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Freibergit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Ag6 Cu4Fe2 Sb4S13 x 3 und damit chemisch gesehen ein Silber Kupfer Eisen Sulfoantimonid FreibergitFreibergit Stufe aus der Grube Animas Atocha Quechisla Provinz Sur Chichas Potosi Bolivien Grosse 4 8 4 8 4 1 cm Allgemeines und KlassifikationIMA Symbol Fb 1 Andere Namen Silberfahlerz 2 Weissgiltigerz 2 Chemische Formel Ag6 Cu4Fe2 Sb4S13 x 3 Ag Cu 10 Fe Zn 2 S Sb As S3 4 4 Mineralklasse und ggf Abteilung Sulfide und SulfosalzeSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana II B 05 II C 11 050 5 2 GB 05 03 03 06 03Kristallographische DatenKristallsystem kubischKristallklasse Symbol hexakistetraedrisch 4 3mRaumgruppe I4 3m Nr 217 Vorlage Raumgruppe 217 4 Gitterparameter a 10 61 A 4 Formeleinheiten Z 2 4 Physikalische EigenschaftenMohsharte 3 5 bis 4 6 Dichte g cm3 5 41Spaltbarkeit keineBruch Tenazitat uneben bis muscheligFarbe stahlgrau bis schwarzStrichfarbe rotlichschwarzTransparenz undurchsichtigGlanz MetallglanzDa bei naturlich entstandenem Freibergit meist ein geringer Anteil des Silbers durch Kupfer bzw ein Teil des Eisens durch Zink sowie ein Teil des Antimons durch Arsen diadoch ersetzt substituiert ist und um die Bindungsstruktur der chemischen Bestandteile zu verdeutlichen wird die chemische Zusammensetzung des Minerals auch als Mischformel in Form der Kristallchemische Strukturformel Ag Cu 10 Fe Zn 2 S Sb As S3 4 4 angegeben Die in den runden Klammern angegebenen Elemente konnen sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten stehen jedoch immer im selben Mengenverhaltnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals Freibergit kristallisiert im kubischen Kristallsystem ist in jeder Form undurchsichtig opak und findet sich meist in Form massiger Mineral Aggregate und Einschlusse in anderen Mineralen entwickelt aber auch idiomorphe tetraedrische Kristalle bis etwa 3 5 Zentimeter Grosse und metallischem Glanz Seine Farbe ist stahlgrau bis schwarz und seine Strichfarbe rotlichschwarz Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Bildung und Fundorte 5 Verwendung 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte Bearbeiten nbsp Freibergit aus der Schachtanlage Reiche Zeche Himmelfahrt Fundgrube Sachsen DeutschlandSilberhaltiges Fahlerz oder Weissgultigerz auch Weissgultigerz bzw Weissgiltigerz zu denen auch der Freibergit zahlt ist im Bergwerkswesen bereits fruh bekannt und schriftlich mindestens seit 1562 durch Johannes Mathesius Sarepta oder Bergpostille uberliefert Dass das silberhaltige Fahlerz aus verschiedenen Mineralen besteht wurde erst 1795 von Martin Heinrich Klaproth und 1829 von Heinrich Rose durch chemische Analysen aufgedeckt die an verschiedenen Mineralproben aus dem Freiberger Revier durchgefuhrt wurden Klaproth fuhrte 1795 seine chemische Analyse auf quantitativer Basis an Mineralproben aus der Himmelsfurst Fundgrube bei Brand Erbisdorf durch Aufgrund der Ergebnisse nach denen die Proben zwei stark unterschiedliche Silbergehalte mit durchschnittlich 22 00 bzw 9 41 aufwiesen fuhrte er die Unterscheidung zwischen lichtem silberreich und dunklem silberarm Weissgultigerz ein Da in seinen Proben jedoch einerseits Kupfer fehlte und andererseits ein auffallig hoher Bleianteil von 40 bis 50 enthalten war kann man davon ausgehen dass Klaproth Gemenge statt reiner Minerale untersucht hat Rose analysierte 1829 dagegen gut ausgebildete und sehr silberreiche Fahlerz Kristalle die drei Jahre zuvor in der Hab Acht Fundgrube spater Beschert Gluck bei Freiberg gefunden worden waren Neben dem erwartungsgemass hohen Silbergehalt von 31 29 fand er in seinen Proben diesmal auch den fur Freibergit bedeutsamen Kupfergehalt von 14 81 Weitere Proben aus der Neue Hoffnung Gottes Fundgrube bei Braunsdorf Oberschona dem Erzengel Michael Erbstollen bei Mohorn und aus Alt Woischitz in Bohmen wiesen einen Silbergehalt zwischen 29 43 und 32 69 auf 7 Auf der Grundlage der Analysen von Rose beschrieb schliesslich Karl Gustav Adalbert von Weissenbach 1831 das Mineral Freibergit unter den Bezeichnungen Weissgiltigerz bzw Wahres Freyberger Weissgiltigerz als eigenstandiges Mineral 8 