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Buzuq arabisch بزق auch bozuq buzuk bouzouq bouzouk bousoq ist eine Langhalslaute mit einem birnenformigen Korpus die vermutlich in spatosmanischer Zeit entwickelt wurde und in der Unterhaltungsmusik der arabischen Lander in der Levante weit verbreitet und in allen Genres beliebt ist Ursprunglich ein Volksmusikinstrument ethnischer Minderheiten wie der Kurden in Nordsyrien Wandermusikergruppen im Libanon und in Palastina gehorte die buzuq anfangs nicht zum traditionellen Instrumentarium der klassischen turkischen und der klassischen arabischen Musik Seit der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts wird die buzuq hauptsachlich in den Stadten Syriens des Irak und des Libanon solistisch zur Begleitung arabischer Lieder und in klassischen Orchestern gespielt Die buzuq ist eng mit der turkischen saz Familie und der griechischen bouzouki verwandt Alte Form einer bouzouki mit rundem Schallloch und drei Doppelsaiten die ungefahr einer buzuq entspricht Im Unterschied zu einer buzuq mit mikrotonal angeordneten beweglichen Bunden sind die Bunde der bouzouki chromatischen Tonstufen entsprechend angeordnet und fest montiert Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Verbreitung 2 Bauform 3 Spielweise 3 1 Von der Strassenmusik zur klassischen Musik 3 2 Arabische Lieder und Neuerungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHerkunft und Verbreitung Bearbeiten nbsp Musiker mit Langhalslaute auf einem hethitischen Relief aus Alaca Hoyuk um 1300 v Chr Langhalslauten deren Hals um ein Mehrfaches langer ist als der Korpus sind in weiten Gebieten Asiens von Indien uber Zentralasien den Nahen Osten nach Westen bis zum Balkan verbreitet von der in Unteritalien im 16 17 Jahrhundert vorkommenden Colascione abgesehen Ihren Ursprung vermutet Norbert Beyer 1996 in Zentralasien 1 Die Ansicht von Wilhelm Stauder 1970 dass die Langhalslaute wohl aus dem Kaukasus in den altsyrisch mesopotamischen Raum gelangt sei wo sie ab dem 2 Jahrtausend v Chr mehrfach belegt ist 2 konnte Subhi Anwar Rashid erstmals 1970 widerlegen denn ein Musiker der eine Langhalslaute in der heute ublichen Spielposition schrag nach der Seite vor dem Korper halt ist bereits auf einem Rollsiegel der Akkadzeit um 2350 2170 v Chr nach der mittleren Chronologie 3 abgebildet Auch ein weiteres Rollsiegel das in die Regierungszeit von Naram Sin reg 2273 2219 v Chr datiert wird belegt Langhalslauten in der Akkadzeit in Mesopotamien 4 Nachfolgend erscheint die stets mit einem kleinen Korpus dargestellte Langhalslaute Schalenspiesslaute in der III Dynastie von Ur 2111 2003 und ab der Hyksos Zeit um 1650 1550 v Chr in Agypten wo die Laute verbessert wurde und die Decke erstmals Schalllocher erhielt Mehrere kleine Schalllocher sind auch an der Laute auf einem hethitischen Steinrelief aus Alaca Hoyuk in Anatolien zu erkennen Die Lautenabbildung gehort zu einer lebendigen Unterhaltungsszene mit Gauklern Tanzern und Musikern an der Orthostatenmauer neben dem Sphinxtor 5 Das Relief entstand um 1300 v Chr in einer Zeit als die Hethiter und Agypter friedliche Handelsbeziehungen unterhielten 6 In anderer Gestaltung sind solche Bankettszenen auch fur sumerische Rollsiegel typisch Aus der 18 Dynastie um 1550 um 1300 v Chr ist eine zweisaitige Spiesslaute mit einem Schildkrotenpanzer als Korpus erhalten und aus dem Alten Agypten des 16 oder 15 Jahrhunderts v Chr stammt eine dreisaitige