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Markasit ist ein haufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze Er kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung FeS2 ist also chemisch gesehen ein Eisen II disulfid MarkasitMessinggelb glanzende Markasitstufe Kammkies aus dem Steinbruch Rensselaer Pleasant Ridge Jasper County Indiana USA Grosse 3 8 cm 3 3 cm 2 0 cm Allgemeines und KlassifikationIMA Symbol Mrc 1 Andere Namen Speerkies Kammkies Strahlkies Leberkies WasserkiesChemische Formel FeS2Mineralklasse und ggf Abteilung Sulfide und SulfosalzeSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana II C 07 II D 20 010 2 EB 10a 02 12 02 01Ahnliche Minerale PyritKristallographische DatenKristallsystem orthorhombischKristallklasse Symbol orthorhombisch dipyramidal 2 m2 m2 mRaumgruppe Pnnm Nr 58 Vorlage Raumgruppe 58 2 Gitterparameter a 4 44 A b 5 42 A c 3 39 A 2 Formeleinheiten Z 2 2 Haufige Kristallflachen 001 Zwillingsbildung oft verzwillingt nach 110 Physikalische EigenschaftenMohsharte 6 bis 6 5 VHN200 915 1099 3 Dichte g cm3 gemessen 4 887 berechnet 4 875 3 Spaltbarkeit unvollkommen nach 110 Bruch Tenazitat uneben sprodeFarbe bronzefarben uber messinggelb bis zinnweiss gelegentlich Grunstich und bunte AnlauffarbenStrichfarbe grunlichgrau bis schwarzlichgrauTransparenz undurchsichtigGlanz MetallglanzMagnetismus nach Erhitzen magnetischWeitere EigenschaftenBesondere Merkmale Funkenbildung Schwefeldioxidgeruch beim ZerfallMarkasit ist in jeder Form undurchsichtig und entwickelt meist tafelige pyramidale oder prismatische Kristalle tritt aber auch in Form rosettenformiger traubiger oder massiger Aggregate und radialstrahliger Konkretionen vor allem in Braunkohlen auf Die Farbe von Markasit schwankt von einem eher dunklen Bronzeton uber Messinggelb bis Zinnweiss mit gelegentlichem Grunstich Seine Strichfarbe ist grunlichgrau bis schwarzlichgrau Die Oberflachen frischer Proben weisen einen metallischen Glanz auf Viele Markasite werden allerdings nach einiger Zeit an der Luft durch Verwitterung stumpf und konnen dabei auch buntfarbig anlaufen Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 4 1 Morphologie 4 2 Chemische und physikalische Eigenschaften 5 Modifikationen und Varietaten 6 Bildung und Fundorte 7 Verwendung 7 1 Als Rohstoff 7 2 Als Schmuckstein 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenMarkasit erhielt seine bis heute gultige deutsche Bezeichnung 1845 durch Wilhelm Ritter von Haidinger zugeordnet Das zugrundeliegende lateinische marchasita stammt vom arabischen bzw maurischen مرقشيثا marqasiṯa Feuerstein welches bis in die Neuzeit metallisch glanzende bronzefarbene Erzmineralien wie z B Pyrit bzw Markasit aber auch Bleiglanz marchasita plumbea genannt auch antimonium oder Grauspiessglanz ebenfalls antimonium und spater Antimonglanz genannt 4 bezeichnete Der Name bezieht sich auf die Fahigkeit Funken abzugeben wenn es auf Flint Feuerstein oder Eisen bzw Stahl geschlagen wird Markasit ist unter vielen Namen mehr oder weniger bekannt Bevor man erkannte dass Markasit und Pyrit zwei verschiedene Minerale gleicher Stochiometrie sind wurden beide in der Literatur oft als Schwefelkies parallel auch als Markasit 5 bzw Marchasita gedacht als kristallisierter Schwefelkies 6 bezeichnet 7 Mitte des 19 Jahrhunderts wurde erkannt dass der Schwefelkies tatsachlich aus zwei verschiedenen wenn auch sehr ahnlichen Mineralen bestand Seitdem werden Pyrit und Markasit als eigenstandige Minerale gefuhrt Aufgrund seiner Kristallformen bekam der Markasit zudem verschiedene beschreibende Synonyme wie Binarkies bzw Binarit Blatterkies Graueisenkies Kammkies Speerkies und Strahlkies Als Leberkies nach Werner wurden massige traubige bis nierenformige Aggregate bezeichnet Die ebenfalls veraltete Bezeichnung Wasserkies wurde von Henkel 1678 1744 als weisser Kies gedeutet jedoch spater von Hausmann 1782 1859 wieder als Synonym fur den Markasit aufgenommen 8 nbsp Blatterkies aus Roșia Montană Rumanien Gesamtgrosse der Probe 4 8 cm 3 3 cm 2 3 cm nbsp Knolliger Markasit Leberkies auf Baryt aus der Stari Trg Mine Trepca Komplex Kosovska Mitrovica Kosovo Grosse 9 3 cm 7 4 cm 2 8 cm Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Markasit zur Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze und dort zur Abteilung der