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Die Geschichte der Schweiz in romischer Zeit spielt sich zwischen dem 1 Jahrhundert v Chr und dem 5 Jahrhundert n Chr ab Das Gebiet der heutigen Schweiz wurde zwischen dem 1 Jahrhundert v Chr und dem ersten Jahrzehnt n Chr schrittweise ins romische Reich eingegliedert Die romische Herrschaft uber die Gebiete nordlich der Alpen und damit auch uber die Schweiz endete im Jahre 401 n Chr Romische Strukturen uberdauerten das Ende der romischen Herrschaft in Teilen der Schweiz jedoch bis ins Fruhmittelalter Die Besiedelung durch die Romer wurde durch das sogenannte Klimaoptimum der Romerzeit begunstigt Die Schweiz in romischer Zeit Inhaltsverzeichnis 1 Eingliederung Helvetiens ins Romische Reich 2 Romische Strukturen in der heutigen Schweiz 3 Christianisierung in der Spatantike 4 Siehe auch 5 LiteraturEingliederung Helvetiens ins Romische Reich Bearbeiten nbsp Fundort Thermengasse im romischen vicus Turicum Zurich Reste von Fensterglas aus den Thermen nbsp Haarnadeln Schreibgriffel und Spielsteine aus Bein aus dem romischen vicus TuricumDie Eroberung des heutigen Schweizer Raumes durch das Romische Reich begann mit der Unterwerfung des sudlichen Tessin Das dortige Territorium der Insubrer wurde 197 194 v Chr ins Romische Reich eingegliedert Kurz vor dem Gallischen Krieg wurde auch das Gebiet der Allobroger mit Genava Genf Teil der Provinz Gallia Narbonensis Den Berichten des romischen Feldherrn Gaius Iulius Caesar zufolge wollten die Helvetier im 1 Jahrhundert v Chr aus dem Gebiet des heutigen Schweizer Mittellands ins Rhonetal auswandern Der romische Staat und andere gallische Stamme sahen sich dadurch bedroht weshalb Caesar die Helvetier in der Schlacht bei Bibracte mit Gewalt an der Auswanderung hinderte und ins Mittelland zuruckschickte Bis ins 1 Jahrhundert v Chr wurde danach das gesamte Gebiet der heutigen Schweiz schrittweise ins Romische Reich integriert Im Mittelland wurden zur Sicherung der romischen Herrschaft zahlreiche romische Kolonien angelegt die Sicherung der Rheingrenze und die Unterwerfung der Alpenvolker im Wallis und in Graubunden erfolgte spatestens bis zum Ende der Regierungszeit des Augustus 31 v Chr 14 n Chr Damit wurden die strategisch wichtigen Alpenpasse gesichert Romische Strukturen in der heutigen Schweiz Bearbeiten nbsp Die Ruinen des romischen Amphitheaters von AventicumDer grosste Teil der heutigen Schweiz war wahrend der Kaiserzeit der romischen Provinz Germania superior zugeteilt Die Ostschweiz Wallis und Graubunden gehorten zur Provinz Raetia Teile des Tessins schliesslich zur Provinz Gallia Transpadana Unter Kaiser Claudius wurde das Wallis um 43 n Chr von Raetien abgetrennt und zur Provinz Alpes Poeninae erklart weil der Grosse St Bernhard zwischen Aosta und Octodurum Martigny in den Rang einer Reichsstrasse erhoben wurde Seit 17 n Chr wurde der sudliche Heeresabschnitt der Rheingrenze durch das Legionslager Vindonissa Windisch AG im Kanton Aargau verteidigt das auch ein wichtiger Strassenknotenpunkt wurde Als die Grenze durch den Bau des Limes nach Norden verlegt wurde verlor Vindonissa ab 101 n Chr an Bedeutung Erst in der Spatantike wurde das Lager wieder belebt Die Grenze der Provinzen Raetia und Germania superior verlief vom Bodensee uber den Walensee und das Berner Oberland zum Genfersee Zentren der romischen Schweiz waren die alte helvetische Hauptstadt Aventicum Avenches sowie die romischen Kolonien Julia Equestris Nyon Augusta Raurica und Forum Claudii Vallensium Martigny Die rechtliche Besserstellung der Kolonien bewog viele romische Burger sich in Helvetien anzusiedeln Bis 260 n Chr erlebte die romische Schweiz einen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung Die Akkulturation zwischen der keltischen Tradition und den neuen mediterranen Einflussen erfolgte konfliktfrei Durch die Urbanisierung und den Bau vieler Strassen verbreiteten sich auch neue Ideen und Lebensgewohnheiten wie zum Beispiel die vielen Badeanlagen die man selbst in den kleinen vici Dorfern errichtete Der vicus Lousonna Lausanne beispielsweise verdankte seine Bedeutung nicht dem politischen Rang sondern einzig und allein dem wirtschaftlichen Wohlstand Weitere ausgegrabene vici waren Aquae Helveticae Baden AG und Lenzburg Bern Engehalbinsel Turicum Zurich und Vitudurum Winterthur Namentlich bekannte vici sind Viviscus Vevey Uromagus Oron la Ville Pennelocus Villeneuve und Tasgetium Eschenz In der Spatantike wurde die Schweiz wieder zum Grenzgebiet Bei der Reorganisation der romischen Provinzen im 3 Jahrhundert durch Kaiser Diokletian wurde die Nordschweiz der neuen Provinz Maxima Sequanorum zugeteilt und entlang des Rheins eine dichte Kette von befestigten Stadten Kastellen und Wachturmen angelegt Donau Iller Rhein Limes Nach dem Einfall der Goten ins Westromische Reich