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Die Orgellandschaft Sudniedersachsen umfasst das Gebiet der Landkreise Goslar Gottingen Hameln Pyrmont Hildesheim Holzminden und Northeim sowie die Stadt Salzgitter 1 Schweimb Orgel in Lamspringe 1696 Uber 70 historische Orgeln vom 17 bis 19 Jahrhundert sind in der sudniedersachsischen Orgellandschaft vollstandig oder in Teilen erhalten In Einbeck Herzberg am Harz Hildesheim und Gottingen entstanden einflussreiche Orgelwerkstatten mit teils langer Familientradition Hinzu traten Einflusse aus den benachbarten Regionen wie Hamburg Thuringen Ostwestfalen und Hessen 2 In der Moderne zeichnet sich der Kulturraum durch zahlreiche Restaurierungen und Rekonstruktionen historischer Instrumente aus die durch einige uberregional bedeutende Neubauten unterschiedlichster Stilrichtungen erganzt werden Schwerpunkt dieses Artikels bilden die historischen Instrumente die noch ganz oder teilweise erhalten sind Nahere Details zu einzelnen Werken finden sich in der Liste von Orgeln in Sudniedersachsen Inhaltsverzeichnis 1 Gotik und Renaissance 2 Barock 3 Klassizismus 4 Romantik 5 20 und 21 Jahrhundert 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGotik und Renaissance Bearbeiten nbsp Renaissance Prospekt in Burgdorf 1585 Die ersten Orgeln sind im 14 Jahrhundert in grosseren Stadtkirchen nachweisbar In Hildesheim ist als erster Orgelbauer Conrad von Bernstorp namentlich greifbar der im Jahr 1382 den Auftrag fur einen Orgelneubau in St Michael erhielt Moglicherweise hatte er auch die Orgel im Hildesheimer Dom von 1367 geschaffen 3 Diese spatmittelalterlichen Instrumente verfugten uber ein Blockwerk das nur den vollen Orgelklang aber noch keine Scheidung der einzelnen Pfeifenreihen Register ermoglichte Erst mit der Erfindung der Spring und Schleifladen im 15 Jahrhundert konnten Einzelregister angesteuert werden Um 1600 baute Meister Henning Hencke um 1550 vor 1620 drei neue Orgelwerke in Hildesheim St Lamberti 1590 St Michaelis 1599 und St Godehard 1612 1617 4 Ab 1612 begann er mit dem Neubau einer zweimanualigen Domorgel die anscheinend im Jahr 1617 von Meister Conrad Abtt mit uber 30 Registern vollendet wurde 5 Michael Praetorius fuhrt in seiner Organographia Syntagma musicum Band 2 1619 die damalige Disposition an II P 23 und weist auf die neuartige Konstruktion des Balgwerks mit einer einzigen Falten hin 6 Wahrend alle diese Orgeln spater ersetzt wurden blieb der Prospekt der Orgel von Hans Scherer dem Alteren in der Hildesheimer St Georgi Kirche von 1585 in Burgdorf erhalten Das Instrument ist ein fruhes Beispiel fur den norddeutschen Werkaufbau bei dem uber verschiedene Klaviaturen Manuale und Pedal verschiedene Werke die in separaten Gehausen aufgestellt waren angespielt werden konnen Im Hamburger Prospekt fand dieser Werkaufbau seine klassische Gestalt Das Hauptwerk der Burgdorfer Orgel bildet den oberen Teil wahrend das Brustwerk unmittelbar uber dem Spieltisch angebracht ist flankiert von zwei freistehenden Pedalturmen In der Emporenbrustung befindet sich das Ruckpositiv in verkleinerter Gestalt des Hauptwerks deren Gehause durch einen runden Mittelturm und spitze Eckturme gegliedert werden zwischen denen zweigeschossige Flachfelder angebracht sind Profilierte Gesimse korinthische Saulen Akanthus Schleierwerk in den Pfeifenfeldern aufsteigende Flammenornamente zwischen den Frontpfeifen im Pedal und bekronendes Schnitzwerk auf dem Ruckpositiv verzieren die Orgel