www.wikidata.de-de.nina.az
51 295324 11 858237 Koordinaten 51 17 43 2 N 11 51 29 7 O Mineralolwerk Lutzkendorf 1969Das Mineralolwerk Lutzkendorf war ein Chemiewerk in Krumpa heute ein Ortsteil von Braunsbedra Sachsen Anhalt Von der Wintershall AG zwischen 1936 und 1939 erbaut produzierte es synthetische sowie konventionelle Kraftstoffe aus Braunkohle und Erdol Als volkseigener Betrieb entwickelte sich das Werk nach dem Zweiten Weltkrieg zum grossten Schmierstoffhersteller der DDR Zu den bekanntesten Produkten zahlten die Motorenole mit dem Markennamen Addinol Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde das Werk 1994 privatisiert ab 1996 zuruckgebaut und 1998 vollstandig stillgelegt Auf dem ehemals 25 km grossen Betriebsgelande befinden sich erhebliche Altlasten deren Beseitigung bis heute andauert Inhaltsverzeichnis 1 Kriegswichtiger Betrieb 2 Zwangsarbeiter 3 Reparationsleistungen 4 Volkseigener Betrieb 5 Zentraler Schmierstoffhersteller 6 Privatisierung 7 Abwicklung 8 Altlasten 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseKriegswichtiger Betrieb Bearbeiten nbsp Schema Werk Lutzkendorf 1939 nbsp Motorol Vitamol der Wintershall AGDas Mineralolwerk Lutzkendorf entstand im Zuge der nationalsozialistischen Autarkiebestrebungen Von der Wintershall AG beauftragt und von der Mitteldeutschen Treibstoff und Oelwerke A G Kassel in Auftrag genommen begann am 26 Oktober 1936 der Aufbau des Werkes Die offizielle Firmierung lautete Wintershall A G Werk Lutzkendorf 1938 wurde der Ort Lutzkendorf ein Gemeindeteil von Krumpa Zunachst entstand eine Fischer Tropsch Anlage Mit einer Kapazitat von 75 000 Jato Tonne pro Jahr sollte dieses Hydrierwerk ab Dezember 1938 aus Braunkohle verschiedene synthetische Olfertig und Halbprodukte sowie Diesel als anfallendes Nebenprodukt herstellen 1 Zusatzlich ging im Februar 1939 eine Destillation und Schmierolfabrik zur Verarbeitung von geforderten Rohol aus den Erdolfeldern bei Nienhagen und Zistersdorf in Betrieb Im gleichen Jahr erfolgte die Inbetriebnahme einer nachgeschalteten weiteren grosstechnischen Hydrieranlage die mit einem Durchsatz von 50 000 Jato im Bergius Pier Verfahren verschiedene Treibgase und Benzine Fahrbenzine Flugbenzine produzierte Die erforderliche Rohkohle zur Verflussigung lieferten uberwiegend die Anhaltischen Kohlenwerke aus ihren in unmittelbarer Nahe zu Lutzkendorf gelegenen Tagebauen Bis Ende 1939 war das Werk in seiner Grundfunktion errichtet 1 In den vier folgenden Jahren kamen noch zusatzliche Anlagen oder Erweiterungen hinzu unter anderem der 1941 fertiggestellte sogenannte Europatank mit einem Fassungsvermogen von 20 000 Kubikmetern damals der grosste Treibstofftank Europas Insgesamt erstreckte sich das Betriebsgelande uber eine immense Flache von 25 km Der Abschluss des Gesamtaufbaus des Werks war erst im Fruhjahr 1944 erreicht und kostete 112 Millionen Reichsmark nach heutiger Kaufkraft 551 8 Millionen Euro 1 2 Ab Beginn der 1940er Jahre war die Wintershall AG nach der IG Farben AG der zweitgrosste deutsche Chemiekonzern Das Unternehmen besass zahlreiche Kaliwerke und neben Lutzkendorf noch ein kleineres Mineralolwerk mit einer Kapazitat von 40 000 Jato in Salzbergen Daruber hinaus hielt die Gesellschaft hohe Beteiligungen an der Gewerkschaft Victor Stickstoff und Benzinwerke in Castrop Rauxel sowie an der Kontinentale Ol AG und der Karpathen Ol AG Eigene teilweise sehr ergiebige Olfelder besass die Wintershall AG in Nienhagen und Zistersdorf Den wesentlichen Teil des Absatzes der Mineralolprodukte aus Lutzkendorf und Salzbergen ubernahm die NITAG ebenfalls ein Tochterunternehmen der Wintershall Die NITAG verfugte uber eigene Kesselwagen Tanklaster und uber ein Netz von 650 Tankstellen Zu den bekanntesten Handelsmarken zahlten Nitalin Fahrbenzin Nital Benzin Benzol Gemisch und Vitamol Motorol 3 Die erfolgreiche Ausdehnung des Konzerns in der Mineralolbranche war im Wesentlichen eine Folge der guten Beziehungen zum NS Regime August Rosterg und andere Direktoren der Wintershall unterstutzten die Autarkiebestrebungen und betrachteten diese als Grundlage fur die Wiedergesundung Deutschlands Der nationalsozialistischen Rassenpolitik folgte die Unternehmensleitung allerdings widerwillig Beispielsweise wurden erst ab April 1936 auf Druck des Landes Thuringen das Grossaktionar der Wintershall AG war die judischen Aufsichtsratsmitglieder bei ihrer turnusmassig anstehenden Wiederwahl ersetzt Ausdrucklich hielt der Geschaftsbericht 1937 dazu fest dass dies allein auf die Forderung des Landes Thuringen zuruckzufuhren sei 4 1943 dem hochsten Produktionsjahr des Mineralolwerks Lutzkendorf wahrend der NS Zeit konnten insgesamt 111 700 Tonnen Rohstoffe inklusive Erdol Braunkohle Schwelteer und Grudekoks verarbeitet werden Die Sparte Schmierstoffe erzielte 1943 einen Gewinn von 6 Millionen Reichsmark Dagegen erreichte das Synthesewerk nur 40 Prozent der geplanten 75 000 Jato Gesamtausstoss an Primarprodukten Faktisch war die Anlage infolge permanenter Wartungs und Reparaturarbeiten zu jeder Zeit unwirtschaftlich Im Vergleich zu