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Die Zinkwand ist ein 2442 m u A hoher Berg in den Schladminger Tauern auf der Grenze zwischen den osterreichischen Bundeslandern Steiermark und Salzburg Der Berg verfugt uber vormals reichhaltige Erzlagerstatten und wurde von der Antike an uber mehrere Jahrhunderte hinweg durch mehr oder weniger intensive Bergbautatigkeit gepragt Heute kann die Zinkwand auf einem vom OAV instand gesetzten Stollenlehrpfad durchquert werden In Anlehnung an den Autobahntunnel wird der Zinkwandstollen gerne als erster Tauerntunnel tituliert 1 ZinkwandZinkwand von Westen Lungauer Seite Hohe 2442 m u A Lage Steiermark und Salzburg OsterreichGebirge Schladminger Tauern Niedere TauernDominanz 0 63 km VetternspitzenSchartenhohe 82 m HolzscharteKoordinaten 47 16 8 N 13 40 58 O 47 268929 13 682699 2442 Koordinaten 47 16 8 N 13 40 58 OZinkwand Steiermark Gestein Migmatischer ParagneisBesonderheiten Erzlagerstatten Bergbau erster Tauerntunnel seit 1984 Stollenlehrpfad Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Umgebung 2 Geologie 3 Bergbau 3 1 Silberbergbau 3 2 Kobaltbergbau 3 3 Nickelbergbau 4 Touristische Erschliessung 4 1 Stollenlehrpfad 4 2 Zustieg 4 3 Gipfelbesteigung 5 Bilder 6 Literatur und Karten 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLage und Umgebung Bearbeiten nbsp Brettscharte links und Zinkwand rechts uber der KeinprechthutteDie Zinkwand liegt am Tauernhauptkamm im westlichen Teil der Schladminger Tauern und trennt das steirische Obertal Gemeinde Schladming vom Lungauer bzw Salzburger Znachtal Gemeinde Weisspriach Der Gipfel bildet den Mittelpunkt einer Nordwest Sudost verlaufenden Gratschneide die von den Vetternspitzen 2524 m zum Graunock 2477 m zieht Die zwischen Holzscharte ca 2360 m und Brettscharte 2236 m gelegene Zinkwand wird im Westen vom Knappenkar im Nordosten vom Schnabelkar und im Sudosten vom Zinkenkarl gesaumt Rund um den Berg liegen mehrere aufgelassene Bergbaustollen von denen jene durch die Zinkwand Zinkwandstollen als Schaustollen aufbereitet wurden Als Stutzpunkt kann die nordostlich gelegene Keinprechthutte 1872 m dienen Geologie BearbeitenDie Zinkwand und ihre Umgebung gehoren dem Schladminger Kristallinkomplex der unterostalpinen Decke an Die bestimmenden Gesteine sind migmatische Paragneise 2 bzw Glimmerschiefer mit Einlagerungen vulkanischen Ursprungs 3 Die schwefelkiesreichen Schiefergesteine sind vielerorts rotbraun aufgewittert und werden im Bergmannischen als Branden bezeichnet An der Zinkwand finden sich vier Scharungen von Branden und Karbonatgangen An sie ist das Auftreten der abbaurelevanten Nickel und Kobalterze gebunden Die Entstehung der Lagerstatte geht auf hydrothermale Einflusse zuruck Durch Aufreissen der metamorphen Schiefer im Zuge erneuter Gebirgsbildungsvorgange im Tertiar entstanden senkrecht zur Schichtung Spalten durch die kohlensaure arsen und metallhaltiges Wasser empordringen konnte Die Erzlager entlang der Scharungen sind kugelformig angelegt und nicht zusammenhangend gangformig was einen Abbau wesentlich erleichtert hatte 3 Aufgrund des historischen Bergbaugeschehens siehe Bergbau stand der Berg lange im Fokus des geologischen und mineralogischen Interesses 1874 etwa beschrieb Johann Rumpf die Mispickel des Gebiets Viele bedeutende Fundstucke befinden sich heute im Ausland 3 Insgesamt wurden an der Zinkwand mehr als 70 verschiedene Minerale festgestellt 4 Fritz Pribitzer unterschied 1956 folgende primar entstandene