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Die Freiberger Gangerzlagerstatte ist eine silberhaltige Blei Zink Lagerstatte Die Lagerstatte ist hinsichtlich ihrer raumlichen Ausdehnung der Mengen des ausgebrachten Erzes und der daraus gewonnenen Metalle der Bedeutung fur die Wirtschaftsgeschichte Sachsens sowie dem Grad der geowissenschaftlichen Erforschung die wichtigste Erzlagerstatte des Erzgebirges Geologisch handelt sich um eine polymetallische hydrothermale Gangerzlagerstatte spat bis postvariszischen Alters mit uber 1100 bekannten Gangen Die Gange waren seit dem Hochmittelalter bis in das letzte Drittel des 20 Jahrhunderts Gegenstand bergmannischer Gewinnung Silber war wahrend der meisten Forderzeitraume das hauptsachliche Gewinnungsmetall Daneben waren Blei und Zink sowie in geringen Mengen Kupfer Gold und Spurenmetalle in den letzten Betriebsperioden von wirtschaftlicher Bedeutung Die Freiberger Gangerzlagerstatte ist ein Teilbereich des osterzgebirgischen Lagerstattendistriktes und besteht aus einem Zentralteil und mehreren Randgebieten Der Artikel behandelt den Lagerstatten Zentralteil Inhaltsverzeichnis 1 Geografische Einordnung 2 Geologie Tektonik und Genese 3 Lagerstattenstruktur 3 1 Systematik 3 2 Zur Namensgebung der Erzgange 4 Mineralogie 4 1 Ubersicht 4 2 Erzparagenesen 5 Bergbau 5 1 Geschichte 5 2 Technologie 5 3 Revier Organisation 6 Literatur 7 EinzelnachweiseGeografische Einordnung BearbeitenDie Freiberger Gangerzlagerstatte befindet sich in Mittelsachsen am nordlichen Ubergang der flach nach Nordwesten abfallenden Erzgebirgs Kippscholle und dem Mittelsachsischen Hugelland Die Nord Sud Ausdehnung betragt ca 20 km die Ost West Ausdehnung ca 10 km Die Gelandehohen betragen zwischen 420 m NHN im Suden und 360 m NHN im Norden Die Stadte Freiberg Brand Erbisdorf und Grossschirma sowie die Ortschaften Halsbrucke und Zug sind markante Zentren des Lagerstattengebietes Geologie Tektonik und Genese Bearbeiten nbsp Schematische Gangkarte des Freiberger Lagerstattenbezirkes nach H Muller 1901 und H Pforr u a 1982 mit Revier und Grubenfeldeinteilung sowie ausgewahlten SchachtanlagenDen geologischen Rahmen der Lagerstatte bilden metamorphe Serien wie proterozoische Orthogneise Freiberger Graugneis Freiberger Gneiskuppel in der Mitte und im Suden sowie altpalaozoische Glimmerschiefer und Phyllite im Norden Ostlich befinden sich ein granitischer Intrusivkorper Naundorf Niederbobritzscher Granit sowie permische Porphyrgange nbsp Tektonisches Strukturschema des Freiberger GangspaltensystemsBereits im spaten Proterozoikum und fruhem Palaozoikum fand eine fruhe Eisen und Kupfervererzung statt Ab dem spaten Palaozoikum waren diese Gesteinsformationen weitestgehend konsolidiert Mit dem Auseinanderbrechen des Grosskontinentes Pangaa und den Offnungsbewegungen der westlichen Tethys sowie des Zentral und Nordatlantiks wirkten wahrend der variszischen Orogenese Oberkarbon bis zum Perm im Betrachtungsraum erhebliche Druck und Zugspannungen Infolgedessen bildete sich zunachst ein uberwiegend Nord Sud gerichtetes System von tiefreichenden Spalten innerhalb der Metamorphite das Scherspaltensystem S 1 Daruber kam es auf Grund der Spannungsverhaltnisse