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Als Politische Haft DDR werden politisch motivierte Inhaftierungen in der DDR bezeichnet Nahezu alle politisch motivierten Verurteilungen durch die DDR Justiz hatten Haftstrafen zur Folge Die Urteile wurden unter anderem begrundet mit ungesetzlichem Grenzubertritt Spionage offentlicher Herabwurdigung Wehrdienstentziehung oder verweigerung Als politische Haftlinge der DDR werden auch jene Personen gezahlt die ohne rechtskraftige Verurteilung aus politischen Grunden in Untersuchungshaft sassen Die Zahl in der DDR politisch inhaftierter Personen wird auf rund 200 000 250 000 geschatzt Knapp 34 000 von ihnen wurden ab 1962 durch die Bundesrepublik Deutschland freigekauft Haftbeschluss aus dem Jahr 1955 gegen Karl Wilhelm Fricke unterzeichnet durch Erich Mielke Inhaltsverzeichnis 1 Definition politischer Haft 2 Gesetzliche Grundlagen 3 Zahl der politischen Haftlinge in der DDR 4 Geschichte 5 Untersuchungshaft 6 Strafvollzug 7 Haftbedingungen und Haftfolgen 8 Rehabilitierung 9 Haftlingsfreikauf 10 Siehe auch 11 Literatur 12 Weblinks 13 EinzelnachweiseDefinition politischer Haft BearbeitenDie Definition politischer Haft in der DDR gestaltet sich durch die ihr zugrundeliegenden juristischen politischen moralischen und ideologischen Dimensionen als ausgesprochen schwierig 1 Die Festlegung einer operationalisierbaren Definition politischer Haft in der DDR wird durch die Komplexitat des Systems der Machtausubung in der DDR zusatzlich erschwert Allgemein bezeichnet der Begriff des politischen Haftlings in der DDR Menschen die wegen ihrer Gesinnung und ihrem daraus sich ergebenden Verhalten wegen ihrer Zugehorigkeit zu einer sozialen Schicht oder Klasse oder wegen ihrer politisch oder religios begrundeten Gegnerschaft zum Kommunismus in Haft genommen oder verurteilt wurden 2 Daruber hinaus konnen auch jene politische Gefangene in der DDR gewesen sein die keine als politisch zu qualifizierenden Straftaten im Sinne des Strafgesetzbuches der DDR begangen haben sondern auf Grundlage allgemeiner Straftatbestande verurteilt wurden Als bestimmende Kriterien fur die politische Qualitat allgemeiner Straftaten sind das Schuldbewusstsein und das Tatmotiv des Handelnden einerseits die Bedingtheit des Gewahrsams durch die politischen und gesellschaftlichen Verhaltnisse in der DDR andererseits in Betracht zu ziehen 3 Die Bundesrepublik Deutschland definierte im Haftlingshilfegesetz von 1955 politische Haftlinge in der DDR als Personen die aus politischen und nach freiheitlich demokratischer Auffassung von ihnen nicht zu vertretenden Grunden in Gewahrsam genommen wurden 4 Nach den Leitsatzen des Bundesverwaltungsgerichtes von 1959 und 1961 gilt derjenige als politischer Gefangener der in der DDR aus politischen Grunden in Gewahrsam genommen wurde und dessen Haft nach Grund und Dauer durch die politischen Verhaltnisse bedingt war 5 Als politische Gewahrsamsgrunde gelten solche die auf die besondere innenpolitische Entwicklung zuruckzufuhren sind welche die SBZ in der Nachkriegszeit im Unterschied zur innenpolitischen Entwicklung in den westlichen Besatzungsgebieten genommen hat insbesondere dann wenn nach den in den freiheitlichen Demokratien anerkannten Grundsatzen das Verhalten des Haftlings den Freiheitsentzug nicht gerechtfertigt hatte 6 DDR Behorden gebrauchten den Begriff der Politischen Haft nicht sondern leugneten offiziell die Existenz politischer Haftlinge in der DDR 7 Gemass einer Verfugung des DDR Justizministers Max Fechner durfte der Begriff Politischer Haftling ausschliesslich fur Opfer des Nationalsozialismus verwendet werden aus politischen Grunden inhaftierte Personen in der DDR waren nach Auffassung der SED Fuhrung Kriminelle die sich gegen die antifaschistisch