www.wikidata.de-de.nina.az
Skutterudit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze mit der idealisierten Zusammensetzung CoAs3 2 und ist chemisch gesehen ein mit den Sulfiden verwandtes Cobaltarsenid Da Skutterudit allerdings nah mit Nickelskutterudit Ni Co Fe As3 x 2 verwandt ist und mit diesem eine luckenlose Mischkristall Reihe bildet enthalt er meist auch etwas Nickel und Eisen welche das Cobalt diadoch ersetzen konnen SkutteruditSkutterudit aus Bou Azzer Tazenakht Provinz Ouarzazate Souss Massa Draa Region Marokko Grosse 6 5 6 3 4 2 cm Allgemeines und KlassifikationIMA Symbol Skt 1 Andere Namen Speiskobalt Arseniure de cobalt SmaltineChemische Formel CoAs3Mineralklasse und ggf Abteilung Sulfide und SulfosalzeSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana II C 12 II D 29 010 2 EC 05 02 12 17 01Ahnliche Minerale NickelskutteruditKristallographische DatenKristallsystem kubischKristallklasse Symbol disdodekaedrisch 2 m3Raumgruppe Im3 Nr 204 Vorlage Raumgruppe 204 2 Gitterparameter a 8 31 A 2 Formeleinheiten Z 8 2 Zwillingsbildung Sechslinge nach 112 3 Physikalische EigenschaftenMohsharte gemessen 6 4 Dichte g cm3 gemessen 6 5 berechnet 6 821 3 Spaltbarkeit deutlich nach 001 und 111 3 Bruch Tenazitat muschelig bis unebenFarbe zinnweiss bis silbergrau grau oder irisierend anlaufendStrichfarbe schwarzTransparenz undurchsichtigGlanz MetallglanzSkutterudit kristallisiert im kubischen Kristallsystem und entwickelt meist wurfelige oktaedrische oder dodekaedrische Kristalle und Kombinationen von bis zu 9 cm Grosse 3 findet sich aber auch in Form korniger massiger dendritischer oder skelettformiger Aggregate Die Oberflachen der undurchsichtigen Kristalle und Aggregate weisen einen metallischen Glanz auf Die Farbe von frischem Skutterudit variiert zwischen Zinnweiss und Silbergrau Unter Lufteinfluss lauft er allerdings nach einiger Zeit grau bis bunt irisierend an Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Modifikationen und Varietaten 6 Bildung und Fundorte 7 Verwendung 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenUnter seiner bergmannischen Bezeichnung Speiskobalt war Skutterudit bereits seit dem Mittelalter bekannt da er zur Herstellung von Smalte gebraucht wurde Diese Bezeichnung ubernahm Abraham Gottlob Werner 1803 in seinem Handbuch der Mineralogie 5 Mit dem Wort Speis von Speise bezeichnete nach man Johann Christoph Adelung im Berg und Huttenwesen unter anderem metallische Gemische mit unbekannter Zusammensetzung Bsp Glockenspeise 6 Aufgrund seines Verwendungszwecks nahm der franzosische Mineraloge Francois Sulpice Beudant den Arseniure de cobalt als Smaltine gelegentlich auch Smaltit geschrieben 1832 in seiner Traite elementaire de mineralogie auf 7 Seinen bis heute gultigen Namen Skutterudit erhielt das Mineral schliesslich 1845 durch Wilhelm Ritter von Haidinger der es nach seiner Typlokalitat den Kobaltgruben von Skutterud nahe Snarum und Modum in Norwegen benannte 8 Das Typmaterial des Minerals wird in der Mineralogischen Sammlung der Technischen Universitat Bergakademie Freiberg TU BA unter der Katalog Nr 3910 aufbewahrt 9 10 Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte Skutterudit zur Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze und dort zur Abteilung der Sulfide mit dem Stoffmengenverhaltnis M etall S chwefel lt 1 1 wo er zusammen mit den inzwischen diskreditierten Mineralen Chathamit und Chloanthit die Skutterudit Reihe mit der System Nr II C 12 bildete Im Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr II D 29 10 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Abteilung Sulfide mit dem Stoffmengenverhaltnis Metall S Se Te lt 1 1 wo Skutterudit zusammen mit Ferroskutterudit Gaotaiit Iridisit Nicht anerkannt Kieftit und Nickelskutterudit eine eigenstandige aber unbenannte Gruppe bildet Stand 2018 11 Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA zuletzt 2009 aktualisierte 12 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Skutterudit dagegen in die Abteilung der Metallsulfide mit M S 1 2 ein Diese