Gruppen 3 Nickelerze Chloanthit Rammelsbergit Nickelin Rotnickelkies Maucherit BreithauptitKobalterze Skutterudit Safflorit Cobaltit Linneit Eisenerze Arsenopyrit Lollingit Pyrrhotin Pyrit HamatitKupfererze Chalkopyrit Tennantit Cuprit Kupfer II oxid Arsenerze Arsen gediegen Allemontit Gemenge aus Stibarsen Arsen und oder Antimon Wismuterze gediegen Wismut Bismuthinit WismutfahlerzBleierze GalenitZinkerze Sphalerit Zinnerze KassiteritTitanerz Titanit RutilBergbau Bearbeiten nbsp Bergknappe im Schladminger Stadtwappen nbsp Schneekragen wie dieser boten den Knappen auch im Winter einen sicheren Zugang zu den Stollen nbsp Bergbauanlagen im Knappenkar mit Zinkwand um 1920Die Zinkwand ist Teil eines ehemaligen Bergbaugebiets das in der Literatur als Zinkwand Vettern alter als Zinkwand Vottern bezeichnet wird Dazu gehorte neben den Erzadern der Zinkwand vor allem das Vetternkar Zahlreiche Mundlocher und verfallene Knappenhauser zeugen von der jahrhundertelangen Bergbautatigkeit Hinsichtlich der abgebauten Rohstoffe lassen sich fur die Zinkwand drei Perioden unterscheiden 3 Silber Kupfer und Bleibergbau bis ins 17 Jahrhundert Kobaltbergbau Anfang des 17 Jahrhunderts bis ins 18 Jahrhundert Nickelbergbau 1832 1875Die vielen Stollen die den Berg regelrecht durchlochern konnen aufgrund mangelnder Dokumente nicht genau datiert werden Historisch gesichert ist das Bergbaugeschehen an der Zinkwand ab dem 13 Jahrhundert die altesten Spuren deuten jedoch auf keltische und romische Aktivitaten hin Die charakteristischen Farben der gewonnenen Mineralien lassen darauf schliessen dass man den Bergsegen des Gebietes bereits in der Antike erkannte 3 Abgesehen von den drei Hauptressourcen wurden an der Zinkwand kurzzeitig auch Gold und Quecksilber abgebaut 5 Ihren Namen verdankt die Zinkwand nicht dem gleichnamigen Metall das an ihr nie abgebaut wurde sondern ihrer charakteristischen Form die an einen Zacken oder Zinken erinnert In alten Darstellungen ist daher auch der Name Zinkenkogel zu lesen Silberbergbau Bearbeiten Der Silberbergbau erreichte seine Blutezeit im 16 Jahrhundert Gewonnen wurden dabei in erster Linie silberhaltige Fahlerze in der Silberkluft der Zinkwand Fur die Nickel Arsen und Kobalterze kannte man zu dieser Zeit keine Verwendung und entsorgte sie auf den Halden Am Hohepunkt des Silberfiebers waren rund 1500 Knappen in 250 Gruben beschaftigt Sagen berichten vom Ubermut der fleissigen Bergarbeiter der als Gottesstrafe das Versiegen der Rohstoffquellen zur Folge hatte 3 Tatsachlich fuhrten die Entdeckung Amerikas sowie minderwertige Abbautechnik und sinkende Gold und Silberpreise zum Niedergang des Bergbaus Der Schladminger Bauern und Knappenaufstand trug 1525 sein Ubriges bei 5 Die Figur des Bergknappen ziert heute noch das Wappen der Stadtgemeinde Schladming Kobaltbergbau Bearbeiten Nach 1700 wurden die Silbervorkommen immer sparlicher und man konzentrierte sich auf den Abbau von Kobalterzen welche in Form von Smalte Verwendung fanden Als frischer Bruch liessen sich die Mineralien nur schwer voneinander unterscheiden weshalb man das Haufwerk zunachst in Gruben lagerte wo es sich durch den Atmosphareneinfluss verfarbte Auf diese Weise sortierte man die karminroten Kobalterze aus und warf den Rest auf die Halden Ab 1763 geschah dies unter der Obhut von Johann Eyselsberg Danach wurden die Kobalterze nach Gloggnitz transportiert und in der dortigen Blaufarbenfabrik verarbeitet ehe 1816 Absatzschwierigkeiten fur das Kobalt