Laute mit einem langovalen Holzkorpus 7 Ein den offenbar stets von Frauen gespielten agyptischen Schalenspiesslauten nachgebildetes Instrument in den Handen einer Musikerin ist auf einer 1500 1200 v Chr datierten Vasenmalerei aus Kreta zu sehen 8 Der Typus dieser Spiesslauten uberlebt in Westafrika etwa als ngoni 9 Die historischen Langhalslauten von Mesopotamien und Agypten besassen einen schlanken Korpus und meist zwei Saiten die mit der linken Hand uber Bunden verkurzt und mit einem Plektrum in der rechten Hand angerissen wurden Im antiken Griechenland sind Langhalslauten erst seit dem 4 Jahrhundert v Chr und nur von wenigen Abbildungen auf griechischer Keramik und romischen Sarkophagen bekannt Die alteste griechische Lautenabbildung ist die um 320 v Chr datierte Musenbasis von Mantineia Eine der sechs auf dem Marmorrelief gezeigten Musen spielt eine Laute mit einem langgestreckten Korpus und einem gerundeten Hals 10 Wegen seiner drei Saiten wurde dieses Instrument trichordon Dreisaiter genannt Im 2 Jahrhundert n Chr setzte Iulius Pollux trichordon mit dem Namen der griechisch romischen Laute pandura gleich und fugte hinzu diese sei von den Assyrern erfunden worden 11 Der Name pandura der in Griechenland erstmals im 3 Jahrhundert v Chr erwahnt wird 12 verweist jedenfalls nach Osten Er leitet sich von der sumerischen Bezeichnung pandur fur Langhalslauten ab die ausserdem fur die historische europaische Pandora und fur heutige Lauten im Kaukasus panduri und pondur verwendet wird und mit dem im Orient weit verbreiteten Wortumfeld von Persisch tanbur verwandt ist Arabisch tunbur bezeichnete in der mittelalterlichen arabischen Musik Quellen hierzu ab Ende des 9 Jahrhunderts eine dreisaitige Langhalslaute mit Bunden 13 In der byzantinischen Musik gab es ein hofisches Orchester das uberwiegend mit Zupf und Streichinstrumenten besetzt war Zu den Zupfinstrumenten gehorten die Lauten pandoura laouta vier unterschiedlich grosse tamboura deren Form ungefahr der heutigen bouzouki entsprach und eine dreisaitige phandouros die auch thamboura genannt wurde Die wenigen byzantinischen Quellen fur die ausschliesslich in der weltlichen Musik verwendeten Instrumente stammen im Wesentlichen aus dem 10 und 14 Jahrhundert 14 nbsp Osmanische Musik in Aleppo Mitte 18 Jahrhundert Von links nach rechts Rahmentrommel daf Langhalslaute tanbur mit schmalem Holzkorpus Langsflote nay Spiessgeige kamangi Kesseltrommelpaar nakara Im 11 Jahrhundert war die Langhalslaute kopuz das beliebteste Begleitinstrument der turkischen Epensanger ozan in Zentralasien Deren Nachfahren in der Turkei asik begleiten sich auf der verwandten baglama einer Variante der saz Lautenfamilie 15 Zur Wortgruppe saz von persisch saz allgemein Musikinstrument gehoren eine Reihe von Langhalslauten unterschiedlicher Grossen und Stimmungen Das Verbreitungsgebiet dieses Langhalslautentyps erstreckt sich uber die Turkei mit unter anderem cura baglama und divan sazi hinaus bis in den Kaukasus Georgien tschonguri nach Aserbaidschan chogur Nordiran Nordsyrien und auf den Balkan Bosnien und Herzegowina saz polusaz sargija und Albanien ciftelia saze Die persische Langhalslaute tanbur ist mit unterschiedlichen Langhalslauten von Indien tanpura tandura dambura bis in die Turkei tambur kurdisch tembur und auf dem Balkan tambura sprachverwandt Zu einer von persisch tar Saite namentlich abgeleiteten Gruppe von Langhalslauten gehoren setar sitar und dotar turkisch