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Das Kloster Disentis ist eine Benediktinerabtei in Disentis im Kanton Graubunden in der Schweiz Die Abtei wurde um das Jahr 700 gegrundet tragt den Namen des Heiligen Martin und prasentiert sich heute im baulichen Zustand des spaten 17 Jahrhunderts Die zweiturmige Kirche wurde zwischen 1696 und 1712 im Vorarlberger Barock erbaut und entspricht dem Vorarlberger Munsterschema Kloster Disentis gehort der Schweizerischen Benediktinerkongregation an Benediktinerabtei und Bahnhof Disentis Oktober 2020 Klosterpforte vor dem UmbauDas Museum im Nordflugel des Konventsgebaudes zeigt eine kunst und kulturhistorische Sammlung aus dem Mittelalter Dank seines Gymnasiums ist das Kloster noch heute eine wichtige Bildungsstatte der Region Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baugeschichte 3 Inneres der Klosterkirche 4 Gymnasium und Internat Kloster Disentis 5 Abte 6 1400 Jahre Kloster Disentis 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Furstl Closter Dissentis 1698 nbsp Kloster Disentis von der Via Lucmagn aus gesehen September 2019 Es lasst sich nicht mehr eindeutig datieren wann sich der frankische Monch Sigisbert in der Desertina niederliess Ihm schloss sich der Ratier Placidus an ein machtiger Besitzer der Region Da aber der Landesherr Prases Victor in Chur die bisher bewahrte Sonderstellung Churratiens gefahrdet sah liess er Placidus ermorden Die Uberlieferung stilisierte den Mord zu einer Enthauptung und nannte in der Folge Placidus einen Martyrer und Sigisbert einen Bekenner Cephalophoren Legende Spatestens im Jahre 700 entstand um ihr Grab ein Kloster 1 geleitet von Abt Ursicin Die Monche ubernahmen die Regel des heiligen Benedikt 765 wird das Kloster im Testament des Churer Bischofs Tello zum ersten Mal urkundlich erwahnt 940 zerstorten Sarazenen das Kloster Als Huterin des Lukmanierpasses wurde Disentis fur die kaiserlichen Interessen in Italien bedeutsam Otto I und Friedrich I Barbarossa begingen den Pass auf ihrem Weg in den Suden In dieser Zeit entstand der Klosterstaat der eine Grosse von 720 km erreichte 1020 ubertrug Kaiser Heinrich II die Abtei der bischoflichen Kirche Brixen 2 Die Brixner Oberherrschaft blieb jedoch umstritten und endete mit der Wiederherstellung der klosterlichen Immunitat im Jahr 1074 3 1395 war der Furstabt von Disentis Mitbegrunder des Grauen Bundes In der Reformationszeit geriet das Kloster an den Rand seiner Existenz Allmahlich gelang die religiose und geistige Erneuerung die ihren markanten Ausdruck im barocken Klostergebaude fand Wahrend des Zweiten Koalitionskrieges im Fruhjahr 1799 plunderten franzosische Truppen das Kloster Am 1 Mai 1799 kam es zu einem Aufstand der Einheimischen gegen die franzosische Armee Als Reaktion wurden am 6 Mai Abtei und Dorf in Brand gesteckt Nachdem die Abtei bereits ihre Besitzungen im Veltlin verloren hatte blieben ihr nur Schutt und Schulden Der Wiederaufbau ging nur langsam voran und wurde durch einen erneuten Brand 1846 behindert Der Kanton Graubunden stellte das verarmte Kloster zudem unter Staatskontrolle Das kantonale Klostergesetz von 1861 verhinderte weitgehend die Novizenaufnahme und das schon vorher stark verarmte Kloster Disentis drohte dadurch vollends unterzugehen Zu