ist zudem weiter unterteilt nach dem genauen Stoffmengenverhaltnis bzw den in der Verbindung vorherrschenden Metallen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung M S 1 gt 2 zu finden ist wo es zusammen mit Ferroskutterudit Kieftit und Nickelskutterudit die Skutteruditgruppe mit der System Nr 2 EC 05 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Skutterudit in die Klasse der Sulfide und Sulfosalze und dort in die Abteilung der Sulfidminerale ein Hier ist er zusammen mit Kieftit Ferroskutterudit und Nickelskutterudit in der Skutteruditreihe mit der System Nr 02 12 17 innerhalb der Unterabteilung der Sulfide einschliesslich Seleniden und Telluriden mit der Zusammensetzung AmBnXp mit m n p 1 2 zu finden Chemismus BearbeitenIn der theoretisch idealen stoffreinen Zusammensetzung von Skutterudit CoAs3 besteht das Mineral aus Cobalt Co und Arsen As im Stoffmengenverhaltnis von 1 3 Dies entspricht einem Massenanteil Gewichts von 20 77 Gew Co und 79 23 Gew As 13 Die chemische Analyse des Tymaterials aus Skutterud in Norwegen ergab dagegen eine leicht abweichende Zusammensetzung von 19 70 Gew Co und 76 41 Gew As sowie zusatzlich geringe Fremdbeimengungen von 2 80 Gew Eisen Fe und 1 03 Gew Schwefel S Die Mikrosondenanalyse von Mineralproben ahnlicher Zusammensetzung aus der Umgebung von Cobalt im Timiskaming District der kanadischen Provinz Ontario ergab neben zusatzlichen Eisen und Schwefelgehalten noch geringe Anteile von 1 8 Gew Nickel Ni 3 Kristallstruktur BearbeitenSkutterudit kristallisiert kubisch in der Raumgruppe Im3 Raumgruppen Nr 204 Vorlage Raumgruppe 204 mit dem Gitterparameter a 8 31 A sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle 2 Modifikationen und Varietaten Bearbeiten nbsp Skutteruditvarietat Smaltit in dendritischer Ausbildung aus dem Landkreis Schneeberg Erzgebirge Sachsen Grosse 6 0 cm 4 2 cm 4 2 cm Neben seiner ursprunglichen Bedeutung als Synonym des Skutterudits dient der Name Smaltin bzw Smaltit inzwischen auch als Bezeichnung fur eine arsenarmere Varietat des Minerals 14 Speiskobalt findet sich auch derb eingesprengt und in mannigfaltig gruppierten Aggregaten ist zinnweiss bis grau mitunter bunt angelaufen oder durch beginnende Zersetzung zu Kobaltblute an der Oberflache rot gefarbt In bestimmten Varietaten wird der Gehalt an Nickel so bedeutend dass dieselben eher dem Nickelskutterudit zugerechnet werden wahrend die eisenreichen eher als Varietaten des Safflorit veraltet Grauer Speiskobalt Eisenkobaltkies gelten Ein bis zu 4 Prozent Bismut Wismut enthaltendes Mineral wird als Wismutkobaltkies unterschieden 15 Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Skutterudit aus Schlema im Erzgebirge Sichtfeld 4 cm Skutterudit bildet sich in mittel bis hochgradigen Hydrothermal Adern wo er mit meist mit anderen Nickel Cobalt Sulfiden wie beispielsweise Nickelin Cobaltit und Arsenopyrit aber auch mit gediegen Bismut und Silber Baryt Calcit Quarz und oder Siderit vergesellschaftet anzutreffen ist Als eher seltene Mineralbildung kann Skutterudit an verschiedenen Fundorten zum Teil reichlich vorhanden sein insgesamt ist er aber wenig verbreitet Als bekannt gelten bisher Stand 2011 etwas mehr als 400 Fundorte 16 Neben seiner Typlokalitat Skutterud trat das Mineral in Norwegen bisher noch in der Lerestvedt Mine bei Oyestad in der Kommune Arendal und im Silberbergbaugebiet um Kongsberg auf In Deutschland fand sich Skutterudit bisher vor allem im Schwarzwald in Baden Wurttemberg und im Erzgebirge in Sachsen aber auch an mehreren Stellen im Frankenland und bei Wolsendorf in Bayern in mehreren Gruben im Odenwald und im Richelsdorfer Gebirge in Hessen an vielen Stellen im Harz von Niedersachsen bis Sachsen Anhalt im Bergischen Land und Siegerland in Nordrhein Westfalen an mehreren Fundstatten bei Imsbach am Landsberg bei Obermoschel Rockenhausen und Burdenbach in Rheinland Pfalz und in Thuringen bei Bad Lobenstein Ronneburg und Kamsdorf In Osterreich wurde das Mineral bisher am Huttenberger Erzberg in Karnten der Zinkwand im Tal des Obertalbachs