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Tiemannit auch Selenquecksilber ist ein relativ selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze Es kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung HgSe und entwickelt uberwiegend kornige bis massige Aggregate aber auch gut ausgebildete idiomorphe maximal 5 mm grosse Kristalle von bleigrauer bis stahlgrauer oder braunlicher Farbe TiemannitMassives Tiemannit Aggregat von einer Fundstelle aus dem HarzAllgemeines und KlassifikationIMA Symbol Tmn 1 Andere Namen Selenquecksilber 2 Selenmercur 3 Chemische Formel HgSeMineralklasse und ggf Abteilung Sulfide und SulfosalzeSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana II C 01 II C 01 050 2 CB 05 02 08 02 04Kristallographische DatenKristallsystem kubischKristallklasse Symbol hexakistetraedrisch 4 3m 4 Raumgruppe F4 3m Nr 216 Vorlage Raumgruppe 216 2 Gitterparameter a 6 08 A 2 Formeleinheiten Z 4 2 Haufige Kristallflachen positives Tetraeder 111 negatives Tetraeder 11 1 Wurfel 111 sowie die Tristetraeder 115 und 113 Zwillingsbildung haufig mit 111 als ZwillingsachsePhysikalische EigenschaftenMohsharte 2 5Dichte g cm3 8 19 bis 8 47Spaltbarkeit keineBruch Tenazitat uneben bis muschelig sehr sprode 5 Farbe bleigrau bis stahlgrau braunlichStrichfarbe schwarzTransparenz undurchsichtig opak Glanz MetallglanzRadioaktivitat nicht radioaktiv 4 Magnetismus diamagnetisch 4 KristalloptikDoppelbrechung isotropWeitere EigenschaftenChemisches Verhalten loslich nur in Konigswasser Zersetzung durch Chlorgas 6 Besondere Merkmale guter elektrischer Leiter 6 Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 4 1 Morphologie 4 2 Physikalische und chemische Eigenschaften 5 Modifikationen und Varietaten 6 Bildung und Fundorte 7 Verwendung 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenAls Entdecker des Tiemannits gilt W Tiemann Hutteneleve auf der Zorge der ihn im Jahre 1828 auf einer alten verlassenen Grube bei Zorge Harz im heutigen Niedersachsen gefunden irrtumlich aber fur gediegen Selen gehalten hatte Kurz darauf identifizierte der Braunschweiger Mineralogie Professor Marx das Mineral als Verbindung von Selen und Quecksilber 7 Erst im Jahre 1855 fuhrte der Geologe und Kristallograph Carl Friedrich Naumann zu Ehren von W Tiemann den Namen Tiemannit ein 3 6 Klassifikation BearbeitenIn der mittlerweile veralteten aber noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Tiemannit zur Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze und dort zur Abteilung der Sulfide mit dem Stoffmengenverhaltnis Metall Schwefel Selen Tellur 1 1 wo er zusammen mit Coloradoit Hawleyit Rudashevskyit Metacinnabarit Polhemusit Sphalerit und Stilleit die eigenstandige Sphaleritgruppe bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Tiemannit ebenfalls in die Klasse der Sulfide und Sulfosalze und dort in die Abteilung der Metallsulfide M S 1 1 und ahnliche ein Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung mit Zink Zn Eisen Fe Kupfer Cu Silber Ag usw zu finden ist wo es zusammen mit Coloradoit Hawleyit Metacinnabarit Polhemusit Rudashevskyit Sakuraiit Sphalerit und Stilleit die nach wie vor existierende Sphaleritgruppe mit der System Nr 2 CB 05 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Tiemannit in die Klasse der Sulfide und Sulfosalze und dort in die Abteilung der Sulfidminerale ein Hier ist er zusammen mit Coloradoit Hawleyit Metacinnabarit Rudashevskyit Sphalerit und Stilleit in der Sphaleritgruppe Isometrisch F4 3m mit der System Nr 02 08 02 innerhalb der Unterabteilung Sulfide einschliesslich Seleniden und Telluriden mit der Zusammensetzung AmBnXp mit m n p 1 1 zu finden Kristallstruktur BearbeitenTiemannit kristallisiert im kubischen Kristallsystem in der Raumgruppe F4 3m Raumgruppen Nr 216 Vorlage Raumgruppe 216 mit dem Gitterparameter a 6 08 A synthetisch 6 085 A sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle 2 Eigenschaften BearbeitenMorphologie Bearbeiten Diese Kristalle stellen Kombinationen aus dem positiven Tetraeder 111 typischerweise matte Kristallflachen und dem negativen Tetraeder 11 1 typischerweise glanzende Kristallflachen dar die eine charakteristische Streifung parallel 11 0 aufweisen konnen 5 Physikalische und chemische Eigenschaften Bearbeiten Im reflektierten Licht Anschliff ist Tiemannit lichtgrau mit zart braunlichem Stich und zeigt ein massig hohes Reflexionsverhalten in Luft In Ol ist das Reflexionsverhalten stark herabgesetzt die Farbe andert sich deutlich nach braun Innenreflexe fehlen 8 Das Mineral ist