reichlich 7 Im Zeitalter der Gotik und der Renaissance erfullte die Orgel im Gottesdienst eine ausschliesslich liturgische Funktion Sie ubernahm im Wechsel mit dem Chor oder dem Vorsanger die Auffuhrung von Teilen der Liturgie wurde aber nicht zur Begleitung des Gemeindegesangs eingesetzt 8 In den katholischen Kirchen wurde diese Tradition auch nach Einfuhrung der Reformation fortgefuhrt wahrend sie in den evangelischen Kirchen an Bedeutung verlor Barock Bearbeiten nbsp Gloger Orgel in Northeim St Sixti 1732 nbsp Vater Orgel in Marienrode 1752 Der norddeutsche Orgelbau erlebte im Zeitalter des Barock einen Hohepunkt 9 und erstreckte seinen Einfluss auch auf Sudniedersachsen Das Werkprinzip das bereits in der Renaissance entwickelt wurde fand seine klassische Form in der Aufstellung raumlich getrennter Werke Vielfach blieben die reprasentativen barocken Prospekte erhalten auch wenn im Laufe der Zeit Register oder das ganze Innenwerk ersetzt wurden Kleinere Orgeln folgten dem mitteldeutschen Normaltyp 10 der sich durch einen funfteiligen symmetrischen Prospekt mit drei Pfeifenturmen auszeichnet die durch zwei Flachfelder verbunden werden Klangliches Ruckgrat einer Barockorgel bildet das Plenum das auf einem Prinzipalchor basiert und von Floten und Zungenregister erganzt wird Das Klangkonzept im Barock war der neuen Verbindung von Orgel und Gemeindegesang geschuldet Erst zu Beginn des 17 Jahrhunderts wurde die Orgel fur die gemeindliche Liedbegleitung verwendet 8 In den evangelischen Kirchen fuhrte dies zu zahlreichen Orgelneubauten selbst in kleinen Dorfkirchen Auf katholischer Seite entstanden im Zuge der Gegenreformation reprasentative Werke besonders in grosseren Stadtkirchen und den Klosterkirchen In Gottingen wohnte Jost Sieburg der einer Orgelbauerfamilie entstammte und dessen Tatigkeitsgebiet sich uber Bremen bis nach Groningen erstreckte Sein Bruder Johann es Just Sieburg baute 1617 bis 1620 eine Orgel in der Gottinger Jakobikirche 11 Nach deren Wegzug liessen sich Orgelbauer aus Thuringen und Hessen in Gottingen nieder wie beispielsweise Jost Friedrich Schaffer der Vater von Johann Friedrich Schaffer und Christoph Weiss dessen Prospekt in Hann Munden St Blasius in umgebauter Form erhalten ist 12 Der Magdeburger Heinrich Herbst der Altere schuf fur Hildesheim eine neue Orgel in St Paulus 1658 und vollendete 1667 in St Andreas das Werk von Hans Hinrich Bader aus Unna der einen westfalischen Einfluss nach Hildesheim brachte Ab 1661 baute Bader eine weitere Orgel in der Heilig Kreuz Kirche 1686 schuf Herbst eine kleine Orgel fur Hoheneggelsen 13 Um 1700 entwickelte sich Einbeck zum bedeutendsten Orgelzentrum in Sudniedersachsen was dem Auftreten von Andreas Schweimb zu verdanken ist Schweimb stammte aus Dedeleben und schuf in verschiedenen rekatholisierten Hildesheimer Feldklostern Orgeln die an das Niveau von Arp Schnitger heranreichten 14 Wohl auf ihn geht die Orgel in Brevorde St Urban um 1690 zuruck die ursprunglich moglicherweise fur Hoxter gebaut war 15 Das Werk in Greene Kreiensen St Martini 1687 hat mehrere eingreifende Erweiterungen und Umbauten erfahren prasentiert aber noch den Prospekt von Schweimb 16 Ein ahnliches Schicksal hat sein Werk in Langenholzen 1692 erfahren Um 1870 disponierte Heinrich Vieth Schweimbs Orgel in Heiningen St Peter und Paul von 1698 um Seine Orgel in Lamspringe St Hadrian und Dionysius 1691 1696 wurde zwar 1876 und 1959 von Philipp Furtwangler amp Sohne eingreifend