Sulfide mit dem Stoffmengenverhaltnis M etall S chwefel lt 1 1 wo er als Namensgeber die Markasit Reihe mit der System Nr II C 07 und den weiteren Mitgliedern Ferroselit Frohbergit dem 2009 diskreditierten Hastit und Kullerudit bildete Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr II D 20 10 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Abteilung Sulfide mit dem Stoffmengenverhaltnis Metall S Se Te lt 1 1 wo Markasit zusammen mit Anduoit Ferroselit Frohbergit Iridarsenit Kullerudit Mattagamit Omeiit und Petricekit die Markasit Gruppe II D 20 bildet 9 Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA zuletzt 2009 aktualisierte 10 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Markasit dagegen in die Abteilung der Metallsulfide mit M S 1 2 ein Diese ist zudem weiter unterteilt nach dem genauen Stoffmengenverhaltnis und den in der Verbindung vorherrschenden Metallen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung M S 1 2 mit Fe Co Ni PGE usw zu finden ist wo es ebenfalls die nach ihm benannte Markasitgruppe mit der System Nr 2 EB 10a und den weiteren Mitgliedern Ferroselit Frohbergit Kullerudit und Mattagamit bildet Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Markasit in die Klasse der Sulfide und Sulfosalze und dort in die Abteilung der Sulfidminerale ein Hier ist er ebenfalls Namensgeber der Markasitgruppe Orthorhombisch Pnnm mit der System Nr 02 12 02 und den weiteren Mitgliedern Ferroselit Frohbergit Mattagamit Kullerudit Omeiit Anduoit Lollingit Seinajokit Safflorit Rammelsbergit und Nisbit innerhalb der Unterabteilung Sulfide einschliesslich Seleniden und Telluriden mit der Zusammensetzung AmBnXp mit m n p 1 2 zu finden Kristallstruktur BearbeitenMarkasit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pnnm Raumgruppen Nr 58 Vorlage Raumgruppe 58 mit den Gitterparametern a 4 44 A b 5 42 A und c 3 39 A sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle 2 Eigenschaften Bearbeiten nbsp Markasitstufe aus Cap Blanc Nez Escalles Pas de Calais Nord Pas de Calais Frankreich Grosse 3 4 cm 3 2 cm 2 7 cm Morphologie Bearbeiten Idiomorphe Kristalle Kristalle mit vollstandiger Ausbildung der Eigengestalt sind meist tafelig bis flachprismatisch oft beilformig Haufig sind die Kristalle verzwillingt oft speerspitzige Viellinge in Wiederholung als Speerkies bzw Kammkies bezeichnet Auch Pseudomorphosen von Markasit nach Pyrrhotin sind bekannt Chemische und physikalische Eigenschaften Bearbeiten Markasit ist weniger stabil als das chemisch gleiche Pyrit und zerfallt in einem Zeitraum von mehreren Jahren Dabei wird Schwefelsaure gebildet und ein typischer Schwefeldioxidgeruch freigesetzt Beim Erhitzen auf uber 400 C wandelt sich Markasit monotrop in Pyrit um 11 Modifikationen und Varietaten BearbeitenMarkasit ist polymorph zu Pyrit hat also bei gleicher Zusammensetzung ein anderes Kristallsystem Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Bunt angelaufene irisierende Markasit Kristalle auf irisierendem Galenit aus der Nikolaevskiy Mine Dalnegorsk Russland Grosse 6 1 cm 4 3 cm nbsp Zinnweisser Markasit auf Kalkstein aus Blanc Nez Frankreich nbsp Pfirsichfarbener Calcit mit Markasit auf den Spitzen und weissem Quarz aus der San Antonio Mine Chihuahua MexikoMarkasit bildet sich bei niederen Temperaturen im Gegensatz zu Pyrit und ist deshalb meist nahe der Erdoberflache in Braunkohlen Tonen Mergeln Kreide in und an tierischen und pflanzlichen Fossilien aber auch in bei tiefen Temperaturen hydrothermal entstandenen Verdrangungslagerstatten zu finden An der Erdoberflache oxidierenden Bedingungen ausgesetzt verwittert Markasit schneller als Pyrit uber mehrere Zwischenstufen zu Eisenoxidhydrat Limonit oder Brauneisenerz FeO OH wobei der Schwefel zu Schwefelsaure oxidiert wird Begleitet wird Markasit von Calcit Dolomit Fluorit Galenit Pyrit Pyrrhotin Quarz und Sphalerit Als haufige Mineralbildung ist Markasit an vielen Orten anzutreffen wobei weltweit bisher fast 6000 Fundstatten dokumentiert sind Stand 2021 12 In Deutschland trat das Mineral vor allem im Schwarzwald Heidelberg Kaiserstuhl Kraichberg und Odenwald in Baden Wurttemberg in mehreren Regionen Frankens Niederbayerns und der Oberpfalz in Bayern in Rudersdorf bei Berlin in Brandenburg in vielen Regionen von Hessen Niedersachsen Nordrhein Westfalen und