dutar Der saz Familie weitgehend ahnliche Langhalslauten heissen regional je nach sprachlicher Bevorzugung tanbur oder setar von denen wiederum unterschiedliche Grossen existieren 16 Hierzu gehoren auch die bouzouki in Griechenland die bozuq in Nordmazedonien und die buzuq die heute hauptsachlich in der stadtischen Musik in Syrien im Irak und im Libanon gespielt wird Die in den 1920er Jahren in Griechenland mit der Subkultur der aus Kleinasien vertriebenen Griechen eingefuhrte bouzouki wurde anfangs mit der anruchigen Rembetiko Musikszene assoziiert und erlebte mit einer gewissen Parallele zur buzuq im Verlauf des 20 Jahrhunderts eine Aufwertung zum beliebtesten Musikinstrument in der stadtischen Popularmusik 17 Die griechische baglamas ist eine kleinere Version der bouzouki mit drei doppelchorigen Metallsaiten und die in Sudalbanien vorkommende bakllama besitzt drei Einfachsaiten Es ist nur begrenzt moglich die grosse Gruppe der orientalischen Langhalslauten nach ihren Bezeichnungen und zugleich morphologischen Eigenschaften in einzelne Familien einzuteilen Das Wort tanbur kommt erstmals in einem mittelpersischen Text aus der Sassanidenzeit 224 651 n Chr vor Von dort gelangten Name und Instrumententyp in die arabische byzantinische 18 osmanische Musik und im 14 15 Jahrhundert auf den Balkan Im 17 Jahrhundert war die tanbur nur unter diesem Namen die einzige Langhalslaute in der hofischen osmanischen Musik und blieb dies bis zum Ende des 19 Jahrhunderts In Form Stimmung und Spielweise hatte sich die osmanische tanbur von den gleichnamigen und sonstigen persischen Lauten abgesetzt 19 Seitdem ist saz in seiner engeren Bedeutung im Turkischen der Oberbegriff fur Langhalslauten die in der Volksmusik gespielt werden wahrend tambur eher fur die Kunstmusik reserviert ist nbsp Die kurdische tembur verkorpert den alten Langhalslautentyp mit einem aus einem Holzblock geschnitzten schlanken Korpus Bei der Sekte Ahl e Haqq im Norden Irans gilt die tembur als heiliges Instrument 20 In der arabischen Musik nahm die tunbur seit dem Mittelalter stets die zweite Position nach der Kurzhalslaute ʿud ein Im 18 und 19 Jahrhundert gab es in den grossen arabischen Stadten im Osmanischen Reich mehrere Typen der tunbur Fur Kairo zahlt der franzosische Musikwissenschaftler Guillaume Andre Villoteau 1759 1839 die zu seiner Zeit gebrauchlichen Namen tanbur scharqi tanbur kabir turki arabisch grosse turkische tanbur tanbur buzurk persisch grosse prachtige tanbur tanbur bulghari bulgarische tanbur und tanbur baghlama auf Die wohl in dieser Zeit eingefuhrte buzuq wurde anfangs uberwiegend von Kurden Turkmenen und anderen nichtarabischen Minderheiten wie den Dom Domari Sprecher arabisch Nawar in Nordsyrien und im Libanon verwendet 21 Zum einfachen Instrumentarium der syrischen Nawar gehorte auch die aus einem Blechkanister als Resonanzkorper bestehende Fiedel rebaba 22 Im Libanon begleiteten die Nawar mit der buzuq manchmal eine Zigeunertanzerin die Fingerzimbeln benutzte 23 Das 19 Jahrhundert war fur die arabischen Lander eine Zeit der durch zunehmende westliche Einflusse erzwungenen gesellschaftlichen und kulturellen Reformen Fur die klassische arabische Musik bedeutete dies eine gesteigerte Wertschatzung durch eine neue Schicht von Bildungsburgern Ende des 19 Jahrhunderts verschwanden alle arabischen tunbur Typen und an ihre Stelle trat die buzuq die nun auch von Arabern gespielt wurde Seitdem gehort die buzuq im