umgebaut enthalt aber noch 15 originale Schweimb Register ganz und vier teilweise Die grosse Orgel in Salzgitter Ringelheim St Abdon und Sennen wurde um 1700 von Schweimbs Nachfolger Johann Jacob John vollendet 13 Register von Schweimb sind bis heute erhalten Sie zahlt zu den wenigen grossen Klosterorgeln Sudniedersachsens 17 Auch das begonnene Werk in Kloster Riechenberg 1696 wurde von John fortgefuhrt Im Gegensatz zum Orgeltypus norddeutsch niederlandischer Pragung verzichteten Schweimb und John auf das Ruckpositiv setzten anders als Schnitger weiterentwickelte Springladen ein und erweiterten den Manualumfang von C D und Dis bis e3 18 Johann Georg Muller um 1670 1750 aus Sankt Andreasberg begrundete 1692 in Hildesheim eine Orgelwerkstatt und baute fur die St Magdalenen Kapelle 1733 ein Werk dessen Prospekt erhalten ist Sein Sohn Johann Conrad Muller 1704 1798 fuhrte die Werkstatt bis zu seinem Tod fort Von Vater und Sohn ist die Orgel in Almstedt 1746 von Johann Conrad stammen die unverandert erhaltene kleine Orgel in der Gutskapelle Welsede 1735 und die Werke in Schmedenstedt und Schellerten 1769 sowie Vohrum 1778 19 Zu Beginn des 18 Jahrhunderts erstreckte sich der Einfluss der Schnitger Schule auch auf das Gebiet Sudniedersachsens Johann Matthias Naumann war ein Meistergeselle von Arp Schnitger der 1702 dessen grosse Orgel in Zellerfeld vollendete die uber 55 Register verfugte Die Disposition ist bei Johann Hermann Biermann in seiner Organographia Hildesiensis specialis von 1738 uberliefert 20 Naumann machte sich in Hildesheim selbststandig wo er im Dom einen Orgelumbau vornahm 1703 1706 und von 1712 bis 1717 in St Lamberti einen grossen Neubau durchfuhrte III P 47 Fur Gross Forste St Pankratius schuf er 1708 09 und fur die Neuwerkkirche Goslar 1725 26 Orgelneubauten 21 Von Hildesheim aus fuhrte auch der Schnitger Geselle Andreas Muller die Bauweise seine Lehrmeisters fort Christian Vater war ein weiterer Meistergeselle Schnitgers der sich eng an dessen Stil anlehnte 22 Seine Gehause sind aber viel einheitlicher gestaltet und zeichnen sich durch einen regelmassigen Wechsel von Pfeifenturmen und doppelgeschossigen Flachfeldern aus Auch die Pedalturme sind durch Flachfelder mit dem Hauptwerk verbunden sodass breit angelegte Prospekte entstehen In seinen spateren Werken findet sich nur noch selten ein Ruckpositiv Vaters kleine Orgel in Hohenrode 1749 stand ursprunglich in Gestorf und wurde 1824 uberfuhrt 23 In Kloster Marienrode schuf er in den Jahren 1749 bis 1752 ein Werk dessen Registerbestand heute noch zur Halfte auf ihn zuruckgeht wahrend von seinem Instrument in Brunkensen 1721 nur noch der Prospekt erhalten ist Johann Heinrich Gloger und sein Sohn Johann Wilhelm Gloger Bruder von Dietrich Christoph Gloger standen im Einflussbereich Schnitgers und bauten um 1732 fur die ehemalige Klosterkirche in Marienstein ein zweimanualiges Werk Die Arbeiten von Johann Heinrich Gloger in Northeim St Sixti zogen sich von 1721 bis 1732 hin Der Prospekt von Christian Hartig und uber ein Dutzend Register Glogers blieben trotz spaterer Umbauten bewahrt 24 Klassizismus Bearbeiten nbsp Kuhlmann Orgel in Barterode 1825 Der sudniedersachsische Kulturraum wurde wahrend der Zeit des Klassizismus stark durch Orgelbauer aus Nordhessen gepragt In Gottsburen entstand im 17 Jahrhundert ein Orgelbauzentrum dessen bedeutendster Vertreter Johann Stephan Heeren war 25 Heeren baute in Lowenhagen 1772 Wahmbeck 1787 Varlosen 1791 