allen anderen deutschen Hydrierwerken erzielte das Mineralolwerk Lutzkendorf stets die schlechtesten Produktionswerte 5 Bereits in den Anfangsjahren stellte sich die Standortwahl als nicht optimal heraus Zwar waren die Anfahrtswege der Kohle gering jedoch konnten die in der Umgebung vorhandenen Tiefbrunnen nicht die benotigte Schopfmenge Frischwasser erbringen Zudem war das im Geiseltal gewonnene Wasser extrem kalkhaltig Daraus resultierten Zusetzungsprozesse in den Rohren und Konflikte bei der Hydrierung Ein weiteres Problem war die mit zunehmendem Abbau immer sandiger und schwefelhaltiger werdende Kohle Dies verunreinigte das Synthesegas und wirkte sich negativ auf die Katalysatoren sowie deren Lebensdauer aus In der Folge wurde mehrfach eine vollstandige Stilllegung der Fischer Tropsch Synthese diskutiert Dazu kamen ungunstige Konstruktionen schlechte Bauausfuhrungen fehlende Ersatzteile und ein permanenter Mangel an qualifizierten Arbeitskraften 5 Die Kapazitatsfaktoren Personal und Leistung Ausbringungsmenge wiesen ein deutliches Missverhaltnis auf Als Vergleich diente oft das viel grossere Brabag Werk Zeitz mit einer Kapazitat von 320 000 Jato So arbeiteten im April 1944 im Mineralolwerk Lutzkendorf rund 5000 Menschen im Dreischichtbetrieb darunter 1000 Montagearbeiter anderer Firmen und zahlreiche freiwillige Fremdarbeiter aus verschiedenen Landern 6 Hingegen waren zur gleichen Zeit im Brabag Werk Zeitz ebenfalls im Schichtdienst 2991 Personen davon 755 zivile Auslander beschaftigt 7 Durch politischen Druck und im eigenen Interesse der Wintershall entstanden fur die Werksangehorigen zwischen 1937 und 1943 vier Arbeitersiedlungen Das Eigenheim fur Arbeiter war ein Kernziel der nationalsozialistischen Innenpolitik Besonders propagiert wurde die Kleinsiedlung bestehend aus Heimstatten oder Kleinsiedlerstellen Zunachst erfolgte in Krumpa der Bau einer Siedlung mit Einfamilienhausern und sogenannten Volkswohnungen in zweigeschossigen Wohnblocken Zu jeder Wohneinheit gehorten 150 m Gartenland Um den anschwellenden Bedarf an Wohnungen und Einfamilienhausern fur die Belegschaft zu decken wurden in Mucheln drei weitere Werkssiedlungen errichtet Dazu kamen eine Volksschule mehrere Einkaufsladen ein neuer Bahnhof und Freizeitanlagen fur die Betriebssportgemeinschaft 8 Zwangsarbeiter BearbeitenZwei Wochen vor der alliierten Invasion in der Normandie begannen die anglo amerikanischen Luftangriffe auf das Mineralolwerk Lutzkendorf Zwischen dem 12 und 29 Mai 1944 flogen 1000 schwere US Bomber konzentrierte Angriffe gegen alle Raffinerien und Treibstoffwerke im deutschen Einflussbereich Samtliche Anlagen waren danach erheblich meist total zerstort Die schwersten Schaden erlitten gleich am ersten Tag die Werke in Leuna Bohlen Troglitz und Lutzkendorf 9 Vor diesem Hintergrund ordnete Adolf Hitler am 30 Mai 1944 Sofortmassnahmen zur Wiederinbetriebnahme und zum Schutz der Hydrierwerke an Es entstand der sogenannte Mineralolsicherungsplan ein Geheimprojekt fur dessen Umsetzung rund 350 000 Menschen darunter Schatzungen zufolge mindestens 50 000 KZ Haftlinge zum Einsatz kamen 10 Das Programm erstreckte sich auf den Wiederaufbau und ab Mitte Juni 1944 verstarkt auf die Untertage Verlagerung der Treibstoffindustrie Fur die Mineralolwerke der Wintershall waren primar die Geheimobjekte Ofen 5 6 in Messinghausen und Ofen 7 8 in Muhlenbein bei Brilon vorgesehen Am 7 Juli 1944 erfolgte ein weiterer schwerer alliierter Luftangriff auf Lutzkendorf Das Werk brannte 33 Stunden Die Synthese und Hydrierung konnte danach nicht wieder in Betrieb genommen werden nur die Schmierolfabrik produzierte in begrenztem Umfang weiter Damit begannen die Demontagen von Anlageteilen und die Auslagerung der Verwaltungsabteilungen Die Buchhaltung fand Unterkunfte in Mucheln der Einkauf in Stobnitz die Registratur in Grost das Lohnburo in Zeuchfeld und die technische Leitung in Leiha Wichtige Ersatzteile sowie Handelswaren gelangten zur Lagerung ebenfalls nach Grost und Stobnitz 6 11 Wie alle Betreiber der zerstorten Hydrier und Treibstoffwerke erhielt auch die Wintershall nach den Luftangriffen fur Aufraumarbeiten und die Untertage Verlagerung KZ Haftlinge zugewiesen Ab dem 14 Juli 1944 bestand in unmittelbarer Nahe zum Werk ein Aussenlager des KZ Buchenwald mit anfangs 924 Zwangsarbeitern Darunter befanden sich Belgier Deutsche Franzosen Polen und Russen Das Lager wurde von der SS betrieben 15 Haftlinge starben bei einem Luftangriff am 20 Juli 1944 und zwei an Wundstarrkrampf Zugeordnet waren die Zwangsarbeiter beispielsweise der Demontage und Untertage Verlagerung der Krackanlage die am 19 September 1944 in Ofen 9 10 im Muhlental bei Rubeland in Betrieb ging Danach wurde weit uber die Halfte der Haftlinge nach Buchenwald zuruckgefuhrt Bis Ende November 1944 sank in Lutzkendorf die Anzahl der Zwangsarbeiter auf 360 Am 21 Januar 1945 erfolgte die Raumung des Lagers Die restlichen Haftlinge wurden ins KZ Mittelbau Dora deportiert 12 13 Die Mehrzahl der im Rahmen des Mineralolsicherungsplan zum Einsatz gekommenen Arbeitskrafte waren