Besonderen zur stadtischen Musikkultur von Baghdad Damaskus und Beirut 24 Die buzuq ist ferner in Jordanien und Palastina beliebt Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelten sich im Zuge der neu entstandenen Nationalstaaten regional differenzierte Musikformen Wie die buzuq fur Syrien und Libanon neben der ʿud eine musikalisch hervorgehobene Stellung einnahm so erlangten etwa im Sudan die Leier tanbura in Marokko die Kastenhalslaute gimbri und in Tunesien die Sackpfeife mezwed eine besondere Popularitat innerhalb des jeweiligen nationalen Musikstils In der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts wurden zunehmend traditionelle klassische Musikformen wiederaufgegriffen begunstigt zum einen durch eine Abwehrreaktion gegen westliche Einflusse und die Dominanz einer kommerziellen agyptischen Musik Zum anderen wurden die Musiker durch Archivaufnahmen inspiriert die nunmehr auf Tontragern erhaltlich waren Das im 20 Jahrhundert eingefuhrte moderne Orchester firqa in den arabischen Landern der Levante wurde zunachst um die Violine und das Akkordeon erweitert sowie um solistische Zwischenspiele von ʿud buzuq der klassischen Langsflote nay und der Trapezzither kanun 25 In Syrien spielen die Kurden im Norden des Landes die buzuq ebenso tanbur und saz in der nichtklassischen Musik Unter tanbur und saz verstehen die Kurden entweder das gleiche Instrument oder unterscheiden Varianten der Langhalslaute Eine ganzlich andere Langhalslaute mit einem kreisrunden Korpus ist die turkische cumbus auch jumbush cumbush wie in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts eine Langhalslaute im Nordirak hiess die im nordsyrischen Aleppo von Armeniern eingesetzt wird 21 Curt Sachs 1913 leitet buzuk als albanisches Wort von osmanisch turkisch buzurk gross machtig prachtig ab und griechisch busukki setzt er mit tanbur gleich 26 Ansonsten wird buzuq auf das turkische Wort bozuk zerbrochen kaputt zuruckgefuhrt das im musikalischen Zusammenhang als bozuk duzen eine verstimmte falsch gestimmte duzen vorkommt Bozuk duzen baglama ist eine bestimmte Stimmung der baglama 27 und basch i buzuq mit arabisch baschi Kopf Oberhaupt hiessen irregulare Truppen im Osmanischen Reich Bauform Bearbeiten nbsp Altere Bauart der buzuq mit seitenstandigen Holzwirbeln aus der Sammlung des Orientalisten Rodolphe d Erlanger 1872 1932 Arabisch buzuq und griechisch bouzouki bezeichnete im 19 Jahrhundert dasselbe Instrument das sich aus der tanbur entwickelt hatte Es besass die fur Langhalslauten fruher ublichen beweglichen Bunde aus Darm und holzerne Wirbel an einem schmalen Wirbelkasten Hans Hickmann 1950 beschreibt die syrisch libanesische buzuq zu seiner Zeit mit vier gemischt seiten und vorderstandigen Wirbeln die also im rechten Winkel zueinander standen 28 Ihr Korpus war in den landlichen Regionen aus einem Holzblock herausgearbeitet oder hatte in der moderneren stadtischen Bauart einen rundbauchigen aus Holzspanen verleimten Boden 29 Diese Entwicklung des Korpus wurde bereits um das 8 Jahrhundert bei der alten persischen Laute barbat der Vorlauferin der arabischen ʿud vollzogen Die heutige buzuq besitzt einen birnenformigen Korpus aus verleimten Holzspanen und einen angesetzten schmalen Hals mit Griffbrett und meist 24 verschiebbaren Bunden Diese bestehen aus drei miteinander verschlungenen Nylonfaden sodass die Wicklung einen fur den Zweck ausreichenden Durchmesser von ein bis zwei Millimetern erhalt Damit