und der Materialeigenschaften des Umgebungsgesteines zur Entstehung eines weiteren Spaltensystems das schiefwinklig zu den Scherspalten liegende sogenannte Fiederspaltensystem F 1 siehe Abbildung zum tektonischen Strukturschema Ausschlaggebend fur diese Ausrichtung waren nicht nur orogenetische Bewegungsvektoren sondern auch eine primar im Gneis vorhandene Gesteinskluftung In die tiefreichenden Risse und Spalten drangen heisse wassrige metallhaltige und nichtmetallhaltige Losungsgemische magmatischen Ursprunges sogenannte hydrothermale Losungen ein die auf Grund des hohen Druckes in der Tiefe auch bis zu ca 400 C noch in flussiger Form vorlagen Bei der mit dem weiteren Aufstieg verbundenen Abkuhlung setzten sich entsprechend chemisch physikalischer Gesetzmassigkeiten fur hydrothermale Lagerstatten typische Mineralfolgen ab Wahrend dieses alteren Zyklus kam es uberwiegend zum Absatz von wirtschaftlich bedeutsamen Mineralisationsfolgen der Quarz Polymetall Assoziation altere Bezeichnung kb Formation siehe unten und der karbonatischen Silber Sulfid Assoziation eb Formation siehe Abschnitt Erzparagenesen Ein zweiter jungerer Mineralisationsprozess fand wahrend der alpidischen Orogenese statt Zechstein bis Tertiar Durch die gegenlaufigen Bewegungsrichtungen der afrikanischen und eurasischen Kontinentalplatten stagnierte die allgemeine Krustendehnung und wurde von Kompressions und Scherbewegungen abgelost siehe hierzu Kontinentaldrift Wie schon in Folge der variszischen Tektonik entstand ein weiteres tiefreichendes Spaltensystem im Festgesteinskorper Diese Risse und Spalten bildeten das uberwiegend Ost West ausgerichtete Scher und Fiederspaltensystem S 2 und F 2 Damit entstanden ein weiters mal Aufstiegswege und Absatzraume fur hydrothermale Losungen aus tiefliegenden magmatischen Krustenbereichen Die jungeren Mineralisationsabfolgen bestehen aus der Eisen Baryt Assoziation eba Formation der Fluorbarytischen Bleierz Assoziation fba Formation und der Wismut Cobalt Nickel Silber Assoziation BiCoNiAg Formation Bei Gangerzlagerstatten wurden im Allgemeinen tiefliegende magmatische Intrusionskorper als sogenannte Erzbringer als Quellen hydrothermaler Vererzungen vermutet bzw auch nachgewiesen Fur die Freiberger Gangerzlagerstatte konnte bisher auch mit tiefreichenden Forschungsbohrungen uber 1800 m keine granitische Intrusion nachgewiesen werden so dass die Herkunft hydrothermaler Losungen aus wesentlich tieferen Krustenbereichen spekulativ vermutet werden muss Lagerstattenstruktur BearbeitenSystematik Bearbeiten Eine grundsatzliche Einordnung der Erzgange in der Freiberger Lagerstatte erfolgt nach deren Ausrichtung entsprechend der Himmelsrichtung Stehende Gange zwischen Nord und Nordost Morgengange zwischen Nordost und Ost Spatgange zwischen Ost und Sudost Flache Gange zwischen Sudost und Sud Nahere Erlauterungen hierzu Gang Geologie Raumlage von Gangen Zur Namensgebung der Erzgange Bearbeiten Die Bezeichnungen der Erzgange erfolgte uberwiegend in der Fruhphase des Bergbaus und geben Einblicke in das Denken und den Alltag der Menschen in fruhen Jahrhunderten Religion z B St Elisabeth Auferstehung Christi Gottes Gabe Bergbauspezifik Hauptstollngang Rote Grube