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Clausthalit veraltet auch als Selenblei bekannt ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze mit der chemischen Zusammensetzung PbSe besteht also zu gleichen Teilen aus Blei und Selen Das Mineral ist damit chemisch gesehen ein Bleiselenid ClausthalitClausthalit aus der Grube Brummerjan Zorge Walkenried Niedersachsen Deutschland Sichtfeld 1 5 cm Allgemeines und KlassifikationIMA Symbol Cth 1 Andere Namen Selenblei 2 Chemische Formel PbSeMineralklasse und ggf Abteilung Sulfide und Sulfosalze Sulfide mit Me S Se Te 1 1System Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana II B 11 II C 15 050 2 CD 10 02 08 01 02Ahnliche Minerale GalenitKristallographische DatenKristallsystem kubischKristallklasse Symbol hexakisoktaedrisch 4 m3 2 mRaumgruppe Fm3 m Nr 225 Vorlage Raumgruppe 225Gitterparameter a 6 121 A 3 Physikalische EigenschaftenMohsharte 2 5 bis 3 VHN100 44 49 4 Dichte g cm3 gemessen 7 8 bis 8 22 berechnet 8 275 4 Spaltbarkeit gut nach 100 010 und 001 Bruch Tenazitat kornig sprodeFarbe bleigrau bis blaulichStrichfarbe graulich schwarzTransparenz undurchsichtigGlanz MetallglanzWeitere EigenschaftenChemisches Verhalten loslich in Schwefel und SalpetersaureClausthalit kristallisiert im kubischen Kristallsystem entwickelt jedoch keine mit blossem Auge sichtbaren Kristalle sondern findet sich uberwiegend in Form korniger bis massiger Mineral Aggregate und Einsprenglinge von bleigrauer bis blaulicher Farbe Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Eigenschaften 6 Modifikationen und Varietaten 7 Bildung und Fundorte 8 Verwendung 9 Siehe auch 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenDas Mineral wurde 1832 von Francois Sulpice Beudant in der Nahe von Clausthal Zellerfeld im Oberharz gefunden und nach seiner Typlokalitat dem Ortsteil Clausthal benannt Als genaue Typlokalitat gilt die Grube St Lorenz 5 Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten aber teilweise noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Clausthalit zur Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze und dort zur Abteilung der Sulfide mit M S 1 1 PbS Typus und Verwandte wo er zusammen mit Alabandin Altait Galenit Niningerit und Oldhamit die Galenit Reihe mit der System Nr II B 11 bildete Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr II C 15 50 In der Lapis Systematik entspricht dies der Abteilung Sulfide mit Metall S Se Te 1 1 wo Clausthalit zusammen mit Alabandin Altait Crerarit Galenit Keilit Niningerit und Oldhamit eine eigenstandige aber unbenannte Gruppe bildet 6 Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA bis 2009 aktualisierte 7 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Clausthalit ebenfalls in die Abteilung der Metallsulfide M S 1 1 und ahnliche ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen Kationen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung mit Zinn Sn Blei Pb Quecksilber Hg usw zu finden ist wo es zusammen mit Alabandin Altait Galenit Keilit Niningerit und Oldhamit die Galenitgruppe mit der System Nr 2 CD 10 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Clausthalit in die Klasse der Sulfide und Sulfosalze und dort in die Abteilung der Sulfidminerale ein Hier ist er ebenfalls in der Galenit Gruppe isometrisch Fm3m mit der System Nr 02 08 01 innerhalb der Unterabteilung Sulfide einschliesslich Seleniden und Telluriden mit der Zusammensetzung AmBnXp mit m n p 1 1 zu finden Chemismus BearbeitenIn chemisch reiner Form besteht Clausthalit bei einem Molekulargewicht von 286 971 g mol zu 72 41 aus Blei und zu 27 59 aus Selen 8 Naturliche Clausthalite konnen allerdings als Fremdbeimengung zusatzlich Cobalt Eisen Kupfer Quecksilber und oder Silber enthalten 2 Clausthalit bildet mit Galenit eine Mischkristall Reihe die bei 300 C luckenlos ist 2 Aus diesem Grund sind in vielen Galenit Vorkommen einige Prozente Selen enthalten Kristallstruktur Bearbeiten nbsp Kristallstruktur von ClausthalitClausthalit kristallisiert im kubischen Kristallsystem in der Raumgruppe Fm3 m Raumgruppen Nr 225 Vorlage Raumgruppe 225 und ist isotyp zur Natriumchlorid Struktur Der Gitterparameter a betragt 6 121 A 3 Die Elementarzelle weist etwas langere Achsen als beim ebenfalls isotypen Galenit PbS 5 936 Angstrom auf Das ist auf den etwas grosseren Ionenradius der Selenid Ionen Se2 im Clausthalit verglichen mit den Sulfid Ionen S2 im Galenit zuruckzufuhren Da Schwefel und Selen sich oft gegenseitig in Kristallstrukturen ersetzen konnen kann der Gitterparameter eines Mischkristalls Pb S Se je nach Anteil des entsprechenden Elements zwischen den oben genannten Werten liegen Eigenschaften BearbeitenClausthalit