www.wikidata.de-de.nina.az
Die Schlitzrussler Solenodontidae sind eine Saugetierfamilie aus der Ordnung der Insektenfresser Eulipotyphla Diese Tiere erinnern an grosse Spitzmause und bewohnen ausschliesslich die Karibischen Inseln Die Familie umfasst zwei Gattungen mit zwei Arten dem Dominikanischen oder Haiti Schlitzrussler und dem Kubanischen Schlitzrussler die beide bedroht sind Zwei weitere Arten sind ausgestorben SchlitzrusslerDominikanischer Schlitzrussler Solenodon paradoxus SystematikKlasse Saugetiere Mammalia Unterklasse Hohere Saugetiere Eutheria Uberordnung LaurasiatheriaOrdnung Insektenfresser Eulipotyphla Familie SchlitzrusslerWissenschaftlicher NameSolenodontidaeGill 1872 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Allgemeines 1 2 Kopf und Zahne 2 Verbreitung und Lebensraum 3 Lebensweise 4 Nahrung 5 Fortpflanzung 6 Bedrohung 7 Systematik 7 1 Aussere Systematik 7 2 Innere Systematik 8 Literatur 9 Einzelnachweise 10 WeblinksMerkmale BearbeitenAllgemeines Bearbeiten Schlitzrussler erinnern von ihrem Korperbau an riesige stammig gebaute Spitzmause Sie erreichen eine Kopfrumpflange von 28 bis 39 Zentimeter und eine Schwanzlange von 18 bis 26 Zentimeter Das Gewicht erwachsener Tiere betragt rund 0 8 bis 1 Kilogramm Die Fellfarbung variiert von rotlichbraun bis schwarz wobei der Kubanische Schlitzrussler dunkler gefarbt ist und ein weicheres und langeres Fell hat als der Dominikanische Der Schwanz und die Beine sind bei beiden Arten unbehaart Die Fusse enden wie bei allen Insektenfressern in jeweils funf Zehen die Krallen tragen Die Krallen der Vorderpfoten sind deutlich langer und gebogener als die der Hinterpfoten der Daumen und die Grosszehe sind nicht opponierbar Die Tiere haben Drusen in der Achselhohle und der Leiste diese sondern ein Sekret ab dessen Geruch als ziegenartig beschrieben wird Kopf und Zahne Bearbeiten Auffalligstes Merkmal des Kopfes ist die russelartige verlangerte Nase die von einem Russelknochen Praenasale gestutzt wird Die Nasenoffnungen weisen auf die Seite Der Schadel ist wie bei vielen Insektenfressern schmal und langgestreckt die Augen sind vergleichsweise klein die teilweise unbehaarten Ohren ragen aus dem Fell heraus Das Gebiss ist wie bei allen Insektenfressern mit spitzen Hockern und scharfen Schmelzleisten versehen Der vorderste Schneidezahn ist vergrossert zwischen ihm und den ubrigen Zahnen klafft eine Lucke Diastema Die Zahnformel lautet I 3 3 C 1 1 P 3 3 M 3 3 insgesamt haben sie also 40 Zahne Die Jungtiere kommen noch nicht mit dem bleibenden Gebiss zur Welt sondern haben ein funktionelles Milchgebiss Schlitzrussler sind neben der Wasserspitzmaus und den Plumploris Nycticebus die einzigen giftigen hoheren Saugetiere Sie produzieren in der Unterkiefer Speicheldruse ein Nervengift das es ihnen erlaubt relativ grosse Beutetiere zu uberwaltigen Der giftige Speichel wird durch eine tiefe Furche an der Innenseite des zweiten unteren Schneidezahns in die Wunden der Beutetiere geleitet Verbreitung und Lebensraum BearbeitenSchlitzrussler sind auf den Grossen Antillen endemisch der Kubanische Schlitzrussler lebt auf Kuba und der Dominikanische Schlitzrussler auf Hispaniola Haiti und Dominikanische Republik Auch die ausgestorbenen Arten sind nur von diesen zwei Inseln bekannt Lebensraum dieser Tiere sind vorrangig Walder manchmal findet man sie auch im Buschland in der Nahe von Plantagen Lebensweise BearbeitenDie Tiere sind vorwiegend nachtaktiv Sie sind Bodenbewohner und fuhren eine teilweise unterirdische Lebensweise Zum Schlafen ziehen sie sich in Felsspalten hohle Baumstamme Erdlocher oder selbstgegrabene Baue zuruck sie errichten aber ausserhalb der Paarungszeit keine Nester Manchmal legen sie auch komplexe Tunnelsysteme unter der Erde an die ihnen als Ruheplatze und teilweise auch zur Nahrungssuche dienen Auf der Oberflache bewegen sie sich in einem eher schwerfalligen watschelnden Gang fort sie konnen im Bedrohungsfall aber durchaus schnell laufen Schlitzrussler