www.wikidata.de-de.nina.az
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zu weiteren Bedeutungen des Wortes Insektenfresser siehe Insektivoren Die Insektenfresser Eulipotyphla fruher Lipotyphla oder Insectivora sind eine Ordnung der Saugetiere Es handelt sich um eine artenreiche Gruppe relativ kleiner Tiere die mit ihrem Gebiss an eine rauberische Lebensweise angepasst sind Systematisch zahlen sie zu den umstrittensten Saugetiergruppen und haben eine bewegte Geschichte der Einordnung hinter sich In der hier verwendeten Systematik werden funf Familien die Igel Erinaceidae die Spitzmause Soricidae die Maulwurfe Talpidae die Schlitzrussler Solenodontidae und die ausgestorbenen Karibischen Spitzmause Nesophontidae dazugerechnet wobei die Zugehorigkeit der Igel zu dieser Gruppe umstritten ist Andere Familien wie die Tenreks und die Goldmulle die grosse Ahnlichkeiten im Korperbau aufweisen und fruher ebenfalls als Teil dieser Gruppe betrachtet wurden werden aufgrund molekulargenetischer Untersuchungen heute nicht mehr dazugezahlt InsektenfresserEuropaischer Maulwurf Talpa europaea Systematikohne Rang Amnioten Amniota ohne Rang Synapsiden Synapsida Klasse Saugetiere Mammalia Unterklasse Hohere Saugetiere Eutheria Uberordnung LaurasiatheriaOrdnung InsektenfresserWissenschaftlicher NameEulipotyphlaWaddell Okada amp Hasegawa 1999FamilienIgel Erinaceidae Maulwurfe Talpidae Spitzmause Soricidae Schlitzrussler Solenodontidae Karibische Spitzmause Nesophontidae Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Korperbau und Gliedmassen 1 2 Kopf und Zahne 1 3 Sinneswahrnehmung 1 4 Innere Anatomie 2 Verbreitung und Habitate 3 Lebensweise 3 1 Lebensraum 3 2 Sozialverhalten und Aktivitatszeiten 3 3 Ernahrung 3 4 Fortpflanzung 4 Insektenfresser und Menschen 5 Systematik 5 1 Geschichte der Systematik 5 1 1 Insectivora 5 1 2 Lipotyphla und Menotyphla 5 1 3 Das Ende der Menotyphla 5 1 4 Das Ende der Lipotyphla 5 1 5 Das Ende der Eulipotyphla 5 2 Aussere Systematik 5 3 Innere Systematik 5 4 Fossil und Stammesgeschichte 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenAnders als bei vielen anderen Saugetiergruppen gibt es bei Insektenfressern keine eindeutigen diagnostischen Schlusselmerkmale die sie von anderen Saugetieren unterscheiden Korperbau und Gliedmassen Bearbeiten nbsp Der Braunbrustigel zeichnet sich wie andere Igel durch ein Stachelkleid als Defensivwaffe aus Die Kopf Rumpf Lange der Insektenfresser variiert zwischen 3 und 45 Zentimetern das Gewicht zwischen 2 Gramm und 2 Kilogramm Besonders die Spitzmause sind klein die Etruskerspitzmaus zahlt zu den kleinsten Saugetieren uberhaupt Zu den grossten Vertretern zahlen der Grosse Rattenigel und die Schlitzrussler Das Fell ist kurz und meist weich lediglich die Stacheligel haben an ihrer Oberseite Stacheln als wirksame Verteidigungswaffe Die Fellfarbung ist meist in unauffalligen Grau oder Brauntonen gehalten Diese Tiere haben oft Hautdrusen an den verschiedensten Korperstellen Analdrusen sind wohl bei allen Arten vorhanden Die Gliedmassen der Insektenfresser sind kurz und ausser den Grabwerkzeugen der Maulwurfe relativ unspezialisiert Die Vorder und Hinterbeine sind annahernd gleich lang die Fusse enden jeweils in funf Zehen Daumen und Grosszehe konnen den anderen Zehen nicht gegenubergestellt werden Die meisten Insektenfresser sind Sohlenganger Kopf und Zahne Bearbeiten Der Schadel ist langgestreckt und flach besonders der Gesichtsschadel ragt nach vorne Die Schnauze ist lang und beweglich die Augen sind meist klein und auch die Ohrmuscheln sind oft reduziert Zahnformel I C P M26 44 1 3 1 2 4 31 3 0 1 2 4 3Die