keine Zwangsarbeiter sondern betriebsfremde Hilfsarbeiter aus nahe gelegenen Industriebetrieben Angehorige des RAD der Technischen Nothilfe der Luftschutzpolizei des Zoll und Grenzschutzes und der Wehrmacht 10 Mit zeitweise 8000 Einsatzkraften erfolgten in Lutzkendorf von Mitte Mai 1944 bis Ende Marz 1945 ununterbrochen Instandsetzungs und Demontagearbeiten Viele Anlagenteile die nicht mehr verwendet werden konnten wurden fur fremde Untertage Projekte genutzt Insgesamt flogen die alliierten Bomber 14 Angriffe gegen das Werk zwischen denen die Produktion in der Schmierolfabrik wenn auch eingeschrankt immer wieder anlief Die Ol Offensive der Alliierten gegen die deutschen Hydrierwerke Raffinerien und Tanklager fand ihren Abschluss mit einem Grossangriff auf das Mineralolwerk Lutzkendorf in der Nacht vom 8 zum 9 April 1945 Innerhalb von elf Monaten wurden 23 791 Bomben auf das Werk abgeworfen Nach dem letzten Angriff waren 80 Prozent der Betriebsanlagen zerstort Funf Tage spater am 13 April 1945 besetzte die United States Army das Werk 6 14 Reparationsleistungen Bearbeiten nbsp Bekanntmachung zur Wiederaufnahme der ProduktionVom 1 bis 4 Juli 1945 zogen die US Streitkrafte aus Mitteldeutschland ab und uberliessen gemass dem Zonenprotokoll das Gebiet im Tausch gegen West Berlin der Sowjetischen Besatzungsmacht Zuvor hatten US amerikanische Sondereinheiten T Force das Werk Lutzkendorf wochenlang hermetisch abgeriegelt und die noch vorhandene Technik detailliert inspiziert Aufgabe der T Force war es die fortschrittliche deutsche Hydrier und Synthese Technologie fur eigene industrielle Zwecke und vor dem Zugriff der Sowjets zu sichern Tagelang wurden Fuhrungskrafte der Wintershall Chemiker und Techniker vernommen Neben den Anlagen waren Reaktionsbedingungen wie Temperatur Druck Mischungsverhaltnisse Katalysatoren pH Werte Losungsmittel sowie die Bombenschaden und deren Auswirkungen auf die Produktion von besonderem Interesse Bei der Raumung nahmen die Sondereinheiten dann samtliche Patentunterlagen und fuhrende Techniker des Werkes mit 15 Nach der Ubernahme befahl am 12 Juli 1945 die Sowjetische Militaradministration in Deutschland SMAD die Produktion in Lutzkendorf wieder aufzunehmen Trotz der schweren Kriegsschaden begann schon kurz danach die Auslieferung der ersten Schmierstoffe als Reparationsleistung an die Sowjetunion Am 18 Oktober 1945 erging der SMAD Befehl Nr 102 zum Wiederaufbau der Treibstoffanlagen Die Anordnung umfasste die vollstandige Wiederinbetriebnahme des Hydrierwerks der Synthese Anlage der Destillation und Schmierolfabrik Bereits im Dezember 1945 lieferte die Grube Cecilie wieder Kohle Ende Februar 1946 lief die Treibstoffproduktion in den Hydrierkammern der Bergius Pier Anlage wieder an Die Fischer Tropsch Synthese konnte im Mai 1946 angefahren werden jedoch dauerte es ein weiteres Jahr bis sie wieder vollstandig in Betrieb ging Ab Marz 1946 rollten auch wieder Erdolzuge zwischen dem osterreichischen Zistersdorf und Lutzkendorf Von 1946 bis 1955 musste Osterreich insgesamt 17 761 556 7 Tonnen Erdol als Reparation an die Sowjetunion verbuchen Wie viel davon bis Juni 1948 nach Lutzkendorf zur Weiterverarbeitung in die Schmierolfabrik gelangte ist nicht bekannt 16 15 Im Januar 1946 wurde das Werk unter sowjetischer Leitung in Sequester gestellt 17 Am 20 Juli 1946 folgte die entschadigungslose Zwangsenteignung der Wintershall AG in der Provinz Sachsen Diesen ohne Volksentscheid getroffenen Vermogensentzug fuhrte formal nicht die SMAD durch sondern kommunistische deutsche Handlanger 18 Am 11 November 1946 wurde das Werk in eine Sowjetische Aktiengesellschaft SAG namens SAG fur Brennstoffindustrie und damit in sowjetisches Eigentum uberfuhrt Im Dezember 1947 befahl die SMAD die komplette Demontage des wiederaufgebauten Hydrierwerkes Bergius Pier Anlage und anderer Produktionsteile Das Hydrierwerk wurde bis Mitte 1948 komplett abgebaut und in die Sowjetunion verfrachtet 15 Danach verlagerten sich die Reparationen auf Entnahmen aus laufender Produktion 19 Nach den Demontagen gestattete die SMAD der neu gegrundeten Provinz Sachsen Anhalt den etappenweisen Ruckkauf der in Lutzkendorf verbliebenen Anlagen bei zeitgleicher Uberfuhrung in Volkseigentum Zum 1 Juli 1948 wurde das Werk als VEB Mineralolwerk Lutzkendorf Krumpa in die Vereinigung Volkseigener Betriebe VVB Kohlenwertstoffe in Halle Saale eingegliedert 20 Das Mineralolwerk Lutzkendorf war das erste Chemiewerk das die SMAD in deutsche Nutzung ubergab 21 Die vollstandige Einstellung der Reparationsleistungen erfolgte jedoch erst nach dem Volksaufstand vom 17 Juni 1953 22 Volkseigener Betrieb Bearbeiten nbsp Lurgi Druckvergaser Teil der wiedererrichteten Fischer Tropsch Anlage im Mineralolwerk Lutzkendorf 1947Ab Oktober 1948 entwickelte sich das Werk zu einem Schwerpunkt und Musterbetrieb der DDR Von Anfang an nutzte es die SED Fuhrung fur Propagandazwecke Das Zentralorgan Neues Deutschland berichtete bis 1989 regelmassig uber die hervorragenden Leistungen und die uberdurchschnittlichen Planerfullungen der Lutzkendorfer Werktatigen