lasst sich die Laute auf die modalen Tonleitern maqam bzw makam der arabischen und turkischen Kunstmusik stimmen Die Bunde werden fur alle Halbtone der chromatischen Tonstufen und zusatzlich fur einige haufig gebrauchte Vierteltonstufen justiert Manche Musiker nutzen die in beschranktem Umfang gegebene Moglichkeit extra Bunde fur weitere Vierteltone anzubringen In Aleppo bevorzugen Musiker Langhalslauten mit besonders vielen Bunden sie statten eine saz mit bis zu 29 und eine buzuq mit bis zu 36 Bunden aus Die Saiten verlaufen von der Unterseite des Korpus uber einen flachen auf der Holzdecke aufgesetzten Steg zu einer Kopfplatte mit einer Stimmmechanik wie bei einer Gitarre Fruher hatte die buzuq zwei Saitenchore Einer bestand aus zwei der andere aus drei Saiten gestimmt auf c4 und g3 In der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts wurde die Saitenzahl erhoht um den Tonumfang zu vergrossern Eine moderne buzuq ist mit drei doppelten oder in manchen Fallen dreifachen Choren bespannt die meist c g c1 gestimmt sind Ferner gibt es buzuq mit vier Choren aber ohne standardisierte Stimmung Eine mogliche Stimmung fur diese buzuq ist a d1 g1 c2 30 Zum Vergleich Fur eine griechische bouzouki mit vier doppelchorigen Saiten ist c c1 f f1 a a d1 d1 die ubliche Stimmung Korpusform Halslange Kopfplatte und die Zahl der Bunde entsprechen weitgehend der in Griechenland gespielten bouzouki Wahrend bei der bouzouki ein ungefahr ovales haufig dekorativ gestaltetes Schallloch vorhanden ist hat die buzuq vom ahnlich geformten aber grosseren Korpus der arabischen ʿud ein kreisrundes Schallloch im oberen Bereich der Decke ubernommen Die Saiten werden mit einem Plektrum aus Tierhorn oder Kunststoff angerissen Als ein Ausdruck zunehmender Popularitat der buzuq wurden in den 1970er Jahren manche Instrumente nach den Vorbildern von E Gitarre und elektro saz oder elektro baglama mit elektrischen Tonabnehmern ausgestattet Spielweise BearbeitenVon der Strassenmusik zur klassischen Musik Bearbeiten Die buzuq war ursprunglich ein einfaches Volksmusikinstrument und wurde von umherziehenden Unterhaltungsmusikern gespielt bis sie in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts in die populare Unterhaltungsmusik und weiterhin in klassische Musikformen als ein fur den taqsim Plural taqasim instrumentale nichtmetrische Soloimprovisation geeignetes Musikinstrument ubernommen wurde Der Einbau zusatzlicher Bunde macht es moglich auch komplizierte Stucke des klassischen Repertoires zu spielen lediglich bei der Schnelligkeit kann die buzuq an ihre Grenzen gebracht werden Die fur Volkslieder mit geringem Tonumfang und eher einfachen musikalischen Strukturen konzipierte buzuq ist weniger geeignet als Standardmelodieinstrumente der klassischen arabischen Musik wie ʿud und Violine es sind um Melodien mit raschen Tonfolgen uber mehrere Oktaven wiederzugeben Dennoch begannen einige bedeutende Komponisten die buzuq als Soloinstrument fur den taqsim einzusetzen darunter der gefeierte syrische buzuq Spieler Muhammad Abdel Karim Abd al Karim 1911 1989 und der libanesische Sanger und Lautenspieler Muhyiddin Ba yun 1868 1936 Von Abdel Karim wurden in den 1920ern und Anfang der 1930er Jahre mehrere Schellackplatten bei der um 1907 gegrundeten in Beirut ansassigen Plattenfirma Baidaphon veroffentlicht 31 In den 1940er und 1950er Jahren auf dem Hohepunkt seiner Karriere wurde er als ein aussergewohnlicher Musiker gewurdigt