Personen Riemer Friederike Siegfried Churprinz Friedrich August Wunsche Neue Hoffnung Unvermutet Gluck Reicher Bergsegen Humor Ich bins nicht Storrischer Bauer Melke Ziege Phantasie Hohe Birke Weisser Lowe HopfgartenDem Gangnamen folgt stets die Angabe der Streichrichtung nach der systematischen Einordnung Gelegentlich wurden Bezeichnungen auch doppelt vergeben s a Tabelle in Abschnitt 5 3 Mineralogie BearbeitenUbersicht Bearbeiten Auswahl einiger wichtiger Erz Silber und Begleitminerale der Freiberger Lagerstatte zur besseren Lesbarkeit wird die alte Formationsbezeichnung verwendet bergmannische Bezeichnung mineralogische Bezeichnung Chemismus Formation BemerkungErzmineraleBleiglanz Galenit PbS kb fba wichtiges Bleierz sowie Silbertrager mit 0 02 0 3 AgZinkblende Sphalerit ZnS kb fba wichtiges ZinkerzSchwefelkies Pyrit FeS2 kb fba Rohstoff zur Schwefelsaureproduktion sehr geringer jedoch wirtschaftlich gewinnbarer GoldanteilArsenkies Arsenopyrit FeAsS kbKupferkies Chalkopyrit CuFeS3 kb fba wichtiges KupfererzSilbererzegediegen Silber Ag BiCoNiAg eb sekundare Metallkonzentration mit 90 100 AgSilberglanz Argentit Ag2S eb enthalt bis zu 87 AgSilberfahlerz Freibergit Ag6 Cu4Fe2 Sb4S13 x eb auch Weissgiltigerz lichtes Rotgiltigerz Proustit Ag3 AsS3 ebArgyrodit Ag8GeS6 eb enthalt bis zu 74 Ag und 6 Germanium Ge metallfreie Begleitminerale Gangarten Quarz Quarz SiO2 kb sogenanntes Durchlaufermineral ohne wirtschaftliche Bedeutung in der Lagerstatte jedoch in Varietaten wie Bergkristall Milchquarz Amethyst Achat Chalzedon und Hornstein als begehrte Schmucksteine und Sammlerstucke auftretendSchwerspat Baryt BaSO4 fba wegen relativ hoher Dichte Ausgangsstoff fur Bohrspulungen in der TiefbohrindustrieFlussspat Fluorit CaF2 fba Rohstoff der Fluorchemie z B Herstellung von Flusssaure Wegen der oft vollkommenen Kristallausbildung und vielfaltigen Farbgebung begehrtes SammlermineralKalkspat Calcit CaCO3 eb lagerstattenwirtschaftlich unbedeutend wegen variantenreich geformter Kristalle begehrtes SammlermineralAusgewahlte Mineralstufen aus Gruben des Lagerstattenbezirkes nbsp Galenit Quarz Siderit Freiberg nbsp Galenit Quarz Fluorit Grube Beihilfe Halsbrucke nbsp Galenit Calcit Grube Himmelsfurst Brand Erbisdorf nbsp Gediegen Silber Grube Himmelsfurst Brand Erbisdorf nbsp Fluorit Freiberg nbsp Proustit Freiberg nbsp Freibergit auf Quarz Freiberg nbsp Acanthit auf Calcit Abrahamschacht Freiberg nbsp Chalkopyrit Freiberg nbsp Chalcedon Varietat Achat Halsbach bei FreibergErzparagenesen Bearbeiten Bereits in den Fruhzeiten des Freiberger Bergbaues wurden auf den Erzgangen unterschiedliche Vererzungen nachgewiesen Diese liessen sowohl Mineralisationsunterschiede nach der Teufe primare Teufenstufe Zoning als auch Veranderungen mit dem Gangstreichen erkennen Im Ergebnis langjahriger und systematischer Erforschung der Vererzungen der Freiberger Gangerzlagerstatte ergeben sich die in der nachfolgenden Tabelle aufgefuhrten Mineralisationsabfolgen Der Vollstandigkeit halber werden auch Erzparagenesen erwahnt die zwar im Freiberger Lagerstattendistrikt auftreten jedoch im Lagerstatten Zentralteil nicht oder selten nachgewiesen wurden Bezeichnung alte Bezeichnung Einzelparagenesen