Zahne der Insektenfresser sind mit spitzen Hockern und scharfen Schmelzleisten versehen und gut an ihre fleischliche Ernahrungsweise angepasst Die meisten Arten haben vergleichsweise viele Zahne und bei manchen Maulwurfen und Igeln ist die ursprungliche Zahnzahl 44 der Hoheren Saugetiere erhalten geblieben Je Kieferhalfte weist ihr Gebiss ein bis drei Schneidezahne im Oberkiefer einen und im Unterkiefer einen oder keinen Eckzahn zwei bis vier vordere Backenzahne und drei hintere Backenzahne auf Insgesamt haben sie damit 26 bis 44 Zahne und es ergibt sich nebenstehende Zahnformel Die Anordnung und der Bau der Zahne variieren Die Hocker der hinteren Backenzahne sind meist w formig dilambdodont und nur bei den Schlitzrusslern v formig zalambdodont angeordnet Generell besteht eine Tendenz zur Reduktion der Milchzahne bei vielen Arten kommen die Neugeborenen schon mit dem bleibenden Gebiss zur Welt oder es bricht kurz danach durch Ausser dem Plumplori Nycticebus und dem Schnabeltier zahlen alle weiteren der wenigen giftigen Saugetiere zu den Insektenfressern Die Schlitzrussler und einige Spitzmausarten produzieren in der Speicheldruse ein Nervengift das ihnen hilft grossere Beutetiere zu uberwaltigen Sinneswahrnehmung Bearbeiten nbsp Die fingerformigen Hautanhange an der Schnauze des Sternmulls dienen der Wahrnehmung mechanischer und elektrischer Reize Die wichtigste Rolle bei der Nahrungssuche spielt der Geruchssinn der bei den meisten Insektenfressern ausgezeichnet entwickelt ist Auch das Gehor ist gut viele Spitzmausarten und moglicherweise auch die Schlitzrussler sind zur Echoortung fahig Sie senden dabei Reihen hoher Quietschtone aus mit deren Hilfe sie ihren Lebensraum erkunden konnen Unklar ist ob die Echoortung auch zum Aufspuren der Beute verwendet wird Als Tastsinnesorgan dienen lange Tasthaare im Gesicht Maulwurfe haben zusatzliche Tasthaare am Schwanz Die Schnauzenregion ist reich an Tastsinneszellen besonders sensibel ist das Eimersche Organ an der Schnauze der Maulwurfe Mit diesem Organ konnen sie nicht nur Tastreize sondern auch elektrische Reize wahrnehmen Das heisst dass sie damit die schwachen elektrischen Felder fuhlen konnen die bei der Muskelbewegung der Beutetiere entstehen Am ausgepragtesten ist dieses Organ bei den fingerformigen Hautanhangen des Sternmulls Der Gesichtssinn hingegen spielt bei allen Insektenfressern nur eine untergeordnete Rolle Innere Anatomie Bearbeiten Das Gehirn vieler Insektenfresser ist einfach gebaut und im Vergleich zur Korpermasse klein der Riechkolben ist jedoch gut entwickelt Das kleine Gehirn galt fruher als Zeichen fur ihre Urtumlichkeit wird jedoch heute mit ihrer Lebensweise in Verbindung gebracht Auch bei anderen Saugetiergruppen haben Arten die vorwiegend am Boden leben und sich hauptsachlich durch den Geruchssinn orientieren ein vergleichsweise kleines Gehirn Bei unterirdisch oder aquatisch lebenden Arten der Insektenfresser ist das Gehirn dementsprechend grosser und starker differenziert Der Verdauungstrakt ist sehr einfach gebaut Der Blinddarm fehlt stets dieses Merkmal wurde fruher zur systematischen Klassifizierung verwendet siehe Geschichte der Systematik Der Darm ist eine einfache Rohre und verglichen mit der Korperlange sehr kurz Bei den Mannchen liegen die Hoden stets ausserhalb der Bauchhohle in hodensackahnlichen Hautfalten den Cremasterfalten Ein Penisknochen ist nur bei einigen Maulwurfen vorhanden Die Weibchen haben eine zweihornige Gebarmutter Verbreitung und Habitate BearbeitenDas Verbreitungsgebiet der Insektenfresser umfasst Eurasien Afrika sowie Nord und Mittelamerika In Sudamerika fehlen sie mit