demokratische Ordnung der DDR richteten 8 In der Berichterstattung uber eine Amnestie anlasslich des 22 Jahrestages der DDR sprach das Zentralorgan der SED Neues Deutschland jedoch erstmals von politischen und kriminellen Straftatern 9 1981 verwendete Erich Honecker in einem Interview mit dem britischen Verleger Robert Maxwell den Begriff des politischen Gefangenen in der DDR Seit der letzten Amnestie im Jahre 1979 gibt es bei uns keine politischen Gefangenen mehr 10 Durch die Amnestie 1979 wurden 21 928 Personen entlassen Es ist nicht beziffert wie viele politische Gefangene sich unter ihnen befanden aber von etwa 80 verurteilten Gefangenen die zu der Zeit von amnesty international betreut oder deren Falle untersucht wurden wurden mehr als 55 freigelassen 11 Rund 1 500 der amnestierten Personen wurden in die Bundesrepublik entlassen Amnesty International verwendet den Begriff landerubergreifend in seinem Anliegen und fordert die Freilassung von gewaltlosen politischen Gefangenen d h von Mannern und Frauen die irgendwo auf der Welt wegen ihrer Uberzeugung Hautfarbe ethnischen Herkunft Sprache wegen ihres Glaubens oder ihres Geschlechts inhaftiert sind und Gewalt weder angewandt noch zu ihrer Anwendung aufgerufen haben 12 In Bezug auf die DDR hat Amnesty International mehrmals konkrete Beispiele politischer Inhaftierungen kritisiert 13 14 Gesetzliche Grundlagen BearbeitenDas Gesetz uber die Rehabilitierung und Entschadigung von Opfern rechtsstaatswidriger Strafverfolgungsmassnahmen im Beitrittsgebiet Strafrechtliches Rehabilitierungsgesetz StrRehaG zahlt eine Reihe von Normen des DDR Strafrechts auf die in der Regel der politischen Verfolgung dienten 15 Dieser Regelkatalog beinhaltet aus dem Strafgesetzbuch der DDR 96 Hochverrat 97 Spionage 98 Ungesetzliche Sammlung von Nachrichten 99 Landesverraterische Nachrichtenubermittlung 100 Staatsfeindliche Verbindungen Landesverraterische Agententatigkeit 105 Staatsfeindlicher Menschenhandel 106 Staatsfeindliche Hetze 213 Ungesetzlicher Grenzubertritt 219 Ungesetzliche Verbindungsaufnahme 220 Offentliche Herabwurdigung der staatlichen Ordnung 245 246 Geheimnisverrat 256 Wehrdienstentziehung verweigerungsowie Boykotthetze gemass Artikel 6 Abs 2 der Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik vom 7 Oktober 1949 Daruber hinaus existierten weitere Normen des DDR Strafrechts die einer politischen Verfolgung gedient haben In diesem Zusammenhang sind besonders die Artikel 20 Staatsverleumdung 107 Verfassungsfeindlicher Zusammenschluss 214 Beeintrachtigung staatlicher oder gesellschaftlicher Tatigkeit 215 Rowdytum 216 Schwere Falle 217 Zusammenrottung 218 Zusammenschluss zur Verfolgung gesetzeswidriger Ziele 225 Unterlassung der Anzeige und 249 Asoziales Verhalten zu nennen 16 Das Ministerium fur Staatssicherheit MfS versuchte in einigen Fallen einzelne Personen bewusst zu kriminalisieren So fuhrte es beispielsweise Wolf Biermann gezielt Minderjahrige zu mit dem Ziel ihn spater strafrechtlich belangen zu konnen 17 Insbesondere der 215 Rowdytum als Gummiparagraph war so unbestimmt formuliert dass er haufig fur politische Verurteilungen genutzt wurde und somit kriminalisierte Der klassische Fall war die massive Verhaftung und Strafverfolgung bei Ausschreitungen am 7 Oktober 1977 Staatsfeiertag der DDR Wilhelm Heinz Schroder Jurgen Wilke 18 auf dem Alexanderplatz in Berlin wo die Staatsmacht in unangemessener Weise bei einem geringen Anlass uberreagierte Hier sahen sich die jungen Kunden nach einem Rockkonzert unvermittelt einer massiven polizeilichen Gewalt in unbekanntem Ausmass gegenuber und begannen sich nicht informiert uber den Grund des Einsatzes zunachst nur mit politisch nonkonformen Sprechchoren zu wehren was schliesslich in Gegengewalt umschlug Es gab unzahlige