lasst sich mit Schwefel und Salpetersaure losen Weiterhin entwickelt er beim Erhitzen vor dem Lotrohr einen starken rettichartigen bis fauligen Geruch der bei dieser Methode typisch fur Selen und Selenverbindungen ist Modifikationen und Varietaten Bearbeiten nbsp LerbachitDie Varietat Lerbachit Hg Pb Se typlokal nach dem Bergort Lerbach benannt besteht aus einem Gemenge von Clausthalit und Tiemannit Nur in Clausthalit ist das Mikromineral Roterbarit enthalten 9 10 Bildung und Fundorte BearbeitenClausthalit ist wahrscheinlich das haufigste naturliche Selenid 4 Das Mineral bildet sich hydrothermal in schwefelarmen Lagerstatten sowie in Quecksilber Lagerstatten Als Begleitminerale konnen neben anderen Seleniden wie beispielsweise Berzelianit Klockmannit Tiemannit und Umangit unter anderem noch gediegen Gold Stibiopalladinit und Uraninit auftreten 4 Als eher seltene Mineralbildung kann Clausthalit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein insgesamt ist er aber wenig verbreitet Bisher Stand 2017 sind rund 270 Fundorte 11 bekannt Neben seiner Typlokalitat Grube St Lorenz nahe Clausthal Zellerfeld trat das Mineral in Deutschland noch an anderen Stellen in Niedersachsen Baden Wurttemberg Schwarzwald Bayern Hessen Nordrhein Westfalen Sachsen Anhalt Harz und Sachsen Erzgebirge auf In Osterreich fand man das Mineral bisher nur in einem unbenannten Steinbruch beim Judenbauer Gemeinde Kirchschlag in der Buckligen Welt in Niederosterreich am Eselberg bei Altenberg an der Rax in der Steiermark und in einem Kalksteinbruch bei Loruns in Vorarlberg In der Schweiz konnte Clausthalit bisher vor allem in den Kantonen Aargau und Wallis entdeckt werden Weitere Fundorte liegen unter anderem in Argentinien Australien Belgien Bolivien Brasilien Bulgarien China Finnland Frankreich Griechenland Gronland Italien Japan Kanada der Demokratischen Republik Kongo Japan Marokko Mexiko Norwegen Polen Rumanien Russland Simbabwe der Slowakei Spanien Sudafrika Schweden Tansania der Turkei Tschechien Usbekistan im Vereinigten Konigreich UK und den Vereinigten Staaten von Amerika USA 12 Verwendung BearbeitenAus Clausthalit werden sowohl Blei als auch Selen gewonnen das gesamte Mineral kann also verarbeitet werden Clausthalit ist insbesondere bedeutend als Selenerz als Bleierz ist Galenit bedeutender Bei der Bleigewinnung wird das enthaltene Selenid abgetrennt und dient als Quelle fur elementares Selen und andere Selenverbindungen Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenF S Beudant Traite Elementaire de Mineralogie Claushalie plomb selenie 2 Auflage Chez Verdiere Libraire Editeur Paris 1832 S 531 534 Robert G Coleman The natural occurence of Galena Clausthalite solid solution series In American Mineralogist Band 44 Nr 1 2 1959 S 166 175 minsocam org PDF 649 kB abgerufen am 28 Dezember 2016 Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Verlag GmbH Eggolsheim 2002 ISBN 978 3 89555 076 8 S 35 Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 442 Erstausgabe 1891 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Clausthalite Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mineralienatlas Clausthalit wiki Mindat Clausthalite und Galenit Clausthalit Serie RRUFF Database of Raman spectroscopy Clausthalite American Mineralogist Crystal Structure Database ClausthaliteEinzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c Helmut Schrocke Karl Ludwig Weiner Mineralogie Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006823 0 S 208 a b Y Noda K Masumoto S Ohba Y Saito K Toriumi Y Iwata I Shibuya Temperature dependence of atomic thermal parameters of lead chalcogenides PbS PbSe and PbTe In Acta Crystallographica C43 1987 S 1443 1445 doi 10 1107 S0108270187091509 englisch a b c d Clausthalite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 59 kB abgerufen am 23 August 2019 Typlokalitat Grube St Lorenz beim Mineralienatlas und bei Mindat Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1703 kB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 25 April 2019 englisch David Barthelmy Clausthalite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 23 August 2019 englisch Christian Ernst Clausthaler entdecken neues Mineral im Harz In tu clausthal de Technische Universitat Clausthal 21 August 2019 abgerufen am 23 August 2019 Sensation im Harz Erstes neues Mineral seit 1908 entdeckt In harzkurier de Harz Kurier 22 August 2019 abgerufen am 23 August 2019 Localities for Clausthalite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 23 August 2019 englisch Fundortliste fur clausthalit beim Mineralienatlas und bei Mindat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Clausthalit amp oldid 230421493