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Betriebssportgemeinschaft oder Betriebssportgruppe auch Werkssportgemeinschaft Gruppe abgekurzt BSG oder Werkssportverein steht im Allgemeinen als Begriff fur den Zusammenschluss von Sportinteressierten eines Unternehmens oder einer Branche Die Betriebssportgemeinschaft verfugt in aller Regel uber keine eigene Rechtspersonlichkeit In Ausnahmefallen ist eine BSG in Vereinsform anzutreffen Es existieren zahlreiche solche Vereinigungen haufig mit Unterstutzung des Arbeitgebers vor allem bei Unternehmen deren Philosophie eine ausgepragte Sozialpragung aufweist Sogenannte Werksteams sind haufig als BSGs entstanden werden jedoch meist dem Profisport zugerechnet und rekrutieren sich nicht aus Mitarbeitern Inhaltsverzeichnis 1 Betriebssportgemeinschaften im Dritten Reich 2 Betriebssportgemeinschaften in der DDR 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseBetriebssportgemeinschaften im Dritten Reich BearbeitenNach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde der Sport im neu entstandenen NS Staat in die Politik mit einbezogen und diente nunmehr der Wehrertuchtigung und der Forderung der Volksgemeinschaft Im Rahmen der Gleichschaltungspolitik aller gesellschaftlichen Bereiche wurden die bis dahin unabhangigen Sportvereine nach und nach zuruckgedrangt Zahlreiche Organisationen der NSDAP wie die SS SA und HJ bauten eigene Sportorganisationen auf in denen die NS Ideologie voll zum Tragen kam Auch die Deutsche Arbeitsfront DAF die Einheitsgewerkschaft der Nationalsozialisten bemuhte sich um den Sport Ihre Unterorganisation KdF grundete 1936 ein eigenes Sportamt mit der Aufgabe zur Wehrertuchtigung und rassischen Vervollkommnung den Sport in die Betriebe zu bringen Zu diesem Zweck wurden in den grosseren Werken Betriebssportgemeinschaften BSG ins Leben gerufen die sich zunachst um den Breitensport kummern sollten Mit zunehmender Dauer wandten sich die BSG jedoch auch dem Wettkampfsport zu und nahmen teilweise am deutschlandweiten Spielbetrieb der verschiedensten Sportarten teil Am auffalligsten waren die Erfolge im Fussball wo beispielsweise die BSG Gelsenguss Gelsenkirchen Neumeyer Nurnberg und Volkswagenwerk Wolfsburg in der Gauliga der hochsten Fussballklasse spielten Zwischen 1938 und 1940 stieg die Zahl der Betriebssportgemeinschaften von 10 000 bis auf 20 000 an Im November 1941 war die BSG Krupp in Essen Gastgeber der letzten Deutschen Judomeisterschaft im Dritten Reich Der Fuhrer der DAF Robert Ley entwickelte zu dieser Zeit den Plan die Betriebssportgemeinschaften mit den Sportvereinen zu so genannten Ortssportgemeinschaften zwangszuvereinen Dieser Plan wurde jedoch von Hitler 1942 gestoppt da nach der Ausweitung des Zweiten Weltkrieges keine weitere Unruhe unter die Bevolkerung gebracht werden sollte Nach Kriegsende fielen die Betriebssportgemeinschaften dem allgemeinen Verbot der Sportvereine zum Opfer sie lebten auch nach der Wiedereinfuhrung des Vereinssports in den Westzonen nicht wieder auf Betriebssportgemeinschaften in der DDR BearbeitenNach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die sportlichen Strukturen der NS Diktatur in der Sowjetischen Besatzungszone SBZ restlos zerschlagen Alle Sportvereine wurden auf der Grundlage der Direktive Nr 23 des Alliierten Kontrollrats der Besatzungsmachte vom 17 Dezember 1945 aufgelost 1 Sportwettkampfe wurden zunachst nur auf lokaler Ebene mit lose organisierten Sportgemeinschaften in den Stadten und Landkreisen zugelassen Der Fussball Spielbetrieb konnte erst ab Herbst 1946 auf Landerebene ausgeweitet werden Die Organisation lag in den Handen des Jugendverbandes Freie Deutsche Jugend FDJ Nach der 1 Ostzonen Fussballmeisterschaft im Sommer 1948 wurde deutlich dass die bisherigen Organisationsformen nicht mehr ausreichend waren Auf Initiative des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes und der FDJ wurde am 1 Oktober 1948 in der sowjetischen Besatzungszone der Deutsche Sportausschuss DS als Dachorganisation gegrundet der zunachst die Reorganisation des Sportbetriebes unter der Devise Umstellung auf Produktionsbasis in Angriff nahm Unter Beteiligung des FDGB wurden in Produktions und Verwaltungsbetrieben Betriebssportgemeinschaften BSG