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Als Rauchgasentschwefelung auch DeSOx werden Rauchgasreinigungsverfahren zur Entfernung von Schwefelverbindungen SO2 und SO3 aus Abgasen z B von Kraftwerken Mullverbrennungsanlagen oder Grossmotoren bezeichnet Die Schwefelverbindungen entstehen durch das Verbrennen schwefelhaltiger fossiler Brennstoffe Anlagen zur Rauchgasentschwefelung werden haufig mit REA Rauchgasentschwefelungsanlage abgekurzt Gaswascher des Kraftwerks Allen USA Inhaltsverzeichnis 1 Anwendung 2 Verfahrensarten 3 Reststoffbehandlung 4 Literatur 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAnwendung BearbeitenFruhe Verfahren zur Rauchgasentschwefelung wurden bereits 1867 in den Schindler Blaufarbenwerken in Zschorlau Erzgebirge und 1879 vom Sodafabrikanten Robert Hasenclever eingesetzt Letzteres Verfahren wird heute besonders fur Kraftwerke auf der Basis von Kohle und schwerem Heizol eingesetzt bei denen der Schwefelgehalt grosser als ein Prozent ist Bei der Verbrennung von Gas und leichtem Heizol ist im Allgemeinen eine Entschwefelung nicht erforderlich da diese Brennstoffe Kraftstoffe bereits seit vielen Jahren nur mehr schon entschwefelt verwendet werden Heizol extraleicht kommt seit etwa 2000 weitgehend entschwefelt in Verkehr Seit 1974 ist in Deutschland fur neue Steinkohlekraftwerke die Rauchgasentschwefelung vorgeschrieben und die Verordnung uber Grossfeuerungs Gasturbinen und Verbrennungsmotoranlagen von Juni 1983 verlangte auch die Nachrustung oder Stilllegung alter Anlagen Bei Braunkohlekraftwerken war Anfang der 1980er Jahre zunachst eine Verminderung der Schwefeldioxid Emissionen durch Kalkzugabe zur Rohbraunkohle vorgesehen auch Trocken Additivverfahren genannt was wesentlich kostengunstiger gewesen ware als die konventionellen Abgasentschwefelungsanlagen Ab Juni 1983 mussten auch Braunkohlekraftwerke in Deutschland unter Berucksichtigung von Ubergangsfristen die Rauchgasentschwefelung durchfuhren Verfahrensarten BearbeitenIn Kraftwerken besteht prinzipiell die Moglichkeit durch technische Massnahmen Schwefeldioxid bis uber 95 Prozent aus dem Rauchgas zu entfernen Es gibt mehr als hundert verschiedene Verfahren sie liefern als Endprodukt Gips oder Ammoniumsulfat nbsp Schematischer Aufbau des Absorbers einer Rauchgasentschwefelungsanlage mit KalkwascheMan unterscheidet zwischen regenerativen und nichtregenerativen Verfahren zur Entschwefelung Bei den nichtregenerativen Verfahren gibt es die Kalkwasche die sich weltweit am meisten durchgesetzt hat Hierbei wird unter Zugabe von Kalk sowohl Calciumcarbonat als auch Calciumoxid Gips produziert Dies geschieht meist in einem Gegenstromwascher dem Absorber Wahrend das Rauchgas den Behalter von unten nach oben durchstromt reagieren die Schwefelverbindungen mit der Waschsuspension Diese wird durch Spruhebenen die im oberen Bereich des Absorbers angebracht sind fein verteilt und rieselt nach unten in eine Auffangwanne Sumpf Im Behaltersumpf wird das Umsetzungsprodukt des Schwefeldioxides Calciumsulfit durch Zugabe von Sauerstoff Luft zu Calciumsulfat Gips aufoxidiert 1 2 S O 2 2 C a O H 2 2 C a S O 3 2 H 2 O 2 C a S O 3 O 2 4 H 2 O 2 C a S O 4 2 H 2 O 2 S O 2 2 C a O H 2 O 2 2 H 2 O 2 C a S O 4 2 H 2 O displaystyle begin aligned mathrm 2 SO 2 2 Ca OH 2 amp longrightarrow mathrm 2 CaSO 3 2 H 2 O mathrm 2 CaSO 3 O 2 4 H 2 O amp longrightarrow mathrm 2 CaSO 4 cdot 2 H 2 O hline mathrm 2 SO 2 2 Ca OH 2 O 2 2 H 2 O amp longrightarrow mathrm 2 CaSO 4 cdot 2 H 2 O end aligned nbsp dd Nachdem frischer Kalk beigemengt und ein Teil des entstandenen Gipses ausgeschieden wurde wird die Suspension uber Umwalzpumpen wieder in die Spruhebenen gepumpt Ist das Rauchgas im oberen Bereich des Waschers angelangt werden die letzten Suspensionstropfen im Tropfenabscheider entfernt und das Gas kann gereinigt die Anlage verlassen Weitere Verfahren sind die Spruhabsorption Trockensorption und die Ammoniak REA Walther Verfahren Zu den regenerativen Verfahren gehort das Wellman Lord Verfahren das insbesondere in Raffinerien Anwendung findet Ein weiteres Verfahren welches mehr