Lenglern 1795 Erbsen Adelebsen 1797 1800 und Adelebsen um 1800 zusammen mit Johann Dietrich Kuhlmann einmanualige Dorforgeln Sie sind dem mitteldeutschen Normaltyp zuzurechnen der sich bereits im Barock herausgebildet hatte 10 Dieser zeichnet sich durch einen funfachsigen Prospektaufbau aus der auf einem Prinzipal in Vierfuss oder Achtfusslage basiert Die Basspfeifen sind im hohen runden oder polygonalen Mittelturm aufgestellt die Pfeifen der mittleren Tonlage in den etwas niedrigeren runden oder spitzen Aussenturmen und die Diskantpfeifen in den ein oder zweigeschossigen Flachfeldern zwischen den drei Turmen Charakteristisch fur Heerens Bauweise ist der breite Rundturm in der Mitte der von niedrigeren Rundturmen an den Seiten flankiert wird Uber den Flachfeldern zwischen den Turmen sind bekronende Vasen oder Urnen angebracht Im Gottinger Raum war Heeren fur die Pflege und Reparatur zahlreicher Instrumente zustandig 26 Nahezu baugleich ist die Prospektgestaltung von Johann Wilhelm Schmerbach dem Mittleren dessen Familienbetrieb im nordhessischen Frieda ansassig war Einige seiner Orgeln wie in Mengershausen 1798 und Niedergandern 1811 sind mit seitlichem Ankanthus Schleierwerk verziert Heerens Schwiegersohn und Nachfolger Johann Dietrich Kuhlmann fuhrte die Familientradition fort und baute die Werke in Hemeln vor 1820 Barterode 1825 und Scheden 1829 27 Wie bei Heerens Orgel in Erbsen verwendete Kuhlmann in Barterode massive Schleierbretter als oberen Abschluss der Pfeifenfelder bekronte aber die niedrigen Flachfelder mit flachgeschnitzten Leiern und gestaltete seine Mittelturme in der Regel schlanker Einer der wenigen in Sudniedersachsen ansassigen Orgelbauer des Klassizismus war August von Werder Er war kein gelernter Orgelbauer sondern hatte von einem Tischler der auch Orgeln reparierte das Tischlerhandwerk erlernt Aufgrund seines handwerklichen Geschickes und seines Interesses wandte er sich dem Orgelbau zu und schuf kleine einmanualige Werke die in klanglicher Hinsicht noch in spatbarocker Tradition standen 28 Architektonisch weisen von Werders Werke bereits erste Kennzeichen der Romantik auf Statt der drei traditionell hervortretenden Turme wird ein flachiger Prospekt bevorzugt der vor 1850 noch die klassische funfachsige Gestaltung aufweist bei spateren Werken aber durch ein grosses rundbogiges Mittelfeld gepragt wird Von seiner Werkstatt in Hockelheim aus war er im Gebiet von Northeim und Gottingen tatig Bei seinen erhaltenen Werken in Holzerode 1840 Wollmarshausen 1843 Obernjesa 1844 Bremke Gleichen 1848 Settmarshausen 1849 Esebeck um 1850 und in Berka Katlenburg Lindau 1852 liegt die Zahl der Register zwischen neun und elf 29 Romantik Bearbeiten nbsp Engelhardt Orgel in Osterode 1841 Die Romantik brachte Veranderungen in der Klangasthetik mit sich die zu entsprechenden Veranderungen im Orgelbau fuhrten So wurde im sudlichen Niedersachsen wie auch sonst in Deutschland das traditionelle Werkprinzip aufgegeben und der flachige Verbundprospekt ohne hervortretende Pfeifenturme bevorzugt Statt der raumlich getrennten Werke hielten das Hinterwerk und das Schwellwerk Einzug um grossere dynamische Abstufungen zu ermoglichen Bei den Klangfarben wichen die Aliquot und Zungenstimmen starker grundtonigen Labialregistern insbesondere in der Achtfuss Tonlage Gegen Ende des 19 Jahrhunderts setzten sich die pneumatische Orgeltraktur und die neogotische oder neoromanische Prospektgestaltung durch Aus den benachbarten