britischen Regierung am 10 Juni 1840 In diesem Zeitraum begann auch die Missionierung Kameruns Erste Forschungen im Hinterland setzten in der Mitte des 19 Jahrhunderts uber die alten Transsahararouten ein Der deutsche Afrikaforscher Heinrich Barth bereiste 1851 im Auftrag der Koniglichen Geographischen Gesellschaft London die Sahara und hielt sich auch im Norden des spateren Kamerun auf Der Militararzt Gustav Nachtigal gehorte zu den ersten Forschern die Nachrichten aus der Tschadseeregion brachten 1858 grundete der britische Missionar Alfred Saker gemeinsam mit freigelassenen Sklaven in der Ambasbucht eine kleine Kolonie Der Hauptort der Kolonie Victoria Limbe wurde nach der britischen Konigin Viktoria I benannt 1 Kamerun als deutsche Kolonie Bearbeiten Hauptartikel Kamerun deutsche Kolonie Kamerun war von 1884 bis 1919 eine deutsche Kolonie Die Kolonie hatte anfangs eine Flache von 495 000 km Nach der Angliederung Neukameruns und der Abtretung des sogenannten Entenschnabels im Jahre 1911 hatte sie eine Flache von 790 000 km Die Kolonie war damit ca 1 3 mal so gross wie das Mutterland 2 Kamerun hatte 1897 2 600 000 Einwohner darunter 253 Europaer 181 Deutsche Durch Neukamerun kamen weitere ca 2 Millionen Einwohner hinzu davon waren im Jahre 1912 1900 Europaer 1000 Deutsche 2 Wahrend des Ersten Weltkrieges konnten sich die deutschen Truppen bis 1916 halten Am 20 Februar 1916 kapitulierte schliesslich die letzte deutsche Garnison nach der Zusage eines freien Abzugs gegenuber der britischen Kolonialarmee Siehe auch Kamerun im Ersten WeltkriegMandatszeit BearbeitenDurch den Versailler Vertrag von 1919 ging Kamerun offiziell in den Besitz des Volkerbundes uber der wiederum ein Mandat zur Verwaltung an die Briten und Franzosen gab Daraufhin wurde Kamerun in ein Britisch Kamerun und ein Franzosisch Kamerun aufgeteilt Dies erklart die zwei Landessprachen Franzosisch und Englisch Die Franzosen erhielten den grosseren Teil 4 5 und errichteten eine vollkommen eigenstandige Verwaltung mit der sie versuchten das Land moglichst stark an sich zu binden Sie betrieben in ihrem Teil des Landes einen starken Ausbau der Kakao und Kaffeeanbauflachen Allerdings wurde die Produktion dieser begehrten cash crops Kaffee Kakao nicht auf grossen Plantagen erweitert vielmehr forderte man den Anbau durch Kleinbauern wodurch man sich eine starkere Beteiligung der Bevolkerung an der Produktion fur den Export erhoffte Auf diese Weise und wegen der starken Nachfrage entwickelte sich Kamerun zu einem wichtigen Exportland fur diese beiden landwirtschaftlichen Produkte Neben dem verstarkten Engagement im ersten Sektor wurde gleichzeitig die Industrialisierung des Landes vorangetrieben womit konkret der Beginn der Erdolforderung und der Aluminiumproduktion sowie der Aufbau von Brauereien gemeint ist Es kehrte sogar ein gewisser Wohlstand ein grosse wirtschaftliche oder soziale Fortschritte blieben jedoch wie auch im britischen Teil aus Die Briten dagegen verfolgten ganz andere Ziele Sie hatten nur geringes Interesse an einer wirtschaftlichen Ausbeutung des Landes in eigener Regie So konnten viele der vorherigen deutschen Plantagenbesitzer ihren beschlagnahmten Grundbesitz auf einer Auktion in London wieder ersteigern Es kam sogar zu der paradoxen Situation dass im britischen