entstanden und man den Betrieb einstellen musste 3 Nickelbergbau Bearbeiten Die Gewinnung von Nickel begann bereits wahrend des Kobaltabbaus Dabei wurde das Nickel nach Ansammlung in einer Arsen oder Schwefelverbindung Speise durch Rostprozesse metallisch gewonnen 1832 erwarb der Chemiker Freiherr Johann Rudolf Ritter von Gersdorff 1782 1849 die Gruben an und um die Zinkwand und revitalisierte den zuvor stillgelegten Bergbau Das von ihm entdeckte schwefelhaltige Nickelerz Gersdorffit wurde 1847 erstmals als neues Mineral beschrieben Die Entdeckung grosser Nickelvorkommen in Neukaledonien machte den Bergbau in den Schladminger Tauern erneut konkurrenzunfahig Der Wiener Borsenkrach versetzte dem Bau 1873 schliesslich den Todesstoss 5 In der Zwischenkriegszeit wurde der Bergbau noch einmal fur kurze Zeit revitalisiert erwies sich aber nicht als rentabel Eine gross angelegte geologische Untersuchung durch Gustav Hiessleitner ergab 1929 dass die Lagerstatten grosstenteils ausgebeutet seien und kein Potenzial fur weiteres Schurfen bestehe 6 Touristische Erschliessung BearbeitenStollenlehrpfad Bearbeiten nbsp Die Stollen durch die Zinkwand nach einer Skizze von 1833 Der heutige Stollenlehrpfad rot verlauft grossteils durch den Himmelskoniginstollen nbsp Rekonstruierte KnappenstubeDie Hohlengruppe Schladming des OAV errichtete 1984 mit dem Schladminger Rotary Club einen Lehrpfad der erstmals eine Durchquerung der Zinkwand fur Wanderer ermoglichte 7 Eine Zeitlang wurden Fuhrungen durch den Berg angeboten dessen Inneres bereits mit einem Emmentaler verglichen wurde 8 Der Stollenlehrpfad beginnt auf Lungauer Seite mit zwei Informationstafeln an der Ruine eines Knappenhauses In unmittelbarer Nahe liegt ein mehrere Meter langer Schneekragen aus Trockenmauerwerk der mit Holzbrettern bedeckt einen lawinensicheren Zugang zur Wand bot Der Eingang in den Stollen erfolgt durch die ehemalige Knappenschmiede Danach mussen zwei mit Leitern erschlossene Steilstufen uberwunden werden und man erreicht den Himmelskoniginstollen der den Berg zur Ganze durchquert Rechterhand gelangt man in die rekonstruierte Knappenstube die im Notfall als Biwak dienen kann Eine Tur fuhrt zu einem Ausguck Der weitere Weg zum steirischen Stolleneingang erfolgt einigermassen eben vorbei an einem holzernen Toilettenhauschen Kurz vor dem Ausgang erreicht der Gang eine Engstelle die in geduckter Haltung leicht passierbar ist Eine Stollendurchquerung von der Lungauer Seite aus hat den Vorteil dass die Leitern so im Aufstieg uberwunden werden Unbedingt erforderlich fur die nur rund viertelstundige Durchquerung sind eine Stirnlampe und gegebenenfalls ein Helm Die Orientierung im Stollen wird durch Schilder erleichtert Zustieg Bearbeiten Der Zustieg zum Zinkwandstollen vollzieht sich wahlweise von der Keinprechthutte 1 Stunde von der Ignaz Mattis Hutte 2 Stunden oder aus dem Weisspriachtal 3 Stunden Alle drei Anstiege sind unmarkiert und relativ muhsam Von der Keinprechthutte erfolgt der Aufstieg steil durch das so genannte Knappenrinndl Der Weg von der Ignaz Mattis Hutte fuhrt durch das Vetternkar ab den Knappenseen weglos zur Vetternscharte ca 2420 m und leicht absteigend in den Lungau durch das Knappenkar Knappenkarsee Der letzte Zustieg zum Stolleneingang erfolgt vom Schneekragen steil empor uber ein ausgesetztes Felsband das mit einem Seil versichert ist Zudem muss eine Leiter uberwunden werden Gipfelbesteigung Bearbeiten Das Gipfelkreuz auf der Zinkwand wird eher selten