Regionen pragten verschiedene Orgelbauer die Orgellandschaft Sudniedersachsen Der hannoversche Hoforgelbauer Ernst Wilhelm Meyer baute 1839 in Gross Hilligsfeld eine Orgel sein Sohn Eduard Meyer 1845 eine in Klein Berkel Die Orgelwerkstatt in Gottsburen wurde im 19 Jahrhundert von Balthasar Conrad Euler fortgefuhrt 30 der in Dransfeld 1843 1845 Uslar 1845 Vahlbruch 1845 Hillerse 1848 und Norten Hardenberg 1848 mit neuen Orgeln beauftragt wurde Um 1829 liess sich Johann Andreas Engelhardt in Herzberg am Harz nieder und wirkte ausgehend vom Harz bis in die Regionen von Braunschweig und Hannover Er stammte aus Lossa Finne und war vom mitteldeutschen Orgelbau in seiner sachsisch thuringischen Auspragung beeinflusst 31 Klanglich stehen seine Werke noch weitgehend in der Tradition des ausgehenden Barocks leiten aber auch zum Klassizismus und zur Fruhromantik uber Insgesamt gingen uber 100 Orgelneubauten aus seiner Werkstatt hervor 32 Engelhardt hat das sudliche Niedersachsen nachhaltig gepragt so durch neue Werke in Osterode am Harz St Jacobi 1841 Oker 1841 Westerode 1843 Dorste um 1850 Wollershausen 1851 Osterhagen 1854 Scharzfeld 1855 Bad Lauterberg 1859 und Lucklum Kommendekirche 1861 Seine grosste erhaltene Orgel mit 36 Stimmen steht in Herzberg St Nicolai und datiert von 1845 33 Von seinem Sohn Gustav Carl Engelhardt ist die Orgel in Gladebeck 1861 62 erhalten Demgegenuber war Philipp Furtwangler der in Elze eine Orgelwerkstatt begrundete fortschrittlicher gepragt und stand in starker Konkurrenz zu Meyer 34 Von seinen zahlreichen Werken im Stil der Romantik seien Dassel 1845 Sudheim 1864 und Markoldendorf 1869 genannt Nach dem Erloschen der Firma wurde sie 1883 unter dem Namen P Furtwangler amp Hammer neu gegrundet und nach Hannover verlegt Dort stieg man auf die pneumatische Kegellade um und wandte sich ab 1893 der Rohrenpneumatik und der Taschenlade ab 1907 auch der elektro pneumatischen Traktur zu Die Firma gehort zu den fuhrenden Vertretern des spatromantischen Orgelbaus die Orgeln in grosser Anzahl produzierte 35 Im Bereich des Bistums Hildesheim wirkten Heinrich Schaper und August Schaper Wahrend der Vater bei seinen 52 Orgelneubauten ausschliesslich die traditionelle mechanische Schleiflade einsetzte fuhrte sein Sohn den Bau der Kegellade in der Firma ein 36 Die meisten ihrer romantischen Werke wurden spater umdisponiert und pragen die Kulturregion bis heute Im Jahr 1864 erbaute Carl Heyder der ein Schuler des beruhmten Johann Friedrich Schulze war seine Orgel in Langenholtensen Kleinere Heyder Orgeln mit je sieben Registern entstanden 1861 in Unterbillingshausen und 1871 in Stockhausen Friedland Ein anderer Schuler Schulzes war Carl Giesecke der ab 1844 in Gottingen wirkte und als weltweiter Zulieferant von Zungenstimmen bekannt wurde 37 Er schuf Orgeln in Oldenrode um 1850 Stockheim 1859 60 und Weende Gottingen um 1860 Louis Krell unterhielt ab 1868 seine Werkstatt in Duderstadt und baute 1884 ein Instrument in Lonau 1879 eins in Gieboldehausen und 1882 eins in Lindau Eichsfeld 38 20 und 21 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Ott Orgel in Gottingen St Johannis 1960 Im 20 Jahrhundert ging der sudniedersachsische Orgelbau in der allgemeinen Entwicklung des deutschen Orgelbaus auf Einige Firmen expandierten und blieben in ihrem Wirkungskreis nicht mehr auf eine Region beschrankt da konfessionelle und geografische Grenzen ihre Bedeutung verloren Dies fuhrte deutschlandweit zu einer