Mineralisationen BemerkungSpatvaristischer Mineralisationszyklus Karbon Perm Zinn Wolfram Assoziation Sn W im Lagerstatten Zentralteil nur sporadisch und im untersten TeufenbereichQuarz Polymetall Assoziation kiesig blendige kb Formation Pyritische Kiesige Paragenese mit Quarz Arsenopyrit Pyrit und Pyrrhotin Zn Sn Cu Paragenese mit Sphalerit Stannin Chalkopyrit Bornit Chalkosin Tetraedrit Pb Paragenese mit Quarz Galenit wenig Pyrit und Sphalerit Haufige Paragenese vorzugsweise auf Nord Sud streichenden Gangen Stehende Flache Gange Uran Quarz Karbonat Assoziation uqk Formation Uran Quarz Paragenese mit Quarz Hornstein Fluorit Calcit Hamatit Pechblende Selenid Karbonat Paragenese mit Clausthalit Naumannit Chalkopyrit und Karbonaten In Freiberg nur selten auftretendKarbonatische Silber Sulfid Assoziation Edle Braunspat eb Formation Sulfidische Polymetall Paragenese mit Karbonaten Braunspate Siderit Ankerit Dolomit u a Freibergit zahlreiche aus der kb Formation umgelagerte Sulfide Ag Sb Paragenese mit Calcit Pyrargyrit Miargyrit Stephanit Polybasit Dyskrasit Bournonit und Boulangerit Spiessglanz Paragenese Im sudlichen Zentralbereich Revier Brand Erbisdorf und in umliegenden Randgebieten entwickelt Bedeutendste Silberformation im LagerstattendistriktFluorit Quarz Assoziation flq Formation Quarz Chalcedon zum Teil als Achat Fluorit Baryt keine Sulfide nur regionales und sporadisches Auftreten im LagerstattendistriktPostvaristischer Mineralisationszyklus Kreide Tertiar Eisen Baryt Assoziation Eisen Baryt eba Formation Eisenoxyd Baryt Mineralisation mit Quarz und Hornstein zum Teil Achat nur regional auf einzelnen Gangen entwickeltFluorbarytische Bleierz Assoziation Fluorit Baryt fba Formation Paragenese mit Quarz und Chalcedon Hartes Trum sowie Baryt Fluorit Galenit Sphalerit Chalkopyrit Tetraedrit und Pyrit Paragenese mit Fluorit Baryt und weniger Quarz Weiches Trum sowie Galenit Sphalerit Melnikowitpyrit und Markasit bevorzugt auf WNW ESE streichenden Gangspalten des Lagerstattendistrikts intensiv im Revier Halsbrucke entwickeltWismut Kobalt Nickel Silber Assoziation BiCoNiAg Formation Arsenidische Paragenese mit Quarz Chalcedon als Hauptgangart weniger Baryt und Fluorit gediegen Wismut und Silber Skutterudit Nickelin Rammelsbergit Safflorit gediegen Arsen Silber Sulfid Paragenese Edle Geschicke mit Karbonspaten Siderit Ankerit Calcit als Hauptgangarten und Sulfiden Pyrit Sphalerit Galenit u a Silberminerale Tetraedrit Proustit Argyrodit gediegen Silber besonders auf Gangkreuzen zwischen N S und WNW ESE streichenden Gangen entwickelt Quarzige Fe Mn Assoziation Fe Mn Formation Quarz Hornstein als Hauptgangart Hamatit Roteisen Manganoxide etwas Fluorit und Baryt Jungste Primarmineralisation im LagerstattendisriktOxydations und Zementationsbildungen Durch Verwitterungsprozesse in den oberflachennahen Bereichen der Freiberger Erzgange ausgebildet In der tiefer liegenden Zementationszone Anreicherungen von gediegen Silber und Silbermineralen Die edelmetallreichen Zonen fuhrten zur ersten Blute des Bergbaues im Hochmittelalter Gangstufen unterschiedlicher Vererzungstypen aus ehemaligen Gruben des Freiberger Lagerstatte aus Platzgrunden wird in den Bildbeschreibungen