Mandatsgebiet Kameruns selbst 1938 noch dreimal mehr Deutsche als Englander lebten Zudem gaben die Briten ihrem Teil Kameruns eine eigene Verwaltung und weitaus mehr Rechte Schliesslich zogen sich die Briten sogar vollstandig aus Kamerun zuruck Wahrend der NS Zeit verfolgten deutsche Amter und Verbunde Plane die deutsche Kolonie Kamerun wiederherzustellen Im Zweiten Weltkrieg schloss sich das franzosische Mandatsgebiet jedoch der franzosischen Exilregierung den Freien Franzosen unter Charles de Gaulle an Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden beide Volkerbundmandate durch die Nachfolgeorganisation die Vereinten Nationen in Treuhandmandate umgewandelt Ziel der Vereinten Nationen war eine allmahliche Selbstverwaltung des Gebietes zu erreichen In den folgenden Jahren bis 1957 kam es haufig zu Unruhen und zum Kampf um die Unabhangigkeit der franzosischen Kolonie 1944 wurde in Duala der erste Gewerkschaftsverband die Union des syndicats confederes du Cameroun USCC gegrundet Sie stand der franzosischen CCT nahe Sofort setzte eine heftige gewerkschaftsfeindliche Kampagne seitens des konservativen katholischen Klerus ein 1945 organisierte die USCC den ersten grosseren Streik Provokateure plunderten einige Gebaude und lieferten so den Siedlern den Vorwand sich mit Waffen aus dem nur schwach bewachten Arsenal der Garnison in Duala zu versorgen und eine Treibjagd auf die Streikenden und schliesslich auf Afrikaner im Allgemeinen zu veranstalten Nach einer offiziellen Schatzung wurden mehr als 80 Menschen ermordet 1947 wurde Ruben Um Nyobe zum Generalsekretar der USCC gewahlt 1948 wurde die Union der Volker Kameruns UPC die erste politische Massenpartei gegrundet Ruben Um Nyobe wurde ihr Generalsekretar 1952 verlangte er als erster Kameruner der Gelegenheit hatte vor der UNO zu sprechen ein Ende der Mandatszeit 1953 grundete der franzosische Missionar Louis Paul Aujoulat eine politische Partei mit dem Ziel die linke U P C zu bekampfen 1955 wurde die UPC verboten 1957 fanden Wahlen statt aber ein Amnestiegesetz wurde erst zwolf Tage vor den Wahlen von der franzosischen Nationalversammlung in erster Lesung verabschiedet Die UPC reagierte auf die aus ihrer Sicht gefalschten Wahlen mit der Aufnahme des bewaffneten Kampfes 1957 kam die erste kamerunische Regierung unter Andre Marie Mbida im franzosischen Mandatsgebiete an die Macht und die erste Verfassung fur den franzosischen Teil Kameruns wurde erlassen Mbida war zunachst ein Mitarbeiter Aujoulats entzweite sich dann aber mit diesem Auf Anraten des franzosischen Hochkommissars im Kamerun Jean Ramadier trat Ahmadou Ahidjo der spatere Diktator aus der Regierung Mbida aus und provozierte eine Regierungskrise Im September 1958 wurde Ruben Um Nyobe umgebracht Im Oktober 1958 verkundete Ramadiers Nachfolger den Willen General de Gaulles Kamerun die Unabhangigkeit zu gewahren 1959 unterzeichneten Ahmadou Ahidjo und Michel Debre einen Vertrag uber die Zusammenarbeit Frankreichs und Kameruns der Frankreich weiter den entscheidenden Einfluss sicherte Kamerun seit der Unabhangigkeit Bearbeiten nbsp Staatsprasident Ahmadou AhidjoAm 1 Januar 1960 erhielt das franzosische Kamerun nach einer Volksabstimmung und nach dem Auslaufen des UN Mandats die Unabhangigkeit und nannte sich Ost Kamerun Der Norden des