Gleich nach Grundung der DDR drehte die DEFA den Dokumentarfilm Die neuen Herrn von Lutzkendorf Unter der Regie von Werner Bergmann und Karl Eduard von Schnitzler stellte der Film dar was die neuen Menschen der Arbeit in diesem nunmehr volkseigenen Hydrierwerk anders und besser als die westdeutschen Kapitalisten machten 21 23 Spater trug sogar ein Tankschiff der DDR Handelsflotte den Namen Lutzkendorf Das Werk galt in der DDR als Triumph der sozialistischen Technik und als Beweis fur die bruderliche Zusammenarbeit mit der Sowjetunion Allerdings verschwieg die Propaganda dass im VEB Mineralolwerk Lutzkendorf vom Beginn bis zum Zusammenbruch der DDR permanent Hunderte Bausoldaten und Strafgefangene uberwiegend politische Haftlinge als Zwangsarbeiter beschaftigt waren 24 Dabei folgte die DDR dem propagandistischen Wortspiel der Sowjetunion indem sie Zwangsarbeit als Arbeitserziehung bezeichnete da es offiziell in sozialistischen Landern keine Zwangsarbeiter gab 25 Ebenso wurde verschwiegen dass die rohstoffarme DDR mit Werken wie Lutzkendorf nichts anderes als die im Dritten Reich praktizierte Autarkiepolitik fortsetzte 26 Unter dem okonomischen Minimalprinzip verstand die sozialistische Betriebswirtschaft primar das Verhaltnis Ausbringungsmenge erzeugte Guter zur Einsatzmenge eingesetzte Rohstoffe Das heisst mit der geringstmoglichen Anzahl von Rohstoffen sollten hochstmoglich viele Produkte hergestellt werden was nicht selten zu Lasten der Qualitat ging Dagegen spielte der Faktor Personal eine untergeordnete Rolle So stieg im Mineralolwerk Lutzkendorf die Anzahl der Beschaftigten von 3600 im Jahr 1956 27 auf 4500 ab dem Jahr 1968 28 Ein weiteres Tabu war die Umweltverschmutzung Die nach dem Zweiten Weltkrieg noch vorhandenen oder wiederaufgebauten Anlagen gingen mit einer nicht ausreichenden maroden Abgasreinigung und Rauchgasentschwefelung in Betrieb Spater neu errichtete Werksteile verfugten ebenfalls uber wenig Schadstoffabsicherung Die Anlagen fuhren unter einem enormen wirtschaftlichen Druck immer mehr auf Hochstleistung und damit auf Verschleiss ohne Rucksicht auf die Umwelt Tonnenweise wurden Produktionsruckstande wie Saureharze oder Bleicherde bis 1995 auf dem Werksgelande in ehemaligen Bombentrichtern und in angrenzenden Restlochern entsorgt Dazu kamen nicht beseitigte Kriegsschaden Unter anderem verschwand der Inhalt des von Bomben zerstorten ehemals grossten Treibstofftanks Europas im Erdreich 29 30 Bis Dezember 1949 wurden alle ursprunglichen Anlagen wieder aufgebaut und die Produktionskapazitat auf den Stand vor 1944 gebracht Hinzu kamen in den Jahren 1950 bis 1953 soziale Bauten unter anderem eine Berufsschule ein Kulturhaus zwei Betriebskindergarten eine Poliklinik ein Schwimmbad und weitere Werkswohnungen Am 31 Marz 1951 erfolgte die Abschaltung der Fischer Tropsch Anlage Das Synthesewerk wurde demontiert und zur weiteren Produktion im VEB Synthesewerk Schwarzheide vormals Brabag Schwarzheide wieder aufgebaut 27 15 Ab dem Jahr 1958 war das Mineralolwerk Lutzkendorf der VVB Mineralole und organische Grundstoffe in Halle Saale unterstellt 20 Zentraler Schmierstoffhersteller Bearbeiten nbsp Produktionsprogramm VEB Mineralolwerk Lutzkendorf 1966 nbsp Motorol Addinol Super MV244Bis zur Mitte der 1950er Jahre gab es im Handel der DDR nur Schmieroldestillate und keine Raffinate jedoch noch eine Vielzahl kleiner Betriebe die Schmiermittel aus Grundolen herstellten Dies anderte sich mit der geplanten Umstellung auf primare Erdolverarbeitung und der damit verbundenen Allokation knapper Ressourcen Im September 1956 begann in Lutzkendorf der Bau einer neuen zusatzlichen Schmierolfabrik der sich uber zehn Jahre erstreckte Alle elementaren Anlagen des Neuwerks wie Kraftwerk Destillation Raffination Entparaffinierung gingen Ende 1967 in Betrieb Die Kapazitat der neuen Schmierolfabrik belief sich auf 250 000 Jato 15 Der erste Erdolzug aus der Sowjetunion kam in Lutzkendorf am 7 Mai 1962 an Durch regelmassige Lieferungen sollte schrittweise die Ablosung der Braunkohleverflussigung durch effektivere Verfahren auf Erdolbasis erfolgen Am 15 Januar 1963 notierte das Neue Deutschland 22 neue Rezepturen fur Schmierolprodukte sind von Mitarbeitern des Mineralolwerkes Lutzkendorf des grossten Schmierolerzeugers der Republik zu Ehren des VI Parteitages erarbeitet worden In sozialistischer Gemeinschaftsarbeit gelang es den Angehorigen der Forschungsabteilung ferner durch umfangreiche Erdoluntersuchungen die Grundlagen fur die jahrliche Produktion neuer Erzeugnisse im Werte von rund 35 Millionen DM zu schaffen 31 Im Zuge der weiteren Zentralisierung wurde der VEB Mineralolwerk Lutzkendorf Krumpa im Jahr 1969 als Betriebsteil dem VEB Schmierstoffkombinat Zeitz beziehungsweise ab 1970 dem VEB Hydrierwerk Zeitz zugeordnet welches dem VEB Petrolchemisches Kombinat Schwedt PCK unterstand 20 In den folgenden Jahren entwickelte sich das Mineralolwerk Lutzkendorf zum alleinigen Schmierolproduzenten der DDR Den Absatz der Mineralolprodukte zum Hauptabnehmer Minol koordinierte die Betriebsleitung im Hydrierwerk