besucht Die gangigsten Aufstiege erfolgen jeweils unmarkiert aus der Holzscharte Zugang vom steirischen Stolleneingang uber den Nordwestgrat Stellen I oder aus der Brettscharte uber den Ostgrat I Ab der Keinprechthutte ist jeweils mit 1 Stunden zu rechnen Schwindelfreiheit ist fur eine Gipfelbesteigung unerlasslich Bilder Bearbeiten nbsp Informationstafeln vor verfallenem Knappenhaus im Knappenkar nbsp Lungauer Stolleneingang mit verfallener Knappenschmiede nbsp Steirischer Stolleneingang nbsp Blick vom Stollenausguck zum Knappenkarsee nbsp Zinkwandlied 1989 nbsp Knappenkarsee nbsp Zinkwand von Suden Znachtal Weisspriachtal aus deutlich ist ein rotliches Band erzreicher Branden erkennbarLiteratur und Karten BearbeitenJ Avias amp A Bernard Sur l origine des gites de nickel et de de la region de Zinkwand Vottern area Austriche Sciences de la Terre 11 1996 S 375 383 franzosisch H W Fuchs Erzmikroskopische und mineralchemische Untersuchungen der Erzvorkommen Zinkwand Vottern in den Niederen Tauern bei Schladming Archiv fur Lagerstattenforschung der Geologischen Bundesanstalt 9 1988 S 33 45 Gustav Hiessleitner Das Nickelkobalterzvorkommen Zinkwand Vottern in den Niederen Tauern bei Schladming Eine geologische und bergmannische Untersuchung In Berg und huttenmannisches Jahrbuch Band 77 Heft 3 1929 S 104 123 Sigmund Koritnig Drei Arsenkies Trachten mit ihren Paragenesen von der Zinkwand bei Schladming In Joanneum Mineralogisches Mitteilungsblatt 2 1955 S 45 48 Fritz Pribitzer Die Minerallagerstatte Zinkwand bei Schladming in Steiermark Osterreich In Der Aufschluss Jg 7 Heft 3 1956 S 60 62 Johann Rumpf Ueber Mispickel vom Leyerschlag in der Zinkwand bei Schladming In Mineralogische Mitteilungen Heft III 1874 ges von Tschermak S 231 239 Freytag amp Berndt Wien Wanderkarte 1 50 000 WK 201 Schladminger Tauern Radstadt Dachstein ISBN 978 3850847162 Freytag amp Berndt Wien Wanderkarte 1 35 000 WK 5201 Schladming Ramsau am Dachstein Haus im Ennstal Filzmoos Stoderzinken ISBN 978 3707910872 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zinkwand Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Geheimnisse der Zinkwand Wanderung von der Lungauer Seite Der erste Tauerntunnel Wanderung von der steirischen Seite Rundtour bei Styria Alpin Zinkwand im MineralienatlasEinzelnachweise Bearbeiten Bernd Orfer Der erste Tauerntunnel In Der Standard 7 August 2004 abgerufen am 19 September 2016 Digitaler Atlas der Steiermark Geologie amp Geotechnik Land Steiermark abgerufen am 26 Dezember 2016 a b c d e f g h Fritz Pribitzer Die Minerallagerstatte Zinkwand bei Schladming in Steiermark Osterreich In Der Aufschluss Jg 7 1956 H 3 S 59 62 Zinkwand Vottern In Mineralienatlas Stefan Schorn abgerufen am 27 Dezember 2016 a b c Adolf Longin Die Zinkwand und ihre Umgebung In Der Ennstaler Wochenzeitung Ausgabe vom 24 September 1937 Jg 32 Nr 39 S 3 4 Gustav Hiessleitner Das Nickelkobalterzvorkommen Zinkwand Vottern in den Niederen Tauern bei Schladming Eine geologische und bergmannische Untersuchung In Berg und huttenmannisches Jahrbuch Band 77 Heft 3 1929 S 104 123 OAV Stollenlehrpfad Zinkwand Vottern In Mitteilungen 1984 Akademische Sektion Graz des Osterreichischen Alpenvereins Graz 1985 S 45 1 PDF 33 MB abgerufen am 31 Dezember 2016 Gunter und Luise Auferbauer Bergtourenparadies Steiermark Alle 2000er vom Dachstein bis zur Koralpe Styria Graz 2000 S 212 ISBN 3 222 12783 2 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zinkwand amp oldid 237762250