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Pyrargyrit veraltet auch als Dunkles Rotgultig erz Antimonsilberblende Rubinblende oder Aerosit bekannt ist ein haufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze Er kristallisiert im trigonalen Kristallsystem mit der chemisch Zusammensetzung Ag3 SbS3 2 und gehort strukturell zu den Sulfosalzen mit Silber und Antimon PyrargyritPyrargyrit Kristalle aus der Grube Samson St Andreasberg Harz Niedersachsen DeutschlandGesamtgrosse der Stufe 3 3 3 2 6 cmAllgemeines und KlassifikationIMA Symbol Pyg 1 Andere Namen Aerosit Antimonsilberblende Dunkles Rotgultig bzw Dunkles RotgultigerzChemische Formel Ag3 SbS3 2 Mineralklasse und ggf Abteilung Sulfide Insel Neso Sulfarsenide usw ohne zusatzlichen SchwefelSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana II D 01a II E 07 020 2 GA 05 03 04 01 02Kristallographische DatenKristallsystem trigonalKristallklasse Symbol ditrigonal pyramidal 3mRaumgruppe R3c Nr 161 Vorlage Raumgruppe 161 2 Gitterparameter a 11 04 A c 8 72 A 2 Formeleinheiten Z 6 2 Haufige Kristallflachen 101 0 112 0 101 1 101 2 3 Zwillingsbildung nach 101 4 3 Physikalische EigenschaftenMohsharte 2 5Dichte g cm3 5 85Spaltbarkeit deutlich nach 101 1 sehr undeutlich nach 011 2 Bruch Tenazitat muschelig unebenFarbe dunkelrot bis grauschwarzStrichfarbe kirschrotTransparenz durchscheinend bis undurchsichtigGlanz DiamantglanzKristalloptikBrechungsindizes nw 3 084ne 2 881 4 Doppelbrechung d 0 203 4 Optischer Charakter einachsig negativ 4 Pyrargyrit entwickelt meist prismatische oder rhomboedrische Kristalle findet sich aber auch in Form korniger bis massiger Aggregate von dunkelroter bis grauschwarzer Farbe Die meist nur durchscheinenden oder ganzlich undurchsichtigen Pyrargyritkristalle zeigen auf den Kristallflachen Diamantglanz Die Spaltbarkeit ist je nach Spaltrichtung deutlich 101 1 bis sehr undeutlich nach 011 2 Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Bildung und Fundorte 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenDie seit dem 16 Jahrhundert bekannte wenn auch in verschiedenen Schreibformen uberlieferte Bezeichnung Rotgultig bzw Rotgultigerz auch rot gold ertz rod gulden ertz roth guldenes Erz und ahnliche umfasste zunachst zwei verschiedene allerdings ahnlich aussehende Minerale namlich den Pyrargyrit und den Proustit Benannt wurde das Erz aufgrund seiner auffallig roten Farbung seines blendeartigen Glanzes und seines hohen Silbergehalts von fast 60 Seit 1789 wird nach Abraham Gottlob Werner zwischen Dunklem und Lichtem Rotgiltigerz 5 6 unterschieden allerdings konnte erst 1804 der Chemiker Joseph Louis Proust durch seine chemischen Analysen klaren dass die Rotgultigerze von Antimon Dunkel Ag3SbS3 und Arsen Licht Ag3AsS3 zwei eigenstandige Minerale sind 3 Das Synonym Aerosit gab Selb 1805 einem auf der kolywanschen Silbergrube in Sibirien vorkommenden dunklen Rotgultigerz 7 Die Bezeichnung rhomboedrische Rubinblende wurde 1824 von Friedrich Mohs gepragt 6 8 Den bis heute gultigen Namen Pyrargyrit fur das Dunkle Rotgultigerz pragte 1831 Ernst Friedrich Glocker nach den beiden altgriechischen Worten pῦr pur fur Feuer und ἄrgyros argyros fur Silber aufgrund seiner Eigenschaft vor dem Lotrohr leicht ein Silberkorn erschmelzen zu konnen Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Pyrargyrit zur Klasse der Sulfide und Sulfosalze und dort zur Abteilung der Komplexen Sulfide Sulfosalze wo er zusammen mit Proustit die Proustit Reihe mit der System Nr II D 01a innerhalb der Proustit Xanthokon Gruppe II D 01 bildete Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr II E 07 20 In der Lapis Systematik entspricht dies der praziser definierten Abteilung Sulfosalze S As Sb Bi x wo Pyrargyrit zusammen mit Debattistiit Eckerit Manganoquadratit Proustit Pyrostilpnit Quadratit Samsonit und Xanthokon eine eigenstandige aber unbenannte Gruppe bildet 9 Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA zuletzt 2009 aktualisierte 10 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Pyrargyrit dagegen in die neu definierte Abteilung der Sulfoarsenide Sulfoantimonide und Sulfobismuthide ein Diese ist zudem weiter unterteilt nach der Kristallstruktur und der moglichen Anwesenheit zusatzlichen Schwefels so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau und seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung der Insel Sulfarsenide Neso Sulfarsenide usw ohne zusatzlichen Schwefel S zu finden ist wo es zusammen mit Proustit die Proustitgruppe mit der System Nr 2 GA 05 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Pyrargyrit in die