britischen Mandatsgebietes stimmte bei einer vorangegangenen Volksabstimmung fur den Anschluss an Nigeria der sudliche Teil entschied sich fur einen Anschluss an den Staat Kamerun so kommt es zu den beiden Amtssprachen Franzosisch und Englisch und dem Problem zweier komplett getrennter Verwaltungssysteme Am 11 November 1960 wurde Kamerun Mitglied der UNESCO Siehe auch Resolution 133 des UN Sicherheitsrates Der vom Ministerprasidenten zum kamerunischen Staatsprasidenten aufgestiegene Fulbe Ahmadou Ahidjo errichtete eine blutige Diktatur und liess jede unabhangige Meinungsausserung unterdrucken Dabei wurde er von franzosischen Spezialisten aus dem Milieu der extremen Rechten beraten Die endgultige Niederschlagung der U P C wurde immer wieder verkundet dennoch blieben alle Reisen des Prasidenten in seinem eigenen Land aus Angst vor Anschlagen geheim Mit Hilfe seiner franzosischen Berater und brutaler Repression gelang es Ahidjo sein Regime zu festigen Die Einheitspartei UNC Nationale Kamerunische Union wurde gegrundet nbsp Premierminister Paul Biya im Gesprach mit Colin PowellReformen wurden erst 1972 durchgefuhrt Die Bundesrepublik Kamerun wurde am 20 Mai 1972 in einen Einheitsstaat umgewandelt Vereinigte Republik Kamerun Nach dem Rucktritt des Staatsprasidenten Ahidjo am 6 November 1982 wurde sein Premierminister Paul Biya zum Staatsoberhaupt und Vorsitzenden der neuen Einheitspartei Demokratische Sammlung des Kameruner Volkes Er gewann die Wahlen 1984 und konnte einen Putschversuch vereiteln Biya versprach die Demokratisierung des Landes und mehr soziale Gerechtigkeit Bei den Wahlen 1988 kandidierte Biya ohne Gegenkandidaten und erhielt die Mehrheit Belastet wurde seine Regierung durch die wirtschaftliche und soziale Krise des Landes wahrend der 1980er Jahre die ihm und seinem korrupten Kabinett angelastet wurde Die Forderungen nach Pressefreiheit und Beendigung des Einparteiensystems wurden immer lauter Mit der Zulassung der Pressefreiheit erschienen viele kritische Zeitungen und die Opposition im Land wurde immer starker Anfang der 1990er Jahre kam es vermehrt zu Unruhen und Generalstreiks mit der Forderung nach dem Ende der Monopolstellung der RDPC Biya gab dem Druck der Strasse zogerlich nach und liess die Bildung von Oppositionsparteien zu so dass 1992 die ersten freien Wahlen stattfanden bei denen Biya erneut gewann Die Opposition vermutete Wahlbetrug da auslandische Wahlbeobachter behindert wurden Wahrscheinlicher ist aber dass die Oppositionsparteien zu sehr zersplittert waren bei der Wahl traten 32 Parteien an um ihre Stimmen zu bundeln Trotzdem hatte das Wahlergebnis zur Folge dass die RDPC 89 Sitze mit der grossten Oppositionspartei UNPD 65 Sitze koalieren musste Durch franzosische Unterstutzung und geschicktes Ausspielen seiner politischen Gegner konnte er bis 1997 seine Mehrheit im Parlament halten und wurde bei den Wahlen im selben Jahr bestatigt Paul Biya trat nach seinem erneuten Wahlsieg 2004 auch 2011 inzwischen 78 jahrig erneut an und wurde mit 77 Prozent der Stimmen wiedergewahlt Regierungschef des Landes war von 2009 bis 2019 Philemon Yang der den vormaligen Regierungschef Ephraim Inoni ebenfalls RDPC der seit dem 8 Dezember 2004 im Amt war abloste Bei der Prasidentschaftswahl 2018 wurde Biya abermals wiedergewahlt Seit der