Ausnahme der Kleinohrspitzmause die den nordwestlichen Teil des Kontinents bewohnen ebenso im australisch ozeanischen Raum Die Spitzmause sind im gesamten oben genannten Gebiet verbreitet die Igel kommen nur in der Alten Welt Eurasien und Afrika vor die Maulwurfe in Eurasien und Nordamerika Die Schlitzrussler und die ausgestorbenen Karibischen Spitzmause sind auf die Karibischen Inseln beschrankt Insektenfresser bewohnen eine Vielzahl von Lebensraumen und finden sich sowohl in Waldern und Graslandern wie in trockenen Habitaten Allzu kuhle Gebiete meiden sie jedoch in der Regel Lebensweise BearbeitenLebensraum Bearbeiten Die meisten Insektenfresser sind terrestrisch Bodenbewohner Einige Arten konnen zwar gut klettern ausgepragte Baumbewohner finden sich jedoch nicht unter ihnen Mehrere Vertreter wie Wasserspitzmause und Desmane sind an eine aquatische Lebensweise angepasst Sie konnen gut schwimmen und zeigen mit Schwimmhauten abgeplattetem Schwanz und wasserabweisendem Fell Anpassungen an diese Lebensform Viele Arten der Maulwurfe aber auch einige Spitzmause fuhren eine unterirdisch grabende Lebensweise Sozialverhalten und Aktivitatszeiten Bearbeiten Das Sozialverhalten der meisten Arten ist wenig ausgepragt die meisten Insektenfresser leben ausserhalb der Paarungszeit einzelgangerisch Oft sind sie territorial und reagieren sehr aggressiv auf Artgenossen es kann bei Begegnungen auch zu Kampfen kommen Einige Arten sind sowohl tag als auch nachtaktiv andere hingegen begeben sich vorwiegend wahrend der Nacht auf Nahrungssuche Als Ruheplatze graben sie eigene Baue oder ubernehmen die anderer Tiere oder verwenden andere geschutzte Platze wie Felsspalten Erdlocher oder ahnliches Oft legen sie darin ein Nest aus getrockneten Blattern und Grasern an Einige kulturfolgende Arten sind auch in menschlichen Behausungen zu finden Kurze Perioden mit leichter Korperstarre Torpor kommen bei manchen Arten beispielsweise einigen Spitzmausen vor Die Igel in gemassigten Gebieten halten einen langeren Winterschlaf Ernahrung Bearbeiten nbsp Spitzmause ernahren sich wie die meisten Insektenfresser vorwiegend von Insekten und anderen WirbellosenInsektenfresser ernahren sich vorwiegend von Insekten und deren Larven anderen Gliederfussern und verschiedenen Wurmern Manchmal nehmen sie auch kleine Wirbeltiere Schlangen Echsen Frosche Fische und andere und Aas zu sich In geringem Ausmass verzehren sie auch pflanzliches Material wie Fruchte Samen und Nusse Fortpflanzung Bearbeiten Die Fortpflanzung der Insektenfresser ist variabel Generell sind die Neugeborenen jedoch Nesthocker sie kommen nackt und blind zur Welt wachsen aber schnell Die Tragzeit liegt zwischen 20 und 50 Tagen Die Wurfgrosse ist nicht nur von der Art abhangig sondern kann auch innerhalb einer Art je nach Jahreszeit bei mehreren Wurfen pro Jahr und nach Verbreitungsgebiet variieren Schlitzrussler bringen meist nur ein bis zwei Jungtiere zur Welt bei manchen Igel und Spitzmausarten konnen es bis zu zehn in Ausnahmefallen auch mehr sein Nach einer bis drei Wochen offnen die Jungtiere die Augen nach drei bis acht Wochen werden sie entwohnt Die Geschlechtsreife kann bei Spitzmausen schon nach zwei bis drei Monaten eintreten bei den ubrigen Vertretern meist im zweiten Lebenshalbjahr Insektenfresser und Menschen Bearbeiten nbsp Die Karibischen Spitzmause sind im 2 Jahrtausend moglicherweise erst im 20 Jahrhundert ausgestorben Insektenfresser wurden und werden vom Menschen weder besonders genutzt noch als Schadling oder Gefahr betrachtet sodass sie selten bejagt wurden Auch in der Heimtierhaltung spielen sie mit Ausnahme des Weissbauch