starkeren stilistischen Angleichung Obwohl Furtwangler amp Hammer vorwiegend dem romantischen Orgelbau verpflichtet waren fuhrte die Zusammenarbeit mit Christhard Mahrenholz zu einem zeitweisen Interesse an der Orgelbewegung Eines der ersten Beispiele dieser Art ist die Orgel der Pfarrkirche St Marien Gottingen von 1925 26 39 ein spateres das Werk in Bad Sachsa 1955 56 Prominentester Vertreter der Orgelbewegung war Paul Ott der sich vor allem durch dem Kenntnisstand der Zeit entsprechende Restaurierungen historischer Orgeln in Norddeutschland einen Namen machte In Gottingen schuf er grosse Werke mit drei oder vier Manualen in der St Johannis Kirche 1954 1960 in St Albani 1964 und in der St Jacobi Kirche 1964 1966 mit mechanischer Spiel und Registertraktur und neobarocker Disposition 40 Der Ott Schuler Rudolf Janke entwickelte die Bauweise seines Lehrmeisters weiter und legte grosseren Wert auf eine sorgfaltige Intonation 41 Starker als Ott war er den traditionellen Handwerkstechniken und Klangkonzepten verpflichtet und pragte die Orgellandschaft nachhaltig durch zahlreiche Orgelneubauten und durch eine konsequente Restaurierungspraxis Etliche durch Ott unter Annahme eines erniedrigten Winddrucks restaurierte Orgeln wurden von Janke zuruckrestauriert 42 Hinter historischen Prospekten entstanden neue Werke beispielsweise in Katlenburg 1967 Meinersen 1984 und Wiershausen 1987 Bei ganz neuen Werken baute Janke keine historisierenden Stilkopien sondern schuf moderne Prospekte wie in der Kreuzkirche 1965 mit einem einzigen solitaren Pedalturm und Christophorus Kirche in Gottingen 1967 mit konkaven Gehausedecken der Corvinuskirche 1967 mit Spiegelprinzipal im Ruckpositiv und Apostelkirche in Northeim 1971 mit geflammten Kupferpfeifen in Pedal Helmstedt 1968 mit spanischen Trompeten der Lutherkirche in Holzminden 1968 1970 und der Martin Luther Kirche in Hildesheim 1994 43 Bedeutende Neubauten entstanden durch Rudolf von Beckerath im Jahr 1966 in Hildesheim St Andreas in norddeutscher Orgeltradition mit ihrem Werkprinzip und im selben Jahr in Hameln St Nikolai Mit uber 40 Registern einem Schwellwerk und elektrischen Koppeln ermoglicht das Instrument in Hameln die sachgemasse Darstellung symphonischer Orgelmusik 44 Jurgen Ahrend ein weiterer Schuler von Ott baute 1977 ein Werk im Stil des norddeutschen Barock fur St Servatius Duderstadt das sein grosster Neubau in Niedersachsen war und internationale Bekanntheit erlangte 45 In Hildesheim entstanden ein dreimanualiges Werk fur St Michael von Gerald Woehl 1999 46 fur den Hildesheimer Dom ein sechsmanualiges Werk von Romanus Seifert 2010 unter Wiederverwendung der bisherigen Orgel von Breil Klais 1989 47 Ebenfalls von Romanus Seifert wurde in St Magdalenen 2010 eine neue Orgel gebaut die auch zu Schulungszwecken dient 48 Literatur BearbeitenHans Martin Balz Gottliche Musik Orgeln in Deutschland Konrad Theiss Stuttgart 2008 ISBN 978 3 8062 2062 9 230 Veroffentlichung der Gesellschaft der Orgelfreunde Karl Heinz Bielefeld Orgeln im Umland von Gottingen Pape Verlag Berlin 2018 ISBN 978 3 921140 25 3 Karl Heinz Bielefeld Orgeln und Orgelbauer in Gottingen Pape Verlag Berlin 2007 ISBN 978 3 921140 75 8 Johann Hermann Biermann Organographia Hildesiensis Specialis von 1738 Hrsg Uwe Pape Georg Olms Hildesheim 2008 ISBN 978 3 487 13695 0 Nachdruck mit einem Anhang von Uwe Pape Cornelius H Edskes Harald Vogel Arp Schnitger und sein Werk 241 Veroffentlichung der Gesellschaft der