wurden im Jahr 401 alle romischen Truppen zum Schutz Italiens aus den Gebieten nordlich der Alpen zuruckgezogen Die Herrschaft uber die Westschweiz ging an das Reich der Burgunden uber die Zentral und Ostschweiz wurde von den Alamannen kontrolliert und besiedelt wahrend die Alpengebiete noch weiter in der Hand gallo romanischer Lokalherrscher verblieben zum Beispiel in der der Bischofe von Chur oder des Bistums Sitten nbsp Die romischen Provinzen im Alpenraum nach dem Tod des Augustus 14 n Chr nbsp Die romischen Provinzen im Alpenraum und das romische Strassennetz ca 150 n Chr nbsp Die Romischen Provinzen und Diozesen im Alpenraum um 395 n Chr Christianisierung in der Spatantike Bearbeiten nbsp Die historische kirchliche Einteilung der SchweizDas Auftreten des Christentums ist in der Schweiz ab dem 3 Jahrhundert nachgewiesen Es verbreitete sich entlang der romischen Strukturen d h in den alten romischen Stadten und entlang der romischen Handelswege Dort traf es auf die antiken religiosen Traditionen der Kelten der Romer und unterschiedlicher religioser Stromungen die aus dem Vorderen Orient kommend im Imperium Romanum Fuss gefasst hatten z B der Mithras Kult oder die Verehrung der Isis bzw der Alma Mater Die anfanglichen Schwerpunkte lagen dabei in der heutigen Westschweiz So verbreitete sich etwa die Legende des Martyriums der Thebaischen Legion von Martigny uber Saint Maurice Mauritius Solothurn Ursus und Victor bis nach Zurich Felix und Regula Durch die Mailander Vereinbarung von 313 wurden die Christen im romischen Reich toleriert und das Christentum 380 unter Theodosius I zur Staatsreligion erklart Als Folge davon entstanden in Genf Martigny Avenches Augusta Raurica Chur und Vindonissa Kirchen und Bischofssitze In Genf und Martigny gibt es Uberreste von sakralen Bauten aus dieser Zeit In Kirchendokumenten ist 381 ein Bischof Theodul in der Stadt Martigny bezeugt um 400 ein Bischof Isaak von Genf 451 ein Bischof Asinio von Chur Die Bischofssitze von Martigny Avenches Augusta Raurica und Vindonissa gingen wahrend der Volkerwanderung unter und wurden nach Sion Lausanne Basel und Konstanz verlegt In Chur und Sion gelang es den Bischofen bereits im Fruhmittelalter zu lokalen Herrschern aufzusteigen In den von der Volkerwanderung mehr oder weniger nicht betroffenen Gebieten in Graubunden und im Tessin entstanden im 5 Jahrhundert zahlreiche Kirchen und einige Kloster In der Westschweiz wurde die Christianisierung nach einer kurzen Unterbrechung durch die Burgundenkonige gefordert die zum Beispiel die Abtei Saint Maurice und das Kloster Romainmotier grundeten Als die germanischen Franken im 6 Jahrhundert die Burgunder ablosten waren die Bewohner der Westschweiz bereits christianisiert In der Ostschweiz gab es zwar vereinzelte christliche Gemeinschaften aus der Romerzeit zum Beispiel Arbon unter den einwandernden Alamannen war jedoch der alte germanische Gotterglaube verbreitet Als die irischen Wandermonche Columban Gallus und Fridolin im 7 Jahrhundert an den Bodensee kamen fanden sie starken Widerstand weil die Einwohner dort Wodan verehrten Die ersten Kirchen auf alamannischem Gebiet waren Sackingen und die Einsiedelei von Gallus an der Steinach die spatere Furstabtei St Gallen Die Wandermonche waren jedoch in ihrer Mission recht erfolgreich und die zahlreichen Klostergrundungen im 8 Jahrhundert in der Ostschweiz zum Beispiel St Gallen Disentis Pfafers Einsiedeln Luzern Zurich fanden in einem mehrheitlich christianisierten Land statt Wie andernorts hielten sich jedoch heidnische Volksbrauche noch bis ins Hochmittelalter parallel zum Christentum vereinzelt sogar bis heute Siehe auch BearbeitenDie Schweiz im MittelalterLiteratur BearbeitenRegula Frei Stolba GL Romisches Reich In Historisches Lexikon der Schweiz Walter Drack Rudolf Fellmann Die Romer in der Schweiz Theiss Stuttgart 1988 ISBN 3 8062 0420 9 L Flutsch U Niffeler F Rossi Hrsg Romische Zeit In SPM Bd 5 Schweizerische Gesellschaft fur Ur und Fruhgeschichte Basel 2002 ISBN 3 908006 54 6 Andres Furger Carola Jaggi Max Martin Renata Windler Die Schweiz zwischen Antike und Mittelalter In Archaologie und Kulturgeschichte der Schweiz 4 Neue Zurcher Zeitung Zurich 1996 ISBN 3 85823 560 1 Andres Furger Cornelia Isler Kerenyi Stefanie Jacomet Christian Russenberger Jorg Schibler Die Schweiz zur Zeit der Romer Multikulturelles Kraftespiel im 1 bis 5 Jahrhundert In Archaologie und Kulturgeschichte der Schweiz 3 Neue Zurcher Zeitung Zurich 2001 ISBN 3 85823 809 0 Gabriele Graenert Felix Muller Christian Strahm Schweiz In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 27 Walter de Gruyter Berlin New York 2004 ISBN 3 11 018116 9 S 485 514 Felix Stahelin Die Schweiz in romischer Zeit Basel 1927 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Schweiz in romischer Zeit amp oldid 232027621