diamagnetisch 4 und ein guter elektrischer Leiter 6 Tiemannit ist nicht radioaktiv 4 wird aber haufig von radioaktiven Mineralen wie z B Uraninit Pechblende begleitet Tiemannit ist in Sauren unloslich und lost sich nur in Konigswasser 6 Modifikationen und Varietaten Bearbeiten nbsp LerbachitDie Varietat Lerbachit auch Selenquecksilberbleiglanz typlokal nach dem Osteroder Ortsteil Lerbach im Harz benannt besteht aus einem Gemenge von Clausthalit und Tiemannit Die Varietat Zorgit typlokal nach Zorge im Harz benannt besteht aus einem Gemenge von Clausthalit Umangit und etwas Tiemannit Dieses Gemenge wurde auch Raphanosmit Glasbachit Selenbleispat oder Selenkupferbleiglanz genannt Culebrit benannt nach Culebras in Mexiko bezeichnet wiederum ein Gemenge aus Tiemannit und Sphalerit 9 Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Tiemannit in kleinen schwarzen modifizierten Tetraedern von Marysvale in Utah USA der klassischen Lokalitat fur Tiemannit Kristalle Grosse 5 cm 5 cm 3 9 cm Tiemannit bildet sich hydrothermal und findet sich vor allem auf hydrothermalen Selenerzgangen Begleitminerale sind andere Selenide wie Clausthalit Eukairit Naumannit Klockmannit und Umangit Sulfide wie Metacinnabarit Galenit und Sphalerit sowie Baryt Calcit und Uraninit Die weltweit besten maximal 3 mm grossen von Quarz Baryt und Manganoxiden begleiteten Kristalle lieferte ein gangformiges Vorkommen in Kalksteinen im Marysvale District Piute Co Utah USA Derbe Erze aus diesem Vorkommen erreichten dort stellenweise Machtigkeiten von uber einem Meter Reiche Stufen kamen von der Doctor Mine Mun Cadereyta Queretaro Mexiko und aus der Silberlagerstatte Virgen de Surumi Pacajake Mine bei Colquechaca Potosi Department Bolivien Als Typlokalitat gilt die Grube St Lorenz Burgstatter Gangzug Clausthal Zellerfeld Harz Weitere Fundorte in Deutschland sind die Grube Weintraube bei Lerbach und die Grube Brummerjahn bei Zorge beide Niedersachsen der Eskaborner Stollen bei Tilkerode und der Grauwackesteinbruch Rieder beide Sachsen Anhalt Moschellandsberg bei Alsenz Obermoschel Rheinland Pfalz und der Schacht 366 bei Alberoda Sachsen In Osterreich kennt man Tiemannit ausschliesslich aus einem kleinen Steinbruch beim Judenbauer nordwestlich Kirchschlag in der Buckligen Welt Aus der Schweiz ist mit Nendaz im Val de Nendaz Kanton Wallis ebenfalls nur ein Fundort bekannt Weiterhin von Hope s Nose Torquay Devon England aus Selenmineralisationen in Uraninit Calcit Gangen von Predborice Kovarov und Cerny Dul Bohmen und Petrovice bei Zdar u Blanska Mahren alle in Tschechien sowie aus der Goldlagerstatte Qiongmo Prov Shaanxi China Weitere Fundpunkte befinden sich z B in Argentinien Australien Belgien Kanada Polen Russland Spanien dem Vereinigten Konigreich Schottland und mehreren Bundesstaaten in den USA 10 Verwendung BearbeitenTiemannit besteht zwar zu etwa 72 aus Quecksilber und zu etwa 28 aus Selen 4 ist jedoch aufgrund seiner Seltenheit als Rohstoff fur diese Elemente technisch unbedeutend 11 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenTiemannite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 PDF 57 8 kB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tiemannit Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mineralienatlas Tiemannit Wiki RRUFF Database of Raman spectroscopy TiemanniteEinzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 77 843 a b Carl Friedrich Naumann Elemente der Mineralogie 4 Auflage Verlag W Engelmann Leipzig 1855 S 425 PDF 367 6 kB a b c d e f Webmineral Tiemannite a b Samuel Lewis Penfield Crystallized Tiemannite and Metacinnabarite In American Journal Science 1885 XXIX S 449 454 a b c d e Carl Hintze Handbuch der Mineralogie Erster Band Erste Abtheilung 1 Auflage Verlag Veit amp Co Leipzig 1904 S 708 N N Marx Ueber einige merkwurdige Fossilien im Braunschweigischen In Schweiggers Journal fur Chemie und Physik Band 54 Verlag Hermann Eduard Anton Halle 1828 S 223 225 online verfugbar im Journal fur Chemie und Physik S 463 ff in der Google Buchsuche Paul Ramdohr Die Erzmineralien und ihre Verwachsungen 4 Auflage Akademie Verlag Berlin 1975 S 562 563 J G Haditsch H Maus Alte Mineralnamen im deutschen Schrifttum Sonderband 3 des Archives fur Lagerstattenforschung in den Ostalpen Hrsg O M Friedrich Verlag Institut fur Mineralogie und Gesteinskunde der Montanistischen Universitat Leoben 1974 311 S Fundortliste fur Tiemannit beim Mineralienatlas und bei Mindat Quecksilber Vorkommen Wiki Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tiemannit amp oldid 239327903