Zwergigels keine Rolle Die heutigen Bedrohungen fur diese Tiere gehen vorrangig von der Zerstorung ihres Lebensraumes und der Einschleppung von Neozoen in ihre Heimatregionen aus Besonders gefahrdet sind dabei wie bei anderen Saugetiergruppen Arten die auf kleinen Inseln endemisch sind Zu den Arten die in den letzten Jahrtausenden ausgestorben sind zahlen die Karibischen Spitzmause zwei Schlitzrusslerarten sowie die Vertreter der Spitzmausgattung Nesiotites die auf einigen Mittelmeerinseln heimisch waren Die IUCN listet 17 Arten als vom Aussterben bedroht critically endangered und 86 weitere als stark gefahrdet endangered oder gefahrdet vulnerable Fur viele Arten fehlen aber genaue Daten 1 Systematik BearbeitenLange Zeit dienten die Insektenfresser als taxonomischer Papierkorb in welchem samtliche Gruppen eingeordnet wurden uber deren Zugehorigkeit man sich im Unklaren war Aussere Merkmale dieser Gruppen waren unter anderem ein scharfes Insektenfressergebiss Insgesamt wurden die Insektenfresser lange Zeit als basale Gruppe der Plazentatiere betrachtet Nach dieser Sichtweise galten sie als primitive Uberbleibsel der mesozoischen Saugetiere aus denen sich die meisten anderen heutigen Taxa entwickelt hatten Zwar haben sie einige urtumliche Saugetiermerkmale bewahrt und sind eine stammesgeschichtlich alte Gruppe sind jedoch an ihren Lebensraum und ihre Lebensweise hervorragend angepasst und keineswegs eine primitive Gruppe Exaktere morphologische Diagnosen und molekulargenetische Untersuchungen haben dazu beigetragen die aussere und innere Systematik aufzuhellen wenn auch noch nicht in allen Punkten Einstimmigkeit herrscht Geschichte der Systematik Bearbeiten Insectivora Bearbeiten Carl von Linne ordnete 1758 die ihm bekannten Insektenfresser Europaischer Igel Europaischer Maulwurf und einige Spitzmause in seinem Werk Systema naturae in die Ordnung der Bestiae Diese Gruppe war durch eine lange Schnauze charakterisiert und enthielt unter anderem auch Schweine und Gurteltiere Johann Karl Wilhelm Illiger fasste Igel Spitzmause Maulwurfe mit Desmanen Tenreks und Goldmullen zusammen fur diese Ordnung pragte Thomas Edward Bowdich 1821 den wissenschaftlichen Namen Insectivora Insektenfresser Johann Andreas Wagner fugte 1855 auch die Spitzhornchen die Russelspringer und die Riesengleiter dieser Ordnung hinzu deren Formenspektrum sich damit betrachtlich erweiterte Lipotyphla und Menotyphla Bearbeiten nbsp Russelspringer galten unter dem Namen Menotyphla als Verwandte der InsektenfresserErnst Haeckel teilte 1866 anhand von Beobachtungen wonach einige dieser Tiere einen Blinddarm besassen und andere nicht die Insektenfresser in zwei Gruppen die blinddarmlosen Lipotyphla Igel Spitzmause Maulwurfe Schlitzrussler Tenreks und Goldmulle und die mit Blinddarm versehenen Menotyphla Spitzhornchen Russelspringer und Riesengleiter Immer wieder gab es Bestrebungen Lipotyphla und Menotyphla vollstandig zu trennen so wurden erstere manchmal als Verwandte der Raubtiere und zweitere als Verwandte der Primaten betrachtet 2 Andere Wissenschaftler hielten an der Einheit der Insektenfresser als ganzes fest Das Ende der Menotyphla Bearbeiten Schon Ende des 19 Jahrhunderts wurden die Riesengleiter als eigene Ordnung Dermoptera aus den Menotyphla ausgegliedert sodass nur noch Spitzhornchen und Russelspringer dazu gezahlt wurden Obwohl diese beiden Gruppen einige Gemeinsamkeiten im Bau des Schadels besitzen erkannte man schliesslich dass sich diese Tiere in ihrer Morphologie deutlich von den Lipotyphla unterscheiden und auch keine naturliche Gruppe darstellen Spatestens seit den 1970er Jahren werden