schwerverletzte Jugendliche 19 Viele Hundert wurden zugefuhrt und 468 Quelle Hauptabteilung IX Untersuchungsorgan des MfS mussten fur ihr Aufbegehren aus heutiger Sicht unverhaltnismassig harte Urteile hinnehmen zwischen sechs Wochen Haft bei Beteiligung an den Sprechchoren was rechtsstaatlich eine freie Meinungsausserung ist und bis drei Jahre fur Steinewurfe etc Die Mehrzahl der Verurteilten waren zwischen 16 und 18 Jahre alt 20 Hintergrund zu diesem grossten Jugendprotest der DDR war u a die restriktive Politik der SED Regierung im Rahmen der Biermann Ausburgerung und folgendem Exodus vieler beliebter Sympathisanten und Kunstler Amnesty International fasst in seinem Jahresbericht 1989 zusammen Es bestand allerdings Anlass zu der Befurchtung dass weitaus mehr Menschen auf der Grundlage von Gesetzen inhaftiert worden sind die das Recht auf freie Meinungsausserung Vereinigungs und Versammlungsfreiheit und Freizugigkeit in hohem Masse einschranken Die Behorden bedienten sich verstarkt des Mittels der Kurzzeitinhaftierung um Mitglieder von Friedens und Umweltgruppen kirchlichen und Menschenrechtsvereinigungen sowie Ausreisewillige zu schikanieren Amnesty International Jahresbericht 1989 21 Zahl der politischen Haftlinge in der DDR BearbeitenZur Zahl der politischen Haftlinge in der DDR existieren verschiedene Schatzungen deren Ergebnisse je nach Quellen Begriffsdefinition Schatzmethode und Untersuchungszeitraum meist voneinander abweichen 22 Zum einen existieren keine durchgangigen Daten uber die Anzahl an aus politischen Grunden inhaftierten Personen Statistiken diesbezuglich wurden DDR intern nicht kontinuierlich gefuhrt 23 Daruber hinaus ist es nicht immer moglich im Nachhinein den tatsachlichen Grund einer Verurteilung zu ermitteln 24 So wurden viele Personen aus politischen Grunden wegen vermeintlich unpolitischer Delikte zu unrecht verurteilt Zudem werden als politische Haftlinge der DDR nicht ausschliesslich rechtskraftig verurteilte Personen sondern auch Untersuchungshaftlinge gezahlt 23 Die Zentrale Erfassungsstelle Salzgitter registrierte zwischen 1962 und 1990 insgesamt 30 752 politische Verurteilungen 25 konnte aber aufgrund ihrer Arbeitsweise und ihrer zeitlich begrenzten Existenz nur einen Teil der Verurteilungen erfassen Die Historikerin Brigitte Oleschinski schatzte 1993 auf Grundlage der Zentralen Entlassungskartei von Strafgefangenen der ehemaligen Verwaltung Strafvollzug der DDR die Zahl der politischen Haftlinge auf rund 200 000 26 Das Bundesministerium der Justiz ging 1994 von 180 000 politisch Inhaftierten aus nahm bei dieser Zahl jedoch ausdrucklich die Lagerinternierten der sowjetischen Besatzungsmacht aus 27 Klaus Schroeder nannte 1998 die Zahl von 200 000 politischen Haftlingen 28 Falco Werkentin ging im selben Jahr von mindestens 250 000 Opfern politischer Strafjustiz aus und gab an dass in dieser Zahl nicht jene rund 100 000 Personen eingeschlossen sind die in den 1950er Jahren aufgrund ihrer Klassenherkunft als Wirtschaftsverbrecher verurteilt wurden 29 Jens Gieseke grenzte 2009 die Zahl der politischen Strafgefangenen zwischen 170 000 und 280 000 ein 30 Geschichte BearbeitenWahrend der ersten zehn Jahre der DDR wurde politische Opposition uberwiegend als Kriegs und Boykotthetze mit Methoden des Strafrechtes bekampft 31 Demzufolge wurden die meisten politischen Gefangenen in den 1950er Jahren verurteilt 32 Zu ihnen gehorten vor allem die Opfer innerparteilicher Sauberungen darunter Walter Janka Erich Loest Wolfgang Harich und Paul Merker sowie die Opfer der Waldheimer Prozesse Nach dem niedergeschlagenen Arbeiteraufstand vom 17 Juni 1953 wurden ca 8000 Personen wegen eines angeblichen faschistischen Putschversuches inhaftiert 33 Vereinzelt wurden auch Personen wie der Journalist