die alte Formationsbezeichnung verwendet nbsp Sphalerit Chalkopyrit Trum der kb Formation Reiche Zeche Freiberg nbsp kb Formation Galenit Sphalerit Arsenopyrit und untergeordnet Quarz Reiche Zeche Freiberg nbsp eb Formation silberhaltiger Sphalerit Chalkopyrit Pyrit und Karbonate Himmelsfurst Brand Erbisdorf nbsp fba Formation mit Galenit Sphalerit Fluorit und Quarz Beihilfe Halsbrucke nbsp eb Formation Pyrit und Karbonate Gluckaufschacht Brand Erbisdorf nbsp Durchdringung von Gangen der eb und kb Formation Brand Erbisdorf nbsp Gangstuck der eb Formation Brand Erbisdorf nbsp kb und eb Formation mit Galenit Sphalerit Pyrit Quarz und Ankerit Simon Bogners Neuwerk Flacher Grube Brand nbsp eb Formation mit Galenit silberreichem Sphalerit Pyrit Ankerit und Dolomit Grube Himmelsfurst Brand Erbisdorf nbsp 3 genetisch unterschiedliche Mineralisationen Von innen nach aussen kb Sphalerit Pyrit Quarz eb Ankerit Galenit fba Baryt Himmelsfurst Fundgr Brand Erbisdorf nbsp fba Formation mit Rhodochrosit Galenit Sphalerit und Argentit Gr Himmelsfurst Brand Erbisdorf Verborgen Flacher Bergbau BearbeitenGeschichte Bearbeiten Siehe auch Geschichte der Stadt Freiberg nbsp Die Entwicklung des Freiberger Bergbaus anhand des Metallausbringens Silber und Blei sowie der Beschaftigtenanzahl unter dem Einfluss politischer und technisch okonomischer Randbedingungen ab 1520 nach BAUMANN u a 2000 Der erste Silber erz fund auf dem heutigen Stadtgebiet von Freiberg erfolgte hochstwahrscheinlich im Jahr 1168 Der Legende nach sollen Salzfuhrleute aus Halle auf dem Weg nach Bohmen in den Fahrspuren des Weges ein aussergewohnlich glanzendes Gestein bemerkt haben Ob Markgraf Otto von Kaiser Friedrich I Barbarossa das Bergregal verliehen bekam ist nicht uberliefert 1 Nach der Proklamation der Bergfreiheit wurde das erste grosse Berggeschrei ausgelost Ihm folgten viele Bergleute vor allem aus dem Harz Bereits um 1250 hatte Freiberg 3000 Einwohner und um 1300 etwa 5000 Im 13 und 14 Jahrhundert war Freiberg die grosste und wirtschaftlich bedeutendste Stadt der damaligen Markgrafschaft Meissen Im 13 Jahrhundert wurde Freiberg auf Grund des prosperierenden Bergbaus Sitz der landesherrlichen Bergverwaltung Ausserdem war Freiberg ab 1250 Munzstatte und um 1400 Sitz des Bergamtes Zwischen 1350 und 1400 erfolgte die Grundung der Freiberger Knappschaft Nach dem Abbau der oberflachennahen Reicherzzonen und der damit verbundenen Notwendigkeit eines grosseren Teufenaufschlusses begann Ende des 14 Jahrhunderts die erste Krise des Freiberger Bergbaus Im 16 Jahrhundert erfolgte ein erneuter Aufschwung was sich in der Grundung des Oberbergamtes 1542 und des Oberhuttenamtes 1555 dokumentierte Durch zahlreiche technische Neuerungen beispielsweise in der Vortriebstechnik und der Wasserhaltung wurde zunachst erfolgreicher Bergbau betrieben Danach erlitten der Bergbau und die Stadt Freiberg durch den Dreissigjahrigen Krieg 1628 1648 und den Siebenjahrigen Krieg 1756 1763 starke Ruckschlage Um 1643 war die Silberproduktion des gesamten Revieres auf 1121 kg gefallen Steigender Bedarf an qualifizierten Berg und Huttenbeamten fuhrte 1765 zur Grundung der Bergakademie was sich fordernd auf das gesamte Berg und