daher die beiden Gruppen als jeweils eigene Ordnungen gefuhrt die Spitzhornchen als Scandentia und die Russelspringer als Macroscelidea Jungere molekulargenetische Untersuchungen unterstutzen diese Trennung Die Russelspringer werden heute in die Gruppe der Afrotheria eingeordnet und die Riesengleiter und Spitzhornchen bilden mit den Primaten das Taxon der Euarchonta sind also allesamt mit den Insektenfressern nicht nahe genug verwandt um mit ihnen eine gemeinsame Ordnung zu bilden Das Ende der Lipotyphla Bearbeiten nbsp Tenreks sind trotz grosser Ahnlichkeiten im Korperbau laut molekularen Untersuchungen nicht mit den Insektenfressern verwandtAuch wenn eindeutige diagnostische Schlusselmerkmale fehlten galten doch die Lipotyphla aufgrund grosser morphologischer Ubereinstimmungen als naturliche Gruppe Als Synapomorphien gemeinsame abgeleitete Merkmale dieser Gruppe galten der fehlende Blinddarm der einfache Bau des Darms die Reduktion der Schambeinfuge und das Ausdehnen des Oberkieferknochens Maxilla in die Augenhohle Orbita Molekulargenetische Untersuchungen widersprechen jedoch dem morphologischen Befund Mark Springer et al 3 stellten 1997 erstmals die Goldmulle ausserhalb der Insektenfresser und ordnete sie in die Afrotheria ein Im darauffolgenden Jahr erkannten Michael Stanhope et al 4 dass auch die Tenreks in diese Gruppe gehoren und mit den Goldmullen ein gemeinsames Taxon Tenrekartige bilden fur das der Name Afrosoricida manchmal auch Tenrecomorpha oder Tenrecoidea gepragt wurde Zahlreiche folgende molekulare Untersuchungen haben diese Ergebnisse bestatigt Fur die ubrig gebliebenen Insektenfresser Igel Spitzmause Maulwurfe Schlitzrussler und Karibische Spitzmause fuhrten Waddell Okada amp Hasegawa 1999 die Bezeichnung Eulipotyphla richtige Lipotyphla ein Das Ende der Eulipotyphla Bearbeiten Analysen mitochondrialer Gene fuhrten Suzette Mouchaty et al 5 zu dem Schluss dass auch die Igel nicht mit den ubrigen Insektenfressern verwandt seien Sie sahen in ihnen die basale Gruppe der Hoheren Saugetiere die die Schwestergruppe aller ubrigen Vertreter dieses Taxons bilden Weitere Untersuchungen bestatigten diese Ergebnisse und fuhrten zur Aufteilung der Insektenfresser in Erinaceomorpha Igel und Soricomorpha Spitzmause Maulwurfe Schlitzrussler und Karibische Spitzmause 6 Es gibt jedoch Kritik an diesen Untersuchungen Besonders mitochondriale DNA Sequenzen haben bei diesen Tieren eine schnelle Evolution mit einer hohen Mutationsrate durchlaufen und unterscheiden sich deshalb genetisch starker von ihren nachsten Verwandten als diese sich von weiter entfernten Arten Nachfolgende Analysen unter anderem von Zellkerngenen 7 und auch von mitochondrialen Genen 8 bestatigten die Zugehorigkeit der Igel zu den Insektenfressern und die Monophylie der Eulipotyphla Auch wenn diese Ansicht umstritten ist gewinnt sie doch immer mehr an Evidenz Aussere Systematik Bearbeiten Aufgrund molekulargenetischer Untersuchungen werden die Insektenfresser heute in die Gruppe der Laurasiatheria eingeordnet Diese artenreiche vielgestaltige Gruppe ist nach ihrem mutmasslichen Ursprungsort dem Kontinent Laurasia benannt und umfasst unter anderem auch die Fledertiere Unpaarhufer Paarhufer und Wale Cetartiodactyla sowie Raubtiere Die Position der Insektenfresser innerhalb der Laurasiatheria ist umstritten Am haufigsten erscheint ihre Stellung als Schwestergruppe aller ubrigen Vertreter dieser Gruppe die dann als Scrotifera zusammengefasst werden Nach Meinung einiger Wissenschaftler konnten sie aber auch mit den Fledertieren ein Taxon Insectiphillia bilden Innere Systematik Bearbeiten nbsp Spitzmause