Karl Wilhelm Fricke vom Ministerium fur Staatssicherheit aus der Bundesrepublik entfuhrt und anschliessend in der DDR inhaftiert Auch gegen jugendliche Oppositionelle wie Hermann Flade die Werdauer Oberschuler und den Eisenberger Kreis ging die DDR Justiz mit drakonischer Harte vor Um Enteignungen im Zuge der Zwangskollektivierung von Landwirtschaft und Handel zu ermoglichen wurden zahlreiche selbststandige Bauern sowie kleinere und mittlere Gewerbetreibende wegen angeblicher Wirtschaftsverbrechen verhaftet nbsp DDR Prozess gegen den Fluchthelfer Harry Seidel 1962Infolge des Mauerbaus 1961 stieg die Zahl an gescheiterten Fluchtversuchen aus der DDR Die bei versuchten ungesetzlichen Grenzubertritt gefassten Personen und ihre Fluchthelfer wie z B Harry Seidel wurden sofern man ihnen habhaft werden konnte inhaftiert Auch an den Westgrenzen anderer Ostblock Staaten gestellte Personen wurden auf Ansuchen von DDR Behorden verhaftet und in der Regel nach zwei bis drei Wochen in die DDR uberstellt Mit Einfuhrung der allgemeinen Wehrpflicht in der DDR 1962 kam auch der politische Straftatbestand der Wehrdienstverweigerung hinzu Zwar machte die SED Fuhrung kirchlichen Bedenkentragern Zugestandnisse indem sie eine Verweigerung aus Gewissensgrunden akzeptierte und stattdessen einen waffenlosen aber nicht zivilen Dienst als Bausoldat ermoglichte Dennoch entschieden sich einige trotz Inhaftierung fur eine Totalverweigerung Mit der inneren Abschottung der DDR infolge des Mauerbaus wurde ab 1963 der justizielle Terror aufgegeben 34 Vor allem seit Beginn der Ara Honecker 1971 verstarkte die SED Fuhrung ihre Bemuhungen oppositionelles Verhalten ohne Anwendung des Strafrechtes zu sanktionieren 35 Wichtige Anlasse hierfur waren das Streben der DDR nach internationaler Anerkennung und die deutsch deutsche Annaherung ab Ende der 1960er Jahre So hatte sich die DDR sowohl im Grundlagenvertrag mit der Bundesrepublik Deutschland 36 als auch mit dem Beitritt zur UN Charta 37 und der Unterzeichnung der KSZE Schlussakte 38 zur Achtung der Menschenrechte verpflichtet In der Folge versuchte das SED Regime die Zahl politischer Haftlinge zu reduzieren und hierzu die versprochenen Konzessionen durch Repressionspraktiken unterhalb der Schwelle von Verhaftung und Verurteilung zu kompensieren 39 40 Zu diesem Zweck griff das MfS vermehrt auf Zersetzungsmassnahmen zuruck Dennoch kam es insbesondere im Zusammenhang mit innergesellschaftlichen Krisen Prager Fruhling 1968 Biermann Ausburgerung 1976 weiterhin zu Verhaftungen der politischen Opposition Aber auch ohne vorher politisch aktiv zu werden gerieten viele DDR Burger in Haft So wurden beispielsweise Ausreiseantragsteller oft bewusst kriminalisiert und inhaftiert 41 Ab Ende der 1970er Jahre forcierte das SED Regime die Inhaftierung aus politischen Grunden da sich der von der Bundesrepublik betriebene Haftlingsfreikauf siehe Abschnitt Haftlingsfreikauf zu einer bedeutenden Einnahmequelle entwickelte Mit der politischen Wende in der DDR und der Wiedervereinigung Deutschlands wurden viele Opfer politisch motivierter Strafverfolgung strafrechtlich rehabilitiert und vereinzelt finanziell entschadigt siehe Abschnitt Rehabilitation Untersuchungshaft BearbeitenPolitische Haft wurde in der DDR in der Regel durch das Ministerium fur Staatssicherheit eingeleitet Anders als die Strafvollzugsanstalten unterstanden die Untersuchungshaftanstalten der Aufsicht des Ministeriums fur Staatssicherheit Neben den zentralen Untersuchungshaftanstalten I Berlin Hohenschonhausen und II Magdalenenstrasse Berlin Lichtenberg verfugte jede der 15 Bezirksverwaltungen der Staatssicherheit uber eine eigene Untersuchungshaftanstalt 42 Den Untersuchungshaftvollzug ubernahm innerhalb des MfS die Abteilung XIV der MfS Zentrale bzw