Huttenwesen auswirkte Ende des 19 Jahrhunderts kam es durch die Einfuhrung der Goldwahrung in Deutschland zu einem starken Preisverfall von Silber was zur Einstellung des Freiberger Bergbaus fuhrte Die letzte Grube wurde 1913 geschlossen Durch die Kriegsvorbereitungen des faschistischen Deutschlands entstand ab 1933 erhohter Buntmetallbedarf Ab 1935 kam es zur Wiederaufnahme des Freiberger Bergbaus Nach dem Kriegsende wurden die Bergbau und Huttenbetriebe verstaatlicht und 1961 zum Bergbau und Huttenkombinat Albert Funk zusammengeschlossen Aus wirtschaftlichen Grunden erfolgte 1969 die endgultige Schliessung der Bergwerke wahrend die Huttenbetriebe mit der Verarbeitung von Importerzen weiterbetrieben wurden Im Diagramm zu Beginn des Abschnittes sind die Metallproduktion am Beispiel von Silber und Blei ab 1520 sowie die Arbeitskrafteentwicklung ab 1800 veranschaulicht Der Freiberger Bergbau um 1900 nbsp Abrahamschacht nbsp Tagesanlagen des David Richtschachtes nbsp Ubertagegebaude der Grube Alte Elisabeth nbsp Schachtgebaude der Roten Grube Aufnahme 1928 Erhaltene Grubenanlagen im Gebiet des Lagerstattenbezirkes nbsp Grube Alte Elisabeth heute Teil des Lehrbergwerkes der TU Bergakademie Freiberg nbsp Forderturm der Grube Reiche Zeche heute Teil des Lehrbergwerkes der TU Bergakademie Freiberg nbsp Schachtgebaude des Abrahamschachtes Freiberg nbsp Schachtgebaude der Grube Oberes Neues Geschrei Halsbrucke nbsp Drei Bruder Schacht nbsp ConstantinschachtTechnologie Bearbeiten In den ersten Jahren des Lagerstattenaufschlusses durften die oberflachennahen Reicherzpartien der Oxidations und Zementationszone im Tagebau durch einfache Schurfgraben abgebaut worden sein Nach deren vollstandigen Ausbeutung ergab sich fur die Bergbautreibenden die Notwendigkeit auch die Erze der tieferliegenden Lagerstattenteile abzubauen Dies wurde zunachst durch das Abteufen sogenannter tonnlagiger Schachte realisiert das heisst durch Schachte die im Einfallen des Ganges aufgefahren wurden und von denen aus horizontale Strecken in die seitlichen Gangbereiche getrieben wurden Die Haupt Sohleneinteilung sah anfangs 30 m spater 40 m und seit dem 19 Jahrhundert auch 60 m Seigerabstand vor Die Auffahrungen auf den Gezeugstrecken Sohlen erfolgte vorzugsweise als Gangstrecken zu deren Verbindung im Quergestein Daruber hinaus ergab sich beim Vordringen in immer grossere Tiefen die Notwendigkeit zudringendes Grundwasser wegzufuhren oder auch das Aufschlagwasser fur Wasserkraftmaschinen uber Stollensysteme heranzufuhren und wieder abzuleiten Auf diese Art entstanden komplexe Systeme von Strecken Auffahrungen und Abbauen die durch Uberhauen durch Steigorte durch Gesenke oder durch seiger geteufte Blindschachte miteinander verbunden waren Dazwischenliegende Gangpartien mit abbauwurdiger Erzfuhrung wurden im Strossen spater im Firstenstoss und Magazinbau gewonnen Aus sicherheits und geotechnischen sowie wirtschaftlichen Grunden wurden in der letzten Betriebsperiode die Gangstrecken durch parallel zum Hauptstreichen des Ganges im Nebengestein aufgefahrene Richtstrecken ersetzt Die tiefsten Grubenbetriebspunkte befanden sich in Teufen von 770 m 17 Sohle am Gotthold Gesenk Zentralrevier und 800 m 