stellen rund 350 der 450 bekannten InsektenfresserartenDie Insektenfresser umfassen rund 450 Arten 9 und bilden damit nach den Nagetieren und Fledertieren die drittgrosste Ordnung in Bezug auf die Artenanzahl Nach der hier verwendeten Systematik werden funf Familien zu den Insektenfressern gezahlt die Igel Erinaceidae die Maulwurfe Talpidae die Spitzmause Soricidae die Schlitzrussler Solenodontidae und die ausgestorbenen Karibischen Spitzmause Nesophontidae Vermutungen uber die Abstammungsverhaltnisse innerhalb der Insektenfresser waren ebenso umstritten und vielschichtig wie die Frage nach der Zusammensetzung der Gruppe Aufgrund ausserer Merkmale wurden die Familien einschliesslich der heute nicht mehr zu den Insektenfressern gezahlten Taxa auf verschiedenste Weise in Uberfamilien oder Unterordnungen zusammengefasst So galt beispielsweise lange Zeit eine nahe Verwandtschaft zwischen Tenreks und Schlitzrusslern aufgrund des ahnlichen Baus der Backenzahne als wahrscheinlich ebenso wie ein Schwestergruppenverhaltnis von Spitzmausen und Maulwurfen Auch aufgrund biogeographischer Grunde scheint eine nahe Verwandtschaft zwischen Schlitzrusslern und den wenig bekannten Karibischen Spitzmausen wahrscheinlich Das gemeinsame Taxon beider Gruppen durfte sich bereits in der Kreidezeit von den ubrigen Gruppen abgespalten haben und das Schwestertaxon der anderen Insektenfresser bilden Innerhalb der ubrigen Gruppen kamen molekulare Untersuchungen zu dem etwas uberraschenden und morphologisch nicht unterstutzten Ergebnis dass Igel und Spitzmause nah verwandt und die Maulwurfe die Schwestergruppe der beiden sind Auch aufgrund der umstrittenen Stellung der Igel herrscht jedoch noch keine Einigkeit uber diese Sichtweise Die vermuteten Abstammungsverhaltnisse innerhalb der Insektenfresser konnen somit in folgendem Kladogramm wiedergegeben werden 10 Eulipotyphla Insektenfresser N N Talpidae Maulwurfe N N Erinaceidae Igel Soricidae Spitzmause N N Solenodontidae Schlitzrussler Nesophontidae Karibische Spitzmause Fossil und Stammesgeschichte Bearbeiten Das Fehlen eindeutiger diagnostischer Merkmale bewirkt auch eine grosse Unsicherheit in Bezug auf die Fossil und Stammesgeschichte der Insektenfresser Fossilien die nicht eindeutig als nahe Verwandte der rezenten Formen identifiziert werden konnen sind daher in den meisten Fallen umstritten Mehrere Gruppen die mogliche Vorfahren oder Verwandte der Insektenfresser darstellen sind schon aus der Kreidezeit und dem Palaozan bekannt wie die Leptictida die Palaeoryctidae und die Nyctitheriidae Litolestes ein Verwandter der Igel aus dem Oberen Palaozan vor etwa 60 bis 56 Millionen Jahren ist der alteste bekannte relativ sichere Vertreter der Insektenfresser Er lebte in Nordamerika ebenso wie der igelformige Leipsanolestes aus dem Unteren Eozan der vermutlich auch zu den Vorfahren oder Verwandten der Insektenfresser gehorte 11 12 Spitzmause sind seit dem mittleren und Maulwurfe seit dem spaten Eozan belegt Spatestens im Oligozan und Miozan sind Formen dieser drei Gruppen aus allen Kontinenten ihres heutigen Verbreitungsgebietes bekannt lediglich Sudamerika durften die Spitzmause erst im Pliozan erreicht haben als sich die Landverbindung des Isthmus von Panama schloss Von Schlitzrusslern und Karibischen Spitzmausen gibt es keine Fossilienfunde die alter als das Pleistozan sind Literatur BearbeitenTom S Kemp The Origin and Evolution of Mammals Reprinted edition Oxford University Press Oxford u a 2005 ISBN 0 19 850761 5 Ronald M Nowak Walker s Mammals of the World 2 Bande 6 Auflage Johns Hopkins University Press Baltimore MD u a 1999 ISBN 0 8018 