Zeitz Die Herstellung eigener Additiv Produkte begann ab dem Jahr 1974 deren Vertrieb fortan unter dem Markennamen Addinol Additive in Oil erfolgte Hierfur ging 1976 ein neu errichteter Hydrocracker in Betrieb Zum 17 November 1977 wurde das Werk Lutzkendorf uber eine Pipeline an das mit der Erdolleitung Freundschaft verbundene Zentraltanklager Spergau angeschlossen 20 15 Die sowjetischen Erdollieferungen konnten jedoch zu keinem Zeitpunkt den Bedarf decken Das Substitutionsverhaltnis von Rohbraunkohle zu Erdol betrug in der DDR 10 1 und der durchschnittliche Anteil des Erdols in der Energieversorgung nie mehr als 3 6 Prozent In der zweiten Halfte der 1970er Jahre erhohte die Sowjetunion den Olpreis und Anfang der 1980er Jahre senkte sie sogar die Roholmenge 1983 waren die Verrechnungspreise fur sowjetisches Rohol um 10 Prozent hoher als die Weltmarktpreise Damit blieb der DDR Industrie nichts anderes ubrig als wieder auf die einheimische Braunkohle zuruckzugreifen 32 Zunachst versuchten die Lutzkendorfer und Zeitzer Chemiker mehr leichte Fraktionen und weniger schweres Ol zu produzieren Diese tiefere Spaltung des Erdols war jedoch durch abnehmende energetische Wirkungsgrade gekennzeichnet Letztlich konnte die Palette der Finalprodukte Motorenole Hydraulikole Turbinenole Maschinenole Spezialole etc mittels Braunkohleschwelteer carbochemischer Tieftemperaturhydrierung TTH und elektrochemischer Dampfabscheidung EVD stark erweitert werden Die Vorprodukte lieferte uberwiegend das Hydrierwerk Zeitz die Redestillation erfolgte in Lutzkendorf Das Zweitaktmotorenol mit TTH Maschinenolkomponente ging schon Ende der 1950er Jahre in Produktion 33 Im November 1978 vermeldete das Ministerium fur Volksbildung dass die Herstellung des hochwertigen Viertaktmotorenols Addinol super MV244 jetzt ausschliesslich aus einheimischen Rohstoffen gefertigt werden kann 34 Im Werk bestand seit Beginn der 1960er Jahre eine Forschungsstelle fur die Schmierstoffindustrie mit rund 350 Beschaftigten Hierfur schlossen der VEB Mineralolwerk Lutzkendorf und die Friedrich Schiller Universitat Jena FSU im Marz 1965 einen Rahmenvertrag Das Mineralolwerk unterhielt seitdem eine Sektion fur angewandte physikalische Chemie der FSU die der gemeinsamen wissenschaftlichen Forschung und studentischen Ausbildung diente 35 Damit begannen die Jahre in denen Jenaer Chemiestudenten ihr theoretisches Wissen wahrend eines Betriebspraktikums in Lutzkendorf praxisorientiert testen konnten Im Gegenzug ubernahmen Mitarbeiter des Forschungsbereiches des Mineralolwerkes auf der Grundlage von Lehrauftragen nebenamtlich vielfaltige Lehrverpflichtungen fur die Universitat In dem Bereich fiel auch die Forschung und Entwicklung von Luftfahrtbetriebsstoffen wie Flugturbinenschmierstoffe strahlungsresistente Schmierole nicht oder schwer entflammbare Flussigkeiten Die FSU baute ab 1979 den Wissenschaftsbereich technische Chemie stark aus und verlagerte 1982 die Sektion nach Jena In Lutzkendorf verblieb eine personell stark reduzierte Aussenstelle bis 1990 35 36 1989 dem Jahr des Beginns der friedlichen Revolution in der DDR betrug die Gesamtproduktion des Werkes 800 000 Tonnen Mineralolprodukte Davon entfielen 304 000 Tonnen auf Schmierstoffe 27 Der Preis dafur war hoch Die Planwirtschaft hinterliess ein marodes Treibstoffwerk das unter marktwirtschaftlichen Bedingungen faktisch keinen Bestand haben konnte Was noch blieb waren gesellschaftliche Verwerfungen sowie gravierende Verunreinigungen im Boden und Grundwasser eine verseuchte Erde auf die nach Ansicht von Experten kein scharf rechnender Investor sein Geld setzen wurde 29 Privatisierung BearbeitenDie am 1 Marz 1990 gegrundete Anstalt zur treuhanderischen Verwaltung des Volkseigentums loste den VEB Mineralolwerk Lutzkendorf Krumpa zum 30 April 1990 aus dem VEB Hydrierwerk Zeitz heraus und ordnete das Werk zunachst direkt dem PCK Schwedt als eigenstandigen Kombinatsbetrieb zu 33 Da die Treuhandanstalt uber wenig Personal mit marktwirtschaftlicher Erfahrung verfugte beschaftigte sie bald mehr externe Unternehmensberater als eigene Mitarbeiter 37 Die Berater kamen uberwiegend aus Westdeutschland und empfahlen das Mineralolwerk Lutzkendorf in ein mit dem Schmierolmarkt vertrautes Unternehmen bis Ende 1992 zu integrieren oder alternativ stillzulegen 38 Im Zuge des politischen Umbruchs 1989 90 war es den Beschaftigten des Mineralolwerks jedoch gelungen die innerbetriebliche Mitbestimmung auszubauen Unter der Massgabe den Betrieb in ein wettbewerbsfahiges Unternehmen umzuwandeln stimmte der Betriebsrat der Stilllegung von Teilbetrieben und dem Abbau von Arbeitsplatzen zu 39 Vor diesem Hintergrund wurde der Betrieb zum 1 Juli 1990 aus dem PCK Schwedt herausgenommen und am 9 Juli 1990 zur ADDINOL Mineralol GmbH Lutzkendorf umgewandelt Gesellschafter war die Treuhandanstalt die versuchte das Unternehmen schnellstmoglich zu privatisieren 20 Die Suche nach einem Investor gestaltete sich jedoch als schwierig Selbst die Wintershall AG die einstige Eigentumerin des Werkes lehnte die Rucknahme nebst den in Aussicht