der jeweiligen Bezirksverwaltung 42 als Wachposten wurden zusatzlich Angehorige des Wachregiments Feliks E Dzierzynski eingesetzt Die Untersuchungsfuhrung Vernehmung oblag der Linie IX Hauptabteilung IX sowie die Abteilungen IX der Bezirksverwaltungen des Ministeriums fur Staatssicherheit 42 Diese nahm gemass 88 der Strafprozessordnung der DDR neben Polizei und Zoll die Aufgabe des Untersuchungsorgans wahr 43 Unterstutzt wurden die Organe des MfS dabei vor allem von der politischen Abteilung 1A innerhalb der Kriminalpolizei des MdI Die Untersuchungshaft verfolgte im Falle politisch motivierter Verhaftungen in aller Regel nicht das Ziel einer unvoreingenommen Ermittlung Vielmehr stand die prinzipielle Schuld des Untersuchungshaftlings zumeist bereits vor dessen Verhaftung durch die mit konspirativen Mitteln erlangten Informationen fest Die Untersuchungshaft diente stattdessen nahezu ausschliesslich dem Ziel von dem Untersuchungshaftling belastende Aussagen zu erhalten da die zuvor illegal erlangten Informationen in aller Regel vor Gericht nicht verwendbar waren Wahrend der Strafvollzug durch das Strafvollzugsgesetz geregelt wurde gab es kein entsprechendes Gesetz uber den Vollzug der Untersuchungshaft dieser wurde uber die Hausordnung der jeweiligen Haftanstalt geregelt Den Charakter des Untersuchungshaftvollzugs stellte Erich Mielke Minister fur Staatssicherheit 1979 auf einer internen Dienstkonferenz klar Klar muss aber auch sein allein immer nur behutsam behutsam und noch mal behutsam aus Angst und Furcht die Betreffenden konnten sich etwas antun dass nur nichts passiert damit muss endgultig Schluss gemacht werden Und wenn sich ein Verbrecher ein verkommenes Subjekt deshalb etwas antut weil er merkt dass wir ihn erkannt haben und mit aller Konsequenz gegen ihn vorgehen dann ist das noch tausendmal besser als wenn es ihm gelingt seine verbrecherischen Absichten zu verwirklichen oder uns weiter anderen Schaden zuzufugen Die sozialistische Gesetzlichkeit strikt durchzusetzen alle Moglichkeiten voll auszuschopfen das gilt erst recht in Bezug auf Feinde die auch weiterhin wie Feinde behandelt werden Erich Mielke 1979 44 Die Bundeszentrale fur politische Bildung stellte dazu fest Das MfS unterhielt eigene Untersuchungshaftanstalten in denen physische und psychische Misshandlungen politischer Gefangener keine Ausnahme bildeten Auch nach der Entlassung mussten politische Gefangene mit Restriktionen rechnen z B Berufsverboten 7 Strafvollzug BearbeitenPolitische Gefangene wurden in der DDR nicht gesondert verwahrt sondern im Justizvollzug in der DDR Strafvollzug inhaftiert somit Kriminellen gleichgestellt kriminalisiert Viele Politische wurden in Haftarbeitslager HAL oder Strafvollzugskommandos STVK gebracht In der Realitat wurden die politischen Haftlinge jedoch von Anfang an schlechter gestellt und behandelt als die kriminellen Gefangenen 45 Die Bewachung erfolgte ausser in Bautzen II durch Mitarbeiter des Strafvollzugsdienstes der Volkspolizei Diese unterstanden dem Ministerium des Innern Haftbedingungen und Haftfolgen BearbeitenDie Jahre 1949 bis 1953 waren gekennzeichnet von gehauften Todesfallen unter den Haftlingen vor allem durch Hunger und Folgekrankheiten 1954 bis 1970 erfolgte eine Verbesserung dieser extremen Haftbedingungen Seit 1971 war den Strafvollzugsbeamten die jetzt Erzieher hiessen die Anwendung von Gewalt verboten woran sich aber einige nicht hielten Die hygienischen Verhaltnisse verbesserten sich Wahrend der Gesamtzeit aber war besonders die Zeit der Untersuchungshaft gekennzeichnet von Schikanen wie Einzelhaft Verhore zur Nachtzeit der damit verbundene Schlafentzug bzw Schlafmangel sowie Isolierung und Informationssperren fur Haftlinge das heisst jegliche Kontakte zur Aussenwelt wurden untersagt