20 Gezeugstrecke am Blindschacht I Paulspat im Revier Brand Erbisdorf Das Losen des Festgesteins und des Erzes erfolgte seit der Anfangszeit uber einen langen Zeitraum durch Schlagel und Eisenarbeit und wurde spater durch Bohren und Sprengen abgelost Uber sogenanntes Feuersetzen ist nichts bekannt Revier Organisation Bearbeiten Der Zentralteil des Freiberger Lagerstattenbezirkes war drei Grubenreviere unterteilt Halsbrucke Freiberg auch Zentralrevier und Brand Erbisdorf auch Brander Revier Diese Reviere waren wiederum in Grubenfelder gegliedert Die nachfolgende Tabelle vermittelt eine Ubersicht uber diese Organisationsstruktur Bedeutende Schachtanlagen und bebaute Gange sind beispielhaft aufgefuhrt Grubenrevier Grubenfeld bedeutende Schachtanlagen Auswahl bebauter GangeHalsbrucke Kurprinz Steinschacht Ferdinandschacht Ludwig Drei Prinzen FerdinantspatBeihilfe Beihilfe Richtschacht Lorenz Gegentrum Schacht Halsbrucker Daniel Lorenzspat Pabst Weisshaldner StehenderFreiberg Zentralrevier Himmelfahrt Reiche Zeche Elisabeth Schacht David Schacht Abraham Schacht Loffler Schacht Rote Grube Hauptstollngang Silberner Bergmann Rote Grube Krieg und Frieden Turmhof Stehender Riemer Gluckauf Hoffnung SpatMuldenhutten Morgenstern Abrahamschacht Gut Morgen Saturnus Spat Christof FlacherJunge Hohe Birke Junge Hohe Birke Kronerschacht Tobias Spat Konig David StehenderBrand Erbisdorf Beschert Gluck Drei Bruder Schacht Beschert Gluck Neuer Kunstschacht Johann Georg Spat Johann Georg Stehender Hermser TrumEinigkeit Dornstrauch Drei Bruder Gottes Gabe Spat Bartholomaus StehenderVereinigt Feld Kaspar Richterschacht Grunzweig Spat Adler FlacherHimmelsfurst Franken Gluckauf Reichelt Lade des Bundes Schacht Neugluck Spat Silberfund Grunrosner Himmelsfurst Stehender Concordia MorgengangLiteratur BearbeitenSchriftgut L Baumann E Kuschka T Seifert Die Lagerstatten des Erzgebirges 2001 L Baumann I L Nikolskij M Wolf Einfuhrung in die Geologie und Erkundung von Lagerstatten Verlag Gluckauf Essen 1979 Bayer Die Himmelfahrt Fundgrube ein Fuhrer durch das Lehr und Besucherbergwerk der TU Bergakademie Freiberg M Blechschmidt Die silberne Rose Europaische Bergmannssagen Greifenverlag Rudolstadt 1980 W Jobst Bergschadenkundliche Analyse Freiberg Freiberg 1969 1973 H Muller Die Erzgange des Freiberger Bergreviers Erlauterungsband Leipzig 1901 H Pforr R Brendler Lehrgrube Alte Elisabeth der Bergakademie Freiberg Exkursionsfuhrer Heft 1 Freiberg 1982 H J Rosler Lehrbuch der Mineralogie VEB Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie Leipzig 1979 S Ulrich Die Geologie des Erzgebirges Springer Verlag 2013 Karten Geologische Ubersichtskarte des Freistaates Sachsen 1 400 000 Sachsisches Landesamt fur Umwelt und Geologie 1995 Topografische Karte des Freistaates Sachsen 1 25 000 Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen 2008 H Muller Die Erzgange des Freiberger Bergreviers ausgewahlte Tafeln 1 25 000 Leipzig 1901 Nachdruck Freiberg 1998 Einzelnachweise Bearbeiten W SCHWABENICKY Der hochmittelalterliche Bergbau in und um Freiberg in Denkmaltopographie Freiberg 2002 S 433 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Freiberger Gangerzlagerstatte amp oldid 234569637