gestellten Fordermitteln ab Erst nach vier Jahren kam ein Kaufvertrag mit einem Investor zustande Bis dahin war die Produktion von einst 800 000 auf 65 000 Jato Mineralolprodukte gefallen 40 Am 2 Mai 1994 ubernahm der niedersachsische Rechtsanwalt Ludger Anselm Versteyl uber die kurz zuvor in Pfedelbach Baden Wurttemberg gegrundete Innovative Umwelttechnik GmbH IUG die ADDINOL Mineralol GmbH Lutzkendorf als Alleingesellschafter 41 Die Landesregierung von Sachsen Anhalt ubernahm Altschulden des Unternehmens in Hohe von 220 6 Millionen DM sowie die Kosten fur die Beseitigung der bis zum 6 Juli 1990 entstandenen Altlasten und zusatzlich eine Landesburgschaft fur einen Kredit in Hohe von 40 Millionen DM 42 Als neuen Geschaftsfuhrer setzte Versteyl nach der Ubernahme den aus Baden Wurttemberg stammenden 32 Jahre alten Diplom Betriebswirt FH Georg Wildegger ein der im Auftrag der Treuhand seit 1991 als Unternehmensberater der KPMG bei der ADDINOL Mineralol GmbH Lutzkendorf tatig war 43 44 45 Bis zur Jahresmitte 1995 gelang es den Verkauf von 65 000 auf 100 000 Tonnen Mineralolprodukte zu erhohen Produziert wurde jedoch weiterhin mit alter Technik Die von Versteyl in Aussicht gestellten Investitionen blieben aus Allein zur okologischen Sanierung fehlten 10 bis 20 Millionen DM Uber langere Zeitraume konnten keine Lohne und Gehalter mehr gezahlt werden Tausende Mitarbeiter verloren ihren Arbeitsplatz Bis Oktober 1996 blieben von einst rund 4000 Beschaftigten 430 ubrig 40 Die Privatisierung war gescheitert Angesichts der fortdauernden Schwierigkeiten gewahrte die Bundesanstalt fur vereinigungsbedingte Sonderaufgaben BvS als Nachfolgerin der Treuhandanstalt eine Rettungsbeihilfe in Form eines Darlehens von 10 Millionen DM und begab sich auf die Suche nach einem neuen Investor 42 Fur das Scheitern gaben sich die BvS das Land Sachsen Anhalt und Versteyl gegenseitig die Schuld Sachsen Anhalts Wirtschaftsminister Klaus Schucht warf Versteyl offentlich in den Medien vor dass er keine Ahnung vom Olgeschaft und er alle die etwas von dem Geschaft verstanden aus der Geschaftsleitung entlassen habe so dass Zweifel aufkamen ob in dieser Ebene uberhaupt noch jemand weiss was da technisch gemacht werden muss 40 Dazu klagte Petrofina FINA bei der EG in Brussel wegen Wettbewerbsverzerrung Nach Angaben der FINA waren die Preise der ADDINOL Mineralol GmbH Lutzkendorf vielfach bis zu 20 Prozent niedriger als die der Wettbewerber Die Kostenvorteile fuhrte die Klagerin auf die staatlichen Beihilfen zuruck Tatsachlich erhielt die ADDINOL Mineralol GmbH im Rahmen der Privatisierung zwischen 1994 und 1996 von der BvS Zuschusse in Hohe von 91 7 Millionen DM zur Deckung von Verlusten 42 Schliesslich bot Versteyl dem Land Sachsen Anhalt den Ruckkauf der ADDINOL Mineralol GmbH zum symbolischen Preis von einer Mark an Nach langen Diskussionen einigten sich Land und BvS und gewahrten nochmals einen Zuschuss von 10 Millionen DM jeweils zur Halfte 46 Dabei war die Stilllegung des Mineralolwerks langst beschlossene Sache Lutzkendorf wurde ein Opfer der Leuna Affare Nach dreijahriger Bauzeit nahm Elf Aquitaine ELF im Herbst 1997 in Spergau mit einer Roholverarbeitungskapazitat von 12 Millionen Jato die modernste Raffinerie Europas in Betrieb Ein Interesse an zusatzlichen Raffinerien bestand nicht 38 1999 schloss sich Petrofina mit TOTAL zur TotalFina zusammen Ein Jahr spater folgte die Fusion mit ELF zur TotalFinaElf seit 2003 Total Abwicklung BearbeitenIm Herbst 1996 begann der Abriss des Mineralolwerks Lutzkendorf Am 2 Oktober 1996 gab Versteyl seinen Beschluss zur Abwicklung bekannt Fur den Misserfolg machte er die Geschaftsleitung und der von ihm eingesetzte Liquidator ausschliesslich die Landesregierung Sachsen Anhalts verantwortlich Wirtschaftsminister Schucht sah das anders und sprach von einem Spiel mit gezinkten Karten betonte nochmals den fehlenden technischen Sachverstand der gesamten Geschaftsleitung und bekraftigte zugleich die massiven Vorwurfe des Landes gegenuber der Treuhand BvS die 1994 bei der Privatisierung dem Unternehmen die beste Zukunft in Aussicht gestellt hatte 47 Tatsachlich bewertete der Treuhand Leitungsausschuss bereits im Februar 1993 das Werk als nicht sanierungsfahig und beschloss die stille Liquidation des Unternehmens 48 Am 23 Oktober 1997 beantragte der Liquidator die Einleitung der Gesamtvollstreckung Als Auffanggesellschaft wurde am 15 Dezember 1997 die Schmierol Krumpa GmbH amp Co KG gegrundet die kurz danach in der bereits am 4 Dezember 1996 im Handelsregister eingetragenen ADDINOL LUBE Oil GmbH amp Co KG aufging 42 27 Die Gesellschaft gehorte mit 76 Prozent der Anteile den vormaligen Geschaftsfuhrern der ADDINOL Mineralol GmbH Georg Wildegger Peter Streletz Herscheid Hans O A Koehn Hamburg und zu 24 Prozent der in Grunwald ansassigen BVT Holding GmbH amp Co KG 42 Die Bundesregierung beauftragte die Unternehmensberatung Arthur D Little mit der Erstellung eines Umstrukturierungsplans Diese Bezeichnung war ein Euphemismus Der Plan legitimierte die Massenentlassungen sowie die unwiederbringliche