Zu den Folgen der Haft bei vielen ehemaligen Haftlingen gehoren Angste und Depressionen sowie neben korperlichen Erkrankungen auch Schlaf und Konzentrationsstorungen Auch berufliche Nachteile durch aufgrund der Haft versaumte oder mangelhafte Ausbildung kommen hinzu 46 Rehabilitierung Bearbeiten Hauptartikel Strafrechtliches Rehabilitierungsgesetz Nach der politischen Wende in der DDR bemuhte sich das Oberste Gericht der DDR um eine Aufhebung politisch begrundeter Gerichtsentscheidungen Die Volkskammer der DDR verabschiedete am 6 September 1990 ein Gesetz welches die Rehabilitierung von Personen vorsah die wegen einer Handlung straf oder verwaltungsrechtlich belangt worden waren mit der sie verfassungsmassig garantierte Grundrechte wahrgenommen hatten Infolge des Beitritts der DDR zur Bundesrepublik erlangte das Gesetz jedoch keine praktische Bedeutung mehr Der im Einigungsvertrag enthaltenen Verpflichtung fur Opfer politisch motivierter Strafverfolgung eine Rehabilitierungsmoglichkeit einschliesslich angemessener Entschadigungsregelungen zu schaffen kam die Bundesrepublik mit Inkrafttreten des Ersten SED Unrechtsbereinigungsgesetzes am 4 November 1992 nach Dieses enthalt ein strafrechtliches Rehabilitierungsgesetz StrRehaG wonach Opfer strafrechtlichen Unrechts und rechtsstaatswidriger Freiheitsentziehungen in der SBZ DDR auf Antrag und unter bestimmten Voraussetzungen Anrecht auf eine juristische und soziale Wiedergutmachung haben So erhalten politische Haftlinge in der DDR bei sozialer Bedurftigkeit ab einer nachweislichen Haftdauer von 180 Tagen eine monatliche Opferpension in Hohe von 250 Euro Gemass Bundestagsbeschluss vom 4 Dezember 2014 wurde sie mit Zustimmung des Bundesrates vom 19 Dezember 2014 auf 300 Euro erhoht 47 Am 24 Oktober 2019 beschloss der Deutsche Bundestag unter anderem eine Erhohung der Opferpension auf 330 Euro 48 Haftlingsfreikauf Bearbeiten Hauptartikel Haftlingsfreikauf Ab 1962 bemuhte sich die Bundesrepublik Deutschland darum politische Gefangene aus der DDR freizukaufen Freigekaufte Gefangene wurden anschliessend entlassen und in die Bundesrepublik ausgeburgert Der Haftlingsfreikauf hielt bis zum Mauerfall an Insgesamt wurden zwischen 1963 und 1989 insgesamt 33 755 Haftlinge fur Devisen und Waren im Gesamtwert von rund 3 5 Mrd DM freigekauft 49 Auf diese Weise entwickelte sich der Haftlingsfreikauf fur die DDR zu einer bedeutenden Einnahmequelle und fuhrte ab Ende der 1970er Jahre zu einer Vielzahl von politischen Inhaftierungen Siehe auch BearbeitenStasiopferLiteratur BearbeitenUllrich Baumann Helmut Kury Hrsg Politisch motivierte Verfolgung Opfer von SED Unrecht Kriminologische Forschungsberichte Band 84 Freiburg 1998 Johannes Beleites Abteilung XIV Haftvollzug BStU MfS Handbuch III 9 Berlin 2009 PDF 684 kB 12 Deutscher Bundestag Hrsg Materialien der Enquete Kommission zur Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED Diktatur in Deutschland Baden Baden 1995 Hermann Wentker Politische Strafjustiz in der DDR in Unrecht uberwinden SED Diktatur und Widerstand 1996 ISBN 3 931575 17 9 PDF 330 kB Roger Engelmann Clemens Vollnhals Hrsg Justiz im Dienste der Parteiherrschaft Rechtspraxis und Staatssicherheit in der DDR Berlin 1999 Gerhard Finn Karl Wilhelm Fricke Politischer Strafvollzug in der DDR Verlag Wissenschaft und Politik Koln 1981 ISBN 3 8046 8582 X Karl Wilhelm Fricke Politik und Justiz in der DDR Zur Geschichte der politischen Verfolgung 1945 1968 Bericht und Dokumentation Verlag Wissenschaft und Politik Koln 1979 ISBN 3 8046 8568 4 Sibylle Plogstedt Knastmauke Das Schicksal von politischen Haftlingen der DDR nach der deutschen Wiedervereinigung Psychosozial Verlag Giessen 2010 ISBN 978 3 8379 2094 9 Johannes Raschka Justizpolitik im SED Staat Bohlau Koln 2000 ISBN 