Klasse der Sulfide und Sulfosalze und dort in die Abteilung der Sulfosalze ein Hier ist er zusammen mit Proustit in der nach diesem Mineral benannten Proustitgruppe mit der System Nummer 03 04 01 innerhalb der Unterabteilung der Sulfosalze mit dem Verhaltnis 3 gt z y und der Zusammensetzung A i A2 j ByCz A Metalle B Halbmetalle C Nichtmetalle zu finden Kristallstruktur BearbeitenPyrargyrit kristallisiert trigonal in der Raumgruppe R3c Raumgruppen Nr 161 Vorlage Raumgruppe 161 mit den Gitterparametern a 11 04 A und c 8 72 A sowie 6 Formeleinheiten pro Elementarzelle 2 Eigenschaften BearbeitenUnter Lichteinwirkung dunkelt der zunachst rot bis dunkelrotfarbige Pyrargyrit mit der Zeit nach bis er fast schwarz erscheint Die Strichfarbe bleibt aber weiterhin kirschrot und ermoglicht damit neben seiner geringen Mohsharte von 2 5 und einer Dichte von 5 85 g cm eine Identifizierung des Minerals Pyrargyrit enthalt vor allem Silber 59 75 Antimon 22 48 und Schwefel 17 76 Vereinzelt kann auch Arsen enthalten sein Zwischen Pyrargyrit und dem verwandten Proustit Ag3 AsS3 2 besteht bis zu einer Mindesttemperatur von 360 C eine luckenlose Mischkristall Reihe 3 Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Pyrargyrit Aggregat auf Quarz aus Taxco de Alarcon Guerrero Mexiko Grosse 12 8 7 7 cm nbsp Pseudomorphose von Silber nach Pyrargyrit aus Zacatecas Mexiko Grosse 4 1 2 4 2 4 cm Pyrargyrit bildet sich haufig in hydrothermalen Gangen Prachtige Kristalle von Pyrargyrit sind in einigen deutschen Lagerstatten zu finden vor allem in Sankt Andreasberg sowie in Freiberg und an anderen Orten im sachsischen Erzgebirge Beachtliche Funde stammen aus der Slowakei Bohmen Rumanien Spanien Sardinien und Chile Heute findet man die schonsten Kristalle des Minerals in Sud und Mittelamerika In Mexiko sind gelegentlich auch Pseudomorphosen von Silber aus Zacatecas oder Akanthit aus Guanajuato 11 nach Pyrargyrit zu finden Weitere Fundorte sind unter anderem verschiedene Regionen in Australien China und Kanada Hokkaidō Honshu und Kyushu in Japan Karnten Salzburg Steiermark und Tirol in Osterreich sowie verschiedene Regionen in den USA 12 Insgesamt gelten bisher Stand 2012 rund 1300 Fundorte als bekannt 4 Siehe auch BearbeitenSystematik der Minerale Liste der MineraleLiteratur BearbeitenErnst Friedrich Glocker Handbuch der Mineralogie Verlag Ben Johann Leonhard Schrag Nurnberg 1831 S 388 392 rruff info PDF 370 kB abgerufen am 15 Oktober 2021 4 Rothgulden oder Pyrargyrit Carl Hintze Handbuch der Mineralogie 1 Auflage Erster Band Erste Abtheilung Veit amp Co Leipzig 1904 S 1051 1069 online verfugbar bei archive org Internet Archive Pyrargyrit Antimonsilberblende Ag3SbS3 Dunkles Rothgulden oder Rothgiltigerz Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Natur Edition Dorfler im Nebel Verlag Eggolsheim 2002 ISBN 978 3 89555 076 8 S 51 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Pyrargyrite Sammlung von Bildern Pyrargyrit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 15 Oktober 2021 Pyrargyrite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 16 Oktober 2021 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Pyrargyrite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 16 Oktober 2021 englisch Pyrargyrit In mineralogische sammlungen de Technische Universitat Berlin Oktober 2009 abgerufen am 15 Oktober 2021 Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d e f Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 119 englisch a b c d Helmut Schrocke Karl Ludwig Weiner Mineralogie Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006823 0 S 284 287 a b c d Pyrargyrite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 15 Oktober 2021 englisch Hans Luschen Die Namen der Steine Das Mineralreich im Spiegel der Sprache 2 Auflage Ott Verlag Thun 1979 ISBN 3 7225 6265 1 S 304 a b Pyrargyrit In geomuseum tu clausthal de Technische Universitat Clausthal abgerufen am 15 Oktober 2021 Carl Casar von Leonhard Karl Friedrich Merz Johann Heinrich Kopp Systematisch tabellarische Uebersicht und Charakteristik der Mineralkorper siehe 103 Rothgueltigerz in der Google Buchsuche Thomas Witzke Die Entdeckung von Miargyrit In strahlen org tw Abgerufen am 15 Oktober 2021 Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 82 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 16 Oktober 2021 englisch Aufnahme einer Akanthit Pseudomorphose nach Pyrargyrit aus Guanajuato Mexiko Fundorte fur Pyrargyrit In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 15 Oktober 2021 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pyrargyrit amp oldid 239328416