und mehr an Bedeutung gewinnt ist die kohlenstoffbasierte selektive katalytische Reduktion CSCR welche auf Adsorption an Aktivkohle basiert 2 Hierbei durchstromt das zu reinigende Rauchgas vorzugsweise einen Gegenstrom Wanderbett Adsorber von unten nach oben wobei das Adsorptionsmittel Aktivkoks langsam von oben nach unten nachruckt 3 Der beladene Aktivkoks kann durch thermische Behandlung in einer Desorptionsanlage Desorber regeneriert werden Das auf diese Weise aus dem Desorptionsprozess gewonnene Reichgas welches SO2 Konzentrationen von typischerweise 15 20 Vol vorweist kann zur Herstellung von Schwefelsaure oder elementaren Schwefel verwendet werden 4 Anlagen dieser Art sind beispielsweise in Mullverbrennungsanlagen wie etwa der Mullverbrennungsanlage Flingern 5 und in chinesischen Stahlwerken der Jiangsu Shagang Group der Anshan Iron and Steel Group und der Masteel Group verbaut 6 Reststoffbehandlung BearbeitenVon jahrlich in Deutschland ca 7 Mio t anfallendem REA Gips verwertete die Baustoffindustrie 1995 ca 3 Millionen t sodass ca 4 Mio t jahrlich in Deponien verbracht werden Gegenuber Naturgips hat REA Gips den Nachteil einer hoheren Restfeuchte und als Dihydrat vorzuliegen 7 Bei den Nassverfahren zur Rauchgasentschwefelung hierzu zahlen alle Verfahren mit Ausnahme der Spruhabsorption und der Trockensorption fallt Abwasser an das vor allem die loslichen Bestandteile unter anderem Halogenverbindungen Chloride usw und auch Schwermetallverbindungen aus dem Brennstoff und aus dem Absorptionsmittel enthalt Dieses Abwasser muss vor der Einleitung in Gewasser gereinigt werden Dies erfolgt wohl nicht auf olbetriebenen Schiffen die eventuell alkalisch mit Natronlauge nass entschwefeln und das Waschwasser ins Meer entlassen Literatur BearbeitenWolfgang Fritz Heinz Kern Reinigung von Abgasen Gesetzgebung zum Emissionsschutz Massnahmen zur Verhutung von Emissionen Mechanische thermische chemische und biologische Verfahren der Abgasreinigung Entschwefelung und Entstickung von Feuerungsabgasen Physikalische Grundlagen technische Realisierung 3 Auflage Vogel Wurzburg 1992 ISBN 3 8023 1454 9 Hans Gunter Heitmann Praxis der Kraftwerk Chemie 2 Auflage Vulkan Verlag Essen 1997 ISBN 3 8027 2179 9 Walter Kaminsky Verfahren zur Entschwefelung von Rauchgas In Chemie Ingenieur Technik 55 9 1983 ISSN 0009 286X S 667 683 N Williams G Srinivasan P Wechselblatt Beseitigung und Wiedergewinnung von SO2 aus den Rauchgasen von Kraftwerken In Chemie Ingenieur Technik 45 7 1973 ISSN 0009 286X S 437 441 Siehe auch BearbeitenAbgasreinigung Rauchgas Rauchgasentstickung Entschwefelung Sulphur Emission Control Area Regionen in denen der Ausstoss von Schwefel und Schwefeloxiden durch Seeschiffe eingeschrankt werden sollWeblinks BearbeitenRauchgasentschwefelung in Verbrennungskraftwerken Entschwefelung von Stadtgas am Beispiel des Gaswerks Wien SimmeringEinzelnachweise Bearbeiten W Buchner R Schliebs G Winter K H Buchel Industrial Inorganic Chemistry VCH Weinheim 1989 ISBN 3 527 26629 1 S 394 Karl Knoblauch Ekkehard Richter Harald Juntgen Application of active coke in processes of SO2 and NOx removal from flue gases In Fuel Industrial Conversion of Coal and Carbon to Gas Liquid and High Value Solid Products Band 60 Nr 9 1 September 1981 ISSN 0016 2361 S 832 838 doi 10 1016 0016 2361 81 90146 0 sciencedirect com abgerufen am 24 Marz 2020 Patent DE2626939C2 Verfahren und Vorrichtung zum Abtrennen von unerwunschten gasformigen Bestandteilen aus einem Abgas Angemeldet am 16 Juni 1976 veroffentlicht am 3 Dezember 1987 Anmelder Bergwerksverband GmbH Erfinder Rolf Noack et al Patent EP0574675B1 Wanderbettreaktoranlage Angemeldet am 12 Mai 1990 veroffentlicht am 4 Oktober 1995 Erfinder Horst Grochowski Mullverbrennungsanlage Stadtwerke Dusseldorf Abgerufen am 24 Marz 2020 WKV Dr Grochowski Anlagentechnik GmbH Abgerufen am 24 Marz 2020 deutsch Karl Heinrich Grote Jorg Feldhusen Dubbel Taschenbuch fur den Maschinenbau Springer Verlag 2011 ISBN 978 3 642 17306 6 S L52 Google Books Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rauchgasentschwefelung amp oldid 236088852