3 412 06700 8 Wilhelm Heinz Schroder Jurgen Wilke Politische Strafgefangene in der DDR Versuch einer statistischen Beschreibung In Historical Social Research Historische Sozialforschung 23 4 1998 S 3 78 PDF 1 99 MB Annegret Stephan Sascha Mobius Hrsg Erinnern Forschung Bildung und die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit politischer Verfolgung in der SBZ DDR Schriftenreihe der Stiftung Gedenkstatten Sachsen Anhalt Bd 2 Metropol Berlin 2009 ISBN 978 3 940938 41 1 Falco Werkentin Politische Strafjustiz in der Ara Ulbricht Berlin 1995 ISBN 3 86153 069 4 Falco Werkentin Recht und Justiz im SED Staat Bundeszentrale fur politische Bildung Bonn 2000 Hans Eberhard Zahn Haftbedingungen und Gestandnisproduktion in der DDR Schriftenreihe des Berliner Landesbeauftragten fur die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR Band 5 Berlin 1997 ISBN 978 3 934085 01 5 Viele weitere Auflagen Online hier Band 5 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Political prisoners of the German Democratic Republic Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Stasi Mediathek Dokumentensammlung Untersuchungshaft Stasi Mediathek Dokumentensammlung Haft im MfS Text des Strafgesetzbuches der DDR vom 12 Januar 1968 in der Fassung der spateren Anderungen Politische Strafgefangene in der DDR Versuch einer statistischen Beschreibung von Wilhelm Heinz Schroder Jurgen Wilke S 1 40 mit umf Literaturauswahl leider hier ohne Tabellen auf archive is Chronik der Wende rbb online Politische Haft Der Strafvollzug in der DDR Justiz Sachsen de Zeitzeugenbericht eines politischen Haftlings in der DDREinzelnachweise Bearbeiten Vgl Schroder Wilke Politische Strafgefangene in der DDR S 5 Fricke Politik und Justiz in der DDR S 8 Vgl Karl Wilhelm Fricke Zur Menschen und Grundrechtssituation politischer Gefangener in der DDR Analyse und Dokumentation Koln 1988 S 19 Gesetz uber Hilfsmassnahmen fur Personen die aus politischen Grunden in Gebieten ausserhalb der Bundesrepublik Deutschland und Berlin West in Gewahrsam genommen wurden Haftlingshilfegesetz vom 6 August 1955 in der Fassung vom 29 September 1969 Leitsatz zum Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 9 September 1959 BVerwG Band 12 S 132 zit n Schroder Wilke Politische Strafgefangene in der DDR S 4 Leitsatz zum Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 10 Mai 1961 BVerwG Band 12 S 236 zit n Schroder Wilke Politische Strafgefangene in der DDR S 4 a b Vgl Bundeszentrale fur politische Bildung Auf den Spuren einer Diktatur Politische Haft Vgl Rundverfugung Nr 125 51 des Ministers des MdJ vom 5 September 1951 Gebrauchs der Bezeichnung Politische Haftlinge BArch SAPMO DP1 VA 7311 Neues Deutschland vom 7 Oktober 1971 zit n Finn Fricke Politischer Strafvollzug in der DDR S 10 Interview E Honecker mit R Maxwell zur Autobiographie 1981 Vgl Amnesty International Jahresbericht 1980 Amnesty International Anliegen Vgl Amnesty International Jahresbericht 1978 Vgl Amnesty International Jahresbericht 1983 1 Nr 1 StrRehaG Vgl Werkentin Recht und Justiz im SED Staat S 102f Ansgar Borbe Die Zahl der Opfer des SED Regimes PDF Datei 691 kB Erfurt 2010 S 14 sowie Anja Mihr Amnesty International in der DDR Der Einsatz fur Menschenrechte im Visier der Stasi Berlin 2002 S 39 Anm 48 Vgl Jens Gieseke Der Mielke Konzern Die Geschichte der Stasi 1950 1989 90 Munchen 2006 S 195f Politische Strafgefangene in der DDR Versuch einer statistischen Beschreibung S 22 Karl Winkler Zur Klarung eines Sachverhaltes Aufbau Verlag 1990 ISBN 3 351 01796 0 Stasi Untersuchungsbericht original Abschlussbericht des MfS zu den Protesten auf dem Alexanderplatz gesichtet am 15 November 2013 Amnesty International Jahresbericht 1989 Vgl Schroder Wilke Politische Strafgefangene in der DDR