Unabhangigkeit insbesondere der Schaffung eines Einheitsstaates im Jahr 1972 und der Umbenennung der Vereinigten Republik Kamerun in Republik Kamerun 1984 gibt es im englischsprachigen Teil Southern Cameroons immer wieder Autonomiebestrebungen Das South Cameroons National Council und die South Cameroons Ambazonia Consortium United Front SCACUP kampfen fur einen Staat Ambazonia dessen Name sich vom lokalen Namen Ambas Bay des Kamerunastuars ableitet 1984 wurde erstmals die Republic of Ambazonia ausgerufen Seit 2016 gibt es Proteste im Jahr 2017 wurden sie durch die Armee blutig niedergeschlagen 3 Die Gesamtzahl an Todesopfern der Unruhen in der Region wurde im Februar 2020 mit fast 3000 die Zahl der Binnenfluchtlinge mit uber 700 000 angegeben 4 Literatur BearbeitenAlexandre Kum a Ndumbe III Hrsg L Afrique et Allemagne de la Colonisation a la Cooperation 1884 1986 Le cas du Cameroun Yaounde 1986 Victor T LeVine Roger P Nye Historical Dictionary of Cameroon Metuchen N J 1974 Christian Bommarius Der gute Deutsche Die Ermordung Manga Bells in Kamerun 1914 Berenberg Berlin 2015 ISBN 978 3 937834 77 1 Albert Gouaffo Wissens und Kulturtransfer im kolonialen Kontext das Beispiel Kamerun Deutschland 1884 1919 Saarbrucker Beitrage zur vergleichenden Literatur und Kulturwissenschaft Band 39 2007 ISBN 3 8260 3754 5 Thomas Morlang Askari und Fitafita farbige Soldner in den deutschen Kolonien Ch Links Verlag Berlin 2008 ISBN 978 3 86153 476 1 John Mukum Mbaku Culture and customs of Cameroon Greenwood Press Westport Conn 2005 ISBN 0 313 33231 2 Engelbert Mveng Histoire du Cameroon Paris 1963 Victor Julius Ngoh Cameroun 1884 1985 cent ans d histoire Yaounde 1990 Adalbert Owona La naissance du Cameroun 1884 1914 Paris 1996 Ulrike Schaper Koloniale Verhandlungen Gerichtsbarkeit Verwaltung und Herrschaft in Kamerun 1884 1916 Campus Verlag Frankfurt am Main 2012 ISBN 3 593 39639 4 Andre Tiebel Die Entstehung der Schutztruppengesetze fur die deutschen Schutzgebiete Deutsch Ostafrika Deutsch Sudwestafrika und Kamerun 1884 1898 Rechtshistorische Reihe 358 Lang Frankfurt am Main 2008 ISBN 3 631 57096 1Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Geschichte Kameruns Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Histoire du Cameroun sur le site de l ambassade de France au Cameroun Histoire du Cameroun Universite de Laval Canada Site de l UNESCO La question Bamileke pendant l ouverture democratique au Cameroun retour d un debat occulte Dossiers zum Thema Geschichte Kameruns in der Pressemappe 20 Jahrhundert der ZBW Leibniz Informationszentrum Wirtschaft Einzelnachweise Bearbeiten Victoria Centenary Committee Victoria Southern Cameroons 1858 1958 Spottiswoode Ballantyne London 1958 a b Kamerun deutsche Kolonie von 1884 bis 1919 deutsche schutzgebiete de Will Ambazonia become Africa s newest country dw com vom 2017 englisch abgerufen am 7 Juli 2018 Cameroon s international partners call for investigation into village massacre africanews com vom 19 Februar 2020 englisch abgerufen am 19 Februar 2020Geschichte neuzeitlicher Staaten Afrikas Geschichte Afrikas54 afrikanische Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen Agypten Algerien Angola Aquatorialguinea Athiopien Benin Botswana Burkina Faso Burundi 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