Schladminger Tauern in der Steiermark und an mehreren Orten in Salzburg gefunden An Schweizer Fundorten sind bisher nur Bottstein im Kanton Aargau sowie verschiedene Gruben im Ayertal und der Gemeinde Turtmann im Kanton Wallis bekannt Weitere Fundorte liegen unter anderem in Afghanistan Argentinien Australien Bolivien Chile China Frankreich Gronland Irland Italien Japan Kanada Madagaskar Marokko Mexiko Polen Portugal Russland Schweden Slowakei Spanien Sudafrika Sudkorea Tschechien im Vereinigten Konigreich Grossbritannien und den Vereinigten Staaten USA 17 Verwendung BearbeitenSkutterudit war bis zum Ende des 19 Jahrhunderts ein wichtiges Mineral von Cobalt und Nickel Erzen zur Blaufarbenbereitung wobei Nickel und weisses Arsen III oxid Arsenik als Nebenprodukt gewonnen wurde Mittlerweile werden diese Metalle hauptsachlich aus Nickelmagnetkiesen Gemenge aus Pentlandit und Pyrrhotin und aus Lateriten gewonnen Skutterudite werden als Kandidaten fur effizientere thermoelektrische Konverter gehandelt mit denen etwa Warme im Abgassystem eines Autos direkt in Strom umgesetzt werden kann 18 jedoch stehen dem erhebliche technische Probleme entgegen 19 Inzwischen werden Skutterudite als Materialien fur Radioisotopengeneratoren in der Raumfahrt getestet 20 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenMartin Okrusch Siegfried Matthes Mineralogie Eine Einfuhrung in die spezielle Mineralogie Petrologie und Lagerstattenkunde 7 vollstandige uberarbeitete und aktualisierte Auflage Springer Verlag Berlin u a 2005 ISBN 3 540 23812 3 S 41 Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Verlag GmbH Eggolsheim 2002 ISBN 978 3 89555 076 8 S 48 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Skutterudit Sammlung von Bildern Skutterudit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 5 April 2021 David Barthelmy Skutterudite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 5 April 2021 englisch Skutterudite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 5 April 2021 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d e Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 109 a b c d e Skutterudite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 67 kB abgerufen am 5 April 2021 Hans Jurgen Rosler Lehrbuch der Mineralogie 4 durchgesehene und erweiterte Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie VEB Leipzig 1987 ISBN 3 342 00288 3 S 333 334 Handbuch der Mineralogie nach A G Werner in der Google Buchsuche Hans Luschen Die Namen der Steine Das Mineralreich im Spiegel der Sprache 2 Auflage Ott Verlag Thun 1979 ISBN 3 7225 6265 1 S 324 Traite elementaire de mineralogie Band 2 von Francois Sulpice Beudant in der Google Buchsuche Wilhelm Haidinger Zweite Klasse Geogenide XIII Ordnung Kiese III Kobaltkies Skutterudit In Handbuch der Bestimmenden Mineralogie Braumuller und Seidel Wien 1845 S 559 562 rruff info PDF 246 kB abgerufen am 5 April 2021 Catalogue of Type Mineral Specimens S PDF 315 kB Commission on Museums IMA 10 Februar 2021 abgerufen am 6 April 2021 Catalogue of Type Mineral Specimens Depositories PDF 311 kB Commission on Museums IMA 12 Dezember 2018 abgerufen am 6 April 2021 Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 82 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 5 April 2021 englisch Skutterudit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 6 April 2021 Smaltite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 5 April 2021 englisch Meyers Konversationslexikon Speiskobalt und Wismutkobaltkies Skutterudite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 5 April 2021 englisch Fundortliste fur Skutterudit beim Mineralienatlas und bei Mindat abgerufen am 5 April 2021 Thermoelektrische Konverter Skutterudite englisch Technology Review Viel zu heisse Schlitten Bericht uber Ansatze der Industrieforschung Abgerufen am 31 Mai 2011 Tony Greicius Spacecraft Nuclear Batteries Could Get a Boost from New Materials NASA 13 Oktober 2016 abgerufen am 5 April 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Skutterudit amp oldid 239328652