Orgelfreunde 2 Auflage Hauschild Bremen 2013 ISBN 978 3 89757 525 7 Ernst Palandt Hildesheimer Orgelchronik 1962 Hildesheimer Orgelbauwerkstatt Hildesheim 1962 Uwe Pape Orgelbauwerkstatten und Orgelbauer in Deutschland von 1945 bis 2004 Pape Verlag Berlin 2004 ISBN 3 921140 66 8 Winfried Topp Uwe Pape Norddeutsche Orgelbauer und ihre Werke 2 Peter Tappe Martin Haspelmath Pape Verlag Berlin 2000 ISBN 3 921140 57 9 Harald Vogel Orgelgeschichte in Sudniedersachsen In Harald Vogel Gunter Lade Nicola Borger Keweloh Hrsg Orgeln in Niedersachsen Hauschild Bremen 1997 ISBN 3 931785 50 5 S 72 81 Karl Wurm Orgeln in Sudniedersachsen In Harald Vogel Gunter Lade Nicola Borger Keweloh Hrsg Orgeln in Niedersachsen Hauschild Bremen 1997 ISBN 3 931785 50 5 S 82 91 Weblinks BearbeitenMusik in Kirchen SudniedersachsensEinzelnachweise Bearbeiten Wurm Orgeln in Sudniedersachsen 1997 S 82 grenzt den Kulturraum geografisch ab und bietet einen Uberblick uber die sudniedersachsische Orgellandschaft die in drei Abschnitten dem Bereich um Hildesheim Alfeld und Hameln der Gegend zwischen oberer Weser Gottingen und Northeim sowie dem westlichen Harzvorland dem Westharz und dem Untereichsfeld behandelt wird Nach Vogel Orgelgeschichte in Sudniedersachsen 1997 S 72 zeigt die Kulturlandschaft eine Entwicklung des Orgelbaus in der neben einer eigenstandigen Tradition im spaten Mittelalter im 16 und im 18 Jahrhundert Einflusse von Thuringen Hessen und Westfalen zusammenwirkten Vogel Orgelgeschichte in Sudniedersachsen 1997 S 72 Inschriftenkatalog Stadt Hildesheim St Godehard abgerufen am 12 Februar 2018 bistum hildesheim de Orgel abgerufen am 12 Februar 2018 Praetorius Organographia 1618 S 198 f online abgerufen am 12 Februar 2018 orgelsite nl Orgel in Burgdorf abgerufen am 12 Februar 2018 a b Harald Vogel Zum Verhaltnis von Orgel und Gemeindegesang In Harald Vogel Gunter Lade Nicola Borger Keweloh Hrsg Orgeln in Niedersachsen Hauschild Bremen 1997 ISBN 3 931785 50 5 S 44 Hans Klotz Uber die Orgelkunst der Gotik der Renaissance und des Barock Musik Disposition Mixturen Mensuren Registrierung Gebrauch der Klaviere 3 Auflage Barenreiter Kassel 1986 ISBN 3 7618 0775 9 S 205 a b Dieter Grossmann Orgeln und Orgelbauer in Hessen Beitrage zur hessischen Geschichte Band 12 2 Auflage Trautvetter amp Fischer Marburg 1998 ISBN 3 87822 109 6 S 75 77 103 Inschriftenkatalog Stadt Gottingen Gottingen St Jakobikirche abgerufen am 12 Februar 2018 Vogel Orgelgeschichte in Sudniedersachsen 1997 S 74 f Wurm Orgeln in Sudniedersachsen 1997 S 82 Vogel Orgelgeschichte in Sudniedersachsen 1997 S 75 77 Gerhard Aumuller Mads Kjersgaard Wolfgang Wagner Uberlegungen zur Herkunft der Orgel in Brevorde Weserbergland In Ars Organi 54 2006 S 217 227 Uwe Pape Die Orgeln des Herzogtums Braunschweig vor 1810 In Acta Organologica Band 30 Merseburger Kassel 2008 S 146 f Sebastian Wamsiedler Die Orgel der ehemaligen Klosterkirche St Abdon und Sennen zu Salzgitter Ringelheim PDF Datei 147 kB abgerufen am 12 Februar 2018 Walter Hans Kaufmann Andreas Schweimb und Johann Jakob John zwei Orgelbauer der Barockzeit in Einbeck In Einbecker Jahrbuch 29 1970 S 72 Vogel Orgelgeschichte in Sudniedersachsen 1997 S 73 82 f 252 255 276 f Johann Hermann Biermann Organographia Hildesiensis Specialis von 1738 Hrsg Uwe Pape Georg Olms Hildesheim 2008 ISBN 978 3 487 13695 0 S 87 94 Nachdruck mit einem Anhang von Uwe Pape Gustav Fock Arp Schnitger und seine Schule Ein Beitrag zur Geschichte des