einem Umdenken kam es 1880 nach einem Stimmungsumschwung im Volk und in der Regierung Treibende Krafte dahinter waren der Disentiser Redaktor Placi Condrau der junge Trunser Politiker Caspar Decurtins und der Maienfelder Theophil von Sprecher Mit Hilfe der Schweizer Benediktinerkongregation vor allem durch die Abtei Muri Gries wurde das Kloster vor dem Aussterben bewahrt und erfuhr im 20 Jahrhundert eine neue Blute Baugeschichte BearbeitenErhalten sind die Grundmauern der vorkarolingischen Marienkirche und der ersten Martinskirche um 720 Bedeutsam sind die Fragmente der bemalten Stuck Ausstattung In der heutigen Marienkirche stammen die Apsiden aus dem Ende des 10 Jahrhunderts Die barocke Klosteranlage wurde zwischen 1683 und 1704 errichtet Als Architekt gilt Bruder Caspar Moosbrugger 1656 1721 aus Einsiedeln 1712 wurde die Kirche geweiht Nach den verheerenden Branden von 1799 und 1846 wurde das Konventgebaude verandert und um ein Stockwerk erhoht 1895 1899 wurde nach Planen von August Hardegger die Marienkirche erbaut heute Bibliothek und Museum 1937 1940 wurde mit dem Internatsbau von Walther Sulser das schon im barocken Bauplan vorgesehene Rechteck vollendet 1969 1973 erbauten Hermann und Hans Peter Baur das nahe Schulgebaude Werner Schmidt machte im Bereich der Studiensale des Gymnasiums 1994 wesentliche Eingriffe und gestaltete 1999 das sog Oberhaus Knabeninternat 2005 wurde das sog Unterhaus Madcheninternat von Gion A Caminada in Betrieb genommen Zusammen mit den weiteren Neubauten von Caminada auf Salaplauna Klosterhof Senneria zeichnete der Schweizerische Ingenieur und Architektenverein SIA das Gesamtprojekt des Benediktinerklosters Disentis mit dem Preis umsicht regards sguardi 11 aus Juryfazit Das umsichtige Besinnen und das Beharren des Klosters auf dem eigenen Profil sowie die Achtung der Besonderheiten des Ortlichen und Regionalen in der Umsetzung beeindrucken als mutiger zukunftsoffener Prozess Da der lebenswichtige Tourismus untrennbar mit Tradition und Kultur der Bewirtschaftung des Landschaftsraums verknupft ist bietet die Arbeit Denkanstosse die uber den Ort und die Region hinausstrahlen Zum Kloster Disentis gehort die 1989 von Peter Zumthor erbaute Caplutta Sogn Benedetg in Sumvitg Inneres der Klosterkirche Bearbeiten nbsp Innenansicht der KlosterkircheDie Ausrichtung nach Norden verleiht dem Raum eine Theaterbeleuchtung von Sonnenaufgang bis zum Abend Dabei bleiben die Fenster fur den in die Kirche tretenden und nach vorn blickenden Besucher durch die Pfeiler verdeckt die sich wie Kulissen seitlich hereinschieben Die Gemalde am Kirchengewolbe sind ein Werk von Fritz Kunz 1868 1947 Er gehorte in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts zu den geachteten Vertretern einer neueren religiosen Malerei Der Hochaltar stammt aus Deggendorf und wurde von Melchior Stadler geschaffen Der Altar gelangte 1885 nach Disentis als Ersatz fur den 1799 zerstorten alten Hauptaltar von Johann Ritz von Selingen 1666 1729 Von ihm erhalten geblieben ist der Placidusaltar rechts vom Choreingang und der Benediktsaltar links des Choreingangs In der Kirche stehen weitere sechs Altare Das Chorgitter ist ein Werk von Bruder Joseph Baz 1737 Die Kanzel wurde von Bruder Petrus Soler von Schluein 1717 geschaffen Im