5789 9 Gerhard Storch Lipotyphla Insektenfresser In Wilfried Westheide Reinhard Rieger Hrsg Spezielle Zoologie Band 2 Wirbel oder Schadeltiere Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg u a 2004 ISBN 3 8274 0307 3 S 514 524 Matthew R E Symonds Phylogeny and life histories of the Insectivora controversies and consequences In Biological Reviews Bd 80 Nr 1 2005 80 S 93 128 doi 10 1017 S1464793104006566 online PDF 508 kB Don E Wilson DeeAnn M Reeder Hrsg Mammal Species of the World A taxonomic and geographic Reference 2 Bande 3 Auflage Johns Hopkins University Press Baltimore MD 2005 ISBN 0 8018 8221 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Insektenfresser Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Insektenfresser Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Angaben laut Roter Liste der IUCN abgerufen am 5 Februar 2007 Beispielsweise William K Gregory The orders of mammals Bulletin of the American Museum of Natural History Bd 27 ISSN 0003 0090 American Museum of Natural History New York NY 1910 Mark S Springer Gregory C Cleven Ole Madsen Wilfried W de Jong Victor G Waddell Heather M Amrine1 Michael J Stanhope Endemic African mammals shake the phylogenetic tree In Nature Bd 388 1997 S 61 64 online PDF 569 kB Michael J Stanhope Victor G Waddell Ole Madsen Wilfried de Jong S Blair Hedges regory C Cleven Diana Kao Mark S Springer Molecular evidence for multiple origins of Insectivora and for a new order of endemic African insectivore mammals In Proceedings of the National Academy of Sciences Bd 95 Nr 17 S 9967 9972 doi 10 1073 pnas 95 17 9967 Suzette K Mouchaty Anette Gullberg Axel Janke Ulfur Arnason The phylogenetic position of the Talpidae within Eutheria based on analysis of complete mitochondrial sequences In Molecular Biology and Evolution Bd 17 Nr 1 2000 ISSN 0737 4038 S 60 67 online Beispielsweise in Don E Wilson DeeAnn M Reeder Hrsg Mammal Species of the World A taxonomic and geographic Reference 2 Bande 3 Auflage Johns Hopkins University Press Baltimore MD 2005 ISBN 0 8018 8221 4 Christophe J Douady Pascale I Chatelier Ole Madsen Wilfried W de Jong Francois Catzeflis Mark S Springer Michael J Stanhope Molecular phylogenetic evidence confirming the Eulipotyphla concept and in support of hedgehogs as the sister group to shrews In Molecular Phylogenetics and Evolution Bd 25 Nr 1 2002 ISSN 1055 7903 S 200 209 doi 10 1016 S1055 7903 02 00232 4 Masato Nikaido Ying Cao Masashi Harada Norihiro Okada Masami Hasegawa Mitochondrial phylogeny of hedgehogs and monophyly of Eulipotyphla In Molecular Phylogenetics and Evolution Bd 28 Nr 2 2003 S 276 284 doi 10 1016 S1055 7903 03 00120 9 Gesamtzahl nach Don E Wilson DeeAnn M Reeder Hrsg Mammal Species of the World A taxonomic and geographic Reference 2 Bande 3 Auflage Johns Hopkins University Press Baltimore MD 2005 ISBN 0 8018 8221 4 die aber eine andere Systematik verwenden Nach Robin M D Beck Olaf R P Bininda Emonds Marcel Cardillo Fu Guo Robert Liu Andy Purvis A higher level MRP supertree of placental mammals In BMC Evolutionary Biology Bd 6 93 2006 ISSN 1471 2148 doi 10 1186 1471 2148 6 93 Michael J Novacek Thomas M Bown David Schankler On the Classification of the Early Tertiary Erinaceomorpha Insectivora Mammalia American Museum Novitates 2813 1985 S 1 22 Gregg F Gunnell Thomas M Bown J Howard Hutchison Jonathan I Bloch Lipotyphla In C M Janis Gregg F Gunnell M D Uhen Hrsg Evolution of Tertiary Mammals of North America Vol 2 Cambridge University Press 2008 S 89 125Normdaten Sachbegriff GND 4161841 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Insektenfresser amp oldid 238328956