der zahlreiche musikalische Anspielungen und Raffinessen fur die aufmerksamen Zuhorer einfuhrte 32 Laut Jean Claude Chabrier 1978 ist die mit dem Zigeuner Abdal Karim aus der Steppe hervorgegangene buzuq zum Symbol der folkloristischen und nationalen Wiedergeburt nach dem franzosischen und englischen Mandat geworden 33 Die buzuq ist heute ein haufig verwendetes Instrument fur taqasim in den Landern der Levante einschliesslich der Turkei Agypten und dem Irak Der ansonsten von der ʿud der Trapezzither kanun der tanbur oder der Flote nay gespielte taqsim hat die Aufgabe in klarer Form in die modale Tonstruktur des nachfolgenden maqam einzufuhren und ist daher ein wesentlicher Teil des Musikstucks 34 Den sozialen Wandel der buzuq im Verlauf des 20 Jahrhunderts verkorpert exemplarisch Matar Muhammad 1939 1995 der aus einer Familie von wandernden Nawar Musikern Zigeunern stammte und als Kind das buzuq Spiel von seinem Vater und seinem alteren Bruder erlernte Der libanesische Komponist Romeo Lahoud 1931 brachte Matar Muhammad in seinem Ensemble auf die Konzertbuhne Einem grossen Publikum wurde er 1965 beim internationalen Kulturfestival von Baalbek bekannt 35 Die 1972 im Stadttheater von Beirut aufgenommene und 1996 bei Inedit veroffentlichte CD Hommage a un maitre du buzuq enthalt laut Farraj Shumays 2019 taqsim Improvisationen auf der buzuq die denen der ʿud und Violin Virtuosen ebenburtig sind 36 Matar Muhammad erklarte hierzu er vermeide es Aufnahmen anderer Instrumentalisten zu horen um nicht Gefahr zu laufen deren Stil zu imitieren 37 Ali Jihad Racy 1943 ist ein aus dem Libanon stammender in den Vereinigten Staaten lebender Musikethnologe der auch als Musiker vor allem als buzuq und nay Spieler hervorgetreten ist Racy komponierte fur das Kronos Quartet und musizierte mit diesem Ensemble und dem Sacramento Philharmonic Orchestra 38 Arabische Lieder und Neuerungen Bearbeiten In der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts ubernahmen viele professionelle Musiker die bis dahin von sozial niedrig stehenden Wandermusikern gespielte buzuq in traditionell arabische Musikstile zu denen neben den improvisierten instrumentalen taqasim seit der Mitte des 20 Jahrhunderts auch die allgemein ughniya Plural aghani genannten komponierten arabischen Lieder gehoren Fur die orchestrale Begleitung der Hauptgesangsstimme werden neben arabischen Instrumenten darunter ʿud nay Rahmentrommel riq und buzuq auch westliche Instrumente wie ein Dutzend oder mehr Violinen einige Celli ein Kontrabass und manchmal Akkordeon E Gitarre Keyboard und Saxofon eingesetzt Aghani sind Liebeslieder mit einer Lange von wenigen Minuten bis zu uber einer halben Stunde bei Live Auftritten 39 In den von grossen Orchestern begleiteten Auftritten in der arabischen Welt gefeierter Stars wie den libanesischen Sangerinnen Fairuz 1934 und Sabah 1927 2014 sowie dem syrisch agyptischen Sanger Farid el Atrache 1915 1974 kam eine buzuq zum Einsatz die haufig kurze Solos erhielt In manchen Stucken dieser Sanger aus den 1970er Jahren ist eine elektrisch verstarkte buzuq zu horen 40 Eine bekannte Musikerfamilie im Libanon ist die Rahbani Familie mit den Brudern Asi Rahbani 1923 1986 und Mansur Rahbani 1925 2009 von denen meist als den Brudern Rahbani al Achawan Rahbani die Rede ist 41 Ihr Vater Hanna Rahbani aus dem Dorf Antelias heute eine nordliche Stadterweiterung von Beirut war ein Amateurmusiker der buzuq spielte Nach einigen