Refektorium 6 Kabinettscheiben und zahlreiche Profanscheiben 1946 1952 von Giuseppe Scartezzini nbsp Blick auf die OrgelDie Orgel wurde 1933 34 von der Orgelbaufirma Gattringer Rorschach erbaut 1955 wurde die Disposition um 9 Register der Firma Goll erganzt 1960 baute Orgelbau Mathis Nafels das Ruckpositiv 2020 wurde die Orgel durch Orgelbau Kuhn restauriert 4 I Hauptwerk C g30 1 Prinzipal 16 K 0 2 Prinzipal 0 0 8 0 3 Flauto dolce 0 8 0 4 Gedeckt 0 8 0 5 Spitzgambe 0 8 0 6 Oktave 0 4 0 7 Gemshorn 0 4 0 8 Hohlnasat 0 2 2 3 0 9 Superoktave 0 0 2 10 Mixtur VI 0 2 11 Dulzian 16 12 Trompete 0 8 II Schwellwerk 1 C g313 Italienisch Prinzipal 0 0 8 14 Spitzflote 0 8 15 Salizional 0 8 16 Principal 0 4 17 Rohrflote 0 4 18 Quintflote 0 2 2 3 19 Principal 0 2 G 20 Waldflote 0 2 21 Larigot 0 1 1 3 G 22 Siffflote 0 1 G 23 Scharf IV 0 1 G 24 Krummhorn 0 8 25 Schalmei 0 4 Tremolo III Schwellwerk 2 C g326 Bourdon 16 27 Prinzipal 0 8 28 Flotengedeckt 0 8 29 Zartgeige 0 8 30 Vox coelestis 0 8 31 Harfenprinzipal 0 4 32 Traversflote 0 4 33 Rohrnasat 0 2 2 3 34 Blockflote 0 2 35 Terzflote 0 1 3 5 36 Mixtur IV 0 1 1 3 G 37 Quintzimbel IV 0 2 3 38 Rankett 16 39 Trompette harmonique 0 8 40 Oboe 0 8 41 Clairon 0 4 G Tremolo IV Ruckpositiv C g342 Bleigedackt 0 8 M 43 Quintaton 0 8 M 44 Praestant 0 4 M 45 Spitzflote 0 4 M 46 Schwiegel 0 2 M 47 Octavlein 0 1 M 48 Zimbel III 0 0 0 0 1 2 0 M 49 Holzregal 0 8 M Tremolo M Pedalwerk C f150 Untersatz 32 K 51 Prinzipalbass 0 16 52 Subbass 16 53 Echobass 16 54 Quintbass 10 2 3 Fortsetzung Pedal 55 Oktave 0 8 56 Violon 0 8 K 57 Zartgedeckt 0 8 58 Gedacktpommer 0 8 59 Choralbass 0 4 G 60 Bassflote 0 4 61 Octav 0 2 G 62 Mixtur V 0 4 G Fortsetzung Pedal 63 Posaune 0 16 64 Regal 16 65 Fagott 0 8 66 Clairon 0 4 Anmerkungen K neues Register von Kuhn 2020 G Register von Goll 1955 M Register von Mathis 1960 Nicht gekennzeichnete Register sind Originalregister von Gattringer 1934 Gymnasium und Internat Kloster Disentis BearbeitenDie Klosterschule von Disentis wurde erstmals 1285 mit dem Hinweis auf den Unterricht der Sieben Freien Kunste dokumentarisch erwahnt Der Historiker und damalige Rektor Pater Urban schrieb 1996 die ganze Klostergeschichte uberblickend Das Kloster Disentis ist ohne Schule kaum vorstellbar 5 Sehr viele Monche sind wie in Klosterschulen ublich aus den Reihen der Schuler hervorgegangen Das Schultheater war seit 1657 uber Jahrhunderte hinweg eine bedeutende Kulturinstitution Schuler fuhrten Stucke in lateinischer ratoromanischer deutscher und italienischer Sprache auf 6 Im 19 Jahrhundert wurde die Schule ein Gymnasium seit 1936 konnen Maturitatsprufungen abgelegt werden Seit Mitte der 1970er Jahre werden auch Madchen aufgenommen Am Gymnasium amp Internat Kloster Disentis werden heute rund 160 Schulerinnen und Schuler unterrichtet Rund ein Drittel davon lebt im Internat 2008 wurde die Physikerin Genevieve Appenzeller Combe zur Rektorin gewahlt 2017 ubernahm Roman Walker das Rektorat 2019 Tom Etter Abte BearbeitenDem Kloster Disentis haben seit seiner Grundung um die 66 Abte vorgestanden Beda Hophan 1925 1963 7 Lebensdaten 1875 1964 8 Viktor Schonbachler 1963 1988 Wahlspruch In omnibus caritatis Lebensdaten 8 Marz 1913 18 Jan 1996 9 Pankraz Winiker 1988 2000 Abtprases der schweizerischen