Stilllegung und den vollstandigen Abriss der Produktionsanlagen in Lutzkendorf Die endgultige Stilllegung erfolgte zum 9 Marz 1998 Damit endete die Geschichte des Mineralolwerks Lutzkendorf Gleichzeitig stellte die ADDINOL Mineralol GmbH von Ludger Anselm Versteyl ihre Tatigkeit ein Die Loschung der Gesellschaft aus dem Handelsregister erfolgte jedoch erst zum 3 Dezember 2012 von Amts wegen 49 Da sich der Tatigkeitsbereich erheblich voneinander unterscheidet sollte die ADDINOL LUBE Oil GmbH amp Co nicht die Rechtsnachfolgerin der ADDINOL Mineralol GmbH sein Als reine Vertriebsgesellschaft ubernahm ADDINOL LUBE gemass dem Umstrukturierungsplan nur den Verkauf von Produkten unter dem Markennamen Addinol Die hierfur erforderlichen Basisole wurden von der Raffinerie Koramo Kolin AG in Tschechien bezogen und die Fertigung von Schmiermitteln sowie Additiven an Fremdfirmen in Duisburg und in den Niederlanden verlagert Insgesamt kostete die Umstrukturierung 64 9 Millionen DM wovon 53 6 Millionen DM die ADDINOL LUBE Oil GmbH amp Co KG erhielt Im Gegenzug verpflichteten sich die Gesellschafter 40 Arbeitsplatze zu erhalten kein Ol mehr zu raffinieren und sich nur auf das Mischen von Ol zu konzentrieren Die staatlichen Beihilfen fur die Umstrukturierung beliefen sich auf 59 9 Millionen DM 42 Im August 2000 verlegte die ADDINOL LUBE Oil GmbH ihren Sitz nach Leuna 20 Altlasten BearbeitenNach der Stilllegung des Mineralolwerks blieb ein hochgradig mit giftigen Stoffen kontaminiertes Betriebsgelande zuruck Ein Teersee mit 110 000 Tonnen abgelagerten Saureharzen und Bleicherde konnte bis zum Jahr 2003 saniert werden Auf einem Teil des ehemaligen Werksgelandes errichtete BP einen Solarpark der bei seiner Fertigstellung im Jahr 2004 mit rund 25 000 Solarmodulen der damals grosste in Europa war 50 51 Infolge der fortgeschrittenen Schadstoffausbreitung und der komplizierten geologischen Verhaltnisse mussten grosse Bereiche des Gelandes einem naturlichen Schadstoffabbau uberlassen werden 30 Der Grundwasserstrom vom ehemaligen Werksgelande in Richtung Geiseltalsee wurde mit einer rund 40 Meter tiefen und 800 Meter langen Betonmauer gestoppt 52 Seit Februar 2004 wird das vor der Dichtwand angestaute kontaminierte Grundwasser in einer Drainage gesammelt gehoben und gereinigt Geologen gehen davon aus dass aufgrund der hohen Schadstoffkonzentration der Prozess der Selbstheilung durch Bakterien Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte andauert Das Landesamt fur Umweltschutz Sachsen Anhalt hielt Ende 2009 fest dass auf dem hochgradig kontaminierten Betriebsgelande noch heute eine Mineralolquelle eroffnet werden konne 29 Im Jahr 2017 standen noch 25 Oltanks in verschiedenen Grossen mit 2000 1000 160 100 und 35 Kubikmetern Fassungsvermogen 53 Bis zum Jahr 2020 wurden fur die Sanierung des Gelandes vom Land Sachsen Anhalt rund 67 7 Millionen Euro aufgewendet In den kommenden Jahren soll eine langfristige Sicherungsvariante fur einzelne unverandert hoch kontaminierte Bereiche abgeleitet werden 54 Literatur BearbeitenChristian Bedeschinski Bernd Neddermeyer Addinol Das Mineralolwerk Lutzkendorf und seine Werkbahn Verlag B Neddermeyer Berlin 2000 ISBN 3 933254 11 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Mineralolwerk Lutzkendorf Sammlung von BildernEinzelnachweise Bearbeiten a b c Wintershall A G Werk Lutzkendorf Geiseltal abgerufen am 28 Marz 2021 Heinz Gerhard Franck Jurgen Walter Stadelhofer Industrielle Aromatenchemie Rohstoffe Verfahren Produkte Verlag Springer 1987 S 48 Geschaftsberichte und Zeitungsartikel der Wintershall AG HWWA abgerufen am 6 April 2021 Joachim Scholtyseck Der Aufstieg der Quandts Eine deutsche Unternehmerdynastie C H Beck 2011 S 100 f a b Die Chemie stimmt nicht Geiseltal abgerufen am 28 Marz 2021 a b c Heinz Rehmann Die Bombenangriffe auf das Mineralolwerk Lutzkendorf der Wintershall AG In Heinz Rehmann Reinhart A O Roesch Bomben auf die Chemieregion Die anglo amerikanischen Bombenangriffe wahrend des Zweiten Weltkrieges auf Ziele im Raum Merseburg und die deutschen Abwehrmassnahmen Verein Sachzeugen der chemischen Industrie SCI e V 2002 S 27 33 Ralf Bierod Das Anlernen von Kriegsgefangenen und zivilen Zwangsarbeitern in deutschen Betrieben wahrend des Zweiten Weltkriegs Ibidem Verlag 2012 S 19 25 Arbeiterwohnungsbau Wintershall AG Werk Lutzkendorf Landesarchiv Sachsen Anhalt abgerufen am 7 April 2021 Karlheinz Hottes Wege der Forschung Band 329 Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1976 S 400 a b Marc Buggeln Das System der KZ Aussenlager Krieg Sklavenarbeit und Massengewalt Friedrich Ebert Stiftung 2012 S 130 Auslagerung Krackanlage Mineralolwerk Lutzkendorf Geiseltal abgerufen am 30 Marz 2021 Zwangsarbeit Wintershall A G Werk Lutzkendorf Geiseltal abgerufen am 30 Marz 2021 Bauvorhaben Ofen IX X Muhlental bei Rubeland Harz Deutsche Digitale Bibliothek abgerufen am 30 Marz 2021 Schlacht um Sprit Der Spiegel abgerufen am 30 Marz 2021 a b c d e f Kriegsende und Entwicklung bis 1998 Geiseltal abgerufen am 30 Marz 2021 Walter M Iber Erdol statt Reparationen Die