Seinen bis heute gultigen Namen erhielt Freibergit allerdings erst 1853 von Gustav Adolf Kenngott der das Mineral nach dessen Typlokalitat benannte Zwischenzeitlich wahlte Ernst Friedrich Glocker 1847 fur das Lichte Weissgultigerz den Gattungsnamen Polytelit von griechisch politelos fur kostspielig in Anlehnung an dessen hohen Silbergehalt und speziell fur die lichten Weissgultigerze aus Freiberg die Artenbezeichnung Polytelites Fribergensis bzw Freibergischer Polytelit Glockers Bezeichnungen setzten sich allerdings nicht durch 7 Klassifikation BearbeitenIn der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Freibergit zur Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze und dort zur Abteilung der Sulfide mit dem Stoffmengenverhaltnis M etall S chwefel 1 1 wo er zusammen mit Tennantit und Tetraedrit sowie im Anhang mit Nowackiit und Sinnerit die Tennantit Reihe mit der System Nr II B 05 bildete Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr II C 11 050 In der Lapis Systematik entspricht dies der Abteilung Sulfide mit dem Stoffmengenverhaltnis Metall S Se Te 1 1 wo Freibergit zusammen mit Argentotennantit Zn Argentotetraedrit Chameanit Giraudit Zn Goldfieldit Hakit Hg Mgriit Tennantit und Tetraedrit sowie dem inzwischen diskreditierten Annivit die Tetraedritgruppe mit der System Nr II C 11 bildet 5 Die von der International Mineralogical Association IMA zuletzt 2009 aktualisierte 9 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Freibergit ebenfalls in die Klasse der Sulfide und Sulfosalze dort allerdings in die Abteilung der Sulfoarsenide Sulfoantimonide Sulfobismuthide Diese ist zudem weiter unterteilt nach der Verknupfungsart der Verbindungsbestandteile so dass das Mineral entsprechend in der Unterabteilung der Insel Sulfarsenide Neso Sulfarsenide usw mit zusatzlichem Schwefel S zu finden ist wo es zusammen mit Argentotennantit Argentotetraedrit Galkhait Giraudit Goldfieldit Hakit Tennantit und Tetraedrit die Tennantitgruppe mit der System Nr 2 GB 05 bildet Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Freibergit in die Klasse der Sulfide und Sulfosalze und dort in die Abteilung der Sulfosalze ein Hier ist er zusammen mit Tetraedrit Tennantit Hakit Giraudit Goldfieldit und Argentotennantit in der Tetraedritgruppe mit der System Nr 03 03 06 innerhalb der Unterabteilung der Sulfosalze mit dem Verhaltnis 3 lt z y lt 4 und der Zusammensetzung A i A2 j ByCz A Metalle B Halbmetalle C Nichtmetalle zu finden Kristallstruktur BearbeitenFreibergit kristallisiert kubisch in der Raumgruppe I4 3m Raumgruppen Nr 217 Vorlage Raumgruppe 217 mit dem Gitterparameter a 10 61 A sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle 4 Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Freibergit auf Pyrit aus der Eagle Mine Gilman Eagle County Colorado Grosse 2 0 1 6 1 3 cm nbsp Tetraedrischer kupferfarbig angelaufener Freibergit auf Quarz aus Yaogangxian Mine Yizhang Hunan China Grosse 3 5 3 0 2 4 cm Freibergit bildet sich wie alle Fahlerze vorwiegend in hydrothermalen Lagerstatten Daneben kann er aber auch untergeordnet in pegmatitisch pneumatolytischen Lagerstatten und Sedimentgesteinen entstehen Als Begleitminerale konnen neben Tennantit und Tetraedrit noch viele unterschiedliche Sulfide und Sulfosalze auftreten wie unter anderem Arsenopyrit Bournonit Chalkopyrit Galenit Pyrit und Sphalerit Als eher seltene Mineralbildung kann Freibergit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein insgesamt ist er aber wenig verbreitet Insgesamt gelten bisher Stand 2013 etwas mehr als 600 Fundorte als bekannt 10 Neben seiner Typlokalitat Freiberg bzw allgemein im Freiberger Bergrevier reichhaltige massige Vorkommen kennt man vor allem aus der Himmelsfurst Fundgrube 11 im sachsischen Erzgebirge trat das Mineral in Deutschland unter anderem noch am Hornbuhl bei Waldkirch bei Haslach im Kinzigtal und Belchen in Baden Wurttemberg in der Grube Silberne Rose bei Goldkronach Brandholz und der Furstenzeche bei Lam in Bayern der Grube Rammelsberg bei Goslar in Niedersachsen am Moschellandsberg und im Fischbacher Werk in Rheinland Pfalz sowie bei Neudorf und Strassberg Harzgerode in Sachsen Anhalt auf In Osterreich konnte