S 4 a b Vgl Ansgar Borbe Die Zahl der Opfer des SED Regimes PDF Datei 691 kB Erfurt 2010 S 16 Vgl Michael Heinatz Zehn Jahre strafrechtliche Rehabilitierung in Deutschland In NJW 53 41 2000 S 3022 3031 Vgl Schroder Wilke Politische Strafgefangene in der DDR S 5 Vgl Brigitte Oleschinski Nur fur den Dienstgebrauch Das Tabu Strafvollzug in der DDR In Rolf Hanusch Hrsg Verriegelte Zeiten Vom Schweigen uber die Gefangnisse in der DDR Tutzing 1993 S 7 Vgl Bundesministerium der Justiz Hrsg Im Namen des Volkes Wissenschaftlicher Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung Leipzig 1994 Vgl Klaus Schroeder Der SED Staat Geschichte und Strukturen der DDR Bayerische Landeszentrale fur politische Bildungsarbeit Munchen 1998 Vgl Falco Werkentin Das Ausmass politischer Strafjustiz in der DDR In Baumann Kury Politisch motivierte Verfolgung Opfer von SED Unrecht S 49 74 hier S 73f Vgl Jens Gieseke Deutsche Demokratische Republik In Lukasz Kaminski Krzysztof Persak Jens Gieseke Hrsg Handbuch der kommunistischen Geheimdienste in Osteuropa 1944 1991 Analysen und Dokumente Wissenschaftliche Reihe der BStU Band 33 Gottingen 2009 S 248 Rainer Schroder Geschichte des DDR Rechts Straf und Verwaltungsrecht Memento vom 11 Marz 2008 imInternet Archive forum historiae iuris 6 April 2004 Vgl Werkentin Politische Strafjustiz in der Ara Ulbricht S 405 408 Vgl Hermann Weber Die DDR 1945 1990 Oldenburg 2000 S 42f Vgl Werkentin Recht und Justiz im SED Staat S 67 Sandra Pingel Schliemann Zerstorung von Biografien Zersetzung als Phanomen der Honecker Ara In Eckart Conze Katharina Gajdukowa Sigrid Koch Baumgarten Hrsg Die demokratische Revolution 1989 in der DDR Koln 2009 S 78 91 Art 2 des Vertrages uber die Grundlagen der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik vom 21 Dezember 1972 Dok in Matthias Judt Hrsg DDR Geschichte in Dokumenten Beschlusse Berichte interne Materialien und Alltagszeugnisse Bundeszentrale fur politische Bildung Band 350 Bonn 1998 S 517 Art 1 Abs 3 UN Charta Dok in Deutscher Bundestag Materialien der Enquete Kommission zur Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED Diktatur in Deutschland Band 4 S 547 Konferenz uber Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa Schlussakte Helsinki 1975 S 11 Johannes Raschka Staatsverbrechen werden nicht genannt Zur Zahl politischer Haftlinge wahrend der Amtszeit Honeckers In Deutschland Archiv Band 30 1 1997 S 196 Jens Raschka Einschuchterung Ausgrenzung Verfolgung Zur politischen Repression in der Amtszeit Honeckers Berichte und Studien Band 14 Dresden 1998 S 15 Vgl Werkentin Recht und Justiz im SED Staat S 70 79 a b c Vgl Beleites Abteilung XIV Haftvollzug S 3 Vgl Herbert Reinke Staatssicherheit und Justiz In Bundesministerium der Justiz Hrsg Im Namen des Volkes Uber die Justiz im Staat der SED Wissenschaftlicher Begleitband zur Ausstellung Leipzig 1994 S 240 242 Referat Erich Mielkes auf der Zentralen Dienstkonferenz vom 24 Mai 1979 GVS MfS 0008 11 79 S 89ff zit n Johannes Beleites Die Rolle des MfS im Bereich des Untersuchungshaft und Strafvollzugs der DDR In Horch und Guck 24 1998 S 50 Vgl Fricke Politik und Justiz in der DDR Vgl Bayern Radio Als Staatsfeind in DDR Haft Memento vom 1 September 2003 imInternet Archive Funftes Gesetz zur Verbesserung rehabilitierungsrechtlicher Vorschriften fur Opfer der politischen Verfolgung in der ehemaligen DDR BGBl 2014 I S 2408 Deutscher Bundestag Verbesserungen fur Opfer politischer Verfolgung in der DDR beschlossen In bundestag de Abgerufen am 29 Juni 2023 Vgl Anja Mihr Amnesty International in der DDR S 41 sowie Ludwig A Rehlinger Freikauf Die Geschafte der DDR mit politisch Verfolgten Frankfurt am Main 1991 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Politische Haft DDR amp oldid 235067477