Sachsen bei Friedland Bad Doberan und Stralsund in Mecklenburg Vorpommern in der Eifel am Hunsruck im Siegerland und anderen Regionen in Rheinland Pfalz sowie in einigen Regionen des Saarlandes Sachsen Anhalts Schleswig Holsteins und Thuringens auf In Osterreich konnte das Mineral bei Stadtschlaining im Burgenland bei Eichbuchl in Niederosterreich im Lainzer Tunnel in Wien in mehreren Regionen von Tirol und Oberosterreich sowie in vielen Regionen von Karnten Salzburg und der Steiermark nachgewiesen werden In der Schweiz fand sich Markasit an einzelnen Fundpunkten mehrerer Kantone so unter anderem in Graubunden Solothurn Tessin und Wallis Auch in Gesteinsproben vom Mittelatlantischen Rucken Zentralindischen Rucken und Ostpazifischen Rucken wurde Markasit gefunden 13 Verwendung BearbeitenAls Rohstoff Bearbeiten Bereits in der Steinzeit wurde Markasit ebenso wie Pyrit dazu benutzt Feuer zu entzunden Allerdings ist Markasit durch seine massige Struktur besser dazu geeignet Fur die chemische Industrie wird Markasit vor allem wenn er in einigen niedertemperiert hydrothermalen Lagerstatten in grosseren Mengen vorkommt zur Gewinnung von Schwefelsaure abgebaut Als Schmuckstein Bearbeiten Zu Schmucksteinen wird Markasit nur von Mineralsammlern geschliffen da das Mineral im Gegensatz zu Pyrit weniger stabil ist und langsam zerfallt die Bildung von Schwefliger Saure macht es zudem gefahrlich beim direkten Hautkontakt Der ebenfalls im Schmuckhandel erhaltliche Pyrit wird oft falschlicherweise als Markasit bezeichnet Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenFriedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 461 463 Erstausgabe 1891 Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Natur Edition Dorfler im Nebel Verlag Eggolsheim 2002 ISBN 978 3 89555 076 8 S 46 Walter Schumann Edelsteine und Schmucksteine Alle Arten und Varietaten 1900 Einzelstucke 16 uberarbeitete Auflage BLV Verlag Munchen 2014 ISBN 978 3 8354 1171 5 S 178 238 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Markasit Sammlung von Bildern Markasit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 17 September 2021 Marcasite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 17 September 2021 englisch David Barthelmy Marcasite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 17 September 2021 englisch Edelstein Knigge Markasit Marcasite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 17 September 2021 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Marcasite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 17 September 2021 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 106 a b Marcasite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 handbookofmineralogy org PDF 63 kB abgerufen am 17 September 2021 Udo Benzenhofer Johannes de Rupescissa Liber de consideratione quintae essentiae omnium rerum deutsch Studien zur Alchemia medica des 15 bis 17 Jahrhunderts mit kritischer Edition des Textes Heidelberger Studien zur Naturkunde der fruhen Neuzeit Nr 1 Steiner Stuttgart 1989 ISBN 978 3 515 05388 4 S 187 Vgl auch Lexikon des Mittelalters Band 1 Sp 334 Otto Zekert Osterreichischer Apothekerverein International Society for the History of Pharmacy Hrsg Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570 Deutscher Apotheker Verlag Hans Hosel Berlin 1938 S 146 152 Latein eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche S 146 Marchasita S 152 Pyrites Schwefelkies sowie Marcasites bzw Marchasites kristallisierter Schwefelkies GeoMontanus Die Mineralien von Rescheid Memento vom 26 September 2007 im Internet Archive Hans Luschen Die Namen der Steine Das Mineralreich im Spiegel der Sprache 2 Auflage Ott Verlag Thun 1979 ISBN 3 7225 6265 1 S 272 Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 82 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 17 September 2021 englisch Hans Jurgen Rosler Lehrbuch der Mineralogie 4 durchgesehene und erweiterte Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie VEB Leipzig 1987 ISBN 3 342 00288 3 S 326 327 Localities for Marcasite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 17 September 2021 englisch Fundortliste fur Markasit beim Mineralienatlas deutsch und bei Mindat englisch abgerufen am 17 September 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Markasit amp oldid 237841480