anderen Tatigkeiten erhielten die Bruder als Mitglieder eines Kirchenchors eine Gesangsausbildung Asi Rahbani heiratete 1954 die Sangerin Fairuz Beide Bruder wurden als Dichter und Komponisten von mehreren hundert Liedern und einigen Gesangstheatern zusammen mit Fairuz in der Musikwelt bekannt Ziad Rahbani 1956 Sohn von Asi Rahbani und Fairuz entwickelte als Komponist Pianist Sanger und buzuq Spieler einen eigenen musikalischen Stil in dem er traditionelle arabische Musik mit westlichen Elementen und vor allem mit Jazz verbindet 42 Der 1929 in Jordanien mit einer Palastinenser Nawar Abstammung geborene Jamil al As ist ein Komponist mulahhin von Liedmelodien Sanger und buzuq Spieler In jungen Jahren gehorte er zu einer Gruppe von Nawar Musikern mit denen er bei Hochzeiten und anderen Feiern in Jerusalem und Umgebung auftrat Ab 1949 war er Mitglied im Rundfunkchor von Ramallah und 1963 wurde er zum Leiter des Rundfunkorchesters in Amman ernannt Viele seiner Lieder wurden durch andere Sanger unter ihnen die libanesische Sangerin Samira Tewfik in der arabischen Welt verbreitet 43 Der 1966 nahe der nordostsyrischen Stadt al Hasaka in einem jesidischen Dorf geborene Musiker Ibrahim Keivo 44 ist armenischer Herkunft und wuchs mit Kurden Arabern und Assyrern in einer multiethnischen Umgebung auf Er singt Volkslieder in mehreren Sprachen der im syrischen Teil der Dschazira lebenden Ethnien und begleitet sich auf buzuq baglama jumbush ʿud und weiteren Saiteninstrumenten 45 In Syrien erlebte der ursprunglich landliche Volkstanz Dabke der bei Festen im Familien und Freundeskreis beliebt ist ab Ende der 1990er Jahre eine Erneuerung in der stadtischen Musikszene Die herkommlichen Instrumente des vom Mittelmeer bis in den Irak verbreiteten Dabke darunter die Saiteninstrumente Violine ʿud buzuq und kanun werden im Tonstudio je nach Belieben mit Samples von Hiphop Beats der schrill klingenden Kegeloboe mizmar oder als Intro mit einem buzuq Solo gemischt 46 Literatur BearbeitenJeffrey B Charest The Long Necked Lute s Eternal Return Mythology Morphology Iconography of the Tanbur Lute Family from Ancient Mesopotamia to Ottoman Albania Dissertation Cardiff University 2019 Johnny Farraj Sami Abu Shumays Inside Arabic Music Arabic Maqam Performance and Theory in the 20th Century Oxford University Press Oxford 2019 ISBN 978 0190658359 Ali Jihad Racy Words and Music in Beirut A Study of Attitudes In Ethnomusicology Band 30 Nr 3 Herbst 1986 S 413 427Weblinks BearbeitenSharing History Arab World Europe 1815 1918 Buzuq Museum with no Frontiers Buzuq aus dem Libanon 19 Jahrhundert The Buzuq Maqam World mit Horproben Elie Maalouf Buzuq Taksim Youtube Video Ibrahim Keivo Amantelo at Oriental Landscape in Damascus Youtube Video live im Opernhaus Damaskus 2011Einzelnachweise Bearbeiten Norbert Beyer Lauten D Aussereuropaische Lauten 3 Halslauten a Schalenhalslauten In MGG Online 2016 Die Musik in Geschichte und Gegenwart 1996 Wilhelm Stauder Die Musik der Sumer Babylonier und Assyrer In Bertold Spuler Hrsg Handbuch der Orientalistik 1 Abt Der Nahe und der Mittlere Osten Erganzungsband IV Orientalische Musik E J Brill Leiden Koln 1970 S 196f Vgl Johannes Boese Zur absoluten Chronologie der Akkad Zeit In Wiener Zeitschrift fur die Kunde des Morgenlandes Band 74 1982 S 33 55 Subhi Anwar Rashid Musikgeschichte in Bildern Mesopotamien Band II Musik des Altertums Lieferung 2 Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1984 