gegrundet Die sogenannten Tragerbetriebe ubernahmen fur ihre BSG die Finanzierung und Logistik verantwortlich waren die Betriebsgewerkschaftsgruppen Die BSG sollten sportliche Aktivitaten auf breiter Basis fordern und organisieren So boten sie eine breite Palette von Sportarten an die in sogenannten BSG Sektionen organisiert wurden Jede BSG hatte ihre eigene einheitliche Leitungsstruktur mit Vorsitzendem und Sektionsleitern Die finanziellen Mittel wurden aus den Gewerkschaftsfonds der Tragerbetriebe bereitgestellt in vielen Fallen wurden auch die Sportanlagen durch die Betriebe errichtet Von Tragerbetrieben unterstutzte Gemeinschaften wurden teilweise auch Industriesportgemeinschaft ISG oder Zentralsportgemeinschaft ZSG genannt In der Folge fasste der DS am 3 April 1950 den Beschluss Uber die Reorganisation des Sports auf Produktionsebene Er sah die Bildung von zentralen Sportvereinigungen auf der Basis der Gewerkschaftsstruktur vor nach der alle Betriebssportgemeinschaften entsprechend ihrer ubergeordneten Sportvereinigung einheitliche Namen erhielten z B BSG Rotation Dresden mit dem Tragerbetrieb VEB Sachsenverlag Sie hatten die BSG innerhalb ihres Bereiches zu fordern und den Sportverkehr zu regeln letzteres auch durch die Organisation zentraler SV Wettkampfe sowie durch Einflussnahme beim Sportlerwechsel zu anderen BSG Es wurden folgende 16 Sportvereinigungen gegrundet Logo einer BSGSportvereinigung GewerkschaftsbereichAktivist BergbauAufbau BauindustrieChemie chemische Industrie Glas und KeramikEinheit staatliche und kommunale VerwaltungEmpor Handel und NahrungsguterwirtschaftFortschritt Leicht und TextilindustrieLokomotive ReichsbahnMedizin GesundheitswesenMotor Maschinen und Fahrzeugbau MetallverarbeitungPost Post und FernmeldewesenRotation polygrafische Industrie und VerlagswesenStahl MetallurgieTraktor LandwirtschaftTurbine EnergiewirtschaftWismut Uranbergbau Wismut Wissenschaft Universitaten und HochschulenZur weiteren Starkung des DDR Sports grundeten die grossen Sportvereinigungen im Herbst 1954 jeweils fur ihren Bereich Sportclubs die von der DDR Sportfuhrung besonders gefordert wurden z B SC Einheit Dresden SC Chemie Halle SC Empor Rostock oder SC Wismut Karl Marx Stadt Damit verloren die Betriebssportgemeinschaften hinsichtlich des Spitzensports der kunftig bei den Sportclubs angesiedelt war an Bedeutung sie waren nur noch Sportgemeinschaften 2 Klasse Mit der fortschreitenden Zentralisierung des DDR Sports durch das 1957 gegrundete ubergeordnete Sportorgan DTSB verloren auch die zentralen Sportvereinigungen zunehmend an Bedeutung und wurden spater kaum noch in der Offentlichkeit wahrgenommen Zu den grossten und leistungsstarksten Betriebssportgemeinschaften im Fussball zahlten Wismut Aue Stahl Riesa Chemie Leipzig Motor Sachsenring Zwickau und Lokomotive Stendal Chemie Leipzig war nach Bildung der Sportclubs die einzige BSG die DDR Fussballmeister wurde Die Sportvereinigungen Vorwarts und Dynamo standen ausserhalb des BSG Systems Sie waren Sportorganisationen der Nationalen Volksarmee bzw der Volkspolizei Ihnen waren die ortlichen Armeesportgemeinschaften ASG Vorwarts und die Sportgemeinschaften Dynamo unterstellt Als die Volkseigenen Betriebe nach der politischen Wende von 1990 abgeschafft wurden waren die Betriebssportgemeinschaften gezwungen neue Organisationsformen zu finden Den meisten gelang eine direkte Umwandlung in einen eingetragenen Verein Mehrere Betriebssportgemeinschaften losten sich auf und wurden durch neugegrundete Sportvereine ersetzt Siehe auch BearbeitenBetriebssport WerksteamLiteratur BearbeitenHanns Leske Enzyklopadie des DDR Fussballs Verlag Die Werkstatt Gottingen 2007 ISBN 978 3 89533 556 3 S 11ff Andreas Luh Betriebssport bei der Firma Henkel vom Kaiserreich bis zur Gegenwart Stadion Academia Verlag 2015 41 1 S 35 72 Einzelnachweise Bearbeiten Direktive Nr 23 bzgl der Beschrankung und Entmilitarisierung des Sportwesens in Deutschland vom 17 Dezember 1945 beispielsweise enthalten in Claus Tiedemann Alliierte Rechtsbestimmungen zum Sport in Deutschland 1944 1950 Memento vom 21 Oktober 2013 imInternet Archive abgerufen am 4 Marz 2018 PDF 395 kB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Betriebssportgemeinschaft amp oldid 236184692