Orgelbaues im Nord und Ostseekustengebiet Barenreiter Kassel 1974 ISBN 3 7618 0261 7 S 126 127 Reinhard Skupnik Der Hannoversche Orgelbauer Christian Vater 1679 1756 Barenreiter Kassel 1976 ISBN 3 7618 0543 8 Veroffentlichungen der orgelwissenschaftlichen Forschungsstelle im Musikwissenschaftlichen Seminar der Westfalischen Wilhelms Universitat Munster 8 orgel owl de Orgel in Hohenrode abgerufen am 12 Februar 2018 Christian Kammerer Peter Ferdinand Lufen Baudenkmale in Niedersachsen 7 1 Landkreis Northeim Teil 1 Sudlicher Teil mit den Stadten Hardegsen Moringen Northeim und Uslar den Flecken Bodenfelde und Norten Hardenberg der Gemeinde Katlenburg Lindau und dem Gemeindefreien Gebiet Solling Herausgegeben von Christiane Segers Glocke Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Verlag CW Niemeyer Hameln 2002 ISBN 3 8271 8261 1 S 240 245 Dieter Grossmann Orgeln und Orgelbauer in Hessen Beitrage zur hessischen Geschichte Band 12 2 Auflage Trautvetter amp Fischer Marburg 1998 ISBN 3 87822 109 6 S 73 Wurm Orgeln in Sudniedersachsen 1997 S 87 Zur Gottsburer Orgelbautradition siehe Eckhard Trinkaus Gerhard Aumuller Orgelbau im Landkreis Waldeck Frankenberg In Friedhelm Brusniak Hartmut Wecker Hrsg Musik in Waldeck Frankenberg Musikgeschichte des Landkreises Bing Korbach 1997 ISBN 3 87077 098 8 S 190 Eike Dietert Zur Geschichte und Zukunft der Orgel in Holzerode abgerufen am 12 Februar 2018 Wurm Orgeln in Sudniedersachsen 1997 S 86 f orgel owl de Westfalische und in Westfalen tatige Orgelbauer abgerufen am 12 Februar 2018 Wurm Orgeln in Sudniedersachsen 1997 S 89 herzberg am harz de Orgelbauer Engelhardt abgerufen am 12 Februar 2018 Orgel in Herzberg abgerufen am 12 Februar 2018 Wurm Orgeln in Sudniedersachsen 1997 S 84 Uwe Pape Hrsg Verzeichnis gelieferter Orgelwerke von P Furtwangler amp Hammer Berlin 1906 Nachdruck Pape Verlag Berlin 1984 ISBN 3 921140 29 3 Uwe Pape Norddeutsche Orgelbauer und ihre Werke 6 Heinrich Schaper August Schaper Pape Berlin 2009 ISBN 978 3 921140 82 6 S 25 150 Jahre im Zeichen von Tradition und Fortschritt Nicht mehr online verfugbar Carl Gesecke GmbH archiviert vom Original am 24 August 2011 abgerufen am 12 Februar 2018 Wurm Orgeln in Sudniedersachsen 1997 S 90 norbertjanssen de St Marien Gottingen Memento vom 6 September 2012 im Webarchiv archive today abgerufen am 12 Februar 2018 Zur Bedeutung von Ott siehe Uwe Pape Paul Ott Protagonist des Baus von Schleifladenorgeln zwischen den beiden Weltkriegen In Alfred Reichling Hrsg Aspekte der Orgelbewegung Merseburger Berlin Kassel 1995 ISBN 3 87537 261 1 S 263 298 Rudolf Janke Bewegung um die Orgelbewegung Anmerkungen aus der Praxis In Orgel International Nr 2 2002 S 85 Zur Uberarbeitung der neobarocken Ott Orgel in Gottingen St Johannis Kirche siehe Rudolf Janke Bewegung um die Orgelbewegung Anmerkungen aus der Praxis In Orgel International Nr 2 2002 S 84 86 Zur Bedeutung von Janke siehe Wurm Orgeln in Niedersachsen 1997 S 87 f Wurm Orgeln in Sudniedersachsen 1997 S 85 Die Ahrend Orgel Ev luth Kirchengemeinde Duderstadt abgerufen am 16 Februar 2018 Die Michaels Orgel in St Michaelis in Hildesheim Gerald Woehl abgerufen am 12 Februar 2018 Informationen zu den Dispositionen der Haupt und Chororgel abgerufen am 12 Februar 2018 Orgel in Hildesheim St Magdalenen abgerufen am 12 Februar 2018 nbsp Dieser Artikel wurde am 5 November 2012 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Orgellandschaft Sudniedersachsen amp oldid 237828865