S 62 Ahmet Unal The Textual Illustration of the Jester Scene on the Sculptures of Alaca Hoyuk In Anatolian Studies Band 44 1994 S 207 218 hier S 211 Harvey Turnbull The Origin of the Long Necked Lute In The Galpin Society Journal Band 25 1972 S 58 66 hier S 64 Abbildung der beiden Lauten die sich im Agyptischen Museum Kairo befinden in Ricardo Eichmann Fruhgeschichte der Saiteninstrumente Vorlaufer der modernen Gitarre In Archaologie in Deutschland Sonderheft Musikarchaologie Klange der Vergangenheit Theiss 2015 S 62 70 hier S 66 Sibyl Marcuse A Survey of Musical Instruments Harper amp Row New York 1975 S 407 Curt Sachs The History of Musical Instruments W W Norton amp Company New York 1940 S 102 Max Wegner Musikgeschichte in Bildern Griechenland Band II Musik des Altertums Lieferung 4 Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1963 S 106 Henry Julius Wetenhall Tillyard Instrumental Music in the Roman Age In The Journal of Hellenic Studies Band 27 1907 S 160 169 hier S 163 Jeffrey B Charest 2019 S 236 Henry George Farmer Musikgeschichte in Bildern Islam Band III Musik des Mittelalters und der Renaissance Lieferung 2 Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1966 S 24 114 Diane Touliatos Byzantine secular music In Grove Music Online 2001 R Conway Morris Baglama In Grove Music Online 2001 Ein knapper Versuch zu einer sprachlich regionalen Abgrenzung von setar und tanbur in Jeffrey B Charest 2019 S 36f Norbert Beyer Lauten D Aussereuropaische Lauten 3 Halslauten a Schalenlanghalslauten In MGG Online November 2016 Erstmals als thampouri n in einem mittelgriechischen Manuskript des byzantinischen Heldenepos Digenis Akritas alteste uberlieferte Handschrift um 1300 vgl Jeffrey B Charest 2019 S 245 Jeffrey B Charest 2019 S 223f 227 229 Jeffrey B Charest 2019 S 416 a b Scheherazade Qassim Hassan Syria 4 Musical instruments In Grove Music Online 2001 Iren Kertesz Wilkinson Gypsy Roma Sinti Traveller music In Grove Music Online 2001 Ali Jihad Racy Lebanon III Folk traditions 1 Rural In Grove 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Many Faces of Improvisation The Arab Taqasim as a Musical Symbol In Ethnomusicology Band 44 Nr 2 Fruhjahr Sommer 2000 S 302 320 hier S 312 Jean Claude Chabrier New Developments in Arabian Instrumental Music In The World of Music Band 20 Nr 1 The Arab World 1978 S 94 109 hier S 107 Mitchell Ohriner Attending to Free Rhythm In Indiana Theory Review Band 32 Nr 1 2 Fruhjahr Herbst 2016 S 1 40 hier S 6f Liban hommage a un maitre du buzuq Matar Muhammad buzuq Mediatheque Francois Mitterrand Johnny Farraj Sami Abu Shumays 2019 S 29 Ali Jihad Racy 2000 S 314 A J Racy in Concert University of Illinois 26 Dezember 2014 Ali Jihad Racy 1986 S 413f Ali Jihad Racy Music in Contemporary Cairo A Comparative Overview In Asian Music Band 13 Nr 1 1981 S 4 26 hier S 13 Johnny Farraj Sami Abu Shumays 2019 S 29 The Rahbani Brothers Biography fairuzat com Ali Jihad Racy Raḥbani family In Grove Music Online 2001 Abdel Hamid Hamam Aṣ Jamil al In Grove Music Online 2001 Ibrahim Keivo Syrien Deutschland Troubadour des multikulturellen Syriens Klangkosmos in NRW 2016 Ibrahim Keivo Chants de la Djezireh Memento vom 21 September 2020 im Internet Archive Inedit Maison des Cultures du Monde CD veroffentlicht 2010 Booklet Shayna Silverstein The Stars of Musiqa Sha biyya In Norient 22 September 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Buzuq amp oldid 234877080