stossen hohe Klicklaute im Bereich von 9000 bis 31000 Hz aus Diese Laute scheinen wie bei den Spitzmausen der Echoortung zu dienen da Schlitzrussler nur kleine Augen besitzen und schlecht sehen 1 Das Sozialverhalten ist wenig erforscht Zumindest von den Dominikanischen Schlitzrusslern ist bekannt dass sie meist in kleinen Gruppen leben und dass sich bis zu acht Tiere den gleichen Unterschlupf teilen Herangewachsene Tiere bleiben oft im gleichen Bau oder in unmittelbarer Nahe ihrer Eltern Nahrung BearbeitenDie Nahrungssuche erfolgt entweder unterirdisch oder auf der Erdoberflache dabei durchwuhlen Schlitzrussler mit ihrer Schnauze das Erdreich Manchmal benutzen sie auch ihre Krallen um hartes Erdreich oder Baumrinde aufzureissen Schlitzrussler sind Allesfresser ernahren sich jedoch vorwiegend carnivor Ihre Nahrung besteht in erster Linie aus Wirbellosen wie Doppelfussern Insekten oder Regenwurmern daneben fressen sie auch Wirbeltiere wie kleine Reptilien In kleinerem Ausmass verzehren sie auch Fruchte und anderes Pflanzenmaterial Fortpflanzung BearbeitenUber die Fortpflanzung ist wenig bekannt Die Weibchen haben ein Paar Zitzen in der Leistenregion Die Paarung durfte asaisonal nicht an Jahreszeiten gebunden sein und unregelmassig erfolgen Bis zu zweimal im Jahr kann das Weibchen nach einer rund funfzigtagigen Tragzeit ein oder zwei Jungtiere zur Welt bringen Vor der Geburt errichtet es ein Nest in dem die Neugeborenen ihre ersten Lebenswochen verbringen Sie wiegen bei der Geburt rund 40 bis 55 Gramm und sind zunachst nackt und blind Mit rund 75 Tagen werden sie entwohnt Das bekannte Hochstalter eines Schlitzrusslers in menschlicher Obhut betrug elf Jahre die Lebenserwartung in freier Wildbahn ist nicht bekannt Bedrohung BearbeitenVor der Ankunft der Menschen auf ihren Heimatinseln hatten die Schlitzrussler kaum naturliche Feinde und entwickelten daher kein Abwehrverhalten Seit Haushunde Hauskatzen und Kleine Mungos eingefuhrt wurden stellt die Nachstellung durch diese Tiere die grosste Bedrohung dar Hinzu kommt die Zerstorung ihres Lebensraumes durch Umwandlung in landwirtschaftlich genutzte Flachen und Siedlungsgebiete Der Kubanische Schlitzrussler galt bereits in den 1950er Jahren als ausgestorben bevor seit den 1970er Jahren einige Exemplare in den ostlichen Landesteilen Kubas wiederentdeckt wurden Dennoch gilt die Art als selten Der Dominikanische Schlitzrussler hingegen galt bis in die 1960er Jahre als relativ haufig wenngleich die Bestande in Haiti deutlich zuruckgegangen waren Seit dieser Zeit setzte aber auch bei dieser Art ein Schwund der Populationen ein Beide Arten sind heute in kleine unwegsame Regionen zuruckgedrangt Die IUCN fuhrt beide Schlitzrusslerarten als stark gefahrdet endangered und furchtet einen weiteren Ruckgang der Bestande Systematik BearbeitenAussere Systematik Bearbeiten Die Schlitzrussler werden in die Ordnung der Insektenfresser Eulipotyphla eingegliedert Diese Ordnung hat eine taxonomisch stark umstrittene Geschichte immer wieder wurden Taxa ein oder ausgegliedert Auch die molekulargenetischen Untersuchungen liefern kein eindeutiges Ergebnis sodass die Abstammungsverhaltnisse innerhalb dieser Gruppe umstritten bleiben Die nachsten Verwandten der Schlitzrussler waren die Karibischen Spitzmause Nesophontidae eine heute ausgestorbene bis ins 2 nachchristliche Jahrtausend auf den Grossen Antillen verbreitete Gruppe spitzmausahnlicher Tiere Moglicherweise stellen Schlitzrussler und Karibische Spitzmause den Uberrest einer fruher eventuell schon seit dem Mesozoikum auf dem amerikanischen Kontinent verbreiteten Gruppe der Insektenfresser dar die sich nach dem Aussterben ihrer Verwandten auf dem Festland auf den Karibischen Inseln halten konnte Fossilienfunde die diese Theorie bestatigen konnten gibt es jedoch bislang nicht Jedoch ergab eine Analyse der mitochondrialen DNA des Dominikanischen Schlitzrusslers dass der letzte gemeinsame Vorfahre der Schlitzrussler und aller anderen rezenten