Benediktinerkongregation 1991 1997 Wahlspruch Pax et gaudium Lebensdaten 16 Dezember 1925 25 Oktober 2013 10 Daniel Schonbachler 18 Dezember 2000 bis 18 April 2012 Wahlspruch Unitas in diversitate Lebensdaten 31 Marz 1942 11 14 August 2023 Vigeli Monn seit 19 April 2012 12 Wahlspruch Duc in altum Lebensdaten 13 April 1965 13 1400 Jahre Kloster Disentis BearbeitenWie 1814 und 1914 beging das Kloster Disentis auch 2014 ein Jubilaumsfest unter dem Titel Stabilitas in progressu Stabilitat im Fortschritt Literatur BearbeitenUrban Affentranger Bau und kunstgeschichtliche Studien zur Disentiser Klosterkirche In Bundner Monatsblatt 4 2011 S 273 293 Benediktinerkloster Disentis Hrsg Die weisse Arche Somedia Verlag Glarus 2020 ISBN 978 3 7298 1204 8 Adolf Collenberg Disentis Muster In Historisches Lexikon der Schweiz 8 Juni 2009 Gion Condrau Hrsg Disentis Muster Geschichte und Gegenwart Disentis 1996 ISBN 3 9521081 0 3 Erwin Koch Text Giorgio von Alb Fotos Ein Buch uber die Welt Das Kloster Disentis Benteli Verlag Sulgen 2010 ISBN 978 3 7165 1596 9 Iso Muller Das Disentiser Studententheater 1657 1879 In Studien und Mitteilungen des Benediktinerordens 83 1972 S 246 273 Daniel Schonbachler Die Benediktinerabtei Disentis Schweizerische Kunstfuhrer Nr 524 Hrsg Gesellschaft fur Schweizerische Kunstgeschichte GSK Bern 1992 ISBN 978 3 85782 524 8 Ernst Alfred Stuckelberg Die Ausgrabung zu Disentis In Basler Zeitschrift fur Geschichte und Altertumskunde Teil 1 Teil 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kloster Disentis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Benediktinerabtei Disentis Gymnasium Kloster Disentis Benediktiner Kloster Sankt Martin Foto auf baukultur gr ch Kloster Disentis auf der Plattform ETHoramaEinzelnachweise Bearbeiten Daniel Schonbachler in Markus Riek Jorg Goll Georges Dasecoeudres Hrsg Die Zeit Karls des Grossen in der Schweiz Benteli Verlag Sulgen 2013 S 84 Martin Bitschnau Hannes Obermair Tiroler Urkundenbuch II Abteilung Die Urkunden zur Geschichte des Inn Eisack und Pustertals Bd 1 Bis zum Jahr 1140 Universitatsverlag Wagner Innsbruck 2009 ISBN 978 3 7030 0469 8 S 165 166 Nr 193 Iso Muller Disentis im 11 Jahrhundert In Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 50 1932 S 194 224 Bezug S 208f Ausfuhrliche Informationen zur Orgel und Disposition auf der Website der Orgelbaufirma Urban Affentranger Die Klosterschule in Geschichte und Gegenwart In Disentis Muster Geschichte und Gegenwart Im Auftrag der Gemeinde Disentis Muster redigiert und herausgegeben von Gion Condrau 1996 ISBN 3 9521081 0 3 Iso Muller Das Disentiser Studententheater 1657 1879 In Studien und Mitteilungen des Benediktinerordens 83 1972 S 252 Daniel Schonbachler Disentis In Historisches Lexikon der Schweiz https www portraitarchiv ch portrait show 231086 Biographia Benedictina Viktor Schonbachler Biographia Benedictina Pankraz Winiker Biographia Benedictina Daniel Schonbachler Pater Vigeli Monn OSB wird neuer Abt Abgerufen am 22 Oktober 2022 Biographia Benedictina Vigeli Monn 46 706944444444 8 8563888888889 Koordinaten 46 42 25 N 8 51 23 O CH1903 708413 173838 Normdaten Korperschaft GND 1095228 7 lobid OGND AKS LCCN n97075647 VIAF 135044223 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Disentis amp oldid 236440414