Sowjetische Mineralolverwaltung in Osterreich 1945 1955 in Institut fur Zeitgeschichte VfZ Jahrgang 57 2009 Heft 4 S 592 Geschaftsbericht 1944 der Wintershall AG erstellt im Februar 1948 HWWA abgerufen am 30 Marz 2021 Peter Borowsky Deutschland 1945 bis 1969 Fackeltrager Verlag 1993 S 30 f Siegfried Wenzel Was war die DDR wert Und wo ist dieser Wert geblieben 7 Auflage Das Neue Berlin 2006 S 72 f a b c d e f VEB Mineralolwerk Lutzkendorf Krumpa Landesarchiv Sachsen Anhalt abgerufen am 2 April 2021 a b Christiane Muckenberger Gunter Jordan Sie sehen selbst Sie horen selbst Eine Geschichte der DEFA von ihren Anfangen bis 1949 Hitzeroth 1994 S 352 Christiane Kunzel Verwaltung Sowjetische Staatliche Aktiengesellschaften in Deutschland SAG In Horst Moller Alexandr O Tschubarjan Hrsg SMAD Handbuch Die Sowjetische Militaradministration in Deutschland 1945 1949 Oldenbourg Verlag 2009 S 388 395 Maud von Ossietzky Hans Leonhard Hrsg Die Weltbuhne Band 5 Teil 1 Verlag der Weltbuhne 1950 S 552 Justus Vesting Zwangsarbeit im Chemiedreieck Strafgefangene und Bausoldaten in der Industrie der DDR Ch Links Verlag 2012 S 65 Fussnote 89 und folgend Verschleierte Zwangsarbeit fur westliche Firmen Bundeszentrale fur politische Bildung abgerufen am 23 Februar 2019 Gunter Bayerl Braunkohleveredelung im Niederlausitzer Revier Waxmann Verlag 2009 S 70 a b c d Historie Addinol Addinol abgerufen am 5 April 2021 Gute Startposition in Lutzkendorf Neues Deutschland vom 14 Dezember 1968 abgerufen am 5 April 2021 a b c 10 Jahre Landesanstalt fur Altlastenfreistellung des Landes Sachsen Anhalt S 16 f Landesanstalt fur Altlastenfreistellung des Landes Sachsen Anhalt abgerufen am 5 April 2021 a b Christoph Ohlig Halle und die Saale Verflechtungen der 1200 jahrigen Stadt mit ihrem Umland durch Wasserwirtschaft und Bergbau sowie Folgeindustrien Deutsche Wasserhistorische Gesellschaft 2011 S 218 Chemiewerker 22 neue Rezepturen Neues Deutschland vom 15 Januar 1963 abgerufen am 6 April 2021 Zur Rohstoffbasis der DDR und den Einfuhren sowjetischen Erdols Offensiv abgerufen am 5 April 2021 a b Veronika Arndt Heidrun Schwarz Hydrierwerk Zeitz Die Geschichte eines Chemieunternehmens 1937 1996 Zeitzer Innovative Arbeitsfordergesellschaft 1999 S 106 Ministerium fur Volksbildung Hrsg Zeitschrift fur den Erdkundeunterricht Band 31 Verlag Volk und Wissen 1979 S 135 a b Historie 20 Jahrhundert Chemisch Geowissenschaftliche Fakultat der Universitat Jena Friedrich Schiller Universitat Jena abgerufen am 7 April 2021 Eilhard Jantzen Knut Maier Betriebsstoffe in der deutschen Luftfahrt Von den Anfangen bis zur Gegenwart Bernard amp Graefe in der Monch Verlagsgesellschaft mbH 2016 S 339 f Wie internationale Finanzberater die Arbeit der Treuhand pragten OXI Monatszeitung vom 13 Dezember 2019 abgerufen am 7 April 2021 a b Johannes Schmidt Topphoff Projektmanagement zur Privatisierung der ostdeutschen Grosschemie Springer Verlag 2013 S 145 f Betriebe Gewerkschaften und betriebliche Proteste in der Transformationsphase der neuen Bundeslander in den 1990er Jahren Abschnitt Konrad Bunk H Soz Kult abgerufen am 7 April 2021 a b c Sand im Addinol Getriebe Neues Deutschland vom 6 November 1996 abgerufen am 7 April 2021 Addinol einigt sich mit Sachsen Anhalt FAZ vom 24 Oktober 1994 abgerufen am 7 April 2021 a b c d e f Entscheidung der EG Kommission vom 16 Dezember 1998 uber eine Beihilfe Deutschlands zugunsten der ADDINOL Mineralol GmbH i GV und der ADDINOL LUBE Oil GmbH amp Co KG In Amtsblatt der Europaischen Gemeinschaften 6 Oktober 1999 abgerufen am 7 April 2021 Produktinnovationen der Schlussel zum Erfolg Angabe Alter Georg Wildegger Leuna Echo vom 2 Juli 2010 abgerufen am 7 April 2021 Industrielle Familienunternehmen in Ostdeutschland Georg Wildegger geburtiger Schwabe seit 1991 Unternehmensberater bei Addinol S 108 Stiftung Familienunternehmen abgerufen am 7 April 2021 Funf Fragen an BWA Senator Georg Wildegger Geschaftsfuhrer der ADDINOL Lube Oil GmbH Dipl Betriebswirt bis 1994 KPMG S 18 Bundesverband fur Wirtschaftsforderung und Aussenwirtschaft abgerufen am 7 April 2021 EEEB Produktion wieder aufgenommen Neues Deutschland vom 8 Januar 1997 abgerufen am 7 April 2021 Addinol liquidiert Neues Deutschland vom 4 Oktober 1996 abgerufen am 9 April 2021 Deutscher Bundestag Drucksache 12 7745 vom 30 Mai 1994 S 9 Neues Deutschland vom 4 Oktober 1996 abgerufen am 9 April 2021 Handelsregisterauszuge ADDINOL Mineralol GmbH Online Handelsregister abgerufen am 9 April 2021 Wandlungen und Perspektiven Geiseltal S 24 und S 39 LMBV abgerufen am 9 April 2021 Wandlungen und Perspektiven Braunkohlenveredlung in Mitteldeutschland S 29 LMBV abgerufen am 9 April 2021 Geiseltalsee vor unliebsamem Wasser geschutzt Pressemitteilung vom 4 Februar 2004 Ministerium fur Umwelt Landwirtschaft und Energie des Landes Sachsen Anhalt abgerufen am 9 April 2021 Krumpa Saalekreis Sachsen Anhalt mata media abgerufen am 11 April 2021 ADDINOL Landesportal Sachsen Anhalt abgerufen am 11 April 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mineralolwerk Lutzkendorf amp oldid 235835191