Insektenfresser vor etwa 73 6 bis 78 Millionen Jahren im Campanium Oberkreide lebte also vor dem Massenaussterben an der Kreide Palaogen Grenze 2 3 4 Innere Systematik Bearbeiten Die Familie der Schlitzrussler besteht aus vier Arten darunter zwei ausgestorbene Der Kubanische Schlitzrussler Atopogale cubanus lebt auf Kuba und ist die dunklere und langhaarigere der beiden heute noch lebenden Arten Der Dominikanische oder Haiti Schlitzrussler Solenodon paradoxus hat ein kurzeres eher helleres Fell und ist auf Hispaniola beheimatet Solenodon arredondoi ist ausgestorben Die Art war auf Kuba beheimatet und mit einer Kopfrumpflange von 45 bis 55 Zentimeter und einem geschatzten Gewicht von 1 5 bis 2 Kilogramm deutlich grosser als die beiden heute noch lebenden Arten Der Zeitpunkt des Aussterbens dieser Art ist unklar sie hat aber noch zumindest bis zur Ankunft der Indianer auf Kuba uberlebt Solenodon marcanoi ist ebenfalls ausgestorben Diese Art wiederum lebte auf Hispaniola und war kleiner als die beiden erstgenannten Arten Uberreste dieser Art wurden zusammen mit Rattenknochen gefunden was nahelegt dass sie zumindest bis zur Ankunft der Europaer noch existiert hat Manchmal wird sie in einer eigenen Gattung Antillogale gefuhrt Lange Zeit gehorten alle Schlitzrusslerarten zur Gattung Solenodon Da sich der Kubanische und der Dominikanische Schlitzrussler aber schon vor mehr als 25 Millionen Jahren evolutionar voneinander getrennt haben 4 wird ersterer heute in einer eigenen Gattung Atopogale gefuhrt 5 6 Literatur BearbeitenGerhard Storch Lipotyphla Insektenfresser In Wilfried Westheide Reinhard Rieger Hrsg Spezielle Zoologie Band 2 Wirbel oder Schadeltiere Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg u a 2004 ISBN 3 8274 0307 3 S 514 524 Ronald M Nowak Walker s Mammals of the World 2 Bande 6 Auflage Johns Hopkins University Press Baltimore MD u a 1999 ISBN 0 8018 5789 9 Don E Wilson DeeAnn M Reeder Hrsg Mammal Species of the World A taxonomic and geographic Reference 2 Bande 3 Auflage Johns Hopkins University Press Baltimore MD 2005 ISBN 0 8018 8221 4 Einzelnachweise Bearbeiten Solenodons animal discovery com archiviert vom Original am 6 August 2013 abgerufen im 1 Januar 1 Kirill Grigorev et al Innovative assembly strategy contributes to understanding the evolution and conservation genetics of the endangered Solenodon paradoxus from the island of Hispaniola GigaScience 16 Marz 2018 doi 10 1093 gigascience giy025 Adam L Brandt Kirill Grigorev Yashira M Afanador Hernandez Liz A Paulino William J Murphy Adrell Nunez Aleksey Komissarov Jessica R Brandt Pavel Dobrynin J David Hernandez Martich Roberto Maria Stephen J O Brien Luis E Rodriguez Juan C Martinez Cruzado Taras K Oleksyk Alfred L Roca Mitogenomic sequences support a north south subspecies subdivision within Solenodon paradoxus Mitochondrial DNA Part A 2016 1 DOI 10 3109 24701394 2016 1167891 a b Alfred L Roca Gila Kahila Bar Gal Eduardo Eizirik Kristofer M Helgen Roberto Maria Mark S Springer Stephen J O Brien amp William J Murphy Mesozoic origin for West Indian insectivores Juli 2004 Nature 429 6992 649 51 DOI 10 1038 nature02597 Samuel Turvey Solenodontidae In Handbook of the Mammals of the World Insectivores Sloths Colugos Band 8 Lynx Edicitions Barcelona 2018 ISBN 978 84 16728 08 4 S 620 627 Kennerley R Turvey S T amp Young R 2018 Atopogale cubana The IUCN Red List of Threatened Species 2018 e T20320A22327125 doi 10 2305 IUCN UK 2018 1 RLTS T20320A22327125 en Abgerufen am 2 August 2022 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schlitzrussler Solenodon Sammlung von Bildern Gefahrdungsgrad der Schlitzrussler Atopogale cubanus Solenodon paradoxus und Solenodon marcanoi auf der Roten Liste der IUCN Haitis kleine Geister Artikel von Sven Stockrahm in Zeit Online 13 Januar 2009 Video auf Spiegel Online 11 Dezember 2009 nbsp Dieser Artikel wurde am 23 Dezember 2007 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlitzrussler amp oldid 236149945