Freibergit vor allem in den Hohen Tauern von Karnten bis Salzburg gefunden so unter anderem in der Goldberg Hafner und Kreuzeckgruppe aber auch bei Rotgulden in der Region Lungau Salzburg Kaltenegg Gemeinde Rettenegg und Arzberb Weiz in der Steiermark und bei Schwaz in Tirol gefunden werden Der bisher einzige bekannte Fundort in der Schweiz ist das Val Minor im Kanton Graubunden Weitere Fundorte liegen unter anderem in Agypten Argentinien Aserbaidschan Australien Bolivien Brasilien Bulgarien Chile China Ecuador Finnland Frankreich Georgien Ghana Griechenland Gronland Indien Irland Italien Japan Kanada Kasachstan Kolumbien im Kosovo in Marokko Mazedonien Mexiko der Mongolei Norwegen Papua Neuguinea Peru Polen Portugal Rumanien Russland Schweden Serbien der Slowakei Slowenien Spanien Sudkorea Tadschikistan Tschechien Tunesien Turkei der Ukraine Ungarn im Vereinigten Konigreich UK und den Vereinigten Staaten von Amerika USA 12 Verwendung BearbeitenFreibergit war bei lokaler Anhaufung neben anderen Fahlerzen ein bedeutendes Erz zur Gewinnung von Kupfer und Silber Letzteres wird inzwischen vorrangig aus silberhaltigem Galenit gewonnen 13 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenM H Klaproth Untersuchung der Silbererze 5 Abschnitt Weissgultigerz In Beitrage zur chemischen Kenntniss der Mineralkorper Band 1 1795 S 166 177 H Rose Ueber die in der Natur vorkommenden nicht oxydirten Verbindungen des Antimons und des Arseniks In Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie 91 bzw 15 1829 S 573 591 A Kenngott Das Mohs sche Mineralsystem dem gegenwartigen Standpuncte der Wissenschaft gemass bearbeitet Carl Gerold amp Sohn Wien 1853 S 117 rruff info PDF 783 kB abgerufen am 3 November 2022 Freibergite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 50 kB abgerufen am 3 November 2022 Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 435 Erstausgabe 1891 Helmut Schrocke Karl Ludwig Weiner Mineralogie Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006823 0 S 174 175 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Freibergite Sammlung von Bildern Freibergit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 3 November 2022 Thomas Witzke Die Entdeckung von Freibergit In strahlen org tw Abgerufen am 3 November 2022 David Barthelmy Freibergite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 3 November 2022 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Freibergite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 3 November 2022 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 351 kB abgerufen am 22 Marz 2023 a b A Kenngott Das Mohs sche Mineralsystem dem gegenwartigen Standpuncte der Wissenschaft gemass bearbeitet Carl Gerold amp Sohn Wien 1853 S 117 rruff info PDF 783 kB abgerufen am 3 November 2022 a b Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated September 2022 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero September 2022 abgerufen am 3 November 2022 englisch a b c d e Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 122 englisch a b Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 Freibergite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 3 November 2022 englisch a b Thomas Witzke Die Entdeckung von Freibergit In strahlen org tw Abgerufen am 3 November 2022 C G A Weissenbach Uber die Gehalte der beim sachsischen Bergbau vorkommenden Silbererze In Kalender fur den Sachsischen Berg und Huttenmann 1831 S 233 248 opacplus bsb muenchen de abgerufen am 3 November 2022 Weissgiltigerz Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 9 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 3 November 2022 englisch Localities for Freibergite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 3 November 2022 englisch Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Natur Edition Dorfler im Nebel Verlag Eggolsheim 2002 ISBN 978 3 89555 076 8 S 30 Fundortliste fur Freibergit beim Mineralienatlas deutsch und bei Mindat englisch abgerufen am 3 November 2022 Helmut Schrocke Karl Ludwig Weiner Mineralogie Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006823 0 S 175 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Freibergit amp oldid 239307610